lesbenforen.de

Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )

> Bitte beachten

Denk bitte daran, dass unser Forum öffentlich einsehbar ist. Das bedeutet: wenn du hier dein Herz ausschüttest, kann das von allen gelesen werden, die zufällig unser Forum anklicken. Überleg also genau, was du preisgibst und wie erkennbar du dich hier machst. Wir löschen keine Threads und keine Beiträge, und wir verschieben auch nichts in unsichtbare Bereiche.

Du kannst deinen Beitrag nach dem Posten 90 Minuten lang editieren, danach nicht mehr. Lies dir also vor dem Posten sorgfältig durch, was du geschrieben hast. Dazu kannst du die "Vorschau" nutzen.


Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Webseite erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.

2 Seiten V  < 1 2  
Reply to this topicStart new topic
> Das entfremdete und das „wirkliche“ Leben
Bilana
Beitrag 30.Apr.2009 - 10:18
Beitrag #21


Capparis spinosa
************

Gruppe: Members
Beiträge: 3.143
Userin seit: 25.08.2004
Userinnen-Nr.: 97



QUOTE
Kannst Du das genauer beschreiben?


Hier fasse ich es so auf:
QUOTE
Ich kann nicht beurteilen, ob die "Selbstverwirklichungs-Ansprüche", mit denen ich aufgewachsen bin, generell utopisch und uneinlösbar waren oder ob ich aus individueller Unfähigkeit an ihnen scheiterte. Jedenfalls ist mein Leben sehr viel leichter, gesünder und weniger verzweifelt ohne sie.
Natürlich ist es auch weniger schillernd, individuell und existentialistisch. Es ist auch weniger "wirklich" - sofern man das "ICH" als zentrale und einzig greifbare Kategorie von "Wirklichkeit" versteht. Heute ist mein Leben eher eingebunden in Zusammenhänge, mit denen ich mich identifizieren kann ... ist Gemeinschaft und Ergänzung.


Schillernd, individuell und existentialistisch, das sind für mich Begriffe, die mehr mit Selbstdarstellung, als mit Selbstverwirklichung zu tun haben. Und der Verzicht auf diese Attribute bedeutet für mich nicht Verzicht auf Wirklichkeit.
Auch die wohlbesonnene Mitte empfinde ich nicht als unwirklich, entfremdet. Im Gegenteil, ich spüre für mich immer deutlicher, dass eben gewisse Extreme eine Entfremdung für mich waren. Bei dem Versuch die maßlose Unzufriedenheit und Fernsteuerung, die ich in meiner Kindheit so oft gesehen habe und unter der ich auch leiden musste zu überwinden bin ich nicht selten ins andere Extrem, gerutscht, bin übers Ziel hinaus geschossen.
Es fühlt sich für mich heute auch ferngesteuert an, wenn ich darauf zurück blicke. (Obwohl ich es auch nicht missen möchte, es war bis vor kurzem einfach so.) Deshalb frage ich mich wohl auch jetzt, ob ich nicht wieder übers Ziel hinausschieße.
Extrem heißt ja, vom einen Ende der Skala zu viel, aber dafür automatisch vom anderen Ende zu wenig. Das kann in meinen Augen nur zur Entfremdung führen, da man auf ein Ende eben verzichten muss.


In den letzten Tagen habe ich überlegt, was genau ist denn das wirkliche Leben, das Gegenteil von Entfremdung? Ich denke es könnte sein nach dem Sinn des Lebens zu leben. Und ich denke der Sinn ist glücklich zu sein, wohlgemerkt nicht im hedonistischen Sinne. Ich denke, wir alle streben nach Glück, nur jeder auf seine ganz eigene Weise. Für den einen ist es eine eigene Familie und gute Partnerschaft, für den anderen Konsum (vielleicht ein Irrweg), wieder für den anderen ein Beruf/Berufung mit Sinn. Für manche mag auch Selbstdarstellung und die damit verbundene Beachtung anderer Glück bringen.




Go to the top of the page
 
+Quote Post
DerTagAmMeer
Beitrag 01.May.2009 - 11:09
Beitrag #22


Adiaphora
************

Gruppe: Members
Beiträge: 1.987
Userin seit: 14.10.2004
Userinnen-Nr.: 596



ZITAT(Bilana @ 30.Apr.2009 - 11:18) *
In den letzten Tagen habe ich überlegt, was genau ist denn das wirkliche Leben, das Gegenteil von Entfremdung? Ich denke es könnte sein nach dem Sinn des Lebens zu leben.


Genau das habe ich gemeint - dass sich die Zuschreibung von "Wirklichkeit" mit dem Sinn, den wir im Leben sehen, verändert.

Gestern habe ich ein Portrait über Audrey Hepburn gesehen, die sich ihren letzten Lebensjahren stark für Unicef eingesetzt hat. Den Bildern und Aussagen ihrer Freunde nach wurde aus zunächst wohltuender Wohltätigkeit mit der Zeit ein verzweifelter Kampf gegen den Hunger, die Krankheit und das elende Sterben von Kindern in Entwicklungs- und Kriegsgebieten. Es wurde ein Kampf, den sie über ihre eigene Gesundheit stellte, der ihr das Gleichgewicht, die Mitte nahm und ihrem Gesicht bittere Züge gab. Mit 63 Jahren starb sie an Krebs, einer Krankheit, bei der Organismus wuchernde, "entfremdete" Zellen nicht als Gefahr erkennt, sie nicht bekämpft, sondern sie als Teil von sich nährt, bis sie den ihn Stück für Stück zerstören und töten.

Was ist der Sinn eines Menschenlebens?
Liegt er darin möglichst lang, möglichst zufrieden, möglichst gesund und möglichst ausgeglichen zu leben?

Ist das eigene Glück ein ultimatives Ziel oder wird es relativiert durch das Glück oder Leid derer, auf die mein Leben Einfluss hat?

Selbstaufgabe und Selbstverwirklichung sind sich vielfach so ähnlich.

In der Hingabe an eine Passion fühlt sich mein "ich" extrem lebendig und "wirklich" an. Alle Farben sind intensiv, die Gedanken konzentriert und klar, alle Emotionen überschwänglich und eindeutig. Der Schlafmangel überflutet meinen Körper mit Glückshormonen, ich bin entweder ganz da oder wohltuend völlig leer auf "Standby".
Andererseits sprechen auch fehlendes Schmerzempfinden, stark eingeschränktes Sehvermögens, das Vergessen von Hunger und Durst, zitternde Hände und aussetzende Stoffwechselprozesse eine eindeutige Sprache mit gegenteiligem Fazit.

Stelle ich hingegen meine Gesundheit ins Zentrum meines Handelns, versuche ein "gutes Leben" zu führen, relativiert und angepasst an mein unmittelbares Umfeld, und "erwachsen" in der Bereitschaft zu Kompromissen auf der Suche nach dem "kleinen, privaten Glück" ... so braucht es oft nur eine flüchtige Begegnung mit der "Wirklichkeit", um an der Bedeutungslosigkeit meiner eigenen Person für die Sinnfrage zu zerbröseln.

Und diese Sinnfrage bekomme ich nicht entschieden. Zählt meine Person oder das Ergebnis meines Tuns?
Zählt die Perfektion des Rädchens in Konsistenz, Haltbarkeit, Wartung und optimiertem Bewegungsablauf oder ist seine Relevanz für das Uhrwerk entscheidend?

Vielleicht gibt es Menschen, die aus beiden Perspektiven zum selben Ergebnis kommen. Vielleicht wäre das auch ein Anzeichen dafür, den "richtigen Platz im Leben" gefunden zu haben.
Go to the top of the page
 
+Quote Post

2 Seiten V  < 1 2
Reply to this topicStart new topic
1 Besucherinnen lesen dieses Thema (Gäste: 1 | Anonyme Userinnen: 0)
0 Userinnen:

 



Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 09.05.2025 - 22:53