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> Vielschichtigkeit von Geschlecht als lesbische Frau, Abgetrennt von "Transsexuelle als Partnerin vorstellbar?"
nonna
Beitrag 01.Sep.2016 - 12:03
Beitrag #21


Vorkosterin
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Es soll Subs gegeben haben, in denen war die Bitte um Feuer für eine Zigarette schon ein Veilchen wert. Long ago

[/quote]

das halt ich aber für legendenbildung!!...es wurde mal erzählt, dass sich solche szenen angeblich im camelot in HH abgespielt haben sollen,...frauen die dort stammgästinnen waren dementieren das immer vehemment...

hab keine ahnung auf welche zeiten du dich beziehst.....ich z.b. hab "long ago" auch schon gelebt und damals in den sechzigern und siebzigern durchaus die "wilderen" subs in deutschen großstädten besucht,....hab dort u.a. um feuer gebeten und auch nette frauen angelächelt, die paarweise unterwegs waren, oder solche frauen angesprochen,...es kam vor, dass das von der partnerin nicht gerne gesehen wurde und ich ein paar unfreundliche bemerkungen zu hören bekam,....schläge und evtl. ein veilchen hab ich jedoch nie bezogen.....

Der Beitrag wurde von nonna bearbeitet: 01.Sep.2016 - 12:07
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Rafaella
Beitrag 01.Sep.2016 - 13:03
Beitrag #22


Freies Vögelchen
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Ich habe das auch nicht behauptet. Ein "on dit" ist keineswegs eine Tatsache.

Zitat aus "deutschegrammatik 2.0
2. Distanzierung

Die Gegenwartsform der subjektiven Modalverben wollen und sollen drückt eine Distanzierung von einer eigenen oder fremden Behauptung über die Gegenwart aus. Die Vergangenheitsform eine Distanzierung von einer eigenen oder fremden Behauptung über die Vergangenheit

Modalverb wollen:
Gegenwart: Er will sehr reich sein. (=Er behauptet, dass er sehr reich ist.)
Vergangenheit: Er will sehr reich gewesen sein. (=Er behauptet, dass er sehr reich gewesen ist.)

Modalverb sollen:
Gegenwart: Er soll sehr reich sein. (=Jemand behauptet, dass er sehr reich ist.)
Vergangenheit: Er soll sehr reich gewesen sein. (=Jemand behauptet, dass er sehr reich gewesen is
t.
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McLeod
Beitrag 08.Sep.2016 - 15:35
Beitrag #23


mensch.
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Gut, dann ein nicht-on-dit... Ich hab mal erlebt, dass eine Frau einem schüchternen jungen Mann die Nase brach, weil sich die Freundin mit ihm freundlich unterhielt. Je nun, die Frau hatte Probleme wie Alkoholismus, Impulskontrolle und Selbstwert-Verlustangst. Das nehme ich jetzt nicht als einen lesbischen Kodex an, sondern als eine gesundheitsgefährdende, psychologische Mixtur in einem Menschen. Der hier zufällig lesbisch war.



Mich würde jetzt immer noch interessieren, wie sich tina_d persönlich oder wenn es möglich ist das zu generalisieren, Menschen mit Transistions-Erfahrung in queeren / lesbischen Zusammenhängen wohl fühlen können. Was braucht es dazu? Also für mich, als unfrauliche Frau, braucht es da zum Beispiel Gelassenheit und Selbstverständlichkeit gegenüber den vielfältigen Aussehensmöglichkeiten. Ein Interesse am Menschen aus einer "don't judge a book by its cover"-Mentalität heraus. Bedeutet auch für mich, feminine frauen nicht automatisch in die Hetera-Ecke einzusortieren, nur weil sie eben nicht den aktuellen l-wordigen "lesbian chic" trägt. Oder vorauseilend zu denken, wir hätten keine gemeinsamen Themen... Ich schaffe solche Räume mit, indem ich mich in den gebauten Räumen entsprechend verhalte: Blicke, Lächeln, Gestik, Umgang. Es ist ja nicht möglich, nicht zu kommunizieren... Aber das ist ja nur meine Facette und Perspektive. Was ist denn mit anderen Bedürfnissen und den Perspektiven der Anderen ? (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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tina_d
Beitrag 09.Sep.2016 - 21:31
Beitrag #24


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ZITAT(McLeod @ 08.Sep.2016 - 16:35) *
Mich würde jetzt immer noch interessieren, wie sich tina_d persönlich oder wenn es möglich ist das zu generalisieren, Menschen mit Transitions-Erfahrung in queeren / lesbischen Zusammenhängen wohl fühlen können. Was braucht es dazu?


Können wir bitte erst einmal meine subjektiven, persönlichen Erfahrungen, Gefühle, Emotionen bereden? Vielleicht liege ich ja auch völlig daneben ... Den Versuch, zu generalisieren, können wir ja anschießend unternehmen.

Eingangs möchte ich "sich wohl fühlen" etwas relativieren. Es geht bei sehr vielen Menschen mit Transitions-Druck weniger um ein "sich wohl fühlen", sondern um ein "wohler fühlen. Zwar nimmt der innere Gender-Konflikt (nach dem Outing, aber bereits schon mit dem inneren Entschluss, in dem gefühlten Geschlecht leben zu wollen) schlagartig ab, jedoch treten neue Ängste, negative Gefühle, negative Erfahrungen etc. hinzu. Letztendlich handelt es sich beim "sich wohlfühlen" um eine Art "Bilanzierung". Diese Bilanzierung lief bei mir psychologisch ähnlich ab, wie unter Bilanzsuizid bei Wikipedia beschrieben, wenn man dort "Suizid" durch "Transition" ersetzt.
Letztendlich fühle ich mich heute wohler (insbesondere innerlich freier) als in meinem alten Leben!
Diese, meine Erfahrung deckt sich übrigens mit den mir geschilderten Erfahrungen aus vielen "Trans-"Diskussionen.

Komplizierter wird es, wenn wir über "Queer" diskutieren. Und hier rede ich ausschließlich über mich. Denn es wäre möglich, dass meine persönlichen Empfindungen auf andere Menschen überhaupt nicht zutrifft; mehr noch: diese bei einer Generalisierung verletzen werden würden.
Seit früher Kindheit war ich, sowohl passiv, als auch aktiv, ständig von Mädchen umgeben. Mädchen waren toll für mich. Jungens waren einfach nur primitiv: (z.B.) Warum soll ich auf einen Baum klettern; da kann ich doch nur runter fallen; was bringt mir das Klettern? Ich bin lieber mit den Mädels Gummi-Twist gehüpft. Das hat mir Spaß gemacht.
Einige Jahre später musste ich lernen zu akzeptieren, einige meiner "besten Freundinnen" an die Männerwelt zu verlieren. Wenig später hatte ich meine erste (auch sexuelle) Beziehung, sie hatte damals bereits lesbische Erfahrungen.
Meine gesamten Beziehungen und Sexualkontakte waren von Bi-Frauen oder Lesben dominiert.
Dass ich anders als andere Männer bin, wurde mir (mit ca. 35 Jahren) schlagartig ernsthaft klar, als mich in meiner Stamm-Disco eine Frau aus "unserer Frauen-Clique" fragte, ob ich mitkomme, sich frisch zu machen. "Ich kann doch nicht auf die Damentoilette, das gibt doch nur Ärger ...", sagte ich. "Mädel, jetzt zick nicht rum. Da passiert nichts", antwortete sie. Ich ging mit und es ist nichts passiert; und doch passierte sehr viel in mir. Da waren erst mal die Reaktionen der Frauen, die die Toilette neu betraten: "Was will der Typ hier? Ach, Du bist es, das ist o.k." Raus gekommen aus der Toilette bin ich dezent geschminkt und mit viel Zustimmung aus "meiner Frauen-Clique".

Männer habe ich (inklusive meines eigenen Körpers) noch nie leiden können. Es gab die Punkte, an denen ich wusste, dass ich MzF bin. Muss ich mich jetzt, weil MzF, penetrieren lassen? Oder darf ich die liebevolle, manchmal brutal-liebevolle Zuwendung von Frauen genießen?
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tina_d
Beitrag 10.Sep.2016 - 01:11
Beitrag #25


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Nachtrag:
Das Ganze hier wühlt mich unheimlich auf. Danke an Euch, dass ich mich gezwungen sehe (positiver Zwang, gab es vorher für mich nicht), meine Transition nochmals aufzuarbeiten.
Als Matthias liebte ich Frauen, darf ich als Tina keine Frauen lieben? Muss Tina "schwul" sein, obwohl sie sich als Lesbe empfindet und mit Männern nichts anfangen kann?

Sorry, ich bin sehr aufgewühlt ...
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McLeod
Beitrag 10.Sep.2016 - 09:47
Beitrag #26


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Hallo tina_d.

Genau danach hatte ich gefragt: Was Du persönlich bräuchtest, um Dich wohl(er) zu fühlen. War ja eine oder-Formulierung, das Generalisieren ohnehin hinterfragt, ist es möglich...?

Herzliche Grüße
McLeod

ZITAT(tina_d @ 09.Sep.2016 - 22:31) *
ZITAT(McLeod @ 08.Sep.2016 - 16:35) *
Mich würde jetzt immer noch interessieren, wie sich tina_d persönlich (...) in queeren / lesbischen Zusammenhängen wohl fühlen (kann). Was braucht es dazu?




Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 10.Sep.2016 - 09:51
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tina_d
Beitrag 24.Sep.2016 - 00:23
Beitrag #27


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An der Uni Erlangen haben sie 2014 eine Vortragsreihe "Sexuelle Selbstbestimmung und geschlechtliche Vielfalt" veranstaltet. Dazu habe ich ein Video* gefunden, das leider die homosexuelle Ausrichtung nicht so sehr beleuchtet, aber m.E. dennoch zu dem Thema passt, weil es (die sonst wenig beachtete Ausrichtung) "Queer" zumindest am Rande mit einbezieht.

Es ist und bleibt ein schwieriges Thema; nicht einmal die Frage was ich bräuchte, um mich persönlich wohler fühlen zu können, kann ich so ohne Weiteres beantworten.

Die Trennung zwischen Anerzogenen und Stigmata auf der einen Seite, und dem dringlichem Wunsch das leben zu können, was man fühlt, macht es so schwer.



* Medizin-ethische Perspektiven auf Trans- und Intersexualität bei der Plattform angeben, zu der wir nicht verlinken, und dann das erste Video anklicken.

edit kawa: Link entfernt und Wegbeschreibung hinzugefügt. Generell bitte keine Links zu YouT*be posten, auch nicht, wenn sie so seriös wirken wie dieser.

Der Beitrag wurde von kawa bearbeitet: 24.Sep.2016 - 16:58
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McLeod
Beitrag 24.Sep.2016 - 10:53
Beitrag #28


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ZITAT(tina_d @ 24.Sep.2016 - 01:23) *
Die Trennung zwischen Anerzogenen und Stigmata auf der einen Seite, und dem dringlichem Wunsch das leben zu können, was man fühlt, macht es so schwer.


Hallo tina_d,

vielleicht könnten Dich neue / andere Kontakte aus diesem Pessimismus und der verallgemeinerten Sicht oder Analyse erwecken... Ich überlege gerade, dass ich sehr, sehr viele lesbisch lebende Frauen kenne, die erleben sich als sehr alltäglich. Die haben sich vom Narrativ des Stigmas verabschiedet. Anerzogenes überarbeitet. Oder so auch noch nie im Gepäck gehabt.

Auch die Analyse, dass "die Szene" aufgrund der Stigmatisierung sich durch Abschottung und Ausgrenzung kobstituiert, kann ich für die 2010er gar nicht mehr so feststellen. Eher zerfällt sie in ein Inselarchipel während viel Sand unserer Strände im Mainstream angespült worden ist. Zumal ich die Begrenzung und Geschlossenheit Mitte der 1990er, als ich eintrat, als Schutzraum und Hülle für viel Solidarität empfand. Klar, da war es auch zickig und kratzbürstig oder befremdlich hier und da. Erinnere nur an einen Aushang über einen Vortrag zu den Planetinnen. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Ich hab das Gefühl, Deine Analyse könnte hier und zu stark vereinfachen bzw auf einzelne Aspekte reduzieren. Dass es Menschen wie mich gibt, die permeable "Räume" schaffen und kennenlernen wollen, kommt zum Beispiel nicht vor. Und wird auch bei Erwähnen noch nicht berücksichtigt. Vielleicht Zeit/Zeichen, neue Erfahrungen zu wagen?

McLeod
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tina_d
Beitrag 06.Oct.2016 - 20:14
Beitrag #29


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ZITAT(McLeod @ 24.Sep.2016 - 11:53) *
ZITAT(tina_d @ 24.Sep.2016 - 01:23) *
Die Trennung zwischen Anerzogenen und Stigmata auf der einen Seite, und dem dringlichem Wunsch das leben zu können, was man fühlt, macht es so schwer.


Hallo tina_d,

vielleicht könnten Dich neue / andere Kontakte aus diesem Pessimismus und der verallgemeinerten Sicht oder Analyse erwecken... Ich überlege gerade, dass ich sehr, sehr viele lesbisch lebende Frauen kenne, die erleben sich als sehr alltäglich. Die haben sich vom Narrativ des Stigmas verabschiedet. Anerzogenes überarbeitet. Oder so auch noch nie im Gepäck gehabt.

Hier viel zu lesen ist für mich ein (erneuter) Versuch, mich in die Szene zu integrieren. Und dass ich eine pessimistische, teilweise auch eine verallgemeinernde Sichtweise habe, ist mir, seit ich hier lese, auch schon aufgefallen.
Ob ich jedoch lediglich durch Lesen und Selbstreflektion, also ohne Auseinandersetzung mit Anderen, meine bisherige Sichtweise ändern kann, wage ich zu bezweifeln.

ZITAT(McLeod @ 24.Sep.2016 - 11:53) *
Auch die Analyse, dass "die Szene" aufgrund der Stigmatisierung sich durch Abschottung und Ausgrenzung kobstituiert, kann ich für die 2010er gar nicht mehr so feststellen. Eher zerfällt sie in ein Inselarchipel während viel Sand unserer Strände im Mainstream angespült worden ist. Zumal ich die Begrenzung und Geschlossenheit Mitte der 1990er, als ich eintrat, als Schutzraum und Hülle für viel Solidarität empfand. Klar, da war es auch zickig und kratzbürstig oder befremdlich hier und da. Erinnere nur an einen Aushang über einen Vortrag zu den Planetinnen. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Mit "Anerzogenem und Stigma" meinte ich nicht nur die Szene, sondern zu einem großen Teil auch mich selbst. Soll heißen, dass "ich mir selbst im Weg stehe". Und das versuche ich hier zu ändern, für mich selbst aufzuarbeiten.

ZITAT(McLeod @ 24.Sep.2016 - 11:53) *
Ich hab das Gefühl, Deine Analyse könnte hier und zu stark vereinfachen bzw auf einzelne Aspekte reduzieren. Dass es Menschen wie mich gibt, die permeable "Räume" schaffen und kennenlernen wollen, kommt zum Beispiel nicht vor. Und wird auch bei Erwähnen noch nicht berücksichtigt. Vielleicht Zeit/Zeichen, neue Erfahrungen zu wagen?

McLeod

Liebe McLeod, ich bin Dir und auch den Anderen, die sich geäußert haben, sehr dankbar. Denn ohne Menschen, die permeable Lebensräume schaffen, hätten Menschen wie ich wenig Chancen, Ihre Ansichten zu ändern. Danke dafür!
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tina_d
Beitrag 11.Oct.2016 - 08:49
Beitrag #30


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Irgendwie scheint mir die Diskussion vom Thema "Vielschichtigkeit von Geschlecht als lesbische Frau" abgewichen zu sein. Daher versuche ich mit folgendem Textauszug die Diskussions-Kurve zurück auf das Thema zu bringen:

ZITAT
[...]
Zwar wurde 1987 Homosexualität, die bis dahin als psychische Erkrankung galt, aus dem Diagnose-Manual (DSM) der American Psychiatric Association und schließlich 1992 aus dem ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) der WHO gestrichen, und mittlerweile nehmen auch psychoanalytische Ausbildungsvereine homosexuelle Kandidat_innen auf (was transgender bzw. transidente Personen anbelangt ist der Diskurs von einer Entpathologisierung noch weiter entfernt), doch scheint sich der stereotype und diskriminierende Diskurs in der Psychoanalyse kaum verändert zu haben. Die Tatsache, dass nun zumindest Lesben und Schwule als Kandidat_innen in psychoanalytische Ausbildungsvereine aufgenommen werden, wirkt sich noch kaum auf die psychoanalytische Theorie und Praxis aus bzw. bleibt unthematisiert. Hinzu kommt, dass viele Analytiker_innen ihre sexuelle Orientierung noch immer verschweigen, aus Angst vor Diskriminierung und Ausschluss innerhalb der psychoanalytischen Vereinigungen.
[...]
Fragen, die unsere Auseinandersetzung leiten, sind: Wie können Erkenntnisse der Psychoanalyse mit jenen der Queer Theory zusammengedacht werden? Welche Ansätze der Theoretisierung von Geschlecht, Gender, Sexualitäten, Praktiken, Identitäten etc. jenseits von Stereotypisierungen können für die Psychoanalyse wichtige Impulse liefern? Wie tradieren sich gesellschaftliche Vorurteile in Bezug auf Homo- und Transsexualität in der psychoanalytischen Theorie? Auf welche Weise können aktuelle gender- und queer-spezifische Ansätze Eingang in die psychoanalytische Ausbildung finden? Welche Bedeutung hat die sexuelle Orientierung der Analytiker_in für die Arbeit mit queeren oder heterosexuellen Analysand_innen?

Quelle: Psychoanalytikerinnen Esther Hutfless, Anke Müller Morocutti, Barbara Zach
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McLeod
Beitrag 11.Oct.2016 - 08:59
Beitrag #31


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Wie Psychoanalyse und Queer-Theory zusammenfinden... hat was mit der Vielschichtigkeit von Geschlecht als lesbische Frau zu tun? Ich hab den Zusammenhang noch nicht verstanden... Würde es aber gern, denn das Thema der Vielfalt unter lesbischen Frauen, Akzeptanz und Miteinander, Umgang mit Definitions(macht)-Konflikten u.ä. interessiert mich weiterhin sehr.

Liebe Grüße
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 11.Oct.2016 - 09:00
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tina_d
Beitrag 11.Oct.2016 - 09:56
Beitrag #32


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ZITAT(McLeod @ 11.Oct.2016 - 09:59) *
Wie Psychoanalyse und Queer-Theory zusammenfinden... hat was mit der Vielschichtigkeit von Geschlecht als lesbische Frau zu tun? Ich hab den Zusammenhang noch nicht verstanden...

Diese Seiten befassen sich hauptsächlich damit, die "konservative Psychoanalyse" um Queere Überlegungen zu erweitern. Um das zu erreichen, müssen natürlich die Queeren Überlegungen zu "Papier" gebracht werden.
Somit finden wir auf diesen Seiten einen Wissens-Pool auch bezüglich der Vielschichtigkeit von Geschlecht als lesbische Frau. Ich hoffe, Euch nicht zu sehr zu nerven, wenn ich einen weiteren kurzen Auszug zitiere:
ZITAT
[...]
Das, was gemeinhin als Gender- oder Sexuelle Identität verstanden wird und was in den einfachen Zuschreibungen bzw. Identitäten Mann/Frau, homo/hetero kondensiert wird, besteht u.a. aus folgenden Komponenten:
[... Aufzählung...]
Allein diese Aufzählung zeigt, dass selbst klassische sexuelle Identitäten komplexe Konstrukte darstellen. In den Klammern verweist Sedgwick auf das gesellschaftlich erwartete: ein lesbisches Paar besteht also aus zwei Frauen, die sich beide als lesbisch verstehen während eine der beiden im Idealfall männlich und die andere weiblich identifiziert ist. Dieses Missverständnis wird auch in der psychoanalytischen Theorie immer wieder als klassischer Fall von weiblicher Homosexualität beschrieben.
Segdwick verweist darauf, dass die oben angeführte Aufzählung bestimmte Vorannahmen beinhaltet, die nicht für alle zutreffen müssen. Sexualität muss nicht zwangsläufig auf eine andere Person gerichtet sein, sie kann autoerotisch sein, sie kann auf mehrere Personen gerichtet sein, sie muss nicht zwangsläufig aus dem vermeintlichen biologischen Geschlecht ableitbar sein, sie kann jenseits des Paradigmas männlich/weiblich organisiert sein usw.
Die Komplexität von Geschlechtsidentität bzw. sexueller Identität queer zu denken, bedeutet mit Sedgwick also: das Offene, die vielfältigen Möglichkeiten, die Lücken, die Überlappungen, die Dissonanzen, die Überschreitungen von Bedeutungen da zu denken, wo sexuelle Identität und Geschlecht sich nicht vereindeutigen lassen.

Quelle:
Überlegungen zur Frage der Geschlechtsidentität (Gender-Identity) in der psychoanalytischen Theorie / Queering Psychoanalysis von Esther Hutfless



ZITAT(McLeod @ 11.Oct.2016 - 09:59) *
Würde es aber gern, denn das Thema der Vielfalt unter lesbischen Frauen, Akzeptanz und Miteinander, Umgang mit Definitions(macht)-Konflikten u.ä. interessiert mich weiterhin sehr.


Da auch mich dieses Thema brennend interessiert, habe ich lediglich einen Weg gesucht, am Thema zu bleiben. Und zumindest dazu scheinen mir die zitierten Seiten eine solide Basis zu bieten. Mich jedenfalls haben diese Seiten bereichert.

Natürlich können wir auch über andere Wege das Thema diskutieren. Für mich ist es ein Versuch, mich über neue / andere Kontakte aus meinem Pessimismus und der verallgemeinerten Sicht oder Analyse zu erwecken.

Liebe Grüße

Tina
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McLeod
Beitrag 11.Nov.2016 - 08:23
Beitrag #33


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Liebe tina_d,

ich bin etwas aus dem Faden gefallen. Ich schaue, dass ich mich einlese und nachforsche, ob wir da einen gemeinsamen Tisch finden können, an dem wir weiterdiskutieren. Ich bin in den letzten Wochen und Monaten aktiv in (geöffnete) TransRäume gegangen und habe mich dort meist sehr wohl und willkommen gefühlt. Und zuletzt Menschen kennengelernt, die ganz selbstverständlich eine Gemeinschaft von "FLIT*" (Frauen, Lesben, Inter, Trans*) formulieren als Möglichkeit des Miteinanders und der Synergien. Spannende Welt!

McLeod
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tina_d
Beitrag 13.Nov.2016 - 00:20
Beitrag #34


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Hallo an all die Mitlesenden da draußen, hallo McLeod,

dem Eindruck, dass unser aller Verhalten viel mit Sozialisation zusammen hängt, kann ich mich nicht erwehren.
Erst wenn Mensch in der Lage ist, über den Schatten seiner Sozialisation zu springen, kann sie/er sein (gefühltes) Leben leben. Sei es als homosexuell (können wir lesbisch und schwul in dieser Diskussion trennen?), trans*, inter, queer oder wie auch immer Mensch sich fühlt. Besonders bewusst wurde mir das während meines Outings: Dass ich trans* bin, hätte mein Umfeld wohl noch akzeptiert. Dass ich die Vorliebe für Männer habe (schwuler Mann oder hetero Frau?), würde wohl auch akzeptiert werden. Aber dass ich mich trotzdem, obwohl ich mich als Frau fühle, zu Frauen hingezogen fühle, scheint ein gesellschaftliches (sozialisiertes?) NoGo zu sein.

Queer, in dieser Gesellschaft ein Fremdwort?

Leider bekommt die Sozialisation auch in den von mir zitierten Seiten nicht ausreichend Raum.

Ganz liebe Grüße

Tina
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McLeod
Beitrag 13.Nov.2016 - 08:53
Beitrag #35


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ZITAT(tina_d @ 13.Nov.2016 - 00:20) *
Queer, in dieser Gesellschaft ein Fremdwort?



Ja, natürlich! Auch. In großen Teilen.

Ich würde die Aussagen "Dass Du trans* bist ist okay für mich, aber..." allerdings nicht allzu wörtlich nehmen. Ich erlebe es als Aussagen von Menschen, die immer Haken finden, die sie kritisieren und bewerten können. Die sich gegebenenfalls auch Kritikwürdiges konstruieren und ihre eigene Existenz als Maßstab nehmen: angepasst, normgerecht oder darunter leidend, sich angepasst zu haben und dann ist es besonders unfair, wenn andere freier leben.

Es gibt zig Sätze dieser Art: "Dass Du eine Frau liebst ist okay, aber diese Frisur...!" Oder "Polizist zu sein ist ein toller Job, aber warum musst Du Bier aus Dosen trinken, wie Deine Kumpels...?" Oder "Dein Kind ist wirklich gut erzogen, aber ist es nicht auch schon etwas übergewichtig?"

Was Petra über Paula sagt, sagt mehr über Petra, als über Paula.

McLeod
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tina_d
Beitrag 20.Nov.2016 - 10:17
Beitrag #36


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ZITAT(McLeod @ 13.Nov.2016 - 08:53) *
Ich würde die Aussagen "Dass Du trans* bist ist okay für mich, aber..." allerdings nicht allzu wörtlich nehmen. Ich erlebe es als Aussagen von Menschen, die immer Haken finden, die sie kritisieren und bewerten können. Die sich gegebenenfalls auch Kritikwürdiges konstruieren und ihre eigene Existenz als Maßstab nehmen: angepasst, normgerecht oder darunter leidend, sich angepasst zu haben und dann ist es besonders unfair, wenn andere freier leben.

Ja, eine Frage der Sozialisation. Doch wer bestimmt, wie wir sozialisiert werden?
Ist es die Politik? Sind es Vorbilder und Medien? Oder die Schwarmintelligenz der Gesellschaft?

ZITAT(McLeod @ 13.Nov.2016 - 08:53) *
Es gibt zig Sätze dieser Art: "Dass Du eine Frau liebst ist okay, aber diese Frisur...!" Oder "Polizist zu sein ist ein toller Job, aber warum musst Du Bier aus Dosen trinken, wie Deine Kumpels...?" Oder "Dein Kind ist wirklich gut erzogen, aber ist es nicht auch schon etwas übergewichtig?"

Was Petra über Paula sagt, sagt mehr über Petra, als über Paula.

Dem kann ich inhaltlich voll zustimmen, würde diese Aussagen jedoch lieber dem Thema "Streitkultur" zuordnen.
Mangelnde Streitkultur bringt viel Leid über die Menschen und führt auch, oder besonders, in Beziehungen oft zur Eskalation.
"Richtig streiten lernen", also Streitkultur, sollte m.E. zum Schulfach werden!
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