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> Die kleinen Misslichkeiten des Alltags, sinnentleerte Larmoyanz?
LadyGodiva
Beitrag 14.Sep.2005 - 00:08
Beitrag #1


Strøse
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Gruppe: Admin
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Ich befinde mich derzeit wohl im abgründigsten Kapitel meiner bisherigen Biographie - bis dato als essenzielle Bestandteile meines Lebens erachtete Umstände und Konstellationen brechen zusammen, ganz plötzlich und unvermittelt; ich bin entsetzt in vielerlei Hinsicht, wohl am meisten darüber, dass ich wohl schon lange auf einem morschen Ast saß, dessen Tragkraft ich lange Zeit nicht wirklich überprüfen wollte.
Und während alles so in sich zusammensackt, dreht sich die Welt weiter... sehr tröstlich, eigentlich; mit ihr die kleinen Misslichkeiten des Alltags, über die es sich so herrlich belanglos aufregen lässt. Eine Fahrt in der Straßenbahn reicht mir da fast schon, um in Tränen der Wut und Verzweiflung ausbrechen zu können.
Ich merke, wie mich das ewige Genörgel über das schlechte Kantinenessen, die unfreundliche Bedienung an der Kasse, Kollege xy oder überhaupt den fehlenden Sommer an sich aggressiv und mürbe zugleich macht. Manchmal würde ich am liebsten aufstehen, heulen und mit dem Fuß aufstampfen und den Miesepetern die Augen dafür öffnen, dass die am lautesten beklagten Übel wohl die noch am erträglichsten und teilbarsten zu sein scheinen, ansonsten ließe sich ihr nahezu überall einsetzbarer Smalltalkcharakter nicht erklären.
Die Bedrohlichkeit durch Belanglosigkeit macht mich einfach rasend...
Wie viel Zeit und Nerven widmen wir eigentlich der Belanglosigkeit? Was holt uns ins Leben, ins wirkliche Leben zurück?
Auf welchem Niveau jammern wir eigentlich, was bewirkt es in uns?
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kahikatea
Beitrag 14.Sep.2005 - 01:59
Beitrag #2


Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin
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Vielleicht sind die am lautesten beklagten Übel die vergleichsweise sag-baren, während andere, beklagens-wertere für oberflächliche Unterhaltungen viel zu un-sag-bar sind?

Dein Post erinnert mich an einen bestimmten Abschnitt meines Lebens - ich hoffe, hier nicht in vielleicht unpassender Weise hineinzuinterpretieren. Damals stand ich angesichts der sich bei mir selbst auftuenden Abgründe auch fassungslos vor der Beschäftigung anderer Menschen mit relativen Nichtigkeiten. Ich hätte mich meinerseits über all die ignoranten Nörgler aufregen können und hätte damit schlußendlich doch nur das gleiche wie diese getan, lediglich auf einer um eine Stufe abstrakteren Ebene. Die Nörgeleien anderer Menschen waren nicht wirklich so grundlegend, daß sie mich hätten aufregen sollen, es stand eigentlich etwas viel Grundlegenderes im Raum, das aber bei weitem nicht so leicht greifbar war.

In dem Maße, wie ich mich mit dem auseinandersetzte, was mich ganz persönlich in Wut und Verzweiflung stürzte, wurde die Aufregung Anderer über Nichtigkeiten für mich persönlich belangloser. Was mir wichtig war und ist, weiß ich, und ich erwartete nicht mehr, dies potentiell mit allen Menschen teilen zu können. Vielleicht ist es ein Teil Resignation, aber mit einigen Menschen, die mir wichtig sind, kann ich mich, wenn nötig, auch über ziemlich Unsagbares austauschen. Daß dies mit vielen anderen, die sich über Banalitäten aufregen, nicht geht, war mir dann irgendwann einfach nicht mehr wichtig.

QUOTE (LadyGodiva)
Was holt uns ins Leben, ins wirkliche Leben zurück?

Mich selbst: Große Gefühle, im Schlechten wie im Guten, und manchmal auch der gezielte Blick auf vorhandene Freuden des Alltags, mögen sie auf den ersten Blick auch noch so klein sein.
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sophialein
Beitrag 14.Sep.2005 - 07:45
Beitrag #3


Gut durch
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Gruppe: Gesperrt
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QUOTE (kahikatea @ 14.Sep.2005 - 01:59)
Vielleicht sind die am lautesten beklagten Übel die vergleichsweise sag-baren, während andere, beklagens-wertere für oberflächliche Unterhaltungen viel zu un-sag-bar sind?



Ich mag mich dem Zitat von kahikatea anschließen.

Ich bin auch in einer Situation, in der mein aufgebautes, scheinbar sicheres Gerüst einzustürzen droht. Und auch ich stelle fest, dass dieses Nörgeln über Nichtigkeiten mich ärgert - sieht doch keiner, dass es weitaus Wichtigeres gäbe, über das es sich zu reden wirklich lohnen würde.
Meine Gedanken und Gefühle - sie sind im Moment fast un-sag-bar, die Worte dazu finde ich einfach nicht. Und da fällt es mir vielleicht eher auf, dass andere Menschen sich über Dinge aufregen, die für mich so nichtig sind.

Und doch muß ich mir eingestehen, dass auch ich manchmal in dieses Nörgeln falle. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es schlicht die Ablenkung von meinen eigenen Sorgen und Nöten.

Liebe Lady Godiva, ich schicke dir aus meinem Schneckenhaus ein paar Kraftpakete rüber. :)
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regenbogen
Beitrag 14.Sep.2005 - 07:57
Beitrag #4


a.D.
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Beiträge: 8.380
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 5



QUOTE (sophialein @ 14.Sep.2005 - 08:45)
Und doch muß ich mir eingestehen, dass auch ich manchmal in dieses Nörgeln falle. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es schlicht die Ablenkung von meinen eigenen Sorgen und Nöten.

Und genau das muss gar nichts Schlechtes sein.

Ja, es gibt Menschen, die sich so in ihrer Larmoyanz über Nichtigkeiten aufreiben, dass sie keinen Raum mehr zum Lächeln finden - solche kenne ich auch, und sie tun mir im Grunde leid.

Ich kenne aber auch Menschen, für die das Aufregen über Alltagskleinigkeiten ein Ventil ist, das ihnen ihre geistige Gesundheit erhält. Diese Menschen (ich denke gerade konkret an einige, die mir sehr nah sind) kann ich nicht immer sehr ernst nehmen, wenn sie sich wieder mal vehement über eine Kleinigkeit beschweren; umgekehrt weiss ich, dass gerade sie in "grossen Dingen" eine gesunde positive Lebenseinstellung haben.
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Liane
Beitrag 14.Sep.2005 - 09:21
Beitrag #5


Heiligenanwärterin
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Genau. Vielleicht ist das Jammern über Unwichtiges die Flucht vor grösseren Problemen? Oder die Flucht vor dem Nichts? Oder das Nicht-Wissen, was man sonst sagen könnte? Oder die Angst, dass jemand über wirkliche Themen sprechen könnte?

Wie das tägliche gemeinsame Sitzen vor dem Fernsehgerät, damit man nur ja nicht "ins Gespräch" kommen kann...
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blue_moon
Beitrag 14.Sep.2005 - 11:10
Beitrag #6


strösen macht blau!
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hm, ich versuch mal eine gröbere sicht, weg vom individuum, hin zur grossen gruppe.

vielleicht ist einfach auch eine diffuse, aber allgemein wahrgenommene unzufriedenheit dafür verantwortlich. der öffentliche tenor: alles wird schlechter, teurer, unsicher. der druck mehr 'schlucken' zu müssen als das früher der fall gewesen ist. seit jahren wird uns der 'niedergang der sozialen republik' verkauft, die propaganda-maschinerie ist in vollstem gang. ansprüche sollen reduziert, arbeitsleistungen heraufgesetzt werden, garantien gibt es keine, die noch glaubwürdig sind. das alles wirkt verunsichernd. und diese verunsicherung wird weitergeschürt, ausgenutzt. das jammern auf vergleichsweise immer noch hohem niveau wird nicht als solches wahrgenommen, stattdessen wird es kultiviert: die unzufriedenheit/angst/verunsicherung muss sich luft verschaffen und so wird jede unannehmlichkeit aufgebauscht.
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LadyGodiva
Beitrag 14.Sep.2005 - 11:15
Beitrag #7


Strøse
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An mir bemerke ich zunehmend die Tendenz, Smalltalk in einer brutalen Ehrlichkeit abzukürzen (war ja ohnehin nie das leichtzüngige Unterhaltungstalent), zB auf die saloppe Frage "Na, wie geht's?" eben die wirkliche Stimmungslage zu offenbaren, auch relativ lockeren Bekannten gegenüber. Bisher habe ich mich da immer noch zusammenreißen können, aber inzwischen macht es mich geradezu wütend, salopp nach meiner Befindlichkeit gefragt zu werden.
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kenning
Beitrag 14.Sep.2005 - 11:41
Beitrag #8


Naschkatze
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Ich denke man sollte die Frage: Na, wie gehts? nicht immer wörtlich nehmen. Viele Leute verstecken darin die eigentlich Frage: Na, hast Du vielleicht Lust Dich ein wenig mit mir zu unterhalten? Nur wäre es eben sehr direkt diese Frage zu stelln und daher schrecken die Leute davor zurück. Ausserdem hat man so schon ein Thema gefunden von dem man nach belieben abschweifen kann.

bzgl aufregen über Kleinigkeiten: Früher fand ich es immer recht faszinierend worüber sich andere, normale Menschen (ich zählte mich nicht zu den "normalen") aufregen können. Damals habe ich mich selten über Dinge aufgeregt. Die ganze Welt hielt mich für ausgeglichen, dabei tat ich es nur deshalb nicht, weil mir aufgrund meiner privaten Probleme einfach die Motivation dazu fehlte.
Inzwischen rege ich mich ganz gerne auch über Kleinigkeiten auf. Wie schon jemand schrieb: Es kann ein ganz nettes Ventil sein um einmal den Dampf abzulassen, dann kann man sich den delikaten Angelegenheiten wieder mit der gebührenden Vorsicht und Umsicht widmen.

Außerdem: Was für mich wie eine Nichtigkeit erscheint, kann für jemand anderen ein echtes Problem sein. Das kann schwer vorstellbar sein für den dems wie eine Nichtigkeit erscheint, aber die Möglichkeit sollte man nicht so generell ausschließen. Jedem ist sein eigener Schmerz am nächsten, das Verständnis für andere entzieht sich uns oft.

kenning
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marietta
Beitrag 14.Sep.2005 - 12:22
Beitrag #9


Gut durch
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QUOTE (LadyGodiva @ 14.Sep.2005 - 01:08)
Was holt uns ins Leben, ins wirkliche Leben zurück?
Auf welchem Niveau jammern wir eigentlich, was bewirkt es in uns?

Hi Lady, :troest:

wenn Du in einer psychischen Ausnahmesituation bist, bist Du dünnhäutiger als sonst. Du bewertest Dinge anders. Es dringen Dinge zu Dir durch, die sonst an den Eingangskanälen gefiltert werden oder die Deine Toleranzschwelle bei weitem unterschreiten.

Gestern abend ist eine Freundin mir gegenüber sehr ärgerlich geworden - buchstäblich wegen nichts. Ich bin froh, dass ich ruhig geblieben bin und mich permanent daran erinnert habe, wie gerne ich sie habe, und dass ihre Ungerechtigkeit nichts mit mir zu tun haben kann. Und heute morgen erzählt sie mir, dass sie einen schweren Neurodermitis-Anfall hat und vor lauten Jucken nicht schlafen kann. Kein Wunder, dass sie "aus der Haut fährt".

Was ich damit sagen will: Deine Reaktionen auf die Misslichkeiten des Alltags sind abhängig von Deiner Verfassung. Es ist normal, dass Du im Moment ruck-zuck die Geduld und die Kontenance verlierst. Du hast auch ein Recht dazu - auch wenn das viele erst mal nicht begreifen.

Nimm Dir die Zeit, Dein Leben wieder zu ordnen und in neue, stabile Bahnen zu lenken. Aus Krisen gehst du gestärkt hervor - glaube mir. Auch wenn Du im Moment abgrundtief verzweifelt scheinst. Es macht Dich als Mensch stärker, und es gehört zum Leben dazu.

Ich denke an Dich. Du schaffst das. Und irgendwann regt Dich auch das Genörgele wegen des Kantinenessens nicht mehr auf, weil Du wieder Deine Mitte gefunden hast.

Liebe Grüße und Umarmer zum Trösten

Marietta

Der Beitrag wurde von marietta bearbeitet: 14.Sep.2005 - 12:24
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LadyGodiva
Beitrag 14.Sep.2005 - 12:35
Beitrag #10


Strøse
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Ich bin gerade überwältigt von der Unterstützung, die mir hier zuteil wird.
Auch wenn ich momentan nicht wirklich "Butter bei die Fische" geben kann - Eure Hilfsbereitschaft rührt mich sehr und tut einfach nur gut.
Danke :wub:
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Diana
Beitrag 14.Sep.2005 - 12:54
Beitrag #11


Gut durch
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Ja, die Frage "Wie geht es Dir?" ist in 95 Prozent aller Fälle nur ein Smalltalk-Versatzstück und meint nicht wirklich, was sie sagt. Und es gibt Zeiten, da kostet es Überwindung, mit dem stereotypen "Danke, gut!" zu antworten. Eben weil es NICHT gut geht.

Ich glaube, der Weg aus der Belanglosigkeit zurück ins wirkliche Leben führt darüber, dass Du Worte und Umgangsformen findest für das, was zunächst unaussprechlich, unüberwindbar und fremd in Deinem Leben steht. Und dass Du die wenigen Menschen findest, die Dir zuhören, wenn Du erzählst, wie es dir geht.
Dann wird Dich das Geplapper der anderen bald nicht mehr unangenehm berühren.

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Zarah
Beitrag 14.Sep.2005 - 13:09
Beitrag #12


pola hrvatica
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QUOTE (LadyGodiva @ 14.Sep.2005 - 00:08)

Wie viel Zeit und Nerven widmen wir eigentlich der Belanglosigkeit? Was holt uns ins Leben, ins wirkliche Leben zurück?
Auf welchem Niveau jammern wir eigentlich, was bewirkt es in uns?

Hallo zusammen,

ich habe mich früher über alltägliche Belanglosigkeiten tierisch aufgeregt, vor allem dann, wenn es meiner Meinung nach nicht schnell genug ging, über sinnlose Bürokratie und Dinge, die ich mir selbst eingebrockt habe.

Aus vielerlei Gründen befand ich mich im letzten und Anfang diesen Jahres auch im dunkelsten Kapitel meiner Biographie, alles was mir wichtig war, brach weg, existierte nicht mehr und diese existentielle Angst verschob die Prioritäten. Will sagen, ich aktivierte Restkräfte und mobilisierte Unterstützung.

Ich besann mich auf die für mich wirklichen Probleme, was auch immer wieder durch meine Arbeit auf's Neue gelingt. Auch deshalb , weil ich mir immer wieder vor Augen halte, dass es so viele Menschen gibt denen es schlechter geht.

Vom Jammern bin ich dennoch nicht befreit und wenn der Schmerz mal wieder durchbricht, jammer ich auch, natürlich. ABER, ich bemühe mich stets das schnellstens abzustellen.


Liebe Lady,

ih kann gut vrstehen, was du jetzt durchmachst und wünsche dir alle erdenkliche Kraft und Unterstützung.
Wenn alles zusammensackt, so wie du schreibst, ist auch alles erlaubt. In dieser Hinsicht stimme ich Marietta zu. Ja, du bist dünnhäutiger und banale Dinge bringen dich zum Weinen.
Es wird wieder besser werden, du schaffst das.

Alles Liebe für dich
Salome
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Zarah
Beitrag 14.Sep.2005 - 13:35
Beitrag #13


pola hrvatica
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QUOTE (Diana @ 14.Sep.2005 - 12:54)
Und dass Du die wenigen Menschen findest, die Dir zuhören, wenn Du erzählst, wie es dir geht.
Dann wird Dich das Geplapper der anderen bald nicht mehr unangenehm berühren.

:zustimm: :zustimm:
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Rehauge
Beitrag 14.Sep.2005 - 14:43
Beitrag #14


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QUOTE (Diana @ 14.Sep.2005 - 12:54)
Ja, die Frage "Wie geht es Dir?" ist in 95 Prozent aller Fälle nur ein Smalltalk-Versatzstück und meint nicht wirklich, was sie sagt. Und es gibt Zeiten, da kostet es Überwindung, mit dem stereotypen "Danke, gut!" zu antworten. Eben weil es NICHT gut geht.


Nun ja, wenn ich belanglos antworte, weil ich der Frage von vorneherein kein wirkliches Interesse an meinem befinden unterstelle, muss ich mich nicht wundern, dass ich nicht gesehen werde.

Wünsche ich Tiefe, einen offenen und ehrlichen Kontakt, muss ich mich öffnen und dies zeigen, mit der Bereitschaft, meinem Gegenüber auch zuzugestehen, dass er mir das gerade nicht erwidern mag. Das ist besonders schwierig in Momenten, in denen die eigene Verletzlichkeit sehr hoch ist. Um ja nicht noch eine Abweisung im schutzlosen Zustand einzustecken, weist man da lieber selber ab, indem dem Gegenüber Oberflächlichkeit und Belanglosigkeit unterstellt und entgegengebracht wird. Und so gefangen in sich selbst leidet man darunter, dass andere einen nicht sehen... ein Teufelskreis.


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anuk
Beitrag 14.Sep.2005 - 14:50
Beitrag #15


Forumsphantom
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Bei mir ist es in solchen Zeiten eher ein Schwanken zwischen dem Aufregen über Kleinigkeiten die mir meinen Alltag erschweren und den kraftlosen, resignierten Hinwegsehen über solche "Banalitäten". Aber umso weniger ich mich über solche Dinge aufrege, desto mehr ziehe ich mich von meiner Umwelt zurück. Und irgendwann bin ich entsetzt darüber, was sich um mich rum abspielt dem ich keine Beachtung schenke :unsure: .

Was mich aber auch absolut auf die Palme bringt, dieser schreckliche Einstiegssatz zu einem Smalltalk :angry: Wenn das Gespräch dann nicht gleich eine positive Wendung bekommt, wird es von mir schon sehr gekürzt.

LG :troest:
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Willow71
Beitrag 14.Sep.2005 - 16:09
Beitrag #16


Miss Understood
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;) <--mit einem gewissen Augenzwinkern zu lesender Kommentar:

Am schlimmsten finde ich eigentlich die, die sich auch noch darüber aufregen - ärgern - darüber lamentieren, dass die Menschheit in Oberflächlichkeit zerfließend über die Nichtigkeiten des Lebens jammert und sich an Belangloskeiten hochzieht.
Das ist doch eigentlich noch oberflächlicher und nichtiger, oder?

Geht's mir gut, ist mir mein nörgelndes Umfeld egal und ich grüße laut und freundlich die übellaunige Kassiererin. Bin ich selbst schlecht drauf, könnte ich so manches Mal an der nächsten Kreuzung aus dem Auto hüpfen und den mit 45 km/h im Stadtverkehr "bummelnden" PKW-Führer vor mir für diese Untat würgen.

Ist das Leben nicht furchtbar?
Was wären wir ohne das Jammern auf hohem Niveau?
Der eine erträgt eine chronische Krankheit ohne Murren, ein anderer "stirbt" fast an einer Erkältung...
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LadyGodiva
Beitrag 14.Sep.2005 - 16:15
Beitrag #17


Strøse
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Diese Larmoyanz stört mich natürlich unter "gesunden" Umständen, das heißt, wenn meine Nerven mir nicht zu zerfasern drohen, weniger - aber sie stört mich dennoch.
Ich bin zB sehr froh über meinen Berufswunsch und meine Ausbildung, die mir täglich, stündlich vor Augen führt, dass ein verpasster Bus, ja sogar eine versalzene Suppe nichts wirklich mit meiner Lebensqualität zu tun haben. Auch wenn ich dann situativ eventuell etwas kleinkariert rüberkomme, weil es mir dafür einfach an Verständnis fehlt, grundsätzlich.
Ob ich das dann äußere oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.
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Rehauge
Beitrag 14.Sep.2005 - 17:22
Beitrag #18


Gut durch
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ohjeh... eine versalzene Suppe:

Ich war 6 Jahre jung und meine Mutter war im Krankenhaus. Mein Vater hatte gekocht und die Suppe heftig versalzen. Wieso erinnere ich mich nicht, doch er war sehr mieß gelaunt und wir Kinder sollten unsere Teller lehr essen. Aus Verzeiflung kippten wir Limo drauf... es schmeckte noch grußeliger und zur Strafe mussten wir nun erst Recht die Suppe auslöffeln. Anschließend musste ich mich übergeben... so eine Art Magenpülungseffekt .... ich dachte, ich müsste sterben... banal? Damals beeinträchtigte es so sehr meine Lebensqualität, dass ich mich heute noch daran erinnere und....
Jahrzehnte später kochte ich meinen Kindern eine Suppe. Die schmeckte so gut, dass sie sich darum stritten. Im Übermut spuckte mein Sohn in den Suppentopf, um sich diese zu sichern. Das gelang ihm so auch, anders, als er gewollt hatte: Drei Tage lang aß er mittags und abends von der Suppe. Bis heute mag er diese nicht mehr ;)

... und wieviele verpasste Buse haben schon nachhaltig meine heutige Lebensqualität beeinflusst!

Mag sein, dass ich damit auf andere banal wirke. Für mich sind solche Dinge immer wieder existenziell.

Rehauge
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Meli
Beitrag 14.Sep.2005 - 17:54
Beitrag #19


Fürstin Pückler
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Und während alles so in sich zusammensackt, dreht sich die Welt weiter... sehr tröstlich, eigentlich; mit ihr die kleinen Misslichkeiten des Alltags, über die es sich so herrlich belanglos aufregen lässt. Eine Fahrt in der Straßenbahn reicht mir da fast schon, um in Tränen der Wut und Verzweiflung ausbrechen zu können.
Ich merke, wie mich das ewige Genörgel über das schlechte Kantinenessen, die unfreundliche Bedienung an der Kasse, Kollege xy oder überhaupt den fehlenden Sommer an sich aggressiv und mürbe zugleich macht. Manchmal würde ich am liebsten aufstehen, heulen und mit dem Fuß aufstampfen und den Miesepetern die Augen dafür öffnen, dass die am lautesten beklagten Übel wohl die noch am erträglichsten und teilbarsten zu sein scheinen, ansonsten ließe sich ihr nahezu überall einsetzbarer Smalltalkcharakter nicht erklären.
Die Bedrohlichkeit durch Belanglosigkeit macht mich einfach rasend...


Ja, das kenne ich auch gut. Eines morgens wacht man auf und fragt sich: "Wozu lebe ich eigentlich? Warum gehe ich jeden Tag brav in die Arbeit? Was bewege ich in dieser Welt? Wer bin ich eigentlich? Und - wie soll das alles enden???" Sehr deprimierend. Aber keine Panik - das geht vorbei :)

QUOTE
Wie viel Zeit und Nerven widmen wir eigentlich der Belanglosigkeit? Was holt uns ins Leben, ins wirkliche Leben zurück?


Ich finde die Belanglosigkeit gehört zum Leben. Und - manchmal werden scheinbar belanglose Situation irgendwann einmal sehr wichtig und entscheidend.

Was uns ins Leben zurückholt??? Ist nicht die Wahrnehmung der Belanglosigkeit Teil unseres Lebens??? Gehört nicht alles was wir tun grundsätzlich zu unserem Leben. Wer weiß schon wann das "wirkliche" Leben anfängt und wo es genau aufhört??? :unsure:
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Rafaella
Beitrag 14.Sep.2005 - 18:37
Beitrag #20


Freies Vögelchen
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Userin seit: 24.08.2004
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Belanglosigkeiten....


...ich kann mich erinnern, dass ich so Anfang 20 und früher keinerlei Sinn für "Banalitäten" hatte - das Goße, Ganze war mir wichtiger, die Rettung der Menschheit, die Sinnfrage...
Mittlerweile liebe und lebe ich auch Banalitäten, halte sie für wichtig - und was wäre, was ist ein Roman, eine Erzählng ohne diese, ohne saftiges Milieu, doch nur ein Skelett, ein Entwurf.
Und was bringt mir ein Stück Belletristik, in dem es auf 200 Seiten nicht einmal was zu Essen gibt.
Allerdings stehe ich auch immer ab und an ein bisschen neben mir, neben der Frau, die nun so strunznormal arbeiten geht, sich verabredet, einkauft, Alltag lebt, denn es gibt immer noch die, der von alledem nichts wichtig war - die Frau, die nur im Kopf, als abstrakter Entwurf lebte, bzw. existierte.
Und ich sehe mich quasi von außen, leben, mich über Kleinigkeiten aufregen und freuen und staune...
Aber vielleicht schweife ich nun zu sehr ab - eventuell hast du was ganz anderes ausdrücken wollen, liebe LG, wie oft so eloquent und gleichzeitig kryptisch...
Jedenfalls wünsche ich dir alles Liebe und Gute und viel Power! :)
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