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> Prinzipien, über Bord oder doch lieber nicht
Fledi
Beitrag 17.Jul.2006 - 20:50
Beitrag #1


...
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Guten Abend,

seit einiger Zeit mach ich mir nicht wenige Gedanken über im Titel genannte Thematik. Wir alle glauben hauptsächlich an uns, unseren Willen und das unser Weg der richtige scheint. Falsche Denkweise gibt es in diesen Dingen nicht. Prinzipien pflastern unseren Weg der Eigenständigkeit, eine jede wünschte gewisse Dinge nicht in ihrem Leben zu wissen und zu missen.

Prinzipien: was machen diese Dinge so prinzipiell? Wann ergeben wir uns diesen scheinbar unüberwindbaren Schranken? Inwiefern booten wir uns selbst immer wieder aus, indem Tun gerechtfertigt und zurechtgeredet wird? Glaubt Ihr, dass es Menschen gibt, die Eure Prinzipien ins Wanken bringen?

Welche noch so geradlinigen Dinge gabt Ihr auf obwohl sie Euch ein Anker im Leben waren und was daran bereut Ihr?

Wurden Dinge erst dann prinzipiell, als Ihr ins kalte Wasser gefallen wart? Und wo wird aus dem vagen Blick ins Unbekannte eine Abhängigkeit oder ein nach dem Mund reden des Gegenübers?

Ich freue mich auf diskussionsreiches Miteinander.

Liebe Grüße
Fledi
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dandelion
Beitrag 17.Jul.2006 - 21:14
Beitrag #2


don't care
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lieben Gruß zurück ;)

meine Prinzipien sind ohnehin spärlich gesät, zum großen Teil aus Verletzungen und Enttäuschungen entstanden und dementsprechend auch durch Vertrauen relativ leicht zu kippen.
Einige sehr zu meinem Leidwesen, einige zu großer Bereicherung.
Meistens geht es dabei um Zwischenmenschliches, aber auch allgemeine Lebensprioritäten können betroffen sein. Die haben allerdings oft auferlegten Charakter, was der tiefergehenden Überzeugung schadet, aber der temporären äußerlichen Durchführung nicht.

Das größte, alles umfassende Prinzip allerdings kippelt höchstens manchmal durch persönliche Schwäche ein wenig. Es hält mich aufrecht, stark und am Leben und nimmt mir viel Angst vor der Welt. Und ich danke denen, die mir am Herzen liegen, täglich wieder dafür, daß sie mich darin unterstützen. :blumen2:
(nein, keine Religion)

und ihr?
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Willow71
Beitrag 17.Jul.2006 - 21:29
Beitrag #3


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Huhu,

schönes Thema, beschäftigt mich auch oft.
Ich kann die Fragen oben nicht so komplett beantworten, darum antworte ich mal auf's Geratewohl.

Prinzipien hatte ich "früher" eigentlich nie. Alles konnte, nichts musste. Ich war flexibel in meinem Tun, fast schon unstet.

Inzwischen - sagen wir mal die letzten 6 Jahre - hat sich vieles ereignet:
1. Beruf
2. erster wirklich großer Liebeskummer
3. Kind
(chronologische Reihenfolge!)

Aus diesen Ereignissen sind allmählich Prinzipien "gewachsen", ohne die ich mein Leben nicht mehr zufriedenstellend bewerkstelligen könnte.
Ich musste einige Verhaltensweisen erst "lernen", daraus erwuchsen dann Prinzipien.

Beispielprinzipien:
zu 1.: Wenn gleich nach der Arbeit das Telefon klingelt (Schülereltern), gehe ich nicht mehr ran. Vielleicht später, vielleicht rufe ich zurück. Aber nicht mehr sofort. Zu anstrengend, Feierabend und die Eltern meist überdreht und ohne Respekt vor meinem Feierabend. Es ging oft so: ich komme rein und schon klingelt das Telefon und ich muss über die Sitzordnung in meiner Klasse mit den Eltern diskutieren.
Das gibt es hier nicht mehr.

Ansonsten bin ich allerdings gerade Schülern gegenüber gerne mal prinzipienlos. Eben weil jeder Schüler anders ist und jeder Tag auch. Arbeit mit Kindern bedeutet, flexibel zu sein. Zu viele Prinzipien im Unterricht bedeuten eher Starre.

zu 2.: Es gab gerade da immer viel Nachgeben meinerseits. Immer wieder auf SIE eingehen, ihre Vorstellungen akzeptieren. Mich aber gleichzeitig demütigen lassen (z.B. indem ich um Verabredungen bettelte, die ich nie bekam).
Das ging bis vor ein paar Monaten noch so. Leider.
Nun ist endlich Schluss. Ich hab's geschafft und mich zurückgezogen. Kein Betteln mehr. Inzwischen bin ich diejenige, die jeglichen privaten Kontakt ablehnt. Aus Prinzip. Es bringt ja nichts. Ich würde nur wieder zum Spielball.
Natürlich würde ich gerne eine Freundschaft pflegen, aber die Zeit hat einfach gezeigt, dass es auf Dauer nicht klappt. Also lieber aus Prinzip alles ablehnen, was von ihr kommt.

zu 3.: Kind geht vor. Immer. Aus Prinzip wird nicht das trinkende Kind weggelegt, wenn hier das Telefon klingelt. Das Kind wird (fast) überall hin mitgenommen. Wenn ich nicht dringend notwendig (beruflich) einen Babysitter brauche, stelle ich keinen ein. Dann bleibe ich lieber zuhause mit Kind oder ich nehme es halt mit.

Wann schmeiße ich Prinzipien hin?
Vermutlich vor allem dann, wenn jemand in Not ist.
Wenn ich also nach Hause komme und ich sehe eine Nummer auf dem klingelnden Telefondisplay von einem Elternteil, von dem ich weiß, dass es wirklich Kummer hat, dann gehe ich schon mal ran. Auch mit Baby auf dem Arm.

Vermutlich würde ich also auch mein Kind zum Babysitter geben um "zu 2." zu helfen. Schön blöde, aber vermutlich auch menschlich.
Nur bei einem Umzug würde ich ihr nie wieder helfen... ;)

Prinzipielle Grüße
W71
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Fledi
Beitrag 17.Jul.2006 - 21:32
Beitrag #4


...
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Nun gut... packen wir die moralische Vorstellung hinzu und schwupps ist die mathematische, ursprüngliche Definition dahin.

Wieso gibt es Menschen die sagen schwarz oder weiß? Alles Prinzip... ich mein... geh ich einen Bezug zu einem Menschen ein, so weise ich ihn sofort in seine Schranken, indem ICH die Regeln aufstelle und sage "bis hierhin und nicht weiter". Ich selbst gehe diese Bezüge, seien sie freundschaftlich oder von mehr geprägt nur ein, wenn der Mensch prinzipiell nach mir entgegenkommenden Vorstellungen handelt oder denkt. Wo blendet mich die Fassade, wo stellt das Gegenüber erst Prinzipien auf, wenn es schon zu spät ist und das Zurück nicht möglich scheint?

Prinzip A: ich bin
Prinzip B: ich will
Prinzip C: ich werde

wie lassen sich Konstellationen unterschiedlicher Art im Menschsein überhaupt vereinen?
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Fledi
Beitrag 17.Jul.2006 - 21:34
Beitrag #5


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QUOTE (Willow71 @ 17.Jul.2006 - 22:29)
Ansonsten bin ich allerdings gerade Schülern gegenüber gerne mal prinzipienlos. Eben weil jeder Schüler anders ist und jeder Tag auch. Arbeit mit Kindern bedeutet, flexibel zu sein. Zu viele Prinzipien im Unterricht bedeuten eher Starre.

Feiner Aspekt:

ist nicht auch jeder Mensch anders? Treffen wir nicht täglich neue Menschen, die wir nicht kennen, denen wir innerlich jede Möglichkeit durch diese Starre verbauen?
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Willow71
Beitrag 17.Jul.2006 - 21:38
Beitrag #6


Miss Understood
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QUOTE (Fledi @ 17.Jul.2006 - 22:34)
QUOTE (Willow71 @ 17.Jul.2006 - 22:29)
Ansonsten bin ich allerdings gerade Schülern gegenüber gerne mal prinzipienlos. Eben weil jeder Schüler anders ist und jeder Tag auch. Arbeit mit Kindern bedeutet, flexibel zu sein. Zu viele Prinzipien im Unterricht bedeuten eher Starre.

Feiner Aspekt:

ist nicht auch jeder Mensch anders? Treffen wir nicht täglich neue Menschen, die wir nicht kennen, denen wir innerlich jede Möglichkeit durch diese Starre verbauen?

Also wenn ich drüber nachdenke, verhalte ich mich SO "prinzipiell" eigentlich nur (erwachsenen) Menschen gegenüber, die ich schon kenne.
Das kann man auch meinen Beispielen 1 und 2 entnehmen.

Das heißt im Umkehrschluss: die Prinzipien mussten aufgestellt werden, nachdem schon "was passiert" war.
Früher bin ich immer ans Telefon gegangen...

Der Beitrag wurde von Willow71 bearbeitet: 17.Jul.2006 - 21:38
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Masi
Beitrag 17.Jul.2006 - 21:39
Beitrag #7


community managsie
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Das Prinzip einer früheren Bekannten von mir war: "Ein denkender Mensch ändert auch mal seine Meinung."
Dem stimme ich im Grunde zu - nicht umdenken (können) bewirkt Starre und Stillstand. (wie ihr auch schon geschrieben habt)

Doch in meinen Augen tat sie das ZU oft, um (mir) glaubwürdig und halbwegs verlässlich zu bleiben.
Wie sie das sah, weiss ich nicht, mir jedenfalls kam der Satz aus ihrem Munde allzuoft als Ausrede für plötzliche Sinneswandel oder Meinungsanpassung in nicht nur banalen Dingen vor.

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dandelion
Beitrag 17.Jul.2006 - 21:44
Beitrag #8


don't care
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QUOTE (Fledi @ 17.Jul.2006 - 22:32)
Prinzip A: ich bin
Prinzip B: ich will
Prinzip C: ich werde

wie lassen sich Konstellationen unterschiedlicher Art im Menschsein überhaupt vereinen?

darüber, daß Differenzen im gegenseitigen Toleranzbereich liegen und Veränderungen a.) glücklich ausgehen und b.) auf Kompromißbereitschaft und Geduld stoßen.

Wobei ich mich zusehends bei Zweifeln am großen "ich bin soundso" ertappe. Woher wollen Menschen, die den Löwenanteil ihres Lebens noch vor sich haben, schon wissen, wie das restliche Leben aussehen wird?
Und da mir diese überzeugte Statik nicht ins (vielleicht nur aktuelle?) Weltbild paßt, gehe ich dem aus dem Weg, obwohl es mir eigentlich läge.
(persönliche Erfahrung oBdA)
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Oldie
Beitrag 18.Jul.2006 - 06:38
Beitrag #9


multifunktionales Blond(s)chen
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Interessantes Thema. Ich habe mal überlegt, ob und wenn ja, welche Prinzipien ich habe.
Absolut unumstößliches Prinzip ist, dass ich keinen Alkohol trinke, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin. Ansonsten habe ich für mich keine strikt festgelegten Prinzipien. Sehr wohl habe ich Erfahrungen gemacht, aus denen sich viele Verhaltensweisen ableiten oder ich zu der Erkenntnis gekommen bin, wie ich auf eine Situation adäquat reagieren kann und habe ein „Muster“ abgelegt, das ist aber für mich noch kein Prinzip.
Wenn man Prinzipien, sinnvoll, ins Leben integrieren will, dann sind sie einem Wandel unterworfen. Der kann lang-,oder kurzfristig sein. Willow71 beschreibt es in einem Beispiel, wenn jemand in Not ist, dann kann sie ein selbstdefiniertes Prinzip auch kurzfristig über Bord schmeißen. Deswegen müssen die Grundstrukturen noch lange nicht aufgeweicht werden. Meiner Meinung nach ist das eher ein Zeichen dafür, dass es nicht in Prinzipienreiterei ausartet.
Ich fürchte, dass dieses Wort „Prinzip“ sehr negativ besetzt ist, da die meisten schon beim Hören, das Bild des unflexiblen Prinzipienreiters, der nicht über seinen Tellerrand schauen kann, aufsteigen sehen.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist mir aufgefallen: Je mehr Verantwortung ich in einem Bereich übernehme, desto eher bin ich bereit, mich Prinzipien zu unterwerfen oder selbst zu definieren.
Bei mir ist es meine Arbeit, die mich dazu zwingt, einige Prinzipien ( von außen und von mir) zu akzeptieren und aufzustellen. Im familiären oder freundschaftlichen Leben sehe ich noch mehr Bedarf an Prinzipien, die ein konstantes und verläßliches Miteinander ermöglichen. Für mich sind Prinzipien demzufolge mehr als Leitlinien zu verstehen. Und diese Leitlinien kann ich auch nicht beliebig verändern, sondern nur der jeweiligen Situation anpassen, so dass ich mich nicht „unglaubwürdig“ mache oder bei anderen wie das „Fähnchen im Wind“ ankomme.
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dandelion
Beitrag 18.Jul.2006 - 08:01
Beitrag #10


don't care
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Nach diesem Beitrag habe ich eher das gegenteilige Gefühl, daß nicht die Prinzipienbewahrer als unflexibel, sondern die Prinzipienwandler als unzuverlässig angesehen werden.

Kann es sein, daß das, was du, Oldie, mit Prinzipien meinst, schlicht so etwas wie Anstand und Respekt ist? (nicht ausschließlich, aber tendenziell)

Sicher ist es schön, wenn ein Mensch zeitlebens "ganz der Alte" bleibt. Es macht verläßlich (ich will jetzt nicht berechenbar sagen), weckt Erinnerungen, und vermindert eventuell auch das Gefühl, zu altern, da sich ja nichts verändert.
Aber was, wenn Prinzipien auf Grund von Veränderung selbst unglaubwürdig werden? Heißt es dann eher, dem alten Ideal hinterherzulaufen, oder neu zu sich zu stehen?

Wo beginnt das flatterhafte, wo das erstarrte?
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chaophraya
Beitrag 18.Jul.2006 - 09:33
Beitrag #11


Naschkatze
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QUOTE (dandelion @ 18.Jul.2006 - 08:01)
Nach diesem Beitrag habe ich eher das gegenteilige Gefühl, daß nicht die Prinzipienbewahrer als unflexibel, sondern die Prinzipienwandler als unzuverlässig angesehen werden.

Kann es sein, daß das, was du, Oldie, mit Prinzipien meinst, schlicht so etwas wie Anstand und Respekt ist? (nicht ausschließlich, aber tendenziell)


Das schließt einander doch nicht aus. Verhaltensprinzipien, die aus eher praktischen Erwägungen erstellt wurden, werden natürlich auch mal leicht über den Haufen geworfen, was auch nur gut ist. Hat man aber für sich ein Prinzip aufgestellt, das eher darauf abziehlt, moralisch vertretbar zu handeln, sieht die Sache doch ganz anders aus. Wenn jemand sagt, ich betrüge meine Partnerin aus Prinzip nicht und macht es dann doch, würde ich das nicht als kompromissbereit und flexibel bezeichnen.
Im Grunde richten wir alle unser Handeln ständig nach irgendwelchen grundlegenden Prinzipen aus. Beispielsweise käme es vermutlich für keine in Frage, einen anderen Menschen umzubringen.
Dennoch glaube ich, nahezu jedes Prinzip, das ein beliebiger Mensch hat, kann in bestimmten Situationen von diesem umgestoßen werden. Da sollte man sich nicht überschätzen.
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Oldie
Beitrag 18.Jul.2006 - 11:12
Beitrag #12


multifunktionales Blond(s)chen
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QUOTE
...daß nicht die Prinzipienbewahrer als unflexibel, sondern die Prinzipienwandler als unzuverlässig ....

Für mich sind das zwei Paar Stiefel. Ich versuche es an einem Beispiel zu erklären:
Wenn ich mir zum Prinzip gemacht habe, jeden Mittwoch, am Nachmittag, einen bestimmten Kunden zu besuchen, dann ist das für ihn verläßlich und für mich ist es ein Bestandteil meiner Arbeitswoche. Nun erklärt mir der Kunde, er hätte in Zukunft am Mittwoch-Nachmittag frei. Dann muß ich mich von meinem Prinzip trennen, muß u.U. die gesamte Arbeitswoche umplanen, meine fixen privaten Termine ebenfalls ändern und muß, wenn mir der Besuch so wichtig ist, mit meiner Flexibilität ein neues Prinzip aufstellen. Das ist aber dann genauso verläßlich wie das alte. Denn die Leitlinie, und so verstehe ich ein Prinzip für mich noch immer, bleibt erhalten. Die Leitlinie könnte in diesem Beispiel heißen: Besuch 1 x pro Woche, aber dann eben am Dienstag.
QUOTE
Kann es sein, daß das, was du, Oldie, mit Prinzipien meinst, schlicht so etwas wie Anstand und Respekt ist? (nicht ausschließlich, aber tendenziell)

Wenn Du damit meinst, dass ich mir gegenüber anständig und respektvoll bin-ja.
Ich schulde es mir, dass ich keine Leitlinien aufstelle, die ich nicht halten kann, oder nach kürzester Zeit nicht mehr halten will.
Dann würde ich, auch nach außen, unzuverlässig

edit:kleine Ergänzung

Der Beitrag wurde von Oldie bearbeitet: 18.Jul.2006 - 11:14
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dandelion
Beitrag 18.Jul.2006 - 11:38
Beitrag #13


don't care
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ok... dein Prinzipien-Begriff ist WESENTLICH weiter als meiner.

ein "Prinzip" wäre für mich lediglich, pünktlich zu Terminen zu erscheinen. Oder in einem bestimmten Dresscode. Aber nicht zwingend mittwochs. Das ist für mich Terminplanung, nicht Leitlinie.

Nein, mit Respekt und Anstand meinte ich in dem Falle, daß ich Anstand und Respekt (die Dinge, die für dich anscheinend unter Prinzipien laufen) mehr als gute Erziehung verstehe, weniger als Prinzip.

Prinzipien sind für mich: "Ich gehe pünktlich zu Terminen", "Wenn ich Freizeittermine habe, gehe ich hin, und sage sie nur in großen Ausnahemfällen ab, bleibe aber auf keinen Fall einfach so fern.", "Seitensprünge verzeihe ich (oder eben nicht)", "ich ernähre mich gesund" etc. pp.
Aber nicht so sehr rein organisatorisches oder Zeichen guter Kinderstube wie "Mittwoch ist Kegelabend", "die Löffel sind ganz links in der Schublade", oder "wenn ich jemanden treffe, sage ich 'hallo'/reiche die Hand/...".

Weiß gerade nicht, wie ich den Unterschied ausdrücken soll... Die Beispiele sind mir zu konkret, um sie als Prinzipien zu sehen.
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pandora
Beitrag 18.Jul.2006 - 12:50
Beitrag #14


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (Fledi @ 17.Jul.2006 - 22:19)
Sicher... andere Situationen, andere Wege, neue Prinzipien. Verwerflich ist der Austausch von denselben nicht. Nur, inwiefern macht man sich unglaubwürdig vor sich selbst?

ich glaube garnicht, denn....
... ich möchte mich den statement von dandelion und schaf anschliessen, weil ich ihnen durchaus viel abgewinnen kann.

auch bei mir sind bestimmte prinzipien aus unsicherheit, verletzheit oder angst entstanden>im übrigen glaube ich, dass dies bei den meisten menschen so ist< und wie ich ebenfalls aus eigener erfahrung festgestellt habe, konnte ich gewisse "prinzipien" irgendwann bei seite legen, weil ich deren schutz nicht mehr brauchte.
ich habe für mich erkennen dürfen, dass ich gerne mal ambivalent oder unterschiedlich in meinem handeln in ähnlichen situationen sein darf und kann, weil ich stabilier in meinem ganzen fundament wurde...
nicht ständig an meinen prinzipien festzuhalten, ist heute kein zeichen der schwäche mehr für mich, eher das gegenteil...
ich entscheide von situation zu situation, neu.

anders ist es bei essentiellen dingen, wie lügen, gewalt, grenzen die überschritten werden, ect...da gibt es bei mir eine klare linie und von dieser werde ich nicht mehr abweichen !!!

edit...wort entfernt und den einen oder anderen fehler entfernt, ob ich sie alle gefunden habe...weiss ich nicht -_-

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 18.Jul.2006 - 13:00
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dandelion
Beitrag 18.Jul.2006 - 15:01
Beitrag #15


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QUOTE (pandora @ 18.Jul.2006 - 13:50)
anders ist es bei essentiellen dingen, wie lügen, gewalt, grenzen die überschritten werden, ect...da gibt es bei mir eine klare linie und von dieser werde ich nicht mehr abweichen !!!

:zustimm: !!!
das finde ich eine ganz wichtige Einschränkung - wir können uns selbst noch so stringente Prinzipienkorsette anziehen, sobald es nicht mehr nur um uns selbst geht, sollten alle Beteiligten über ihre eigene Unversehrtheit (im allerweitesten Sinne) selbst entscheiden dürfen...
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pandora
Beitrag 18.Jul.2006 - 15:32
Beitrag #16


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (dandelion @ 18.Jul.2006 - 16:01)
QUOTE (pandora @ 18.Jul.2006 - 13:50)
anders ist es bei essentiellen dingen, wie lügen, gewalt, grenzen die überschritten werden, ect...da gibt es bei mir eine klare linie und von dieser werde ich nicht mehr abweichen !!!

:zustimm: !!!
das finde ich eine ganz wichtige Einschränkung - wir können uns selbst noch so stringente Prinzipienkorsette anziehen, sobald es nicht mehr nur um uns selbst geht, sollten alle Beteiligten über ihre eigene Unversehrtheit (im allerweitesten Sinne) selbst entscheiden dürfen...

richtig...nur sollte man von mir bitte nicht erwarten/erhoffen, dass ich diese entscheidung, so sie denn von meiner linie/prinzipien abweicht,im falle von gewalt.z.B, kommentar/ konsequenzlos gutheisse oder vielleicht sogar verstehe...

edit...einen zusatz zum besseren verständnis eingefügt

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 18.Jul.2006 - 15:35
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PennyLane
Beitrag 18.Jul.2006 - 17:51
Beitrag #17


Idealistin
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Für mich sind Prinzipien gewissermaßen Leitlinien, an denen ich mein Verhalten orientieren kann - besonders in Situationen, die mir unbekannt sind oder in denen ich schwierige Entscheidungen treffen muss. Sie helfen mir auch, nicht überstürzt so zu handeln, wie es mir in einem bestimmten Augenblick vielleicht natürlich käme (was nicht immer von Vorteil sein muss) und einen eher größeren Zusammenhang im Auge zu behalten. Schwierig finde ich Situationen, in denen verschiedene Prinzipien aufeinandertreffen und in Konflikt geraten, so dass ein Abwägen erforderlich ist.

Ich denke, dass Prinzipien z.T. auch irgendwo zur Identität mit dazugehören und etwas über eine Person aussagen -und somit auch beeinflussen, wie andere Menschen reagieren und welches Bild sie von dem betreffenden Menschen haben.

Allerdings bin ich der Ansicht, dass diese Regeln auch in einem gewissen Umfang flexibel sein und geändert werden können sollten, wenn sie sich wiederholt als nicht angemessen herausgestellt haben. Ansonsten artet das Ganze wohl eher in Prinzipienreiterei aus.

Seht Ihr eigentlich einen Unterschied zwischen Werten / Normen und Prinzipien?
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Fledi
Beitrag 18.Jul.2006 - 20:22
Beitrag #18


...
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Da ich persönlich versuche nach meinen Wertvorstellungen zu handeln, die wiederum einer eigen gesetzten Norm entsprechen, kann man beides sicher miteinander verbinden.

Gesellschaftliche Werte oder Normen gehen mit meinen Prinzipien allerdings wenig konform, da ich ein Mensch bin und die Dinge oftmals menschlich betrachte und nicht nach richtig und falsch.
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reisende
Beitrag 18.Jul.2006 - 20:35
Beitrag #19


Gut durch
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QUOTE (PennyLane @ 18.Jul.2006 - 18:51)
Seht Ihr eigentlich einen Unterschied zwischen Werten / Normen und Prinzipien?

Werte und Normen sind für mich von der Gesellschaft festgelegt, ich kann mich daran halten, mich daran orientieren. Prinzipien dagegen leg ich für mich selbst fest, sie müssen weder was mit den bestehenden Werten/Normen zu tun haben, noch in sonst irgendeiner Weise an etwas gebunden sein. Ich lege sie einzig und allein fest und richte mich danach (oder eben auch nicht)
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Bilana
Beitrag 19.Jul.2006 - 10:12
Beitrag #20


Capparis spinosa
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Spannende Fragen! Das Thema beschäftigt mich derzeit durchaus hin und wieder.
Prinzipien geben mir Sicherheit. Aber es gibt auch eine Grenze und wenn die Überschritten ist, dann wird aus Sicherheit Unfreiheit. Für mich müssen meine Prinzipien zu meinen übergeordneten Zielen jeglicher Art passen. Wenn sich ein Ziel ändern, dann müssten sich auch die darauf bezogenen Prinzipen ändern. Die Unfreiheit beginnt, wenn man größere Probleme hat seine Prinzipien zu ändern oder gar nicht erst die Ziele ändert, obwohl das dringend nötig wäre, weil man ahnt sie nicht umsetzen zu können.


QUOTE
Wurden Dinge erst dann prinzipiell, als Ihr ins kalte Wasser gefallen wart?

Meist nein. Prinzipien wähle ich selbst als Leitlinien meines Handelns und die ich gut und richtig finde, solange ich sie habe. Nach Enttäuschungen greifen eher Verhaltensweisen, die ich vielleicht selbst nicht einmal gut finde, aber für notwendig erachte. Es kann dann natürlich sein, dass diese Verhaltensweisen mir so in Fleisch und Blut übergehen, dass sie zu mir gehören und ich aufhöre mir bewusst zu sein, dass es eigentlich nicht zu mir gehört. Aber das eher unbewusst und nicht als „Das ist eine Regel von mir.“

QUOTE
Seht Ihr eigentlich einen Unterschied zwischen Werten / Normen und Prinzipien?

Ein Wert ist für mich eine (ethische) Wunschvorstellung. Die Norm macht ein Muss daraus. Ich würde aber nicht so streng zwischen Norm und Prinzip trennen. Vielleicht das ein Prinzip etwas konkreteres ist, während eine Norm ein wenig abstrakter ist. Bsp: ökologisch wertvoll Konsumieren wäre eine Norm, Bioeier zu kaufen eines der dazu gehörigen Prinzipien. Also ist eine Norm auch ein wenig ein Lebensziel.
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