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> Radikal anders, das Leben "danach"
shark
Beitrag 16.Feb.2009 - 19:13
Beitrag #41


Strösenschusselhai
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ZITAT(Isti @ 16.Feb.2009 - 10:05) *
Liebe Shark,

ich habe nicht alle Postings gelesen, darum weiss ich auch nicht, wer was geschrieben hat.

Vor ein paar Jahren bin ich an Brustkrebs erkrankt: Es ging mir tatsächlich ans "Eingemachte". Komischerweise hat mich die Erkrankung und die lange Therapiezeit wenig ausgemacht. Bin sogar sehr mutig und heldeninnenhaft durch die irrsinnige und -witze Zeit.
Womit ich Schwierigkeiten habe und hatte, ist der Weg zurück ins Leben. Die Banalitäten des Alltags bereiteten mir Schwierigkeiten: diese Sinnlosigkeiten. Das Triviale. (Dazu gehört auch die Liebe oder Beziehung.) Das Lachen der Menschen perlte an mir ab. Deren Probleme und Leichtigkeiten konnte ich nicht mehr fassen oder verstehen.
Wenn es ans "Eingemachte" geht, geht das Herz zu und es braucht Jahre bis es wieder berührt werden kann. Im Nachhinein war ich viel zu schnell und alles "war zu früh". Lass` dir Zeit. Ein "toller" Rat, den ich selber nicht beherzigt habe. Aber nochmal würde ich mich nicht mehr zwingen nach dem Vollen zu greifen, mit beiden Händen das Leben zu halten. Zeit würde ich mir geben. Viel mehr Zeit als ich mir zu geben bereit wäre.

Isti


Hallo, Isti,

ich bin froh, dass es mir wenigstens erspart bleibt, keine Lebensqualität mehr aus meinen Beziehungen gewinnen zu können... das muss sehr schwer gewesen sein für Dich.
Ich weiss gar nicht, wie es mir gehen würde, wenn ich NICHT Hilfe und Unterstützung durch meine Freundschaften und durch meine Partnerschaft hätte... ich stell mir das ganz furchtbar vor.

Aber ich kenne das auch: da reden Menschen über absolut Unwichtiges, da scheint eine Sonne vom Himmel, als wenn nix wäre, da lachen Leute und planen und haben Spass - und mir bleibt das Lachen im Hals stecken, meine Verabredungen kann ich nur mit Mühe einhalten und finde auch so recht kein Gesprächsthema... Zum Glück haben meine "Leute" Geduld mit mir und lassen sich immer auch ein auf mein Schweigen und meine Traurigkeit.

Soviel ich auch von mir selbst erwarte - meine FreundInnen und meine Familie erwarten nur eines: dass ich mir Zeit lasse. Mit allem.

Während ich das schreibe, fühle ich mich unendlich dankbar für dieses Geschenk.


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 16.Feb.2009 - 19:14
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sophialein
Beitrag 16.Feb.2009 - 19:42
Beitrag #42


Gut durch
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@shark: Trauern ist Schwerstarbeit - im wahrsten Sinne des Wortes schwere Arbeit - physisch und psychisch. Und ja, es ist ein Geschenk, dass dein Umfeld dir Zeit läßt. Ich wünsche dir von Herzen, dass auch du dir Zeit gibst, Zeit und Ruhe für deine Trauer. Jeder Tag ist es wert ge-lebt und er-lebt zu werden. Ich habe gelernt in den letzten Monaten, dass im Leben Quantität keine Rolle spielt - es ist die Qualität jeder Minute, die das Leben lebens- und liebenswert macht.

LG Sophialein
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Isti
Beitrag 17.Feb.2009 - 08:06
Beitrag #43


Geschirrspülerin
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ZITAT(shark @ 16.Feb.2009 - 19:13) *
(...) ich bin froh, dass es mir wenigstens erspart bleibt, keine Lebensqualität mehr aus meinen Beziehungen gewinnen zu können... das muss sehr schwer gewesen sein für Dich.
Ich weiss gar nicht, wie es mir gehen würde, wenn ich NICHT Hilfe und Unterstützung durch meine Freundschaften und durch meine Partnerschaft hätte... ich stell mir das ganz furchtbar vor. (...)


Darf ich dich darauf aufmerksam machen, liebe Shark, dass ich dich trösten wollte. (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif)

Von meinen Freundinnen habe und hatte ich die volle Unterstützung. Das habe ich nicht gemeint. Was ich versucht habe zu sagen, ist, dass das Innenleben mit dem was äusserlich sichtbar ist, nicht überein stimmt.
Erst in der Nachschau habe ich gemerkt, dass ich wie in Watte gepackt oder wie in einem Glashaus gelebt habe. Und ich spreche von Jahren! Und immer noch teilweise. Trotz der äusseren Aktivität war ich innerlich wie Tod. Nicht berührbar. "Das Herz hat aufgehört zu schlagen."

So wie ich das Thema auch verstanden habe, ohne momentan auf deine persönliche Betroffenheit einzugehen, ist, was passiert in der Nachschau -und diese Gefühle versuche ich dir mitzuteilen. Und bei mir ist in der Nachschau die Problematik der "Hyperaktivität" übrig geblieben. Zudem der Vergleich von früher und heute. Die Angst niemand zu sein, wenn man sich nicht mehr auf alte Charkterzüge verlassen kann. Nicht mehr am Leben voll teilnehmen zu können. Erschöpfung und Müdigkeit. Also über die eigne Kraft gehen. Entscheidungen zu treffen, die viel zu früh sind und waren. Sich kennenzulernen von einer Seite, die man nie von sich erwartet hätte. Und das alles habe ich mit Aktivität zu gedeckt.
Jede hat sicher eine andere Methode, Veränderungen, die auf einen einhageln anzugehen. Bei mir war es die "Hyperaktivität". Sollte es mir mal wieder ans Eingemachte gehen, was ich auch erwarte, weil es zum Leben nun mal gehört, dann würde ich mit aller Kraft versuchen gelassen zu bleiben. Ganz ruhig liegen zu bleiben, vorsichtig aufstehen und bedächtig einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Aufstehen, fallen und zwischen durch tanzen.

Isti
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shark
Beitrag 17.Feb.2009 - 11:58
Beitrag #44


Strösenschusselhai
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Gruppe: Admin
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Userinnen-Nr.: 741



Jetzt habe ich Dich besser verstanden. Mich hatte vewirrt, dass Du gleich zu den "Nichtigkeiten" und "Banalitäten" auch die Beziehung in Klammern angefügt hattest - deshalb dachte ich, Du meintest, auch diese seien "nichtig" und "banal" gewesen für Dich zu jener Zeit.

Ich kenne das gut, dass ich überaktiv werde anstatt in mich zu gehen. Gerade dann eben, WENN es elementar, zukunftsweisend wird. Ist wohl so ein Mechanismus, der mich nur vorgeblich schützt vor dem Grauen des Erkennens.

Aber derzeit versuche ich eben genau NICHT so zu handeln. Und das fühlt sich schwierig an. Gleichzeitig aber deutlich als Chance, MICH zu finden in dem Durcheinander.

Liebe Grüsse


shark
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Bilana
Beitrag 17.Feb.2009 - 12:22
Beitrag #45


Capparis spinosa
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Liebe shark,
liebe Frauen,

ich lese gerne auch in diesem Thread. Er hilft mir ein bisschen den Kopf oben zu halten, obwohl es zur Zeit sehr schwer ist für mich.

Zum eigentlich Themen will ich sagen, ja ich habe das schon einmal erlebt, das ich nach einem gravierenden Ereignis (es hat sich wohl buchstäblich in meine Seele graviert), als ich begann zu begreifen, mich nochmal neu kennen gelernt habe oder vielleicht überhaupt mal kennen gelernt habe.
Mein berufliches Ziel hat sich dadurch verändert und eigentlich meine ganze Lebensplanung. Das war unter anderem der Grund, warum ich mich immer intensiver um meine Großmutter gekümmert habe und vor einem Jahr eben auch die Verantwortung der Betreuung übernommen habe.
Obwohl ich es innerlich wohl schon spührte hat es mich ziemlich viel Zeit und mut gekostet, das vor mir slebst so zu sagen wie sich meine Lebensziele und meine Vorstellung von einem „glücklichen Leben“ verändert hat.
Das vorher war nicht falsch, es hat genau zu dem Ich gepasst, das ich kannte. Aber in meinem Fall kannte ich eben nur einen Teil davon. Es fällt mir noch immer nicht leicht, aber ich spühre selbst jetzt, wo es mir nicht gut geht, das es richtig und stimmig ist meine Lebensziele verändert zu haben und von den alten Zielen abschied genommen zu haben. Ich spühre das es richtig ist, weil ich im Normalfall irgendwie glücklicher bin, mehr im Hier und Jetzt leben kann, präsenter sein kann und weniger ängstlich in die Zukunft sehe, obwohl zumindest meine berufliche Zukunft eigentlich wirklich unsicherer geworden ist.
Ich will nicht unterschlagen, dass es ein harter und auch langer Weg war. Aber einer, der sich gelohnt hat.

Und daraus schöpfe ich jetzt Kraft für mich. Ich weiß, dass es menschenmöglich ist so eine Situation durchzustehen und sich neu zu orientieren. Und wenn du Zähigkeit hast, shark, dann ist es die beste Voraussetzung.
Und es ist gut hier zu lesen und zu erfahren wie viele Frauen es schon geschafft haben.

Wieder die Augen aufmachen und sehen, dass die eigenen Leute mit ihrem Lachen und ihren vermeintlich banalen Gesprächen eben nicht egal sind, sondern genau der Halt und die Normalität, die man braucht.

Und der glitzerne Schnee in der Sonne und ein gutes Essen und die eigene Gesundheit, die eigenen Leute, das ist nicht alles egal, es sind die Schätze, die schon da sind, einfach so, kostenlos.
Ich weiß klingt etwas pathetisch, aber es ist doch so, oder?
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shark
Beitrag 17.Feb.2009 - 12:29
Beitrag #46


Strösenschusselhai
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Ja. Es ist so. Danke, Bilana. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
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Isti
Beitrag 18.Feb.2009 - 09:47
Beitrag #47


Geschirrspülerin
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ZITAT(shark @ 17.Feb.2009 - 11:58) *
(...) Aber derzeit versuche ich eben genau NICHT so zu handeln. Und das fühlt sich schwierig an. (...)

Das fühlt sich nicht nur schwierig an, liebe Shark, es ist in meiner Nachschau, das Schwierigste überhaupt gewesen. Das was am meisten Kraft gekostet hat.

ZITAT(shark @ 17.Feb.2009 - 11:58) *
(...) Gleichzeitig aber deutlich als Chance, MICH zu finden in dem Durcheinander.

In der Nachschau fühlte sich bei mir dieser Weg an wie ein Hund der seinen Schwanz jagt.

Auch wenn dieses Posting vielleicht ohne Mitgefühl wirkt, beinhaltet es eine Menge Trost. Auch du, liebe Shark, wirst eines Tages für einen Menschen, den du vielleicht noch nie gesehen hast, aus deinem Herzen eine Nachschau schreiben. Vielleicht werden deine Zeilen sogar für mich sein, ich hoffe es nicht, aber wer weiss schon wie das Leben seine Kreise dreht.
Und sollten deine Worte tatsächlich mich treffen, werde ich ganz leise schmunzeln, weil ich mich daran erinnern werde, so elend, schrecklich und hoffnungslos ich mich auch momentan fühle, dass es eines Tages auch für mich wieder eine Nachschau geben werden wird.

Isti



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Hortensie
Beitrag 21.Feb.2009 - 22:57
Beitrag #48


"Jeck op Sticker"
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es ist wahrscheinlich schwer zu verstehen, aber ich glaube es ist für unser leben wichtig, dass wir an "wendepunkte" kommen, wo wir die möglichkeit erhalten bzw. die chance haben innezuhalten und zu überlegen, ist das mein leben? mache ich das, was mich glücklich macht? was wäre wenn mich eine diagnose ereilt, die mich zwingt, mich damit abzufinden, dass die endlichkeit näher gerückt ist?
wahrscheinlich erschreckt uns das nur dann am meisten, wenn wir insgesamt am wenigsten zufrieden sind mit unserem leben. aberwie auch immer, wir haben nur dieses eine leben und unendliche möglichkeiten dies zu leben. auch die rahmenbedingungen verändern sich beständig, so dass eine biklanz auch mal so ausfallen kann, dass man nochmal im beruf, im privatleben ganz von vorne anfängt.
wie sagte Paul Virilio noch so treffend: "Das Ende der Beschleunigung ist der Stillstand."
aber nur im stillstand kann man bilanzieren, innehalten schauen, aber stillstand heißt ja nicht, dass es nicht weitergeht.

ich weiss nicht, wie oft ich mir schon vorgenommen habe, heute so zu leben, dass ich morgen sterben könnte. es gelingt mir nicht. mein wunsch war und ist, sowenig wie möglich "unerledigt" "offen" zu haben, aber es gibt dinge, die müssen zeitweilig ungeklärt sein, weil es zeit braucht, sie zu klären.

man kann auch das gegenüber nicht auf antwort drängen, aber man aknn innehalten, in sich hineinhören, was will ich,was tut mir gut, womit bin ich zufrieden. und man kann sich immer wieder die erlaubnis geben, abzuwarten, sich selber zum maßstab zu machen, nicht alles schaffen zu müssen, nicht perfekt sein zu müssen. und man kann sich verzeihen.
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shark
Beitrag 22.Feb.2009 - 12:57
Beitrag #49


Strösenschusselhai
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ZITAT(Isti @ 18.Feb.2009 - 09:47) *
Auch wenn dieses Posting vielleicht ohne Mitgefühl wirkt, beinhaltet es eine Menge Trost. Auch du, liebe Shark, wirst eines Tages für einen Menschen, den du vielleicht noch nie gesehen hast, aus deinem Herzen eine Nachschau schreiben. Vielleicht werden deine Zeilen sogar für mich sein, ich hoffe es nicht, aber wer weiss schon wie das Leben seine Kreise dreht.
Und sollten deine Worte tatsächlich mich treffen, werde ich ganz leise schmunzeln, weil ich mich daran erinnern werde, so elend, schrecklich und hoffnungslos ich mich auch momentan fühle, dass es eines Tages auch für mich wieder eine Nachschau geben werden wird.

Isti


Dein Posting klingt nicht "ohne Mitgefühl", im Gegenteil.
Und ich spüre gerade, so elend ich mich fühle, eine gewisse Spannung in mir aufkommen in Bezug auf das Abenteuer der "Rückschau" in ein paar Jahren.

Danke, Isti. (IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif)


shark

ZITAT(pantoffelheld @ 21.Feb.2009 - 22:57) *
man kann auch das gegenüber nicht auf antwort drängen, aber man aknn innehalten, in sich hineinhören, was will ich,was tut mir gut, womit bin ich zufrieden. und man kann sich immer wieder die erlaubnis geben, abzuwarten, sich selber zum maßstab zu machen, nicht alles schaffen zu müssen, nicht perfekt sein zu müssen. und man kann sich verzeihen.


Ich bemühe mich darum.
danke, pantoffelheld.(IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 22.Feb.2009 - 12:55
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Mausi
Beitrag 22.Feb.2009 - 14:26
Beitrag #50


Mama Maus
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Ich möchte noch kurz zu dem Thema "Jeden Tag leben, als wäre es der Letzte" schreiben.
Nach meiner Erkrankung & der rasenden Beschleunigung vieler innerlicher Vorgänge & ner Menge Veränderung & Erkenntnissen, war ich der Meinung, das Leben voll auskosten zu müssen.
In der Pubertät tut man das auch so, aber bei mir wars dann nochmal ein Tick anders.
Ich war 1 Jahr aus dem Alltag draussen & natürlich wollte ich alles aufsaugen, was in meinem "Neuen" alten Alltag war, aber ich war so unglaublich froh, wieder eine Schule besuchen zu dürfen.
War so unglaublich froh, wieder "das normale Geschäft" erledigen zu können, weil es mir so wichtig war.
In meinem Privatleben wollte ich leben, mir von niemandem mehr etwas sagen lassen, außer denen, die mir wirklich in den schwersten Stunden beiseite standen & meinen Freunden, die mich aber erst danach kennenlernten, z.T..
Lenkbar war ich damals glaub nicht & meine eigenen Regeln stellte ich auch auf. (Hört sich nun schlimmer an als ich bin, aber ich setzte mir da auch selbst Grenzen um mir treu zu bleiben - nur noch so eingeworfen - wobei die damals nochmal anders aussahen als heute (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) )

Was ich sagen will, es ist schwierig auf Dauer auf Hochform zu laufen. Bei mir war es irgendwann nicht mehr möglich, die Angst vor einem Rückfall suchte mich dermaßen heim, dass ich im Unterricht weinend raus lief, einen Walkman (ja - das waren die Dinger mit Kassetten, damit man die unterwegs hören konnte (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) immer bei mir, um mich zurück zu ziehen, spielte nach außen vor, was innen nicht wirklich stabil war - aber es außen wirkte.
edit: Ich bekam Nesselsucht, bei jeder kleinsten (!) Aufregung, war 1 Mal die Woche beim Hausarzt, weil ich irgendwas missdeutete, bis er eine richtige Vermutung anstellte & ich nicht mehr kam (im Privaten wars auch nicht gerade das Beste & er fragte mich danach - und somit ging ich nicht mehr hin - er hatte ja recht, aber ich sah das damals nicht -dachte es liegt an meiner Grunderkrankung).
Und dann kamen die Verdachte auf Rückfälle -2 Mal - innerhalb von 3 Monaten war 2 Wochen lang nicht klar, ob ich wirklich im Alltag bleiben könnte, nachdem ich versuchte 1 Jahr zu leben.
Irgendwie schaffte ich es danach, wie - kann ich heute nicht mehr sagen. Aber die Angst saß tief, 10 Jahre lang - jeder Schmerz, der dem damaligen glich, holte alte Ängte hoch. Und ich lebte - zumindest das nächste Jahr wieder auf höchstem Level, veränderte mein Leben sehr, soweit es mir möglich war & lernte jmd. kennen, der mich bremste - (allerdings tat er das eher aus egoistischen Motiven (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ).

Das Tempo kann kein Mensch auf Dauer leben, wenn es nicht aufhört. Kein Mensch kann auf Dauer leben, als wäre es der letzte Tag. Die Ruhe & der Alltag geben auch Kraft, und ein auf "höchstlevel" leben ist eben nicht für immer gedacht.
Ich denke das Wichtigste ist sich treu bleiben können, ob man den Tag nun vergehen lässt oder ihn vollkommen auskostet & eben die kleinsten Sachen wahr nimmt, den Geruch der Luft, den Sonnenaufgang/-untergang, das Da sein von Freunden /Familie.

Ich kann das garnicht mehr, jeden Tag erleben, als ob es der Letzte wäre - ich wäre so schnell so kaputt, dass ich den Alltag nicht mehr leben könnte.
Was aber mein Ziel ist, so zu leben, dass ich nichts bereuen muss & sagen könnte, so im Großen & Ganzen wäre ich zufrieden, würde ich gehen müssen.
Aber die Pausen sind wichtig - um inne halten zu können, um überprüfen zu können, ob man mit dem, was man tut glücklich ist & um Wege ändern zu können oder (mit voller Inbrunst) weiter beschreiben zu können.

Ich hoffe, ich konnte annähernd ausdrücken, was ich sagen will & war nicht am Thema vorbei!

Liebe Grüsse
Mausi

Der Beitrag wurde von Mausi bearbeitet: 22.Feb.2009 - 14:36
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shark
Beitrag 22.Feb.2009 - 16:23
Beitrag #51


Strösenschusselhai
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Liebe Mausi,

ich versteh gut, was Du sagen willst und finde auch, dass es gut ins Thema passt.

Ich versteh "jeden Tag wie den letzten leben" auch eher so, dass alles, was man tut und lässt (das Grosse und das ganz Kleine) einfach zu einer passen muss, jetzt grade stimmen soll; also das, was Du mit "sich treu bleiben" beschreibst.

Immer auf Hochtouren (nach dem Motto: "Heute könnte der letzte Tag meines Lebens sein, deshalb muss ich unbedingt noch mit einem Hubschrauber fliegen und meiner besten Freundin ein Gedicht schreiben und hinterher versuchen, die Telefonnummer von Alice Schwarzer herauszubekommen um einen (letzten) Artikel zum Thema Feminismus für die Nachwelt und die EMMA schreiben und....und...") zu laufen - das hält kein Mensch durch. Und ich glaube, dass mir so auch die wunderbaren kleinen, aber unspektakulären Dinge völlig durch die Lappen gingen. Und die machen so in der Summe doch auch aus, woran man sich später (und vielleicht am "echten" Lebensende) gerne erinnert, die viel bedeuten.

Ich möchte in Zukunft einfach gerne "echt" leben - so, wie ich wirklich bin. Und das nicht nur spüren und unter Druck dann doch wieder was Anderes tun, sondern mich nicht mehr verbiegen und so sein, wie ich mich fühle. Damit meine ich nicht, jedem "Seelenpups" nachzugehen - das wär auch wieder extrem - sondern ich meine so etwas wie "inneren Frieden" finden in dem, was meine persönlichen Möglichkeiten sind und so leben, dass ich "Ja" sagen kann zu mir und meinen Lebensumständen (auch wenn die mal widrig sind).

und ich hoffe, dass mir das gelingen wird.

Liebe Grüsse


shark
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Piet777
Beitrag 26.Feb.2009 - 21:34
Beitrag #52


Suppenköchin
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Erstmal vorab, das tut mir sehr Leid für dich. Ich wünsche dir viel Karft für deinen weiteren Weg.

Radikal verändert habe ich mich, als sich meine Eltern getrennt hatten, ich musste aufeinmal mehr Aufgaben erledigen als zuvor, z.b. Hunde füttern, einmal in der Woche Essen machen, jeden zweiten Tag sauber machen.
Es war eine Umstellung, Dinge die vorher unsere Mutter erledigt hatte, mussten nun meine Schwester und ich machen. Der ganze Zeitplan musste umgestellt werden, man wurde innerhalb von zwei Tagen ein ganzes Stück noch erwachsener.
Das war schon eine rapide Umstellung, auch dass unsere Ma aufeinmal weg war, für mich war es nicht so hart, da ich eh noch nie mich so gut mit meiner Mutter verstanden hatte und immer schon ein besseres Verhältnis zu meinem Vater hatte, aber es trotzdem irgendwie komische Situation gewesen damals.
Das alles liegt nun auch schon fast vier Jahre zurück, aus heutiger Sicht denke ich, ist es gut, wie es alles gekommen ist.
Ich wurde nicht mehr eingeängt, konnte endlich das tun, was ich wollte und das fing bei grundlegenden Sachen an, wie z.b. für die Schule zu lernen in meinem Rygthmus. Ich habe nichts mehr vorgeschrieben bekommen und hatte vor zwei Jahren sogar den Mut mich vor der Familie zu outen und ich denke, wenn mein Pa mit Ma zusammen geblieben wäre, hätte ich den Mut nicht gehabt. *es war auch mit meinem Pa nicht einfach und er brauchte Zeit um es zu akzeptieren, hin und wieder geraten wir auch aneinander, aber es hat sich alles gut eingespielt eigentlich. Auch gerade wo er nun eine neue Freundin hat, ist ihm irgendwie eh mehr oder weniger egal, was ich tue. Er lässt mich los und das muss er auch, ich werde dieses Jahr 18 Jahre und beginne Ausbildung*.
Also ich denke, es war ein wichtiger, wenn auch mit Umstellungen und Veränderungen verbundener Lebensabschnitt.

Es gibt noch ein, zwei Beispiele, aber die alle aufzuschreiben...das würde den Rahmen sprengen. Aber denke, ihr konntet troztdem einen Einblick in meine Erfahrung zu dem Thema gewinnen.

Der Beitrag wurde von Piet777 bearbeitet: 26.Feb.2009 - 21:37
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shark
Beitrag 26.Feb.2009 - 21:48
Beitrag #53


Strösenschusselhai
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ZITAT(Piet777 @ 26.Feb.2009 - 21:34) *
Radikal verändert habe ich mich, als sich meine Eltern getrennt hatten


Danke für Deine Schilderung, Piet77.

Und Du erinnerst mich damit an eine Situation, die mein Leben (vor so vielen Jahren, dass ich es im Alltag gar nicht mehr als relevenat ansehe) ebenfalls stark verändert hatte. Und ich bemerke, wie sehr mich das damals doch geprägt hat. Nur weil etwas lange her ist, wird es ja nicht bedeutungslos. Danke für den Hinweis darauf.

Auch meine Eltern liessen sich scheiden (mehr als 26 Jahre ist das her); ich blieb bei meinem Vater (nicht freiwillig, aber das würde auch zu weit führen zu erklären, weshalb das so kam). Und wie Du hatte ich plötzlich eine Menge Aufgaben, die mich anfangs völlig überforderten. Ich war für alle unsere Tiere (mehrere Hunde, viele Katzen, Pferde usw.) allein zuständig, dazu kam der Haushalt (mit dem ich früher absolut nichts zu tun gehabt hatte). Wie die Waschmaschine zu bedienen war: ich wusste es nicht. Ein Schnitzel braten? Keine Ahnung, wie. Bügeln: Mhm... nie vorher hatte ich ein Bügeleisen in der Hand gehabt. Dazu wie immer Schule, meine kleine Schwester und mein Vater, der absolut unbrauchbar war als Hilfestellung in dieser radikal veränderten Lage - im Gegenteil: er hat alles erst richtig schlimm gemacht...

Ich lernte schnell den neuen Alltag zu bewältigen (einzig die Schule bleib auf der Strecke und ich deshalb sitzen). Schwierig war die emotionale Seite, denn die Trennung und Scheidung meiner Eltern brachte uns Kindern nichts Gutes. Wir waren beim falschen Elternteil gestrandet...

Heute denke ich, dass ich viel gelernt habe in jener Zeit: leider aber vor allem das Gefühl, dass es ohne mich nicht geht. Dass immer ich zuerst "schuldig" und damit verantwortlich bin - und dass ich dafür zuständig bin, dass es allen anderen Menschen um mich herum einigermassen gut geht, nichts "Schlimmes" hereinbricht und dass ich keine eigenen Bedürfnisse zu haben habe...

Jetzt gerade lerne ich wieder, und das gestaltet sich viel schwieriger als es damals war, "Haushalt zu lernen", und die Aufgabe erdrückt mich fast, wieder zurückzufinden zu so etwas wie (wenigstens phasenweiser) Unbeschwertheit, Zutrauen in Prozesse, Vertrauen in Andere und dem Gefühl, wichtig zu sein.

Damals hab ich das "verloren" - heute muss ich es wiederfinden.
Merkwürdig, wie der Kreis sich schliesst...


Danke, piet77, fürs Erinnern.

shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 26.Feb.2009 - 21:50
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Piet777
Beitrag 28.Feb.2009 - 11:26
Beitrag #54


Suppenköchin
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shark: Ja, das kommt mir bekannt vor. Aber wie gesagt, ich muss zwar meine Aufgaben hier erledigen, aber ich werde auch immer mehr losgelassen.
Mein Vater will mich nicht krampfhaft hier behalten. Er meinte, wenn ich ausziehen will, ob nun in einem oder zwei Jahren, dann kann ich das tun, bin aber auch jeder Zeit zu hause wieder willkommen.
Er meinte, dass es natürlich dann in Bezug auf die Aufgaben Änderungen für ihngäbe, da die ich dann ja nicht mehr erledige, das gleiche wäre dann ja auch, wenn meine Schwester aussieht- aber das alles weiß mein Pa und er meinte, wenn es dann soweit ist, wird er das alles schon hinbekommen mit seiner Freundin und evtl einer Haushaltshilfe...Er meinte, es wird auch alles gehen, wenn wir dann ausgezogen sind.

Das Familienleben ist harmonischer geworden, vieles wird entspannter gesehen. Natürlich geraten wir alle auch mal aneinander und Streiten uns etwas, aber es sind Ausnahmen und dann eher Kleinigkeiten. Man rauft sich immer wieder schnell zusammen.
Ich denke, wie gesagt, dass alles gut ist, so wie es gekommen ist. Es war ein wichtiger und bedeutener Lebensabschnitt.
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Tiefenrausch
Beitrag 13.Mar.2009 - 18:04
Beitrag #55


Salzstreuerin
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Liebe shark!

Danke, dass Du Dich mit Deinem herzensschweren Kummer zeigst.
Ich habe immer wieder an Dich gedacht, gerade dann, wenn Du Dich herzlich bei anderen Threads eingebracht hast. Viel kann ich gar nicht "sagen". Nur soviel: Deine Signaturäußerung berührt mich.
""Geh her, setz di hi..." sagte meine Mutter immer - und der angebotene Stuhl und der heisse Kaffee in der Tasse, die sie mir reichte, waren die feste Zusage liebevoller Aufmerksamkeit. Danke, Mami."
Es klingt platt, aber meine Gedanken waren im Nachfühlen - dass Du das nicht mehr haben wirst - und - dass es Dir niemand und nichts nehmen kann. Leider werde ich so etwas nicht schreiben können, deshalb hat diese Aussage eine ganz besondere Qualität für mich.
Wenn es für Dich in Ordnung ist, dann fühle Dich vorsichtig von mir gedrückt.

Liebe Grüße von
Tiefenrausch
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shark
Beitrag 13.Mar.2009 - 18:30
Beitrag #56


Strösenschusselhai
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Danke, Tiefenrausch.

Und Du hast Recht: ich hatte etwas, was ich heute schwer vermisse und was mich mich oft furchtbar allein fühlen lässt - doch zumindest hatte ich es. Und ich werde nie diese besondere Geborgenheit vergessen, die ich jedesmal empfand.

Voller Mitgefühl für Dein "Vermissen ohne zu kennen" drücke ich gerne vorsichtig zurück.

shark
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Mondstern
Beitrag 15.Mar.2009 - 22:30
Beitrag #57


Großer Hund
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Liebe shark,

auch wenn ich inzwischen spät dran bin, auf Deinen Thread zu antworten, weil ich erst heute Abend darauf gestoßen bin, geht mir von Anfang an ein Satz durch den Kopf, den ich Dir gerne mitgeben möchte.

Als ich vor eineinhalb Jahren an einem Scheidepunkt meines Lebens stand (der durch keine Tragödie ausgelöst wurde, sondern "nur" durch das Nicht-mehr-so-weitermachen-können im bisherigen Leben), begegnete mir eines Tages in einem kleinen Buchladen eine Postkarte, auf der in roter Schrift auf blauem Grund die Worte "Wenn nicht jetzt, wann dann" standen. Ohne Fragezeichen. Ich kaufte die Postkarte und legte sie an einen Ort, an dem ich sie täglich sah. Wann immer ich Angst vor mir selbst und meinen Träumen bekam, sagte ich diesen Satz wie ein Mantra vor mich hin. Wenn nicht jetzt, wann dann.

Vielleicht hilft er Dir ein wenig, auf dem Weg, immer den Augenblick zu leben.


Mondstern.
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shark
Beitrag 16.Mar.2009 - 09:41
Beitrag #58


Strösenschusselhai
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Danke, Mondstern. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Das ist ein gutes Mantra.

Gruss


shark
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_Eva_
Beitrag 25.Mar.2009 - 20:41
Beitrag #59


Naschkatze
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Liebe shark,
ein langer thread, es haben schon viele liebevolle, gute antworten gefunden. ich moechte trotzdem noch etwas schreiben.

wovon du erzaehlst erinnert mich an meine mutter. sie ist an einem aehnlichen punkt, in einer aehnlichen krise, spuehrt eine aehnliche angst.
und es erinnert mich – an mich.
ich war vor kurzem zu hause und meine mutter und ich haben uns ausgetauscht ueber die dinge, die auch hier in deinem threat angesprochen wurden. wir haben gemeinsam bemerkt: die entwicklung, vor der wir beide stehen, ist etwas zwingendes, das nicht nach der zeit fragt. es geht nicht darum, etwas zu ende zu bringen, sondern einen weg zu gehen. was dabei hilft, ist zu erkennen, was gleich bleibt (wie melody schon angesprochen hat) - neben allem, das man tun, veraendern, auf den weg bringen muss, gibt es eine konstante: da – sein. unser Sein ist der stille mittelpunkt, um den sich unsere ziele, motivationen, ereignisse drehen und weden koennen - er bleibt gleich.

am anfang deines threads hast du gefragt, wie man optimismus lernen kann. ich hab nur eine ziemlich abstrakte antwort: man wird optimistisch indem man gelassenheit lernt. gelassenheit im sinne von “liebevoller distanz”. das ist auch eine form von einfach da sein (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) .

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Lemongras
Beitrag 09.Apr.2009 - 13:15
Beitrag #60


~ no title ~
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Liebe shark.
Ich habe bisher interessiert in diesem Thread mitgelesen, aber selbst noch nichts dazu geschrieben.
ZITAT(shark @ 06.Feb.2009 - 16:24) *
[...]Ich mag Euch fragen, ob Ihr auch einmal im Leben an einem Punkt wart, an dem es ganz existentiell ums "Eingemachte" ging, ob Ihr Euch getraut habt, wie es sich danach angefühlt hat - und wie sich heute das "Vorher" in der Rückschau darstellt.[...]

In den letzten Jahren gab es bei mir mindestens zwei Ereignisse, die für mich sehr existentiell waren.
Das eine Ereignis ist meine Erkrankung, bei der ich Entscheidungen getroffen habe, die ich sicherlich nicht getroffen hätte, wenn ich nicht krank geworden wäre. Das andere Ereignis war auch existentiell, es hat familiär viel verändert, aber daraus resultierte für mich keine Entscheidung - auch wenn jetzt alles anders ist.
Was das erste Ereignis angeht,...nun, das begleitet mich bis heute. Es berührt wirklich sehr viele Bereiche meines "ursprünglichen" Lebens und so muss ich heute, nach vielen Jahren Leid, sagen, dass ich inzwischen schon besser damit umgehen kann, aber dass es noch immer Tage gibt, an denen ich in die Vergangenheit schaue und traurig werde.
Ich sage: was passiert, passiert. Und das was passiert, passiert nicht "ohne Grund". Wäre ich nicht krank geworden, wäre ich beruflich einen anderen Weg gegangen. Zwar fühlte es sich damals schon etwas "ungemütlich" an, aber das war ein Weg, auf den ich all die Jahre hingearbeitet habe und was eigentlich eine logische Schlussfogerung meines bisherigen Lebens(laufes) gewesen wäre.
Damit war ganz ganz viel verbunden.
Ich musste Entscheidungen treffen und ganz ganz ganz viele Menschen hinter mir lassen, Träume und Ziele aufgeben. Und da mein Leben ganz viel lebendig war und mein Engagement so vielfältig und bundesweit, dann war das nicht ganz einfach für mich, das alles aufzugeben.

Heute - rückblickend betrachtet - hat mich die Entscheidung in einen Beruf gebracht, den ich schön finde und wo ich mich wohlfühle. Ich wäre nie da, wenn ich mich damals nicht gegen den anderen Weg entschieden hätte.
Auf der einen Seite bin ich darüber glücklich - auf der anderen Seite ist es überschattet durch meine wieder schlechter gewordene gesundheitliche Situation und dass ich nicht die erforderliche Kraft für mein Tun (und noch viel mehr,... doch das ist ein anderes Feld) habe.
Und dann kommt, wenn ich nicht auf mich aufpasse, eine Spirale... das geht ganz von selbst, ausgelöst durch eine Erinnerung, eine Begegnung, eine Fernsehsendung, ein Buch... und dann gehts gedanklich abwärts und meine Gedanken kreisen um die Frage "was wäre wenn...?"
Inzwischen kann ich innerlich ein Stopp-Schild hochhalten - doch leicht ist dies nicht. Und dank lieber Freundinnen, die dann für mich da sind, gewinne ich Mut und Hoffnung.

Weißt du, wenn existentielle Dinge im Leben passieren, ist zwar vom Gefühl her "nichts mehr wie es vorher war", doch so ganz stimmt das auch nicht. Die Welt um Einen herum dreht sich weiter.

Es ist so vieles mit einem lachenden und einem weinenden Auge verbunden, liebe shark. Das ist das Leben. Es gibt das Gegensätzliche (Freud/Leid, dunkel/hell, Gesundheit/Krankheit, Leben/Tod, Liebe/Hass, Angst/Mut uvvm.), doch zwischen all dem Gegensätzlichen findet das Leben statt. Und aus diesem Leben sollte jeder Mensch für sich selbst das Beste machen. Und damit sind ganz oft Entscheidungen verbunden!!

Du schreibst an einer anderen Stelle, dass du dich nicht mehr "verbiegen" möchtest, Glückwunsch, gute Entscheidung (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) , doch gestatte mir Folgendes vielleicht zu ergänzen: bleibe beweglich! Gestatte dir z.B. Entwicklung, Veränderung etc., denn das beinhaltet das Leben und gerade dies wird einem oftmals in solchen und vielfältigen Erlebnissen, die bereits geschildert wurden, gewahr. Sei echt, sei dir aber auch darüber im Klaren, dass das wirkliche Leben einem oft Grenzen aufdrückt und man leider nicht wie ein buddhistischer Mönch in unserer Kultur leben kann. (IMG:style_emoticons/default/bye.gif)
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