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> curriculum lesbiorum, was lesbinchen nicht lernt...
pandora
Beitrag 02.Jan.2010 - 20:29
Beitrag #41


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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ZITAT(neelia @ 02.Jan.2010 - 15:26) *
ZITAT(DerTagAmMeer @ 02.Jan.2010 - 13:27) *
ZITAT(neelia @ 28.Dec.2009 - 21:12) *
Kein Vorbild stellt Hella von Sinnen dar.


Warum?

Für mich ist eine Frau, die sich seit vielen Jahren ungeachtet aller Anfeindungen in der Öffentlichkeit als Lesbe behauptet, sich politisch und sozial engagiert, ihren beruflichen Erfolg als Komikerin auf dem eigenen Rücken aufgebaut hat (statt über Männer, Frauen, Heten, Kinder und Randgruppen herzuziehen), zu ihrer langjährigen Partnerschaft steht, ohne sich für die Presse als mainstreamgefälliges Traumpaar zu inszenieren ... durchaus bewundernswert.

Dass die allerwenigsten von uns den Schneid und das Selbstbewusstsein dazu hätten so zu leben, wie sie es tut - und so aus gutem Grund darauf verzichten, sich Hella als persönliches Vorbild zu nehmen, schmälert ihre Verdienste keineswegs.


Ich gebe dir Recht. Habe mich nie über sie informiert.
Ich fand sie einfach als Person unsympathisch und habe daher zu schnell geurteilt (eine meiner vielen Schwächen (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) ). Also nehme ich meine Anschuldigung gegen sie zurück (wenn das stimmt was du über sie schreibst).
Sie mag also eine vorbildliche Lesbe sein, was jedoch nichts daran ändert, dass ich sie unsympathisch finde. Sie ist mir zu laut und irgendwie zu „bullig“.



ich kann neelias meinung über hella von sinnen sehr gut nachfühlen und dies ob der tatsache, dass ich um ihre vorbildlichen engagements weiß.
jedoch leisten viele menschen vorbildliches und angagieren sich in beispielhafter weise, muß ich sie deshalb alle gut leiden können, oder sie mir zum vorbild nehmen?
auch mir ist sie einfach zu laut, zu schrill, zu provokant und in vielerlei hinsicht rüpelhaft, wenn nicht gar unkultiviert.
(...)edit by masi: zu detailierte beispiele entfernt

ob dies von der einen nun mutig, der anderen selbstbewusst, oder wie von mir rüpelhaft genannt oder empfunden wird, ist mir ehrlich gesagt wurscht... ich mag sie nicht und deshalb kann sie für mich definitiv kein vorbild sein... aber muß ja göttin sei dank auch nicht.

edit... 1000 fehler

Der Beitrag wurde von Masi bearbeitet: 03.Jan.2010 - 11:55
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DerTagAmMeer
Beitrag 02.Jan.2010 - 23:09
Beitrag #42


Adiaphora
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ZITAT(pandora @ 02.Jan.2010 - 20:29) *
ich mag sie nicht und deshalb kann sie für mich definitiv kein vorbild sein... aber muß ja göttin sei dank auch nicht.


Ich hab die für mich wichtigen Wörter im Zitat markiert.

Keine Frau der Welt könnte für alle Lesben stehen, jede einzelne von uns repräsentieren, uns allen Vorbild sein (noch nicht mal Anne Will, die find zumindest ich recht unsympathisch (IMG:style_emoticons/default/cool.gif) ).
Doch lange Zeit war Hella in der öffentlichen Wahrnehmung hierzulande einfach die einzige. Die einzige, die laut, schrill, taff und sicher auch ignorant und dickhäutig genug war "die deutsche Lesbe" für ein ganz breites Publikum zu geben. Es war nicht ihre Schuld, dass sich andere lieber bedeckt und ihr Privatleben geheim gehalten haben. Hätte sie eine unter vielen sein dürfen, wäre dieses riesige Abgrenzungsbedürfnis ihr gegenüber vielleicht gar nicht erst entstanden.
Manchmal denk ich, dass die vielen unfreiwillig mitangehörten Lästereien einfach ihr angelastet werden, statt denen, die es nötig hatten, sich über Lesben das Maul zu zerreißen. Wäre Hella ein bisschen mehr wie Ellen gewesen, wärs ja vielleicht einfacher gewesen sich selbst zu outen? Wäre das "Lesbenbild" daheim vielleicht attraktiver gewesen, hätte man mich vielleicht auch eher akzeptieren können?

Hella steht zu dem, was und wie sie ist.
DAS finde ich bewundernswert.

Für ein aufrechtes Leben gibt es nicht immer Applaus. Aufregende Frauen stehen auch nicht immer Schlange vor der eigenen Schranktür. Und immernoch bedeutet ein Outing als Lesbe oft genug berufliche und familiäre Schwierigkeiten. Nicht jede von uns fühlt sich wohl in der Szene. Nicht jede kommt gut an. Nicht jede mag Lesben, wenn ihr auffällt, dass sie selbst eine ist. Will damit sagen: es ist nicht immer Honigschlecken. Mir hat Hella oft Mut gemacht. Egal wieviel Kübel Mist man über ihr ausgeschüttet hat - sie hat sich nicht klein machen lassen und ist geblieben, wie sie nunmal ist: laut, dick, grell und lesbisch, für viele ein öffentliches Ärgernis ... für mich ein knallbunter Schutzengel ... denn wenn so eine große Klappe zu uns gehört, kann mir doch eigentlich nix mehr passieren, oder? (IMG:style_emoticons/default/fly.gif)

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 03.Jan.2010 - 07:00
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malene
Beitrag 03.Jan.2010 - 10:57
Beitrag #43


Gut durch
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Mir ist Hella von Sinnen weder sympathisch noch unsympathisch, weil ich sie persönlich gar nicht und durch die Medien sehr wenig kenne.

Aber ich bin "naiv" genug zu erwarten, dass Menschen, die durch ihre Popularität Einfluss ausüben können, sich in der Öffentlichkeit höflich benehmen, gleichgültig, ob sie nun hetero- der homosexuell sind.

Der Beitrag wurde von Masi bearbeitet: 03.Jan.2010 - 11:57
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Deirdre
Beitrag 03.Jan.2010 - 11:40
Beitrag #44


Satansbraten
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ZITAT(malene @ 03.Jan.2010 - 10:57) *
Aber ich bin "naiv" genug zu erwarten, dass Menschen, die durch ihre Popularität Einfluss ausüben können, sich in der Öffentlichkeit höflich benehmen, gleichgültig, ob sie nun hetero- der homosexuell sind.

Was Pandora von Hella von Sinnen berichtet hat, finde ich auch unangenehm. Ich mag es nun einmal nicht, wenn Menschen derart provokant auftreten. Mit denen will ich möglichst wenig zu tun haben - privat.

Aber ich bin der Meinung, dass es angesichts der grauen Masse von Lesben, die man bei den CSDs beobachten kann, und angesichts der vielen lesbischen Frauen, die undercover leben, gar nicht schlecht ist, wenn es einen so lauten, aufdringlichen öffentlichen Gegenpol gibt.

An Hella kann man keine legitimen Forderungen bezüglich ihres Auftretens stellen. Sie ist ja mit keinem politischen Amt betraut worden, sondern hat sich ihre Rolle irgendwie selbst geschaffen.
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DerTagAmMeer
Beitrag 03.Jan.2010 - 14:58
Beitrag #45


Adiaphora
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ZITAT(malene @ 03.Jan.2010 - 10:57) *
Aber ich bin "naiv" genug zu erwarten, dass Menschen, die durch ihre Popularität Einfluss ausüben können, sich in der Öffentlichkeit höflich benehmen, gleichgültig, ob sie nun hetero- der homosexuell sind.


Förderunterricht in Sachen "Höflichkeit" könnte ja vielleicht Rosa von Praunheim anbieten - da würde ich mich dann auch gern einschreiben wollen, wenn's denn recht wäre und keine Umstände machen täte! (IMG:style_emoticons/default/knicks.gif)
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svan
Beitrag 03.Jan.2010 - 15:00
Beitrag #46


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Ausgehend von der Ausgangsfrage: "Was soll ein lesbisches Curriculum enthalten?"- Ist es sicher kein Zufall, dass jetzt Hella von Sinnen kommentiert wird.
Ich kenne sie kaum aus dem Medien. Habe sie bewusst gesehen bei Bettina Böttinger vor kurzem. Wo es unter anderem um diese Frage ging, wie sie rüberkommt.
Laut und schrill ist nicht meins.
Und doch: Sie ist eine präsente Fernsehlesbe, auf Sendern, die ich zwar nicht sehe, die aber viele Leute sehen Und sie ist vielleicht die EINZIGE LESBE, die vielen Leuten bekannt ist oder bekannt war. (Jetzt ja noch Anne Will.)
Und damit prägt sie für viele Menschen die Vorstellung vom "Lesbischsein"- solange sie die einzige ist, die sie kennen.

Die Frage, die sich daraus ergibt, ist für mich, sollen Lesben sich selbst darstellen? Und wenn ja? Wie?
Bin ich präsent, wenn meine Freunde es wissen, meine Familie, (auch die, die es lieber nicht wissen wollen), meine Kollegen und Kolleginnen, ( und mir mitteilen, dass sie es ganz okay finden- oder dass ich es doch nicht dauernd betonen müsse-), wenn ich einen farbigen Regenbogenstern im öffentlichen Blumenfenster zur Straße habe und Regenbogenwimpel im Garten und einen Aufkleber auf meinem Auto?
Abgesehen davon, dass einige meinen, ich käme "sehr butchig" rüber oder "voll lesbisch" oder als "typische Sandkastenlesbe" -außer die Tage, als ich eine Freundin, mal extra im Rock, sowas habe ich auch, vom Bahnhof abholte- "Nee, heute wirkst du nicht so!"
Was macht denn bitte Lesbischsein aus? Sollen, müssen, können, dürfen wir uns outen, wo immer wir sind, mit wem immer wir sind?
Auch wenn die anderen es gar nicht wissen wollen?
Wenn meine schwulen Freunde mir mal wieder sehr auf die Nerven fallen, mit ihrer zur Schau getragenen grenzüberschreitenden Sexualität, T-Shirts auf denen Männchen sind, wenn sie sich ineinandergraben, während andere dabei sind oder gleich in Clutches mit nackten Hinterteilbacken oder im String- Tanga erscheinen und sich unglaublich attraktiv? sexy? schwul? finden?
Wenn sie sich tuntig mit reichlich Lippenstift und engem Kleid inszinieren?
Auch bei einzelnen jungen Lesben habe ich ähnliches Verhalten auf Parties beobachtet.
Oder muss es so raus, da es zu lange unterdrückt war?
Hat das was mit Lesbsichsein? Schwulsein? Homosein? zu tun? oder ist es einfach eine Frage des "guten" oder wie auch immer "schrillen" Geschmacks?
Wie finde ich es, wenn Heteros sich so benehmen?
Es ist nicht meins.
Warum soll ich es dann bei Homos, Lesben oder Schwulen gut finden?
Letztlich stellt sich die Frage, was unterscheidet uns von Heterosexuellen? Ist das Lesbischsein an sich als Alleinstellungsmerkmal genug, um eine Gruppe zu sein?
Coming out ist keine einmalige Angelegenheit. Coming out ist eine täglich neue Aufgabe mit immer wieder anderen Menschen, unbekannten Variablen und unbekanntem Ausgang.
Kann frau das lernen?
Kann Frau lernen, sich selbst auf dem lesbischen Koordinatensystem immer wieder neu zu verorten?
Fragen über Fragen....

Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 03.Jan.2010 - 20:29
Bearbeitungsgrund: entschärft
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DerTagAmMeer
Beitrag 03.Jan.2010 - 15:21
Beitrag #47


Adiaphora
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ZITAT(svan @ 03.Jan.2010 - 15:00) *
Die Frage, die sich daraus ergibt, ist für mich, sollen Lesben sich selbst darstellen? Und wenn ja? Wie?


ZITAT( Kommentar @ Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt. Von Rosa von Praunheim, 1970!!!!!)
Schwule wollen nicht schwul sein, sondern so spießig und kitschig leben wie der Durchschnittsbürger. Schwule fordern vom Schwulen, ein Ästhet zu sein. Da die Schwulen vom Spießer als krank und minderwertig verachtet werden, versuchen sie, noch spießiger zu werden, um ihr Schuldgefühl abzutragen mit einem Übermaß an bürgerlichen Tugenden. Ihre politische Passivität und ihr konservatives Verhalten sind der Dank dafür, daß sie nicht totgeschlagen werden. Nicht die Homosexuellen sind pervers, sondern die Situation, in der sie zu leben haben.


Deshalb gibt es für mich auf Deine Frage nur eine Antwort: Ich stelle mich so dar wie ich bin.
Wenn irgendeine Lesbe ein Problem damit hat, tut mir das leid.
Wenn sie ärgerliche Klischees in mir bestätigt sieht, auch. Dann bin ich gern bereit, mich zu erklären. Mehr aber auch nicht.
Ich sehe es nicht als meine Lebensaufgabe an möglichst leicht bekömmlich, stilvoll, dezent und behaglich zu sein.

edit: Ich habe das Zitat nicht als Erklärung explizit schwuler Kultur angebracht, sondern weil es mir selbst immer wieder treffsichere Provokation ist und mir meine eigene Spießbürgerlichkeit vor Augen führt.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 03.Jan.2010 - 15:29
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malene
Beitrag 03.Jan.2010 - 17:59
Beitrag #48


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Ich verstehe durchaus, was Rosa von Praunheim bewegt hat, als er das obige Zitat geschrieben hat (vor allem, wenn man die Zeit berücksichtigt, in der er diese Zeilen schrieb). Höflichkeit ist für mich jedoch kein Zeichen von Spiessbürgerlichkeit, sondern ein ganz pragmatisches Mittel für ein besseres Zusammenleben. Ich finde einfach, dass Rüpelhaftigkeit den Alltag in den öffentlichen Verkersmitteln und auf der Strasse komplizierter macht.

Ich kann einer Heterofrau zum Beispiel in ganz normaler Tonlage mitteilen, dass sie sich nicht einbilden darf, dass ich mich auf sie stürze, nur weil ich lesbisch bin. (Aber ich gebe zu, vor fünfzehn Jahren hätte ich ihr vielleicht, wenn sie sich gar zu dreist an mich rangeschmissen hätte, ein Glas Wasser über den Kopf geschüttet.)

edit: Beim nochmaligen Lesen wird mir klar, dass mein obiger Beitrag - von Masi gekürzt aus verständlichen Gründen - sich eigentlich auf ein konkretes Beispiel gestützt hat. Leider fehlt dieses Zitat jetzt.

Der Beitrag wurde von malene bearbeitet: 03.Jan.2010 - 18:37
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DerTagAmMeer
Beitrag 03.Jan.2010 - 21:57
Beitrag #49


Adiaphora
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ZITAT(malene @ 03.Jan.2010 - 17:59) *
Höflichkeit ist für mich jedoch kein Zeichen von Spiessbürgerlichkeit


Das hab ich auch nicht geschrieben.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, kreidest Du Hellas ungehöriges Benehmen bei Benimmveranstaltungen kulturell interessierter BürgerInnen als persönliche Schwäche an. Und da suche ich als privatfernsehgeschädigte Trashfemme, die sich für höfliche Umgangsformen sehr wohl erwärmen kann, doch ein wenig die Verhältnismäßigkeit.

Und ich denke, dass sich Hella - und erst recht Cornelia schon ein paar "Respektlosigkeiten" erlauben können, seit die Kinderkrebshilfe aus Furcht vor einem Imageschaden ihre plötzlich offen lesbische Geschäftsführerin gefeuert hat.

Dass man von exzentrischen Provokateurinnen persönlich total genervt sein kann, verstehe ich gut - dass man das prinzipiell verwerflich findet, nicht so.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 03.Jan.2010 - 22:01
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malene
Beitrag 03.Jan.2010 - 23:29
Beitrag #50


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ZITAT(DerTagAmMeer @ 03.Jan.2010 - 21:57) *
ZITAT(malene @ 03.Jan.2010 - 17:59) *
Höflichkeit ist für mich jedoch kein Zeichen von Spiessbürgerlichkeit


Das hab ich auch nicht geschrieben.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, kreidest Du Hellas ungehöriges Benehmen bei Benimmveranstaltungen kulturell interessierter BürgerInnen als persönliche Schwäche an. Und da suche ich als privatfernsehgeschädigte Trashfemme, die sich für höfliche Umgangsformen sehr wohl erwärmen kann, doch ein wenig die Verhältnismäßigkeit.

Und ich denke, dass sich Hella - und erst recht Cornelia schon ein paar "Respektlosigkeiten" erlauben können, seit die Kinderkrebshilfe aus Furcht vor einem Imageschaden ihre plötzlich offen lesbische Geschäftsführerin gefeuert hat.

Dass man von exzentrischen Provokateurinnen persönlich total genervt sein kann, verstehe ich gut - dass man das prinzipiell verwerflich findet, nicht so.


"Verwerflich" ist hier ein entschieden zu starkes Wort. "Prinzipiell" dagegen nicht.

Von dem Rausschmiss aus der Kinderkrebshilfe wusste ich nichts, und zu dem Zeitpunkt hätte ich jedes Aufbrausen gut verstanden.

Aber in dem Punkt, dass jemand, dem Unrecht widerfahren ist, Recht auf Respektlosigkeiten hat, werden wir nie einen Konsensus finden.
Selbst wenn Harvey Milk, den ich noch zu seinen Lebzeiten, als ich ein Teenie war, bewundert hatte, sich auf einer Veranstaltung unflätig benommen hätte, hätte ich es nicht gut gefunden.

Meinen Respekt für sein Engagement hätte es nie geschmälert, aber meine Sympathie für seine Privatperson ein wenig schon. Genauso wie den für meine Nachbarin oder beste Freundin oder mich selbst, wenn ich mich vergessen habe. Uns meisten wurde schon Unrecht zugefügt, ohne dass wir dadurch mehr Rechte hätten (eventuell mehr Entschuldigungen).
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DerTagAmMeer
Beitrag 04.Jan.2010 - 08:03
Beitrag #51


Adiaphora
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ZITAT(malene @ 03.Jan.2010 - 23:29) *
Aber in dem Punkt, dass jemand, dem Unrecht widerfahren ist, Recht auf Respektlosigkeiten hat, werden wir nie einen Konsensus finden.


Ich freu mich grade sehr, dass unser Meinungsunterschied mit den Begriffen "prizipiell" und "Respektlosigkeit" so genau auf "dem Punkt" gelandet ist.

Mir ging es ja nicht um Entschuldigungen - ich würde wirklich ein eigenes Fach für Unflätigkeiten im curriculum lesbiorum begrüßen.

In dem der Unterschied zwischen dem Respekt vor Individuen und Autoritätshörigkeit, zwischen Rücksicht und Konformität ausgetestet werden kann. In dem die etablierte Form auf ihren Inhalt abgeklopft und das kleine Einmaleins des zivilen Ungehorsams erprobt werden kann.

Jede von uns hat Eigenarten, mit denen sie aneckt. Wo erwartet wird, dass sie sich wenigstens ein bisschen schämt, so zu sein, wie sie ist. Gerade für Lesben, die gesellschaftlichen Erwartungen an so einer entscheidenden Stelle NICHT entsprechen, finde ich es wichtig, dass sie solche Konfrontationen bewusst erleben, reflektieren und das Selbstvertrauen gewinnen, statt der gewählten Form dem fühlenden Individuum Respekt zu zollen.
Dazu gehört (für mich) auch, dass ich das Auftreten einer Frau versuche in ihrem individuellen Lebenskontext zu verstehen, bevor ich sie anhand meiner Prinzipien beurteile. Diese Form des "Respekts" ist mir einfach sehr viel wichtiger als gute Tischmanieren, passende Kleidung und gewählte Umgangsformen.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 04.Jan.2010 - 08:05
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sonnenstrahl
Beitrag 04.Jan.2010 - 09:05
Beitrag #52


verboden vrucht
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Unsere tägliche Vielfalt gib uns heute,
und nenne sie gerne Versuchung,
denn in ihr steckt die Kraft und der Reichtum
in Ewigkeit.
Ämen.
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malene
Beitrag 04.Jan.2010 - 11:10
Beitrag #53


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ZITAT(DerTagAmMeer @ 04.Jan.2010 - 08:03) *
Jede von uns hat Eigenarten, mit denen sie aneckt. Wo erwartet wird, dass sie sich wenigstens ein bisschen schämt, so zu sein, wie sie ist. Gerade für Lesben, die gesellschaftlichen Erwartungen an so einer entscheidenden Stelle NICHT entsprechen, finde ich es wichtig, dass sie solche Konfrontationen bewusst erleben, reflektieren und das Selbstvertrauen gewinnen, statt der gewählten Form dem fühlenden Individuum Respekt zu zollen.
Dazu gehört (für mich) auch, dass ich das Auftreten einer Frau versuche in ihrem individuellen Lebenskontext zu verstehen, bevor ich sie anhand meiner Prinzipien beurteile. Diese Form des "Respekts" ist mir einfach sehr viel wichtiger als gute Tischmanieren, passende Kleidung und gewählte Umgangsformen.


Be- und verurteilen finde ich wiederum ein zu starkes Wort, denn es ging mir eher um Sympathien, die kommen - bei mir - aus dem Bauch heraus.

Wie ich zu Anfang gesagt habe, ging es mir eigentlich nicht um H.V.S. – entschuldigende (und höfliche! ;-))Verbeugung in Richtung blue moon, denn so bin ich OT, es ging ja ursprünglich um lesbische Vorbilder – sondern um das Benehmen von Berühmtheiten in der Öffentlichkeit.

Ein Satz hat in mir eine „life“- Erinnerung ausgelöst, wie eine berühmte – und ganz und gar heterosexuelle Person – versucht hat, rücksichtslos einen Vorteil für sich aus ihrer Bekannheit zu ziehen. Es ist ihr nicht gelungen, denn ihre Umgebung war nun hinsichtlich ihrer Popularität ganz und gar „respektlos“ und hat sie zur Ordnung gerufen.

Dass Du von "Scham" sprichst, gerade im Zusammenhang mit dem "Lesbisch-sein", schlägt interessanterweise eine Brücke zum Nachbarthread von Vita. Ich stand ihrer Frage etwas hilflos gegenüber, denn diese Scham kenne ich nicht oder habe sie vielleicht vergessen. Nicht, dass ich den Druck der Öffentlichkeit leugnen wollte, das wahrhaftig nicht, aber unsere unterschiedlichen Biografien (vive la diversité) bewirken, dass wir ihr Gewicht auf unsere Mitmenschen stellenweise unter- oder überschätzen.
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blue_moon
Beitrag 04.Jan.2010 - 13:06
Beitrag #54


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jaja. das fach 'lesbische vorbilder'. zumindest im geschichtlichen zusammenhang gehört dat hellilein für mich da ganz klar dazu. als die kindergeburtstags-tortenshow mit hugo egon balder - der ja bis dahin hauptsächlich mit 'tutti frutti' aufgefallen war, eine show in der es hauptsächlich um nacktes frauenfleisch ging - und hella von sinnen ausgestrahlt wurde, gab es in der öffentlichkeit ja nun nicht gerade eine schwämme von geouteten lesben. es gab martina navratilova und... dann lange nichts und niemand. in dieser situation hat sich hella von sinnen in die öffentlichkeit geoutet. und ein 'und das ist auch gut so' hätte ihr vermutlich nicht viel geholfen. sie hat andere (schutz-)mechanismen gebraucht und sie gefunden. dass ihr weg laut, ihren platz einfordernd und offensiv zu sein, immer und überall gut ankommen würde, war nicht zu erwarten. aber sie hat das thema 'lesben' in die öffentlichkeit gebracht und sich selbst angreifbar gemacht - und nicht nur für die torten der show. damals hab ich mich durchaus nicht unwohl gefühlt, wenn sie in der glotze zu sehen war. ganz im gegenteil.

aber wer taugt denn noch zur 'heldin' im kampf ums outing? martina navratilova, für mich ganz, ganz oben. ellen degeneres, melissa etheridge, k.d.lang, mittlerweile ein paar mehr deutsche frauen: maren kroymann, die 'dienstälteste' nach hella von sinnen, anne will, dunja hayali, karin wolff. so langsam gehen mir die namen der geouteten aus. und das im jahr 21 nach dem start von 'alles nichts oder'.
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Lucia Brown
Beitrag 04.Jan.2010 - 16:39
Beitrag #55


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ZITAT(blue_moon @ 04.Jan.2010 - 13:06) *
aber wer taugt denn noch zur 'heldin' im kampf ums outing? martina navratilova, für mich ganz, ganz oben. ellen degeneres, melissa etheridge, k.d.lang, mittlerweile ein paar mehr deutsche frauen: maren kroymann, die 'dienstälteste' nach hella von sinnen, anne will, dunja hayali, karin wolff. so langsam gehen mir die namen der geouteten aus. und das im jahr 21 nach dem start von 'alles nichts oder'.



Vielleicht geeignet für die Literaturliste des Curriculums: [isbn="3896561111"]OUT - 800 berühmte Lesben und Schwule[/isbn]



Liebe Grüße

Lucia B.

edit masi: forenlink gebastelt

Der Beitrag wurde von Masi bearbeitet: 04.Jan.2010 - 17:53
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pandora
Beitrag 04.Jan.2010 - 19:28
Beitrag #56


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ZITAT(DerTagAmMeer @ 03.Jan.2010 - 21:57) *
ZITAT(malene @ 03.Jan.2010 - 17:59) *
Höflichkeit ist für mich jedoch kein Zeichen von Spiessbürgerlichkeit


Das hab ich auch nicht geschrieben.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, kreidest Du Hellas ungehöriges Benehmen bei Benimmveranstaltungen kulturell interessierter BürgerInnen als persönliche Schwäche an. Und da suche ich als privatfernsehgeschädigte Trashfemme, die sich für höfliche Umgangsformen sehr wohl erwärmen kann, doch ein wenig die Verhältnismäßigkeit.

Und ich denke, dass sich Hella - und erst recht Cornelia schon ein paar "Respektlosigkeiten" erlauben können, seit die Kinderkrebshilfe aus Furcht vor einem Imageschaden ihre plötzlich offen lesbische Geschäftsführerin gefeuert hat.

Dass man von exzentrischen Provokateurinnen persönlich total genervt sein kann, verstehe ich gut - dass man das prinzipiell verwerflich findet, nicht so.



höflichkeit, respekt und achtung sind sicherlich nicht spießbürgerlich, jedoch für mich eine große tugend und jede dieser eigenschaften zur rechten zeit eingesetzt, dass macht für mich das salz in der suppe aus!!!
egal welche stellung mensch in der gesellschat inne hat, oder wie prominent mensch ist.


was mich beeindruckt an hella, ist ihr mut zu sich, ihrer frau und ihrer lebenseinstellung zu stehen, die dinge so an/auszusprechen wie sie sind und auf den punkt zu bringen und ihre standhaftigkeit gegen homophobe menschen.

was mich jedoch sehr an ihr stört, ist, wie sie sich als Theaterzuschauerin verhält (...)*
und genau solche dinge stimmen mich immer wieder so wenig milde gegen sie.
h v s scheint nicht zu bedenken, dass dort menschen sitzen könnten, die sich die theaterkarte evtl.vom munde absparen mussten.

ich empfinde solch verhalten als respektlos allen menschen gegenüber, die vielleicht nicht so gut bemittelt sind, dass sie sich solch einen luxus öfter leisten könnten, oder für die ein oper/theaterbesuch etwas ganz besonderes ist.

*zu Detailliertes herausgenommen. /kawa

ZITAT
ZITAT(DerTagAmMeer @ 04.Jan.2010 - 08:03) *
Jede von uns hat Eigenarten, mit denen sie aneckt. Wo erwartet wird, dass sie sich wenigstens ein bisschen schämt, so zu sein, wie sie ist. Gerade für Lesben, die gesellschaftlichen Erwartungen an so einer entscheidenden Stelle NICHT entsprechen, finde ich es wichtig, dass sie solche Konfrontationen bewusst erleben, reflektieren und das Selbstvertrauen gewinnen, statt der gewählten Form dem fühlenden Individuum Respekt zu zollen.
Dazu gehört (für mich) auch, dass ich das Auftreten einer Frau versuche in ihrem individuellen Lebenskontext zu verstehen, bevor ich sie anhand meiner Prinzipien beurteile. Diese Form des "Respekts" ist mir einfach sehr viel wichtiger als gute Tischmanieren, passende Kleidung und gewählte Umgangsformen.


ich erwarte von h v s nicht das sie sich schämt zu sein wer sie ist, sich unterordnet oder sich nach einem bestimmten kodex verhält...
sondern das sie bestimmte situationen entsprechend einordnen/bewerten kann und sich hie und da ein wenig zurücknimmt und nicht immer so in den vordergrund drängt.

edit... @blui

ich wüsste da durchaus menschen die für mich vorbilder sein könnten, die kommen oder kennt man jedoch seltenst aus dem öffentlichen leben.
menschen beeindrucken mich, wenn sie zivilcourage haben, zu sich und ihrem lebenskonzept stehen, sich dafür einsetzen, respektvoll mit anderen menschen umgehen, vorreiter sind, ohne laut und alles erdrückend zu sein.
"ja, diesen satz aus meinen fingern, wo ich doch selbst oft laut bin... jedoch bei mir gilt... alles zu seiner zeit"

Der Beitrag wurde von kawa bearbeitet: 04.Jan.2010 - 20:56
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DerTagAmMeer
Beitrag 04.Jan.2010 - 23:11
Beitrag #57


Adiaphora
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ZITAT(malene @ 04.Jan.2010 - 11:10) *
Dass Du von "Scham" sprichst, gerade im Zusammenhang mit dem "Lesbisch-sein", schlägt interessanterweise eine Brücke zum Nachbarthread von Vita.


Ich möchte nicht kleinlich sein, aber ich habe nicht von Scham "im Zusammenhang mit dem Lesbisch-sein" geschrieben. Und es ist mir wichtig, dass das nicht so verdreht stehen bleibt, weil die Differenz für mich einen gewaltigen Unterschied macht:

Ich habe von einer gesellschaftlichen Erwartungshaltung gesprochen, die weibliche Normabweichung duldet, wenn sie verschämt erbeten nicht aber wenn sie stolz ertrotzt wird.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 04.Jan.2010 - 23:12
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malene
Beitrag 05.Jan.2010 - 09:03
Beitrag #58


Gut durch
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ZITAT(pandora @ 04.Jan.2010 - 19:28) *
menschen beeindrucken mich, wenn sie zivilcourage haben, zu sich und ihrem lebenskonzept stehen, sich dafür einsetzen, respektvoll mit anderen menschen umgehen, vorreiter sind, ohne laut und alles erdrückend zu sein.


Mich auch. In wenigen Worten auf den Punkt gebracht. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

edit: Grammatik

Der Beitrag wurde von malene bearbeitet: 05.Jan.2010 - 09:12
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blue_moon
Beitrag 06.Jan.2010 - 10:03
Beitrag #59


strösen macht blau!
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ZITAT(pandora @ 04.Jan.2010 - 19:28) *
edit... @blui

ich wüsste da durchaus menschen die für mich vorbilder sein könnten, die kommen oder kennt man jedoch seltenst aus dem öffentlichen leben.
menschen beeindrucken mich, wenn sie zivilcourage haben, zu sich und ihrem lebenskonzept stehen, sich dafür einsetzen, respektvoll mit anderen menschen umgehen, vorreiter sind, ohne laut und alles erdrückend zu sein.
"ja, diesen satz aus meinen fingern, wo ich doch selbst oft laut bin... jedoch bei mir gilt... alles zu seiner zeit"

@pandora: keine frage, dass mir eine souveräne, rücksichts- und respektvolle, zivilcouragierte frau als 'erste öffentlich bekennende lesbe in deutschland' (zumindest was die massenwirksamkeit betrifft) lieb gewesen wäre. aber ich hatte keine wahl. es gab nur hella von sinnen. und egal, wie sie als privatperson auch immer sein mag, und auch egal, wie ich das von ihr projezierte lesbenbild auch immer finden mag, sie hat ihren platz in der "lesbischen geschichte", sollte die mal irgendwer schreiben wollen.

ein wichtiges fach wäre meiner meinung nach eine art lesbische weltkunde. wo gelten welche verhaltenskodizies, wie ist die lage der lesben in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und sportlicher hinsicht.

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DerTagAmMeer
Beitrag 06.Jan.2010 - 14:21
Beitrag #60


Adiaphora
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ZITAT(pandora @ 04.Jan.2010 - 19:28) *
ich empfinde solch verhalten als respektlos allen menschen gegenüber, die vielleicht nicht so gut bemittelt sind, dass sie sich solch einen luxus öfter leisten könnten, oder für die ein oper/theaterbesuch etwas ganz besonderes ist.


Provokationen haben ja eine Adressatin. Zumindest bei mir ist das so. Und ich glaube nicht, dass die von Dir skizzierte Besucherin (die sich Eintrittskarten vom Munde abspart) wirklich die Zielperson für Hellas "Bambule im Zuschauerraum" ist.
Meinen eigenen Foyer-Eindrücken nach ist sie da auch mehr die Ausnahme. Ich habe da eher betont gelangweilte Gesichter vor Augen, die jede Gemütsbewegung gekonnt verbergen. Dadurch wirkt Hochkultur auf mich auch oft wie ein "Stillhaltewettbewerb", bei dem sich Kulturverstand und Standesbewusstsein in Abgeklärtheit und Eloquenz beweisen, die durch keine noch so extreme künstlerische Provokation zu erschüttern sind.

Für Lessing diente die Tragödie noch der sittlichen Läuterung des Menschen und sollte genau das Gegenteil bewirken: Furcht und Mitleid, also starke Gefühle sollten erzeugt werden und den Menschen im Zuschauerraum zu Tränen und Zähneklappern bewegen. Die Populärkultur zwischen Kasperlethater, Volksbühne und Mainstream-Kino hat diese Idee bewahrt und setzt bewusst auf die Reaktion des Publikums.
Wenn also eine Frau, die diese Wechselwirkung zwischen Bühne und Publikum studiert hat und die selbst als professionelle Rampensau ihren Lebensunterhalt bestreitet, in der "Rolle der Zuschauerin" aus der Rolle fällt, vermute ich dahinter keine egozentrische Gedankenlosigkeit, sondern verstehe es als ganz bewusste Provokation aus einer reflektierten und für mich recht nachvollziehbaren Haltung heraus.

Wenn Dir das einen Abend und die Laune verdorben hat, ist es trotzdem extrem ärgerlich. Keine Frage.

edit: Und es ist vielleicht auch OT ... es sei denn, wir wollen auch Rollenspiele und Theaterworkshops anbieten. Wurde das nicht auch schon vorgeschlagen? Dann passt Lessing ja vielleicht doch noch zum Thema ... (IMG:style_emoticons/default/blush.gif)

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 06.Jan.2010 - 18:39
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