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> Hier oder dort?
Meerwind
Beitrag 01.Jun.2007 - 10:51
Beitrag #1


Salzstreuerin
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Hallo ihr Lieben!

Möchte einfach einmal zum Teil niederschreiben, was mich seit einigen Monaten beschäftigt...

Der Reihe nach:
Dass ich mich mit Männern zwar freundschaftlich super verstehe, mir jedoch niemals auf sexueller Ebene etwas mit ihen vorstellen könnte, war mir bereits mit 14/15 Jahren klar... Mit 17 fuhr dann das erste Mal der Blitz in mich ein - ich wusste endlich, von welchen Schmetterlingen die bei Dr. Sommer immer schrieben... nur starteten die bei mir eben dann so richtig durch, wenn ich dieses eine Mädchen - und keinen Burschen *oh schock* - sah/hörte oder einfach an sie dachte...

Langsam fing ich an, mich damit auseinander zu setzen um irgendwann - bis dahin vergingen etliche Monate - endlich festzustellen, dass ich eben anders bin als andere.

Ich fing an, mich bei der ein oder anderen Lesbenhomepage zu registrieren, lernte ganz nette Gleichgesinnte kennen und beschäftigte mich immer mehr mit dieser Thematik und akzeptierte es für mich immer mehr - mittlerweile ist es für MICH selbstverständlich, dass ich lesbisch bin und bin auch froh darüber.

Was mich sehr belastet, ist, dass keiner meines Umfeldes davon weiß. Es gibt niemanden, mit dem ich darüber reden kann. Und das, obwohls jetzt schon 3 Jahre her ist, dass ich mein Coming Out hatte. :(

Mein großes, helles Licht am Ende des finsteren Versteck-Tunnels war noch vor einem Jahr mein Umzug in eine große Studentenstadt im Herbst 06. Ich komme vom ländlichsten Land und wohne in einem erzkonservativen 1000 Seelen (und etwa gleich viele Kühe) Dorf, wo jede/r Sonntags in die Kirche läuft...
Von meinem Umzug zum Studieren erhoffte ich mir, endlich mehr Gleichgesinnte kennenzulernen und mein Leben so leben zu können, wie es sich für mich gut anfühlt.

Mittlerweile weiß ich, dass einem solche Kontakte auch nicht zufliegen sobald man einmal mit den Fingern schnippt. :blink:
Irgendwann im Dezember - also gut 2 Monate nach meinem Umzug - konnte ich endlich meine Feigheit überwinden und besuchte einen Art Stammtisch der LesBiSchwulen StudentInnenvertretung unserer Uni. Es war schön, einmal über Themen zu sprechen, die einen auch selbst betreffen. Und ich unterhielt mich mit einigen Leuten dort auch sehr gut; bin ja eigentlich auch ein aufgeschlossenes Mädl, dass keine Schwierigkeiten hat, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Mein großes Problem liegt nur darin, dass ich über meine Gefühle nicht sprechen kann. :( Ich hab mich mit denen also über alles unterhalten - über lesbische Themen genauso wie über den letzten Urlaub - nur nicht über MEIN lesbisch Sein selbst.

Bin zu diesem Stammtisch dann auch nicht mehr gegangen, weil ich es zwar toll fand, Leute zu treffen, die die gleichen Themen bewegen, aber merkte, dass ich auch mit denen nicht über meine eigenen Gefühle rede/-n kann. :o

Ich hab einen ziemlich großen Freundeskreis und darunter 2 aabsolut gute Freundinnen mit denen ich über so gut wie alles rede. Trotzdem hab ich's bis heute nicht geschafft, ihnen die drei Worte "ich bin lesbisch" zu sagen. :(

Was die Angelegenheit ziemlich erschwert, ist, dass die eine doch ziemlich homophob angehaucht ist. Sie versteht's überhaupt nicht, wies sowas geben kann. Und das machts absolut nicht leichter für mich, ihr zu sagen, dass ich auch "so eine" bin. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass sie (und bestimmt ist sie nicht die einzige) insgeheim vermutet, dass ich's mit Männern nicht so habe. In letzter Zeit fragt sie mich immer öfter, ob mir derzeit kein Mann gefällt...
Ich find das alles so schlimm. Wir kennen uns sooo gut, sind mehr oder weniger wie Schwestern und so einen wichtigen Teil von mir weiß sie nicht. Erschreckend. Ich würde ja keines Falls wollen, dass sie mir so lange nichts davon sagt wenns ihr so gehen würde, aber ich fürchte mich einfach zu sehr vor ihrer Reaktion. :( :( :(

Meine Familie weiß auch nichts davon, was mich aber nicht weiter belastet, warum auch immer.

Ich bitte euch, mir irgend einen Rat zu geben, wie ich endlich mal wieder einen Schritt vorwärts kommen kann. Der Weg zum Stammtisch vor einem halben Jahr war für mich so wie 10 Schritte vorwärts, war schon eine gewaltige Überwindung. Aber seither ist nichts mehr passiert.

Natürlich "passiert"'s auch, dass ich ein Mädl mehr als sympathisch finde. Dies immer alles mit mir selbst ausmachen ist so schwierig. Für andere Menschen bin ich häufig eine Anlaufstelle in Herz-Schmerz Dingen und versuche ach-wie-gscheite Tipps zu geben... Mir selbst weiß ich oft nicht zu helfen.

Ich danke für die Geduld bis hier her und freue mich auf aufmunternde Worte eurerseits. Ich hätte das ganze hier noch um mind. 2000 Worte verlängern können und hätte noch immer nicht alles niedergeschrieben was in meinen Gedanken vor sich geht. :type:

Nachdenkliche Grüße aus den österreichischen Bergen

Der Beitrag wurde von Meerwind bearbeitet: 01.Jun.2007 - 10:57
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LadyGodiva
Beitrag 01.Jun.2007 - 11:50
Beitrag #2


Strøse
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Vielleicht passt's, womöglich auch nicht. Aber einen Versuch ist's doch immer wert:

Ich bin auch recht traurig, einsam und alternativlos zu einem Standart aufgewachsen, von dem ich schon immer wusste, dass er nicht der meine werden könnte.
Also dachte ich, ich bleibe wohl immer... so einsam und wehmütig.

Dass mein Fühlen zuerst einen Begriff und später auch mein Begehren ein Gesicht (etc) erhalten hat, war eine große Erleichterung für mich. Ebenso die Entdeckung: es gibt mehr, die so empfinden. Szene. Ein wenig Mut - eintauchen und zurückprallen, weil es nicht das meine war... weil ich sehen musste, dass es für mich keine identitätsstiftende Zugehörigkeit geben würde. Wieder Einsamkeit, aber eine andere.
Weil ich immerhin schon mehr von mir und über mich wusste - und inzwischen auch konkreter, was ich nicht wollte oder sein konnte.
Also dachte ich, ich bleibe doch wohl immer... so einsam und wehmütig.

Und was soll ich sagen - es gab eine Erlösung, weil ich mir dadurch immer näher kam. Dann, wenn man so gar nicht damit rechnet.

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*Charity-Katania...
Beitrag 01.Jun.2007 - 20:03
Beitrag #3


Suppenköchin
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Hallo Meerwind,

herzlich Willkommen hier im Forum!

Sich zu outen gerade vor engen Bekannten, Freunden und der Familie ist nie einfach.
Ich wusste schon rechr früh, dass ich lesbisch bin- mit 16 J.- und habe mich dann mit mitte 16 auch geoutet bzw. mein Vater sprach mich darauf an, dass er so ein Gefühl hat uzw. und naja, dann habe ich ihm gesagt, dass er Recht hat mit seiner Vermutung.
Sich vor Freunden zu outen, ist nicht einfach weil man die Freunde ja auch nicht verlieren will, aber weißt Du, wenn es richtige Freunde sind, dann verstehen sie Dich und halten zu Dir.
Es ist nicht fair, ihnen vorzugaukeln, Du wärst doch an Männern interessiert, sei ehlrich zu Dir und Deinen Mitmenschen- das ist ganz wichitg, auch wenns anfangs nicht immer einfach fällt.

Wichtig: Lesbisch zu sein, ist in der heutigen Gesellschaft keine Seltenheit mehr und auch nichts ungewöhnliches. Wir alle sind nur mneshcen, die nach Glück und Zufriedenheit streben- Die einen nach einer Ehe, mit Haus, Kindern und Hund- die anderen nach einem gleichgeschlechtligen Menschen, der auch nur das Bedürfnis hat, glücklich zu leben.

Irgendwann erkent jeder, wie er leben möchte. Ich habe es schon recht früh erkannt uzw. als Lesbe mit einem schönen Beruf, einer lieben,ehrlichen Frau und Hund sowie Pferd.
Heute finde ich, dass ich bis jetzt was mein Liebesleben anbelankt, immer richtig gehandelt habe. Ich hatte nie das Verlangen, etwas mit einem Mann zu haben- eine für mich unvorstellbare Sache.
Ich bin glücklich und bekomme als bei einer Frau.

Alle Menschen wollen doch im Grunde nur Zufriedenheit und Liebe spühren, die einen so, die anderen so- aber jede Möglichkeit sollte akzeptiert werden.

Viel Glück !

Gruß Charity-K. :ww:

Der Beitrag wurde von *Charity-Katania* bearbeitet: 01.Jun.2007 - 20:05
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Meerwind
Beitrag 02.Jun.2007 - 09:05
Beitrag #4


Salzstreuerin
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@ LadyGodiva: Danke für deine Antwort, die mich zum Nachdenken brachte.

@CharityKatania: Vielen Dank auch für deine aufbauenden Worte.
Ich habe eigentlich keine wirklich große Angst, meine Freunde wegen eines Outings zu verlieren, weil ich doch hofffe, dass ich für sie mehr bin als nur lesbisch. Dass sie mich dann nicht mehr mögen, weil ich nicht mehr für Gespräche über diesen oder jenen Mann zu haben bin kann nicht sein, denn das bin ich jetzt auch nicht. Ich gaukle ihnen nicht vor, dass ich an Männern interessiert bin! Und das mit meinen fast 21 Jahren...

Hach, wenn ich das jetzt so schreibe, denk ich mir auch selbst, dass ich es ihnen doch einfach sagen kann, so nach dem Motto "wird schon schief gehen". Aber wenn wir uns dann gegenüber sitzen und ich das Thema endlich auf Homosexualität gelenkt habe, kneife ich im letzten Moment wieder... Den eigentlichen Grund dafür kenne ich selbst nicht. Wahrscheinlich ist es doch die Angst, dass sich was verändert und ich das dann nicht mehr rückgängig machen kann. :unsure:

Dass ich am Land lebe und jeder jeden kennt ist auch nicht gerade förderlich. In unserem Ort gibts niemand der offen homosexuell lebt, von 2 (was bei 1000 Einwohnern statistisch gesehen noch viel zu wenige sind/wären!) wirds vermutet und die sind überhaupt DAS Thema. Bei uns ist es eben doch noch eine Seltenheit, wobei schwul sein noch besser akzeptiert wird als lesbisch sein. Im Prinzip ist mir egal was andere Menschen von mir denken, aber ganz so toll find ich's dann auch nicht, wenn man mich bei jedem Dorffest anstarrt wie einen bunten Hund - und das wird mit den vermutet-Schwulen auch gemacht... :wacko:

Das Schreiben und verstanden werden hier im Forum bringt mir auf jeden Fall Mut... vielen Dank dafür! :rolleyes:

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LadyGodiva
Beitrag 02.Jun.2007 - 09:19
Beitrag #5


Strøse
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Du :rolleyes: , ich hab mich auch nie für Jungs interessiert. Das war in früher Jungend der Segen meiner Eltern (eine, die eben "anständig" bleibt), später eine große Sorge, irgendwann dann aber zu verdächtig, um noch weiter nachzufragen. Es herrscht glatte Angst davor, eine Lesbe aufgezogen zu haben.
In meinem Heimatort ist meine Familie recht bekannt und angesehen - der einzige Weg zu mir führte mich weg von dort, endlich Studium, endlich ein wenig Eigenes finden dürfen.
Wenn ich heute für kurze Stippvisiten (längeres lässt mein Nervenkostüm nicht zu) wiederkehre, nehme ich mir das Recht, ihnen auch weniger akzeptierte oder gar gänzlich verleugnete Anteile meiner Persönlichkeit wenigstens anzubieten.
Ich will ihren neurotischen Umgang nicht (mehr) zu meinem machen - denn sie fürchten, ich hingegen l(i)ebe es.
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Lucia Brown
Beitrag 02.Jun.2007 - 10:03
Beitrag #6


- keep it up you go girl -
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QUOTE (LadyGodiva @ 01.Jun.2007 - 11:50)


Und was soll ich sagen - es gab eine Erlösung, weil ich mir dadurch immer näher kam. Dann, wenn man so gar nicht damit rechnet.

Danke für diesen hoffnungsvollen Satz. Dein Geschriebenes klingt wie meine Geschichte. Nach längerer Suche war es die Szene auch nicht in der ich mich wohlfühlen konnten. Jetzt bin ich mir selber überlassen und habe beschlossen, diesen Weg auch zu gehen. Er ist steinig und schwer, doch auch ich glaube tief im inneren das es sich lohnt bei sich anzukommen. :ww:

Der Beitrag wurde von Lucia Brown bearbeitet: 02.Jun.2007 - 12:40
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Meerwind
Beitrag 01.Jul.2007 - 13:34
Beitrag #7


Salzstreuerin
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Hallo die Damen! :)

Mittlerweile ist's ein Monat her, dass ich dieses Thema hier gestartet habe. Es hat mir nette Zuschriften gebracht und mein Nachdenken noch stärker angekurbelt...

Heute genau vor einer Woche beschloss ich, mein Selbstbemitleidungs-Ding nun endlich aufzugeben und gab mir selbst einen gewaltigen Tritt in den Hintern. :dance: So verfasste ich einen 2,5 seitigen Brief (was mittlerweile mindestens der zehnte war im Laufe der letzten Monate) den ich dann tatsächlich auch abschickte. :blink: Ich hatte aus allen möglichen Hirnregionen all das hineingepackt, was mir unterm Schreiben in den Sinn kam. Addressiert war er an eine meiner allerbesten Freundinnen, mit der ich auch ansonsten über alles rede...

Nach ihrem Erhalt (ich hab per Telefon angekündigt, dass in den nächsten Minuten ein Mail daherflattern wird) folgte sofort ein Anruf. Sie war tatsächlich der allererste Mensch, mit dem ich einen großen Teil meines Lebens verbringe und sooo viele tausende Gedanken teile, der DAS nun wusste... dementsprechend kann man sich bestimmt vorstellen, wie sehr meine Knie geschlottert und die Stimme gezittert hatten....

Ihre erstes Wort war "DANKE!" und ich war einfach nur unendlich froh, eine solch wunderbare Freundin zu haben... :D Das Telefonat gestaltete sich dann zwar etwas komisch, weils für mich einfach aaaabsolut ungewöhnlich war, dass es am anderen Ende des Telefonats jemand gibt, der darüber Bescheid weiß... ich hab' auch gar nicht viel dazu gesagt und wir haben sehr bald das Thema gewechselt, für sie ist's aber aaaabsolut kein Problem.

Ich bin auf der einen Seite total froh (und ein kleines bisschen stolz auf mich :rolleyes: ), dass ich das nun endlich gemacht habe. Aber seither hab' ich ein toootal komisches Gefühl wenn ich mit ihr rede, wir uns sehen. Es ist zwar alles so wie früher, wir haben unendlich viel Spaß, telefonieren nicht selten stundenlang... Aber wenn ich dann daran denke, dass sie DAS jetzt weiß, dann bekomm ich ein seeehr mulmiges, echt nicht schönes Gefühl. :( Wir haben auch nicht weiter darüber gesprochen, sie weiß es also, aber es kommt zu keinem Gespräch darüber. Von ihrer Seite wäre zwar eindeutig Interesse dahingehend da, bzw. bietet sie sich gerne als Gesprächspartner an, aber ich kann es nicht. :( Am liebsten wäre mir jetzt, ich könnte den Kontakt zu ihr so stark wie nur möglich einschränken, manchmal denke ich mir, es wäre besser, ich hätte nichts gesagt. Aber ich kann -und vor allem will - mich nicht mein restliches Leben verstecken! Aber für mich ist das jetzt so, als wäre eine Wand weck, hinter der es einfach bequem war, sich zu verstecken. Auch wenn ich es früher eher als Belastung empfand, dass diese so direkt vor mir stand, jetzt fehlt sie mir. Es war vorher für mein Gefühl unkomplizierter...
Ach, ich weiß auch nicht. Und das alles, obwohl meine liebe Freundin mir absolut keine Vorwürfe gemacht hat, tootal hinter mir steht und ich keine Veranlassung sehe, mich für irgendwas rechtfertigen zu müssen.

Ich habe das Gefühl, dass ich mich selbst mit dem Brief zu sehr als "lesbisch" (und zwar VORRANGIG lesbisch) abstempel, weil ich immer wollte, dass das einfach so nebenbei erwähnt wird und einfach ein Teil meines Lebens ist, so wie die vielen hundert anderen Teile. Und jetzt hab ich 2,5 Seiten rein darüber und die damit verbundenen Gefühle geschrieben... :wacko: In einem Gespräch hätt' ich das sicher nie gemacht, weil ich leider über Gefühle prinzipiell sehr schlecht sprechen kann. Aber in einem Gespräch wärs auch die nächsten 10 Jahre nicht zu dem Punkt gekommen, dass ich mich geoutet hätte...

Naja, so viel zu meiner derzeitigen Gefühlssituation... :was: Ich weiß, dass ich anfangen sollte, weniger über alles nachzudenken. Und ich weiß, dass ich dieses "komische" Gefühl in eindeutigere Bahnen lenken könnte, wenn ich mit meiner Freundin einmal offen darüber rede, und werde auch versuchen, aus jeder hintersten Ecke meines Körpers die kleinsten Mutreste herauszukratzen und dies dann tatsächlich durchzuziehen... hoffentlich wird mein Mutkonto durch all diese Aktionen nicht so stark belastet, dass ich die restlichen 60 Jahre im Minus leben muss... :lol:

Es tut gut hier zu schreiben, danke dafür! :blumen2:

Sonnige Grüße aus dem warmen Süden, aus dem es in 4 Tagen leider wieder Abschied-Nehmen heißt für 3 Monate -- ab ins Kaff und sich wieder an Dorf-Klatsch und Tratsch gwöhnen...

Meerwind :ww:
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McLeod
Beitrag 01.Jul.2007 - 14:10
Beitrag #8


mensch.
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QUOTE (Meerwind @ 01.Jul.2007 - 13:34)
Ich habe das Gefühl, dass ich mich selbst mit dem Brief zu sehr als "lesbisch" (und zwar VORRANGIG lesbisch) abstempel, weil ich immer wollte, dass das einfach so nebenbei erwähnt wird und einfach ein Teil meines Lebens ist, so wie die vielen hundert anderen Teile. Und jetzt hab ich 2,5 Seiten rein darüber und die damit verbundenen Gefühle geschrieben...

Ach Meerwind,

mach doch endlich mal das Ventil auf, möcht ich sagen, rufen, schreiben. Solange Du die ganze Zeit darüber nachdenkst, wie Du *nicht* zu lesbisch sein könntest, bist Du in Deinen Gedankenwelten eindeutig *zu* lesbisch. Laß es raus, rede darüber und dann wird auch in Deinem Kopf wieder Raum für andere Gedanken.

Orakelt herzlich

McLeod

edit / PS: zweieinhalb Seiten auf wieviele Stunden Telefonate in all den Jahren? Ich glaub, Du verkennst die Realität ein wenig...

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 01.Jul.2007 - 14:10
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küken
Beitrag 01.Jul.2007 - 14:37
Beitrag #9


Gut durch
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Naaa du :) ,

Also ich habe es doch tatsächlich alles geschafft zu lesen :D . *stolz auf mich löl*. Mmm ich muß sagen das mich deine Geschichte bzw. deine "verkorkste" Gefühlswelt doch sehr berührt hat!!! Ich kann sehr gut nachvollziehen das du lieber schriflich deine Gefühle los werden kannst. Ich bin auch so ein Mensch der lieber den Stift in die Hand nimmt oder in die Tasten haut. Ich muß sagen das ich sehr viel Glück mit meiner Familie hatte, was das outing betrifft. Richtige Freunde oder sogar beste Freunde habe ich nicht wirklich mehr. Durch Umzug und Beruf ist es oft in die Brüche gegangen. Was nicht weiter schlimm für mich ist. Ich wusste schon recht früh das ich den Mädels lieber hinterher geschaut habe. Und das hat meine Mutter da schon mitbekommen. Und hat dem endsprchend mit mir gesprochen und gemeint. Du, es ist egal mit welchem Menschen du zusammen bist. Haubtsache er oder SIE macht dich glücklich, und natürlich anders herum :D . Sie wollte das ich keine Angst habe, wenn ich stärker das Gefühl bekomme, mich zu Frauen hingezogen fühle und zu ihr kommen kann jeder Zeit. Ich hatte wohl richtig Glück mit meiner Mutter. Meine kleine Schwester ist eher "stolz" auf mich und findet es interessant.
Mein Vater auch kein Problem. Ich selber habe mich am Anfang auch nicht getraut je ein Wort darüber zu sagen. Und habe einfach den Lauf der anderen Mädchem "mitgemacht". Ersten Freund mit 13 (Händchenhalten :D ) aber mehr auch nicht. Mit 16 wollte ich es endlich wissen und hatte meinen ersten richtigen Freund, in der Beziehung habe ich schon gemerkt das es NICHT meine Welt ist. Und ich lesbisch bin. Ich fand immer mehr gefallen daran :wub: Frauen sind einfach was tolles :D. Ich machte mit ihm Schluss und für mich fing ein neuer Abschnitt an :wub: . Ich habe in der Zeit sehr viel selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu mir selber bekommen. Und festgestellt das es besser ist auf meinen Bauch zu hören!!! Denn der hat mich nie endttäusch, und ich hätte schon früher auf ihn hören sollen. Ich will damit sagen.... Dein Selbstbewusstsein und Selbstvertauen wächst mit dir. Und du wirst auch bald grade heraus gehen können und nebenbei sagen können: " Ich bin Lesbisch, na und?" Ich sage dir das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Und ganz einfach. Ich sage mir, wenn mich irgendwelche Menschen deswegen nicht mehr mögen oder mich alleine lassen, oder was auch immer.... War ich ihnen NIE wichtig. Ich glaube DU mußt dich noch mit dem Gefühl anfreunden das du lesbisch bist und andere (in diesem fall deine beste Freundin) es wissen und es nicht schlimm finden. Dir brauch es nicht peinlich zu sein oder so. Mmm ich hoffe du verstehst mich richtig, und nicht sauer auf mich :roetel: wenn ich das so sage. Ich bin so froh darüber mich nicht verstecken zu müssen, denn das ist das schlimmste finde ich. Ich bin sogar stolz auf meine Freundin und würde es der ganzen Welt erzählen :D einfach weil sie mir wichtig ist und ich SIE LIEBE.

Alle Menschen wollen doch glücklich sein und aktzeptiert werden, egal wer mit wem ... Kopf hoch :troest: das wird schon und irgendwann kannst du es auch, einfach los reden und zu dir stehen und dich nicht als Mittelpunkt zu sehen.

Ganz liebe grüße Küken!!!

PS: Übrigens ich komme auch aus einen kleinen Dorf, ich weiß wie es ist. Weiß es einer wissen es alle, aber da muß man dann einfach drüber stehen.....

PPS: Ich hoffe ich habe dich nicht verletzt oder so.... :roetel:
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shark
Beitrag 01.Jul.2007 - 16:43
Beitrag #10


Strösenschusselhai
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QUOTE (Meerwind @ 01.Jul.2007 - 14:34)


Ich habe das Gefühl, dass ich mich selbst mit dem Brief zu sehr als "lesbisch" (und zwar VORRANGIG lesbisch) abstempel, weil ich immer wollte, dass das einfach so nebenbei erwähnt wird

Dieses Ziel konntest Du nur verfehlen. Das geht nämlich erst dann, wenn Du selbst so empfindest. Solange Deine Homosexualität so "vorrangig" ein Problem für Dich ist, kannst Du sie nicht "nebenbei" erwähnen - nicht wegen der Anderen, sondern Deinetwegen.

Vielleicht kannst Du mit Deiner - doch sehr wohlwollenden - Freundin üben, mal über Deinen Schatten zu springen und eben doch über Gefühle zu sprechen.

Das alles wird nur durch "Tun" selbstverständlich, nicht durch Grübeln über ein "Zuviel" oder "Zuwenig". Vielleicht kommst Du im Gespräch auch Deinen wahren (hemmenden) Ängsten auf die Spur.


Alles Gute,


shark
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Meerwind
Beitrag 01.Jul.2007 - 17:43
Beitrag #11


Salzstreuerin
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Vielen Dank, euer Antworten sind alle sehr aufbauend. Und natürlich hab tatsächlich ICH das Problem damit, aber ich bin fest am Arbeiten an mir selbst...

Vielen Dank für eure Worte :bounce:
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krähenfuß
Beitrag 01.Jul.2007 - 17:45
Beitrag #12


Satansbraten
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Als eine, die ihr Coming-Out relativ spät, nach einigen (vermeidbaren?) Hetera-Erfahrungs-Jahren, hatte, kommt mir einiges, das Du beschreibst, bekannt vor - ich nenne es mal:
Die Scheren im eigenen Kopf.
Damit meine ich das Klischee-Bild, daß mir von meiner Umgebung über Lesben und Schwule vermittelt wurde.
Und ich kann heute sagen, daß es mich mindestens 10 Jahre gekostet hat, bei diversen mulmigen Gefühlen erstmal auf den Trichter zu kommen, daß sich diese alten Bilder = Konditionierungen ziemlich lange halten.

Kann mir sehr gut vorstellen, was da in Deinem 1000-Selbstkontrollierer-Dorf abgeht. Mein Tip: Frag´ mal die 1000 Kühe um Rat.
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Meerwind
Beitrag 03.Jun.2009 - 13:16
Beitrag #13


Salzstreuerin
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Hallo liebe Frauen hier im Forum!

Sehr viel Zeit ist vergangen seit ich diesen Thread hier eröffnet habe. Damals war ich ziemlich verzweifelt und das hier meine einzige Anlaufstelle für meine Probleme. Es tat einfach gut, hier zu schreiben u v.a. zu lesen, dass es auch andere Menschen gibt, denen es ähnlich geht oder einmal ging.

Jetzt, fast 2 Jahre danach, möchte ich euch einfach so kurz sagen, dass sich alles zum Besten gewendet hat. Auch wenn's vielleicht nicht so schnell ging wie bei vielen anderen Frauen, so habe ich es in meinem eigenen Tempo letztendlich doch schon - für mich - sehr weit gebracht. Ich bin mittlerweile in meiner Familie geoutet, meine Freunde wissen Bescheid und ich lebe seit 5 Monaten in einer sehr schönen Beziehung mit einer der wunderbarsten Frauen, die ich kenne. (IMG:style_emoticons/default/wub.gif) (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) Außerdem konnte ich einige lesbische Frauen als Freundinnen gewinnen und fühle mich jetzt bei weitem nicht mehr so alleine auf weiter Flur wie es zu Zeiten der Eröffnung dieses Threads war. (IMG:style_emoticons/default/twowomen.gif) Und all diese Umstände machen mich sehr glücklich.

Tja, man mag sich fragen, wieso ich das hier schreibe... ehrlichgesagt weiß ich es selbst nicht ganz genau (IMG:style_emoticons/default/ohmy.gif) (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) , aber es war mir gerade einfach ein Bedürfnis. Und vielleicht - und ich hoffe es - macht meine kleine, ganz persönliche Geschichte ja der einen oder anderen, Frau, die noch am Anfang ihres Lesbischseins steht und vielleicht die gleichen Ängste und Befürchtungen hat wie ich, Mut. Denn auch wenns länger dauert, irgendwann schafft man es doch. (IMG:style_emoticons/default/bounce.gif)

Also, genug der Worte!

Ich danke euch nochmal herzlich, dass es euch gibt, ich denke, ihr verhelft vielen da draußen zur Linderung der Sorgen und Alleinseins-Gefühle! (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

Ich wünsch euch allen einen wunderschönen Tag und sende sommerlich sonnige Grüße aus dem Süden Österreichs!
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shark
Beitrag 06.Jun.2009 - 12:16
Beitrag #14


Strösenschusselhai
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Liebe Meerwind. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Ich freue mich sehr zu lesen, dass Du es (in der Tat) "weit gebracht" hast.
Und Du hörst Dich so glücklich an, dass ich Dir einfach nur weiter ganz viel Glück und Liebe für die Zukunft, immer noch ein bisschen mehr Selbstvertrauen und Selbstverständlichkeit wünschen mag.

Danke, dass Du uns teilhaben lässt an dieser schönen Entwicklung.

Ganz liebe Grüsse


shark
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