lesbenforen.de

Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )

> Bitte beachten

Denk bitte daran, dass unser Forum öffentlich einsehbar ist. Das bedeutet: wenn du hier dein Herz ausschüttest, kann das von allen gelesen werden, die zufällig unser Forum anklicken. Überleg also genau, was du preisgibst und wie erkennbar du dich hier machst. Wir löschen keine Threads und keine Beiträge, und wir verschieben auch nichts in unsichtbare Bereiche.

Du kannst deinen Beitrag nach dem Posten 90 Minuten lang editieren, danach nicht mehr. Lies dir also vor dem Posten sorgfältig durch, was du geschrieben hast. Dazu kannst du die "Vorschau" nutzen.


Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Webseite erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.

7 Seiten V  « < 2 3 4 5 6 > »   
Reply to this topicStart new topic
> Akzeptanz der Behinderung
LadyGodiva
Beitrag 25.Oct.2005 - 11:47
Beitrag #61


Strøse
************

Gruppe: Admin
Beiträge: 10.010
Userin seit: 27.08.2004
Userinnen-Nr.: 166



Das stille Absagen ist in meinen Augen ein ganz anderes Problem - Angst vor Konflikten, davor, doch eben nicht so besonders "anders" sein zu können.
Absagen sollte immer möglich sein, egal, ob Rolli oder falsche Haarfarbe - vielleicht liegt es ja auch an unseren unterschiedlichen Schwellenwerten.
Erwähnen ist auch dringend notwendig - aber eben nicht in einem kurzen Anzeigetext, der ja gerade das Äußerliche vermeiden will (sonst könntest du ja auch in der Szene oder gar auf der Straße suchen und nicht mit der Lesebrille mühsam im Anzeigenteil stöbern); es hätte für mich viel zu viel Devotes, wenn mir jemand gleich seinen äußerlichen "Makel" (?!) erwähnend begegnet.
Wenn, dann möchte ich eine selbstbewusste Frau, Freundin, Geliebte, wie auch immer - und ob die nun so schnell auf den Beinen ist wie ich oder schlechter sieht als ich, ist erst einmal sekundär; ob ich mir auf der Basis dieser unüberbrückbaren Verschiedenheit eine Partnerschaft vorstellen kann, ein viel später verfasstes Kapitel.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Masi
Beitrag 25.Oct.2005 - 11:51
Beitrag #62


community managsie
************

Gruppe: Admin
Beiträge: 2.883
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 6



QUOTE (LadyGodiva @ 25.Oct.2005 - 12:34)
Eine "Vorwarnung" fände ich nicht angebracht - jedenfalls nicht in einer Anzeige.

find ich auch.
erstens kann man in einer anzeige sowieso nicht alles von sich auflisten, was möglicherweise bei dem gegenüber auf ablehnung stößt. (an manches würd ich wohl nicht mal im traum denken :rolleyes: )

zweitens kann zuviel offenheit (oder nennen wirs mal augenzwinkernd exibitionismus) viele chancen verbauen. wer sagt mir denn, dass die frau, die ich z.b. wegen ihrer blauen-schiele-augen, sechs-finger-an-der-linken-hand oder lebensbedrohliche haselnussallergie-beschreibung in ihrer anzeige von vorne herein ablehne, (sprich garnicht erst antworte,) nicht DIE frau für mich wäre. ;)

wenn sonst alles passt, dann wärn mir solche kleinigkeiten völlig unwichtig.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
datda
Beitrag 25.Oct.2005 - 11:51
Beitrag #63


Rollirasendes Monsterchen
************

Gruppe: stillgelegt
Beiträge: 3.342
Userin seit: 03.05.2005
Userinnen-Nr.: 1.559



QUOTE (LadyGodiva @ 24.Oct.2005 - 22:37)
Ist die "Gehandicapte" wirklich zwangsläufig in einer Beziehung die Schwächere?
Kommt das nicht ganz darauf an, wie souverän die andere mit dem umgeht, was eben nicht geteilt werden kann? Wie selbstverständlich sie sich nicht aus falsch verstandener Solidarität einschränkt?

Kann Hilfsbereitschaft, fehlende Akzeptanz der natürlich bestehenden Diskrepanz im Zweifelsfall die vermeindlich "Helfende" nicht mindestens ebenso abhängig oder schwach werden lassen?

Das ist davon abhängig wie die Partnerin zueinander stehen und wollen.
Es gibt Fälle, da ist der vermeintlich schwächere der dominantere Teil und der vermeintlich stärkere begibt sich freiwillig in die Rolle des Trottels (verzeiht mir den saloppen Ausdrucksweise, fiel mir auf Anhieb nichts besseres ein). Auch kommt es vor, dass der Schwächere sich erst degradieren lässt und der pflegegende Partner zu Mutter Theresa mutiert.
Denke, das ist eine Beziehungsfrage wie auch bei den Gesunden, da gibt es auch von vornherein ein Stark-Schwach Rollenverhältnis, mal mehr mal weniger. Auch das ist nicht zu vergessen, die Schwere der Krankheit/Behinderung spielt eine große Rolle. Da hilft nur eins, reden, reden und reden um eine harmonisches, respektvolles und würdevolles Miteinander zu pflegen.

Bei der Schwere der Krankheit sollte grundsätzlich Fachpersonal hinzugezogen werden, selbst die intakteste Beziehung kann unter dem enormen Druck leiden, warum sich selbst das Leben schwer machen.... Es kann nicht jede Mutter Theresa sein. Ich schiele da zu Sophia, mein Verständnis hast du, 1 Pflegefall ist schon schwer, aber 2...das hält die stärkste Kuhhaut nicht aus.

@ Mab
Sowohl als auch, während es nur auf einer freundschaftlichen Ebene die Berührungsängste so gut wie gar nicht vorhanden sind (im Gegenteil), sind sie, wenn es um eine tiefer gehende Beziehung geht, sehr groß. Den Rolli habe ich habe bewußt in der Anzeige schon erwähnt, weil ich es auch nicht so toll gefunden hätte, mich einige Zeit dumm an der Nase herum geführt zu fühlen. Da plädiere ich auch auf Ehrlichkeit.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
LadyGodiva
Beitrag 25.Oct.2005 - 12:02
Beitrag #64


Strøse
************

Gruppe: Admin
Beiträge: 10.010
Userin seit: 27.08.2004
Userinnen-Nr.: 166



Keine Frage - gefunden werden ist das Beste. :rolleyes:
Gerade wenn man diese coolen und sicherlich im Geheimen sicherlich doch so sehnsüchtigen Frauen "umgehen" möchte, unter Lesben kommen will, die eben nicht mit vordergründigen Ansprüchen an "die Traumfrau" jonglieren, ist eben der Weg über virtuelle Medien eine der wenigen wirklich offenstehenden Alternativen - eine Anzeige.
Es geht nicht ums "Verschweigen", nicht ums "Schönreden", auch nicht um einen überzogenen Anspruch an die eigene Toleranz, das Negieren von "Schwellenwerten" - sondern einfach darum, dass, und da kann ich wirklich nur für mich sprechen, eine Frau für mich dann besonders attraktiv ist, wenn sie einigermaßen klar ist mit sich; also, um ihre Attraktivität weiß, mit mir auf einer annähernd ähnlichen Ebene flirten kann - und sobald ich mich auf dem Weg dort hin wähne, verlieren für mich Äußerlichkeiten immer mehr an Bedeutung. Wirklich.
Dann eben fühle ich mich nicht als Samariterin, sondern als akzeptierte Partnerin (vermutlich ist es für die Gehandicapte auch nicht leicht, zu akzeptieren, dass ich ganz andere Bewegungsfreiräume habe).
Go to the top of the page
 
+Quote Post
datda
Beitrag 25.Oct.2005 - 12:04
Beitrag #65


Rollirasendes Monsterchen
************

Gruppe: stillgelegt
Beiträge: 3.342
Userin seit: 03.05.2005
Userinnen-Nr.: 1.559



Wo wir jetzt bei der allbekannten Frage wären,
Ist das Glas halb voll oder halb leer.

Da sind die Menschen unterschiedlich, der eine hält es für wichtig, Dinge sofort zu benennen, während andere gerne häppchenweise serviert haben wollen.
Es ist alles eine Definitionsfrage, wie alles hier auf der Welt :wacko:

@ mab
Schon passiert!
Und wie heißt es so schön, auf jedes Töpfchen...
Meinen Deckel wird auch irgendwann auftauchen.

So nun muss ich mit meinen Vierbeiner raus, der schert sich um das interessante Thema :rolleyes: :wacko:
Go to the top of the page
 
+Quote Post
regenbogen
Beitrag 25.Oct.2005 - 12:08
Beitrag #66


a.D.
************

Gruppe: Members
Beiträge: 8.380
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 5



QUOTE (Mab @ 25.Oct.2005 - 12:25)
Und dann kam kurz vor dem Auflegen, ich hatte keine Zeit hierauf etwas zu erwidern - Termin für ein Treffen war bereits vereinbart - der Satz: "Ich bin dick."
Ich war übervorteilt worden.

"übervorteilt"? :o Weil eine Frau vielleicht nur mit Mühe den Mut aufbringt, dir das am Telefon zu sagen?

Es ging um ein erstes Kennenlernen nach Anzeige und Telefongespräch, nicht ums Heiraten, oder? :unsure: Und dann gehören doch so viele Merkmale zu einem Menschen, nicht nur die Leibesfülle - oder hast du explizit darauf hingewiesen, dass du keine dicke Frau willst? Woher willst du/soll eine andere wissen, wo bei den verschiedenen Menschen die Grenzen liegen?

Ich glaub das einfach nicht, dass die Vorwarnung "ich bin klein und rothaarig" bei vielen Frauen zur Vorauswahl dient und grundsätzlich hilft, Enttäuschungen beim ersten Treffen zu vermeiden. Vielleicht wussten sie dann nur, dass sie sich was anderes einfallen lassen mussten, um "nein" zu sagen. ;)

Aber das gehört wirklich nur am Rande hierher und soll nicht weiter vertieft werden.


Ich komme mir beim Lesen hier ganz klein vor, denn ich habe grosse Berührungsängste gegenüber Behinderungen und bin ganz und gar nicht stolz darauf. Drum les ich einfach erst mal weiter mit und bedanke mich bei datda und SpazLez dafür, dass ihr mir von euch erzählt und mir helft, diese Unsicherheiten vielleicht ein bisschen abzubauen.

Bei meinen Eltern erlebe ich gerade mit, wie eine partnerschaftliche Beziehung immer mehr zu einer pflegenden, nicht mehr gleichberechtigten wird. Für den pflegenden Partner ist das mit viel Verantwortung und einiger Einsamkeit verbunden. Externe Hilfe trägt dort zumindest dazu bei, dass es keine völlige Abhängigkeit wird und die Partnerschaft/Gleichberechtigung (beim pflegebedürftigen Partner halt mit externer Hilfe) doch noch besser erhalten bleibt.

Go to the top of the page
 
+Quote Post
LadyGodiva
Beitrag 25.Oct.2005 - 12:10
Beitrag #67


Strøse
************

Gruppe: Admin
Beiträge: 10.010
Userin seit: 27.08.2004
Userinnen-Nr.: 166



:D es geht nicht ums Häppchenweise - weil Behinderung doch keine Hiobsbotschaft ist, ähnlich wie rote Haare, Speckröllchen oder LRS. :rolleyes:
Ich muss mir doch selbst die Zeit nehmen, jemanden kennen zu lernen, um mir klarer zu werden, ob ich sie attraktiv und/oder liebenswert finde. Deshalb antworte ich ja auch ggf auf eine Anzeige. Schönheit und "Liebenswertigkeit" sind für mich derart abstrakt, dass sie sich nicht in körperlichen Parametern festhalten lassen.
Erotik lässt sich doch nicht dauerhaft an Oberflächen fest machen - das, was mich bei einer Partnerschaft-in-spe mit einer gehandicapten Frau nachdenklich stimmen würde, wären wirklich eher die praktisch-nahezu alltäglichen Fragen der Lebensplanung, in wie weit beide Alltage kompatibel wären, so das gewünscht ist.

edit: natürlich gibt es auch für mich Äußerlichkeiten, die absolut "abtötend" sind - aber die sind in der Regel eher eigenverursacht.

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 25.Oct.2005 - 12:14
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Rehauge
Beitrag 25.Oct.2005 - 13:17
Beitrag #68


Gut durch
************

Gruppe: Members
Beiträge: 1.590
Userin seit: 23.10.2004
Userinnen-Nr.: 643



QUOTE (regenbogen @ 25.Oct.2005 - 12:08)
QUOTE (Mab @ 25.Oct.2005 - 12:25)
Und dann kam kurz vor dem Auflegen, ich hatte keine Zeit hierauf etwas zu erwidern - Termin für ein Treffen war bereits vereinbart - der Satz: "Ich bin dick."
Ich war übervorteilt worden.

"übervorteilt"? :o Weil eine Frau vielleicht nur mit Mühe den Mut aufbringt, dir das am Telefon zu sagen?



auch nur am Rande darauf eingehend: Eine Frau die am Telefon den Mut aufbringt das zu sagen ahnt schon, dass sie im vorhinein nicht ganz offen und ehrlich war, sie ahnt schon, dass sie sich im Vorfeld unkorrekt verhalten hat und hofft nun auf Verständnis... sie setzt eine Hintertür ein, bei der die andere, wenn sie nun dankend ein Treffen ablehnt, als die "Böse" dasteht.


Es ist so ehrlich und auschließlich beschreibend in eine Kontaktanzeige Haar- und Augenfarbe, Körperlänge und Gewicht, Behinderung, beruf, Hobby und Interessen zu benennen und auch die äußeren und inneren Vorstellungen und wünsche an die zukünftige Partnerin zu benennen... Mag sein, dass weniger Antworten kommen, doch die Chance auf eine Seelenverwandte zu stoßen wird dadurch größer.

In Bezug auf Behinderungen:
Zu meinen Freundinnen zählt eine heterosexuelle Frau, die hat sich mit 24 Jahren in einen 10 Jahre älteren querschnittsgelähmten Mann verliebt und ihn geheiratet. Heute ist sie 46 Jahre alt, lebt weiterhin glücklich in dieser Ehe, in der sie auch dafür gesorgt hat, zwei Kinder von ihm zu gebären... Das ist möglich.

Eine andere Freundin hat wie Du SpazLetz eine Tetraspastik. Wir kennen uns jetzt 25 Jahre und ja, es macht mich traurig, mitbekommen zu haben, wie eine so intelligente und kluge Frau den ihr zustehenden beruflichen Erfolg nicht verwirklichen konnte, weil die Integration ihrer körperlichen Handicaps in den Berufsalltag nicht möglich war. Und ja, sie hat sich auch immr in für sie unerreichbare Menschen verliebt.
Und ja, es ist für mich selbst heute noch schwer mit ihr zusammen zu essen, obwohl ich sie sehr gerne mag. Und ja, ich war so sehr erstaunt, als ich damals sah, wie sanft und behutsam sie meine kleine Tochter nach ihrer Geburt berühren konnte... Wir haben in diesen Jahren so viel schönes gemeinsam erlebt und auch so viele Kämpfe miteiander ausgetragen, gegenseitig geschluckt und miteinander gelacht. dennoch würde ich Lügen, wenn ich behauptete, ich würde ihre Tetraspastik in unserer Freundschaft nicht mehr wahrnehmen.

Rehauge


Go to the top of the page
 
+Quote Post
Sternchen
Beitrag 25.Oct.2005 - 15:30
Beitrag #69


Salatfee
********

Gruppe: Members
Beiträge: 164
Userin seit: 07.01.2005
Userinnen-Nr.: 1.037



Ich schreibe nur mal kurz und knapp was dazu....
Ich lernte meine Frau kennen und lieben und bevor wir zusammen gekommen sind, hat sie mir gesagt das sie MS hat. Ich habe nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, nicht mit ihr eine Beziehung einzugehen. Wir sind jetzt seit 1 1/2 Jahren zusammen und glücklich. Und glaubt mir ich weis mitlerweile alles über MS.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
datda
Beitrag 25.Oct.2005 - 20:33
Beitrag #70


Rollirasendes Monsterchen
************

Gruppe: stillgelegt
Beiträge: 3.342
Userin seit: 03.05.2005
Userinnen-Nr.: 1.559



QUOTE (regenbogen @ 25.Oct.2005 - 12:08)
Ich komme mir beim Lesen hier ganz klein vor, denn ich habe grosse Berührungsängste gegenüber Behinderungen und bin ganz und gar nicht stolz darauf. Drum les ich einfach erst mal weiter mit und bedanke mich bei datda und SpazLez dafür, dass ihr mir von euch erzählt und mir helft, diese Unsicherheiten vielleicht ein bisschen abzubauen.

Gern geschehen!
Wenn wir was dazu beitragen können, die Barrieren mit abzubauen, so machen wir es gerne! (@SpazLez, ich durfte dich doch mit einschließen?)

@sternchen
Wow, du weisst alles über MS?, alle Achtung.
Die Krankheit ist seit 13 Jahren mein ständiger Begleiter und ich lerne heute immer noch was dazu. :gruebel:
Go to the top of the page
 
+Quote Post
regenbogen
Beitrag 25.Oct.2005 - 20:48
Beitrag #71


a.D.
************

Gruppe: Members
Beiträge: 8.380
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 5



Ich muss gerade an ein Paar denken, bei dem die eine Frau, nennen wir sie A, professionelle Musikerin und die andere, B, hochgradig hörbehindert ist. Als ich zum ersten Mal davon erfuhr, dachte ich natürlich: "Ausgerechnet!" Mittlerweile habe ich die beiden zusammen erlebt... die (fast?) gehörlose Partnerin B als aufmerksame Zuhörerin im Konzert von A... A in Situationen, wo ihre "behinderte" Partnerin ihr mit viel Humor und Stärke der Fels in der Brandung war... B mit einer erfolgreichen eigenen Karriere... wiederum unterstützt von A... da funktioniert ganz viel, bei den beiden, obwohl (@LadyG) sie einen ganz entscheidenden Teil dessen, was A's Leben und Dasein ausmacht, nämlich die Musik, nicht wirklich miteinander teilen können.

Aber ist das nicht auch bei Nichtbehinderten oft der Fall...? Wenn ich Musikerin bin, und meine Partnerin kann mit Musik überhaupt nichts anfangen - das muss nicht heissen, dass wir keine Beziehung haben können. Sie kann an meinem Musik-Leben trotzdem teilhaben mögen - so wie B es in diesem Fall bei A macht, und zwar wegen A, nicht wegen der Musik.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
datda
Beitrag 25.Oct.2005 - 21:03
Beitrag #72


Rollirasendes Monsterchen
************

Gruppe: stillgelegt
Beiträge: 3.342
Userin seit: 03.05.2005
Userinnen-Nr.: 1.559



@regenbogen
Vielleicht kann B Musik "hören" indem sie Musik mittels Schwingungen erfühlen kann? Ist nicht unmöglich *sprichtausErfahrung*

Ich stehe auch immer faszieniert davor, wie zwei Menschen sich gegenseitig unterstützen und so füreinander da sind.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
regenbogen
Beitrag 25.Oct.2005 - 21:24
Beitrag #73


a.D.
************

Gruppe: Members
Beiträge: 8.380
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 5



QUOTE (datda @ 25.Oct.2005 - 22:03)
@regenbogen
Vielleicht kann B Musik "hören" indem sie Musik mittels Schwingungen erfühlen kann? Ist nicht unmöglich *sprichtausErfahrung*

@datda
Ich weiss es nicht, ich habe mich leider nie mit ihr darüber unterhalten. Ich weiss aber aus Berichten über und Konzerten vonEvelyn Glennie (kennst du sicher?), dass das möglich ist. Evelyn Glennie spielte bei einem Konzert in der Royal Albert Hall Vibraphon mit blossen Füssen (also, Quatsch: sie hatte blosse Füsse, während sie Vibraphon spielte ;) ), weil sie so die Schwingungen über den Boden besser spüren konnte. Das sind Empfindungen, die man als Hörende überhaupt nicht kennt, jedenfalls nicht in der Feinheit. (Ebenso wie ich Gebärende beneide, die sich über einen grossen lauten Raum hinweg einfach mit ein paar Gesten verständigen können, während ich mir die Lunge aus dem Leib schreien könnte und mich trotzdem nicht verständlich machen...)
Go to the top of the page
 
+Quote Post
datda
Beitrag 25.Oct.2005 - 21:48
Beitrag #74


Rollirasendes Monsterchen
************

Gruppe: stillgelegt
Beiträge: 3.342
Userin seit: 03.05.2005
Userinnen-Nr.: 1.559



@ regenbogen

Ja, ich habe sie mal im TV gesehen *schwerinGehirnwindungenkramend*

:D Kannst mich beneiden, es ist herrlich, über größere Distanzen mittels Gebärden zu verständigen, das taten meine Ex und ich mit Genuß! Auch können Gehörlose die interessantesten Gespräche einiger Personen am Nachbarstisch verfolgen, ohne das diese es mitbekamen. Es ist schon erstaunlich, über was sich die Leute unterhalten. Ich weiss, das schickt sich nicht. :engel: :pfeif:
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Goldkind
Beitrag 25.Oct.2005 - 21:55
Beitrag #75


Teufelchen mit Engelsgesicht
************

Gruppe: Members
Beiträge: 8.481
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 51



um mich nochmal kurz und unqualifiziert an der Diskussion zu beteiligen, ich find´s immer wieder faszinierend, zu sehen, dass Behinderte so oft weniger Probleme mit ihrer Behinerung haben als Nicht-Behinderte, die auf sie treffen...

...das hab ich erst wieder im Juli auf der integrativen Freizeit bemerkt. Wir waren in einem Buchladen und eine unserer Kleinen, sie sitzt im E-Rolli hat sich mit der Buchhändlerin unterhalten, die aber die ganze Zeit nur in so einer Kleinkindsprache mit ihr redete...bis ich ihr sagte, dass die kleine zwar behindert is, aber nich blöd und dass sie sich mit ihren 9 Jahren durchaus ganz normal unterhalten kann. Ein Schockmoment für die Dame und auch durchaus peinlich, aber es hat gewirkt.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Oona
Beitrag 25.Oct.2005 - 22:09
Beitrag #76


Filterkaffeetrinkerin
***

Gruppe: Members
Beiträge: 25
Userin seit: 27.06.2005
Userinnen-Nr.: 1.794



Hallo,

dann möchte ich mich doch mal als Gehörlose outen.

Und ja, man muss einfach die Vorteile sehen. Ich kann mich mittels Lippenlesen über Hindernisse wie eine Glasscheibe oder auch Gebärden über größere Sistanzen hinweg verständigen. Wobei ich aber sagen muss, dass ich trotz Gehörlosigkeit die Gebärdensprache kaum kann.

Was Musik anbelangt: Diese kann man tatsächlich durch Schwingungen wahrnehmen. Dazu benötigt man einfach nur ein Holzfußboden. Holz leitet die Schwingungen wunderbar weiter!

Hmm, ich denke aber auch, dass die Behinderte selbst auch so ihre Bilder von der möglichen Partnerin hat. Ein jeder hat ja seine Vorstellungen. Und wenn ich ehrlich bin: Ich weiss nicht, ob ich es schaffen könnte, mit einem schwer Körperbehinderten eine Beziehung einzugehen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich für mich selbst schon viel Kraft aufwenden muss. Mit einem Hörgeschädigten hingegen hätte ich in der Hinsicht eher keine Probleme.

Aber es stimmt schon, die Menschen schauen, wenn andere Menschen aus der Norm herausfallen. Ich weiss, ich sollte mich über diese "dummen" Menschen nicht ärgern, es gibt aber immer wieder Situationen, in denen ich mich über diese ärgere und meinen Ärger auch zum Ausdruck bringe. Dann sage ich schon mal extra Laut eine bissige Bemerkung. Bei Kindern hingegen ist das was ganz anderes (von Jugendlichen brauchen wir hier nicht zu reden), sie sind einfach nur neugierig und fragen dann auch schon mal, klar, dann bekommen sie auch Antwort.

Eine Kontaktanzeige aufgegeben habe ich noch nicht, muss aber sagen, dass ich mich doch schwerer tue, andere Menschen kennenzulernen. Und das, obwohl ich weiss, dass mein Gegenüber auch gehemmt ist. Ich doch einfach mal was sagen sollte, und nicht denken, ich geb doch nur was Geistloses von mir. Und alle anderen geben immer nur Geistreiches von sich. Damit will ich nur sagen: Nach außen hin kommen wir vielleicht oft lockerer rüber, sind es im Prinzip auch, aber so lange wir die anderen nicht kennen: Sind wir auch gehemmt. Wobei ich zugeben muss, dass ich schon mal vergesse, dass ich Gehörlos bin.

Ich hoffe, ich komme jetzt nicht zu bitter rüber... Hab mich eben in Rage geredet. Obwohl ichs toll finde, das dieser Punkt mal angeschnitten wurde!

Oona

edit: rechtschreibfehler

Der Beitrag wurde von Oona bearbeitet: 25.Oct.2005 - 22:13
Go to the top of the page
 
+Quote Post
dandelion
Beitrag 26.Oct.2005 - 05:54
Beitrag #77


don't care
************

Gruppe: Admin
Beiträge: 34.734
Userin seit: 21.01.2005
Userinnen-Nr.: 1.108



hab bisher nur mitgelesen, und finde diesen Thread eine tolle Möglichkeit, die Situation mal aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen.

Meine Mutter arbeitet jetzt mit Körperbehinderten Kindern zusammen; als sie an einer Sprachbehindertenschule war, war ich im Alter ihrer Schüler und habe die Klasse gelegentlich kurz vor Schulschluß besucht... :D die großen waren immer ganz stolz, wenn sie mir erklären konnten, was sie alles schon in "Rechnen" gemacht hatten...
Danach habe ich selbst bei den Sehbehinderten ein Praktikum gemacht - spätestens dort habe ich nur noch am freundlichen Umgangston gemerkt, daß ich nicht an einer regulären Hauptschule war.
Später hat mir dann ein sehr guter Freund einen Teil dessen beigebracht, was er an Gebärdensprache von einem gehörlosen Exfreund gelernt hatte. Ich mag diese Art der Kommunikation, weil dort der Sinn in der Regel auch bei völlig verdrehter Grammatik leichter rüberkommt, als wenn ein gesprochener Satz verdreht... :roetel: was in meinem Falle sehr sinnvoll ist...

Ich weiß nicht - im Normalfall hätte ich wohl kein Problem mit einer körperlichen Behinderung oder Wahrnehmungs"defiziten" bei meiner Partnerin. Dafür achte ich zu sehr auf die Ausstrahlung.
Umgekehrt wäre ich wohl nicht in der Lage, angemessen mit einer geistigen Behinderung umzugehen. Dafür fehlt mir leider die geistige Geduld. (das ist dann wieder mein Defizit ;) )

Die Schwierigkeit, wenn man merkt, daß Dinge nicht unverkrampft funktionieren, von denen man das gerne hätte, ist wohl generell, daß man sich dann erst recht verkrampft. Man stelle sich eine aufgelöste Freundin vor, zu der man sagt "jetzt entspann dich mal"...
Meine Hemmungen im Alltag rühren eher von sozialem Druck und generell fehlender Sozialkompetenz her. "Sei offen", "kümmer dich", "red doch mal mit xy" ... Funktioniert nicht. Es ist wie mit allem und allen: erst einen Zugangsimpuls kriegen, dann klappt's auch mit der Nachbarin.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
outlook
Beitrag 26.Oct.2005 - 22:50
Beitrag #78


Suppenköchin
*******

Gruppe: Members
Beiträge: 143
Userin seit: 05.09.2005
Userinnen-Nr.: 2.061



Ich arbeite bei und mit mehrfach schwerstbehinderten Menschen...und ehrlich,
ein Liebesleben mit einem von ihnen wäre mir unmöglich. Nicht ein Rollstuhl stört mich, nicht das Fehlen eines Sinnes...aber die Abhängigkeit auszuhalten, rund um die Uhr, das ständige Fürsorgen müssen, schon.
Insofern stimme ich zu, es kommt auf den Grad der Behinderung an...und die Unterstützung die frau dabei erfährt.
Bei uns im Wohnheim gibt es einen Rollifahrer, der mit 9 Jahren einen Schlaganfalle erlitten hat und seitdem spastisch gelähmt, sprachlich schwer zu verstehen ist und ohne Unterstützung seinen Tagesablauf nicht geregelt kriegen könnte. Er fährt E-Rolli.
Er ist unwahrscheinlich lieb, aber trotzdem...dadurch, dass er unentwegt Hilfe braucht, seine hyienischen Verrichtungen nicht alleine geregelt kriegt..müßte ich schon Abstand von einer Liebesbeziehung nehmen.
Und ich finde Erotik unter diesen Umständen schwer vorstellbar.
Hier muß ich einfach von meinem idealistischen Bild der toleranten, über alles hinwegsehenden Frau Abschied nehmen...ich könnte es, bei aller Liebe, nicht leisten. Meine Liebe wäre bald flöten, da bin ich mir sicher...und einem Genervtsein gewichen... :roetel:
Sicher, geriete meine Frau in eine solche Lage, hoffe ich sie pflegen zu können, aber ist das noch Liebe oder Verantwortungsgefühl, aus dem ich handele?
Ich bin mir unsicher, ob ich das jahrzehntelang aushalten könnte...vielleicht mit Unterstützung...ich hoffe es...denn ich erwarte es von mir.

Mit Behinderungen ist es nicht einfach...wenn man jemand kennenlernt, die Behinderung sich in ein gemeinsames Leben integrieren läßt, dann kann das auch klappen...beide müssen die andere so annehmen können, wie sie ist.
Sicher ist es einfacher, frau lernt sich zufällig kennen, damit eine Kontaktaufnahme überhaupt zustande kommt ....aber dass das schwer sein kann...unbestritten.

LG Outlook

Der Beitrag wurde von outlook bearbeitet: 26.Oct.2005 - 22:53
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Taxus
Beitrag 27.Oct.2005 - 08:32
Beitrag #79


Suppenköchin
*******

Gruppe: Members
Beiträge: 125
Userin seit: 01.03.2005
Userinnen-Nr.: 1.292



@outlook

das kann ich gut verstehen
ich denke bei einer so schweren behinderung würde ich mir von vorneherein vorstellen, Liebesbeziehung und einen großen Teil der Pflege trennen zu müssen
warum muß der partner die pflege übernehmen?

natürlich ist es auf den ersten blick für den behinderten menschen angenehmer, die pflege von einer sehr vertrauten person zu bekommen

mit dem selbstbewußtsein in einer partnerschaft sehe ich da aber ein riesenproblem bei dem behinderten menschen, das vermutlich eine liebe nicht aushält

Der Beitrag wurde von Taxus bearbeitet: 27.Oct.2005 - 08:33
Go to the top of the page
 
+Quote Post
outlook
Beitrag 27.Oct.2005 - 11:28
Beitrag #80


Suppenköchin
*******

Gruppe: Members
Beiträge: 143
Userin seit: 05.09.2005
Userinnen-Nr.: 2.061




@Taxus
Ein gewisser Grad an Selbständigkeit gehört schon für mich dazu...es ist nicht
damit getan die Pflege teilweise abzugeben.

Die Erwartung an eine Beziehung muß geklärt sein, denn ein Mensch mit einer sehr starken Behinderung wird mir/uns nicht viele Alltagsprobleme abnehmen,
wird evtl. nicht mal die kleinsten Dinge selbst erledigen können..

Ist das eine gleichberechtigte Partnerschaft?

Liebe als so schwer Behinderter aushalten...ich denke, das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Der junge Mann im Wohnheim käme wohl damit klar, er ist einer derjenigen, die sich gerne helfen lassen, nicht den Ergeiz besitzen alles selbst zu tun, was man machen könnte. Er ist es einfach so gewöhnt und ..auch ziemlich bequem geworden.. :D
Er hat die Erwartungshaltung die anderen tun schon für ihn...also anders, als man sonst so denkt, das Behinderte sich üblicherweise verhalten...und man muß ihm verbal manchmal in den Hintern treten, damit er seine Möglichkeiten überhaupt nutzt.

Eine gewisse Eigenständigkeit bzw. der Willen dazu ist für mich für eine Beziehung mit einem behinderten Menschen unabdingbar.

LG Outlook




Go to the top of the page
 
+Quote Post

7 Seiten V  « < 2 3 4 5 6 > » 
Reply to this topicStart new topic
3 Besucherinnen lesen dieses Thema (Gäste: 3 | Anonyme Userinnen: 0)
0 Userinnen:

 



Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 14.05.2025 - 15:30