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Beitrag
#1
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Gemüseputzi ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 42 Userin seit: 07.10.2013 Userinnen-Nr.: 8.711 ![]() |
Hallo in die Runde. Ich brauch mal jemand zum reden.
Ich bin gerade mitten im Outing und stoße innerlich und äußerlich auf Widerstand. Mein Leben lang war ich davon ausgegangen, dass ich bi sei, denn ich habe immer wieder Beziehungen zu Jungs/Männern gehabt, war auch zwischendurch verheiratet, habe mich aber immer wieder in Frauen verliebt, von sexueller Anziehung ganz zu schweigen. Allerdings habe ich mein Leben lang versucht, die perfekte Tochter zu spielen, eine sehr schwierige Mutter-Tochter-Beziehung (oder viel eher eine Tochter=Mutter-Mutter=Tochter Beziehung...schwierig, sag ich doch). Ich habe immer schön erfolgreich verdrängt, dass mich Männer eigentlich gar nicht interessieren, mich teilweise geradezu abstoßen und langweilen und dass es tatsächlich etwas zu bedeuten hat, dass ich an Frauenkörper denke, wenn ich mit Männern schlafe. Im Grunde habe ich sie besessen und benutzt, aber nicht geliebt. Ich habe, auch wenn ich hier und da mal einer Frau näher gekommen bin, nie eine Beziehung zu einer Frau geführt, der Wunsch war aber immer da. In jeder Hetero-Beziehung kam irgendwann der Punkt an dem es mir die Kehle zugeschnürt hat, wenn ich nur daran dachte, für immer mit diesem Menschen zusammen zu sein. In meiner Ehe wurde ich zu Ende so depressiv, dass der Lebenswille schon beinahe nicht mehr existent war. Ich trennte mich sogar damals schon mit dem Argument, dass ich ein Verlangen nach einer Frau habe, und ich so nicht weitermachen kann, und er hat es auch verstanden. Ich hab dann jedoch die Panik bekommen, weil ich nicht die 25-jährige geschiedene Lesbe sein konnte, die Mama keine Enkelkinder schenkt, obwohl sie es sich so fest vorgenommen hatte. Also stürzte ich mich noch während der Trennung/Scheidung in die nächste Hetero-Beziehung. Damals fing ich auch mit einer Therapie an, "Anpassungsstörung und Burnout". Ich bin drei Jahre lang da hin gerannt, Woche für Woche. Aber es hat sich nichts getan. Dann hab ich mich Anfang diesen Jahres mit meinem Therapeuten gefetzt, weil ich nicht weiterkam und alles nur noch schlimmer wurde. Daraufhin hat er mich an eine TherapeutIN weiterverwiesen. Und die räumt auf. Aber gewaltig. In der Zwischenzeit hab ich mich von meinem Partner getrennt. Ich hab ihn die ganze Beziehung hindurch kastriert (ich bin in Sachen klassischer "Beziehungs-Rollenverteilung" sehr dominant, sehr "freudianisch-männlich"), weshalb kam was kommen musste: Er hat sich in seine Angestellte verliebt, ein richtiges zuckersüßes Mädchen. Das war nicht, was mich verletzte, es war eigentlich nur der Tatbestand, dass er meine Pläne durchkreuzte, aufzuholen, was durch die Scheidung nicht funktionierte: Traditionen aufrechterhalten, Heiraten Haus kaufen, Kinder zeugen. Das alberne daran: Ich wollte nie Kinder, also nicht aus der Rolle einer Mutter heraus. Der Gedanke, ein Kind auszutragen (nicht mal die Geburt an sich) ist für mich eine absolute Horrorvorstellung, vom Körpergefühl her falsch und absurd. Naja bla bla bla... nach der Trennung bin ich in ein absolutes Loch gefallen und wusste nicht mehr wer ich bin, wo ich bin, wo ich hinwill. So richtig orientierungslos. Wochenlang hab ich kein Wort gesprochen, konnte nicht denken, nicht essen, nicht schlafen. Ich war vollkommen leer und gedankenlos. Ich war sogar zu fertig um zu heulen. Dann aus dem nichts hatte ich diese Gefühle für meine Arbeitskollegin. Mein erster Gedanke: Zu früh. Mein zweiter Gedanke: Interessant, dass du diesmal nicht einfach denkst "Nein". Es war diesmal ein ganz klares "Ja". Keine Bedenken, keine Ausreden, keine Zwänge, keine Angst. Vollkommene Annahme. Seitdem habe ich mich sehr mit mir selbst und meiner Geschichte auseinander gesetzt, mich erforscht, Gedanken zugelassen, mir meine eigenen Bedürfnisse aufmerksam angehört, ohne mich selbst zu sanktionieren. Ich habe meine Kindheit, meine Jugend, meine Beziehungen für mich durchwühlt, infrage gestellt, neu betrachtet. Ich hab es mir dann irgendwann selbst zum ersten mal laut gesagt: Ich bin lesbisch. Und es hat sich richtig angefühlt. Nicht wie eine Lüge, nicht wie "ich glaub ich bin bi". Inzwischen sind einige Dinge passiert, Transformation. Mein Leben steht Kopf, aber es fühlt sich endlich leicht an. Seit ich mich selbst erkannt habe, stehe ich zu mir, auch in allen anderen Dingen. Ich erlebe mich, lerne mich kennen, bin ehrlicher zu mir und zu anderen und stoße seitdem auch bei meinem Umfeld nicht mehr auf diese Skepsis, die ich immer gefühlt habe, aber nie verstanden habe. Ich bin selbsbewusst und angstfrei. Ich bin eins mit mir und ich schwebe. Ich war nie in meinem Leben so glücklich. Ich hatte seit meiner Jugend Panikattacken, mal seltener, mal jede Nacht. Die sind weg. Keine einzige, und das nun seit Monaten. Vor einiger Zeit, kurz nachdem ich mit einer wundervollen Frau die Nacht meines Lebens verbracht habe, machte ich Nägel mit Köpfen und fing an, mich zu outen. Dass ich bi sei, war in meinem Freundeskreis seit ich Teenager war bereits bekannt, da hab ich auch keinen Hehl draus gemacht. Die größte Angst beim outen als nurfrauenliebend hatte ich bei meinen Eltern, aber auch da war die Reaktion mehr als positiv und die Beziehung zu ihnen ist sogar besser als vorher. Seit einiger Zeit zieht es mich immer mehr in die "Szene". Ich umgebe mich mit Gleichgesinnten, genieße diese wundervolle neue Welt, fühle mich wohl und angekommen. Plötzlich sind sie überall: Frauen wie ich. Wo waren die eigentlich all die Jahre? Oder wo war ich? Wir sehen uns, erkennen uns, und ich "weiß", und sie "weiß" und wir freuen uns, dass wir uns auf der Straße begegnen und grüßen uns lächelnd. Wie Trucker auf der Autobahn (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) Hallo da bin ich, ich bin die neue. Soviel zur Story (Sorry). Jetzt aber zum Problem. Ich bin fast 30 und damit ein absoluter Spätzünder, die Frauen die ich kenne, waren nie oder zumindest zuletzt als Teens mit Jungs/Männern zusammen. Dass viele lesbische Frauen ex-hetera gegenüber skeptisch sind, kann ich sehr gut verstehen. Aber macht das eine Spätentwicklerin zu einer "zweitklassigen" Lesbe? Kann frau nur lesbisch sein, wenn sie hetero-unberührt ist? Ist lesbisch-sein ein Reinheitsprädikat? Wird mir das Recht oder die Fähigkeit, Frauen zu lieben, abgesprochen, weil ich in meinem Alter noch nie eine Beziehung zu einer Frau geführt habe, dafür aber mit Männern? Ich habe gemerkt, ich komme mit der Frage nach meiner Vergangenheit nicht zurecht, und es ist fast immer eine der ersten Fragen, die man gestellt bekommt, wenn man jemand neues kennenlernt. Es ist echt deprimierend, so sexualisiert und reduziert zu werden. Ich habe fast schon das Gefühl, mich dafür verstecken zu müssen, dass ich mit Männern zusammen war. "Warst du schon immer lesbisch?" Wie soll man da antworten, ohne gleich ein Label verpasst zu bekommen? "Ja, war ich, aber ich habs einfach nicht geschnallt." "Ja, war ich, aber ich habs mir nicht eingestanden." "Ja, war ich, aber ich hatte andere Pläne." Ihr könnt euch vorstellen, dass ich auch keine Lust habe, einem wildfremden Menschen erklären zu müssen, warum ich mit wem geschlafen habe oder nicht. Was soll das? So. Bin erst mal aus-geredet. Ein paar aufbauende Worte wären schön. LG NewSecretMe |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 07.05.2025 - 21:10 |