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> Wie weit muss ich für andere da sein?
-Agnetha-
Beitrag 27.Aug.2006 - 21:25
Beitrag #1


ungerader Parallel-Freigeist
************

Gruppe: Members
Beiträge: 10.888
Userin seit: 25.08.2004
Userinnen-Nr.: 83



Also ich würde mich eigentlich als Mensch bezeichnen, der gerne zuhört. Ein offenes Ohr für Probleme hat und auch versucht Tipps zu geben.
Ich frage mich aber grade wie weit das Zuhören gehen muss?

Eine Freundin von mir (aus meiner Sicht keine besonders enge, ich kenn sie noch nicht so lange!) hat grade Probleme in ihrer Beziehung. Da sie in mein Handynetz gratis telefonieren kann, gibt es da kein Halten.. sie hat großen Redebedarf und ruft mich 2 -3 Mal am Tag an und redet dann aber auch min. eine halbe Stunde. (meistens länger)
Ich verstehe einerseits sehr gut, dass sie sich aussprechen muss.
Andereseits nervt es mich auch schon ein bißchen. Zumal es nicht immer was Neues gibt, sie schildert mir die Probleme an 100 Beispielen. Ich denke ich habe gut verstanden, worum es geht, aber das hält sie nicht davon ab.
Vielleicht nervt es mich auch, weil ich das Gefühl habe, sie will gar keine Ratschläge von mir hören. Gut, auch das kann ich nachvollziehen. Manchmal will man gar keine Tipps, man möchte sich nur aussprechen. Aber ich bin nunmal ein Mensch und kein Tagebuch. Ich merke dass ich langsam unruhig werde, wenn sie schon lange spricht und eigentlich immer das selbe sagt.

Heute hat sie mich sogar aufgeweckt. Es war zwar nicht grade früh morgens, aber ich war in der Nacht davor länger unterwegs (und zwar mit ihr!)

Irgendwie komme ich mir aber herzlos vor, wenn ich ihr sagen würde, dass mir das zu viel ist. Ich fürchte auch, sie würde sich dann ganz zurück ziehen und mir gar nichts mehr erzählen.
Aber das kann sie ja ruhig, nur "mit Maß und Ziel".

Wie seht ihr das?
Seid ihr vielleicht auch schon mal in so einer Situation gewesen?

Der Beitrag wurde von -Agnetha- bearbeitet: 27.Aug.2006 - 21:25
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Oldie
Beitrag 27.Aug.2006 - 22:02
Beitrag #2


multifunktionales Blond(s)chen
************

Gruppe: Sonderbeauftragte
Beiträge: 11.499
Userin seit: 17.06.2006
Userinnen-Nr.: 3.083



Ja, Agnetha, ja!

3 Jahre lang! Und mit jedem Anruf (auch nachts um 2 oder 3 Uhr, ich musste um 6 Uhr wieder raus) wurden die "Vertrauensbeweise" und "Freundschaftsbekundungen" mehr.

Ich habe mit ihr gelitten, ich habe ihr geraten, ich war für sie da. Es ging u.A. um körperliche Gewalt des Mannes gegen diese Frau und ich bin nachts 40 km durch die Gegend gefahren, weil sie Angst hatte.

Sie hat, damals noch sehr kleine, Kinder, um die kümmerte ich mich auch noch.
Plötzlich *sollte* ich für die ebenfalls da sein.
Keine Frage, wenn jemand Hilfe braucht, dann bin ich da.

Zwischendurch stellte ich mir immer mal wieder die Fragen:

Warum tue ich das? Welchen "Nutzen" ziehe *ich* daraus?
Ist ihre Not wirklich so groß, oder braucht sie jemanden, der ihre Einsamkeit "überbrückt"

"Rausziehen" konnte ich mich fast nicht mehr, ich war viel zu sehr in dieses Netz eingewoben.

Ein "Nein, ich komme heute nicht zu Dir" hätte ich nicht verantworten können, so dachte ich, wenn dann doch etwas passiert.

"Ich habe keine Zeit" wäre gelogen gewesen. Ich war in meinen eigenen Zusagen und Ansprüchen gefangen.
Und merkte nur, wie meine Lebensqualität immer weiter stagnierte.
Es ging sogar so weit, dass ich meine Termine nach ihren Ängsten legte.

Ich war drauf und dran, an der Geschichte dieser Frau kaputt zu gehen.

Durch Gespräche mit einigen guten Freunden, bin ich zu den oben angeführten Fragen zurückgegangen und habe die bearbeitet.
Zuerst war es viel leichter die Fragen zu beantworten, die sich an die Adresse der Freundin richteten.
Nein, so groß war ihre Not auch nicht, sie konnte die Haustüre absperren.
Ja, die Einsamkeit war für sie eine schlimme Erfahrung und sie wollte einen "Entertainer".

Trotzdem wollte es mir nicht gelingen, ganz klar zu sagen: Es reicht jetzt, ich habe Dir zugehört, schließe Deine Türe ab, gehe ins Bett.

Und dann kam ich zu mir, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe "meine" Fragen abgearbeitet.
Ja, es tat mir gut "gebraucht" zu werden, ja, es war schön bei ihr und den Kindern zu sein. Ja, es tat gut, sich ein bißchen wie ein Held fühlen zu können.

Aber ungesund!

Ich habe Schritt für Schritt meine Grenzen gezogen, habe mit ihr geredet, wenn sie einsam war, habe die Gespräche sehr bewußt abgebrochen, wenn das 3. Beispiel kam usw.

An diesen Kleinigkeiten habe ich geübt und habe mich dann an die "größeren" Sachen rangetraut.

Wenn der Mann ums Haus schlich, sollte sie erst die Polizei anrufen, dann mich usw.
Ich denke, für sie war es gut, dass ich Grenzen zog und für mich war es "über"lebensnotwendig.

Es kamen dann noch Erpressungsversuche mit selbstzerstörerischem Charakter, selbst denen konnte ich trotzen.

Es war nicht einfach das auszuhalten und ich weiß nicht, ob ich heute gleich von Anfang an so konsequent sein könnte, aber ich hoffe darauf, dass nach dieser Erfahrung mein Selbstschutz schneller anspringt.

Vielleicht können Dir die paar Fragen schon weiter helfen, ansonsten habe ich noch ein paar auf Lager.
Mir hat der Ausstausch mit Leuten, die sie nicht kannten, sehr geholfen.
Wenn Du denkst, dass sich Deine Geschichte in diese Richtung entwickeln könnte, dann versuche ich gerne, Dir weitere Anregungen aus meinem Erleben zu geben.

Lieben Gruß
Oldie


edit: War doch glatt ein Satz stehen geblieben, der da nicht hingehörte

Der Beitrag wurde von Oldie bearbeitet: 27.Aug.2006 - 22:06
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