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> Ich brauche eine Veränderung
Cassy
Beitrag 10.Jun.2014 - 10:38
Beitrag #1


Filterkaffeetrinkerin
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Guten Morgen (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Mein Anliegen ist evtl. etwas merkwürdig, für mich allerdings ziemlich wichtig. Ich bin mir auch nicht sicher ob es weise ist das hier anzusprechen, aber ich weis wirklich nicht wohin ich mich sonst wenden soll.

Also, es ist so...ich bin ziemlich introvertiert, naja ihr wisst schon das volle Programm, hartes Leben etc. Es würde reichlich viel Zeit kosten im Detail darauf einzugehen und ich möchte niemanden langweilen (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) Um die Kernaussage mal vorzuziehen: Ich will nicht lesbisch sein.

Ich bin jetzt seit ca. 7 Jahren single, auch keine "Abenteuer" dabei und mitlerweile sehr, wirklich sehr traurig. In den letzten Jahren habe ich oft versucht wieder jemanden kennen zu lernen, wer ist schon gern allein (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) Aber auf Grund der Tatsache das ich in den letzten Jahren Schwierigkeiten hatte eine Arbeitsstelle zu bekommen, weshalb ich derzeit auch eine Umschulung zur Industriekauffrau mache, regnete es quasi Körbe als wäre der Monsun ausgebrochen und hätte beschlossen eine Weile zu bleiben. Ich wurde auf meinen wirtschaftlichen Status reduziert und für nicht gut genug befunden. Ständig. Das empfand ich immer als sehr verletzend, was sich auch nicht geändert hat. Aufgeben ist gewöhnlich nicht mein Stil, weshalb ich ja auch das Angebot einer Umschulung angenommen habe. Scheinbar muss man sich Liebe heutzutage leisten können, so wie Wasser, Brot, Putzmittel etc. Wir merken schon, mein Grad an Verbitterung ist nach 7 Jahren irgendwie episch geworden. Männer wiederrum reagieren größtenteils sehr positiv auf mich, vom äußeren wie auch vom inneren Erscheinungsbild her und ich habe vor einigen Jahren auch versucht, sagen wir mal "das andere Ufer" zu befahren, aber das war sehr eklig. Also stecke ich in einer Sackgasse. Ich bin lesbisch, was mich unglücklich macht, kann aber nichts mit Männern anfangen weil ich die unglücklich machen würde.

Ich kann mir vorstellen das ist alles recht ungewöhnlich, aber versucht es mal aus meiner Perspektive zu sehen. Ich habe wirklich sehr viel überlebt, nur zum Vergleich, als mir im Alter von 13 ein Mitschüler mit einem Luftgewehr in den Kopf geschossen hat liess mich das völlig kalt. Soll heißen die Jahre vorher waren bedeutend schlimmer und was danach kam war auch nicht ohne. Jeder Mensch hat sicherlich seine Geschichte und ich will über meine nicht jammern. Ganz im Gegenteil, ich bin stolz darauf so viel überlebt und durchgestanden zu haben ohne mich in Drogen oder Alkoholismus zu stürzen. Und auch wenn die Lehre, das menschen zu unvorstellbaren Grausamkeiten fähig sind, sehr dominant war, wurde mir relativ schnell klar das der mensch auch ebenso unvorstellbare Schönheit schaffen kann. Das zeigen uns Kunst, Architektur, Literatur etc.

Alles wofür ich gekämpft und durchgehalten habe war ein glückliches Leben. Eine tolle Frau, ein duffter Freundeskreis und ein Job den ich gerne und gut mache. Naja letzteres ist kein Problem, der Rest ist kompliziert. Nach Jahren der Ablehnung, Körbe und gewiss auch Demütigungen, wünschte ich mir einfach ich wäre anders, eben nicht mehr lesbisch. Sowas wie ein Knopf, ich drücke ihn und suche mir halt einen Mann. Das scheint mir viel einfacher, ich fürchte nur so einen Knopf gibt es nicht. Es tut einfach weh zu sehen wie die Menschen um mich herrum glücklich werden, hetero wie auch homo und ich komme jeden Tag nach Hause und hiter der Tür wartet niemand, weder darauf das ich nach Hause komme noch das ich anrufe.

Eigentlich wollte ich auch gar nicht jammern, aber naja ihr wisst ja wie das mit guten Vorsätzen ist. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Vielleicht hat ja jemand eine Idee, oder Erfahrung. Irgendwas das mir hilft meine Orientierung doch noch zu ändern oder mit dem Status Quo besser zurecht zu kommen. Bis zur Rente vielleicht. Oh und ich mache immer Witze wenn ich traurig bin, das hilft mir irgendwie. Schwer zu erklären. Also, gibt es irgendwas sinnvolles das ich tun kann? Champignons mag ich ja schliesslich heutzutage auch und die habe ich früher immer gehasst. Zugegeben vielleicht kein passender Vergleich. Naja ich will auch gar keinen Shitstorm auslösen, ich weis einfach nicht mehr was ich tun soll und ich kenne niemanden der mir da helfen kann. Ich dachte vielleicht finde ich ja hier etwas das mir hilft.

LG
Cassy
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Sägefisch
Beitrag 10.Jun.2014 - 12:42
Beitrag #2


Schlaudegen.
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Deine Schlussfolgerungen haben eine Schwachstelle, die ich schon rein statistisch für Unsinn halte: die Annahme, alle Frauen würden Dich auf Deinen beruflichen/materiellen Status reduzieren und danach aussortieren. Und gerade lesbische Frauen sind sozioökonomisch oft nicht gerade verwöhnt.

Dass sich bestimmte (berechtigte) Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt haben, liegt höchstwahrscheinlich an etwas ganz anderem. Irgendwo im Bermudadreieck aus spürbarem Ballast und Seelenhunger, diffusem Wenn-Dann-Zeitdruck und der Angst, sich einem anderen Menschen zu zeigen und auszuliefern. Menschen merken so etwas.

Die wahre Veränderung könnte also mit drei ungewohnten neuen Grundannahmen beginnen:

1. Die anderen verachten Dich nicht, allein schon weil es "die anderen" nicht gibt.
2. Du bist nicht schuld an ungünstigen Vorgehensweisen - nur verantwortlich, im allerbesten und freundlichsten Sinne.
3. Das meiste lässt sich verändern, indem man um- und dazulernt - auch die Begegnung mit Menschen.

In gewisser Weise stimmt der olle Spruch, dass man aufhören muss, angestrengt zu suchen. Überhaupt ist es nicht gut, sich innerlich auf jemand anderes (vorhanden oder nicht) zu fixieren. Wenn Du Dich nicht unsichtbar vergräbst, DEIN Leben lebst, und danach strebst genau darin immer besser zu werden, wird allerhand einfach so Deinen Weg kreuzen. Auch eine Frau.



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meandmrsjohns
Beitrag 10.Jun.2014 - 12:48
Beitrag #3


Gut durch
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Hallo Cassy,

seit wann willst du nicht lesbisch sein?
Woran machst du fest dass du lesbisch bist und wann hast du entdeckt dass du nicht hetero bist?

Gruß
meandmrsjohns
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Cassy
Beitrag 10.Jun.2014 - 19:00
Beitrag #4


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@Sägefisch: Ich gebe zu das Verallgemeinerungen nicht besonders sinnvoll sind, ich möchte mich daher in sofern korrigieren das ich mich auf die Frauen beziehe die mir digital oder persönlich über den Weg gelaufen sind. Darüber hinaus gebe ich ohne Scheu zu das ich schlichtweg frustriert bin. Immerhin sind 7 Jahre eine lange Zeit. Letztlich stellt sich, zusätzlich zu den benannten Ausführungen, die Frage ob ich mitlerweile nicht zu tief vergraben bin als das ich eine sinnvolle Änderung herbeiführen könnte. Ein extremes Leben zieht letztlich auch extreme Reaktionen nach sich und ich will nicht bestreiten das meine Reaktion nicht besonders gemäßigt ist. Nichts desto trotz fühle ich so, meine Gedanken sind Bestandteil meiner Persönlichkeit und ich finde so wie ich bin ist es gut. Ist ehrlichgesagt eine relativ frische Erkenntnis. Ich bin mir darüber im Klaren das ausserhalb meiner vier Wände, der Schule und des Betriebes eine ziemlich große Welt liegt, ich habe nur selten wirklich gute Ideen was ich damit anfangen soll. Ich habe sehr viel Zeit gebraucht um zu lernen frei zu sein, von den ganzen destruktiven Ereignissen meines Lebens. Mich davon zu lösen war schwierig und sowohl Kraft-, als auch Zeitraubend. Seit Jahren frage ich mich immer häufiger was ich mit all dieser Handlungsfreiheit die sich daraus ergeben hat und das Fehlen massiver Konfilkte anfangen soll.

Nach den Rückschlägen der letzten Jahre, frage ich mich einfach ob eine Veränderung sinnvoll wäre. Wenn ich das Problem also sachlich durchdenke wäre die erzwungene Änderung meiner Orientierung eine Lösung? Oder bleibt mir letztlich nichts anderes übrig als mich von meinen Wünschen, Träumen und Hoffnungen zu lösen und mich nur noch auf mich zu konzentrieren? Das ist schwierig zu verstehen, denn eben diese Träume, Hoffnungen und Wünsche haben mir ein Ziel gegeben für das es sich gelohnt hat durch zu halten und Oberwasser zu gewinnen, nie aufzugeben und sich durchzubeißen. Wie kann ich das einfach los lassen?

@meandmrsjohns: Dieser Wunsch hat sich vor ca. 3 Jahren eingeschlichen denke ich. Ein genaues Datum weis ich nicht aber es gährt seit einer ganzen Weile. Es ist schwierig zu erklären woran ich fest mache das ich lesbisch bin. Es ist ein Paket aus unterschiedlichen Empfindungen. Es hat einfach schon immer gepasst. Die romantische wie auch körperliche Anziehung. Männer hingegen waren einfach irgendwie existent, schwer zu beschreiben. Ich habe das vor Jahren mal versucht, also mit einem Mann und es war einfach nicht richtig. Er war ein ganz lieber Kerl, aber es war eben nicht das Gefühl was ich druch die Nähe zu anderen Frauen kenne.
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Rafaella
Beitrag 10.Jun.2014 - 22:25
Beitrag #5


Freies Vögelchen
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Hallo, ich finde das Thema interessant. Insofern möchte ich jetzt gar nicht so sehr auf die pychodynamische Ebene gehen, sondern einen Punkt etwas näher anschauen.
Du, Cassy, schreibst, dass du von Frauen eher Ablehnung erfährst, weil du nicht so gesettelt und solvent bist wie gewünscht.

Das habe ich exakt das auch schon von anderen Frauen so gehört, z.B. von einer, die nach Erwähnung ihrer Grundsicherung- EU-Rente keine Antwort auf Kontaktanzeigenschreiben bekam, - und habe selber manchmal den Eindruck, dass "die Lesben", die es so ja gar nicht gibt, in die Jahre der Eigentumswohnungen gekommen sind.

Ich denken auch, dass die "Lesbenbewegung", die so eindeutig auch nicht mehr gibt, früher deutlich flippiger und weniger orientiert am Mainstream-Wohlstand war. Aber...es gibt immer noch einige, die da nicht mithalten wollen und können. Und eben andere, denen es wichtig ist, finanziell solvent zu sein, die vielleicht auch eine Parität auf diesem Gebiet mit einer potenziellen Partnerin anstreben. Es gab mal Zeiten, in denen das nicht wichtig war. In denen zum Beispiel eine reiche Erbin diesen Reichtum vertuschte - weil sie anders nicht akzeptiert worden wäre in der autonomen Lesbenszene. Ja, long ago...

Ich hab jetzt um das Thema rummäandert, weil ich da keine eindeutig klare Meinung zu habe, nur eben einige Eindrücke. Wie erlebt ihr das denn?
Wir machen btw im Rahmen des CSD eine Veranstaltung dazu - das liebe Geld...und wie gehen wir mit pekuniären Ungleichheiten um.
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Sägefisch
Beitrag 11.Jun.2014 - 05:56
Beitrag #6


Schlaudegen.
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ZITAT(Cassy @ 10.Jun.2014 - 20:00) *
Wenn ich das Problem also sachlich durchdenke wäre die erzwungene Änderung meiner Orientierung eine Lösung? Oder bleibt mir letztlich nichts anderes übrig als mich von meinen Wünschen, Träumen und Hoffnungen zu lösen und mich nur noch auf mich zu konzentrieren?


Ich finde das krude. Wünsche aufgeben und auf sich selbst konzentriert sein gehören nicht zusammen. Ganz im Gegenteil: die eigene Entwicklung ist geradezu Bedingung für erfüllte Träume. Und auch für Beziehungen auf Augenhöhe.

Beschäftigt Dich noch etwas anderes? Wenn Beruf, Hobbies, Freundschaften nur mit Mühe betrieben werden, kann eine Beziehung den Tag auch nicht auf Dauer retten. Also ja, konzentriere Dich ganz unbedingt auf Dich selbst. Meistens ist das was ganz profanes: Dinge tun. Viele, gern auch neue, Dinge tun. Vielleicht zur Abwechslung was, wo man in seine Kraft kommen muss (wenn es nichts kosten sollte: THW, DRK...?). Eine Beziehung als grosser Lebenszweck und Fluchtpunkt an dem das ganze Sein und Streben hängt, das geht schief. Überleg mal was das für Dein Gegenüber für eine Überfrachtung ist.

Ich habe zuhause auch einige falsche Strategien gelernt. Und für mich liest es sich, als wenn Du jetzt an dem Punkt bist, wo man merkt: im wahren Leben funktioniert das so nicht. Daraus kann man falsche oder richtige Schlüsse ziehen.

Nachtrag: Damit will ich nicht sagen dass Du keine Beziehung haben wirst - sondern wie Du unverzweifelt zu einer kommen könntest.

Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 11.Jun.2014 - 06:00
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pfefferkorn
Beitrag 11.Jun.2014 - 08:47
Beitrag #7


Gut durch
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nachdem ich jetzt den thread nochmal gelesen habe ... und auch das einganspost ... frage ich mich, wieso es wichtig ist, diese ganzen überlegungen anzustellen - wenn es um veränderung geht -
mir macht es den anschein, als wolltest du dich auf den weg machen - dafür ist es meiner ansicht nach nicht notwendig, zu ergründen, warum oder wieso es nun dieser weg sein soll und ob er aussicht auf erfolg hat - denn erfolgssicherheiten bekommst du auf keinem weg -

ich würde einfach mal losspielen - gucken, was passiert, wenn du auf jemanden zugehst die oder der dir gefällt - vielleicht mal weg von der fixierung, dass es eine dauerbeziehung sein muss - mal gucken, wie sich das anfühlt -


vielleicht kannst du auch deine enttäuschungen anders anschauen - als teile deines lebensweges - und gucken, wo geborgenheit für dich zu finden ist -
manchmal gibt es ja auch befreundete wgs, bei denen eine auftanken kann - vielleicht kannst du auch auf der ebene nach anschluss schauen -

die idee, alles wäre besser, wenn ich nicht lesbisch wäre ... ist eine idee, - das kann stimmen - muss aber nicht - also
ausprobieren - und Alternativen durchspielen -

Was fällt mir ein, wenn ich an Wohnprojekte denke?
habe ich Lust mich irgendeinem Kollektiv anzuschließen?
habe ich Lust mal eine Gruppenreise zu machen...
auf ein Frauen-Lesbencamp zu gehen - oder ein gemischtes Meditationscamp oder eine Chorfreizeit...

mir kommt es so vor, als hast du innerlich ein Gefühl für deine Freiheit und traust dich nicht so recht, die einfach mal auszuprobieren -
spielend - möglichst erwartungsfrei - könnte mein eindruck stimmen?


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kenning
Beitrag 12.Jun.2014 - 03:06
Beitrag #8


Naschkatze
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Hallo!

Ich hätte da noch so ein kleines Problem entdeckt. Wenn Du lesbisch bist, bist Du lesbisch. Noch so viel Wünschen und probieren wird das nicht ändern. Und wirklich glücklich wirst Du nur, wenn Du das so nimmst, wie es ist.

Für mich klingt Deine Geschichte auch ein bissl so, daß Du auch sehr viel mit Dir selber beschäftigt warst bzw bist. Wie soll es Raum für eine Partnerschaft geben, wenn Du schon von vorneherein so viele Baustellen zu bearbeiten hast?

Ich kenne das. Ich bin jetzt schon über 10 Jahre single. Beizeiten bin ich auch traurig, weil ich gern mein Leben mit einer anderen Frau teilen würde. Aber zu anderen Zeiten ist mir auch klar, daß ich eben noch Baustellen aufzuarbeiten habe. An dieser Vorgeschichte merkt man schon, daß ich vermutlich auch kein besonders guter Datingratgeber bin. Ich denke aber der Schlüssel liegt schon irgendwo darin andere Frauen unbefangen kennenzulernen und ihnen Raum im eigenen Leben zu geben, was eben nur geht, wenn man die Baustellen irgendwie in den Griff bekommt.

Ich denke Du solltest Dich (auch wenns schwerfällt) von dem Gedanken lösen, daß Du aufgrund Deiner Vorgeschichte ganz anders als alle anderen Leute bist. Es gibt viele unter uns die solche Ängste haben, wie Du sie beschreibst. Es gibt viele die schlimme Vorgeschichten haben, aber halt nicht darüber reden. Was in einem Menschen steckt (gutes genauso wie schlimmes), erkennt man erst, (wenn überhaupt) wenn man ihn besser kennengelernt hat. Kennenlernen geht aber nur, wenn man möglichst unvoreingenommen auf den betreffenden zugeht und zuhört/schaut, was einem da so entgegenkommt. Vor allem wichtig wäre sich vorher nicht selbst schlecht zu reden, oder den anderen auf ein Podest zu heben. Damit schafft man Erwartungen die egal ob sie eintreffen oder nicht für Enttäuschung sorgen.

lg

kenning

Der Beitrag wurde von kenning bearbeitet: 12.Jun.2014 - 03:09
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Cassy
Beitrag 13.Jun.2014 - 11:02
Beitrag #9


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Da ich diese Woche leider krank geschrieben bin hatte ich jede menge Zeit über das geschriebene nachzudenken. Da waren ein paar überraschende Erkenntnisse bei und manche haben mich auch weniger überrascht.
Ich bin mir nicht sicher wo ich da ansetzen soll, zumal ich einige Dinge noch weiter durchdenken werde., aber ich versuche das mal Stück für Stück durch zu gehen.

Als erstes möchte ich mich für die Resonanz bedanken. Das hat mich an Punkte geführt über die ich nicht nachdenken wollte, was allerdings nötig gewesen ist.

Ich habe versucht mich daran zu erinnern wie oft ich Körbe gesammelt habe und zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen das es gar nicht so viele waren. Es fühlte sich einfach viel an. Tatsache ist das ich es immer vermieden habe mir einzugestehen, das ich zu viel Angst hatte auf andere Frauen zuzugehen. Ich habe in keinem Portal jemanden von mir aus angeschrieben und besonders offen war ich bzw. gesprächig war ich vermutlich auch nicht. Sicher habe ich auch Körbe wegen des wirtschaftlichen Status bekommen, aber ich frage mich im Moment wie oft das tatsächlich so war. Ich weis es nicht, so viele Flirt versuche gab es auf jeden Fall nicht. Ich weis aber das ich mit Rückzug reagiere wenn ich mich verletzt fühle und ganz besonders intensiv wird das Gefühl wenn es Dinge sind die ich nicht ändern kann bzw nicht zügig ändern kann. Letztlich bin ich wie ich bin und wer mich so nicht mag, der tut es auch nicht wenn ich mich ändere mal davon abgesehen das ich nicht einsehe mich zu ändern. Mal abgesehen von dem offensichtlich Dachschaden, finde ich mich spitze. Ich bin klug, witzig und charismatisch.

Ich mag es gar nicht mir derart starke Angst einzugestehen, das sich dadurch meine Wahrnehmung verzerrt. Ich empfinde das als Schwäche und ich will nicht schwach sein, nur habe ich mich die letzten Tage gefragt warum eigentlich nicht? Wir sind Menschen und keiner von uns kann immer nur stark sein, wir müssen auch mal schwach sein dürfen finde ich. Warum erlaube ich mir das dann nicht? Ich denke langsam das die Anforderungen von denen ich denke das sie andere an mich richten, nicht von außen kommen sondern von mir. Das ich an mich selbst derart große Erwartungen richte, das sie einfach nicht zu erfüllen sind, was natürlich irgendwann frustriert und natürlich ziehe ich mich dann in mein Schneckenhaus zurück. Was mich dabei nur so wütend macht ist, das ich derart idiotisch reagiere. Ich sollte das besser Wissen, nach allem was ich überstanden habe scheitere ich scheinbar an meiner eigenen Fehlbarkeit und das ist ganz sicher nicht in Ordnung. Ich sollte es wirklich besser wissen.

Dank der ganzen Resonanz denke ich nicht das mein Problem das lesbisch sein ist, sondern wirklich schlichte Angst und die damit verbundene verzerrte Wahrnehmung. Ich weis noch nicht ob ich irgendwas tun kann um daran etwas zu ändern, immerhin habe ich es jahrelang vermieden mich damit auseinander zu setzen geschweige denn mir diese Dinge bewusst zu machen. Ich habe vermutlich genau das getan was ich nicht leiden kann, die Schuld auf andere geschoben und mich meiner eigenen Veranwtortung nicht gestellt.

Ich danke euch für die ganzen Hinweise und Perspektiven. Ich brauche tatsächlich eine Veränderung, aber die bezieht sich mehr auf meine characterlichen Unzulänglichkeiten. Vermutlich bin ich letztlich doch noch so geworden wie ich nie sein wollte. Neidisch, verbittert und kindisch. Ich werde mich in den nächsten Wochen oder Monaten oder wie lange das auch dauert mehr mit meinen Fehlern auseinandersetzen und möchte mich für meine Überreaktion entschuldigen. Ich wollte niemandem unrecht tun. Vielleicht kann ich in meiner sturen Persönlichkeit noch das ein oder andere ändern und finde mein Glück irgendwann. Naja oder ich liege permanent mit mir im Streit.

Nochmal vielen Dank und entschuldigt meine unschöne Reaktion (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

LG
Cassy
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pfefferkorn
Beitrag 13.Jun.2014 - 11:18
Beitrag #10


Gut durch
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ich freue mich über deine offenheit und es tut mir leid, dass du so streng mit dir ins gericht gehst...



aber du weißt auch ... du bist klug witzig und charismatisch! :-)

... vielleicht manchmal auch ein kleines bisschen neidisch, verbittert und kindisch... aber so what???


und ich glaube nicht, dass du an deiner eigenen fehlbarkeit scheitern musst... vielleicht kannst du sie einfach an die hand nehmen...

ich bin auch fehlbar ... ja und? wo ist das problem?

und: unrecht getan hast du meiner ansicht nach niemandem, du hast deine sicht der dinge geschildert, wie sie in dem moment war - jetzt hat sie sich ein bisschen verändert ... und iemand hat gelitten darunter, das ist doch toll

vielleicht kannst du mal erforschen, was du davon hast, wenn du so hart so zu dir selbst bist ... es könnte sein, dass es dich davon abhält, einfach mal was anderes auszuprobieren -
vielleicht kannt du versuchen mit der klugen witzigen und charmismatischen cassy in dir mal auszugehen und zu probieren, wies geht, wenn die nicht gemaßregelt wird, wenn nicht alles suuuper läuft...

ich wünsch dir eine gute besserung und sonnige tage!
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Suppennudel
Beitrag 28.Jul.2014 - 23:41
Beitrag #11


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Hallo Cassy,

ich finde mich in manchen deiner Ausführungen wieder und versuche mal meine Gedanken/Erkenntnisse in Worte zu fassen, vielleicht kannst du davon irgendetwas mitnehmen (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) ist erst mein zweiter Eintrag hier, ich hoffe, ich falle nicht zu sehr mit der Tür ins Haus.
Innerhalb des letzten halben Jahres ging meine langjährige Beziehung von heute auf morgen kaputt, meine Oma ist kurz darauf gestorben, meine andere Oma ist dement und erlitt vor einigen Wochen einen Hirnschlag. Letzteres belastet mich im Moment extrem stark, da es grauenvoll ist, jemanden derart leiden zu sehen, ohne etwas tun zu können. Mein Vater ist gestorben als ich 13 war, zuvor war er sechs Jahre schwer krank (Kindheit stellt man sich anders vor), danach nochmal ähnliche Geschichte mit Großvater, dann erneuter Schicksalsschlag (spare ich hier aus) und irgendwann selbst psychisch am Ende, aber wieder aufgerappelt und jetzt hab ich das Gefühl ich steh wieder am Anfang. Ich hab mich in der letzten Zeit sehr oft gefragt: "warum ich?" - gipfelte in üblen Selbstmitleidsphasen, ich fing an das Leben als solches in Frage zu stellen, nach dem Motto "was soll das hier überhaupt?". Hinzu gesellten sich extreme Zukunftsängste: "ich finde nie wieder jemanden" (wohne auf dem Land, quasi Einöde, was die Chancen nicht gerade in die Höhe schraubt (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) und da dachte ich auch ab und an "warum konntest du nicht wenigstens "normal" auf die Welt kommen und hättest wenigstens eine Sorge weniger... dies waren/sind meine Gedankengänge in letzter Zeit. Wenn man aber schon mal ganz unten war (und ich war damals ganz unten) und irgendwann wieder rausgekommen ist, hat die Sache auch was Gutes: man weiß, dass es auch wieder aufwärts gehen kann. So und jetzt meine eigentliche Antwort: wenn man es selbst will.

Ich habe nach wie vor oft das Gefühl wieder zwei Schritte rückwärts zu gehen aber ich versuche zumindest meine Gedanken in andere Richtungen zu lenken: Nicht nur das Schlechte sehen... ich habe z.B. einen wunderbaren Freundeskreis mit Menschen, die mit durch alle Höhen und Tiefen gegangen sind, eine wahnsinnig tolle Landschaft vor der Haustür, eine Arbeitsstelle, die ohne stundenlanges Pendeln zu erreichen ist und daher Zeit für vielseitige Interessen lässt, etc. - wie jemand anderes schon bemerkt hat: ich denke, man muss erst mit sich selbst ins Reine kommen, genau diese Erkenntnis reift in mir jedenfalls immer mehr heran. Dass dies der eigentliche Schlüssel für Zufriedenheit ist, die man sich vielleicht durch andere Menschen erhofft. Diese können einen im Besten Fall aber nur ergänzen, wenn sie einen ausfüllen, bleibt man selbst auf der Strecke. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder einem Menschen soweit vertrauen kann (hier hat meine Ex viel zerstört), um erneut eine Beziehung einzugehen, bzw. ob ich überhaupt wieder jemanden finde, aber ich muss wohl zuerst mit mir ins Reine kommen. Mich von vielen negativen Gedanken befreien, die ich schon zu lange mit mir rumschleppe (und die mich immer wieder bei Verlust einholen), offener werden, mutiger für Neues, die Vergangenheit als solche sehen... nämlich als eine Zeit, die vergangen ist, die man aber nicht mehr ändern kann. Weniger in der Zukunft zu leben, da es sowieso anders kommt... den Fokus auf die Gegenwart lenken, denn das ist die einzige Zeit, auf die man Einfluss nehmen kann, sprich das Leben.

Die Umsetzung dieser Erkenntnis wird schwer fallen aber mit seinem Schicksal hadern und in Selbstmitleid suhlen bringt erst recht nichts. Man kämpft gegen Windmühlen, wenn man sich immer wieder die Frage stellt "warum ich?" - die Energie lieber für was Sinnvolles aufwenden und offener auf Menschen zugehen, dann kommt auch etwas zurück. Ich versuchs, in kleinen Schritten. Bin sonst niemand, der fremde Leute anspricht, aber letztens wollte ich mich mit einem Buch an einen Weiher setzen, die einzige Bank in der Sonne war aber von einem älteren Herrn um die 70 besetzt. Ich hab ihn höflich gefragt, ob er wohl netterweise noch einen Platz an der Sonne für mich frei hätte. Er bejahte dies freundlich, schloss wieder die Augen, ich vertiefte mich ins Buch. Nach ca. 20 min steht er auf, lüftet seinen Hut, lächelt und meint: "ich wünsche Ihnen noch ganz viel Sonne, nicht nur Heute - und einen schönen Abend". Ich hätte auch die nächste Bank nehmen können - im Schatten... man hat immer die Wahl (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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