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> Leid und Freude dank: Selbstwahrnehmung, Persönlichkeitsmodellage
LadyGodiva
Beitrag 19.Apr.2005 - 09:20
Beitrag #21


Strøse
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Wenn ich auf meine Kindheit zurück blicke, fällt mir immer mehr auf und damit auch zur Last, welche Lebensziele mit meine Eltern (natürlich nur im besten Wollen) gleichermaßen als "Wertorientierung" vermittelt haben. Diesen weitestgehend zu entsprechen hieße dann wohl auch, der Mühe (die sie mit mir dann doch durchaus mal hatten (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) "Wert" gewesen zu sein, also nicht enttäuscht zu haben - wobei das ja eigentlich dank elterlicher, genereller Liebe zu mir ja gar nicht so wirklich möglich sein kann, suggerier(t)en sie mir immer. Natürlich stülpt es bei dem Gedanken vielen die Fußnägel nach oben - aber ich war und bin immer noch gerne eine "gute" Tochter. Auch wenn es mir zusehens gelingt, mein Lebenskonzept gegen die gewisse (nur in minimalsten Außerungen gezeigte) Enttäuschung und Befremdung meiner (immer so schrecklich verständnisvollen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) Eltern emotional zu verteidigen. Also, dass ich mir selbst das Gefühl zubillige, nicht dennoch, sondern überhaupt akzeptiert zu werden. Dass ich meinen Eltern auch ein stilles Wachstum zutraue - auch wenn sie mit mir nicht über das sprechen, was meine "Devianz" (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) in ihnen "dreht".
Ich bin seit Jahren eigentlich in Bezug auf meine Eltern mit nichts anderem beschäftigt, als zu erkennen, dass ich nicht die konsequente Weiterführung ihres Lebens und auch unter ihren "Glücksparametern" nur ein Faktor unter mehreren bin.
*puh*
Ich glaube, diese Einsicht reift einfach mal schmerzhaft, mal befreiend in mir. Egal, für wie selbstständig ich mich so gehalten habe, was ich war oder sein wollte -
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DerTagAmMeer
Beitrag 19.Apr.2005 - 10:10
Beitrag #22


Adiaphora
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gehört das wirklich zusammen? sich zu mögen und nach aufmerksamkeit lechzen/sich in den vordergrund spielen bzw. sich selbst runterzumachen und dafür mit einem aufbauendem feedback wieder aufgebaut werden?
das versteh ich nicht wirklich. oder ich wehr mich dagegen. das kann auch sein.
wenn ich genauer drüber nachdenke, bin ich bisher eher vom gegenteil ausgegangen.
wie sollte ich denn auch einem menschen glauben, dass ich liebenswert bin, wenn meine persönlichkeit nach den maßstäben, die sie an sich selbst stellt völlig indiskutabel und abzulehnen wäre? da ist es doch sinnvoller sich ein umfeld zu suchen, in dem die latte tiefer gehängt wird - für alle beteiligten.
und was mein bedürfnis nach aufmerksamkeit betrifft: da sind die komplexe bei weitem geltungssüchtiger als die seiten, die ich an mir schätze. und irgendwie hatte ich bisher auch immer das gefühl, daß meine umwelt von meinen problemen weit schneller genervt ist als von dem, was ich gut kann.
hm.
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Willow71
Beitrag 19.Apr.2005 - 10:32
Beitrag #23


Miss Understood
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QUOTE (DerTagAmMeer @ 19.Apr.2005 - 11:10)
gehört das wirklich zusammen? sich zu mögen und nach aufmerksamkeit lechzen/sich in den vordergrund spielen bzw. sich selbst runterzumachen und dafür mit einem aufbauendem feedback wieder aufgebaut werden?

Holla,

so krass hätte ich das nicht formuliert. Jeder hat ja bei seinen Gedanken bestimmte Personen vor Augen und sich selbst.
Ich will es mal konkretisieren:
Ich gebe offen zu, dass ich es mag, wenn man mir zeigt, wie gerne man mich hat, lasse mir gerne Komplimente machen, mir gerne zum Geburtstag gratulieren. Ich freue mich aufrichtig über Lob. Ein Tag mit viel positivem Feedback war ein schöner Tag. Ich brauche andere Menschen und die Bestärkung durch sie.

Ich habe aber eine Freundin, die ganz klar sagt, sie brauche das nicht, es sei ihr egal, was andere über sie dächten, eigene Geburtstage seien doch doof, sie würde nur durch sich selbst heraus so selbstbewusst sein. Aus eigener Kraft.
Nun ist es aber unüberseh- und unüberhörbar, dass sie sich in Gesprächen stets selbst lobt, erzählt, was sie auf der Arbeit und im Privaten alles geleistet hat, sie braucht auch immer eine Beziehung, weil sie das "Anhimmeln" so toll findet... Sie kann auch gar nicht über sich selbst lachen, wenn mal etwas missglückt. Sie lechzt doch ganz offensichtlich nach Aufmerksamkeit für ihre "guten Taten", redet aber eigentlich immer vom Eigenantrieb.

Das finde ich bei einigen Leute so widersprüchlich.
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shark
Beitrag 19.Apr.2005 - 10:54
Beitrag #24


Strösenschusselhai
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Ich glaube, das Nicht-Annehmen-Können von Komplimenten ein sehr frauentypisches Problem ist, das in der Mädchenerziehung liegt. Viele Mädchen werden ja noch immer so erzogen, dass sie es für einen besonders adäquaten Wert halten, bescheiden zu sein und nicht etwa ihre besonderen Fähigkeiten nach außen zu tragen. Solchermaßen eingeimpfte Mechanismen (wie das schamhafte Erröten ob eines Kompliments oder das bescheidene Abwiegeln eines Lobes) lassen sich nicht so leicht abstellen. Und manche schießt vielleicht beim Versuch über das Ziel hinaus.
Lechzt jemand nur danach, angehimmelt zu werden, denke ich, hat er/sie ein besonders schwaches Selbstbild und vermutlich auch eine Reihe von Komplexen, die nur dadurch kompensiert werden, sich möglichst positv spiegeln zu lassen.


edit: habe mab´s Beitrag erst jetzt gelesen; wiederhole sie daher, sorry.
Und ja; ich finde, wenn Frau Grund hat, stolz zu sein, dann darf/soll(!!!) sie das auch. Für sich selbst und für alle.

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 19.Apr.2005 - 10:56
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Rieke
Beitrag 19.Apr.2005 - 11:11
Beitrag #25


Gut durch
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QUOTE
Welches Wunschbild habt Ihr von Euch, welchem Wandel war dieses ggf schon unterworfen?

Ich hatte wohl das Glück, dass mir schon sehr früh von meinen Eltern vermittelt wurde, mich nicht nach Äußerlichkeiten zu richten, meine inneren Werte zu suchen.
Ich hatte eine ziemlich schwierige Schulzeit aufgrund dessen, dass ich als sog. Hochbegabte galt. Das bedeutete, dass ich teilweise nicht länger als 4 Monate in einem Schuljahr verbrachte, besonders am Anfang meiner Schulzeit. So war ich dann mit 9 schon in der 5. Klasse, was mich eben zur Außenseiterin machte. Aber stets haben meine Eltern mich ermutigt, ich zu sein, mit all meinen Fähigkeiten.
Deshalb ist wohl trotz allem das Wunschbild eines „normalen“ IQ bei mir entstanden, ich wollte nicht schlauer sein, als die anderen.
Im Laufe meines Lebens habe ich dann aber auch die Vorteile genossen und bin meinen Weg gegangen, habe meine persönlich gesteckten Ziele erreicht.
Einige Wünsche hätte ich allerdings: zum einen ein wenig mehr Geduld, mit mir und mit meinem Umfeld.
Vielleicht sollte ich auch manches Mal etwas introvertierter sein, weniger gerade heraus, nachgiebiger?!
Ich würde so gerne mal Schwachsein zulassen, nicht erst, wenn ich am Boden liegen...

QUOTE
Könnt Ihr persönliche Kritik akzeptieren - also: Mimose oder Fleischerhund?

Das kommt auf meine Tagesform an. Meist kann ich gut mit Kritik umgehen, wenn sie sachlich ist.
Am liebsten ist mir natürlich eine positive „Kritik“ (kann frau das dann überhaupt Kritik nennen?).

QUOTE
In wiefern hat Euer CO etwan an Eurem Selbstbewusstsein modelliert?

Eigentlich gar nicht, denn ich war nie etwas anderes als lesbisch, deshalb kann ich nicht wirklich von einem CO sprechen. Ich habe stets und immer gesagt, dass ich Frauen liebe, schon mit 13. Für mich war das völlig normal, ich war ich, warum sollte ich mich deshalb verstecken?
Leider kann ich in meinem Berufsleben nicht ganz so offen mit meinem Lesbischsein umgehen, da ich in einer konfessionellen Einrichtung arbeite. Aber aus meinem näheren Kollegium weiss es jedeR!

QUOTE
Was beeinflusst Eure Selbstwahrnehmung?

Emotionale Tiefs beeinflussen meine Selbstwahrnehmung schon sehr, da ich als Kopffrau ungern zu viele negative Emotionen zulasse, die nicht vielleicht doch rationell denkend abgefangen werden könnten. Da kann sich die Selbstwahrnehmung schon mal etwas verschieben, wahrscheinlich, weil ich selbst keine Geduld mit dem Annehmen eigener Krisen habe, mich dann für zu weich halte.

Liebe Lady, die Beantwortung Deiner Fragen war nicht das Einfachste... Hab ich auch nichts vergessen? :gruebel:
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blue_moon
Beitrag 19.Apr.2005 - 12:39
Beitrag #26


strösen macht blau!
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so, jetzt bin ich lang genug um diesen thread herumgeschlichen.

QUOTE
Welches Wunschbild habt Ihr von Euch, welchem Wandel war dieses ggf schon unterworfen?


mein wunschbild: intelligent, humorvoll, mitfühlend, verlässlich, sensibel, kritikfähig zu sein - vor allem so, dass das möglichst viele leute merken.

wandel gab's einen wirklichen - als ich 'umgestellt' habe, von den vorstellungen, meiner eltern, grosseltern etc. auf die eigenen. die pubertät, die für mich eine wirklich sinnvolle erfindung war (inclusive dem relativ kurz danach folgenden co) - anschliessende veränderungen kamen eher in kleinen häppchen, da wo's zwickte oder da, wo ich ordentlich mit der nase draufgestossen worden bin.

QUOTE
Könnt Ihr persönliche Kritik akzeptieren - also: Mimose oder Fleischerhund?


bei negativer kritik bilde ich mir zumindest ein, dass ich das ab kann - solange ich nicht den eindruck habe, da will jemand nur sein mütchen kühlen. aber ich weiss, dass auch das stimmungsabhängig ist. bin ich gerade dabei, mit mir zu hadern, kann mich auch konstruktiv-kritisches weiter ins loch schubsen - und die selbstzweifel mehren.

loben lass ich mich dagegen gern. das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass ich mit jedem lob auch umgehen kann.

QUOTE
In wiefern hat Euer CO etwan an Eurem Selbstbewusstsein modelliert?


mein co - in erster linie mein inneres co - war sehr befreiend. seitdem fühl ich mich nicht mehr aussenstehend, bin bei mir und fühl mich mit mir wesentlich wohler. es ist, als wenn das puzzle sich endlich zusammengefügt hat.

QUOTE
Was beeinflusst Eure Selbstwahrnehmung?


stress, fremdbestimmung... - zustände, bei denen ich das chaos in mir nicht gebändigt kriege.
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belle
Beitrag 19.Apr.2005 - 16:08
Beitrag #27


Suppenköchin
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QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Apr.2005 - 18:21)
ich finds ein bisschen schade, dass bislang so viel von den eigenen defiziten die rede war.

dtam, danke fuer die erinnerung, ich kann mich naemlich ziemlich gut durch pruefungen durchschummeln, faellt mir da so ein und es hat nur zweimal nicht geklappt: bei der praktischen fahrpruefung und bei einer klausur an der uni... gilt das als vor der oeffentlichkeit verborgenes talent? :D

QUOTE (shark)
Ich glaube, das Nicht-Annehmen-Können von Komplimenten ein sehr frauentypisches Problem ist, das in der Mädchenerziehung liegt. Viele Mädchen werden ja noch immer so erzogen, dass sie es für einen besonders adäquaten Wert halten, bescheiden zu sein und nicht etwa ihre besonderen Fähigkeiten nach außen zu tragen.


wozu sollte das auch gut sein? ich kann all dieses getoese um die eigenen faehigkeiten, begabungen und talente die manche menschen so um sich machen, nicht mehr gut ab und finde es durchaus erstebenswert bescheiden zu sein.

mit stil und selbstbewusstsein bescheiden, das faende ich ideal.







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blue_moon
Beitrag 19.Apr.2005 - 16:45
Beitrag #28


strösen macht blau!
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QUOTE (belle @ 19.Apr.2005 - 17:08)
QUOTE (shark)
Ich glaube, das Nicht-Annehmen-Können von Komplimenten ein sehr frauentypisches Problem ist, das in der Mädchenerziehung liegt. Viele Mädchen werden ja noch immer so erzogen, dass sie es für einen besonders adäquaten Wert halten, bescheiden zu sein und nicht etwa ihre besonderen Fähigkeiten nach außen zu tragen.


wozu sollte das auch gut sein? ich kann all dieses getoese um die eigenen faehigkeiten, begabungen und talente die manche menschen so um sich machen, nicht mehr gut ab und finde es durchaus erstebenswert bescheiden zu sein.

mit stil und selbstbewusstsein bescheiden, das faende ich ideal.

naja, in erster linie ist ein selbstbewusstes auftreten ja nicht unbedingt mit getöse verbunden. für das getöse sind ja eher die zuständig, denen z.b. das sein zu wenig erscheint und die ein bisschen rummel für den schein produzieren.

aber ist es nicht immer noch so, dass gerade frauen ihre talente zu häufig verstecken? sich nicht wirklich viel zutrauen, was ihre speziellen fähigkeiten oder interessen angeht? dass viel zu viele - auch auf druck von aussen, aber eben nicht nur - abstand zum ausbau der eigenen begabungen nehmen, weil es insgesamt immer noch an so vielem fehlt, unter anderem auch an 'anfassbaren' vorbildern? - natürlich gibt es heute mehr frauen in den führungsebenen der wirtschaft, in der politik, in forschung und wissenschaft und auch in technischen berufen als vor dreissig jahren, aber ich hab den eindruck - auch angesichts der hohen arbeitslosenzahlen -, dass das rad gerade wieder zurückgedreht wird.
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laterra
Beitrag 19.Apr.2005 - 18:13
Beitrag #29


Suppenköchin
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QUOTE
Welches Wunschbild habt Ihr von Euch, welchem Wandel war dieses ggf schon unterworfen?


mein wunschbild ist eine starke unabhängige erfolgreiche frau zu sein. dabei habe ich manchmal ein bild vor augen, welches sich vor allem auf mein auftreten und wirken auf andere bezieht. und dann frage ich mich manchmal, ob dieses wunschselbstbild nicht eigentlich total oberflächlich und unwichtig ist, weil es quasi nur einen schein widerspiegelt und meine verletzlichkeit und zweifel verbirgt. da frage ich mich: will ich dass andere nur meine schöne starke fassade sehen, oder will ich auf den ersten blick als mensch mit all meinen brüchen sichtbar sein, und damit nähe zulassen? entspringt dieser schutzpanzer meiner kürzlich erlebten schwäche und abhängigkeit, oder ist es gar kein schutzpanzer, sondern kann ich wirklich stark und unabhängig werden. und wenn ja wie definiere ich das dann für mich. lasse ich menschen immer erst vor einer fassade stehen, um ihnen bei vertrauen den blick auf den unperfekten menschen zu gewähren? ist das bei jedem menschen so? eine selbstverständlichkeit? sind wir betrüger? ich sehe: eigentlich kann ich dir nicht antworten, denn ich habe nur noch mehr unbeantwortete fragen. :wacko:

QUOTE

Könnt Ihr persönliche Kritik akzeptieren - also: Mimose oder Fleischerhund?

ich kann im allgemeinen einigermaßen mit kritik umgehen. nur von einer bestimmten person (die mich besser kennt als meine ehemalige partnerin) kann ich gerade absolut keine kritik vertragen. weil sie in der vergagenheit sehr viel macht über mich hatte und teilweise noch hat (durch ihr wissen über meine gesamte person). man könnte sagen meine komplette selbstwahrnehmung war abhängig von diesem menschen, mein selbstbewusstsein war abhängig von ihr. und um endlich freizukommen und meine eigene meinung zu mir selbst und der welt zu bilden, will ich keinerlei kritik oder meinung von ihr hören, weil ich endlich selbst leben und stehen will.

QUOTE
In wiefern hat Euer CO etwan an Eurem Selbstbewusstsein modelliert?

mein co war nur insofern gut für mein selbstbewusstsein, weil ich freier wurde, im ausdruck meiner selbst, meiner gefühle.

QUOTE
Was beeinflusst Eure Selbstwahrnehmung?

kritik von besagter freundin, aber auch von anderen mir wichtigen menschen


so eigentlich habe ich mich am anfang gar nicht in der lage gefühlt auf die fragen zu antworten, aber es ist ja doch einiges rausgekommen

vielen dank für die fragestellung. hat mich ziemlich zum nachdenken gebracht
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belle
Beitrag 19.Apr.2005 - 18:40
Beitrag #30


Suppenköchin
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in erster linie habe ich mich an der klischeehaftigkeit in sharks aussage gestoert.
vielleicht habe ich sie da ein bisschen zu wortlich genommen: naemlich im umkehrschluss davon auszugehen, dass maedchen nur deshalb weniger erfolgreich sind, weil sie nicht lautstark ihre faehigkeiten anpreisen, wie jungs das eben so beigebracht bekommen.
warum sollten wir ideale wie bescheidenheit, einfach ueber bord werfen und maennliche karriererezepte uneingeschraenkt uebernehmen?

mich stoert ausserdem die aussicht, dass frauen die gleichen wege auf der karriereleiter nehmen sollen, wie es uns topmanager vormachen und aufzwingen. mir scheinen naemlich eher die unmenschlichen arbeitsbedingungen in den fuehrungsetagen der grund zu sein, warum viele frauen davor zurueckschrecken, sich mit haut und haaren der karriere zu verschreiben.

QUOTE
weil es insgesamt immer noch an so vielem fehlt, unter anderem auch an 'anfassbaren' vorbildern?


das sehe ich ganz genauso. insgesamt fehlt es an einer veraenderung der arbeitskultur. karriere in den bestehenden strukturen machen zu wollen, geht meist leider immer noch mit der aufgabe des privatlebens einher und wird momentan sogar noch durch die forderung nach uneingeschraenkter mobilitaet forciert.
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dandelion
Beitrag 19.Apr.2005 - 18:58
Beitrag #31


don't care
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@dtam: ich meinte eher die Fähigkeit, sich erreichbare Ziele zu setzen... Aber ja, auch ein selbstbejahendes Messiedasein find ich sehr empfehlenswert - weil es (wie schon öfters erwähnt im Thread) die Fähigkeiten zum Chaosmanagement und Grundhumor erhält. (aber da bin ich wegen Hang zum Etappenchaos befangen und erlaub mir keine weitere Meinung (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) )

Und ja, ich gebe vollkommen geschlechterunabhängig zu, daß ich Lob und positive Kritik nicht richtig annehmen kann. Das ist aber eher ein Schul- als ein Frauenproblem.
Als ich 17 war, habe ich wohl einen Entschluß gefaßt, der noch etwas krasser war als der von Rieke: "Ich wäre gerne dumm." Einfach nur, um die Erwartungen anderer runterzuschrauben. War das Todesurteil für sämtliche Ambitionen...

@Willow, was du beschreibst, klingt alles so verdammt vertraut... *seufz* <span style='color:gray'>wieder mal.</span> Außer daß ich eigentlich immer schon ein Frau-Frau-Woauchimmer-Kinder-Job-Hund-Leben wollte.
Aber Kritik stecke ich auch besser weg, wenn sie von Menschen kommt, mit denen ich mich nach Herzenslust streiten kann, weil ich sie nicht vermissen würde, wenn sie sich deswegen von mir abwenden.

@lg: meine Eltern nehmen alters- und situationsbedingt eine ziemliche Institutionenrolle ein. Ich weiß, wann ich ihren und wann ich meinen Willen durchsetzen muß - leider klappt das wegen bestehender Abhängigkeiten noch nicht so.
Und der "innere Fleischerhund"... Ich weiß nicht - DER schaut eher aus wie ein kleines verspieltes Hündchen, das der Verzweiflung mit herzzerreißendem Blick die Pfote aufs Knie legt...

Was den Umgang mit Lob angeht... Wenn es mir schlecht geht, dann meistens durch Versagen/Verlust - und dann fühle ich mich den Anforderungen nicht gewachsen und damit als "nicht gut genug" - d.h. gleichzeitig, alles Gute ist "zu klein", um das gewünschte Ergebnis zu bringen, und wird damit entwertet... Verfluchtes Leistungsdenken.

Wir haben ein Problem: wir sind historisch schon ein Volk von Jammerlappen und Nörglern. Nichts paßt, alles wurde uns weggenommen, wir müssen trotzen, um unsere eigene seelische Armut nicht eingestehen zu müssen etc. Der ganzen Mentalität hier fehlt die Gelassenheit.

und zu den Fähigkeiten einer Frau; ich arbeite momentan in einem sehr... maskulinen Betrieb (haben Gießereien so an sich) und kassiere täglich dumme Sprüche. Trotzdem darf ich jeden Tag ein bißchen mehr probieren, und je besser es klappt und je dreckiger ich nachmittags zurück in die Umkleide (mit den drei Spinden für Frauen (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) ) zurücktapere, desto mehr bröckeln die Vorurteile.
Kurz: ich weiß was ich kann, und ich weiß was ich nicht kann, und zeige beides. Find ich ehrlicher als aufplustern oder stilles Pflänzchen-in-der-Ecke spielen.

@laterra: an dem Punkt war ich vor einem guten Jahr - leider war sie meine Ex-Partnerin. Wir haben beide lange gebraucht, um da raus zu kommen... In grundverschiedene Richtungen. Wünsche dir viel Kraft - du wirst aus den Masken herausbrechen...

Mir fällt auf, daß wir wirklich unsere Stärke gerne als Panzer für die Schwäche benutzen, quasi als Maske - und daß damit nur noch die Schwächen fürs "ich" übrigbleiben... Schade.
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Rehauge
Beitrag 20.Apr.2005 - 13:20
Beitrag #32


Gut durch
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Welches Wunschbild habt Ihr von Euch, welchem Wandel war dieses ggf schon unterworfen?

Mein wichtigster Wunsch an mich selber war und ist der, dass ich jeden Tag so lebe, dass ich, sollte ich sterben müssen, dieses auch annehmen kann.
Ansonsten gab es das Wunschbild Mutter einer bunten Kinderschar zu werden, das ich mir erfüllte. Es gab das Wunschbild von einer unabhängigen, starken und eigenständigen Frau, die Hilfe und Unterstützung annehmen kann, das ich mir erfüllte. Es gab das Wunschbild von einer Karierefrau, das ich mir erfüllte. Es gab das Wunschbild von einer Weltverbesserin, das ich mir in einem kleinen Rahmen erfüllte. Es gibt das Wunschbild von einer weisen ausgeglichenen humorvollen und gütigen Frau...

QUOTE
Könnt Ihr persönliche Kritik akzeptieren - also: Mimose oder Fleischerhund?

Eigensinnig wie ich nun mal bin, entscheide ich, ob ich Kritik annehme oder nicht, ob ich mich dagegen verwehren muss, darüber hinweggehe oder diese bedenke. Situationsabhängig kann ich dann mimosenhaft bis fleischerhundähnlich auf Kritik reagieren.

QUOTE
In wiefern hat Euer CO etwan an Eurem Selbstbewusstsein modelliert?

Wie ich es schon weiter oben schrieb, erlebe ich es eher umgekehrt, dass mir der Prozess meiner mir Selbstbewusstwerdung die Entdeckung ermöglichte, dass ich auch lesbisch bin. Dies erlebe ich als Bereicherung und Erweiterung meiner selbst.

QUOTE
Was beeinflusst Eure Selbstwahrnehmung?

In der Begegnung mit anderen erkenne ich mich besonders dann, wenn es mir gelingt mit den Augen meines Gegenübers auf mich selbst blicken zu können.

Rehauge



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Lisabeth
Beitrag 21.Apr.2005 - 08:09
Beitrag #33


auf Entdeckungsreise
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QUOTE

Welches Wunschbild habt Ihr von Euch, welchem Wandel war dieses ggf schon unterworfen?


Stark, mutig, unabhängig, in mir selbst stabil, mit der Fähigkeit, über mich selbst lachen zu können, offen für Neues, meine Fähigkeiten und Möglichkeiten REALISTISCH einzuschätzen, (vermeintliche?!) Schwachheit zulassen, den Moment genießen zu können, sprich einen Blick für die Blumen am Wegesrand zu haben und nicht (nur) einem (unerreichbaren?) Ideal hinterherzurennen....

Ich bin mir nicht sicher, ob das Bild selber wirklich einem großartigen Wandel unterworfen war. Dieses Wunschbild von mir selber, das gibt es schon recht lang.
Was dem Wandel unterworfen war, war die Eigenwahrnehmung.
Verrückterweise ist das meiste aus diesem Wunschbild, glaube ich, tatsächlich (mindestens in Ansätzen) vorhanden und ausbaufähig, aber ich habe es über viele Jahre nicht gesehen, nicht sehen wollen, mich nicht getraut, es so wahrzunehmen.
Ich bin einem Bild hinterhergelaufen, das nicht meines war - die vielzitierten Eltern mit IHREN Vorstellungen, was für ihre Tochter nun richtig sein muss beispielsweise. Und immer wieder der Versuch, diesem Bild gerecht zu werden, obwohl es einfach nur quer lag für mich?
Es hat ziemlich lang gedauert, ehe ich in der Lage war, diese beiden Bilder zu trennen und mich bewusst damit auseinanderzusetzen, wo es für mich hingehen soll.

QUOTE
Könnt Ihr persönliche Kritik akzeptieren - also: Mimose oder Fleischerhund?


Bezeichnenderweise hab ich darin erst mal wieder nur negatives Feedback gesehen....
Das Lesen der anderen Beiträge brachte mich nun - aha! - auf den Gedanken, dass es auch für mich sehr viel schwerer ist, positive Rückmeldungen "adäquat" einzubauen als alles Negative.
Die schlucke ich sehr schnell und wenn ich nicht aufpasse, nehme ich das auch sehr schnell auf in mein eigenes "Repertoire".
Zum Glück bin ich mittlerweile ein wenig aufmerksamer an der Stelle und hab Menschen um mich, die mich gelegentlich wieder zurück auf die Spur holen, wenn ich wieder mal allzusehr abdrifte in die negative Sicht der Dinge.
Denn wenn ich ehrlich wäre mit mir, dann müsste ich zugeben, dass in der Regel das positive Feedback deutlich überwiegt - fühlt sich aber für mich per se erst mal nicht so an.

Ansonsten kann ich mit sachlicher, inhaltlicher Kritik, denke ich, relativ gut, im Sinne von konstruktiv, umgehen.

QUOTE
In wiefern hat Euer CO etwan an Eurem Selbstbewusstsein modelliert?


Das CO war der Punkt, der das alles letztlich zum "Kippen" gebracht hat.
Es war sicher nur ein wichtiger Punkt in einer ganzen Reihe von "Entwicklungen", die mir das Bewusstwerden erst ermöglicht hat. Im Moment fühlt es sich so an, als hätte mein Selbstbewusstsein einen gewissen "Unterbau" gebraucht, um diesen, im Moment letzten Schritt (ist ja noch recht neu...), gehen zu können.
Doch, die Erkenntnis, Frauen zu lieben, die hat für mich gewaltig viel verändert.
Es ist natürlich auch aus den restlichen Umständen raus zu sehen... Es hat mir die Möglichkeit und die Kraft gegeben, mich aus einer für mich destruktiven Situation zu befreien. Ob ich das anders in absehbarer Zeit geschafft hätte?
Es war das fehlende Puzzleteil, das ich nicht benennen konnte und mir doch immer quer im Magen lag. Ich war "anders", es hat was gefehlt, und konnte es nicht benennen.
Komischerweise hab ich an der Erkenntnis keine Sekunde gezweifelt, als ich endlich soweit war.
Meinem Selbstbewusstsein hat es sehr, sehr gut getan. Ich fühl mich jetzt "komplett", mit mir selbst zufriedener, der "Kontext" stimmt jetzt für mich.
Ich freue mich darüber, und ich zeige es auch gern.
Von dieser positiveren Basis aus fällt es mir leichter, mich selber freundlicher wahrzunehmen und auch Dinge anzugehen, die mir schwer fallen (und sei es nur in der eigenen Einschätzung) und wo ich mich ein wenig überreden muss.
Wie schon mehrfach gesagt, nett zu sich selbst zu sein, das ist wohl für viele eine sehr schwierige Aufgabe?!

QUOTE
Was beeinflusst Eure Selbstwahrnehmung?


Durchaus sicherlich die Rückmeldung von anderen. Mitunter auch ein wenig die eigene Reflexion, zu versuchen, mich eher "von außen" zu sehen und manches gerade zu rücken, was im unreflektierten Gefühl erst mal beliebig schräg liegt....
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alba
Beitrag 28.Apr.2005 - 21:28
Beitrag #34


Gut durch
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QUOTE (tdam @ 18. April 2005 - 17:21)
liebe alba, was für ein ideal ist das denn??? irgendwie liest sich das für mich so als gäbe es für dich da gewaltig bis unendlich viel zu tun. ich selbst kann mir soviel engagement nur im (hoch-)leistungssport oder im verfolgen perfektionistischer schönheitsideale vorstellen ... in bezug auf den eigenen charakter fehlt mir da wirklich die phantasie. welch hohenen ansprüche stellst du denn an die tugendhaftigkeit einer normalsterblichen frau?
vielleicht bin ich auch nur etwas simpel gestrickt (oder such das problem am falschen ort); aber ehrlichkeit, treue und offenheit sind mir beispielsweise wichtig. also leb ich weitestgehend so. wirklich schwierig oder anstrengend ist das nicht. es belohnt sich eher selbst, weil der wald ja meistens zurückruft. und dann freu ich mich, weils mir ja nicht nur bei mir sondern auch bei anderen im umgang mit mir wichtig ist ... aber sowas meinst du wahrscheinlich gar nicht, oder doch?

naja, das ganze bezieht sich weniger auf allgemeine kategorien, sondern spezielle situationen.
ich habe schon gesagt, dass es einen gewissen bereich gibt, über den ich hier nicht mehr sprechen würde. der hatte mal was mit schönheitsidealen zu tun.
worum es hier geht, sind lediglich innere vorgänge, keine äußerlichen.

vielleicht hilft ein beispiel weiter?
ich war jahrelang unheimlich jähzornig. in bezug auf mich und meine leistungen. wenn etwas nicht klappte, bin ich an die decke gegangen. das habe ich bewältigt. durch ein monatelanges training und das rationale verständnis davon, dass das absolut scheiße und quatsch ist, bin ich zu nem vergleichsweise ruhigen menschen geworden. (die bestätigung hab ich von außen bekommen.)
der nächste schritt zum beispiel ist, emotionale impulsivität an stellen, wo sie unangebracht ist und gerade auch anderen schadet, in den griff zu bekommen.

ich finde keinesfalls, dass das hochleistungssport ist. das ist für mich rein subjektiv reflektionsarbeit mit handlungsanleitung. funktioniert eigentlich ganz gut bei mir. und ist keine allgemeingültige anleitung oder so. alles rein subjektiv. das ist mein muster mit mir umzugehen und gewisse charakterliche ziele zu erreichen. (ein ideal wäre etwa: keine unangebrachte emotionale impulsivität, falls das nicht gelingt aber mindestens: keinem menschen mehr damit schaden) ideale sind für mich zudem selbst gesteckte ideale, keine gesellschaftlich festgelegten.

ist das transparenter?

edit: rechtschreibung und so..

Der Beitrag wurde von alba bearbeitet: 28.Apr.2005 - 21:31
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LadyGodiva
Beitrag 02.Oct.2006 - 18:49
Beitrag #35


Strøse
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Eineinhalb Jahre liegen nun zurück.

Fast im Forumsorkus verträumend, geriet mir diese ungemein offene und herzliche Diskussion mit Euch wieder in Erinnerung. Ganz plötzlich, quasi im Krachen eines trockenen Herbstbraunblatts unter meiner Sohle.

Nach hause, an den PC... und beim Durchlesen fest gestellt, dass eben eine ganz schön lange Zeit vergangen ist und ich nicht ohne Stirnschmunzeln lese, was LG so alles (natürlich auch zu anderen Themen dieser Zeit) verfasst hat.

Im letzten Jahr hat sich mein Leben durch einen äußeren Impuls sehr verändert und ganz viel in mir erst um- und später angestoßen. Nach emotionalem Siechtum und einer für ungeduldigere Zeitgenossinen ( ;) ) recht langen Zeit der Rekonvaleszenz, die sich schon deshalb so lang zog, weil erstmals ein wirklich eigenständiges Leben in Angriff zu nehmen war, erlebe ich mich jetzt als eine Frau, die sich - so seltsam das auch klingen mag - lebenszeitlich dem Alter annähert, das sie schon seit einigen Jahren in sich zu tragen glaubte, in einer schon fast beschämend köstlichen Autonomie, im Lichte einer späteren Sonne.
Mir fällt auf, dass ich wieder (oder erstmals in diesem Umfang überhaupt) in der Lage bin, meine Bedürfnisse zu sehen und (*wow*! :blumen2: ) mich gleichzeitig auch wage, ihnen nachzugeben.
Sprich: vom biographischen Masterplan ein Stückchen ablassen, meinem Leben wieder etwas mehr an Weite und Potential geben zu können.

Nachdem ich zunächst meinem inneren Freak die Alleinschuld an all den ungeliebten Veränderungen zugewiesen hatte (und damit allerfeinst zufrieden selbstmitleidig-unglücklich war), ja geradezu eine Bestimmungserfüllung darin sah, hat sich mir im Lauf der Zeit, durch die mich nicht zuletzt meine Freundinnen :knicks: getragen haben, eine wieder liebevollere Betrachtung meiner selbst entwickeln können. Bin grauhaariger wie weicher geworden im letzten Jahr. Und so neugierig, wie es weiter geht, wissend und inzwischen auch wenig hadernd mit der Tatsache, dass zwar vieles kommt, aber einiges davon sicherlich anders als überhaupt erwartet.

Vielleicht hat ja die ein oder andere Diskussionspartnerin ähnliches erlebt, oder andere entdecken diesen Thread ganz neu für sich.
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june
Beitrag 04.Oct.2006 - 18:22
Beitrag #36


Treue Seele
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hallo,

natürlich kenne auch ich diese gedanken - mit jedem biographischen umbruch immer wieder!
gerade wieder steht einer an: der schritt von grauer uni-theorie in lebhafte, wuselnde praxis (ich werde referendarin...).
ich verweise in solchen diskussionen immer wieder gern auf hesses "stufen" - ein gedicht, das ich auswendig kenne, seit ich damals meine grundschullehrerin mitverabschiedet habe.
mittlerweile finde ich es auch schön, mit brüchen zu leben, denn jeder bruch bzw. jede erfahrung bringt auch einen besseren umgang mit sich: achtsamkeit mit sich selbst und mit anderen kann meiner meinung nach noch wachsen, wenn man durch bitter(süß)e erfahrung gereift ist.

freuen wir uns, dass wir leben dürfen!
und keiner ideal-biographie gehorchen (müssen)...
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Grübler
Beitrag 04.Oct.2006 - 20:21
Beitrag #37


blau ist gesund
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hmm... schön den wieder zu sehen ;)

Was hat sich bei mir geändert? nichts und doch wiederum etwas ganz kleinwenig
und zwar so wenig, dass ich es kaum mitbekomme. Seit längerer Zeit dieselben
Dinge um mich rum und innen drin. Sacht geh ich ans, aber ich geh es an.
und irgendwann kommt es zu einem Bruch.
Plötzlich und endgültig.
Die Frage ist: Was mach ich draus
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dandelion
Beitrag 04.Oct.2006 - 20:36
Beitrag #38


don't care
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QUOTE (LadyGodiva @ 02.Oct.2006 - 19:49)
Nach emotionalem Siechtum und einer für ungeduldigere Zeitgenossinen ( ;) ) recht langen Zeit der Rekonvaleszenz, die sich schon deshalb so lang zog, weil erstmals ein wirklich eigenständiges Leben in Angriff zu nehmen war, erlebe ich mich jetzt als eine Frau, die sich - so seltsam das auch klingen mag - lebenszeitlich dem Alter annähert, das sie schon seit einigen Jahren in sich zu tragen glaubte, in einer schon fast beschämend köstlichen Autonomie, im Lichte einer späteren Sonne.
Mir fällt auf, dass ich wieder (oder erstmals in diesem Umfang überhaupt) in der Lage bin, meine Bedürfnisse zu sehen und (*wow*! :blumen2: ) mich gleichzeitig auch wage, ihnen nachzugeben.
Sprich: vom biographischen Masterplan ein Stückchen ablassen, meinem Leben wieder etwas mehr an Weite und Potential geben zu können.


Die Veränderung klingt sehr schön, sehr gereift, und ich mag einfach nur mal sagen: gut gemacht :blumen2:
Den Gedanken des sich-näher-kommens, und sei es vom Alter her, kenne ich nur allzu gut... Ich war einfach etwa 15 Jahre zu spät auf der Welt.
Und es freut mich sehr, zu hören, wie stark du auf deine Mitte zusteuerst.

QUOTE (LadyGodiva @ 02.Oct.2006 - 19:49)
Nachdem ich zunächst meinem inneren Freak die Alleinschuld an all den ungeliebten Veränderungen zugewiesen hatte (und damit allerfeinst zufrieden selbstmitleidig-unglücklich war), ja geradezu eine Bestimmungserfüllung darin sah, hat sich mir im Lauf der Zeit, durch die mich nicht zuletzt meine Freundinnen :knicks: getragen haben, eine wieder liebevollere Betrachtung meiner selbst entwickeln können.


Mir ging es insbesondere im letzten halben Jahr sehr ähnlich. Auf vielen Ebenen kamen neue Herausforderungen auf mich zu, die die Grenze dessen ankratzten, was ich vertrug. Zeitgleich kamen viele wunderschöne Erfahrungen auf mich zu: Freundschaften, die wirklich solche sind, ein Beruf, der Spaß macht, Liebe, die einfach akzeptiert, Kollegen, zwischen denen mein Freak-Sein angenommen, verstanden und mitgemacht wird. Alles neue, wunderschöne Erfahrungen.
Der starke Druck neben all diesen Wundern holte mein inneres Kind nach außen. Und das spielt nun fröhlich vor sich hin... Und ich darf ihm dabei zuschauen und bin glücklich. :)

Möge es so weitergehen... :blumen2:
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Sägefisch
Beitrag 04.Oct.2010 - 18:22
Beitrag #39


Schlaudegen.
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Im weitesten Sinne passend, daher das Leichenfleddern:

Eigener und fremder Blick auf Vergangenes.

Vor kurzem machte mich eine Mitschülerin ausfindig, was an sich schon ein kleines Kunststück darstellt. Ich lege nämlich durchaus Wert auf Unauffindbarkeit im Netz und habe seit 10 Jahren niemanden aus meiner Schulzeit gesprochen. Jedenfalls drang ihre Mail über Bande bis zu mir durch, und nach gründlicher Rücksprache mit mir selbst entschloss ich mich zu antworten. Es folgte ein sehr offener Schriftwechsel, den ich wesentlich mehr in Ordnung fand als zuvor gedacht.

Nun war die Zeit aus der wir uns kennen so ziemlich die bescheidenste meines Lebens, was auch der primäre Grund ist, mich nicht gerne in Menschen zu spiegeln die ich (und die mich) mit dieser Zeit verbinde(n). Verblüffend allerdings: die Wahrnehmung dieser Mitschülerin und meine eigene klaffen wirklich bemerkenswert auseinander.

Während ich mich an Verschlossenheit, allerlei Kummer und ein ständig langes Gesicht erinnere, und mir eigentlich gar nicht vorstellen kann dass das nicht offensichtlich war, hat sie komplett andere Dinge über mich gespeichert und sich als wesentliches Merkmal "witzig" gemerkt?! Dazu kann man nun viel wälzen, von Betrachtungen zur gekonnten Kaschierung familiärer Probleme über ungeübten jugendlichen Blick des Gegenübers - und auch aus anderen Bereichen ist mir ehrliche Verwunderung über meine Perspektive nicht unbekannt geblieben. Speziell in der Herkunftsfamilie oder Paarbeziehungen dürfte fast jede die Erfahrung gemacht haben, dass andere manche Dinge komplett anders auffassen als man selbst.

Jedenfalls, ganz ziellos: auch schon gehabt?
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revelo
Beitrag 04.Oct.2010 - 21:06
Beitrag #40


No Title
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Ja und zwar in einem sehr ähnlichen Kontext. Letztes Jahr war 20-jähriges Abiturjubiläum und ich habe über tausend Ecken davon mitbekommen und aus ganz ähnlichen Gründen wie du kein Interesse gehabt, daran teilzunehmen (allerdings blieb ich auch unauffindbar).
Nun wollte es der Zufall, dass ich just die Schwester eines ehemaligen Mitschülers meine Kollegin wurde, was sich nicht lange geheim halten ließ (aus diversen Gründen).
Dieser Mitschüler hat mich auch ganz anders in Erinnerung als ich diese Zeit erlebt habe, ein stetiger "Sonnenschein", wo eigentlich alles, nur keine Sonne war. Ein Eindruck, den aber auch heute noch die Kollegin von mir hat (und auch viele andere), immer energiegeladen, freundlich etc. und ich frage mich regelmäßig, was diese Menschen wirklich von mir wahrnehmen, da es auch durchaus Menschen gibt, die mich nicht so sehen und deren Bild mehr dem gleicht, welches ich von mir habe.
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