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Beitrag
#1
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.387 Userin seit: 04.09.2005 Userinnen-Nr.: 2.058 ![]() |
... dem Täter vergeben können, um selber frei zu sein!"
Ich guck gerade Tatort und da hat eine Frau diesen Satz gesagt und ich weiß gerade nicht, ob ich mich furchtbar darüber aufregen soll, ob ich mir das zu Herzen nehmen soll, ob es stimmt, ob ich dann wohl nie "frei" sein werde.... Mein Gefühl sagt mir, dass Vergeben mein Leben nicht besser macht. Warum soll man so einem Menschen auch Vergeben? Warum haben solche Menschen eine zweite Chance verdient?? Wer gibt mir denn eine zweite Chance?? Keiner... Niemand kann mein Gehirn wieder "gerade" rücken, mir den Schlaf zurückgeben, meine Kindheit, Jugend, Leben, Lieben.... Niemand kann das. Ich bekomme keine zweite Chance, ich muss damit leben, ob ich will oder nicht, ob es geht oder nicht. Klar, es ist nur ein Film... Aber ich weiß, dass es Menschen gibt, die das wirklich denken. Ob das was mit Religion zu tun hat... Vielleicht. Hat es was mit Stärke zu tun?? Bin ich dann schwach?? Ich weiß, dass ich oft schwach bin, aber liegt es daran, dass ich nicht verzeihen kann, nicht verzeihen will. Was denkt Ihr?? Wär ich freier, wenn ich vergeben könnte?? Wär mein Leben leichter? Ich bin gerade etwas sehr verwirrt. Blubb |
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Beitrag
#2
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verboden vrucht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 2.903 Userin seit: 16.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.862 ![]() |
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Was mich anspringt von deiner Frage, Blubb, ist nicht das Wort "Vergebung". Es ist das "man muß". In "man muß" steckt: "Kampf. Entbehrung. Zwang. Abschneiden. Kontrollieren. Abgewöhnen. Ausmerzen. Wenn nicht ... dann." Mit Vergebung, wie ich sie verstehe, läßt sich "man muß" nicht vereinbaren. Vergebung muß nicht. Vergebung wächst. Sie geschieht, aus einem Sich-Ausdehnen, Sich-Öffnen heraus. Vergebung ist Leben, ist ein Prozeß. Sie ist etwas Geschmeidiges, Weiches. Mensch kann nicht hergehen und sagen: "so! Jetzt vergebe ich.", und es mal eben über´s Knie brechen. Sie ergibt sich ganz von selbst, wenn ich lerne, mich meines Problems nicht entledigen zu wollen (was nicht geht), sondern es zu meinem Verbündeten zu machen. Ich heiße es willkommen, trete in Kommunikation, frage, lausche. Meine Frage lautet nicht: "Warum?", sondern "Was?" - "Was fühle ich?" Der Grund ist unwichtig. Ich ehre die Gefühle, die mir aus Schmerz und Verlust entstehen ebenso, wie die, die mir aus Freude herangewachsen sind. Ich lebe sie - ohne ihnen eine Richtung zu geben. Ist da Haß? Okay, es ist MEIN Haß. Ist da Wut, bittere Enttäuschung? Okay, es sind MEINE. Es ist MEINE ENERGIE. Will ich sie teilen, indem ich sie an jemanden herantrage, jemanden beteilige? Nein, ich NUTZE sie. FÜR MICH. .... und sie verwandelt sich in Leben. Sie IST Leben. Sie kann Antrieb, Schaffenskraft, Lust, Liebe, Kreativität sein. Diese Aspekte meiner Energie teile ich mitunter gerne. Ich mag die Konsequenzen, die sie nach sich ziehen.Ich sehe zu, daß ich nur das teile, von dem ich will, daß es mit Verstärkung zurückkommt. Alles andere lasse ich das sein, was es ist, und gebe es der Verwandlung anheim.(Außer, wenn eines meiner inneren Kinder es schafft, vorübergehend das Ruder zu übernehmen. Dann will ich nicht mehr für mich selber sorgen - so lange, bis die große sonnenstrahl es ein bißchen schaukelt und beruhigt und es sich wieder zum Spielen trollt) Wut wird kleiner, wenn sie mit weit ausgebreiteten Armen empfangen wird. Ebenso Schmerz. Wenn ich mich mit ihnen verbünde, öffne ich mich dem Ganzwerden, dem Heilsein: Nichts, was zu mir gehört, wird ausgesperrt. Aus jeder Begegnung, aus jeder Krankheit, aus jeder Krise, aus jeder Verletzung gewinne ich Kraft, so wie auch aus jeder Herzensfreude. "Du mußt" beinhaltet "dieses - im Gegensatz zu jenem." "Du mußt das tun, das andere mußt du lassen." Diese Haltung heißt uns ausblenden. Da ist etwas, das soll nicht zu mir gehören. Da ist jemand, den ich Täter nenne, der soll nicht in meine Welt gehören. Ich "muß" ihm dafür vergeben. Damit wasche ich mich rein von den dunklen Seiten meines Lebens. Ich wasche meine Welt rein. Oder? Wo wasche ich die dunkle Seite hin? Habe ich nicht selbst das Potential: Zu verletzen, Gewalt auszuüben, zu morden? Alles steckt in uns allen. Vergebung bedeutet für mich nicht: Diesem einen Menschen etwas zu vergeben, wozu nur er (oder sie) in der Lage ist. Er und Kreaturen wie er. Diesem einen Menschen etwas zu vergeben, der das Leid in mir zum Klingen gebracht hat. Vergebung bedeutet: Uns Menschen zu vergeben, daß wir Menschen sind. Mir zu vergeben, daß ich all das (auf vielleicht andere Weise) auch könnte. Mich zu lieben - mit all diesem Potential. Denn nur, wenn ich das Tal meiner Schatten durchschritten habe, nur, wenn ich mich annehme mit all der Wucht und Grausamkeit und Barbarei, die auch in mir wohnt, dann, erst dann kann ich so frei sein, mich ihrer NICHT zu bedienen. Das heißt auch: Mich ihrer in Gedanken nicht zu bedienen. Den Gedanken, die mir permanent einflüstern: "Man(n) hat mir wehgetan. Ich bin ein Opfer. Da war Gewalt + ist Gewalt + bleibt Gewalt" keinen Glauben zu schenken. Es ist vorbei. Da ist eine Frau, mit oder ohne Narben, die lebt. Die Erinnerung verliert ihre Macht. Vergeben ist oft ein langer, wenn ich will spannender Weg, mit Kurven, Sackgassen, Steilhängen. Frau "muß" diesen Weg nicht zuende gehen. Es trägt sie sowieso dorthin, ob sie will oder nicht. Eines Tages wird jede von uns den Tod erleben - als eine weitere große Verwandlung, als weiteren Teil ihrer Ganzheit, als weitere Ausdehnung ins große Miteinander. In die Leere. In die Fülle. In die Geburt, als was auch immer. und sei es, daß aus unserer Erde ein Baum wächst. Je bewußter die Einzelne ihren Weg jedoch geht, je mehr sie in Resonanz geht, je weniger sie an die Getrenntheit von Licht und Schatten glaubt, je aufmerksamer sie schreitet oder tanzt oder fliegt oder rollt oder klettet oder pflügt, um so größer ist ihr Empfinden für das Geschenk des Lebens. Das ist meine Erfahrung. Wenn ich mich wirklich in meinem GANZEN Menschsein annehme, dann schließt das mühelos ALLE anderen mit ein. Wenn ich dann etwas nicht mag, nicht will, mich etwas nicht aussetzen will, was mit einem Menschen zu tun hat (einschließlich meiner selbst), so hat das mit seinem/ihrem VERHALTEN zu tun, nicht mit dem Menschen selbst. Ein großer Unterschied. Vergeben ist etwas sehr Würdevolles. (IMG:http://www.cosgan.de/images/smilie/verschiedene/s010.gif) Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 25.Jul.2006 - 18:32 |
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