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Beitrag
#1
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.798 Userin seit: 25.11.2004 Userinnen-Nr.: 823 ![]() |
Bereits als Kind erzählt man uns vom Weihnachtsmann – bis wir eines Tages entdecken, dass die ganze Geschichte ein Schwindel ist und kein alter Mann mit rotem Mantel und weißem Rauschebart die Päckchen unter den Baum legt – oder in den Kamin stopft.
Laut Untersuchungen lügt der Mensch rund 200mal pro Tag (da fallen auch Äusserungen wie „schön, Dich zu sehen“ mit rein). Wie oft antwortet man „danke, gut“ auf die Frage „wie geht’s Dir?“, obwohl es einem alles andere als gut geht, man das in dem Moment nur nicht ausbreiten möchte oder aus reiner Bequemlichkeit. Wo hören bei euch Notlügen auf? Ist es akzeptabel, aus Taktgefühl die Unwahrheit zu sagen, weil man den anderen nicht verletzen möchte? Oder ist für euch eine Lüge schädlicher als die Wahrheit – auch wenn sie noch so bitter ist? Unterscheidet ihr überhaupt zwischen Lüge und Notlüge? Wertet ihr das Verschweigen von etwas bereits als Lüge? Welche Lüge(n) fändet ihr unverzeihlich? Und nun: ehrliche Antworten bitte :) Vio |
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Beitrag
#2
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verboden vrucht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 2.903 Userin seit: 16.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.862 ![]() |
Lügen? Bei genaurem Überlegen ein wirklich komplexes Thema. Hier eine kleine Reise durch meine ersten Gedaken dazu:
Da fällt mir z.B. ein Mensch ein, den ich öfters treffe. Ein intelligenter Mann Mitte 40, der sich extrem schlecht verkaufen kann, und der seit über 20 Jahren durch alle Maschen des Arbeitsmarktes fällt. Anfangs dachte ich, der mache das mit Planung und Taktik - doch nach mehreren Jahren Bekanntschaft, und vielen intensiven Gesprächen sehe ich ihn als ebenso authentisch und integer wie anstrengend und zäh. Wenn er überhaupt was sagt, dann ist es das, was er denkt. Er drückt sich hochkompliziert und gewunden aus, weil seine Gedanken eben so sind - und was aus seinem Mund kommt, ist höchst selten das, was allgemein von einem normalen, arbeitsfreudigen, gesellschaftskompetenten Menschen erwartet wird. Derselbe Mensch hat sich vor etlichen Jahren mehrfach die absolut vorhandene und zum Greifen nahe Chance auf Kriegsdienstverweigerung vermasselt, weil er den entscheidenden Satz, den sie ihm richtig auf dem Silbertablett wohlwollend servierten ("nun sagen Sie es doch schon, Herr ....), partout nicht über die Lippen brachte. "Es war eine Farce", sagt er, "und ich konnte da nicht mitspielen." Der Mann wird heute, über 20 Jahre später, noch blaß, wenn er davon erzählt, wie er ohnmächtig und wie gelähmt zwischen seiner Unfähigkeit selbst zur Notlüge und den freundlichen aber paragraphentreuen Beamten vom Kreiswehrersatzamt stand. Der Wehrdienst muß die Hölle für ihn gewesen sein. Ist Lügen manchmal nicht einfach gesünder? Natürlich "lüge" bzw. "verschweige" ich. Z.B. indem ich bestimmte Anteile von mir weit eher zeige als andere, weil ich weiß, daß es mir Respekt, Anerkennung verschafft. Ich bin eine Person des öffentlichen Lebens. Wenn ich durch meine Viertel gehe, begegnen mir meine Patienten auf Schritt und Tritt. Seit das so ist, d.h. seit vielen Jahren, lege ich keine lautstarken Szenen oder Heulkrämpfe auf offener Straße mehr hin. Zuhause kommt das schon manchmal vor, wenn auch nur noch selten. Manchmal denke ich, während ich die lebensweise Therapeutin bin: "Wenn du/ihr meine innere Dreijährige kennen würdet." Und manchmal sage ich es, wenn die Hoheitsverehrung allzu groß wird. Jahrelang hatte ich einen Rucksack voller Bequemlichkeitlügen zum Thema "Warum ich (wie meistens) 5 Minuten zu spät auf der Arbeit erscheine" stets dabei, aus dem ich mich dann fast täglich mit routiniertem Griff bediente. Irgendwann merkte ich, wie absurd das ist. Seither steh ich freimütig dazu, daß ich eine chronische Morgen-Trödlerin bin, für die es Wichtigeres gibt, als das zu ändern. Offensichtlich brauch ich das Durchstarten in allerletzter Sekunde, damit ich wach in den Arbeitstag gehen kann. Für´s Nicht-Lügen braucht es Einiges an Selbsterkenntnis und Selbstbewußtsein. Wenn ich eine Krankschribung brauche, sage ich zu meiner Ärztin: "Ich bin nicht krank - aber wenn ich nicht ein paar Tage zuhause bleibe, werde ich es." Ich bemühe mich, möglichst direkt, klar und wahrhaftig zu sein - um meiner selbst willen. Die Kluft zwischen Innenleben und Außenleben wird kleiner, je mehr ich mit mir im Reinen bin, und je bewußter mir wird: Alle Gedanken auf dieser Welt werden ständig recycled. Nichts, was jemand denkt, ist nicht schon millionenfach von anderen gedacht worden. Es sind Gedanken, gute, böse, hinterhältige, liebevolle, fürsorgliche, gemeine, armselige, feinsinnige .... Gedanken - man muß sie nicht alle glauben. Sie ziehen durch unsere Köpfe, ob wir wollen oder nicht. So ist das eben bei uns Menschen. "Hast du schon mal daran gedacht, mich zu verlassen?" "Selbstverständlich, mein Engel." Meine Frau hat mich eine zeitlang zu beschummeln versucht, was Bio und Nicht-Bio angeht. Sie ist die Sparsamere von uns beiden, und manchmal fand sie einen Biopreis überzogen, wo ich keinen Gedanken ans Sparen verschwendet hätte. Mit gespitzten Antennen fragte ich "Bio?" und sie sagte "Ja." Wir hatten ziemlichen Zoff deswegen, denn ich hab´s gemerkt. Wenn ich stunden- und tagelang mit mir rumschleppe, daß ich belogen worden bin, obwohl die eigentliche Lüge nur zwei Sätze lang gedauert hat, belüge ich mich weiter und weiter. Meine Gedanken sind dann Lüge - die Realität ist längst eine andere. Wenn ich tage- und wochenlang mit mir rumschleppe, daß ich gelogen habe, lüge ich weiter - in Gedanken, und identifiziere mich mit etwas, was ich nicht mehr bin. Anstatt der aktuellen Realität angemessen zu handeln, im Moment zu sein. Welche Lüge ich nicht verzeihen könnte? Ehrlich - ich glaube, da gibt es keine. Es gibt Lügen, die mich wütend oder traurig oder fassungslos machen - aber verzeihen könnte ich wohl letztlich jede. Ich liebe uns Menschen nun mal, wie wir halt sind. Von großartig, wundervoll, mutig, hinreißend ... bis hin zu schwach, feige, verängstigt, falsch, berechnend. Das Potential ist immer die volle Bandbreite. (IMG:http://www.cosgan.de/images/smilie/verschiedene/s010.gif) Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 16.Jul.2006 - 10:58 |
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