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> Irren ist menschlich vs. Menschlich ist irre, Eltern/Kind-Komplex - Kann TRIGGERN!
Fledi
Beitrag 23.Nov.2005 - 21:39
Beitrag #81


...
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QUOTE (Mab @ 23.Nov.2005 - 07:52)
Es war mir nie wichtig, von ihr ein Schuldzugeständnis zu erhalten. Denn ich brauchte ihre Absolution nicht.
Mir reichte die Bestätigung meiner fragmentarischen Erinnerungen durch meine Geschwister und dass meine Vergangenheit tatsächlich teils noch schlimmer war, mich aber mein Gedächtnis vor dieser Erinnerung bewahrt. Denn das Kind brauchte eine gute Mutter.

:unsure:

Situation gesehen auf die letzten 12 Monate.

Ich habe so ziemlich alles schlimme erfahren, mehr, als ich tragen kann. Mir werden die Dinge immer bewusster. Einiges habe ich hier geschrieben. In den letzten 72 Stunden kamen so konzentrierte Dinge dazu, dass ich nicht mehr ein noch aus weiß.

Nun kommt meine Schwester. Verzweifelt. Sie möchte meine Eltern zur Rede stellen. Ich weiß gar nicht, ob ich schon so weit bin. Natürlich suche auch ich Erklärungen, für bewusste Handlungen von Eltern.

Mab, findest Du Erklärungen anders als Schuldeingeständisse? Ich mein, auch ich wollte gute Eltern... die hab ich mir schon "gutgedacht". Nur bin ich inzwischen 27 und der Blödsinn klappt nicht mehr. Wie gehst Du mit den Erinnerungen um, was war, als Du begonnen hast, Dich zu erinnern und manches bestätigt bekommen hast?
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jellyfish
Beitrag 24.Nov.2005 - 21:50
Beitrag #82


Vorkosterin
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Hallo,

bitte nicht wundern, dass eine "neue" gleich hier schreibt. Als ich mich vor längerer Zeit entschloss, mich unter diesem Nick anzumelden, war ich im Begriff, ein Thema unter anderem Namen zu posten, entschied mich anders. Hole ich jetzt nach.

Mein Missbrauch begann eigentlich, als ich geboren wurde denn ich sollte der Rettungsanker sein, der einer zerrütteten Ehe. Statt männlich kam dann auch noch ein Mädchen zur Welt. Meinen Missbrauch-Werdegang *sarkasmus off* hier darzulegen, ginge zu weit. Nur soviel, vom Opa über den Vater, die Mutter, die Schwester, bis hin zum "ersten Mal".

Es hat lange gedauert, bis ich mein Mitleidsmäntelchen abgelegt und erkannt habe, dass ich und ich alleine dafür verantwortlich bin, wer mir was tut, mich selbst eingeschlossen. Ist vielleicht missverständlich ausgedrückt (?). Will sagen: Als ich klein war, hatte ich natürlich nicht die Möglichkeit, meinen Eltern zu sagen "Tut das nicht! Tut mir nicht weh!" Ich habe genauso wie alle anderen Missbrauchsopfer nach der elterlichen, der natürlichen Liebe gesucht.

Jetzt aber sind wir erwachsenen und als eine solche spreche ich auch. Der Weg, sich in den Mustern bestätigt zu fühlen ist der einfachste, und der bequemste, und gleichzeitig der schwerste, da er einem Ausbrauch aus dem emotionalen Gefängnis gleichkommt. Nehmen wir mal an, mit Hilfe einer guten Therapeutin gelingt das, halbwegs. Dann ist da immer noch das Thema,dass frau jeden Tag aufs neue konfrontiert werden kann, mit altem Verhalten,in neuen Menschen. Es wird immer wieder eine Herausforderung sein. Und manchmal kommen ganz viele Situationen zusammen, vielleicht noch die mens, und du steckst wieder mittendrin in den alten Ängsten. Aber nun sind wir nicht mehr allein!

Ich habe versucht, die Menschen zu verachten, die mir weh getan haben. Es hat mir großen Kummer bereitet weil ich 1. nicht die Typin bin und 2. Hass ein Kraftfresser ist, Kraft, die ich für mich gebraucht hätte.. Im Film "French Kiss" sagt die Hauptfigur "Even people who hate their mothers love their mothers!" Das hat bei mir sehr viel ausgelöst, denn das was ich letztlich immer getan habe ist, meine Eltern doch irgendwie zu lieben. Ich bin deren Kind. Punkt. Ich kenne viele verbitterte Frauen, und lese sich leider auch hier, die mit unglaublicher Härte gegen ihre (leiblichen) Eltern und Menschen vorgehen. Diese Härte, so denken ich, üben sich jedoch auf sich selbst auch aus und das kann es nicht sein! Natürlcih können wir aufbrechenden Schmerz nicht ignorieren, wohl aber nicht noch Salz in die Wunde tun, sondern uns auf uns konzentrieren, auf die Gesundung. Das kann nicht mit Hass geschehen.

QUOTE
Mab, findest Du Erklärungen anders als Schuldeingeständisse? Ich mein, auch ich wollte gute Eltern... die hab ich mir schon "gutgedacht". Nur bin ich inzwischen 27 und der Blödsinn klappt nicht mehr.


Gut-denken ist gut. Für alles eine Erklärung finden, nur damit sie in dem rechten Licht stehen, in dem Frau sie gerne hätte. Ich frage mich wofür? Warum? Um dir nicht zu begegnen?

QUOTE
Wie gehst Du mit den Erinnerungen um, was war, als Du begonnen hast, Dich zu erinnern und manches bestätigt bekommen hast?


Als ich mich direkt an den Missbrauch erinnerte und meinen Vater damit konfrontierte, hat er gesagt "Ist doch schon so lange her!" Ich hätte aus den Latschen kippen können, und ich blieb ganz ruhig. Die Wahrheit war wesentlich besser erträglich als dieses ewige Rumsuchen danach. Vor allem konnte ich mich nun auf meine Gesundung konzentrieren.

Es gibt nichts schöneres als ein Etappensieg. Wieder etwas verstanden! Eine Umarmung meines inneren Kindes, und umarmung für ein richtiges Kind. Es funktioniert.

Manchmal sagt man mir nach, ich hätte zuviel Verständnis und würde für alles eine emotionale Begründung finden. Tja, es ist so! Es gibt sie! Einmal sagte mir ein Engel, der mich während der ersten hoppeligen Gehversuche begleitete: "Wir sind etwas ganz besonderes! Vergiss das nicht!"

Du bist auch was ganz besonderes, Lillith, eine wunderbare Frau, wie alle hier!


Jellyfish
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hexe
Beitrag 25.Nov.2005 - 00:23
Beitrag #83


Gut durch
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Hm.Ich möchte eigentlich ne Menge hierzu sagen,muß mich aber vorerst - und vielleicht bleibt es dabei-darauf beschränken,für mich selber festzustellen,daß ich sehr betroffen und nachdenklich bin.
Das bringt eine Nähe zu sich selbst mit sich,die im Alltag gern mal untergeht...
Was ich loswerden möchte:
Lilith,Du hast gefragt,wie frau damit umgeht,wenn Erinnerungen kommen und bestätigt werden...die Frage ging an Mab,ich antworte trotzdem mal darauf.
Ich habe vor 10 Jahren den letzten Therapieversuch gemacht,ambulant,bei Wildwasser.Da passierte genau das,ein hochkommen gewisser Erinnerungen,so intensiv,als steckte ich mitten drin.Ich hab verdammt viel Kraft gebraucht,das durchzustehen.Die Therapie war einmal pro Woche,45 Minuten.Es war aber so schlimm,daß daneben nichts anderes mehr möglich war.Ich hab tagelang Rotz und Wasser geheult,war so neben mir,daß ich mich schn***** "mußte",um mir meiner selbst bewußt zu werden,und dergleichen mehr.Ich hatte irgendwann nur noch den Gedanken,dem Täter das Leben zu nehmen,zu strafen.Er hat für das,was er mir angetan hat,lange Jahre im (offenen)Strafvollzug gesessen(weil ICH ihn angezeigt habe),aber das ist m.E.nicht annähernd so schlimm,wie das,was ich durchmach(t)e.Für ihn war es damit erledigt,ich hingegen werde es wohl niemals ganz los.
Die Therapie und die Erinnerung in dieser extremen Form habe ich aus Selbstschutzgründen abgebrochen.Vor allem auch,weil ich zu der Zeit schon alleinerziehende Mutter eines Babys war,für das ich Verantwortung zu tragen hatte.Das war in diesem Gemütszustand nicht angemessen zu gewährleisten.
Die Zeit vom Abbruch der Therapie bis zur Stabilisierung meiner Psyche fehlt in meinem Gedächtnis.
Im Nachhinein kann ich sagen,daß es trotz allem gut war,mich zu erinnern und diese Hölle zu durchlaufen.Danach war ich stabil wie nie vorher,so schlecht ging es mir nie wieder.Ich habe gelernt,meine Stärken anzuerkennen und zu mir zu stehen - und auch,zu sagen,DAS ist zu viel für mich,hier übernehme ich Verantwortung für mich und mein Umfeld,indem ich mich NICHT der Vergangenheit stelle,sondern der Gegenwart!Diesen Schritt habe ich nie bereut,und diese Stabilität habe ich noch immer.
Ich möchte noch dazu sagen,daß ich die Mutter,die mir kein Schutz war,zur Rede gestellt habe.Ich habe sie Gewissermaßen gezwungen,Stellung zu beziehen und mir zu erklären,warum sie das zugelassen hat,warum sie nicht eingeschritten ist.Gezwungen dadurch,daß ihr "ich will nicht darüber reden"für mich keine Relevanz hatte.Ich war mir wichtiger,es ging um mein Überleben.Ich habe sie immer wieder gefragt und konfrontiert,bis sie geantwortet hat.Es hat lange gedauert,aber auf diese Weise konnte ich mich mit ihr aussöhnen.Darüber bin ich froh.
Zuletzt möchte ich Dir,Lilith,noch sagen,daß der schwierigste Weg manchmal der richtige ist,auch wenn es zunächst nicht danach aussieht.
Ich wünsch Dir ganz viel Mut und Glück auf Deinem Weg!
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hexe
Beitrag 25.Nov.2005 - 22:32
Beitrag #84


Gut durch
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QUOTE (Mab @ 25.Nov.2005 - 08:40)
Ich kann nur angebotene Hilfe zulassen und mich selbst heilen.

Dem stimme ich absolut zu.
Wichtig dabei ist,sich selbst anzunehmen,mit allem,was zu einem gehört,ob die einzelnen Komponenten nun schön sind oder nicht.Aus allen Facetten wird ein Ganzes;ein liebenswertes Ganzes.
Und irgendwann,Hand in Hand mit der Akzeptanz der eigenen Geschichte,kommt auch das Wissen"ich bin nicht schuld".Damit entwickelt sich dann ein ganz neues Selbstverständnis,und es wird immer leichter,sich selbst zu helfen.
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sometimes
Beitrag 26.Nov.2005 - 11:44
Beitrag #85


Fürstin Pückler
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Guten Morgen an Alle!

Eine mutige und, wenngleich schreckliche und traurige, dennoch wichtige Diskussion, wie ich finde.

Meine Geschichte beinhaltet von allem etwas, was hier von Euch beschrieben wurde: Missbrauch, physische und psychische Gewalt, Demütigungen. Es war mir über viele Jahre aus dem Bewußtsein genommen, sicherlich aus gutem Grund. Da war immer nur Depression und Versuche, mir selbst den Garaus zu machen. Sei es mit Selbstmordversuchen oder exzessivem Lebensstil.
Erst mit ca. 30 Jahren kam es brockenweise an die Oberfläche. Als mein Vater dann vor 10 Jahren starb, dachte ich, ich könne alles mit in dieses Grab werfen. Das hat eine zeitlang auch ganz gut funktioniert. Zwei Jahre später starb dann mein Bruder, den sie auch auf dem Gewissen haben, der nicht die Kraft hatte, die ich wohl habe und von der ich gar nicht weiß, wo ich sie immer wieder her nehme.

Meine Mutter badet diesbezüglich in Selbstmitleid ("Ich habe alles falsch gemacht")und Phrasen wie "ich habe es nicht gewußt" und "wir haben es nicht besser gewußt und wollten doch nur Euer Bestes". Auf eine Entschuldigung warte ich bis heute. Nein, warte ich nicht mehr. Es ist mir mittlerweile gleichgültig. Mit 14 habe ich einmal zurückgeschlagen. Als ich das mal angesprochen habe, meinte sie, das hätte ich schon viel früher tun sollen. Das hätte ich mal probieren sollen!

Beziehungsunfähig wie ich mein Leben lang bin (oder hoffentlich war), habe ich vor einem halben Jahr auch die Frau vertrieben, die mir so wichtig war. Seitdem mache ich endlich Therapie. Es hilft mir aus diesem Kreis der immer gleichen Gedanken heraus und erklärt die Muster, die mir immer im Weg stehen.
Ich glaube aber, dass solche Diskussionen oder auch Gespräche wie diese mit ebenfalls "Überlebenden", mindestens genauso wichtig sind.

Achsoja: vor 4 Wochen kam eben diese meine Frau wieder. Sie macht seitder Trennung auch Therapie und wir sind zuversichtlich, dass wir es dieses Mal schaffen werden. :)


Jetzt muß ich ein bißchen weinen - und umarme Euch in Gedanken.

Some




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