lesbenforen.de

Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )

> Bitte beachten

Denk bitte daran, dass unser Forum öffentlich einsehbar ist. Das bedeutet: wenn du hier dein Herz ausschüttest, kann das von allen gelesen werden, die zufällig unser Forum anklicken. Überleg also genau, was du preisgibst und wie erkennbar du dich hier machst. Wir löschen keine Threads und keine Beiträge, und wir verschieben auch nichts in unsichtbare Bereiche.

Du kannst deinen Beitrag nach dem Posten 90 Minuten lang editieren, danach nicht mehr. Lies dir also vor dem Posten sorgfältig durch, was du geschrieben hast. Dazu kannst du die "Vorschau" nutzen.


Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Webseite erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.

2 Seiten V   1 2 >  
Reply to this topicStart new topic
> "Man muss..., *triggert*
Blubb
Beitrag 23.Jul.2006 - 19:57
Beitrag #1


Gut durch
************

Gruppe: Members
Beiträge: 1.387
Userin seit: 04.09.2005
Userinnen-Nr.: 2.058



... dem Täter vergeben können, um selber frei zu sein!"

Ich guck gerade Tatort und da hat eine Frau diesen Satz gesagt und ich weiß gerade nicht, ob ich mich furchtbar darüber aufregen soll, ob ich mir das zu Herzen nehmen soll, ob es stimmt, ob ich dann wohl nie "frei" sein werde....

Mein Gefühl sagt mir, dass Vergeben mein Leben nicht besser macht. Warum soll man so einem Menschen auch Vergeben? Warum haben solche Menschen eine zweite Chance verdient?? Wer gibt mir denn eine zweite Chance?? Keiner... Niemand kann mein Gehirn wieder "gerade" rücken, mir den Schlaf zurückgeben, meine Kindheit, Jugend, Leben, Lieben.... Niemand kann das. Ich bekomme keine zweite Chance, ich muss damit leben, ob ich will oder nicht, ob es geht oder nicht.

Klar, es ist nur ein Film... Aber ich weiß, dass es Menschen gibt, die das wirklich denken. Ob das was mit Religion zu tun hat... Vielleicht. Hat es was mit Stärke zu tun?? Bin ich dann schwach?? Ich weiß, dass ich oft schwach bin, aber liegt es daran, dass ich nicht verzeihen kann, nicht verzeihen will.

Was denkt Ihr?? Wär ich freier, wenn ich vergeben könnte?? Wär mein Leben leichter? Ich bin gerade etwas sehr verwirrt.

Blubb
Go to the top of the page
 
+Quote Post
LadyGodiva
Beitrag 23.Jul.2006 - 20:13
Beitrag #2


Strøse
************

Gruppe: Admin
Beiträge: 10.010
Userin seit: 27.08.2004
Userinnen-Nr.: 166



Ich glaube fest daran, dass relative Freiheit ab dem Punkt möglich ist, an dem der Täter keine Macht mehr über das Leben der Geschädigten hat.
Weit genug.
Ob dazu wirklicher Vergebensfrieden mit ihm als Person nötig ist... :rolleyes:
Go to the top of the page
 
+Quote Post
shark
Beitrag 23.Jul.2006 - 20:17
Beitrag #3


Strösenschusselhai
************

Gruppe: Admin
Beiträge: 21.898
Userin seit: 10.11.2004
Userinnen-Nr.: 741



Das ist keine einfach zu beantwortende Frage, Blubb...Ich habe genau darüber auch lange Zeit meines Lebens nachgedacht...
Ich denke inzwischen, dass das "Vergeben" tatsächlich gut sein kann...nämlich für das "Opfer" selbst; denn es hört in dem Moment auf, Opfer zu sein, wenn der Täter seine Übermacht verliert...und das kann er auch, indem ich ihm vergebe...Vergebe ich jemandem, habe ich für diese Entscheidung die Macht. ICH beschließe, zu vergeben...egal, was der Täter denkt, egal, ob er Vergebung wünscht, oder auch nicht...ICH entscheide das - und mache den Täter zum Empfänger meiner Vergebung.
Dadurch wird er "kleiner".

Das Gegenteil von Vergebung ist Rache...und das dazwischen, was die meisten Opfer "wählen", ist eben das Opfertum: Resignation, vielleicht Hass, Angst, aber vor allem das Eingeständnis, Opfer zu sein...

Ich weiß, das alles klingt jetzt sehr theoretisch. Und ich weiß auch, dass Vergebung nicht verordnet werden kann, ebensowenig wie sie Allheilmittel gegen alle Folgeschäden von Schmerz und Angst und Zerstörung sein kann...aber ich denke, dass es Menschen gibt, die mittels selbst beschlossener Vergebung aus der Rolle des Opfers herausgetreten sind.

Ich glaube, Vergebung wird oft verwechselt mit Entschuldigung, Verzeihung, Absolution - so wie es im Christentum gemeint ist.

Für mich ist Vergebung etwas, das ein Opfer für SICH SELBST tun kann - nicht für den Täter...

Ich selbst habe eines Tages beschlossen, mich nicht länger als Opfer zu fühlen. Der "Täter" ist für mich nun eine armselige Person...auf weit mehr angewiesen als auf Vergebung meinerseits...ICH habe gesiegt, denn ich bin nicht mehr Opfer, sondern bestimme selbst - auch über die Rolle des Mannes, der einst "Täter" war.
Und nun bin ich frei...

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 23.Jul.2006 - 20:17
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Julie
Beitrag 23.Jul.2006 - 20:19
Beitrag #4


Naschkatze
**********

Gruppe: Members
Beiträge: 295
Userin seit: 26.12.2005
Userinnen-Nr.: 2.420



die welt wäre ein bessere, wenn die menschen lerne würden zu vergeben und vor allem aufzugeben

Der Beitrag wurde von Julie bearbeitet: 23.Jul.2006 - 20:19
Go to the top of the page
 
+Quote Post
reisende
Beitrag 23.Jul.2006 - 20:48
Beitrag #5


Gut durch
************

Gruppe: Members
Beiträge: 907
Userin seit: 28.11.2005
Userinnen-Nr.: 2.331



QUOTE (shark @ 23.Jul.2006 - 21:17)
...denn es hört in dem Moment auf, Opfer zu sein, wenn der Täter seine Übermacht verliert...

Das ist ein guter Ansatz, es beleuchtet das Verhältnis Täter-Opfer von der richtigen Seite.
Die Sache mit dem Vergeben ist eine schwierige, ohne Frage. Doch meiner Meinung nach kann auch ein Täter seine Tat bereuen. Er kann nicht rückgängig machen, was passiert ist. Er kann die Tat nicht zurücknehmen, meistens auch nicht wieder gutmachen. Dennoch bereut er es, er will die Verzeihung des Menschen, dem er etwas angetan hat. Das muss nicht mal so etwas "krasses" sein wie ein Mord o.ä. . Er trägt die Schuld mit sich, und "hängt" somit am Opfer. Es ist natürlich eine große Aufgabe zu vergeben, doch für mich ist es der einzigste Weg auch mit der Tat abzuschließen...und sich auch selber damit besser zu fühlen. Denn Hass ist für mich schwieriger aufrechtzuerhalten als jemanden zu mögen...
Go to the top of the page
 
+Quote Post
rebecca
Beitrag 23.Jul.2006 - 21:04
Beitrag #6


Immer noch gut durch
************

Gruppe: Members
Beiträge: 1.543
Userin seit: 31.05.2005
Userinnen-Nr.: 1.679



ich kann mich den vorrednerinnen nur anschließen.

erst sann, wenn ich selbst eine gewisse situation los lassen kann, dann bin ich frei. dann hat diese situation oder auch diese person keinen einfluß mehr auf mein denken und mein handeln. denn in situationen, in denen eine gewisse person immer wieder präsent ist, bestimmt sie mein denken, meine gefühle, meine ängste.
gelingt es mir, diese person aus meinem denken zu verbannen, dann habe ich auch keine angst mehr. dann hat sie - wie bereits beschrieben - keine machtb mehr.

vergeben heisst nicht vergessen.

p.s. das trifft nicht nur auf den beschriebenen fall zu, sondenr auch auf andere persönliche beziehungen

nachtrag:
@reisende
das, was du beschreibst, ist die sicht des täters. ich meine, dass die haltung, dass ich los lasse, alleinig meine angelegenheit ist. in gewissem maße ist sie unabhängig von der einstellung des täters zu seiner tat. in gewisser weise kann ich mit meiner stärke auch ohne eine erklärung des täters die tat los lassen.

Der Beitrag wurde von rebecca bearbeitet: 23.Jul.2006 - 21:06
Go to the top of the page
 
+Quote Post
reisende
Beitrag 23.Jul.2006 - 21:26
Beitrag #7


Gut durch
************

Gruppe: Members
Beiträge: 907
Userin seit: 28.11.2005
Userinnen-Nr.: 2.331



QUOTE (rebecca @ 23.Jul.2006 - 22:04)

nachtrag:
@reisende
das, was du beschreibst, ist die sicht des täters. ich meine, dass die haltung, dass ich los lasse, alleinig meine angelegenheit ist. in gewissem maße ist sie unabhängig von der einstellung des täters zu seiner tat. in gewisser weise kann ich mit meiner stärke auch ohne eine erklärung des täters die tat los lassen.

@rebecca:
Klar, ich habe die Sicht eines Täters. Doch zur Tat gehören nunmal ein Täter und eben auch das Opfer. Beide spielen eine wichtige Rolle bei der Sache. Doch auch die Sicht des Täters ist für mich eine wichtige. Denn fast jeder ist auch mal Täter.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Lemongras
Beitrag 23.Jul.2006 - 23:34
Beitrag #8


~ no title ~
************

Gruppe: Members
Beiträge: 6.892
Userin seit: 28.08.2004
Userinnen-Nr.: 173



QUOTE (shark @ 23.Jul.2006 - 21:17)
Ich selbst habe eines Tages beschlossen, mich nicht länger als Opfer zu fühlen. Der "Täter" ist für mich nun eine armselige Person...auf weit mehr angewiesen als auf Vergebung meinerseits...ICH habe gesiegt, denn ich bin nicht mehr Opfer, sondern bestimme selbst - auch über die Rolle des Mannes, der einst "Täter" war.
Und nun bin ich frei...

und
QUOTE (rebecca)
denn in situationen, in denen eine gewisse person immer wieder präsent ist, bestimmt sie mein denken, meine gefühle, meine ängste.

:zustimm: So sehe ich es auch!
Doch ich kann deine Gedanken, liebe Blubb, wirklich nachvollziehen.
Ich habe genau diesen Satz im wirklichen Leben von einem Heilpraktiker vor ein paar Jahren gehört (zu dem ich letztlich auch nie mehr gegangen bin) und ich konnte damit nicht sofort umgehen...es hat eine gute Weile gebraucht, bis ich es so sehen konnte, wie shark es oben beschrieben hat. Doch nun geht es mir besser damit und ich fühle mich stärker und gefestigter.
(und was die Stärke/Schwäche angeht: ich erlaube mir inzwischen, in einigen Bereichen meines Lebens schwach zu sein, doch in gewissen Bereichen ist Stärke sehr wichtig)
QUOTE
Niemand kann mein Gehirn wieder "gerade" rücken, mir den Schlaf zurückgeben, meine Kindheit, Jugend, Leben, Lieben.... Niemand kann das. Ich bekomme keine zweite Chance, ich muss damit leben, ob ich will oder nicht, ob es geht oder nicht.
:( Ich glaube dass dies umso schwerer wird, je mehr man an der Opferrolle bzw. an der Vergangenheit festhält. Ich bin für eine zweite Chance - natürlich lässt sich Altes nicht auslöschen, aber eine gute Verarbeitung hilft einem oft schonmal weiter die Wunden heilen zu lassen...
Go to the top of the page
 
+Quote Post
-WhoCares-
Beitrag 24.Jul.2006 - 07:18
Beitrag #9


Satansbraten
***********

Gruppe: Members
Beiträge: 663
Userin seit: 09.01.2005
Userinnen-Nr.: 1.048



"Vergeben" hmm, ne schwierige Sache.

Ich bin mir nicht so sicher, ob ich wirklich in der "Opferrolle" verharre, wenn ich das nicht tu.

Tag täglich werde ich an die Spuren von damals erinnert.
Da brauche ich mir zum Beispiel nur meine Hand anschauen.

Was ist, wenn man da Körperlich eben nicht so ohne Folgen rausgeht und von dem, was innen ist, ganz zu schweigen?

Ich denke, das man Operrolle in zweierlei Richtungen sehen kann. Das eine ist die Schiene mit dem Krankheitsgewinn. Die andere ist die, das wenn man bestimmte Ängste, Wut, wie auch immer nicht hat, man auf einmal gar nichts mehr von sich spürt, man aber sein Leben in die Hand nimmt und das Bester daraus macht

Ich setze mich mit dem Thema auseinander in Therapie usw. , doch ich versuche, dass das eine andere Rolle im Leben spielt, anders gewertet wird von mir.

Ich bin der Meinung, das man nicht unbedingt vergeben muss, wenn man ein gesundes Umfeld hat. Kommt halt auch immer darauf an, was es mit einem macht.

Hmm, ziemlich wirre Gedanken so früh am Tag :)




So long WhoCares
Go to the top of the page
 
+Quote Post
rebecca
Beitrag 24.Jul.2006 - 07:45
Beitrag #10


Immer noch gut durch
************

Gruppe: Members
Beiträge: 1.543
Userin seit: 31.05.2005
Userinnen-Nr.: 1.679



QUOTE
Niemand kann mein Gehirn wieder "gerade" rücken, mir den Schlaf zurückgeben, meine Kindheit, Jugend, Leben, Lieben.... Niemand kann das. Ich bekomme keine zweite Chance, ich muss damit leben, ob ich will oder nicht, ob es geht oder nicht.

ich denke, dass es auch wichtig ist, dass man selbst das gefühl hat, nicht "draufgezahlt" zu haben. wenn ich eine gewisse gerechtigkeit erfahren habe, dann kann ich eher los lassen, als wenn ich sehe, dass ich die alleinige person bin, die "gezahlt" hat. dieses gefühl des ausgeliefertseins wiegt dann umso schwerer.

umso schwieriger gestaltet sich dann in diesen momenten das loslassen. je mehr ich das gefühl hätte, dass es eine gerechtigkeit gibt, umso mehr kann ich letzten endes dann auch wieder beruhigter und evenuell auch zufriedener leben. wenn mir das gekingt, kann ich dann auch eventuelle angstzustände überwinden.

ein weiterer aspekt: habe ich dies überwunden, kann ich dem täter auch mit mehr selbstachtung und stärke gegenüber treten. die psychologie solcher personen ist es, über das thema angst oder stärke macht über den anderen zu gewinnen. wenn ich dem entgegen stehe, dann zeige ich ihm "du hast keine macht über mich". in bestimmten fällen wäre es sogar anzunehmen, dass das "opfer" macht über den täter bekommt.

Der Beitrag wurde von rebecca bearbeitet: 24.Jul.2006 - 07:46
Go to the top of the page
 
+Quote Post
shark
Beitrag 24.Jul.2006 - 07:46
Beitrag #11


Strösenschusselhai
************

Gruppe: Admin
Beiträge: 21.898
Userin seit: 10.11.2004
Userinnen-Nr.: 741



QUOTE (-WhoCares- @ 24.Jul.2006 - 08:18)
"Vergeben" hmm, ne schwierige Sache.

Ich bin mir nicht so sicher, ob ich wirklich in der "Opferrolle" verharre, wenn ich das nicht tu.


Die andere (Seite der Opferrolle) ist die, das wenn man bestimmte Ängste, Wut, wie auch immer nicht hat, man auf einmal gar nichts mehr von sich spürt, man aber sein Leben in die Hand nimmt und das Bester daraus macht


Ich glaub auch, dass "Vergebung" nicht zwingend nötig ist...jedenfalls nicht dem Täter gegenüber; oft hat die, die einst Opfer war, mit Vorwürfen gegen sich selbst zu tun, die sie nicht abschütteln kann (mir ging das so...) - da ist Vergebung aber mit Sicherheit angebracht und erstrebenswert...

Ich denke , dass Vergebung ein Weg sein KANN, nicht muss, um innerlich frei zu werden.

Und ich finde, dass das, was Du über die zwei Seiten der Opferrolle schreibst, nicht so ganz stimmt: wer das Beste draus macht, wie Du schreibst, ist schon herausgetreten aus der Opferrolle...jedenfalls ein Stückchen; denn wer aus irgendwas das "Beste macht", muss das "Beste" (oder zumindest vorübergehend "Beste") erst mal GEDACHT haben. Und wer "sein Leben in die Hand nimmt", hat selbst Macht darüber und überlässt sie nicht dem ehemaligen Täter (und ist damit nicht mehr sein Opfer, sondern Sieger!)


edit: "m" vergessen bei "macht"

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 24.Jul.2006 - 07:47
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Mausi
Beitrag 24.Jul.2006 - 08:16
Beitrag #12


Mama Maus
************

Gruppe: Members
Beiträge: 8.982
Userin seit: 25.08.2004
Userinnen-Nr.: 78



Ich vergebe nicht!
Ich lasse es ruhen, nach außen.
Immer wieder kleine Dinge an betreffende Person, dass ich mich dran erinnere.
Dass er weiß, dass er aufpassen sollte, dass er weiß dass nichts vergeben ist.. er würde zur früheren Tagesordnung übergehen.. ich bin ja nicht verrückt! (ver-rückt evtl *g*).
Jedoch kein Vorwurf, umgehen als wäre es nicht gewesen, nur immer mal wieder 1 Mal im Jahr oder so, wenn er ein Gespräch in eine Richtung lenkt dass alles ok sein.. sagen, dass nichts ok ist!

Jedoch werde ich nicht vergeben!
Wer bin ich, dass ich so großmütig bin und eine Absolution erteile, somit kleiner mache was groß gewesen ist.

Macht.. hat keiner mehr über mich! Habe lange lange gearbeitet um da raus zu kommen, ich sehe auch den Zusammenhang zwischen Vergeben und eben den Täter "kleiner" machen nicht.. er will sich mir nicht erschließen.

Ich kann nicht vergeben, ein Menschenleben zu zerstören, denn dann werte ich mich ab.
Dies bin ich nicht mehr bereit zu tun!


Edit:
Die Opferrolle begleite ich seit ca. 3 Jahren nicht mehr.
Erfolgreich mich da raus gewunden.
Den Krankheitsgewinn, den WhoCares beschreibt, über Board geworfen, eben nicht mehr bemitleidet werden, nicht mehr sich selbst sehen als die Person, der nur unsagbar böses angetan wurde und deswegen keine Fähigkeit hat im Leben zu bestehen.. und deswegen Hilfe zu brauchen.. und dass alle anderen etwas für sie tun.
Ich mache es mir nicht mehr "einfach" und sage ... "Das was mir damals geschehen ist ist schuld an meinen Ängsten usw und ich kann deswegen nichts dagegen tun .. es ist gegeben und jeder in meinem Umfeld muss sich danach (also nach mir) richten".

Hm, ich kenne viele Leute, die diesen Krankheitsgewinn und andere Vorzüge davon, genießen.
Und nun schluss des OT


Der Beitrag wurde von Mausi bearbeitet: 24.Jul.2006 - 08:22
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Bilana
Beitrag 24.Jul.2006 - 08:22
Beitrag #13


Capparis spinosa
************

Gruppe: Members
Beiträge: 3.143
Userin seit: 25.08.2004
Userinnen-Nr.: 97



QUOTE
oft hat die, die einst Opfer war, mit Vorwürfen gegen sich selbst zu tun, die sie nicht abschütteln kann

Eben. Und da ist es vielelicht heilsam, sich erstmal als Opfer zu fühlen, den es impliziert ja Schuldlosigkeit und Schwäche und impliziert, dass frau nicht die Macht hatte zu verhindern, was sie glaubt hätte verhindern zu können.

QUOTE
Ich glaube fest daran, dass relative Freiheit ab dem Punkt möglich ist, an dem der Täter keine Macht mehr über das Leben der Geschädigten hat.
Weit genug.
Ob dazu wirklicher Vergebensfrieden mit ihm als Person nötig ist...

Da stimme ich mal zu.
Vergeben, nein das muss überhaupt nicht sein. Aber irgendwann kommt vielleicht der Punkt wo sich der Nebel aus Angst, Wut und Schuld so weit gelichtet hat, das frau die Stärken, Erkenntnisse, Chancen sieht, die sie inszwischen aus dem Geschehenen ziehen konnte.

Go to the top of the page
 
+Quote Post
grenzgängerin
Beitrag 24.Jul.2006 - 11:49
Beitrag #14


Fürstin Pückler
*********

Gruppe: Members
Beiträge: 238
Userin seit: 31.10.2005
Userinnen-Nr.: 2.258



Hallo Blubb -
viel wurde schon gesagt. Ich kann sharks erste Aussage unterstreichen.

Ich möchte noch hinzufügen, dass mit Vergebung vielleicht auch gemeint ist, die Situation anzunehmen, wie sie nun mal ist und damit zu leben. (ich hoffe, das hört sich jetzt nicht herzlos an) - ich will damit nur sagen - ja was eigentlich...
Es gibt einfach Situationen in unserem Leben, die uns leiden lassen... - die wir in dem Moment nicht beeinflussen können. ABER ich kann mich entscheiden, wie ich später damit umgehe. Wie viel Macht ich der Situation, der Person gebe.

Eine Geschichte, die ich sehr schön finde und die mir persönlich geholfen hat, möchte ich dir hier kurz nacherzählen:

Es war mal eine lebenslustige, kleine Palme, die friedlich in ihrer Oase lebte. Eines Tages kam ein Mensch, der die Schönheit nicht ertragen konnte und einen schweren Stein nahm und auf die Palme knallte. Die kleine Palme war verzweifelt. Dachte, sie muss jetzt sterben. Fühlte sich ohnmächtig. So verhielt sie sich eine ganze Weile, bis sie merkte, dass sie ja noch nicht tot ist. Irgendwann entschloss sie sich, trotz des Steines wachsen zu wollen. Sie brauchte viel mehr Energie als ihre Freunde, die schon lang und schlank neben ihr standen. Sie brauchte einen starken Stamm, um diesen schweren Stein stemmen zu können. Es gelang ihr, diese Kraft aufzubringen. Auch sie fing an zu wachsen und größer zu werden. Mit der Zeit wurde der Stein leichter, weil sie sich an seine Last gewöhnt hatte. Und sie lebte mit ihrem Stein in der Krone noch lange in der Oase.

Das wünsche ich dir auch, liebe Blubb...
vielleicht findest du irgendwann wieder die Kraft für dich!!!
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Liane
Beitrag 24.Jul.2006 - 13:30
Beitrag #15


Heiligenanwärterin
************

Gruppe: Members
Beiträge: 15.416
Userin seit: 06.09.2004
Userinnen-Nr.: 271



Vergeben ist für mich in schwerwiegenden Fällen schwierig, besonders wenn die Tat unausgesprochen ist. Ich habe den Eindruck, eine schwere Verletzung kann ich höchstens dann verzeihen, wenn ich merke, dass der/die Schuldige den Fehler einsieht und bereut.
Ein "Zwischending", das ich bei mir bemerke, ist, das Gute der Person heute zu würdigen - aber ich merke, dass eine Barriere bleibt, dass unausgesprochenes immer dazwischen steht.

@Verzeihen macht es dem Opfer leichter
Ich habe für mich einen Weg gefunden, der den Schmerz um einges leichter macht bzw. fast beseitigt (in dem Fall geht es allerdings "nur" um massive Kränkung, bewusste Beleidigung, üble Nachrede etc.): meine kleine private Rache, wie ich es nenne - die Kränkung nicht akzeptieren und symbolisch "zurückgeben", sei es als Brief an die entsprechende Person, oder auch nur als Zeremonie, die ich für mich alleine mache, ohne dass die Person davon weiss.
In solchen Fällen fühle ich den Schmerz nicht mehr in mir - Vergebung ist das aber in keiner Weise...
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Fledi
Beitrag 24.Jul.2006 - 14:14
Beitrag #16


...
************

Gruppe: Members
Beiträge: 17.466
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 17



Ich kann mich Mab nur anschließen. Danke für diese kurze aber treffende Ausführung.

Ich muss nicht verzeihen. Einen Fausthieb ins Gesicht muss ich nicht als gerechtfertigt abtun. Verzeihlich ist das für mich nicht. Und jede Verzeihung wäre wie eine Rechtfertigung. Ich selbst entscheide, wie weit es mein moralisches Verständnis zuläßt, zu verzeihen und ich entscheide, wie weit es meine Nächstenliebe zuläßt, zu verzeihen.

Beispiel 1: Für Person A hoffe ich, dass sie mir nie vor's Auto läuft (geographisch gesehen unwahrscheinlich, da viele km entfernt). Ich würde wohl eher nochmal Gas geben, als auszuweichen. Und nein, hier kann niemand beurteilen, ob ich verzeihen muss oder nicht. Wenn ich dazu bereit bin, mir sämtliches Leben aus dem Körper zu schneiden oder zu hängen oder was auch immer, dann sind Dinge nicht mehr erträglich. Und von mir wird keine solcher Situationen je verziehen werden. Die Dinge, die mich Jahre meines Lebens kosteten, die mich dermaßen aufwühlten machen mich nicht glücklicher, nur weil ich ein psychologisch wertvolles "ich verzeihe und vergebe" murmel.

Beispiel 2: Familiäre Dinge, die mich über Jahre prägten verzeihe ich schon aus dem Grunde nicht, weil sie dauerpräsent sind. Ich habe wohl gelernt damit zu leben, aber auch hier entschuldige ich nicht. Gewisse Dinge sind nicht zu entschuldigen und auch hier geht es mir nicht besser oder schlechter, wenn ich den Verantwortlichen grünes Licht und ein Okay für "war ja nich so schlimm" gebe.

Verzeihen kann man nur das, was man auch vertreten kann. Und das... entscheidet jeder Mensch in jeder erdenklichen Opferrolle nunmal anders. Dazu gehört Empfinden und Verstehen, was nicht pauschal von den Geburtshäusern der Welt verteilt wird.

Gruß
Fledi
Go to the top of the page
 
+Quote Post
-WhoCares-
Beitrag 24.Jul.2006 - 14:27
Beitrag #17


Satansbraten
***********

Gruppe: Members
Beiträge: 663
Userin seit: 09.01.2005
Userinnen-Nr.: 1.048



QUOTE (Mab @ 24.Jul.2006 - 15:00)
Ich vergebe nicht.
Aber ich schaue auch nicht immer zurück.

Ich blicke nach vorn und tu mir Gutes und dabei tut mir das Nichtvergeben verdammt gut. Denn Vergeben heißt für mich, dass die Tat verzeihlich sei.

:zustimm: Ja, so sehe ich das auch.

Danke, das war im kurzen gesagt, was ich bei meiner vorherigen Antwort ausdrücken wollte :roetel:

Go to the top of the page
 
+Quote Post
Lemongras
Beitrag 24.Jul.2006 - 14:42
Beitrag #18


~ no title ~
************

Gruppe: Members
Beiträge: 6.892
Userin seit: 28.08.2004
Userinnen-Nr.: 173



@grenzgängerin: eine schöne Geschichte :zustimm:

Der Gedanke an Vergebung erschien mir eine zeitlang unmöglich. Im Moment habe ich das Gefühl durch die "Vergebung" stärker geworden zu sein, quasi selbst an Macht darüber gewonnen zu haben, was man(n) mir angetan hat.
Bzgl. der Frage nach der Religiösität muss ich dazu sagen, dass ich die Vergebung rein spirituell angesehen habe. Denn mir ging es u.a. auch um "innere Heilung"...nachdem ich den o.g. von dir zitierten Satz von meinem HP gesagt bekam, war ich ziemlich erbost über eine solche pauschale Aussage, habe mich aber versucht ein wenig in die Thematik einzulesen.
Dabei kam ich auf Sätze wie: "Die Weigerung zu vergeben führt zu Bitterkeit, Groll, Haß und läßt Dein Herz wie von eiskaltem Metall umklammert sein.", "Es wurde medizinisch bewiesen, dass unbewältigter Ärger und Druck (dieses sogar oft hervorgerufen durch die Weigerung, anderen Menschen zu vergeben!) schädigend für Körper und Organe sein können."(unbekannter Verfasser - Zitate und sinngemäße Wiedergaben hatte ich mir in einem Büchlein notiert)
Vergebung bedeutet demnach nicht, zu sagen, dass das, was der andere getan hat, in Ordnung ist. Die Sünde wird [I]nicht entschuldigt. Das Schlimme, das geschehen ist, wird nicht kleingeredet. Vergebung erkennt die Schuld an, aber sie vergibt dem, der sich schuldig gemacht hat.
Es ist oft gar nicht möglich, das erlittene Unrecht zu vergessen. Es kann durchaus sein, dass bei der Erinnerung daran immer noch Schmerz/Trauer im Herzen hochsteigen. Doch mit der Vergebung übergibt man seine Gefühle von Zorn und Groll und auch den Wunsch nach Rache an Gott. Wahre Vergebung bedeutet letztlich, dass man dem Betreffenden Gutes wünschen kann, wenn man an das Geschehene denkt.[/I]
Go to the top of the page
 
+Quote Post
pandora
Beitrag 24.Jul.2006 - 14:48
Beitrag #19


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
************

Gruppe: Members
Beiträge: 7.174
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 22



QUOTE (Mab @ 24.Jul.2006 - 15:00)
Ich vergebe nicht.
Aber ich schaue auch nicht immer zurück.

Ich blicke nach vorne und tue mir gutes...

QUOTE
... dem Täter vergeben können, um selber frei zu sein!"
Schade, dass diese Sätze immer gern gesagt werden, weil damit den Überlebenden so wenig moralische Wahl gelassen wird.

ein für mich ganz wichtiger aspekt...nach vorne schaun, mich entscheiden wie ich mit der situation umgehe...
selbst bestimmen... ob ich mich weiterhin von der angst, der scham und meiner wut über das geschehene dominieren lasse !!!

nein, verzeihen werde auch ich das geschehene niemals
würde es wohl selbst wenn ich wollte, nicht können.
dazu sind die narben zu tief, die unsichtbar für fremde in meine seele und zu deutlich sicht und spürbar für mich in meinen körper eingebrannt.
mein denken, mein handeln und mein ganzes ich, wurden durch diese geschehnisse geprägt.
es hat zu viele jahre meines lebens vergiftet und vernichtet, als dass ich es eifach so verzeihen könnte
aber, es hat auch meine sinne, meinen geist und mich selbst für viele dinge sensibilisiert, es hat dafür gesorgt mir heute die sein zu können, die ich mir bin...

also alles in allem, habe ich mich entschieden nach vorn zu sehen, positives zuzulassen und die macht über mich, nicht mehr anderen zu überlassen
ich werde die zerstörung meines lebens nicht weiterführen, indem ich die schönen augenblicke, mit hass auf andere und über vergangenes, dass doch nicht mehr zu ändern ist, vergifte...

und wie du mab schon so treffend sagtest...

QUOTE
Denn Vergeben heißt für mich, dass die Tat verzeihlich sei

Go to the top of the page
 
+Quote Post
Lemongras
Beitrag 24.Jul.2006 - 14:57
Beitrag #20


~ no title ~
************

Gruppe: Members
Beiträge: 6.892
Userin seit: 28.08.2004
Userinnen-Nr.: 173



QUOTE (Mab @ 24.Jul.2006 - 15:00)
Denn Vergeben heißt für mich, dass die Tat verzeihlich sei.

Ich möchte dies mal eben aufgreifen um zu sagen, dass für mich "vergeben" und "verzeihen" zwei paar Schuhe sind.
Warum?
Für mich unterscheidet es sich wie folgt:
Den Prozess des Vergebens kann ich alleine (ohne Beteiligung mit dem Täter) angehen und durchführen. (einseitig)
Der Prozess des Verzeihens wird bei mir ausgelöst durch die Frage des Täters, ob ich ihm verzeihen kann und beruht daher (für mich) auf einem zweiseitigen, dialektischen, Prinzip.
Go to the top of the page
 
+Quote Post

2 Seiten V   1 2 >
Reply to this topicStart new topic
1 Besucherinnen lesen dieses Thema (Gäste: 1 | Anonyme Userinnen: 0)
0 Userinnen:

 



Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 04.07.2025 - 21:40