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Beitrag
#1
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Satansbraten ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 550 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 55 ![]() |
Deutsch-Deutsche Geschichte
vom 9. November zum Projekt Hartz IV Als ich gestern einem Freund bei einem Interview geholfen hatte, bekam ich einen sehr interessanten Einblick in Erlebnisse zur Deutsch-Deutschen Geschichte. Die Frau war Schwedin und hatte als Reporterin in Berlin gearbeitet, was eine andere Sichtweise zur Grundlage hat. Der Einblick in ihre Erinnerungen und Erlebnisse war unglaublich faszinierend. Sie selbst hatte sich auch vielmehr als Beobachterin gesehen- dennoch, durch ihre eher neutrale Position hatte sie einen anderen Blick, der in der momentane Lage wirklich helfen würde (wenn es denn auch offene Ohren gäbe...) Wir kamen dann auch auf die Verbindung der Entwicklungen und Geschehnisse um den 9. November mit der heutigen Lage, sprich Hartz IV. Welche Verbindungen hinsichtlich des Mauerfalls und der dahinterstehenden Bewegung sich stellen könnten. Dabei hatte sie auf sehr nüchterne Art und Weise geschildert, wie ihr die Veränderungen aufgefallen sind. Um es kurz zu erzählen- sie hatte von einigen Erlebnissen berichtet, die sehr viele unterscheidliche Emotionen aufzeigen. Daher stelle ich nur ein paar plakativ vor- So z.B. als sie bei einer Bank um 24.00 den Geldwechsel fotographieren wollte und bei dieser Bank die Menschen sich fast erdrückt und umgebracht hätten. Es wäre eine unglaubliche materielle Sucht-Verlangen-Gier gewesen, die die Stimmung ausgzeichnet und aufgeheizt hätte. Im Vergleich zu heute- wo 2 Autos ín einer Familie teilweise Standard sind, wo man freie Markenwahl hat (Zigaretten, Kleidung etc.)- alles, wovon man damals geträumt hatte. Und die Unzufriedenheit heute ist größer. Das war ein Ding was sie nicht verstanden hatte- man habe nun einen höheren Standard erreicht, und das man für diesen kämpfen und arbeiten muß, hätte man wissen müssen. Auch im Westen gab es nicht wirklich goldene Kloschüsseln- trotz kursierender Legenden. Ein aber hinsichtlich für Hartz IV weitaus interessanterer Gedanke war aber dieser-als die neuen Bundesländer eingemeindet wurden, fand bis zum heutigen Tage nur eines statt: Das Bild und die Funktionsweise des Westens/der alten Bundesländer wurde schematisch fast komplett auf den Osten übertragen. Was wurde ernsthaft ausgetauscht? Zum Vergleich- mal etwas polemisch- Wieviel West gibt es in Ost... und gegenüberstellend: wieviel Ost gibt es in West? Es fanden leider keine Basisgespräche statt- was nicht heißen soll, dass man das sozialistische System hätte weiterführen sollen- bitte nicht!- aber anstatt gemeinsam zusammenzuwachsen, fand eine übergreifende Umstrukturierung der einen Seite ohne Austausch mit der anderen statt. Problematisch ist, dass man das "westliche System" dem Osten aufgestülpt hat, ohne mit Zeit und der Bevölkerung zu arbeiten. Es gibt viele Persönliche Geschichten, die das, was ich meine viel deutlicher zeigen würden als alle Theorie der Welt. Hunderte von Geschichten. Die West-Verwandten, die schockiert waren als die Ost-Verwandtschaft nach dem Mauerfall vor der Tür stand und mehr vom Westen wollte, als die Weihnachtlichen Packete. Die Ost-Verwandten, die schnell und sofort den gleichen Standard wollten. Wachsende Gier und Mißtrauen. Die erhabene Zurückhaltung des Westens, was sein Gebiet betraf und dann der stürmende Neu-BRD-Teil- bis zum wachsenden Eindruck des "Deutschen zweiter Klasse". Auf beiden "Seiten" hatte sich irgendwie Bilder und Ideen vom "Gegenüber" ausgebildet, die eine weitaus größere Differenz hat teilweise wachsen lassen. Der fehlende Austausch... außer vielleicht eine klischeehafte Mystifizierung für die Medien zur Trend-N-O-stalgiewelle passend zum Sommerloch auf RTL II, produziert vielleicht in Hamburgoder Bonn. :ph34r: empfinde ich als eines der größten Probleme- das Tellerrand-Denken der Kreise. Was das in Verbindung zu Hartz bedeutet- nun, um den Mauerfalls herum gab es so viele Energien, Kräfte, Stimmungen- die trotz ihrer Kraft so unglaublich friedlich blieben. Man hatte damals die Chance auf einen Neubeginn. Doch anstatt miteinander zu bauen, wurde eine Folie aufgesetzt und nachgezeichnet. Wenn ich mir nun die Umfrageergebisse zu Hartz IV anschaue, so frage ich mich, wieviel Bilder man (auf beiden SEiten) noch vor sich hertragen will, ehe man endlich mal Tacheles redet und auch selbst mal vom eigenen Teller hochschaut. Wo stehen wir jetzt? Was ich sagen wollte- wie seht und beurteilt ihr die Verbindungen der Deutsch-Deutschen Geschichte um den Mauerfall und seine Entwicklung hinsichtlich der momentanen Lage. Von welchem Standpunkt aus habt ihr es erlebt und wie denkt ihr euch eine weitere Entwicklung´- oder anders- welche Gedanken kommen euch? Persönliche, politische, beobachtende... Fakt ist- es ist ein Thema, welches lange nicht richtig besprochen wurde und immer noch stumm zur Seite gelegt wird. Entschuldigt auch für die langen Worte, aber das Interview beschäftigt mich immer noch- so viele lebendige Eindrücke, die um mich herumsprudeln. Liebe Grüße, Gilgamesch Der Beitrag wurde von Gilgamesch.Minerva-ath bearbeitet: 10.Oct.2004 - 19:43 |
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Beitrag
#2
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Satansbraten ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 550 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 55 ![]() |
Hallo Willow, ersteinmal danke für deinen Beitrag- und die Geduld meinen Eröffnungsbeitrag wirklich zu lesen ;) . Hm- Du hast etwas Wichtiges angesprochen- die zunehmende Mystifizierung des "Produktes Ost" wie ich es jetzt einmal anspielend auf die derzeitige Vermarktungsstrategie nennen will. Die geläufigsten Sprüche hast du ja scharf entschärft. Allerdings sehe ich das Problem von zu starker Idealisierung von Zuständen nicht nur diesen Bereich betreffend. Weshalb nun viele vom "Guten Osten" schreien- nun nicht, weil im Osten etwas gut oder schlecht war, sonden weil es den menschen so einfacher fällt eine Fehlentwicklung in Bilder zu packen. Eben jene Bilder-Bildung, die so große Probleme verursacht (hat). Der ehemalige Osten war sicherlich ein wunderbares Ackerland um Hoffnungen zu pflanzen und Bilder zu malen. Sei es vom goldenen Westen damals oder vom rosaroten Osten heute. Die Problematik geht dennoch weiter- gerade wenn man Hartz IV als Gesamtdeutsches Problem betrachten will- was man zwar sollte, aber immer noch nicht wird. Und da sehe ich eines der größten Probleme. Bilder und der Blick auf den eigenen Teller findet nämlich leider auf beiden Seiten statt. Auch im Westen gibt es das Bild des unterentwickelten Ostens- ideologisch verklärter, arbeitsscheuer Menschen- die zum kleinen Finger die ganze Hand nehmen und nun durch Hartz IV ersteinmal richtig gehandhabt werden müssen, anstatt ihnen weiter Geld in den Rachen zu werfen. Es wird auf beiden Seiten eine Position eingenommen- welche die eigentlich Betroffenen unter sich zermalmt. Denn Hartz IV ist kein ostdeutsches Problem, wie es viele Altbundesländler gerne sehen würden. Und weshalb beispielsweise Attac rät die Energien von den "Montagsdemontrationen" (die m.M. nach keine sind) auf andere Richtungen zu lenken ist daher interessant- wie wenig selbst das Problem um Hartz eigentlich interessiert. Es geht hier nicht wirklich um einen Sozialstaat der erhalten und aufgebaut, bzw. umstrukturiert werden muß. Es geht um eine Form des Ost-West Konffliktes- der das gesamtdeutsche Problem untergräbt. Weshalb hat man die Demonstrationen "Montagsdemos" genannt? Diese Bedeutung spricht hauptsächlich eben jene Ost- Nostalgiker und manche Rot-Intellektuellen an- aber der arbeitssuchende Mensch im Westen (und manch einer im Osten) findet sich nicht wieder- einfach weil hier immer noch eine ganz andere Wut und Unzufriedenheit dahintersteckt. Und da sehe ich auch eines der Probleme mit Hartz IV und weshalb sich der Ost-West-Konflikt weiterverschärfen wird. Der Austausch- der fehelnde von dem ich gesprochen hatte- findet/fand heute wie damals nicht statt. Offiziell sind wir ein Volk- warum predigen wir dann immer noch um Gemeinschaft? Was läuft hier schief? Du hattest etwas gesagt-
Das sehe ich als einen Kern- und Knackpunkt, der bis heute Konsequenzen trägt. Was wurde sich denn damals gewünscht? Und warum hat man über diese Wünsche- auf beiden Seiten- nicht hinaus auf die Welt geschaut oder endlich mal offen ohne Projektionen miteinander geredet... Zumindest war die Einverleibung nicht ganz einnehmlich, das nur noch angesetzt. Man wollte die Veränderung- zum Westen hin. Aber man wollte sie mit erarbeiten und nicht überrannt und aufgekauft werden. Es war teilweise kein Aufbau, sondern Aufkauf Ost. Es ging beiden Seiten nicht um eben jene wichtige Aufarbeitung, sondern um Konsum. Ost und West. Und dieser Fehler wird nicht behoben, sondern neu- vielleicht ein bisschen anders- aber zumindest wieder gemacht. Man muß aufpassen nicht in Opfer-Täterkategerien wie in der Wirtschaft zu denken- hier geht es weiterhin um Menschen. Und Fehler erfordern nicht Täter und Opfer, sonden Verantwortliche. Der Beitrag wurde von Gilgamesch.Minerva-ath bearbeitet: 10.Oct.2004 - 20:51 |
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