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> Auslandsadoption, für und wider
Violilli
Beitrag 17.Nov.2005 - 18:15
Beitrag #1


Gut durch
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Als ich heute erfuhr, dass eine Kollegin von mir Ende des Monats das Babyjahr antritt, überlegte ich für einen kurzen Moment auch, ob ich einen eigentlich unübersehbaren Bauch doch übersehen hatte. Dem war nicht so, da sie zusammen mit ihrem Mann ein kleines, ein Jahr altes Mädchen aus Thailand adoptiert und gestern die „Zusage“ bekommen hat. „Was hat das denn gekostet?“ Eine, auf den ersten Blick geschmacklose, aber dennoch berechtigte Frage, die aufkam, ist doch allgemein bekannt, dass nahezu hierzulande bei jedem Behördengang irgendwelche Gebühren anfallen und gerade bei so einem langwierigen Prozess wie einem Adoptionsverfahren jedes Amt die Hand dreimal aufhält. Bekannt ist außerdem, dass bei Auslandsadoptionen die Gefahr, an unseriöse Vermittler, sprich Menschenhändler, zu geraten und das Kind wieder zu verlieren, weil die leibliche Mutter ihre Zustimmung doch nicht erteilt hat, sehr groß ist. Nur weiß man auch, dass man bei einer Auslandsadoption bessere Chancen hat, ein Baby oder Kleinkind zu bekommen, was in Deutschland beinahe unmöglich ist. Ich habe mich für meine Kollegin sehr gefreut. Ich tue es auch jetzt noch und meine, dass das Kind es bei ihr uneingeschränkt gut haben und behütet und geliebt aufwachsen wird. Eine weitere Frage, die aufkam war „dann versteht die Kleine doch unsere Sprache gar nicht“. Ein Lernprozess, der bei einem einjährigen Kind zu überwinden sein dürfte.
Ich frage mich, inwieweit es vertretbar ist, ein Kind seiner Kultur zu entreißen, es auf 1000de von km zu entwurzeln und es hier im nicht gerade sehr toleranten Deutschland aufwachsen zu lassen und ihm eine Zukunft zu ermöglichen, die es in seinem Heimatland wohl nie haben wird. Irgendwann wird es Fragen stellen, schon aufgrund seiner unverkennbaren Herkunft. Die erfolgte Adoption wird nicht zu verheimlichen sein, wie es bei einem deutschen Kind eher möglich wäre (was m.E. keinesfalls gut ist!). Eine eventuell irgendwann gewünschte Kontaktaufnahme zu den Erzeugern wird aufgrund der Entfernung noch erschwert. Das Kind wird nach deutschen Grundsätzen erzogen, lernt unsere Sprache, und nur der Blick in den Spiegel wird ihm bewußt machen, dass es woanders herkommt.
Jemandem, der selbst kein Kind bekommen kann (oder keins bekommen möchte), aber dennoch Weltanschauung, Erfahrungen und Liebe weitergeben und einfach ein Kind aufwachsen sehen und die Verantwortung dafür übernehmen möchte, sollte die Möglichkeit dazu gegeben werden. Adoptiveltern werden bis aufs Blut geprüft, inwiefern sie sich „eignen“. Inwieweit Frauen, die selbst Kinder bekommen (können), „geeignet“ sind, prüft niemand. Und für solche, deren Chancen bei einer Adoption in Deutschland eher gering sind, bietet eine Auslandsadoption eine denkbare Alternative. Ich möchte niemandem, der sich mit dieser Thematik befaßt, unterstellen, dass er nicht bemüht ist, sämtliche Eventualitäten in seine Überlegungen mit einzubeziehen, und meine Kollegin hat meine absolute Hochachtung für ihren Entschluß, und ich finde es toll, dass sie ein Kind, das bereits auf der Welt ist, lieben und umsorgen will, aber dennoch schwingt bei mir ein kleiner Zweifel mit...
Immer noch nachdenklich und irgendwie unschlüssig
Vio
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Tankgirl
Beitrag 17.Nov.2005 - 23:06
Beitrag #2


Perfect By Nature
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Tja Purzi...
Das ist aber n recht spezielles Thema. Deine Zweifel kann ich durchaus nachvollziehen. Aus meist egoistischen Gründen ein Kind aus einem anderen Land zu adoptieren, weil es ja unkomplizierter ist, finde ich auch nicht toll. Zumal man ja auch schon so einiges von unseriösen 'Händlern' gehört hat oder das Eltern ihre Kinder aus finanziellen Gründen verkaufen... Sicher kann man so einiges überprüfen, aber Papier ist geduldig.

Es gibt hier bei uns genug Kinder, deren Eltern nicht in der Lage sind ein Kind angemessen groß zu ziehen, die u.U. somit zur Adoption stehen... Viel mehr Kinder suchen eine Pflegefamilie, eben weil die leiblichen Eltern einer Adoption nicht zustimmen.
Das ist der andere Weg, der wesentlich unkomplizierter ist. Die Pflegschaft für ein Kind zu übernehmen. Da ich selber schon einige Pflegekinder hatte (nur Bereitschaftspflege) weiß ich das Pflegeeltern für eine Dauerpflege lange nicht so genau überprüft werden wie Adoptiveltern in Spee. Wir haben einige Treffen mit den Dauerpflegeeltern angebahnt, sie für gut oder nicht gut befunden, das Jugendamt und das Kind hatte auch noch mitzureden, und das war es auch schon fast!
Pflegeeltern haben zwar nicht die gleichen Rechte wie Adoptiveltern, aber wenn ich ganz uneigennützig ( :gruebel: ) ein Kind zu meiner Familie zählen möchte, dann kann ich um des Kindes Wegen auch darauf verzichten, dass es meinen Nachnamen trägt.
Auch 'unsere' Kinder hier in Deutschland sind arm dran, wenn sie im Heim aufwachsen und nicht den gewünscht liebvollen Rahmen einer Familie haben. (sicher ist das ein, Wunschbild)
Klar, hungerleiden müssen sie nicht, aber Hunger ist nicht das Einzige, was einem Menschen fehlen kann. Meiner Meinung nach sollten wir erst mal für unsere eigenen kleinen Menschen sorgen... Und wenn die alle gut versorgt sind, dann erst nach anderen Quellen schauen... (wie gewohnt sarkastisch)

Tanki
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Bilana
Beitrag 17.Nov.2005 - 23:09
Beitrag #3


Capparis spinosa
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Wenn du den Weg über örtliche Behörden im Ausland gehst hat das sicher nichts mit Menschenhalndel zu tun. Oder doch?
In Nepal wurde es gesetzlich ermöglicht das alleinstehende (und auch ausländische) Frauen Kinder adoptieren dürfen. nicht in einem Anflug von Feminismus, sondern weil man merkte, das es so manche ausländische Frau gerne tun würde.
Und in solchen Ländern gibt es einfach nicht genug heimplätze und die staatlichen Heime sind...nun ja. Das ist doch eine Lösung, die allen zu gute kommt.
Und ja auch den Kindern. das denke ich weil ich Kinder kenne, die dort in heimen Leben.
Frauen, die sich die Mühe machen ein Kind aus nepal, Indien, Thailand wo immer es möglich ist zu adoptieren machen das meist auch nicht einfach so, sondern weil 2 Sachen zusammen kommen. Der Kinderwunsch und die Liebe zu dem Kulturkreis. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass das Kind auch eine enge Verbindnung zu der Kultur haben/bekommen wird, in der es geboren wurde.
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janis
Beitrag 18.Nov.2005 - 15:13
Beitrag #4


Gut durch
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Das Thema interessiert mich sehr, da ich einen jungen Mann kenne, der als Säugling aus Südamerika hierher adoptiert wurde.
Noch heute quälen ihn sehr ernsthaft viele Fragen und Probleme, die alle aus der Situation der Adoption entstanden sind. Sie machen es ihm schwer sein Leben zu meistern.
Seine Adoptiveltern sind leider nur eingeschränkt in der Lage damit umzugehen und ihn zu unterstützen.
Meiner Meinung nach ist der Stellenwert des Kulturwechsels bei einer Adoption nicht zu unterschätzen. Die Adoptiveltern bräuchten dazu, über das normale Maß hinaus, Fähigkeiten im Umgang mit ihrem Kind, damit dieses sich mit den speziellen Herausforderungen auf gute Weise auseinandersetzen kann.
Dem gegenüber steht, dass es leichter ist ein Kind aus dem Ausland zu adoptieren.

Das wollte ich noch zum Thema einbringen.

janis




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robin
Beitrag 18.Nov.2005 - 19:44
Beitrag #5


I lof tarof!
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@violilli: Ich habe von vielen menschen alle argumente gegen schon mal gehört. Und ich finde janis argumente auch wichtig. Inzwischen denke ich aber, dass eine adoption immer schwierig ist und probleme mit sich bringt. Wie alle kindheiten sonst auch ... du kannst auch als 2jähriges kind (leiblich, weiß, deutsch, männlich) in einem vorort von hamburg erschlagen werden, weil du 'störst' (es ist gerade wirklich passiert). Der 'erfolg' liegt für mich also hauptsächlich an den menschen, die dich adoptieren bzw zeugen...
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rowan
Beitrag 18.Nov.2005 - 19:59
Beitrag #6


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bzgl. des kulturellen hintergrundes, die kultur ist ja nicht genetisch bedingt, sondern geprägt von den erfahrungen, den eltern, der umwelt. oder irre ich mich da jetzt?

wenn dem so ist, dann ist ein säugling bzw. sehr junges kind doch kulturell kaum vorgeprägt (anders schaut es natürlich bei 10jährigen aus).

und das aussehen, ich wünschte, der letzte depp in deutschland würde auch checken, dass menschen menschen sind, egal welcher coleur und das deutschland ein multikulturelles land ist. und opfer von gewalt und ausgrenzungen können auch deutsche kinder werden, wenn sie nicht dem gängigen schönheitsideal entsprechen weil sie zb. abstehende ohren haben oder übergewichtig sind.

was ist schlimmer für das kind? unter den von bilana bereits erwähnten bedingungen aufzuwachsen (und das schaut in vielen ländern so aus, nicht nur nepal, auch teilweise in europäischen ländern, wenn ich nur an eine reportage aus rumänien denke) oder aber in einem anderen land aufzuwachsen, das zwar kulturell anders ist und es womöglich auch mal zu ausgrenzungen kommen kann, weil man ursprünglich aus einem anderen land kommt, aber wo man mit glück gute eltern hat, zu essen, schulbildung, etc.

ansonsten denke ich, dass der erste weg von den meissten adoptivbereiten menschen der ist, ein kind aus dem eigenen land/region zu adoptieren. nur leider bekommen viele keine adoptionsberechtigung in deutschland und weichen somit in andere länder aus.

menschenhandel ist natürlich das hinterletzte, aber die adoptionen im ausland können auch über die behörden des entsprechenden landes laufen, mit vorsicht und vorheriger ausführlichen informationssuche gerät man nicht an menschenhändler.

ich persönlich finde adoptionen von kindern aus anderen ländern legitim, sofern sich die adoptierenden eltern informieren und bemüht sind, integrationsarbeit zum wohle des kindes zu leisten.
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Tankgirl
Beitrag 18.Nov.2005 - 23:14
Beitrag #7


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QUOTE
mit vorsicht und vorheriger ausführlichen informationssuche gerät man nicht an menschenhändler.

welche Garantie hat man denn da ? Die des Papieres ???
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rowan
Beitrag 18.Nov.2005 - 23:27
Beitrag #8


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QUOTE (Tankgirl @ 19.Nov.2005 - 00:14)
QUOTE
mit vorsicht und vorheriger ausführlichen informationssuche gerät man nicht an menschenhändler.

welche Garantie hat man denn da ? Die des Papieres ???

über die behörden des landes? sind wohl dann eher keine menschenhändler.
eine weitläufige bekannte hat ihre tochter auch aus dem ausland adoptiert, da sie nicht mit einem mann verheiratet war (sie ist lesbisch) hat sie in deutschland keine adoptionserlaubnis bekommen. die adoption lief von einer behörde in hamburg und ging über die behörden des landes des kindes. glaube kaum, dass man so an menschenhändler gerät.
menschenhändler wollen geld haben und verkaufen kinder. sie hat nur ihren flug zahlen müssen um das kind aus dem dortigen kinderheim (mit grauenhaften zuständen) herauszuholen. nix menschenhändler. daher sag ich ja, gründlich informieren.
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Bilana
Beitrag 19.Nov.2005 - 00:33
Beitrag #9


Capparis spinosa
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QUOTE (Tankgirl @ 18.Nov.2005 - 23:14)
QUOTE
mit vorsicht und vorheriger ausführlichen informationssuche gerät man nicht an menschenhändler.

welche Garantie hat man denn da ? Die des Papieres ???

Weil frau sich als gewissenhafte Bürgerin dieser Erde an Gesetze vor Ort hält und das Kind nach dortigem recht und Prozedere adoptiert.
Agenturen sind immer Menschenhändler. Wobei das nun auch ein polemischer Begriff ist und die Frage ist, ob das immer absolut verurteilungswürdig ist.
Aber im Falle einer Adoption ist es das!


QUOTE
Dem gegenüber steht, dass es leichter ist ein Kind aus dem Ausland zu adoptieren.


Absolut nicht! Wenn frau den legalen Weg geht. Meist ist es bürokratischer und korrupter. Kostet Nerven und viel Zeit und Geld, wenn frau nicht schon vor Ort wohnt.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 19.Nov.2005 - 00:34
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shark
Beitrag 19.Nov.2005 - 08:39
Beitrag #10


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QUOTE (Tankgirl @ 18.Nov.2005 - 00:06)


Das ist der andere Weg, der wesentlich unkomplizierter ist. Die Pflegschaft für ein Kind zu übernehmen. Da ich selber schon einige Pflegekinder hatte (nur Bereitschaftspflege) weiß ich das Pflegeeltern für eine Dauerpflege lange nicht so genau überprüft werden wie Adoptiveltern in Spee. Wir haben einige Treffen mit den Dauerpflegeeltern angebahnt, sie für gut oder nicht gut befunden, das Jugendamt und das Kind hatte auch noch mitzureden, und das war es auch schon fast!
Pflegeeltern haben zwar nicht die gleichen Rechte wie Adoptiveltern, aber wenn ich ganz uneigennützig ( :gruebel: ) ein Kind zu meiner Familie zählen möchte, dann kann ich um des Kindes Wegen auch darauf verzichten, dass es meinen Nachnamen trägt.

So ganz "uneigennützig" wünscht sich doch niemand ein Kind; nicht "leibliche" Eltern und auch nicht Adoptiv- oder Pflegeeltern.
Und die Sache mit dem Nachnamen wäre für mich bei einer Pflegschaft das kleinste "Problem"... Auch eine Dauerpflege ist eine Pflege und keine Adoption; und gerade bei der Dauerpflege ist es sehr schwer, nicht zu "vergessen", dass das Kind alller Liebe zum Trotz, die ich ihm gegenüber empfinden mag, kraft Gesetzes eines Tages wieder den leiblichen Eltern zugeführt werden könnte.
Ich bewundere restlos Menschen, die Langzeitpflegekinder aufnehmen und sich immer wieder neu bewusst machen, dass ihre Liebe nur ein Geschenk auf Zeit sein könnte - für mich wäre es aber nie eine Alternative zur Adoption - weniger "Prüfung" hin oder her...Mir bräche das Herz, wenn es doch eines Tages abgeholt würde.
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rowan
Beitrag 19.Nov.2005 - 12:58
Beitrag #11


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QUOTE (shark @ 19.Nov.2005 - 09:39)
...Mir bräche das Herz, wenn es doch eines Tages abgeholt würde.

ich habe zwar keine kinder, aber ich glaube, mir würde es ähnlich ergehen. wenn ich mir vorstelle, ich müsste die katzen hergeben, das wäre schon hammerhart. dann noch kinder?!!?

ich finde es bewundernswert, wenn leute pflegekinder aufnehmen. die pflegekinder haben ja auch oft kontakt zu den leiblichen eltern und ziel ist es ebenfalls oft, sie in ihrer ursprungsfamilie wieder zu integrieren. wenn es dem wohl des kindes dient ist es natürlich gut, das kind steht an erster stelle. aber das zu verkraften, wenn man das kind wie sein eigenes liebt, das ist bestimmt sehr schwer.
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Violilli
Beitrag 19.Nov.2005 - 15:15
Beitrag #12


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QUOTE (Tankgirl @ 17.Nov.2005 - 23:06)
Pflegeeltern haben zwar nicht die gleichen Rechte wie Adoptiveltern, aber wenn ich ganz uneigennützig ( :gruebel: ) ein Kind zu meiner Familie zählen möchte, dann kann ich um des Kindes Wegen auch darauf verzichten, dass es meinen Nachnamen trägt.

Sicherlich mag man auf die Gleichheit des Nachnamens verzichten können, aber viele Eltern wollen auch gern den Vornamen des Adoptivkindes ändern, einfach, weil es nach erfolgter Adoption ihr Kind ist und sie ihm auch auf diesem Wege etwas "Persönliches" mitgeben wollen. Sie wollen mit dem Kind eine ganz normale Familie sein und eben auch denselben Nachnamen tragen. Dieser Wunsch ist niemandem zu verdenken.
QUOTE
Meiner Meinung nach sollten wir erst mal für unsere eigenen kleinen Menschen sorgen... Und wenn die alle gut versorgt sind, dann erst nach anderen Quellen schauen... (wie gewohnt sarkastisch)

Das ist wohl richtig. Nur hat man in Deutschland eine Menge Bürokratie über sich ergehen zu lassen, und Babys werden in erster Linie an Ehepaare vermittelt, und die gibt es wie Sand am Meer, so dass die Chancen hier schwindend gering sind. In meinem Bekanntenkreis wollte ein Ehepaar ihr fünfjähriges Pflegekind adoptieren, was mit der Begründung abgelehnt wurde, dass der Ehemann Kinderpsychologe ist :wacko: Nach welchen Kriterien da entschieden wird, scheint im Ermessen des einzelnen Mitarbeiter des Jugendamtes zu stehen...
Wenn man bei einer Ausandsadoption den Weg über die deutschen sowie über die Behörden des Landes wählt, aus dem das Kind adoptiert werden soll, dürfte man nicht an Menschenhändler geraten (ist jedenfalls zu hoffen). Mehr "Sicherheit" gibt es in dem Falle wohl nicht.
@ janis
Genau das meine ich, dass das Kind später evtl. in eine Art Identitätskrise stürzt, mit der die Adoptiveltern meist überfordert sind (in dem Fall unabhängig, ob deutsches oder ausländisches Kind). Die Frage nach dem "warum" wird das Kind lange, wenn nicht ein Leben lang, begleiten. Selbst hierzulande ist es schwer, Kontakt zu den leiblichen Eltern aufzunehmen (Inkognito-Adoption, die leiblichen Eltern erfahren nicht, zu wem ihr Kind vermittelt wird, die Adpotiveltern wissen nicht, woher es kommt). Für ein Kind aus dem Ausland ist dies - wenn überhaupt - nur über die Behörden möglich (will sagen, die Möglichkeit, einfach mal ins Telefonbuch zu schauen, entfällt somit, und bei einem Zusammentreffen müßte ein Dolmetscher anwesend sein).
Eine Adoption erfolgt immer "zum Wohle des Kindes". Und zum Zeitpunkt der Adoption mag das tatsächlich der Fall sein, eben weil ein Kinderheim ein denkbar unschöner Ort ist, um dort aufzuwachsen.
Die Probleme bei der Aufnahme eines Pflegekindes sind zum einen die recht lapidare "Eignungsprüfung" der Pflegefamilie im Gegensatz zu Adoptiveltern sowie die geringe Entscheidungsgewalt, allein wenn es um Dinge geht wie z.B. eine Klassenfahrt (darüber entscheiden die leiblichen Eltern, die dann u.U. grad unauffindbar sind), zum anderen die Gefahr, dass das Kind von einem zum anderen Tag aus der intakten Pflegefamilie wieder herausgerissen wird. Da bietet die Langzeitpflege (bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres) eine gute Alternative.
QUOTE
Ich bewundere restlos Menschen, die Langzeitpflegekinder aufnehmen und sich immer wieder neu bewusst machen, dass ihre Liebe nur ein Geschenk auf Zeit sein könnte - für mich wäre es aber nie eine Alternative zur Adoption - weniger "Prüfung" hin oder her...Mir bräche das Herz, wenn es doch eines Tages abgeholt würde.

Aufgrund dieser nachvollziehbaren Angst, die wohl alle Pflegefamilien haben, hoffen sie auf die Einwilligung der leiblichen Eltern zur Adoption. Und egal, wie sehr man sich damit auseinandersetzt und versucht, sich zu verinnerlichen, dass es eines Tages so sein könnte, dass das Kind wieder abgeholt wird, ich glaube nicht, dass es den Schmerz in diesem Moment lindert...

edit: Unverständliches nun hoffentlich verständlicher

Der Beitrag wurde von Violilli bearbeitet: 19.Nov.2005 - 15:51
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Hrafntinna
Beitrag 22.Nov.2005 - 19:38
Beitrag #13


Salatfee
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QUOTE
rowan Erstellt am 18.Nov.2005 - 19:59
  bzgl. des kulturellen hintergrundes, die kultur ist ja nicht genetisch bedingt, sondern geprägt von den erfahrungen, den eltern, der umwelt. oder irre ich mich da jetzt?

wenn dem so ist, dann ist ein säugling bzw. sehr junges kind doch kulturell kaum vorgeprägt (anders schaut es natürlich bei 10jährigen aus).



Richtig! Also kulturelle Probleme wird ein Kleinkind auf keinen Fall haben. Es gibt unterschiedlich Studien zur Migration die sich damit beschäftigen. Eine, die mir noch einfällt, besagt, das Kinder bis sie 6 Jahre sind auch in ihrer eigenen Kultur nur unzureichend sozialisiert bzw. enkulturiert sind. Das ganze verfeinert sich dann noch. Also einen Säugling aus einem anderen Land zu holen ist im Hinblick darauf nun kein Problem.

Und zu dem "Wurzel"- Problem.... Vielleicht ist die Frage nach den leiblichen Eltern und der Herkunft auch nur "hausgemacht". Was ich damit sagen will: Redet sich unsere Gesellschaft vielleicht nur ein, daß es sooooo wichtig ist zu wissen wer die leiblichen Eltern sind, daß die Kinder zwangsläufig wissen wollen wer die leiblichen Eltern sind?!?! Oder ist die ganze "Sache" ein angeborener Instinkt (was ich doch sehr bezweifel). In diese Fragen mit einbezogen wäre dann eben auch das Problem anonymer Samenspenden.

Hmmm und was ich noch sagen wollte, auch wenn wir hier nicht un Utopia leben, glaube ich hat man es in Deutschland mit einem, sagen wir mal exotischen Aussehen doch viel, viel einfacher als in den meisten anderen Ländern dieser Welt!
Also nicht soviel Gegenwartspessimismus bitte!

Es grüßt der Obsidian (=Hrafntinna)
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rowan
Beitrag 25.Nov.2005 - 19:45
Beitrag #14


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was die wurzeln von adoptivkindern anbelangt sehe ich keinen unterschied ob man in ein anderes land adoptiert wurde oder im heimatland.

ich denke, viele adoptierte wollen ihre biologischen wurzeln kennenlernen. manche bekommen diese möglichkeit, andere nicht. es mag vielleicht schwieriger zu sein, seine biologischen eltern im ausland zu suchen, aber unter dem strich haben das problem alle adoptivkinder. für mich kein punkt, der individuell nur auslandsadoptionen betrifft.

ich denke, für ein kind ist es das beste, schönste und wichtigste, ein zu hause zu haben, wo es geliebt, respektiert und gut behandelt wird, egal auf welchem fleck der erde.
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Tankgirl
Beitrag 02.Dec.2005 - 21:18
Beitrag #15


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Ich habe heute Morgen einen Bericht gesehen, der sich genau mit dem Thema befasste... (Leider nur die letzten 20 Minuten)

Es ging jedenfalls um einen 30 jährigen Mann der im Säuglingsalter aus Indien adoptiert wurde.
Zum Zeitpunkt der Adoption wussten die Adoptiveltern nicht, daß die Adoption illegal war. Der leibliche Vater hatte scheinbar einen Seitensprung mit Folgen, was in Indien bzw. in seinem Clan nicht denkbar war. Also hat er ohne Einverständnis der leiblichen Mutter das Kind in ein Waisenhaus gegeben. Es wurde dann behauptet die Mutter sei tot o.ä. Wie gesagt, die Erlaubnis der Mutter zur Adoption hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben... Aber das spielte keine Rolle. Die indischen Papiere schienen wohl in Ordnung zu sein !

Inzwischen fühlt sich der damals Adoptierte so entwurzelt, daß ein Leben für ihn hier kaum noch möglich ist. Er hat sein Studium abgebrochen, sich von Frau und Kind räumlich getrennt.
Er tut nichts andere mehr, als seine Wurzeln suchen. Reist ständig nach Indien oder sucht im Internet... Er hat nur noch einen Lebensinhalt... Zu wissen, wo er herkommt, wann wo und warum er geboren wurde und vor allem wer seine leibliche Mutter ist. Er fühlt sich hier genau so fremd wie in Indien !

Des weiteren bezeichnete er seine Adoptiveltern als Täter und Kidnapper... Obschon er noch ein gutes Verhältnis zu ihnen pflegte.
Es ist ihm scheinbar egal, unter welchen Umständen er in Indien aufgewachsen wäre... Hätte man ihn fragen können hätte er einer Adoption niemals zugestimmt !




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janis
Beitrag 02.Dec.2005 - 21:24
Beitrag #16


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mir fehlt nun zwar grade der wiss. fund. bericht, aber, soviel ich erfahren konnte, sowohl aus fachlichen quellen, wie auch aus direktem erleben (beispiel hab ich ja schon genannt), ist nicht zu unterschätzen in welchem maße die kulturelle entwurzelung konflikt- und leidenspotenzial für betrroffene darstelllt.

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shark
Beitrag 02.Dec.2005 - 23:33
Beitrag #17


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Im Falle dieses Mannes geht es letztlich grundsätzlich darum, inwiefern erwachsene Menschen ins Leben und die Lebenssituation von Kindern (leibliche oder auch nicht) eingreifen dürfen. Abgesehen von der Situation, dass ein Kind aus dem Ausland (auch legal) adoptiert wird, ließe sich diese Frage auch auf Umzüge innerhalb des Landes, Schulwahl oder Krankenkasse ausweiten - rein vom Anspruch her natürlich.
Und da frage ich mich natürlich schon, inwieweit Eltern überhaupt noch Entscheidungen für ihr Kind treffen dürften.

Die Eltern durften guten Gewissens von einer legalen Adoption ausgehen. Schuldig gemacht hat sich der leibliche Vater und diejenigen, die wussten, dass die Mutter eben NICHT verstorben war. Nicht die Adoptiveltern auf jeden Fall.

Eine andere Sache ist das Gefühl der Entwurzelung, das Kinder (auch Erwachsene) immer dann am deutlichsten erleiden, wenn sie entweder völlig ohne Kenntnis über ihre Wurzeln aufwachsen/aufgewachsen sind oder durch die Entlarvung falscher Angaben (wie in diesem Fall) ein völlig neues Licht auf die Adoption geworfen wird.

Ich kenne drei Personen, die als Kinder aus ihrem Heimatland "wegadoptiert" worden sind. Alle drei kennen die Namen ihrer leiblichen Eltern, haben ihr Geburtsland schon mehrfach besucht und durften ihre besondere Identität auch nach Annahme durch die Adoptiveltern behalten. Alle drei haben keine Probleme mit der Tatsache, nicht in ihrem Geburtsland aufgewachsen zu sein.

Ich glaube, auch hier ist Offenheit und die Fähigkeit, dem Kind seine Vergangenheit zu "erlauben" seitens der Adoptiveltern gefragt....



edit: "n" entfernt

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 03.Dec.2005 - 23:13
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