Wenn die Vergangenheit anklopft **kann triggern** Einstellungen

[Squirrel]

...wobei "anklopfen" vielleicht untertrieben ist, keine Ahnung.
Meine Stimmung war die letzten Tage wieder etwas gedämpft, was mal vorkommt und damit komm ich auch ganz gut klar.

Doch seit einem Ereignis heute mittag hab ich das Gefühl, es zieht mir den Boden weg...als ich auf dem Heimweg vom Einkaufen war, kam mir eine Frau entgegen - die Mutter des Täters von damals (für die, die es nicht wissen, es geht um sex. MB). Sie macht mich bis heute für den (verfrühten) Tod ihres Sohnes verantwortlich, dementsprechend hasserfüllt schaut sie mich an, wenn wir uns begegnen. Auch heute hat sie kein Wort gesagt, sondern mich nur mit diesem Blick, der mir durch Mark und Bein geht, angeschaut.
Zudem war ihr Sohn ihr wie aus dem Gesicht geschnitten...jedesmal, wenn ich sie sehe, sehe ich ihn vor mir. Und jedesmal dreht es mir den Magen um, schießen mir Szenen von damals in den Kopf.
Trotz Jahren der Therapie werfen mich diese Begegnungen immer wieder aus der Bahn. Wann wird das endlich besser sein?

Squirrel

P.S. Ich weiß, mein Posting klingt recht geordnet...aber in mir drin siehts ganz schön chaotisch aus. :unsure:

[LadyGodiva]

Squirrel... :troest:
Ich könnte jetzt viel über's zu Grabe tragen, Frieden finden schreiben.
Aber es wären wohl immer nur Worte, die vergeblich gegen Unfassbares anrudern.

Hilfe wird's wohl auf diesem Weg auch nicht geben können, dafür existieren, wie du weißt, viele andere, weitaus kompetentere Anlaufstellen; gerade für akute Situationen, die einer den Boden unter den Füßen weg ziehen.

[Squirrel]

[pandora]

ich verstehe deinen schmerz und deine ohnmacht sehr gut , squirrel.
man hat das gefühl gegen eine scheinbar unüberwindbare wand anzurennen und fragt sich, ob es jemals einen weg drum rum oder drüber hinweg geben wird.
noch schlimmer aber, ist die stille anklage derer, die sich der karaktereigenschaften ihrer nahestehenden menschen nicht stellen wollen.(in deinem falle die mutter der täters)
was ich allerdings nicht verstehe...warum macht die mutter dich für den tod ihres sohnes verantwortlich?
konnte er mit seiner schuld nicht umgehen und hat ***** begangen?

du schreibst,
"jedesmal dreht es mir den magen um"
"immer wieder werfen mich diese begegnungen aus der bahn"
und
"wann wird es endlich besser sein"

ich kenne diese gefühle nur zu gut.
bis vor einigen jahren war ich jedesmal wenn ich "ihn" sah, tagelang von der rolle.
ich konnte nicht mehr normal denken, funktionieren und wurde super aggressiv.
erst als ich endlich losließ und "ihm und anderen" nicht mehr die macht über mich ließ", wurde mein leben wieder lebenswert.

ich denke, wenn DU dich endlich frei sprichst von schuld und das, was diese frau dir vorwirft nicht an dich heran läßt, wird es dir wieder besser gehen.

ich wünsche dir weiterhin alle kraft und mut dieser welt, du stolze kriegerin
:knuddel:

edit... kleine änderung

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 29.Feb.2008 - 19:25

[shark]

Hallo, Hörnchen.

Ich kann verstehen, dass Du damit einfach raus musstest.

Die Situation kenne ich so ein bisschen.

Ab und an, zum Glück selten, begegne ich der aktuellen Frau meines Vaters - die natürlich ihm glaubt und nicht mir und mich dementsprechend nicht ausstehen kann.
Ihr Blick ist jeweils angewidert und wirkt zornig. Versteinert vor Wut fast.

Und mich nimmt das auch immer ziemlich mit.

Aber: ich weiß auch, wie weit ich schon gekommen bin.
Und das hilft mir jedes Mal wieder auf die Beine.

Ich wünsche Dir, dass Dir das auch gelingt.

Schwesterliche Grüße von

shark (der das einhändige Schreiben sehr schwerfällt und die sich deshalb kurz halten muss).

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 29.Feb.2008 - 19:23

[kahikatea]

Therapie kann oft sehr viel erreichen, aber vielleicht nicht immer alles. :unsure: Ich für meinen Teil bin mittlerweile froh, daß ein bestimmter Ort vor Jahren so gravierend umgebaut wurde, daß er mich inzwischen nicht mehr sonderlich triggern könnte, und doch würde ich ihn auch heute eher vermeiden, aufzusuchen.
Ich weiß nicht genau, wie es sonst um Deine Lebenssituation bestellt ist, aber hättest Du zumindest mittelfristig vielleicht eine Chance, insgesamt aus dieser Umgebung herauszukommen und auch ganz physisch Distanz zu gewinnen? Sich psychischen Abstand zu erarbeiten ohne ihn auch räumlich haben zu können, erscheint mir als ziemlich hohe Herausforderung.

Ansonsten einfach: :troest:

Der Beitrag wurde von kahikatea bearbeitet: 29.Feb.2008 - 19:35

[Leonie]

Liebes Hörnchen

auch von mir ein "Du bist nicht allein..."

Was mir besonders im Bezug auf die Blicke geholfen hat, die mir zugeworfen wurden im Sinne von "... du bist schuld..."...

Das sind Gedanken der Menschen, die um ihre - dreimal unterstrichen - Begründungen bemüht sind... Die Mutter sucht vergeblich und immer wieder vergeblich nach Schuldigen für den frühen Tod ihres Sohnes und du bist eine derjenigen, die sie gefunden hat.

Doch - fünfmal unterstrichen - damit hast du nichts zu tun. Zieh dir die Stiefel nicht an, die dir da hingestellt werden. Du bist nicht schuld... ganz im Gegenteil...

Ich wünsch dir Kraft für die nächste Zeit der Erholung...

Leonie

[McLeod]

Hallo Hörnchen,

sie hasst, sie leidet, sie ist verdammt einsam. Da bist Du schon so viel weiter. Du redest, atmest, lebst. Gehst Deine Schritte auf Deinem Weg. Die Erinnerung, die Begegnung mit dem Vergangenen gehört dazu. Klar, mach es wie ich und ziehe ein paar hundert Kilometer weit weg und das Verblassen lassen wird etwas einfacher. Nicht, dass das mein Grund für die Erforschung der Welt war - es hat auch anfangs überhaupt nicht geholfen. Irgendwo ist der Typ, der so ähnlich aussieht wie... Oder das Haus, vor dem derselbe Wagen steht.

Irgendwann hatte ich den Punkt erreicht, dass ich mein halbes Leben lang jeden Tag davon bestimmt sah, mich zu erinnern. Es war eine schreckliche Feststellung. Und etwa 60 Jahre Leben lagen ja noch vor mir. Wie sollte das denn bitte weitergehen? Die Vergangenheit war eigentlich noch keine Vergangenheit, sie war jeden Tag Gegenwart. Wüsste ich, wie sich die 10 Jahre danach, also nochmal dieselbe Strecke, in ein Patentrezept fassen ließen, ich würde es Dir nur zu gerne geben.

Ihr Hass ist *ihr* Hass. Er hat nicht wirklich etwas mit dir zu tun, die Verbindung zwischen Euch ist von Euch beiden geschaffen. Nimm ihr die Macht, indem Du vielleicht von dem Gedanken los lässt, sie könne - sie *müsse* - Dich doch auch verstehen. Ihr Film ist ein anderer und sie ist und bleibt die Regisseurin. Du kannst auch heilen und zur Ruhe kommen, ohne dass sie für ihn gesteht, sich vielleicht sogar entschuldigt. Eine Mutter wird sich immer mit ihrem Kind solidarisieren, der Verlust ist für sie herb. Meine Stiefoma ist bis zu ihrem Tod nicht über den Unfalltod ihres jüngeren Sohnes fast 60 Jahre zuvor hinweggekommen. Du kannst seiner Mutter nicht helfen (es ist nicht leichter, ein Kind zu verlieren, nur weil es kein guter Mensch war), sie hilft Dir auch nicht, kann Dir nichts erklären. Ob die Art wie sie lebt "richtig" ist oder "gesund" oder "moralisch korrekt"... Sie ist ein Mensch. Vielleicht mit ähnlichen Eigenschaften, wie ihr Sohn.

Und Du bist hier das Hörnchen, das willkommen ist, sich den Ballast vom Herzen zu schaufeln und ihn hier zu lassen. Ich habe seitenweise aufgeschriebenen Ballast noch in irgendeiner Schublade. Ich hab mich nie getraut, das öffentlich zu machen. Du bist da sehr viel stärker und mutiger. :knuddel: Ich wünsch Dir weiterhin gute Schritte auf Deinem guten Weg.

Herzlich grüßt
McLeod

[Corky63]

Lass diese Schuld nicht an dich ran, denn du bist nicht die jenige, die schlimme Dinge getan hat! Jeder ist für sein Ableben selbst verantwortlich! Es tut mir leid für dich, was du durch machen musstest! Aber lass diese Gefühle dieser Mutter des Täters nicht an dich ran!



:troest: von mir

[Peggyperplex]

Eine Mutter wird sich immer mit ihrem Kind solidarisieren (Mc Leod)

Und genau das hat die Meine nicht getan. Sie hat mich verhöhnt und des Lügens bezichtigt. Ein beim ersten Mal etwa vierjähriges Kind. Aber das nur am Rande. Eigendlich wollte ich meine Betroffenheit dazu äussern, dass wir so viele sind, die diesen Ballast mit uns tragen. Und ich bin wütend, rasend wütend ob dieser Tatsache!

[McLeod]

@peggyperplex

Sorry, ich habe im Überschwang andere Varianten von Mütter-/Frauensolidarität (z.B. mit dem Ehemann) über-schrieben.

McLeod

[Peggyperplex]

Liebe McLeod!
Keine Angst, ich bin Dir in keinster Weise böse. Es schoss mir nur plötzlich so durch den Kopf. Das passiert mir glücklicherweise sehr selten, obwohl ich nie eine Therapie oder ähnliches gemacht habe. Ehrlich gesagt, war ich nach meinem Posting selbst fast erschrocken, dass mir das plötzlich wieder so nahe ging. Normalerweise vermeide ich diese Thematik auch. Also wie gesagt, mach Dir keine Gedanken! :blumen2:

[pandora]

mensch hörni, wo bist du denn.
ich hoffe du hast dich nun nicht in dein hörnchennest zurückgezogen und schmeisst vor lauter angst das dich die vergangenheit wieder einholt, deine nüsschen aus dem nest.
vielleicht bist du auch ein wenig enttäuscht oder eingeschüchtert wegen LG's post?
komm runter von deinem baum und rede mit uns, bitte :troest:

eine schlaue frau sagte mal zu mir..." schmerz lässt sich nicht fort schweigen, jedoch durch reden lindern."

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 02.Mar.2008 - 22:10

[acuariana69]

hallo squirrel,

habe dein beitrag am 29. gelesen
dich unterstützen wollte ich schon nur dass ich nicht genau wusste wie...
gestern las ich es nochmal und die antworten, heute nochmal die antworten

das erste was in mir klingelt ist "abstand, distanz"
zumindest für eine weihle
somit schliesse mich ein an dem was @kahikatea erwähnt hat:

[Squirrel]

Keine Angst, ich bin nicht enttäuscht, eingeschüchtert o.ä...hab nur bissl Zeit zum Nachdenken gebraucht, bevor ich euch antworte.

Erst einmal danke ich euch für eure Antworten, Tröster und Knuddler...tut schon gut :roetel:

[pandora]

[dandelion]

[Squirrel]

[McLeod]

[Squirrel]

Jetzt hab ich verstanden, danke dir :)