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> Ich liebe dich- die drei gelogenen worte?!, philosophisch
McLeod
Beitrag 27.Nov.2007 - 11:03
Beitrag #41


mensch.
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QUOTE (neelia @ 26.Nov.2007 - 22:53)
Ich bin nur unsicher in diesem Thema und deshalb frage ich euch.
[...]
Hat jemand von euch das Buch "Schlafes Bruder" gelesen?
Das unterstreicht meine Meinung...

Moin moin, Neelia. :)

Unsicher liest Du Dich wahrlich nicht. Polterst Deine Meinung heraus, überträgst sie mal eben auf die gesamte Welt und alle die darauf kreuchen und fleuchen, suchst Dir die Dir passenden Zustimmer heraus (hier: ein Buch) und die anderen Stimmen lässt Du zunächst einfach mal abprallen.

Okay... das alles spricht indirekt auch für Verunsicherung oder Unsicherheit.

Ist ja auch kein Beinbruch. Jede/r ist an bestimmten Stellen im Leben verunsichert. Oder was bestimmte Dinge, Geschehnisse oder Erlebnisse angeht. Nimm mal mich als Beispiel (ich kann nunmal nicht dauernd die Geschichten anderer hier erzählen, das wäre unhöflich): ich hab mal einer Frau mein Leben versprochen und wollte ihres teilen. Ich hab es ernst gemeint. Sie auch. Trotzdem endete die Liebesbeziehung nach einigen Jahren. Wir sind noch befreundet, sehr wohlgesonnen, gehen liebe.voll im Wortsinne miteinander um. Wir teilen unser Leben aber nicht mehr auf die Weise, die wir uns beide an einem lauschigen Frühsommertag vorgestellt und versprochen hatten. Und da meine Eltern mich bereits ein paar Jahre zuvor zu einem Scheidungskind gemacht hatten, war ich ähnlich skeptisch und kritisch, wie Du jetzt. Jahrelang. Ehe ist was für Romantiker oder hat irgendwas mit Besitzanzeige zu tun, nach 10 Jahren Beziehung würde ich frühestens wieder davon reden, dass es ein gemeinsames Altwerden geben kann, überhaupt... Liebe ist etwas Flüchtiges und reicht nicht aus, um es auf Dauer miteinander alt zu werden. (Hier unterscheiden sich unsere Standpunkte vermutlich)

Heute bin ich die Oma und schenke meinen Enkeln Werthers Echte... (Kennt eigentlich noch jemand diese 80er-Werbung?) Was ich sagen will: mit der gesammelten Erfahrung und mit so mancher Begegnung veränderte sich meine Perspektive, der Blick wurde klarer. Ich würde jetzt nicht behaupten, erleuchtet und allwissend zu sein. Bewahre. Und ich möchte auch nicht mit schlanken paarunddreißig am Ende der Entwicklung meiner Weltsicht angekommen sein. Was für eine schreckliche Vorstellung! Alles was ich sagen will ist: hör doch einfach zu, lass andere die Welt sehen, wie sie sie nunmal sehen (Du kannst Deinen Standpunkt doch trotzdem behalten! Niemand greift Dich an (meistens jedenfalls)) und horch nach in Deinem Bauch, Herz und Hirn was Dir wichtig und richtig erscheint.

Wie gesagt: es ist vollkommen okay, mit "Ich liebe Dich"s zu geizen. Auf Dauer gesund dürfte es nur sein, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen und das auch gerne in der persönlichsten und undreiwortigsten Art, die Dir einfällt.

Sagt und schüttet sich einen heißen Tee ein:
Tante McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 27.Nov.2007 - 11:05
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miriam
Beitrag 27.Nov.2007 - 11:51
Beitrag #42


Gut durch
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der Satz "Ich liebe Dich" kann meiner Meinung nach viel ausdrücken, nur beispielsweise einen (momentanen?) Gefühlszustand. (Wer vermag schon in die Zukunft zu schauen und wir sind alle nur Menschen, das sollte man nicht vergessen!)

Wenn jemand diesen Satz zu mir sagt, gehe ich davon aus, daß er es ehrlich meint: in dem Moment mit seinem ganzen individuellen Liebespotential und seiner ureigensten Art zu lieben. So sagt dann auch der/die eine die drei Worte leichter als der/die andere. Deswegen sind sie aber nicht unehrlicher. (Ich habe noch nie erlebt, daß ein Mensch bei mir diese Worte manipulativ benutzt hätte!)

Ansonsten bedeutet es meiner Meinung und Erfahrung nach ganz unromantisch harte Arbeit, jemanden wirklich zu lieben. Es beschränkt sich bei weitem nicht auf ein bloßes Gefühl. (Darüber gibt's ein Gedicht von Rilke, weiß vielleicht jemand, wie es heißt?) Es gehört auch der Wille dazu, eine Person zu lieben.

In sofern darf man ruhig geizig sein mit dem Satz, es anderen aber nicht verübeln, wenn sie ihn anders auffassen und folglich auch anders damit umgehen.

Es ist also eine Frage der Definition von "Liebe" und die variiert in letzter Konsequenz vermutlich von Mensch zu Mensch - Mißverständnisse und Verletzungen sind daher wohl an der Tagesordnung, vor allem, wenn man sich noch nicht besonders gut kennt.

Gruß, Miriam
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blue_moon
Beitrag 27.Nov.2007 - 12:26
Beitrag #43


strösen macht blau!
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QUOTE (Liane @ 27.Nov.2007 - 10:31)
QUOTE (neelia @ 26.Nov.2007 - 22:53)
Ich stimme einigen von euch zu, aber einigen auch nicht.
Ihr müsst mir jedoch zustimmen, dass die Worte längst nicht mehr die Bedeutung haben, die sie mal hatten (ich weiß, ich wiederhole mich).

Wenn Du an einer ernsthaften Diskussion interessiert bist, dann antworte doch einfach mal konkret, statt uns zu ignorieren und zu erwarten, dass wir Dir zustimmen müssen
Bis dahin habe ich kein Bedürfnis nach Auseinandersetzung.
-_-

naja, so unspannend ist ja das thema nicht. - ich seh es allerdings auch als etwas allgemeines und nicht als versuch, beratend zu diskutieren... :rolleyes:

hdl, ild und konsorten werden von einigen leuten inflationär benutzt. genauso wie dieses 'ich liebe sie' nach den ersten schmetterlingen oder nach einer tollen nacht. dem würde ich auch keine bedeutung beimessen - und man hat auch ganz schnell raus, wer es wie meint.

ein 'ich liebe dich' kann nicht von heute auf morgen da sein. dazu gehört eindeutig mehr, nämlich das kennen der person und nicht nur das kennen des äusseren scheins. ein 'ich liebe dich' braucht zeit, muss bereit sein, verantwortung zu übernehmen. es kann nur für den moment gelten. liebe braucht dauernd futter. 'sie haben sich auseinander gelebt' heisst für meinen geschmack einfach: sie haben nicht mehr gemeinsam für die liebe gesorgt. am schönsten ist die zeit, in der die gemeinsamen gefühle 'geerntet'/genossen werden können. diese zeiten sind am beginn einer liebe fast selbstverständlich, später im alltag wollen sie immer wieder freigeschaufelt werden. in dieser phase kann auch das 'ich liebe dich'-sagen eine gewohnheit werden, ohne, dass man es selbst merkt. auch hier ist aufmerksamkeit geboten - weil gewohnheit eine beziehung angreifbar macht.

(sagt eine, die eine 12-jährige beziehung hinter sich hat, aus deren ende sie hoffentlich was gelernt hat. )

QUOTE (miriam)
(Ich habe noch nie erlebt, daß ein Mensch bei mir diese Worte manipulativ benutzt hätte!)


ich glaube nicht, dass diese worte jemals nicht manipulativ benutzt werden. *schmunzelt*
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neelia
Beitrag 27.Nov.2007 - 14:46
Beitrag #44


Gut durch
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So, da bin ich wieder. Also ersteinmal möchte ich mich bei Allen Bedanken, die auf das Thema, welches meinse Erachtens sehr spannend ist, eingegangen sind und es hoffentlich noch werden.
Tut mir leid, dass ich euch Gestern nicht antworten konnte aber es war schon spät und ich musste zur Schule. Man, das hört sich doof an mit der Schule, ist aber so.
Ich habe mir gerade nochmal alles durchgelesen, was ihr geschrieben habt und werde auf auf Alles antworten (oder es zumindest versuchen).

Also falls jemand denkt, dass ich das persönlich erlebt habe oder so, der irrt sich. Ich hatte noch nicht mal eine richtige Beziehung. Trotzdem denke ich über Liebe und so viele andere Dinge nach...
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neelia
Beitrag 27.Nov.2007 - 15:30
Beitrag #45


Gut durch
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In einem Punkt kann ich euch allgemein Recht geben. Wenn ich zu jemandem sage "ich liebe dich" ist es wahrscheinlich wirklich in diesem Moment so gemeint und keine Lüge :D
Auch hat jemand von euch gesagt, dass, wenn ich schon Zweifel habe ob dies ewig so hält, nicht von wahrer Liebe gesprochen werden darf. Das ist auch einleuchtend und dem stimme ich zu.
Womit ich mich jedoch überhaupt nicht identifizieren kann ist der Vergleich mit dem Essen. Gerade das möchte ich ja vermeiden, dass solch gewichtige Wörter mit soetwas verglichen werden (bitte jetzt nicht als Angriff oder so auffassen. Ich sage nur meine Meinung dazu :) )
In dem Buch "schlafes Bruder" geht es um einen jungen Mann, der seiner "Freundin" auch die ewige Liebe geschworen hat und daraufhin nicht mehr schläft, weil er der Meinung ist, dass er sie nicht bewusst lieben kann, wenn er schläft. Er stirbt logischerweise an Schlafmangel.
Ist das nicht mal romantisch?! Natürlich werden jetzt viele schreiben, dass es dämlich ist, weil seine Partnerin ja nichts davon hat, wenn er stirbt. Es geht mir ja auch hauptsächlich um seine Gedanken, die er hatte. Hey, ich meine er stirbt, weil er Angst hat sie beim Schlafen nicht mehr zu lieben! Die Idee allein finde ich beachtlich. Natürlich habe selbst ich daran etwas auszusetzen, denn wenn er stirbt, dann kann er sie ja auch nicht mehr lieben. Also war sein Versprechen von vorn herein zum Scheitern verurteilt.

Was ich damit nun sagen will ist, dass hier über die Bedeutung von "ich liebe dich" wirklich nachgedacht wird, was jetzt aber NICHT heißen soll, dass alle anderen Menschen die "ich liebe dich" sagen nicht über die Bedeutung nachdenken :)
Ich hoffe ihr merkt, dass das Thema ziemlich kompliziert ist. Trotzdem investiere ich viel Zeit in diese Diskussion, allein schon weil ihr es auch tut und weil ich nicht den Eindruck vermitteln möchte, dass ich euer Meinung nicht wahr- annehme.
Ich habe gestern bestimmt 2 Stunden nur darüber nachgedacht, wobei ich eigentlich schlafen wollte um in der Schule nicht einzuschlafen :)
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dandelion
Beitrag 27.Nov.2007 - 15:52
Beitrag #46


don't care
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QUOTE (neelia @ 27.Nov.2007 - 15:30)
In dem Buch "schlafes Bruder" geht es um einen jungen Mann, der seiner "Freundin" auch die ewige Liebe geschworen hat und daraufhin nicht mehr schläft, weil er der Meinung ist, dass er sie nicht bewusst lieben kann, wenn er schläft. Er stirbt logischerweise an Schlafmangel.

Das heißt, er setzt sie bewußt der ewigen Trauer aus, um sie nicht punktuell durch ein vorschnelles Versprechen zu kränken? :gruebel:

Das ist für mich die Definition von Eitelkeit oder Dünkel, aber nicht von Liebe, die für mich das Gegenteil dessen ist. Vollkommen uneitel, weil selbstvergessen. Gänzlich zufrieden mit sich und deshalb ohne Streben. Völlig frei, weil sie annimmt, was auch kommen mag. Und wenn es ein Nickerchen ist.
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neelia
Beitrag 27.Nov.2007 - 16:20
Beitrag #47


Gut durch
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QUOTE (dandelion @ 27.Nov.2007 - 15:52)

Das heißt, er setzt sie bewußt der ewigen Trauer aus, um sie nicht punktuell durch ein vorschnelles Versprechen zu kränken? :gruebel:


Nein, ich persönlich denke, dass er sich dessen nicht bewusst war. Er hat in dem Moment nur an seine Liebe zu ihr gedacht und wollte sie ihr unbedingt beweisen. Dass er sie damit traurig macht, wenn er stirbt hat er nicht beachtet...
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McLeod
Beitrag 27.Nov.2007 - 16:36
Beitrag #48


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Hallo neelia,

ich hoffe, Du hast im Unterricht nicht geschnarcht? ;o)

Weißte, das mit der "wahren Liebe" ist eine heikle Sache. Manche setzen "wahr" mit "ewig und auf 1 Menschen bezogen" gleich. Ich persönlich sehe das anders. Meine früheren Lieben sind nicht unwahrer geworden dadurch, dass sie sich verändert haben, dass weitere dazukamen. Selbst die, die heute kein Lieben mehr sind, waren wahr (im Sinne von authentisch und tief empfunden). Nur eben nicht dauerhaft.

Zum Glück stirbt man an Schlafmangel nicht wirklich. Werther hat sich umgebracht und Goethe damit den Startschuss für die Romantik gegeben. Liebe lässt sich nicht beweisen. Nicht einmal mit Sterben. Mir (und damit Dir) bleibt nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass sie gerade ist. Wenn sich eine den Arm abhackt und sagt "ich tat es aus Liebe zu Dir" oder eine ihre Termine verschiebt "aus Liebe zu mir" oder mich küsst weil "sie mich liebt"... es gibt immer einen bis dreitausendundzwölf andere gute Gründe dafür, warum sie das tut. Keinen kann ich wirklich zweifelsfrei beweisen - im juristischen Sinne nicht und im philosophischen schonmal gleich dreimal nicht. Sie könnte mich vereinnahmen wollen, als Trophäe, oder sie mochte einfach die anderen Termine nicht (Finanzamt, Frauenarzt, Familienfeier).

Wenn Du also nach einem Beweis für Ehrlichkeit, Wahrheit oder Liebe suchst... nunja, zumindest ich kann Dir keinen nennen. Irgendwann kommt immer der Punkt im Leben, wo Du mit Wissen nicht mehr weiterkommst, sondern glauben musst (oder es sein lässt - wobei nicht-glauben ja auch nur glauben an eine Alternative ist).

So. Und wer nicht bedenkt, dass das Arm abhacken oder Sterben größeren Schaden anrichten wird, als ein Moment der emotionalen Schwäche, ist für mich nicht bewundernswert liebend, sondern reichlich egozentrisch.

Poltert jetzt mal McLeod mit :blumen2:

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 27.Nov.2007 - 17:19
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neelia
Beitrag 27.Nov.2007 - 16:59
Beitrag #49


Gut durch
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An MCLeod:
Danke, das hat mir sehr geholfen, was du geschrieben hast. Ich glaube ich bin etwas wieder auf den Boden der Tatsachen angekommen, was das Thema Liebe betrifft B)
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davvero
Beitrag 28.Nov.2007 - 19:55
Beitrag #50


Stadtei
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Ja, ich habe es schon mal gesagt! Ich habe sogar gesagt, dass ich sie immer lieben werde!

Und wenn es vielleicht nicht stimmen wird, so hat sich dennoch richtig angefühlt, einen Moment auf Wolken zu tanzen. :wub:

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edelbratschi
Beitrag 29.Nov.2007 - 12:49
Beitrag #51


~ Fischkopp ~
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QUOTE (dandelion @ 27.Nov.2007 - 15:52)
QUOTE (neelia @ 27.Nov.2007 - 15:30)
In dem Buch "schlafes Bruder" geht es um einen jungen Mann, der seiner "Freundin" auch die ewige Liebe geschworen hat und daraufhin nicht mehr schläft, weil er der Meinung ist, dass er sie nicht bewusst lieben kann, wenn er schläft. Er stirbt logischerweise an Schlafmangel.

Das heißt, er setzt sie bewußt der ewigen Trauer aus, um sie nicht punktuell durch ein vorschnelles Versprechen zu kränken? :gruebel:

Nein, es gibt keine "ewige Trauer", denn Elsbeth ist nicht die Freundin von Elias, sondern "lediglich" die Angebetete. Elsbeth wird von ihrem Bruder Peter, der seinerseits in Elias verliebt ist, aus Eifersucht an den reichen Bauerssohn Lukas verheiratet. Als Frau ihrer Zeit (Anfang 19. Jhd.) fügt sie sich in ihr Schicksal und nimmt es für sich an. Edit: Für Elsbeth ist Elias ein guter Freund, nicht der Mann ihres Lebens (ich meine, dieser Part wird im Film anders dargestellt, als es im Buch beschrieben war, da mag ich meine Hand grad nicht für ins Feuer legen).

Sei mir nicht böse, @neelia, aber auf mich wirkt es so, als hättest du einen Teil des Romans nicht verstanden. Zumindest finde ich es problematisch, an dieser Stelle so bruchstückhaft den Inhalt wiederzugeben.

Er schwört nicht Elsbeth, dass er nicht mehr schlafen wird, sondern Gott und sich selbst. Er kann nicht begreifen, wieso Gott ihn erst in unerfüllter Liebe entbrennen lässt (noch bevor Elsbeth überhaupt geboren ist - er hört den Herzschlag des ungeborenen Kindes und weiß, dass das der Herzschlag ist, der ihm zu lieben vorausbestimmt ist - ungefähr so realistisch wie Grenouilles Fähigkeiten in "Das Parfum"...), und ihn dann innerhalb einer Nacht von dieser Liebe völlig befreit, so dass er nur noch Leere spürt. Er beschließt sich gegen den Gottesentschluss zu wenden und Elsbeth doch weiterzulieben, weil er es will, nicht weil er es tut, und zwar so sehr, wie noch nie jemand geliebt hat. Es geht hier nicht um eine romantisch-verklärte Liebe Elias' zu Elsbeth, sondern um Elias' Trotz gegen ein scheinbares Gottesurteil.

Schlaf und Tod werden im Choral "Komm, oh Tod, du Schlafes Bruder" (J.S. Bach (1685 - 1750)), der in dem Buch eine wichtige Rolle spielt, als Brüder bezeichnet, was zur Zeit Bachs (und noch später) eine gängige Sichtweise war. "Wenn du tot bist, liebst du nicht mehr - wenn Schlaf und Tod Brüder sind, kannst du es im Schlaf auch nicht", ist hier grob gesagt Elias' Logik. Logische Konsequenz -> nicht mehr schlafen, sondern "lieben". Um sich wachzuhalten, nimmt Elias Tollkirsche und Stechapfel zu sich und stirbt an den Folgen der Vergiftung.

Wesentlich bedeutsamer für ein Liebesverständnis finde ich - sieht man mal von Peters gesamten Eifersuchtstaten ab :rolleyes: - die Liebe von Peter zu Elias. Peter kommt nämlich an einen Punkt, an dem er weiß, dass er Elias nicht für sich gewinnen kann, und akzeptiert Elias' Liebe zu Elsbeth. Obwohl er weiß, dass Elias durch die Tollkirschen-Stechapfel-Vergiftung sterben wird, begleitet er ihn während dessen selbstgewählten Sterbewegs, leidet mit, und begräbt ihn zum Schluss.

Und nun noch endlich zum Thema: Wenn ich sage "Ich liebe dich!", dann heißt das "Ich liebe dich!". Nicht mehr und nicht weniger, ich sage schließlich nicht "Ich liebe dich jetzt, heute, morgen und werde dich in aller Zukunft lieben." Die Menschen, denen ich das (edit2: die drei Worte) gesagt habe, und mit denen ich heute *trotzdem* keine Beziehung mehr führe, liebe ich auf andere Art und Weise immernoch. Es hat halt für eine Beziehung nicht mehr gereicht - nichtmal unbedingt nur von meiner Seite aus. Aber Liebe und ganz warme, herzliche Gefühle sind da durchaus immernoch vorhanden.

LG,
bratschi
:)

Der Beitrag wurde von edelbratschi bearbeitet: 29.Nov.2007 - 12:55
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dandelion
Beitrag 29.Nov.2007 - 13:26
Beitrag #52


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QUOTE (edelbratschi @ 29.Nov.2007 - 12:49)
Nein, es gibt keine "ewige Trauer", denn Elsbeth ist nicht die Freundin von Elias, sondern "lediglich" die Angebetete. Elsbeth wird von ihrem Bruder Peter, der seinerseits in Elias verliebt ist, aus Eifersucht an den reichen Bauerssohn Lukas verheiratet. Als Frau ihrer Zeit (Anfang 19. Jhd.) fügt sie sich in ihr Schicksal und nimmt es für sich an. Edit: Für Elsbeth ist Elias ein guter Freund, nicht der Mann ihres Lebens (ich meine, dieser Part wird im Film anders dargestellt, als es im Buch beschrieben war, da mag ich meine Hand grad nicht für ins Feuer legen).
[...]
Er schwört nicht Elsbeth, dass er nicht mehr schlafen wird, sondern Gott und sich selbst. Er kann nicht begreifen, wieso Gott ihn erst in unerfüllter Liebe entbrennen lässt (noch bevor Elsbeth überhaupt geboren ist - er hört den Herzschlag des ungeborenen Kindes und weiß, dass das der Herzschlag ist, der ihm zu lieben vorausbestimmt ist - ungefähr so realistisch wie Grenouilles Fähigkeiten in "Das Parfum"...), und ihn dann innerhalb einer Nacht von dieser Liebe völlig befreit, so dass er nur noch Leere spürt. Er beschließt sich gegen den Gottesentschluss zu wenden und Elsbeth doch weiterzulieben, weil er es will, nicht weil er es tut, und zwar so sehr, wie noch nie jemand geliebt hat. Es geht hier nicht um eine romantisch-verklärte Liebe Elias' zu Elsbeth, sondern um Elias' Trotz gegen ein scheinbares Gottesurteil.

Schlaf und Tod werden im Choral "Komm, oh Tod, du Schlafes Bruder" (J.S. Bach (1685 - 1750)), der in dem Buch eine wichtige Rolle spielt, als Brüder bezeichnet, was zur Zeit Bachs (und noch später) eine gängige Sichtweise war. "Wenn du tot bist, liebst du nicht mehr - wenn Schlaf und Tod Brüder sind, kannst du es im Schlaf auch nicht", ist hier grob gesagt Elias' Logik. Logische Konsequenz -> nicht mehr schlafen, sondern "lieben". Um sich wachzuhalten, nimmt Elias Tollkirsche und Stechapfel zu sich und stirbt an den Folgen der Vergiftung.

okay, wenn man die Hintergrundinfos hat, klingt es anders, aber davon geht es auch nicht staerker um Liebe...
QUOTE (edelbratschi @ 29.Nov.2007 - 12:49)

Wesentlich bedeutsamer für ein Liebesverständnis finde ich - sieht man mal von Peters gesamten Eifersuchtstaten ab :rolleyes: - die Liebe von Peter zu Elias. Peter kommt nämlich an einen Punkt, an dem er weiß, dass er Elias nicht für sich gewinnen kann, und akzeptiert Elias' Liebe zu Elsbeth. Obwohl er weiß, dass Elias durch die Tollkirschen-Stechapfel-Vergiftung sterben wird, begleitet er ihn während dessen selbstgewählten Sterbewegs, leidet mit, und begräbt ihn zum Schluss.



:wub: allerdings, das ist wirklich schoen. danke :blumen2:

Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 29.Nov.2007 - 13:27
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neelia
Beitrag 29.Nov.2007 - 14:48
Beitrag #53


Gut durch
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@ edelbratschi:
Du hast Recht, aber deswegen habe ich ja auch "Freundin" in Anführungzeichen geschrieben ;)

Hast du den Film zum Buch geguckt?
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LadyGodiva
Beitrag 29.Nov.2007 - 16:20
Beitrag #54


Strøse
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Begreift man Liebe weniger als statischen Zustand, beschlossen für ein Leben lang, sondern als unsere wohl ursprünglichste soziale und emotionale Homöostase, als immerwährende Offenheit, lichtet sich der irre Gedankenwald ein wenig.
Dann müssen auch nicht Tod und Lüge bedient werden, um etwas kontrastierend beschreiben zu wollen, was unser Leben ist... und selbiges auch (weiter)trägt.
Und so viele Gesichter hat - Drängen, Ruhen,

Ich liebe dich. Bist mir jetzt mein Du.

Bevor mir dies über die Lippen glitt, empfand ich tatsächlich eine taumelnd schöne Unumkehrbarkeit (die aber eine Wandlung eher impliziert denn ausschließt!) meiner Haltung zu einer anderen; fußend weniger auf der kindlichen Überwältigtheit angesichts der situativen Mächtigkeit, sondern auf dem Vertrauen in all das Zarte zwischen uns... und tatsächlich jenes auf mich und die Macht meiner Herzensverbindlichkeit.

Insofern ist das Vermögen zu "ewiger Liebe" ursprünglichst wohl abhängig von der Treue zu sich selbst.
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Zarah
Beitrag 29.Nov.2007 - 18:22
Beitrag #55


pola hrvatica
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QUOTE (LadyGodiva @ 29.Nov.2007 - 17:20)



Insofern ist das Vermögen zu "ewiger Liebe" ursprünglichst wohl abhängig von der Treue zu sich selbst.

ohne auf das bisher erwähnte buch und diverse interpretationen einzugehen, scheint mir die lady eine wichtige vokabel gennant zu haben. die treue, nicht nur sich selbst gegenüber , sondern ganz allgemein denn:

" wenn treue spaß macht, dann ist es liebe." las ich kürzlich ( weiß aber nicht mehr wo)
wenn es denn dann liebe ist, sind die drei worte nicht weit... vielleicht...

findet salome
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McLeod
Beitrag 29.Nov.2007 - 18:55
Beitrag #56


mensch.
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Hm... auf den ersten Blick ein sympathisches Zitat: Wenn Treue Spaß macht, ist es Liebe.

Auf den zweiten Blick eine Verknüpfung, die nicht jedermenschs Sache oder Kultur ist. Impliziert es doch zum einen, dass es keine Liebe sei, wenn (und sei es temporär) jemand zweites, drittes, viertes im Herzen einzieht, zum anderen dass es keine Liebe sei, wenn Treue schwer fällt. Andere würden argumentieren, dass es ein Zeichen von Liebe ist, wenn sich zweie treu bleiben, gerade *wenn* es schwer fällt. Oder das Kulturen die keine Treue kennen, ungeachtet dessen Liebe kennen. Umgekehrt gibt es wohl keine Kultur, in der Treue praktiziert wird, aber Liebe kein Thema ist.

Gibt McVorLeod zu bedenken.
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LadyGodiva
Beitrag 29.Nov.2007 - 19:00
Beitrag #57


Strøse
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Treue wird doch lediglich an der Bindungsfähigkeit ans Wort gemessen - ihre genauen Inhalte sind dadurch noch lange nicht determiniert.
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Zarah
Beitrag 29.Nov.2007 - 19:19
Beitrag #58


pola hrvatica
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@lady :zustimm:

@McLeod

so kann frau das zitat interpretieren, muss sie aber nicht , denn letztendlich hat treue ja etwas mit loyalität und vertrauen zu tun. dies muss sich ja nicht unbedingt auf einen menschen beziehen und es kommt auch darauf an wie frau treue für sich definiert, den jeweiligen kulturkreis berücksichtigend mit dem einziehen von einer zweiten, driten vierten in das herz der jeweiligen.

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Weissdorn
Beitrag 03.Dec.2007 - 14:44
Beitrag #59


Naschkatze
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Liebe neelia,

philosphieren über "Ich liebe Dich" möchte ich nicht, doch ich möchte Dir ein weiteres Buch empfehlen:

(IMG:http://ecx.images-amazon.com/images/I/41CA704C3YL._AA240_.jpg)

Eine poetische Reise, weniger geschichtlich dafür sehr menschlich. Es schenkt Mut zu handeln und durchaus verschwenderich zu sein, jetzt und hier zu leben, bevor alles schon wieder vorbei ist...

weissdorn
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Weissdorn
Beitrag 03.Dec.2007 - 14:48
Beitrag #60


Naschkatze
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PS: ich flunkere sehr gerne, wenn ich den Menschen, die mir am Herzen liegen damit ein Strahlen ins Gesicht zaubern kann ;)
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