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> Lügen, oder nichts als die Wahrheit?
Oldie
Beitrag 12.Jul.2006 - 08:03
Beitrag #21


multifunktionales Blond(s)chen
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Folgelüge muss doch gar nicht sein:
QUOTE
"Wir können uns dann mal verabreden! Wir telefonieren, ja?"

Ist zwar das Wort auf die Goldwaage gelegt, aber die Antwort könnte lauten:
Du hättest Dich ja auch melden können.

Oldie, die ehrliche, würde wahrscheinlich von vornherein sehr unverbindlich von "mal sehen, wenn es sich ergibt" reden.

Abgesehen von diesem konkreten Beispiel, sind es Lügen, wenn ich Floskeln mit Floskeln beantworte?
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shark
Beitrag 12.Jul.2006 - 08:23
Beitrag #22


Strösenschusselhai
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Ui, jetzt wirds theorethisch.. ;)

Ja, ich denke, formal ist das immer noch eine Lüge...denn Floskeln zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie eben auch ehrlich gemeint sein KÖNNTEN; was ich ja nicht wirklich weiß...darauf mit einer Floskel zu antworten, von der ICH aber WEIß, dass sie nicht mehr ist als das, ...naja... :rolleyes:

Ich denke, jede hat ihre eigene Handlungsmaxime...Verbindlich kann es erst werden, wenn Ehrlichkeit (über Motive, Wünsche...) ins Spiel kommt; ansonsten ist es ein Austarieren der "gerade noch möglichen Wahrheit/Lüge"...


Aber ich bin heute auch besonders anfällig für Verletztheit durch Lüge (Nicht-Wahrheit) :(
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Oldie
Beitrag 12.Jul.2006 - 08:35
Beitrag #23


multifunktionales Blond(s)chen
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QUOTE
Aber ich bin heute auch besonders anfällig für Verletztheit durch Lüge (Nicht-Wahrheit) sad.gif


Ich bin das immer! Sehr zu meinem Leidwesen manchmal.
Manchmal wäre es schon leichter, durch ein paar "fromme Lügen" sich aus unangenehmen Situationen davonzustehlen.
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shark
Beitrag 12.Jul.2006 - 08:40
Beitrag #24


Strösenschusselhai
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Das stimmt....
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DerTagAmMeer
Beitrag 12.Jul.2006 - 10:36
Beitrag #25


Adiaphora
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QUOTE (Oldie @ 12.Jul.2006 - 08:35)
Manchmal wäre es schon leichter, durch ein paar "fromme Lügen" sich aus unangenehmen Situationen davonzustehlen.

Finde ich eigentlich nicht. Die Situation wird ja nicht angenehmer davon, dass mich andere weiterhin falsch einschätzen. Darum ist es mir lieber, wenn jede weiß, woran sie mir mir ist.

Dasselbe gilt für Floskeln. Solange ich jemanden grundsätzlich mag, sage ich auf "schön, dich zu sehen" auch schon mal "Mensch, ich freu mich auch!", auch wenn die Situation eigentlich eher ungünstig ist, weil ichs z. B. sehr eilig hab. Wem ich allerdings nicht aufs Fell gucken kann, der erntet auch keine Höflichkeiten von mir. Da bleib ich solange verstockt, bis der mir von sich aus dem Weg geht. Und bei besonders unsensiblen Zeitgenossen kann ich mit der Wahrheit über meine Einstellung ihm gegenüber zuweilen auch recht deutlich werden.

Da ist es mir schnurz, ob ich vorher faktisch nie gelogen habe - irgendwie ist trotzdem ein falscher Eindruck entstanden; also hab ich das Bedürfnis, ein paar Dinge grade zu rücken und mach das dann auch.

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reisende
Beitrag 12.Jul.2006 - 11:18
Beitrag #26


Gut durch
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Ich habe manchmal schon das Gefühl, dass die Wahrheit hinter den Floskel-Lügen verloren geht. Will ich jemandem sagen, dass es mich freut sie/ihn zu sehen, dann weiß niemand so richtig, ob es nun eine Floskel ist oder nicht.Da kann ich dann wirklich nur darauf hoffen, dass es so ehrlich rüberkommt, dass mein Gegenüber mir das auch abnimmt.
Andererseits bin ich diesen Floskel-Lügen auch sehr dankbar, denn sie retten einen doch manchmal aus verquirllten Situationen...und so so ehrlich ich auch sein will, ich kann meinem Chef nicht ins Gesicht sagen, dass er einen miserablen Umgang mit seinen Mitarbeitern und Kunden pflegt. Ebenso will ich ihm einen "guten Abend" wünschen, wenn er grad mal wieder alle runtergeputzt werden.
Und aus solchen Situationen leidet der Wert des Gesagten... wenn ich dann wirklich jemand "schönen Feierabend" oder ähnliches wünsche, dann leidet diese (ehrlich gemeinte) Floskel darunter...
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DerTagAmMeer
Beitrag 12.Jul.2006 - 11:50
Beitrag #27


Adiaphora
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QUOTE (reisende @ 12.Jul.2006 - 11:18)
und so so ehrlich ich auch sein will, ich kann meinem Chef nicht ins Gesicht sagen, dass er einen miserablen Umgang mit seinen Mitarbeitern und Kunden pflegt.

Vielleicht wäre er für einige Anregungen seiner Mitarbeiterin ja gar nicht mal undankbar?
Ich finde schon, dass es meist möglich und auch sinnvoll ist, berechtigte Kritik an Vorgesetzten zu äußern (auch ohne sich über die Hierarchie hinwegzusetzen und seinen Kompetenzbereich zu verlassen).
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reisende
Beitrag 12.Jul.2006 - 12:03
Beitrag #28


Gut durch
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QUOTE (DerTagAmMeer @ 12.Jul.2006 - 12:50)
Vielleicht wäre er für einige Anregungen seiner Mitarbeiterin ja gar nicht mal undankbar?
Ich finde schon, dass es meist möglich und auch sinnvoll ist, berechtigte Kritik an Vorgesetzten zu äußern (auch ohne sich über die Hierarchie hinwegzusetzen und seinen Kompetenzbereich zu verlassen).

Nein, ist er leider nicht...er erzählt uns immer vom richtigen Umgang mit Menschen, nur leider ist er da gar kein Beispiel. Ansonsten stimm ich dir aber zu, dass Kritik an Vorgesetzten auch möglich sein muss. Nur wünsch ich ihm lieber einne "guten Abend", damit das Verhältnis trotz Kritik noch auf einer respektvollen Ebene bleibt. Und damit hätte ich wieder die Floskel-Lüge...
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awena
Beitrag 15.Jul.2006 - 12:55
Beitrag #29


Vorspeisenexpertin
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Hallo Violilli
Ist ja ein wahrhaft philosophisches Thema das du hier aufgeworfen hast ;-) und deshalb habe ich mich zuerst mal bei „Wiki“ schlau gemacht:

Wahrheit
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Wahrheit bezeichnet im allgemeinen die Übereinstimmung einer Aussage mit der Wirklichkeit. "Wahrheit" ist der deutsche Ausdruck für das altgriechische Aletheia (lat. veritas), das von den Griechen für das Aufdecken eines verborgenen oder versteckten Wissens verwendet wurde. Das Gegenteil von Wahrheit ist die Unwahrheit oder die Falschheit, je nach Zusammenhang. Die Unwahrheit kann absichtlich oder unabsichtlich ausgesagt werden. Die Lüge, als Unterbegriff der Unwahrheit, bezeichnet die absichtliche Falschaussage.

Ich persönlich glaube, dass es wichtig ist, beide Begriffe Wahrheit und Lüge zu entmystifizieren - weil beide in Teufelsküche führen können und weil beide letztendlich subjektiv beurteilt werden. Das kommt für mich in dieser Diskussion deutlich zum Ausdruck.
Wahrheit kann wahrhaft tödlich wirken - Lügen können wahre Wunder wirken ... so ist es doch!
Als ich ein Kind war, habe ich die Lüge vom Weihnachtsmann geglaubt und sie hat mir Freude bereitet, später habe ich entdeckt das eine Lüge war.......und wenn ich heute den Weihnachtsmann persönlich kennen lernen sollte, werde ich wissen das meine Eltern doch die Wahrheit gesagt haben und ich werde wieder an ihn glauben J
Im zwischenmenschlichen Bereich sind nicht Wahrheit/Lüge das Problem sondern ihre Zuordnung: Wahrheit = Gut / Lüge = Böse. Und dieses Urteilen so schätze ich mal hat schon so mancher Beziehung das Genick gebrochen.

Wahrheit/Lüge sind die „Zwei Seiten einer Medaille" sie gehören zusammen, ohne die eine gäbe es die andere auch nicht. Wenn ich fanatisch auf „meiner Wahrheit“ bestehe, öffne ich der Lüge Tor und Tür, in mir selbst und auch nach außen. Wenn ich mit oder ohne Absicht lüge (ich kann mir ja auch selbst was vorlügen) kommt „meine Wahrheit" meist früher oder später eh ans Licht.
Ich halte es so, dass ich möglichst dicht ... und möglichst immer authentisch bleibe J
Ich bleibe bei meiner Wahrheit solange ich keine bessere gefunden habe - lüge, wenn ich unter Druck gerate oder Angst habe und trage die Konsequenzen, wenn ich damit auffliege.

Ups....jetzt habe ich mich doch tatsächlich in Rage geschrieben ;-) Aber vielleicht gefällt dir mein Beitrag ja auch.

Lg verflixtnochmal




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Bilana
Beitrag 15.Jul.2006 - 13:19
Beitrag #30


Capparis spinosa
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QUOTE
Der Begriff Wahrheit bezeichnet im allgemeinen die Übereinstimmung einer Aussage mit der Wirklichkeit.

Aber was ist die Wirklichkeit? ;)
Ist es nun eine Lüge, wenn ich etwas sage, dass nach deiner Wirklichkeit falsch ist, nach meiner (momentanen) aber richtig?

Kein Mensch sagt immer die Wahrheit, auch nicht seine eigene. Insbesondere werde ich misstrauisch wenn menschen versuchen mir weiß zu machen, dass sie, abgesehen von Höflichkeitslügen, immer die Wahrheit sagen.


QUOTE
Ich bleibe bei meiner Wahrheit solange ich keine bessere gefunden habe - lüge, wenn ich unter Druck gerate oder Angst habe und trage die Konsequenzen, wenn ich damit auffliege.

Geht mir denke ich ähnlich. Vielleicht aber auch deshalb, weil ich es schon erlebt habe, die Wahrheit ziemlich offen gesagt zu haben, mich gleichzeitig darüber geärgert zu haben und die Konsequenzen für mich und andere ziemlich unschön waren.
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shark
Beitrag 15.Jul.2006 - 13:32
Beitrag #31


Strösenschusselhai
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Ich schätze authentische, in der Grundhaltung ehrliche Menschen...natürlich verfügen auch diese "nur" über ihre eigene "Wirklichkeit" und "Wahrheit".
Und mit dieser begegnen sie mir und ich ihnen mit der meinen...Lüge (verfälsche wissentlich die eigene Wahrheit) ich, so muss ich damit leben, dass die Reaktion auf mein Signal eben nicht "stimmen" kann, selbst wenn das Gegenüber rechtschaffen antwortet, weil die Ausgangslage "erfunden" ist. Ich schaffe damit eine von meiner Realität getrennte Situation - und muss das dann auch in allen Konsequenzen vor mir und dem Gegenüber verantworten.
Ganz schön schwierig, zu erklären...

Möglichst oft ehrlich zu sein, vereinfacht mE vor allem das Auskommen mit mir selbst und in Folge auch mit Anderen.
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sonnenstrahl
Beitrag 16.Jul.2006 - 10:53
Beitrag #32


verboden vrucht
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Lügen? Bei genaurem Überlegen ein wirklich komplexes Thema. Hier eine kleine Reise durch meine ersten Gedaken dazu:
Da fällt mir z.B. ein Mensch ein, den ich öfters treffe. Ein intelligenter Mann Mitte 40, der sich extrem schlecht verkaufen kann, und der seit über 20 Jahren durch alle Maschen des Arbeitsmarktes fällt. Anfangs dachte ich, der mache das mit Planung und Taktik - doch nach mehreren Jahren Bekanntschaft, und vielen intensiven Gesprächen sehe ich ihn als ebenso authentisch und integer wie anstrengend und zäh. Wenn er überhaupt was sagt, dann ist es das, was er denkt. Er drückt sich hochkompliziert und gewunden aus, weil seine Gedanken eben so sind - und was aus seinem Mund kommt, ist höchst selten das, was allgemein von einem normalen, arbeitsfreudigen, gesellschaftskompetenten Menschen erwartet wird.
Derselbe Mensch hat sich vor etlichen Jahren mehrfach die absolut vorhandene und zum Greifen nahe Chance auf Kriegsdienstverweigerung vermasselt, weil er den entscheidenden Satz, den sie ihm richtig auf dem Silbertablett wohlwollend servierten ("nun sagen Sie es doch schon, Herr ....), partout nicht über die Lippen brachte. "Es war eine Farce", sagt er, "und ich konnte da nicht mitspielen." Der Mann wird heute, über 20 Jahre später, noch blaß, wenn er davon erzählt, wie er ohnmächtig und wie gelähmt zwischen seiner Unfähigkeit selbst zur Notlüge und den freundlichen aber paragraphentreuen Beamten vom Kreiswehrersatzamt stand. Der Wehrdienst muß die Hölle für ihn gewesen sein.

Ist Lügen manchmal nicht einfach gesünder?

Natürlich "lüge" bzw. "verschweige" ich. Z.B. indem ich bestimmte Anteile von mir weit eher zeige als andere, weil ich weiß, daß es mir Respekt, Anerkennung verschafft.
Ich bin eine Person des öffentlichen Lebens. Wenn ich durch meine Viertel gehe, begegnen mir meine Patienten auf Schritt und Tritt. Seit das so ist, d.h. seit vielen Jahren, lege ich keine lautstarken Szenen oder Heulkrämpfe auf offener Straße mehr hin. Zuhause kommt das schon manchmal vor, wenn auch nur noch selten.
Manchmal denke ich, während ich die lebensweise Therapeutin bin: "Wenn du/ihr meine innere Dreijährige kennen würdet." Und manchmal sage ich es, wenn die Hoheitsverehrung allzu groß wird.

Jahrelang hatte ich einen Rucksack voller Bequemlichkeitlügen zum Thema "Warum ich (wie meistens) 5 Minuten zu spät auf der Arbeit erscheine" stets dabei, aus dem ich mich dann fast täglich mit routiniertem Griff bediente. Irgendwann merkte ich, wie absurd das ist. Seither steh ich freimütig dazu, daß ich eine chronische Morgen-Trödlerin bin, für die es Wichtigeres gibt, als das zu ändern. Offensichtlich brauch ich das Durchstarten in allerletzter Sekunde, damit ich wach in den Arbeitstag gehen kann.
Für´s Nicht-Lügen braucht es Einiges an Selbsterkenntnis und Selbstbewußtsein.

Wenn ich eine Krankschribung brauche, sage ich zu meiner Ärztin: "Ich bin nicht krank - aber wenn ich nicht ein paar Tage zuhause bleibe, werde ich es."

Ich bemühe mich, möglichst direkt, klar und wahrhaftig zu sein - um meiner selbst willen. Die Kluft zwischen Innenleben und Außenleben wird kleiner, je mehr ich mit mir im Reinen bin, und je bewußter mir wird: Alle Gedanken auf dieser Welt werden ständig recycled. Nichts, was jemand denkt, ist nicht schon millionenfach von anderen gedacht worden. Es sind Gedanken, gute, böse, hinterhältige, liebevolle, fürsorgliche, gemeine, armselige, feinsinnige .... Gedanken - man muß sie nicht alle glauben. Sie ziehen durch unsere Köpfe, ob wir wollen oder nicht. So ist das eben bei uns Menschen.
"Hast du schon mal daran gedacht, mich zu verlassen?" "Selbstverständlich, mein Engel."


Meine Frau hat mich eine zeitlang zu beschummeln versucht, was Bio und Nicht-Bio angeht. Sie ist die Sparsamere von uns beiden, und manchmal fand sie einen Biopreis überzogen, wo ich keinen Gedanken ans Sparen verschwendet hätte. Mit gespitzten Antennen fragte ich "Bio?" und sie sagte "Ja."
Wir hatten ziemlichen Zoff deswegen, denn ich hab´s gemerkt.

Wenn ich stunden- und tagelang mit mir rumschleppe, daß ich belogen worden bin, obwohl die eigentliche Lüge nur zwei Sätze lang gedauert hat, belüge ich mich weiter und weiter. Meine Gedanken sind dann Lüge - die Realität ist längst eine andere.
Wenn ich tage- und wochenlang mit mir rumschleppe, daß ich gelogen habe, lüge ich weiter - in Gedanken, und identifiziere mich mit etwas, was ich nicht mehr bin. Anstatt der aktuellen Realität angemessen zu handeln, im Moment zu sein.

Welche Lüge ich nicht verzeihen könnte?
Ehrlich - ich glaube, da gibt es keine.
Es gibt Lügen, die mich wütend oder traurig oder fassungslos machen - aber verzeihen könnte ich wohl letztlich jede.
Ich liebe uns Menschen nun mal, wie wir halt sind. Von großartig, wundervoll, mutig, hinreißend ... bis hin zu schwach, feige, verängstigt, falsch, berechnend.
Das Potential ist immer die volle Bandbreite.
(IMG:http://www.cosgan.de/images/smilie/verschiedene/s010.gif)

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 16.Jul.2006 - 10:58
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shark
Beitrag 16.Jul.2006 - 12:09
Beitrag #33


Strösenschusselhai
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Ohne zu vergessen, dass Du eine "innere Dreijährige" hast, die renitent und eigensinnig sein mag, möchte ich Dir sagen, dass Dein Beitrag mich sehr berührt hat und ich seinen Inhalt in der Tat nicht nur als "weise", sondern auch enorm liebevoll und lebensnah empfinde.
Danke dafür.

shark
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dandelion
Beitrag 16.Jul.2006 - 13:12
Beitrag #34


don't care
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jo. :blumen2:
[Platzhalter für ein edit nach Ende der Ergriffenheit]
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chaophraya
Beitrag 16.Jul.2006 - 16:13
Beitrag #35


Naschkatze
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Wahrheit ist sehr positiv konnotiert, Lüge hingegen ausgesprochen negativ. Aber in der Realität braucht man sicherlich beides, um einigermaßen zufrieden leben zu können.
Ich selbst neige dazu, mich sehr wahrheitsgetreu zu äußern. Allerdings denke ich, dass das gar nicht gut ist. Es gibt ein paar wenige Vorfälle in meinem Leben, wo ich mich im Nachhinein sehr für mein Verhalten schäme. Immer hatte das etwas damit zu tun, zu hart und dadurch verletzend gewesen zu sein. Gut, ich kann mir nicht vorwerfen, jemals andere intrigant in die Pfanne gehauen oder ihnen durch Lug und Trug böse mitgespielt zu haben, nur seh ich eigentlich keinen schlüssigen Grund, weshalb es besser sein muss, jemandem das Messer von vorne in die Brust zu rammen anstatt von hinten.
Was diese Höflichkeitskonventionen angeht, denke ich, die nerven nahezu jeden ab und an. Nichtsdestotrotz tragen sie ein gutes Stück dazu bei, das alltägliche gesellschaftliche Leben erträglich sein zu lassen. Wenn ich mir vorstelle, dass sich plötzlich jeder in meiner Umgebung, vom Bäcker bis hin zu engen Freunden, dazu entschlösse, mir nur noch in reinster und unmissverständlichster Wahrheit über seine Gedanken Auskunft zu geben, schwant mir doch, dass ich in kürzester Zeit verweifeln würde. Ich brauche morgends nicht zu hören, dass der Bäcker mir ausdrücklich keinen guten Tag wünscht, da es ihm in Wahrheit völlig schnuppe ist, wie dieser für mich verläuft. Ebensowenig müssen Menschen, die mir nahestehen, mich wenns mir gerade schlecht geht, in jedem Fall wissen lassen, dass was auch immer ich verbockt habe wirklich saudumm war, ich außerdem so schlecht aussehe wie noch nie und sie sich auch gerade nur aus Loyalität und Höflichkeit überhaupt nur dazu zwingen, mir zuzuhören, und sie eigentlich von meinem Gejammer gar nichts wissen, sondern lieber sonnenbaden gehen wollen.
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Bilana
Beitrag 16.Jul.2006 - 18:02
Beitrag #36


Capparis spinosa
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QUOTE
ohnmächtig und wie gelähmt zwischen seiner Unfähigkeit selbst zur Notlüge

Sowas meine ich. Wo eine Lüge alle mal besser wäre und es einem mit der Wahrheit nur schlecht gehen kann und nicht mal irgend jemandem dabei geholfen ist, das ganze so sinnlos..
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Lene
Beitrag 16.Jul.2006 - 23:31
Beitrag #37


Suppenköchin
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Mit einer Schachtel Pall Mall und einer Flasche Wasser mache ich mich an das Thema "Lügen".
Da war es schon wieder....in Wirklichkeit rauche ich F6 Blue und trinke einen wilden Beerenmix in einer PET-Flasche.Ich frage mich wann im Leben der Punkt kommt,das Lügen alltäglich werden...ich erinnere mich an einige Situationen als ich 14 war,als ich das schlechte Gefühl des Lügen´s noch warnahm.Der Magen krampfte und das Herz schlug bis zum Hals,aus Angst jemand könnte einen ertappen.Ich vermisse dieses Gefühl,das meine innere Ethik mir Rüge erteilt,für das Gelogene...das schlechte Gewissen 2 Tage mit sich herumzuschleppen bis man aus eigener Geplagtheit doch zum Punkt kam,an dem man die Wahrheit herrausbrachte und mit einmal alle Symtome wie verflogen waren.Ich glaube nach einer bestimmten Anzahl von "geglückten Lügen" und schlafloser Nächte dank Bauchschmerzen und Gewissensbissen, bemerkte das innere ich das es so schwer ist jemanden beim lügen zu erwischen.Man verliert mit jeder neuen Lüge die Scheu und die Angst davor eine weitere in die Welt zu setzen,und noch eine,und noch eine...

Ich bin jedesmal zu tiefst betrübt, wenn ich bemerke das mich jemand belügt.
Selbst bei kleineren "Alltagslügen" oder Nichtigkeiten.In jenem Moment kämpft das lang vergessene "Moralgefühl" sich wieder an die Oberfläche und verurteilt,
doch nicht mich-wie es in erster Linie richtig wär,sondern das Gegenüber,das mir vielleicht einfach nur unbewusst den Spiegel vorhält....
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robin
Beitrag 18.Jul.2006 - 10:20
Beitrag #38


I lof tarof!
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Lügen? :gruebel: Das ist ein 'peinliches' thema. Ich habe - sozusagen - das lügen mit der muttermilch getrunken. In meiner familie war es selbstverständlich, wenn man etwas erreichen wollte, es ist immer der einfachste weg gewesen, um etwas durchzusetzen... leider. Der weg des geringsten widerstands. Ein beispiel: Als ich 17 war wollte ich im sommer mit freundInnen nach griechenland fahren, mein vater fragte mich, ob auch jungs dabei sind, und ich antwortete dummerweise (und ausnahmsweise) mit der wahrheit, ich sagte ja. Und musste zu hause bleiben. Ich protestierte und mein vater sagte: "Wenn ich das nicht gewusst hätte, wärst du gefahren, aber wenn ich weiß, dass auch jungs mit dabei sind, darf ich dich nicht fahren lassen".
Alles klar, beim nächsten mal erzählte ich (mit 18), ich fahre mit 3 freundinnen nach köln, mit dem zug. Stattdessen bin ich mit ihnen (wirklich 3 mädchen :)) nach amsterdam getrampt!
Lügen heißt für mich, keine nervige auseinandersetzungen führen zu müssen, sich aus den schwierigkeiten zu schleichen, nicht blöd da stehen zu müssen. Ich habe NIE ein schlechtes gewissen gehabt und ich kann wahnsinnig gut lügen. Es ist fast eine kunst in meiner ganzen jugend gewesen, die ich sehr gut beherrschte.
Um so schwieriger war (und immernoch ist) für mich dieses verhalten zu hinterfragen und ... langsam einzustellen.
Immernoch läuft bei mir die entscheidung NICHT zu lügen über den kopf, ich habe es nicht verinnerlicht. Und natürlich bin ich jedesmal völlig entsetzt, wenn ich feststelle, dass jemand lügt!
Wozu mich anlügen? Hat der mensch angst vor mir? Oder angst davor etwas bzw sein wille sonst nicht bekommen zu können? Ich kanns kaum glauben.
Was ich allerdings nie tue, auch nicht in der vergangenheit, ist lügen, um jemandem zu schaden, auch wenn ich dadurch besser da 'stünde'.
Darüber brauche ich nicht zu denken, es kommt nicht aus dem kopf, sndern aus dem bauch, das gehört zu meiner verinnerlichten persönlichen ethik.
Lügen verzeihen? Klar doch, wenn sie zur 1. kategorie gehören, immer (wenn sie nicht zu 'alt' sind!). Wenn sie zur 2. gehören ... mit grooooßer überwindung!

Edit: Etwas rausgenommen

Der Beitrag wurde von robin bearbeitet: 18.Jul.2006 - 10:22
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rebecca
Beitrag 18.Jul.2006 - 11:39
Beitrag #39


Immer noch gut durch
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ein schwieriges thema. zumal ich es über jahre hinweg durchgeführt habe, mit dem ziel anderen etwas vorzumachen, zu verheimlichen, was mit mir los ist.

ich habe diese lügen in gewisser kultiviert und wurde durch meine ex, die wirklich alles durchschaut hat, auf den pfad der tugend zurückgeführt. und dennoch lüge ich - oder besser spiele - etwas denen vor, die mir nicht nahe stehen. dies heisst vor allem, dass ich mich nicht vollständig ihnen zeige. ob dies lügen bedeutet: nein

lügen bzw. nicht-lügen hat aus meiner sicht etwas damit zu tun, sich zu zeigen. es ist besser, auch unannehmlichkeiten hinzunehmen, als dass ich mich noch weiter verbiegen muss. auch mit der konsequenz, dass man mich schneidet oder ausgrenzt.

aber ich muß ja allen nicht alles sagen. ;) und gewisse dinge können auch diplomatisch geschickt verpackt werden.

@sonnenstrahl: bei mir ist ein dreijähriges mädchen, das nach anerkennung und liebe sucht.
reddemann läßt grüßen ;)

Der Beitrag wurde von rebecca bearbeitet: 18.Jul.2006 - 11:39
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pandora
Beitrag 18.Jul.2006 - 16:40
Beitrag #40


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (robin @ 18.Jul.2006 - 11:20)
Lügen?  :gruebel:  Das ist ein 'peinliches' thema. Ich habe - sozusagen - das lügen mit der muttermilch getrunken. In meiner familie war es selbstverständlich. Der weg des geringsten widerstands.... sich aus den schwierigkeiten zu schleichen...Es ist fast eine kunst in meiner ganzen jugend gewesen, die ich sehr gut beherrschte.
Um so schwieriger war (und immernoch ist) für mich dieses verhalten zu hinterfragen und ... langsam einzustellen.
Immernoch läuft bei mir die entscheidung NICHT zu lügen über den kopf, ich habe es nicht verinnerlicht. Und natürlich bin ich jedesmal völlig entsetzt, wenn ich feststelle, dass jemand lügt! 

danke robin, dass du so ehrlich und mutig warst :blumen2:
...seit dieser thread eröffnet wurde, schleiche ich um ihn herum, möchte so gerne etwas dazu schreiben...schäme mich aber zu sehr, weil in meinem elternhaus die lügerei auch an der tagesordnung war...
mutter belog ehemann, wegen der kinder, dem haushalt, o.ä...
mann belog ehefrau, wenn es soff, fremdging oder geld im der lohntüte fehltedie es vor 30jahren noch gab
kinder belogen eltern, bezgl. schuleschwänzen, schlechten noten, ect...
geschwister belogen sich untereinander, weil bücher vergessen wurden zurückzulegen, klamotten aus dem schrank genommen, oder bei freundinnenstreitigkeiten
es wurde einfach immer und in jeder situation gelogen...ich lernte nichts anderes als das es eine selbstverständlichkeit sei...

mit 14jahren habe ich eine grosse dummheit begangen, ich ging nachhause um mit dem mann meiner mutter zu reden...
ich stellte mich todesmutig vor ihn und erzählte ihm die wahrheit...er schlug mich krankenhausreif...
fortan versuchte ich die dinge nicht mehr auf erwachsene, reife weise zu erledigen, nein, ich tat es auf die einfachste... keine prügel, keine diskussion, kein erklärungsnotstand...
ich dachte mir einfach geschichten aus, die so schlüssig und plausibel in sich waren, dass es keiner weiteren fragen bedurfte
so zog sich die lügerei wie ein roter faden durch mein leben...sie begleitete mich und holte mich in den unmöglichsten momenten ein.

seit einigen jahren, genauer gesagt, seit ich anfing mich, mein leben und meine bedürfnisse zu hinterfragen, seit dieser zeit versuche ich nicht mehr zu lügen...nicht immer gelingt es mir, aber meistens :)
es ist auch bei mir so, dass ich nachdenke bevor ich auf fragen antworte und immer wieder vor die entscheidung gestellt werde, einfach oder ehrlich???
ich versuche in brenzligen situationen oft einen mittelweg zu finden...nicht alles per dedail preiszugeben, aber auch nichts zu erfinden..


das irre an der sache ist, dass ich total allergisch reagiere, wenn ich eine lüge bemerke.

edit...einen satz eingefügt

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 18.Jul.2006 - 16:44
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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 06.07.2025 - 12:15