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> Kann ich ihr helfen?, ExFreundin mit tiefem Fall nach Trennung
McLeod
Beitrag 25.Aug.2006 - 13:25
Beitrag #1


mensch.
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Eigentlich wollte ich schon vor einem halben Jahr raus. Raus aus einem skurillen Alltag, den wir beide nicht wollten und den doch keine von uns ändern konnte. Wir haben viel versucht, haben geredet, uns Regeln gegeben, sie gebrochen und einander beinahe erstickt. Als ich gehen wollte, weil ich wieder atmen, leben und wachsen wollte, da ist sie zusammengebrochen, hat nichts mehr gegessen, konnte nicht mehr schlafen. Und bei mir fehlte dieses Gefühl von Erleichterung, das ich mehr als erwartet hatte. Ich zweifelte an meiner Entscheidung und ich kümmerte mich um sie. Kochte, schlief weiterhin im selben Bett, half ihr, sich professionelle Hilfe zu suchen. Sie war dann einige Wochen in einer Tagesklinik.

Wenn ich ehrlich bin, bin ich nie wirklich zu ihr zurückgekehrt. Obwohl ich sie ein paar Tage nach der versuchten Trennung fragte, ob sie mich denn wieder zurücknähme. Ich konnte einfach nicht einschätzen, welcher Fehler größer wäre: sie zu verlassen und wieder eine Beziehung aufzugeben und nicht über einen bestimmten Punkt hinauszukommen - oder bei ihr zu bleiben und bestimmte Punkte nie wieder erreichen.

Über den Sommer wurde es dann unerträglich, für uns beide. Innerhalb von einigen Wochen und nach vielen verzweifelten Gesprächen mit guten Freundinnen, die mir alle zurückspiegelten, daß ich im Grunde schon längst meine Entscheidung getroffen hätte, sie nur nicht vollziehen würde, habe ich mich dann getrennt. Ich habe all meine Alltags-Sachen bei ihr mitgenommen, hab ihr klar gemacht, daß ich nicht nochmal dasselbe Herumeiern machen wollen würde, wie beim ersten Mal.

Wieder ging es ihr dreckig. Sie verweigerte den Gang zum Arzt oder zu einer Not-Sitzung in der Klinik, sie aß nichts mehr, schlief kaum, roch plötzlich schon Mittags nach Bier und rauchte neuerdings in der Wohnung.

Ich bin für ein paar Tage aus der Stadt, besuchte alte Freunde, nahm mir den Abstand und fühlte mich in mich selbst zurückkehren. Ein gutes Gefühl.

Drei Tage nach meiner Rückkehr rief sie mich an, klang ein wenig unzusammenhängend, bat mich in ihre Wohnung. Ich hab ziemlich viele subtile Hinweise nicht verstanden, vielleicht war ich - trotz aller Lebenserfahrung - zu naiv, vielleicht wollte ich ihr glauben, vielleicht hab ich keinen Nerv auf subtile Spiele mit dem Leben. Der Kater hatte sie am rechten Handgelenk gekratzt (ach so), ob ich die Entsorgung gemeinsamer Sachen im Mülleimer entdeckt hätte (ich hätte leere Schmerztablettenpackungen gefunden), sie wolle mir einen Brief schreiben weil es schriftlich manchmal besser ginge - ich könne ihn am nächsten Tag abholen, wenn sie "weg sei". Und die Tropfen wirkten irgendwie nicht. - Welche Tropfen? - Na die von einer alten Freundin, die sie von ihrem Arzt gegen Unruhe verschrieben bekommen habe, aber nie hatte nehmen wollen.

Ich hab bei meinem Hausarzt angerufen, ob diese Tropfen in überhöhter Dosis irgendwie problematisch seien. Wir wurden zum Krankenhaus verwiesen. Sie ging mit nur wenig Gegenwehr mit.

Dort brach sie dann zusammen. Oder auseinander. Es stellte sich heraus, daß sie seit über 10 Tagen so gut wie nichts gegessen hatte und schon wieder stark untergewichtig war (das war wohl schonmal so vor einigen Jahren). Daß sie sich die Verletzungen selbst beigebracht hatte. Daß sie zu den Tropfen Unmengen von Schmerztabletten genommen hatte. Daß das zum Glück nicht gesundheitlich bedrohlich war. Daß sie wollte, daß ich auf sie aufpasse, aber doch nicht *so*. Jedem Arzt und jeder Freundin hatte sie einen Teil erzählt, niemandem das Ganze. Es war einer der härtesten Nachmittage meines Lebens. Ich versuchte ihr klar zu machen, daß sie in Gefahr ist. Daß sie Hilfe annehmen soll von Leuten, die sich damit besser auskennen als ich oder andere Freunde. Daß ich überfordert bin, die Verantwortung nicht mehr tragen kann. Nicht unter solchen Bedingungen.

Ich habe an diesem einen Nachmittag meine mentalen und körperlichen Akkus ausgequetscht. Sie bewerteten ihr Tun als Suizidversuch und nahmen sie erst einmal in die geschlossene Abteilung auf.

Nun ist sie wieder zurück. Und ich weiß nicht, was richtig ist, was hilfreich sein kann, was ihre fragile Stabilität nicht unnötig gefährdet. Ich habe meine letzten Sachen rausgeräumt und den Schlüssel dort gelassen. Weil ich über eine ihrer Freundinnen gehört habe, daß sie sich in Hoffnungen hineinsteigert, daß sich all ihr Denken um mich dreht. Ich denke, ich komme klar damit, wenn sie nachschaut ob in meinen Fenstern Licht brennt abends oder wenn sie Straßen vermeidet, damit wir uns nicht begegnen. Das ist alles ihr Ding und ich lasse mich davon wenig bedrängen und kontrollieren. Soweit bin ich schon und da bin ich ziemlich froh drum. Doch ich hab keine Ahnung, wie sich der direkte Kontakt gestalten soll. Ob er sich überhaupt gestalten soll. Ob ich sie in Ruhe lassen soll, ob ich sie wegschicken soll, wenn sie sich meldet. Ich weiß (es spricht der Verstand), daß sie ihre Probleme mit sich seit vielen vielen Jahren hat, um ein Vielfaches länger als wir uns kennen. Ich fühle mich (und da sind dann die Gefühle) mitverantwortlich für ihre gegenwärtige Situation.

Gibt es da draußen jemand mit ähnlichen Erfahrungen oder jemand mit viel Ahnung, wie das Ganze einzuschätzen ist? Oder wen ich um eine Einschätzung anfragen könnte?

Danke auf Fall für's Lesen und "Zuhören". Ich kann mit alledem ja derzeit nicht wirklich in unserem (ex)gemeinsamen Freundeskreis um Rat fragen, ohne ihre Privatsphäre übel zu verletzen. Zudem ich dort in all diesen Dingen sowieso schon die Einäugige unter den Blinden bin. Suche also Zweiäugige.

McLeod (immer noch ein wenig rekonvaleszent)

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 25.Aug.2006 - 13:25
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Diana
Beitrag 25.Aug.2006 - 13:56
Beitrag #2


Gut durch
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Du beschreibst eine sehr extreme Situation.
Und mein Eindruck ist, dass Du innerhalb dieser ausserordentlichen belastenden Umstände sehr konstruktiv und umsichtig gehandelt hast. Auch wenn es Dir selbst elend ging.
So gesehen hast Du getan, was möglich war. Und noch ein bisschen mehr.

Du weisst selbst, dass Deine Freundin große Probleme mit sich selbst hat. Sie hat nun zusätzlich diese Probleme stark mit Deiner Person verstrickt. Ich könnte mir daher vorstellen, dass ein "normaler" Umgang in nächster Zeit nicht möglich ist. Dass es vielleicht sogar gut wäre, Ihr geht Euch aus dem Weg. Eine Weile jedenfalls.
Für Deine Freundin ist es sicher im Moment sehr schmerzhaft, aber wahrscheinlich ist es auf lange Sicht besser für sie, wenn sie ihren Problemen nicht länger ausweicht und (hoffentlich) professionelle Hilfe in Anspruch nimmt. Im Kontakt mit Dir gerät die ganze Geschichte schnell wieder in die alte Schieflage und würde in eine destruktive Richtung gehen. Das wären meine Bedenken.

Wenn Du weisst, dass sie Hilfe hat, dann lass sie.
Es ist auch eine Chance für sie.
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