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Beitrag
#1
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Schlaudegen. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 ![]() |
Sonntagsgedanken -
Schon früh formte sich in mir eine, in aller Bescheidenheit, grosse Sensibilität für die Ungleicheit unter den Menschen in unserem Eckchen der Welt und eine gewisse Unversöhnlichkeit ihr und ihren Repräsentanten gegenüber. So ist mir der ganze Themenkomplex Freiheit - Unabhängigkeit - Tätiges Leben und der Zugang zu diesen Gütern bis heute sehr zentral geblieben, es beschäftigt mich und ich nehme vieles in der Welt sozusagen durch diese Brille wahr. Während gerne mit breiter Brust getönt wird, es bräuchte hierzulande niemand verhungern und Analphabet bleiben, wird fast völlig unterschlagen, dass sich längst noch ganz anderes Abgehängtsein etabliert hat, das vielleicht manches mal sogar mehr schmerzt als ein hungriger Magen am Ende des Monats. Verwobenheiten erahnend und erfahrend, zu denen oberflächliche Unterschichts- und sonstige Debatten noch gar nicht durchgedrungen sind, rumort in mir die Frage, wie man es denn eigentlich anstellen soll, sich der eigenen ökonomischen Überflüssigkeit zu entziehen, so sie einen denn ereilen sollte. Alternative Lebensentwürfe waren quasi Bestandteil meiner Muttermilch - teilweises Selbstversorgertum und Rückzug aufs eigene Fleckchen sind mir durchaus sympathische Ideen - sich von rein erwerbsbezogenen Wertigkeiten loszulösen klingt nach einer sehr vernünftigen Sache - neue Wege mahnen sich all jenen an, denen der Weg in eine sichere Angestelltenexistenz oder anderweitig günstige Verortung im gesellschaftlichen Gefüge nicht so offen daliegt, wie es den Willigen einst versprochen war. Aber was sind nun die Lösungen? Wenn ich mir konkrete Beispiele so ansehe: letztlich setzen sie fast alle wieder herkömmliche Eintrittskarten voraus. Die Landkommune, die ohne Omas kleinbürgerlichen Bausparvertrag nie zustande gekommen wäre. Der Globetrotter, der ohne vorherigen Einstieg weder seinen bunt bemalten Bus noch was zum Aussteigen hätte. Kleine Gewerbe, die Kreditwürdigkeit voraussetzen. Sprich: eigener, physischer Freiraum als Ticket zu eigenen Spielregeln. Wo all dies für meine Eltern gut möglich und heute noch für viele machbar sein mag - für manche ist es das schon nicht mehr. Es wachsen welche heran, die keine reelle Perspektive auf einen eigenen Raum haben. Deren Teil des Arbeitsmarktes bestenfalls noch nicht mal mittelfristig berechenbare Verhältnisse bietet, und sicher keine Planbarkeit die für mehr als eine abbezahlte Schrankwand von Quelle reichen würde. Vielleicht ein viel grösserer Bruch als der früherer Generationen: welche Entwürfe sind möglich, wenn die Güter (dazu zähle ich weniger Konsumluxus, sondern wertiges wie Quadratmeter, Mobilität, Zukunftsaussichten, Realisierungsmöglichkeiten...) und der Zugang zu ihnen verteilt sind und man auf der falschen Seite vom Zaun gelandet ist? Gleichzeitig gescheucht und gemieden, wird der Wunsch nach Refugium zukünftig sicher zumindest bei denen wachsen, die sich nicht in Verblödung und Verrohung verlieren. Gibt es dieses Eigene dann nur noch im Kopf? Wohin gehen querköpfige Überflüssige, die nicht auf fette Jahre zurückgreifen können (eigene oder elterliche)? Bislang kennen wir nur Umwälzungen und Verweigerungen aus Zeiten der Vollbeschäftigung - wie wird sich ein gesellschaftlicher Bruch ohne Wirtschaftswunder im Rücken ausformen? Wie macht man sich innerlich frei mit der Aussicht, höchstwahrscheinlich niemals unabhängig von Vermietern, schlechten Arbeitgebern und staatlichen Sanktionen zu werden? Oder entziehen sich zukünftig nur noch die, denen der Zufall hilft, und der Rest wird sich an den Wind im Gesicht gewöhnen müssen? Wird Freiraum ein Privileg für leidlich Abgesicherte? Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 05.Nov.2006 - 17:52 |
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Beitrag
#2
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°~Fleckenzwergin~° ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.523 Userin seit: 21.07.2006 Userinnen-Nr.: 3.246 ![]() |
Hallo! :blumen2:
Freiräume. Ich meine, zunächst sollte frau sich darüber klar sein, was diese überhaupt bedeuten, bevor sie mit Sinn oder Sinnlichkeiten erfüllt werden, beziehungsweise überhaupt geschaffen/ gefunden werden können. Das große Abstraktum Freiheit mag viel zu oft Überbewertung finden, wenn es darum geht, starre Positionierungen festzulegen, ab wann ein Raum für "freieres" Sein überhaupt möglich sein kann. Sowie Du damit anfängst, Deine eigenen Begrifflichkeiten und Wertigkeiten von materiellen Aspekten abhängig zu machen, fangen die Schwierigkeiten an. Ist Wohlstand wirklich abhängig von stofflichen Gütern, die über das Lebenserhaltende hinausgehen? Weniger ist oft mehr, kann ich aus Erfahrung sagen. Ich gehöre auch zu den Leuten, die mit äußerst geringen Mitteln auskommen müssen, mache mir meine Abstriche im Punkto Wohlstand aber nicht zum Vorwurf. Vielleicht liegt es ja auch an der eigenen Erwartungshaltung, ob eigene Spielregeln zur Last oder Lust werden? Nicht vergessen sollte frau auch, daß die Tragweite der eigenen Unabhängigkeit auch von Pflichten und Zwangswegen des Alltages mitbestimmt wird. Der Wunsch, sich Gedanken über eigene Lebensentwürfe zu machen, ist etwas völlig anderes, als eben diese wirklich konkret planbar weiterzuspinnen, wenn die Gegebenheiten günstig erscheinen. Das gilt für alle Gruppierungen einer Gesellschaft gleichermaßen, wenn ich mich nicht sehr irre. Trotz aller gesellschaftlichen Zwänge und Unbillen, kommen viele Einschränkungen nicht zuletzt auch aus dem oft irrleitenden Gefühl heraus, ohnehin den Regeln des Lebens gegenüber "unterlegen" zu sein - Resignation aus Prinzip? |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 07.07.2025 - 21:38 |