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> Philosophinnenstammtisch, fragen, bis der Arzt kommt ...
DerTagAmMeer
Beitrag 05.Feb.2006 - 23:06
Beitrag #1


Adiaphora
************

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Userinnen-Nr.: 596



Für alle, die sich nur noch dunkel erinnern oder damals noch nicht dabei waren: Der Link ins Wohnzimmer.

Für alle, die einen Kaltstart bevorzugen: Wie passt die Kenntnisnahme eines drohenden Selbstwertbankrotts durch Arbeitslosigkeit (1), einer beobachtbaren Boykotthaltung wider Wellnessbegeisterung und bessere Vernunft (2) sowie einer Zunahme religiöser Fanatiker (3) in einen Kopf?

Oder mit Goethe: Warum ist der Mensch noch immer nicht edel, hilfreich und gut? (4)

Durch Zufall sind mir heute Dostojewskis "Aufzeichnungen aus einem Kellerloch" in die Hände gefallen, die eine Antwort vorschlagen, die ich ausgesprochen fruchtbar fand, um diskutiert zu werden:

QUOTE (abgetippt weil keine Online-Edition zum Verlinken zu finden war)
Nun frage ich Sie: was kann man denn von dem Menschen erwarten, als von einem Geschöpf, das mit so sonderbaren Eigenschaften begabt ist?

Überschütten Sie ihn mit irdischen Gütern, tauchen Sie ihn ins Glück bis über den Kopf, so daß nur noch Bläschen an die Oberfläche des Glücks aufsteigen, wie die im Wasser; geben Sie ihm einen solchen wirtschaftlichen Wohlstand, daß ihm nichts anderes zu tun bleibt, als zu schlafen, Pfefferkuchen zu essen und sich um die Fortdauer der Weltgeschichte zu bemühen, - so wird dieser Mensch Ihnen auch hier, auch hier, aus bloßer Undankbarkeit, aus bloßer Schadenfreude eine Gemeinheit machen.

Er wird sogar die Pfefferkuchen dran wagen und absichtlich den verderblichen Unsinn wünschen, die unwirtschaftliche Sinnlosigkeit, einzig und allein, um sein verderbliches, phantastisches Element mit dieser positiven Vernunft zu vermischen.

Gerade seine phantastischen Träume, seine gemeinste Dummheit wird er für sich behalten wünschen, einzig deshalb, um sich selbst zu bestätigen (als ob das so unbedingt nötig wäre), daß die Menschen noch immer Menschen sind, und keine Klaviertasten, auf denen die Naturgesetze zwar selbst spielen, eigenhändig, aber so lange zu spielen drohen, bis man sich ohne den Kalender nichts mehr wünschen wird.

Und nicht genug: sogar in dem Falle, daß er sich tatsächlich als Klaviertaste erweist und man ihm das sogar durch die Naturwissenschaften und mathematisch beweist, so wird er auch dabei nicht zur Vernunft kommen, sondern im Gegenteil absichtlich irgend etwas tun, aus purer Undankbarkeit; eigentlich nur, um auf seinem Stück zu bestehen.

Falls er keine Mittel dazu findet, wird er Zerstörung und Chaos hervorrufen, sich verschiedenartige Leiden ersinnen, aber doch sein Stück durchsetzen! Er wird den Fluch in die Welt schicken [...], so wird er womöglich allein durch einen Fluch seinen Zweck erreichen, das heißt, sich tatsächlich überzeugen, daß er ein Mensch und keine Klaviertaste ist!

Wenn sie sagen, daß man auch das alles nach einer Tabelle ausrechnen könne, das Chaos, und die Finsternis, und den Fluch, so daß allein die Möglichkeit der vorherigen Berechnung alles zum Stillstand bringen und der Verstand die Oberhand gewinnen müsse, - so wird der Mensch in diesem Fall absichtlich wahnsinnig werden, um keinen Verstand zu haben und seinen Willen durchzusetzen!

Ich glaube daran, ich sehe dafür ein, weil das ganze menschliche Tun und Treiben wirklich nur darin zu bestehen scheint, daß der Mensch sich jeden Augenblick selbst beweist, daß er ein Mensch und kein Stiftchen ist!


Was denkt ihr?
Ist der eigene Wille Ausdruck der Würde?
Und wenn - warum ist es uns so wichtiger, unsere Mitmenschen einer allgemein verbindlichen Willenserklärung zu unterwerfen, statt ihre Würde zu respektieren?
______________________

(1) = Meinung zum Thema Arbeitslosigkeit: "arbeitslosigkeit ist auch immer der versuch, dem menschen seine individualität zu nehmen"
(2) = Aussage zum Thema Nichtraucherinnenfreundliche Länder: "Und für den Ausdruck persönlicher Freiheit habe ich das Rauchen auch noch gehalten"
(3) = Thema Angst vor Muslimen?
(4) = Beitrag zum Thema Das Y-Chromosom im Kopf:"Egal was man tut, wer als Mann geboren ist bleibt genetisch immer ein Mann. Und das die Genetik große Auswirkungen auf unser Erleben und Verhalten hat, ist ja bekannt."
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Bilana
Beitrag 12.Feb.2006 - 22:17
Beitrag #2


Capparis spinosa
************

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QUOTE
Trotzdem habe ich meine Schwierigkeiten, die als "Kismet", "Karma" oder "göttliche Weltordnung" bezeichneten Glaubensvorstellungen aus ihren kulturellen Zusammenhängen zu lösen und auf eine allgemeine "Steuerbarkeit" der Individuen anzuwenden.


Ganz und gar nicht, so will ich das nicht verstanden wissen.

QUOTE
Und viele Muslime in der Diaspora nehmen diese "Freiheit des Islam" sehr bewußt und deutlich wahr.


Wohl wahr, im Exil. Aber um diese Minderheiten geht es kaum. Ohne soziokulturelle Einbettung lässt sich jede Religion und Ideologie leicht hinterfragen. Aber jede Gruppe erzeugt Embeddedness. So war man z.B. in der DDR groß im Hinterfragen von Religion, aber die Staatlehre und Ideologie wurde kaum hinterfragt. Abgesehen von Repressalien war man halt darin „Embedded“. So war das Volk steuerbar und so sind auch Muslime im Iran, in Pakistan und anderen Staaten dieser Tage lenkbar.

Dann stellt sich mir die Frage was ist freier Wille. Sicher jede[r] rühmt sich dessen. Aber manchmal ist es vielleicht nur ein Trugbild oder ein Kompromiss (Freiheit versus Notwendigkeit).
Das gilt wohl für Ehrenmörder, wie für so manche deutsche Hausfrau.

QUOTE
Allerdings halte ich Kulturen wie Menschen für deutlich vielschichtiger und flexibler als gemeinhin angenommen wird, solange man sie nicht mit der Brechstange zu erziehen sucht, sondern es ihnen selbst überlässt, die religiösen Überzeugungen auf veränderte Gegebenheiten und gesellschaftliche Notwendigkeiten "einzustellen". Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich so viel Hoffnung in den Dialog und das praktische "Miteinanderleben" setze.


Da stimme ich zu. Würde ich das nicht, könnte ich mich ins Grab legen. Gleich hier und jetzt. ;)


QUOTE
Unser emotionales Bedürfnis nach Bestätigung/Spiegelung hat allerdings nichts in diesen globalen Zusammenhängen zu suchen. Das Medium ist dafür schlichtweg ungeeignet. Und ich finde, dass gerade da unnötigerweise einiges schief läuft.


Allerdings aber da sind wohl die Anpassungsschwierigkeiten in der globalisierten, massenmedialen Welt. Überhaupt wage ich zu bezweifeln, das die menschliche Psyche sich dem je wirklich anpassen kann. Der Schritt vom Land auf die Stadt (von europ. Ausmaß) mag gelungen sein. Aber dann in Megacitys, Globalcitys, globales Dorf?
Immerhin gibt es Belege, dass Menschen alleine durch das was Massenmedien übertragen traumatisiert werden können. Hochgradig unlogisch eigentlich, wenn Menschen in Paris, Berlin und Jakarta durch die Bilder des 11. Sept. traumatisiert werden, wenn das mit der Psyche geschieht. Aber das tut es.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 12.Feb.2006 - 22:44
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