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> Alles drunter und drüber
Plum Plori
Beitrag 11.Mar.2012 - 14:43
Beitrag #1


Filterkaffeetrinkerin
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So, nach 3 Wochen muss ich mir mal was von der Seele schreiben, obwohl ich meist alles irgendwie so mit mir ausmache. Aber vll. tut mir das jetzt gut.

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich glaube dass man das, worin ich gerade stecke auch Lebenskriese nennt. Ich versuche das alles mal zu ordnen, (so gut ich kann). Es fing alles damit an, dass eine Person aus meiner Familie verstorben ist, zwar nicht meine Eltern, aber an der ich sehr sehr gehangen habe und zu der ich eine ganz enge Bindung hatte. Es war für uns alle klar, dass der Zeitpunkt naht, da die Person schwer erkrankt war. Ich habe mich die ganze Zeit davor gedanklich auf diesen Tag vorbereitet, aber wenn er mal da ist, bringt auch das nichts. Auf diesen Tag kann man sich nicht vorbereiten.
Als mich die Nachricht erreicht hat, bin ich zusammen gebrochen vor lauter Trauer. Diese weilte jedoch nur 2 Tage, da ich nicht wirlich Platz und Zeit hatte zu trauern (wg. Beruf und so). Dann war viel zu organisieren, eine Woche später flog ich in die Stadt in der die Trauerfeier statt fand.
Meine Freundin hat versucht so gut wie möglich für mich da zu sein. Doch meine ernüchternde Erkenntnis war dass einem nicht geholfen werden kann und man da alleine durch muss.

Parallel dazu (etwas vor dem Ableben der geliebten Person) freundeten meine Freundin und ich uns mit einem netten Lesbenpärchen an. Es lief alles so, wie wir uns so eine Freundschaft immer vorgestellt haben: Jeder versteht sich mit jedem, man sitzt bis spät in die Nacht zusammen bei leckerem Essen und einem guten Wein; lacht - ist unbeschwert. Dann kam der oben beschriebene Einschnitt in meinem Leben. Zunächst hat es gut getan zu wissen, dass sie für mich da sind. Haben sich rührend um mich gekümmert und alles. Als es klar war dass ich zur Trauerfeier fliege haben sie mir von sich aus angeboten, dass sie mich zusammen mit meiner Freundin zum Flughafen bringen und dann auch wieder abholen. Diese Gewissheit tat mir bei diesem schweren Gang gut.
Und jetzt fängt alles an: Es entwickelte sich so, dass die beiden mich nicht zum Flughafen begleiten konnten, wegen Arbeit. Das konnte ich voll und ganz vestehen. Meine Freundin sicherte mir zu, dass sie mich aber auf alle Fälle begleiten würde. Stellte aber dann am Abflugtag fest, dass es zeitlich für sie ja überhaupt nicht möglich sei, da sie erst so spät Feierabend hatte. Auch das überhaupt kein Problem. Da muss man halt auch einfach alleine durch.

Zwei Stunden bevor ich wieder zu Hause landete hab ich die Info bekommen, dass das Pärchen mich nicht abholt wegen starkem Unwetter. Meine Freundin kam alleine mit den öffentlichen kommen. Als ich landete, hab ich mich gefragt wo das Unwetter sei. Die Straßen waren frei.
Es klingt blöd aber ich habe mich etwas im Stich gelassen gefühlt. Ich habe mich zwei mal auf etwas verlassen in einer für mich nicht unwichtigen Situation und wurde stehen gelassen. Sie haben sich bei mir entschuldigt und dass das Wetter total unberechenbar über den ganzen Tag hinweg war. Das habe ich später auch von anderen Seiten gehört. Trotzdem stehe ich dem ganzen nach wie vor etwas zwiespältig gegenüber. Naja.

Nach meiner Ankunft und wieder zurück in der Arbeit bekam ich die Info dass es nicht sicher sei, dass ich weiter meinen Arbeitsplatz halten könne, aufgrund wirtschaftlicher und finanzieller Schwierrigkeiten meiner Arbeit. Dass alleine war schon eine ganz miese Info für mich. Nicht nur aus dem Grund, dass ich nun in Ungewissheit lebte sondern auch, weil ich meinen Nebenjob, den ich jedes Wochenende für einen Tag á 12 Std absolviere an den Nagel hängen wollte. Neben der Haupttätigkeit so gut wie gar kein Wochenende zu haben ist ganz schon krass und in meiner Situation ein echter Genickbruch, da keine Zeit zum erholen bleibt.

Zusätzlich wollte meine Freundin immer mehr ihre freie Zeit nur noch mit dem neu kennengelernten Pärchen verbringen. Ich wollte aber einfach gern daheim bleiben. Jetzt wohnen wir ja nicht zusammen und wenn dann für die Beziehung - für zweisamkeit kaum noch Zeit bleibt - das ist nicht schön. Also der große Krach war vorprogrammiert. Ich habe immer mehr den 4er Treffen abgesagt, weil ich Ruhe brauchte. Einmal bin ich jedoch mit gegangen, war aber so schlecht gelaunt und traurig wegen allem. Konnte aber meine Gefühle noch nicht benennen, geschweige denn erklären was mit mir los ist. Demnach war das Treffen mit allen 3 ein reines Disaster.Es ging wieder eine Woche ins Land. Für das darauf folgende Wochenende wollten alle 3 mich tagsüber bei einem Event besuchen, auf dem ich Nebenjob bedingt war. Es gab dort jedoch viel Stress und viel angespannte Stimmung, was ich ihnen an zweiten Tag in folge einfach nicht antun wollte. Also habe ich mich bei dem Paar gemeldet, meine Situation geschildert und abgesagt. Es wäre mir zu viel geworden. Ich kassierte dafür jedoch ein: Jetzt haben wir uns extra dafür gehetzt. Dann nicht. Schönen Tag dir noch. Ich war am Boden zerstört. Ich konnte nicht vestehen, wie man mir 2 Std vor Ankunft am Flughafen absagen kann, ich dass ja auch verstehen konnte, trotzdem traurig deswegen war weil ich mich darauf verlassen habe. Aber die machen mir Stress wegen meiner Absage...Und zwischen den Stühlen stehend: meine Freundin.
Ok, es folgte ein klärendes Gespräch mit einer der beiden in dem ich, als auch sie, alles versucht haben zu erklären. Ich dachte damit sei alles wieder gut und geklärt. Paar Tage später stellte sich heraus dass dies nicht so war. Weil mit der anderen nichts besprochen wurde. So saß ich dann paar Tage darauf allen dreien (also meine Freundin auch mit dabei) gegenüber und es wurde wieder alles aufgerollt.

Dazu kam dass jetzt meine Freundin und ich einen essenziellen Streit hatten, in dem wir beide sagten, dass wir so nicht mehr können. Also mit ihr alleine nochmal ein Gespräch: Sie möchte am liebsten jede freie Minute mit den beiden verbringen, weil es ihr grad auch sehr gut tut. Ich will aber nicht, weil ich Zeit brauche um mich zu sortieren. Bin deswegen halt oft nicht bei den Treffen dabei und von daher auch stets außen vor. Oder ich stoße wegen der vielen Arbeit erst später dazu. Außerdem finde ich es erschreckend, dass wenn ich sage ich möchte mal nichts machen von ihr dann kommt: ok ist es dann ok wenn ich zu den beiden fahre. Nein-natürlich ist dass nicht immer ok, denn ich möchte auch mal wieder Zeit nur mit ihr verbringen. Kann sie aber nicht festhalten und sie dazu zwingen.
Unsere Missverständnisse konnten wir klären. Sie kommt mir etwas entgegen und für mich ist es natürlich auch ok, dass sie Zeit mit dem Pärchen verbringt wenn ich arbeiten bin oder halt auch mal so wenn ich meine Ruhe möchte. Jeder brauch ja auch seinen Freiraum. Dennoch die Situation ist sehr verfahren.

Bis jetzt glaub ich, dass keiner von den 3 so recht verstanden hat was mit mir los ist (was sie auch so gesagt haben) und wo das Problem liegt, dass es mir nicht gut geht und ich schnell in stress gerate. Ich würde mir zu viel Stress machen weil nur eins nach dem anderen geht. Ich weiß ich muss step by step machen. Zumindest ist der aktuelle Stand so, dass ich meine Hauptarbeitstelle behalten kann. Die Arbeitszeit im Nebenjob habe ich um einen Tag gekürzt. Mit den beiden herrscht wenigstens kein Klinsch mehr.
Im Grunde weiß ich vom Kopf her was zu tun ist aber im Herzen ist alles drunter und drüber. Ich möchte Zeit zum trauern in der ich alleine bin oder mal mit meiner Freundin alleine bin, ernte dafür aber unverständnis. Was ich bis jetzt auch nicht verstanden habe, dass es so ist, da alle 3 mir immer wieder gesagt haben: Du musst dir jetzt auch mal Zeit zum trauern geben.
Fazit von allem: Viele Widersprüche, sicher auch von mir aus und eine zerfahrene Situation zwischen meiner Freundin und mir.
Ich glaube es muss Zeit vergehen, in der sich zwischen meiner Freundin und mir sich die Wogen glätten können.

So ich habe jetzt wirklich viel geschrieben. Ich hoffe man kann dem halbwegs folgen was ich geschrieben habe. Und es tat gut, dass einfach mal so los zu werden.

In diesem Sinne
die Plum Plori

Der Beitrag wurde von Plum Plori bearbeitet: 11.Mar.2012 - 14:44
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PikSieben
Beitrag 11.Mar.2012 - 15:35
Beitrag #2


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Wow (IMG:style_emoticons/default/troest.gif) – das liest sich wirklich kompliziert für mich, weil ich euch irgendwie alle vier ein bisschen verstehen kann. Das macht es aber schwer, etwas zu raten.
Ich schreibe nur mal meine Gedanken dazu auf:
Ich denke, am meisten belastet dich die Situation mit deiner Freundin, von der du dir, denke ich, etwas mehr Unterstützung wünschst. Auf mich macht es aber den Eindruck, dass die ganze Situation, die dich zurecht bedrückt, für deine Freundin auch recht schwer aushaltbar ist. So viele Einschnitte in deinem Leben und sie kann nicht wirklich helfen. Vielleicht gefällt es ihr deswegen auch bei den anderen beiden so gut, weil dort alles unbeschwerter zugeht. Um voll und ganz und selbstlos unterstützend und aufbauend für dich da zu sein, muss deine Freundin sehr stark sein. Vielleicht ist sie das im Moment nicht.
Vielleicht meinen das auch alle drei durchaus ernst und hilfreich, wenn sie sich miteinander beschäftigen, um dir Freiraum zu geben, für dich zu sein und zu trauern. Das muss also nicht unbedingt als ein Hängenlassen dir gegenüber zu werten sein, was du aber für dich selbst ein bisschen so siehst, oder?
Mir ist auch nicht so wirklich klar, was du dir wünschst. Einerseits weißt du selbst, dass ein fröhliches Miteinander im Moment nicht das ist, wozu du gut beitragen kannst (Stress, negative Gefühle, schlechte Laune), andererseits passt es dir aber auch nicht, wenn sie dich dann einfach außen vor lassen, insbesondere deine Freundin. Ich denke, deren Nähe wünschst du dir eigentlich, kannst es ihr aber auch nicht so sagen, weil du fürchtest, ihr im Moment mit deiner Gesellschaft nicht gerecht werden zu können. Ist es so?

Vielleicht solltest du dich für dich selbst zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden – nicht global, sondern von Fall zu Fall und das dann auch deiner Freundin so klar sagen.
Ich denke, entweder entscheidest du dich, für dich allein sein zu wollen und die anderen nicht herunterzuziehen und musst dann aber auch mit deiner – ich nenne es mal so – Eifersucht umgehen oder du wünschst dir die Nähe deiner Freundin und musst ihr für diese Zeit aber auch etwas anbieten. Du musst dich ja nicht verstellen und gute Laune vorgeben, aber vielleicht kann es ja auch für dich schön sein, wenn ihr euch für diese Zeit etwas Seelenmassage vornehmt. Sauna, Kino, Tanzen, Sport, Wandern, … , keine Ahnung, was da für euch das Richtige sein kann.

Nur mal so ins Blaue.
Ich finde es wirklich schwierig und wünsche dir ganz viel Kraft.

Pik7
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Plum Plori
Beitrag 11.Mar.2012 - 15:53
Beitrag #3


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Zunächst erstmal danke für deine lieben Worte. Fühle mich verstanden. Du hattest so ne ähnliche Situation? Hat sich bei euch alles wieder eingerenkt?

"Mir ist auch nicht so wirklich klar, was du dir wünschst. Einerseits weißt du selbst, dass ein fröhliches Miteinander im Moment nicht das ist, wozu du gut beitragen kannst (Stress, negative Gefühle, schlechte Laune), andererseits passt es dir aber auch nicht, wenn sie dich dann einfach außen vor lassen, insbesondere deine Freundin. Ich denke, deren Nähe wünschst du dir eigentlich, kannst es ihr aber auch nicht so sagen, weil du fürchtest, ihr im Moment mit deiner Gesellschaft nicht gerecht werden zu können. Ist es so?"

Ja so in etwa, einmal nicht mit meiner Gesellschaft ihr gerecht werden zu können, aber auch, weil ich angst habe wenn ich diesen Wunsch äußere sie damit zu etwas zu zwingen, was sie momentan aber gar nicht will. Und sie sich durch meine Bitte im Zugzwang fühlt. Aber ansonsten hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.

"Vielleicht solltest du dich für dich selbst zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden – nicht global, sondern von Fall zu Fall und das dann auch deiner Freundin so klar sagen.
Ich denke, entweder entscheidest du dich, für dich allein sein zu wollen und die anderen nicht herunterzuziehen und musst dann aber auch mit deiner – ich nenne es mal so – Eifersucht umgehen oder du wünschst dir die Nähe deiner Freundin und musst ihr für diese Zeit aber auch etwas anbieten. Du musst dich ja nicht verstellen und gute Laune vorgeben, aber vielleicht kann es ja auch für dich schön sein, wenn ihr euch für diese Zeit etwas Seelenmassage vornehmt. Sauna, Kino, Tanzen, Sport, Wandern, … , keine Ahnung, was da für euch das Richtige sein kann."


Ja genau das versuche ich auch so einzubauen. Wir waren mal etwas draußen im Grünen, oder zusammen shoppen...Aber das ist ein guter Ansatz den ich weiter versuche auszubauen. Sofern es etwas gibt, dass sie momentan auch gerne tut. Ist grad nicht so einfach...Kino hatte ich letztens angeboten, essen gehen...aber ihr ist momentan auch nach alle dem nicht so. Ich denke das kommt alles wieder. Vll muss ich ihr auch diesen Freiraum geben, damit sie von alleine wieder das bedürfnis hat Zeit mit mir zu verbringen...

Danke für die Kraft, die kann ich grad gebrauchen.

Lieben Gruß
Plum Plori
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PikSieben
Beitrag 11.Mar.2012 - 16:28
Beitrag #4


ausgewilderte Großstadtpflanze
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ZITAT(Plum Plori @ 11.Mar.2012 - 15:53) *
Du hattest so ne ähnliche Situation?
(IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) Ertappt! Aber bei mir war es noch etwas komplizierter.
ZITAT
Hat sich bei euch alles wieder eingerenkt?
Ich glaube, das WILLST du jetzt nicht wissen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) . Aber es war ja auch, wie gesagt, noch etwas komplizierter.

Die beste Ratgeberin bin ich also nicht, werde aber weiter gespannt mitlesen. Ich bin mir sicher, dass in diesem Moment schon Köpfe rauchen, die da etwas schlauer sind.

Im Zweifelsfall soll ja Reden helfen, auch und besonders über seine eigenen Ängste und Befindlichkeiten. Und dabei nach Möglichkeit nicht vorwurfsvoll oder fordernd rüberzukommen.

(IMG:style_emoticons/default/knuddel.gif)
Das wird schon wieder!
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dandelion
Beitrag 12.Mar.2012 - 09:29
Beitrag #5


don't care
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Puh... Du hast aber auch ein Päckchen gekriegt. Mein lieber Scholli. (IMG:style_emoticons/default/troest.gif) Aber schön, dass du zumindest den Job behalten und da ein wenig mehr Raum schaffen kannst. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Mir scheint, deine Freundin und die neuen Freunde sehen etwas, das am Anfang deines Postings durchschimmert: du brauchst mehr Zeit, die du frei gestalten kannst. Aber die können sie dir nicht geben; sie können dich ja schlecht bezuschussen, damit du weniger arbeiten gehen musst, in deinem Hauptberuf eine Lohnerhöhung herbeizaubern oder Tage auf 30 Stunden verlängern.
Es ist schmerzhaft für Menschen, die dich mögen, von der wenigen Zeit, die ihr gemeinsam habt, große Stücke abzugeben, damit der Moloch Arbeit ungestört an deinem Leben weiterfressen kann. Vielleicht frustriert es deine Freunde und deine Partnerin, das mitzuerleben, und manchmal kocht der Frust über?

Und wenn ich mir ansehe, was du über deine Beziehung schreibst, geht mir ein Satz durch den Kopf, den ich schon seit Wochen nicht recht aus dem Kopf kriege:
Sich an einem Schwimmenden festzuhalten ist selten die Rettung vor dem Untergang.

Manchmal erwarte ich zuviel von Menschen, die mir wichtig sind, weil mein Vertrauen in sie größer ist als alles, wozu sie jemals imstande wären. Manchmal erwarte ich zuviel von mir, weil ich ein gleiches Vertrauen mir gegenüber spüre. Und oftmals entsteht ein ungeheures Drama, wenn sich der Unterschied zwischen Vertrauen und Fähigkeit zeigt. Mir hilft diese Sichtweise oft (aber nicht immer), zu akzeptieren, dass meine Erwartungen einen anderen Menschen überfordert haben, und dass meine Verletzungen von einer Art Unfall herrühren, den ich selbst verursacht habe. Oftmals hat es mein Gegenüber noch schlimmer erwischt als mich. Und es tut mir leid.
Diese Perspektive rettet nicht vor der Verletzung, schützt nicht vor Streit, Wut, Tränen oder zerschlagenem Porzellan (da hilft bruchsicheres Geschirr (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ). Aber ich finde, sie entspannt den Umgang damit ungeheuer, weil sie das gegenseitige Wohlwollen nicht in Frage stellt. Es geht nur noch darum, wie beide ihre "Unfallfolgen" heilen können. Und darum, zu akzeptieren, welche Erwartungen eher Wunschträume sind und welche zum realen Menschen auf der anderen Seite des Tisches passen. Ein Schneider bittet ja auch nicht seinen Kunden, fünf Kilo abzunehmen, weil er das Hemd zu schmal geschnitten hat.

Sowas ähnliches klingt für mich aus deinen Beispielsituationen heraus.
Angenommen, eine gute, nichtmotorisierte Freundin bittet dich, einen sperrigen Gegenstand für sie am Tag X von A nach B zu fahren. Es ist wichtig. Am Abend vorher stellst du fest, dass dein Auto sich seltsam benimmt. Du bringst es morgens in die Werkstatt, man kann dir nicht sicher sagen, ob du den Wagen am selben Tag noch zurück bekommst.
Sagst du der Freundin ab, damit sie sich nicht auf dich verlässt und einen anderen, zuverlässigeren Weg findet? Würdest du einen Mietwagen besorgen (kurzfristig, teuer, auf eigene Rechnung) nur, um deiner Freundin einen Gefallen zu tun? Oder würdest du sagen, dass du nicht weißt, ob du es schaffst, sodass sie zwar nicht unbedingt, aber doch möglicherweise am Ende im Regen steht?
Mir scheint, deine Freunde und du verfolgt verschiedene Strategien in solchen Situationen. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Viele Vermutungen auf einer simplen, mir recht sicher erscheinenden Grundlage: deine Freunde mögen dich, und deine Freundin liebt dich. Aber ihr seid alle ganz schön erschöpft. Ich weiß nicht, ob sich damit etwas anfangen lässt, aber ich hoffe es mal.

Vorschläge hab ich nicht wirklich. Aber vielleicht wäre es gut, wenn ihr einander mal "interviewt", wie es euch geht. Wirklich mal nur fragen und Antworten aushalten. Das würde zumindest die Antwort auf eine Frage bringen, die ich bei dir immer wieder herauslese:
"Warum tut sie das?"

Ich wünsche dir viel Kraft und Zeit. (IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif)
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Sin
Beitrag 14.Mar.2012 - 20:35
Beitrag #6


Manche Sünde ist es wert, begangen zu werden.
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Wisst ihr, was ihr voneinander wollt?
Wo der Platz in eurem Leben ist?

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meandmrsjohns
Beitrag 15.Mar.2012 - 09:48
Beitrag #7


Gut durch
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Hallo Plum Plori,

Es tut mir aufrichtig leid, dass du einen geliebten Menschen verloren hast.

Mein Tipp an Dich wäre, falls finanziell irgendwie möglich, den Nebenjob aufzugeben. Wie du selbst merkst hast du weder Zeit noch Lust, bzw. die Kraft, dich ausreichend zu entspannen, oder dich mit Freunden zu treffen und Spaß zu haben. Du kannst nicht von deiner Freundin verlangen, an den Abenden die du dann mal könntest (weil du ja sonst arbeitest) mit dir zu verbringen und nix zu unternehmen, weil du zu mehr nicht in der Lage bist, was ich in deiner Situation völlig verstehe.
Ich frage mich gerade, ob du denkst, dass es eine vorübergehende Phase ist, wo du, ich sage mal, etwas ausgebrannt bist, oder ob du für dich selber eine Besserung in naher Zukunft siehst.
Wie stellst du dir selbst dein Leben vor? Möchtest du an deiner Situation selbst etwas ändern, oder möchtest du dass sich andere ändern damit es dir besser geht?
Eine Parnterschaft funktioniert nur, wenn jeder für sich sein Glück selbst in die Hand nimmt und nicht den anderen dafür verantwortlich macht..... Und dass der Transfer zum Flughafen nicht geklappt hatte liegt doch nicht daran dass dir deine Freunde eins auswischen wollten, sondern dass sie mies in organisieren sind.

Gegenseitige Vorwürfe bringen dich nicht weiter. Ich an deiner Stelle würde jetzt alles daran setzen mich mit meiner Partnerin auszusprechen. Ihr erklären was deine Wünsche sind und ihre Bedürfnisse ernst nehmen. Findet einen Weg wie ihr das zeitlich gut unterbringen könnt, ohne gleich in Zweifel zu geraten wenn es mal nicht hinhaut. Gönn dir einen festen Tag nur für dich. Geh' in die Sauna oder mach was dir sonst Spaß macht.

Mehr kann ich dir auch gerade nicht raten. Ich glaube, in allem Übel liegt die hohe Arbeitsbelastung.

(IMG:style_emoticons/default/troest.gif)
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Plum Plori
Beitrag 22.Mar.2012 - 17:59
Beitrag #8


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Hallo ihr lieben, ich danke euch allen für die lieben Zeilen, die mir wenigstens Möglichkeiten gaben, die Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Es ist jetzt wieder viel Zeit vergangen und wollte mich auch gerne schon längst wieder gemeldet haben, aber in der Zeit ist so viel viel viel wieder passiert!

Ich habe letzten Samstag, nach dem ich mir unverschämte Sachen unterstellen lassen musste, die allerdings wirklich nicht auf meinen Mist gewachsen waren, meinen Nebenjob gekündigt.

Meine Freundin und ich hatten viele viele Male gesprochen, aber die Verletzungen ihrer seits sind zu groß. Sie hat sich gestern von mir getrennt, auch wenn sie noch die Liebe spürt. Ich habe in der Zeit alles gegeben, alles versucht auch wieder die Starke für uns zu sein. Doch je näher auch jetzt der morgige Tag nahte, an dem die Beerdigung der geliebten Person statt finden wird, desto mehr fühlte sie sich unter druck. In der ganzen letzten Zeit, sprich seit dem ich hier das erste mal geschrieben hatte, flüchtete sich meine jetzige Ex-Freundin mehr und mehr zu dem Pärchen. Zum Schluss kam es mir wirklich so vor, als ob sie nicht mehr mit mir die Beziehung führt, sondern mit den beiden. Nicht nur wegen der Zeit, sonder wegen allem. Ich konnte das Flüchten schon verstehen, aber mein Kampf um unsere Beziehung ist gescheitert.

Die Aufgabe des Nebenjobs hat mich sehr befreit. Seitdem keine Nebenhölenprobleme oder verstopfte Nase (IMG:style_emoticons/default/bounce.gif) In der Nacht nach der Kündigung hatte ich auch einen abgefahrenen Traum: Ich kratze mir am Daumen eine kleine Kruste auf und drückte Maden und Raupen raus. Die Psyche und ihre Reinigung ist schon was tolles! Da ist mir der Nebenjob doch wohl schon seit längerem "unter die Haut gegangen".

Ja, jetzt sitze ich da, vor all meinen Scherben - vermisse, weine, trauer, leide, bin wütend, erleichtert, hoffend - all das zusammen.
Jetzt habe ich alle Wochenenden frei, keine Freundin mehr, zu den beiden neuen Bekannten möchte ich den Kontakt so jetzt auch nicht mehr, da meine leider-ex-freundin eine größere Bindung zu ihnen hat...Ja. Ein paar liebe Freunde/Bekannte sind für mich da, so dass die Zeit nicht ganz so alleine wird.
Ich würde mich hier in Muc gerne auch etwas in der Szene bewegen, kenne mich aber gar nicht so gut aus. Die Frauenfeste sind mir meist zu - ja sagen wir zu junges Publikum - ist einfach nicht so meins... Es gibt leider auch kein Kulturzentrum in dem man sich vll. etwas engagieren könnte. Ich würde mich einfach gerne etwas betätigen, vll auch etwas sprotliches machen - raus in die Natur. Vll kann mir jemand einen Rat geben. Ich weiß z. B. auch gar nicht ob ein Stammtisch was für mich wäre und ob ich mich das so traue...Ach ja, Fragen über Fragen, Pläne über Pläne.
Genau, so sieht es jetzt aus. Meine Gefühle hab ich vorhin schon geschrieben. Aber ich hoffe. Auf was weiß ich nicht genau, aber ich hoffe!

Liebe Grüße

Plum Plori
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Plum Plori
Beitrag 22.Mar.2012 - 18:50
Beitrag #9


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ZITAT(Sin @ 14.Mar.2012 - 20:35) *
Wisst ihr, was ihr voneinander wollt?
Wo der Platz in eurem Leben ist?


Wenn ich nur mal von meiner Ex-Freundin und mir ausgehe:
Wisst ihr, was ihr voneinander wollt: Ich weiß - seit gestern - nicht was sie von mir wollte, aber bestimmt nichts negatives. Ich wollte von ihr Liebe, die ich bekam und die mich erfüllte, ich wollte ihr Lachen, dass mich durch den Tag getragen hat, ich wollte ihre zarten Berührungen und manchmal dass sie still und leise mir ihre Hand gibt, die so viel ungesagtes sagt.

Wo ist der Platz in eurem Leben: Ich denke jetzt schon eine Weile über diese Frage nach und ich stelle fest, dass man die Frage aus verschiedenen Standpunkten betrachten kann. Aus einem betrachtet kann ich auf jeden Fall eine Antwort geben: Das ist genau das Problem, sie weiß grad nicht wo ihr Platz im Leben ist. Sei es ihr Beruf, sei es die Beziehung mit mir, seien es die neu gewonnen Freunde. Sie ist eine Suchende.
Und mein Platz wurde verrückt - welch Wortwitz darin steckt. Grad frage ich mich auch ob ich nicht auch DE-platziert bin im Moment.dachte ich doch bis vor kurzem so langsam aber sicher meine Platz gefunden zu haben. Doch nun muss ich weiter ziehen, er scheint es wohl nicht zu sein.

Der Beitrag wurde von Plum Plori bearbeitet: 22.Mar.2012 - 18:50
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