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> Verleugnung der Familie
SandraLESB
Beitrag 27.Aug.2015 - 08:44
Beitrag #1


Vorkosterin
*

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Beiträge: 4
Userin seit: 27.08.2015
Userinnen-Nr.: 9.373



Hallo liebe Leute.

Ich bin seit 5 Monaten mit meiner Freundin zusammen, sie ist 28 und ich 25.
Sie kommt vom Land und ich auch, ich habe seit 3 Jahren eine Wohnung in der Stadt und sie zieht in einem Monat zu mir.
Wir lieben uns, wir halten Händchen in der Öffentlichkeit (am Land auch, aber dann eher angespannt) Ihre Freunde wissen das es mich gibt und wissen auch das wir zusammen sind, ihr engsten zumindest, was ja schon mal gut ist.
Auf Facebook will sie es nicht preisgeben, was ich auch irgendwo verstehe, muss ja nicht jeder wissen auch wegen der Arbeit etc.
Ihre Eltern besucht sie regelmäßig, 2-3 Mal die Woche und hat auch ein gutes Verhältnis zu ihnen (angeblich), zu ihrem Bruder hat sie auch ein gutes Verhältnis und sie wird auch bald Tante.
Ihr Bruder weiß das sie lesbisch ist, er kannte auch ihre Ex und er hat überhaupt nichts dagegen. Die Eltern wissen es bis heute nicht das sie lesbisch ist, damals hatte sie einen Freund 6 Jahre lang, das heißt sie ist erst später drauf gekommen lesbisch zu sein.

Nun ist es so, wir lieben uns, ich akzeptier dass sie ihre Eltern besucht, mach ich auch 1-2 Mal die Woche. Mit dem Unterschied dass meine Eltern (Landleute) es wissen das ich lesbisch bin und sie kennen meine Freundin mittlerweile schon.
Sie akzeptieren meinen Lebensweg und reden normal mit mir, es war für mich damals auch schwer zu sagen das ich auf Frauen stehe, aber Ehrlichkeit den wichtigsten Menschen gegenüber war mir immer wichtig.
Genauso wie meine Schwester und mein Schwager davon wissen, sogar meine Nichte kennt sie schon.

Meine Frage ist,
Warum erzählt sie es nicht mal ihrem Bruder das es mich gibt und das sie zu mir zieht?? Den Eltern hat sie erzählt das sie zu EINER Freundin zieht.
Warum sagt sie es den Eltern nicht, wenn sie angeblich so ein gutes Verhältnis haben?? Was ich noch eher verstehe als das sie es ihrem Bruder nicht erzählt oder mich vorstellt...
Warum steht sie nicht dazu??

Das sind Dinge die ich sie auch schon oft gefragt hab, sie braucht Zeit, sie ist nicht der Typ der alles immer gleich sagt, sie möchte sich sicher sein...
Aber nach einem halben Jahr find ich das dann schon etwas komisch... mir kommt vor sie kann nicht zu mir stehen? Oder sie steht nicht zur ihr selbst?
Oder sie hat einfach Angst wie ihre Familie regiert?
Ihre Ex Freundin hat sie sogar den Eltern 1-2 Mal vorgestellt als "normale" Freundin.. was den Eltern ja auch komisch vorkommen muss wenn sie damals auch eine Wohnung hatte und sie nimmt "eine" Freundin mit zu ihre Eltern...

Ich bin echt verzweifelt und schwanke immer hin und her.. vielleicht hat jemand so etwas ähnliches erlebt oder macht gerade das selbe durch?

Bitte um eure Meinung, würde mich echt freuen
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Antworten (1 - 7)
plop
Beitrag 27.Aug.2015 - 09:56
Beitrag #2


feministische winterfeste klimperlesbe
************

Gruppe: Members
Beiträge: 5.483
Userin seit: 02.09.2004
Userinnen-Nr.: 232



bei aller heutigen offenheit-
ich glaube es gibt so etliche unter uns ,die ähnliches erlebt haben oder erleben.
du stellst drei fragen von denen eine mit nein und zwei mit ja beantwortet werden können-finde ich.
sie hat angst vor der reaktion der eltern-ja
sie steht noch nicht in aller konsequenz zu sich selbst-zu ihrem lesbisch sein-ja
sie steht nicht zu dir- das ist der fehlschluss,der sich oft aus frage 1 und 2 ergibt-
denn dass sie sich in der situation noch nicht stark genug fühlt,diesen letzten schritt ihren eltern gegenüber zu tun bedeutet
n i c h t ,dass sie nicht zu dir steht.
das sind unterschiedliche stränge-und was ich gelernt habe ,dass punkt 1 und 2 sehr langen atem braucht.
und dass das nichts mit der liebe zueinander zu tun hat.
hab ich aber lange zu gebraucht,das zu lernen.
uind bin heute noch dabei..............

wir leben sozusagen das ungeoutete outsein bei dem vater meiner liebsten:
ich bin dort wie ein familienmitglied,wir haben dort ein zimmer mit doppelbett-
einen fast ausschliesslich lesbisch-schwulen freundes und freundinnen-kreis,der ,
wenn wir dort sind mit feiert ,im elternhaus meiner liebsten auch sonst ein- und ausgeht
und der homophobe vaterist dort hahn im korb
und geniesst die lebendige gesellschaft und den geistigen austausch mit der jüngeren generation.

nach vielen jahren kann ich akzeptieren ,dass ein out sein auch ohne worte stattfinden kann.
ist nicht mein/unser ideal-
aber es heisst eben n i c h t das,was du schlussfolgerst:
"sie steht nicht zu mir"

denn ich weiss sie steht zu und mit mir und hinter mir mit ihrer ganzen liebe.
und das war immer so-aber heute weiss ich das,und dieses wissen gibt mir vertrauen in dieser situation
nicht etwas zu verlangen,was nicht machbar ist.


ich denke:ihr seid um vieles jünger als wir-kommt zeit kommt offenheit!



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SandraLESB
Beitrag 27.Aug.2015 - 10:14
Beitrag #3


Vorkosterin
*

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Beiträge: 4
Userin seit: 27.08.2015
Userinnen-Nr.: 9.373



Danke für deine schnelle ausführliche Antwort! Find ich echt super das ich Feedback bekomm, möchte ja alles richtig machen und sie nicht in die Enge treiben und
sie auch verstehen lernen, nur hilft sie mir da nicht wirklich dabei...

ich versuche Verständnis zu haben, da ich aber ein sehr offener Typ bin und immer alles sage fällt mir das sehr schwer, weil ich so etwas nicht kenne.
Sie redet viel von ihrer Familie, kann aber nie so wirklich mitreden weil ich sie eben nicht kenne.
Sie ist ein verschlossener Typ und genau das Gegenteil von mir... deswegen kämpf ich ja schon sehr mit mir weil ich es weiß.

Wichtig wäre mir nur ein Mitglied kennen zu lernen, ihren Bruder, der ja weiß das sie lesbisch ist.
Aber da blockt sie komplett ab und rückt nicht so wirklich raus mit der Sprache.. mich verletzt es zusätzlich das ihre Ex vorgestellt wurde und ich nicht.
Jetzt nur auf ihren Bruder bezogen...

danke nochmal auch für dein Beispiel wie du damit umgehst in der Öffentlichkeit bzw. Familie. :-)
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So What
Beitrag 27.Aug.2015 - 12:42
Beitrag #4


Suppenköchin
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Beiträge: 136
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Ich kann jetzt nur von mir erzählen, auf deine Freundin ist das sicher nicht übertragbar, aber...

Ich hatte meiner Mutter nichts von meiner Freundin erzählt. Wobei, nein, erzählt hab ich's schon, aber ich hab gesagt, ich habe eine Freundin und bewusst ihrer Annahme nicht widersprochen, dass es sich um eine platonische Freundschaft handelt. Homosexualität existiert im Weltbild meiner Mutter einfach nicht, deshalb konnte sie auch nichts anderes annehmen.
Heißt das, dass ich meine Freundin nicht geliebt habe oder dass sie mir nicht wichtig war? Im Gegenteil. Ich habe meine Freundin so geliebt, dass ich mich überall mit ihr gezeigt habe, obwohl mir das Angst machte. Sie war mir so wichtig, dass ich sofort ihre Mutter kennen lernen würde, hätte sie das gewollt. Nicht sie war es, die mir nicht wichtig war, es war meine Mutter. Damit ich mir den Stress antue, mich mit jemandem intensiv auseinanderzusetzen, muss mir die Person doch viel bedeuten. Mein Verhältnis zu meiner Mutter war nie gut, daher ist es mir auch ziemlich egal, was sie von mir hält. Wenn ich mich also bei ihr nicht oute, schone ich damit einfach nur meine Nerven.
Das ist bei deiner Freundin ganz anders, ihre Eltern scheinen ihr viel zu bedeuten. Ich möchte also einfach nur in den Raum werfen, dass es für so ein Verhalten ganz verschiedene Gründe gibt, von denen die meisten nichts mit dem Mangel an Gefühlen zu tun haben. Ein Mangel an Mut ist noch kein Mangel an Liebe.

Vielleicht könntest du irgendwann mal in einem sicheren Rahmen deine Freundin fragen, wie es ihr damit geht und ob sie vorhat, es ihren Eltern zu erzählen, so ohne Vorwürfe, mit möglichst viel Verständnis und Offenheit. Das würde zumindest ich mir an ihrer Stelle wünschen.

Liebe Grüße,
so what
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McLeod
Beitrag 28.Aug.2015 - 09:07
Beitrag #5


mensch.
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Beiträge: 6.514
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Ich war in den 1990ern in den USA, eine Art Austausch und dann nochmal privat bei meinen "Gasteltern". Mitten im Coming-out, das einige Zeit in Anspruch nahm. Vor einigen Jahren war ich dann wieder mal drüben, eine Freundin besuchen, die dort an der Uni war, "nicht weit weg" nach US-amerikanischen Verhältnissen. Ein halber Tag im Auto, das ist ja fast Nachbarschaft. Nach einer Woche rief ich meine früheren Gasteltern an. Wir hatten all die Zeit nichts voneinander gehört, ich war aus dem Ort meiner Abizeit weggezogen, hatte auch keine Kontakte mehr zu den Menschen aus meinem Umfeld dort. War mittlerweile sehr offen.sichtlich lesbisch, engagierte mich ehrenamtlich beim Christopher-Street-Day, veröffentlichte zu Themen, im Internet kann mensch nicht an dieser Tatsache vorbeigooglen, wenn mensch mich sucht. Arbeitsumfeld, Familie, Nachbarschaft... alles längst selbstverständlich, locker, positiv.

Und dann saß ich da. Zeigte Fotos. "Here we are in front of the [beliebige Sehenswürdigkeit]..." - zwei Frauen. "And there we had holiday at the seaside." - sie am Strand, blauer Himmel. "This is our dog."

Und Resonanz: Null. Das Gespräch schwenkte bald auf Weltpolitik... also Themen, die nichts konkret mit uns als Personen zu tun hatten. Und ich brachte diesen Satz nicht raus: "I'm a lesbian", auch nicht "I love this woman" oder "We are married since ... ."

Auf dem Rückweg kurz hinterm Apalachian Trail der den Highway mit einer schlicht beschrifteten Brücke kreuzte, musste ich an einer Tankstelle rausfahren. Und heulte. Weil ich meine Gasteltern mochte. Weil sie so freundliche Menschen waren. Weil ich wichtige und gute Wochen bei ihnen in den 1990ern hatte. Weil ich wusste, ich würde sie wieder nicht mehr kontaktieren, wenn ich zu Hause wäre. Und weil ich das Gefühl hatte, mich verleugnet zu haben, meine Liebe und meine Liebste.

Es ging an jenen beiden Tagen ums Verrecken nicht raus aus mir. Das einfache Bekenntnis. Das ich schon hunderte Male Freunden und Fremden gegenüber mit Leichtigkeit getan hatte. Gut... mit meiner Gastmutter bei einem Spaziergang zu zweit. Da haben wir darüber gesprochen. Und sie war ganz zauberhaft bemüht darum mir zu sagen, dass sie mich nicht verurteilt. Dass sie aber auch gar keine Ahnung habe, wie sowas ist. Dass sie weiß, dass die Zeiten inzwischen andere sind, sogar in ihrer Kleinstadt. In der Schule vom Enkel, da ist jemand gay und alle wissen es. Nobody cares... But...

Es war ganz schön einsam auf dieser Raststätte. Später haben mich alle Freundinnen und Freunde und die Liebste in den Arm genommen, getröstet, fanden es gar nicht so schlimm. Aber für mich... für mich hat es sich so angefühlt.
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Herzenssache
Beitrag 29.Aug.2015 - 18:23
Beitrag #6


Suppenköchin
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Hallo,


ich bin mit meiner Freundin seit circa 2 1/2 - 3 Jahren zusammen.
Ihre Eltern wissen nichts, meine Eltern wissen nichts.
Unser Bekanntenkreis weis nichts.
Einzig und allein eine Kommolitonin weiß etwas davon... .

Am Anfang war dies eine gemeinsame Entscheidung, in der Überforderung über die "unerwartete Lage" getroffen.
Mitterweile würde ich diese Entscheidung gerne auflösen, meine Freundin ist da aber noch nicht so weit.
Wir verbringen fast jedes Wochenende bei ihren Eltern, was die Situation für mich momentan sehr unangenehm macht. Gerade, weil sie momentan gerne abends noch bis spät in die Nacht mit ihnen fernsehen will und ich es über den Abend auf der Couch sehr vermisse, mal einw enig zu kuscheln. (Wir nutzen jetzt immer eine Decke zum Händchenhalten (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif) ).

Ihre Mutter vergöttert sie regelrecht und würde sie nie, niemals "verstoßen". So viel ist klar. Ihr Vater fände es vielleicht nicht unbedingt gut, aber ich denke, er würde sich damit schon arrangieren - gegen mich hat er ja nichts, und gegen homosexuelle Paare, welche er im TV sieht, hat er auch nichts.

Dennoch... sie ist einfach nicht so weit. Ist noch immer von ihren Gefühlen ein wenig überfordert.

Das brauch' manchmal Zeit. Ich habe auch Zeit gebraucht, um so "entspannt" zu denken, wie ich es jetzt mache.



Die Zeit für meine Freundin (und auch deine!) wird noch kommen - nur später als bei uns.



Alles Liebe,
Herzenssache
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SandraLESB
Beitrag 04.Sep.2015 - 09:33
Beitrag #7


Vorkosterin
*

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Beiträge: 4
Userin seit: 27.08.2015
Userinnen-Nr.: 9.373



Danke an alle, werde meiner Freundin zeit geben... auch wenn es schwer ist für mich.

Habt mir echt geholfen, weitere Beiträge trotzdem erwünscht :-)
LG
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McLeod
Beitrag 04.Sep.2015 - 11:23
Beitrag #8


mensch.
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Beiträge: 6.514
Userin seit: 29.03.2006
Userinnen-Nr.: 2.777



Was ist es bei Dir, dass es schwer für Dich macht? Ich frage, weil es keine selbstverständliche, allgemeingültige Antwort gibt, sondern nur persönliche Empfindungen. Und weil es vielleicht Chancen gibt, dass es sich nicht aufstaut wie in einem Dampfkessel, der dann unerwartet und sehr heiß Dampf ablässt... Klingt nach einem Gefühl, das ernst genommen werden mag.

LieGrü
McLeod
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