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> Perchtentreiben
Irden
Beitrag 07.Dec.2009 - 13:39
Beitrag #1


Gemüseputzi
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Am Wochenende haben wir uns etwas Besonderes gegönnt: Wir waren abends in Grattersdorf beim Perchtentreiben mit den Passauer Höllengeistern.
Es war einfach nur noch genial! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Ich habe diese Bräuche bisher nur aus Filmen und Dokumentationen gekannt, aus Büchern und Erzählungen. Nun habe ich es mal Live erlebt. Und das war einfach total beeindruckend!!!

Die Art und Weise, wie hier im Bayrischen Wald Brauchtumspflege betrieben wird, finde ich beachtlich und interessant.

Zu Anfang wurde den Zuschauern ausführlich erklärt, woher dieser Brauch kommt und was er beinhaltet, z.B. das unsere Altvorderen die Perchten nicht nur fürchteten, sondern das vor allem Frau bestrebt war, von den herumtobenden Geistern berührt zu werden, dies galt als besonderer Segen und brachte Gesundheit.

Es freute mich deshalb ganz besonders, das eine der Perchten mich ganz vorsichtig umarmte und mir ihre Klaue aufs Haupt legte. (Ein bisschen mulmig war mir schon, die Gestalten sehen nun halt mal nicht grade gemütlich aus!)


Nach der wirklich beeindruckenden Aufführung nahmen die Darsteller die Masken ab und erklärten den Zuschauern, vor allem auch den Kindern, wie die Holzmasken entstanden wurden und aus was die Kostüme hergestellt werden.
Die Kiddies durften die Masken auch mal aufsetzen, dadurch bekamen sie mal eine Vorstellung, das ein Maskenträger sehr sicher gehen muss und sich mehr auf sein Gefühl verlässt, da durch die schmalen Schlitze kaum was zu sehen ist.

Diese Gruppe hat auch einen Auftritt in der Hauptrauhnacht, am 5. Januar, in Schwarzach.
Ausserdem geben sie zu Walpurgis eine Vorstellung. Wann, wo und wie kann frau auf ihrer Website erfahren.
Wer sich dafür interessiert: http://www.passauer-hoellengeister.com

Wir freuen uns jedenfalls schon aufs nächste Wochenende, da haben sie einen Auftritt in Hilgartsberg auf der Burg, wir werden mit Verstärkung dabeisein. (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)

Und eines ist sicher - die nächste Walpurgisnacht der Hoellengeister ist in meinem Kalender schon reserviert!!!

Apropos: Die Hexen werden durchgehend von Frauen dargestellt, es sind auch Frauen unter den Geistern. In der alemannischen Fasnacht werden die Hexen meist von Männern gestellt, das ist offensichtlich im bayrischen Wald anders.

Wer interessiert sich hier noch für diese Bräuche?

Gruss Irden

Der Beitrag wurde von Irden bearbeitet: 16.Dec.2009 - 18:57
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LadyGodiva
Beitrag 07.Dec.2009 - 15:26
Beitrag #2


Strøse
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Wenn um Weihnachten herum das Licht nur für eine ganz kurze Zeit die Dunkelheit entzweit, wenn der Böhmische über die Felder weht und aus satten Schneefeldern neue Berglandschaften formt, wenn knackende Kälte alle Lebendigkeit erstickt - dann ist die Zeit der Perchten gekommen, dann schleichen die Schiachn und Scheyna um die Häuser und jedermann sieht zu, schnell in die Warme Stube zu gelangen.
Als ich noch ein kleines Mädchen war, hat mir meine Großmutter im Winter zu Zimtäpfeln und Patenspitz (eine süße Seele, die Kinder von ihren Taufpaten zum Allerheiligentag erhalten) gar schauderhafte Geschichten zu erzählen gewusst, die mir sicher jegliche Lust an Aushäusigkeit nach Einbruch der Dunkelheit geraubt haben.
Und dennoch... ging's auf Nikolaus zu, lugten wir schon den ganzen Tag, ob wir Krampus' Spuren oder sein Kettenrasseln entdecken konnten, so groß war die Ehrfurcht vor der grimmigen Gestalt in grauen Lumpen, die den Leviten des Bischofs den nötigen Nachdruck verlieh. Schauder und Spannung zugleich.
Ging's dann weiter auf Weihnachten zu und sorgte man sich eifrig um die von der Forsythie oder Kirsche am Barbaratag geschnittenen Zweige, rankten sich die Geschichten vielmehr um Luzia, die mit ihrem bodenlangen weißen Gewand durch die winterlichen Keller und Höfe schleicht und unartigen Kindern ihr langes Messer in die Gedärme stößt. Hilfe versprechen nur selbstgebastelte Laternen, die die Nacht erleuchten und derer ganz viele an Hauseingängen und in Treppenhäusern stehen.
Blüht dann der Zweig um Weihnachten, sind alle Opferbrote verspeist und steht der Baum geputzt in der Stube, ruhen alle Geister bis Epiphanie - wenn die Heiligen Drei Könige ihren Segenswunsch über die Haustüre kreiden und Geld für die Armen sammeln.

All diese Geschichten und Legenden, die sich durch das Jahr ziehen, sind für mich ein großer Teil Kindheit und nach wie vor lebhaft in meiner Erinnerung. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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McLeod
Beitrag 07.Dec.2009 - 15:54
Beitrag #3


mensch.
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Ich bin glühende Anhängerin der alemannischen Fastnacht, auch wenn ich sie schon 10 Jahre lang nicht mehr erlebt habe (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif) Dass da in den Zünften meist Männer unterwegs waren, hab ich als eine der typischen "alten Traditionen" empfunden, gepaart mit der Vermutung, dass es lange für Frauen keine (aktive) Mitgliedschaft gab. Kennt sich da jemand aus? Leider hat sich schon vor 20, 25 Jahren (vielleicht schon länger?) die alemannische Fastnacht mit dem rheinischen Karneval und anderen Varianten vermischt, ich fand ein Festkomittee mit rheinischen Narrenkappen immer irgendwie deplatziert.

Fazit: ich mag den einen oder anderen alten Brauch, wenn er mit Flecklehäs und Holzlarve daher kommt. Selbst identifiziert habe ich mich damit allerdings nicht, ich war immer nur Zuschauerin und ganz froh, dass ich nicht zum Beuteschema der Hexen gehörte, die regelmäßig jugen Frauen mit Konfetti einseiften...

McLeod grüßt herzlich
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LadyGodiva
Beitrag 07.Dec.2009 - 16:04
Beitrag #4


Strøse
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In meiner Heimatregion (Nordostbayern) haben Perchten weniger etwas mit Fasching zu tun, sondern sind in der Tat Advents(!)- und Wintergeister, die sich mitunter im Geleit des Nikolo befinden.
Und zur niederrheinischen Fastnacht mit Narrenkäppi und Helau hat das bairische Brauchtum so gar keinen Bezug - da ist eher wohl noch eine Assoziation zu Frau Perchta* zu erwähnen, die unter ihrem "mitteldeutscheren" Namen Frau Holle ihren Weg in die Märchenbücher gefunden hat.


*zur Erläuterung: Frau Perchta ist eine eher slawische Sagengestalt, die im südlicheren Nordbayern ihre "Kernkompetenzen" an die Hl. Luzia abgetreten hat - und sich um die Einhaltung der Speisegebote in der Fastenzeit kümmert. (Vgl oben: drastische Maßnahmen bei naschhaften Kindern)

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 07.Dec.2009 - 16:19
Bearbeitungsgrund: präzisiert
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svan
Beitrag 07.Dec.2009 - 16:23
Beitrag #5


Gut durch
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Ich mag solche Bräuche- falls sie nicht zu katholisch umgedeutet sind- und ich denke die alten Frauenbräuche tun uns gut, wenn sie uns mit den Kräften unseren Ahninnen verbinden....un duns wieder zu unseren eigenen Frauenkräften führen..... gibt es auch in Skandinavien die Rauhnächte und die Hexen und mein Lieblingsmärchen heißt Zottelhaube und berichtet davon....
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Irden
Beitrag 09.Dec.2009 - 19:35
Beitrag #6


Gemüseputzi
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ZITAT(LadyGodiva @ 07.Dec.2009 - 15:26) *
Wenn um Weihnachten herum das Licht nur für eine ganz kurze Zeit die Dunkelheit entzweit, wenn der Böhmische über die Felder weht und aus satten Schneefeldern neue Berglandschaften formt, wenn knackende Kälte alle Lebendigkeit erstickt - dann ist die Zeit der Perchten gekommen, dann schleichen die Schiachn und Scheyna um die Häuser und jedermann sieht zu, schnell in die Warme Stube zu gelangen.
Als ich noch ein kleines Mädchen war, hat mir meine Großmutter im Winter zu Zimtäpfeln und Patenspitz (eine süße Seele, die Kinder von ihren Taufpaten zum Allerheiligentag erhalten) gar schauderhafte Geschichten zu erzählen gewusst, die mir sicher jegliche Lust an Aushäusigkeit nach Einbruch der Dunkelheit geraubt haben.
Und dennoch... ging's auf Nikolaus zu, lugten wir schon den ganzen Tag, ob wir Krampus' Spuren oder sein Kettenrasseln entdecken konnten, so groß war die Ehrfurcht vor der grimmigen Gestalt in grauen Lumpen, die den Leviten des Bischofs den nötigen Nachdruck verlieh. Schauder und Spannung zugleich.
Ging's dann weiter auf Weihnachten zu und sorgte man sich eifrig um die von der Forsythie oder Kirsche am Barbaratag geschnittenen Zweige, rankten sich die Geschichten vielmehr um Luzia, die mit ihrem bodenlangen weißen Gewand durch die winterlichen Keller und Höfe schleicht und unartigen Kindern ihr langes Messer in die Gedärme stößt. Hilfe versprechen nur selbstgebastelte Laternen, die die Nacht erleuchten und derer ganz viele an Hauseingängen und in Treppenhäusern stehen.
Blüht dann der Zweig um Weihnachten, sind alle Opferbrote verspeist und steht der Baum geputzt in der Stube, ruhen alle Geister bis Epiphanie - wenn die Heiligen Drei Könige ihren Segenswunsch über die Haustüre kreiden und Geld für die Armen sammeln.

All diese Geschichten und Legenden, die sich durch das Jahr ziehen, sind für mich ein großer Teil Kindheit und nach wie vor lebhaft in meiner Erinnerung. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)


Du bist um diese Kindheit zu beneiden, Godiva, welch ein Reichtum sich da für Dich aufgetan hat.
Ist es nur noch in Deiner Erinnerung oder lebst Du mit diesen Bräuchen immer noch?

Gruss Irden
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Irden
Beitrag 09.Dec.2009 - 19:41
Beitrag #7


Gemüseputzi
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ZITAT(svan @ 07.Dec.2009 - 16:23) *
Ich mag solche Bräuche- falls sie nicht zu katholisch umgedeutet sind- und ich denke die alten Frauenbräuche tun uns gut, wenn sie uns mit den Kräften unseren Ahninnen verbinden....un duns wieder zu unseren eigenen Frauenkräften führen..... gibt es auch in Skandinavien die Rauhnächte und die Hexen und mein Lieblingsmärchen heißt Zottelhaube und berichtet davon....


Ich denke mal Svan, das gerade in den katholischen Bräuchen sehr viel von dem Wissen unserer Ahninnen überlebt hat. Frau brauch sich bloss gewisse Riten in der katholischen Kirche anzuschauen oder zu hinterschauen, da liegen unsere Wurzeln offen da. Die Kirche hat ja schliesslich im Zuge der Christianisierung viele der alten Bräuche einfach okkupiert, war ja auch einfacher, diese Dinge ins eigene Programm einzubauen als es der Bevölkerung mit Stumpf und Stiel auszutreiben. Und gerade deshalb haben viele alte Riten und Bräuche überlebt , wenn auch etwas verändert.

Gruss Irden
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LadyGodiva
Beitrag 09.Dec.2009 - 19:47
Beitrag #8


Strøse
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Ich vermag nicht so wirklich zu trennen zwischen einem "nur in Erinnerung" oder einem "Leben mit"...
Wie vieles aus unserer Kindheit prägt uns nicht nachhaltig in dem, was wir später in einen ganz anderen Bezug zu uns und unserem Leben bringen?

Ich empfinde in der Tat eine tiefe Dankbarkeit, eine sehr intensive und in vielerlei Hinsicht sicherlich märchenhafte und bilderreiche Kindheit gehabt zu haben und bin dankbar für die vielen reminiszenten Momente, in denen mir bewusst wird, wie viel Geschichte in meinen eigenen Werdegang fließen durfte - und wie viel mich jenseits jeder individuellen Entwicklung immer noch mit Menschen verbindet, denen mein heutiges, selbstgewähltes Leben fernst ist. Heimathaben also?
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Irden
Beitrag 10.Dec.2009 - 14:10
Beitrag #9


Gemüseputzi
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ZITAT(LadyGodiva @ 09.Dec.2009 - 19:47) *
Ich vermag nicht so wirklich zu trennen zwischen einem "nur in Erinnerung" oder einem "Leben mit"...
Wie vieles aus unserer Kindheit prägt uns nicht nachhaltig in dem, was wir später in einen ganz anderen Bezug zu uns und unserem Leben bringen?

Ich empfinde in der Tat eine tiefe Dankbarkeit, eine sehr intensive und in vielerlei Hinsicht sicherlich märchenhafte und bilderreiche Kindheit gehabt zu haben und bin dankbar für die vielen reminiszenten Momente, in denen mir bewusst wird, wie viel Geschichte in meinen eigenen Werdegang fließen durfte - und wie viel mich jenseits jeder individuellen Entwicklung immer noch mit Menschen verbindet, denen mein heutiges, selbstgewähltes Leben fernst ist. Heimathaben also?


...das mit dem "Heimat haben" scheint mir stimmig - irgendwo ist es das auch. Da passt meiner Meinung nach auch der Begriff "Verwurzelung" sehr gut her.
Aus dieser "Verwurzelung" oder "Heimat" heraus entwickelt sich Persönlichkeit, Standpunkte, ein Lebensweg.....und ein sehr nah dran an sich selbst...sehe ich jedenfalls so.

Gruss Irden
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