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> *Kann triggern* - Täter anzeigen
Leandra
Beitrag 13.Aug.2005 - 20:20
Beitrag #21


Fürstin Pückler
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Beiträge: 187
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Liebe rowan, ich weiss nicht, ob du überhaupt noch nach Antworten suchst, dein letztes Post klingt ziemlich desillusioniert :( Trotzdem versuche ich mal deine Fragen zu beantworten, wobei ich sagen muss, bei mir ist das Ganze in der Schweiz abgelaufen und ich weiss nicht, ob es in Deutschland genau gleich läuft.

- wie wird man als anklägerin behandelt

Ich hatte die Möglichkeit zu wählen, ob ich als Zeugin oder als Privatklägerin auftreten wollte. Als Privatklägerin hatte ich mehr Rechte, d.h. eine Anwältin, durch die ich Einsicht in Polizeiprotokolle usw. hatte und die mich vertrat, ich konnte eine Genugtuung und Schadenersatz fordern und ich hätte die Möglichkeit gehabt, nur für meine Aussage in den Gerichtssaal gerufen zu werden und in dieser Zeit den Täter wegbringen zu lassen. Davon machte ich aber keinen Gebrauch, denn ich wollte dem Täter in einer anderen Rolle als nur "das wehrlose Opfer" entgegentreten. Die Verhandlung lief sehr korrekt ab, ich wurde freundlich und einfühlsam behandelt. Nur der Pflichtverteidiger des Täters verhielt sich demütigend mir gegenüber, z.b. sagte er zum Richter, die Würgemale (die der Gerichtsmediziner zuvor erläutert hatte) könnten ja auch von einer stürmischen Umarmung herrühren und ich hätte mich aufreizend benommen.

- was passiert in einer gerichtsverhandlung

Bei mir dauerte der Prozess insgesamt 3 Tage, am dritten Tag musste ich aber nur noch bei der Urteilsverkündung dabei sein. Zuerst wurde das Vorleben des Täters auseinandergenommen (Lebenslauf, diverse Gutachten, Vorstrafen usw.), dann der Tathergang aus Sicht des Täters. Dieser Teil dauerte ewig, weil der Täter nie auf die Fragen einging und sich dauernd selbst wiedersprach und alles auch noch übersetzt werden musste. Der Täter sass circa 2 Meter vor mir, ich konnte ihm also die ganze Zeit böse Blicke an den Rücken werfen, was er bestimmt spürte.

Dann durften die Richter und Anwälte (auch der Staatsanwalt) mir Fragen stellen, sie bezogen sich dabei einerseits auf die Aussagen vom Täter und andererseits auf ein Polizeiinterview mit mir und eines das auf dem Untersuchungsrichteramt gemacht wurde. Sonstige Zeugen gab es nicht.

Weiter wurde der Begutachter, der die Zurechnungsfähigkeit abgeklärt hatte und der Gerichtsmediziner befragt.

Dann kamen die Plädoyers der Anwältin, des Staatsanwaltes und des Pflichtverteidigers.

Zum Schluss durfte der Täter noch etwas sagen, das war aber so absurd, naja....

Am dritten Tag wie gesagt die Urteilsverkündung: Viereinhalb Jahre Zuchthaus!

- haben die ankläger unter dem strich davon profitiert und sind froh, diesen weg gegangen zu sein oder eher das gegenteil.

Oh ja, ich bin seeehr froh, ich hätte die ganze Traumabewältigung nicht halb so gut geschafft, wenn der Typ noch irgendwo rumgelaufen wäre. Auch die Bestätigung von Rechts wegen, dass an mir wirklich ein Verbrechen begangen wurde und die Unterstützung von Familie, Freunden, die ich in dieser Zeit stark spürte, hat mir sehr gut getan.


- wie sind die anklägerinnen mit der situation zurecht gekommen, vor gericht auszusagen, wärend der täter einem gegenüber sitzt. (das ist die schlimmste angst)

Ich hatte natürlich auch grosse Angst, den Täter wieder zu sehen, aber ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden. Im Gerichtssaal war er plötzlich keine Bestie mehr mit der Macht über Leben und Tod sondern eine kümmerliche Gestalt in Handschellen und von der Polizei bewacht. Zwei mal fühlte ich mich trotzdem bedroht, aber es waren Schreckensmomente wo ich einen Teil seiner Gewalt und Agression erahnen konnte, doch er wurde sofort wieder auf seinen Stuhl gesetzt.

Mir war auch wichtig, dass er aus meinem Mund hörte, was er mir angetan hat, welche Schmerzen und welches Leiden er verursacht hat. Vielleicht hat das bei ihm in seinem pseudo-christlichen Herzen doch etwas bewirkt.


Alles in allem kann ich allen nur empfehlen, es zu versuchen. Ich hatte aber das Glück, dass die Beweislage so eindeutig war, im Fall deiner Freundin ist die Lage sicher anders zu beurteilen.

Zum näheren Verständnis: Die Tat ist jetzt vier Jahre her, es handelte sich um eine einmalige qualifizierte Vergewaltigung und der Täter war mir vorher nicht bekannt, was es mir leichter machte, ihn einfach nur zu hassen. Ich ging unmittelbar danach zur Polizei und zeigte ihn an, er wurde noch am gleichen Tag ausfindig gemacht und verhaftet.
Psychische Probleme habe ich leider trotzdem davon getragen :angry:
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filia_noctis
Beitrag 14.Aug.2005 - 21:37
Beitrag #22


Gut durch
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wow... bin wirklich überwältigt von dem mut einiger damen hier :)

ähm aber ich wollte mal fragen, ob sich hier wer näher damit auskennt ab wann was ein Missbrauch ist und ob da eine anzeige lohnen würde.. ? oder mir einfach nen link geben wo ich das nachlesen kann? :unsure:
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Squirrel
Beitrag 14.Aug.2005 - 22:01
Beitrag #23


Tante!
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Hier zum Beispiel, da sind auch Links zu anderen Seiten:

Gegen Mißbrauch e.V.
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Leandra
Beitrag 15.Aug.2005 - 16:27
Beitrag #24


Fürstin Pückler
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Die Grenzen zum Missbrauch sind fliessend, eine Frau vom Kinderschutzbund hat das mal so ausgedrückt:

Situation

- Opa sitzt am Tisch mit Enkelin auf Schoss

Möglichkeit 1: Opa kriegt einen Steifen, er ist unangenehm überrascht und verändert die Situation sofort!

Möglichkeit 2: Opa kriegt einen Steifen, er drückt Enkelin näher an sich und geniesst die Situation.

In beiden Situationen hat die Enkelin (noch) nichts bemerkt, doch in Situation 2 spricht man bereits von Missbrauch...
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Zarah
Beitrag 17.Aug.2006 - 20:02
Beitrag #25


pola hrvatica
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hallo zusammen,

geraume zeit ist vergangen und ich habe nach dieser sache mein leben völlig umgekrempelt, gehe neue berufliche wege und fühlte mich bisher befreit und auch, ja....endlich sicher.

dennoch packen mich manchmal zweifel , ganz kleine zwar aber immerhin eben diese, ob d a s alles richtig war.

auch vor dem hintergrund, dass dieser mensch sehr viel früher entlassen wird, weil er sich ja so gut geführt hat und man ihm ja schließlich nicht die zukunft verbauen kann. auch sehe ich mich mit der tatsache konfrontiert, dass eine begegnung nicht auszuschließen ist, ungewollt ....zumindestens von meiner seite.

da gehen frau tausend sachen durch den kopf.

....wollte ich mal loswerden


salome





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shark
Beitrag 17.Aug.2006 - 20:59
Beitrag #26


Strösenschusselhai
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Das verstehe ich so gut, Salome...ich bin auch immer noch wie paralysiert, wenn ich meinen "Vater" nur von weitem im Auto fahren sehe...Und er war nie "weggesperrt"...und das habe ich zu verantworten...mal kann ich das gut mit meinem Gewissen vereinbaren...und manchmal so gar nicht...

Wann wird der Täter denn freikommen? Lebt Ihr in der gleichen Stadt?
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Babymaus
Beitrag 17.Aug.2006 - 21:51
Beitrag #27


Kleines Mäuschen
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Also ich finde das sehr mutig von denen die es schaffen das ur Anzeige zu bringen oder anderen dabei zu helfen.
Ich weiß aus erfahrung das es nicht leicht ist und man auch nicht immer die Unterstützung bekommt die man in dem Moment braucht.
Wenn man es niemanden traut zu erzählen und auch keiner es sehen will, kann man sich sehr alleine fühlen.
Ich hatte keinen der mir geholfen hat und auch keinem mit dem ich hätte darüber hätte reden können.
Nach Jahren der Verzweiflung und falschen Hass auf meinen Körper hat entlich jemand gemerkt das etwas passiert sein musste aber das war zu Spät für eine Anzeige!
Jetzt weiß ich das ich mit hilfe anderer bestimmt eine Anzeige gemacht hätte!
:(
Da kann jeder froh sein, wenn man ihnen glauben schenkt, was ja auch nicht immer so ist! :angry: :(
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Leandra
Beitrag 18.Aug.2006 - 11:04
Beitrag #28


Fürstin Pückler
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Liebe Salome
Ich kann dich da verstehen, ich hatte anfangs auch Mühe mit dem Gedanken, dass er wohl bald entlassen würde. Wissen tu ichs ja nicht - Datenschutz :wacko:

Ich habe dann meinen Wen-Do Kurs wiederholt und fühle mich jetzt ziemlich sicher. Ich habe ausserdem verschiedene Horrorszenarien in meinen Gedanken durchgespielt, was wäre wenn er mir wo und in welcher Situation begegnen würde. Ein paar Freunde sind auch darüber informiert und diese dürfte ich jederzeit anrufen und je nach Zustand mich wo auch immer abholen lassen.

Ich hoffe, du kannst für dich einen positiven Umgang mit dem Gedanken an seine Entlassung finden :zustimm:

Leandra
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Corinna Mirja
Beitrag 18.Aug.2006 - 11:29
Beitrag #29


°~Fleckenzwergin~°
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Hallo!
Ich habe mich jetzt erst getraut, dieses Thema zu lesen.
Zunächst einmal einen Riesenstrauß :blumen2: an alle hier, die Schlimmes erleiden mußten oder Mut bewiesen haben.
Alles, was ich sagen möchte ist: Bringt die Täter zur Anzeige - egal, wie ihr euch dabei fühlt und welche Mühen damit verbunden sind!

Ich habe meinen Mut dazu verpaßt. Auch nach annährend 30 Jahren ist bei mir die Wut diesselbe, der Gedanke nach Vergeltung präsent.
Alles war damals so unglaublich kompliziert für mich. Ich war viel zu jung für klare Gedanken und ohnehin schon zu sehr im Unreinen mit mir selbst.

Täter, die nicht bestraft werden, tun so, als sei NICHTS geschehen. Das ist das Widerlichste daran.

Für mich wurde aus den Geschehnissen ein abgrundtiefer Dolchstoß, in mein sowieso schon zerrissenes Selbstbewußtsein.
Da gab es niemanden, der mir hätte helfen können. Niemand, dem ich Dinge hätte anvertrauen dürfen.

Freunde, die einem beistehen, die für einen kämpfen, sind so unendlich viel wert.
Ein ganz liebes, im Moment, von meiner Seite aus, tränenreiches Danke an alle FreundInnen, die jemandem, während solch finsterer Zeiten, beiseitestehen.
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Leandra
Beitrag 18.Aug.2006 - 12:51
Beitrag #30


Fürstin Pückler
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Liebe Corinna Mirja

Es tut mir sehr leid für dich, dass dir damals niemand beigestanden ist, dass du nicht reagieren konntest und dich dieses Thema nun schon so lange verfolgt :troest:

Ich hoffe, dass der Täter obwohl er so tut, als ob nichts gewesen wäre doch in seinem Innern unter seinen Taten gelitten hat! Denn es ist absolut NICHT nichts gewesen...

Gibt es für dich keine Möglichkeit mehr, ihm mitzuteilen, was er dir angetan hat?

Das Widerlichste ist aber für mich, wenn Täter freigesprochen werden. Also lieber ein nicht angezeigter Täter mit ewig schlechtem Gewissen, als einer, der noch vor Gericht über dich triumphieren kann!

Und ja, FreundInnen sind unentbehrlich und es tut unheimlich gut, sich in ein starkes Netz fallen lassen zu können. Ich weiss nicht, wo ich ohne dieses Netz heute wäre... :blumen2:
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Corinna Mirja
Beitrag 18.Aug.2006 - 13:39
Beitrag #31


°~Fleckenzwergin~°
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Hallo und danke, Leandra! :blumen2:


QUOTE

Gibt es für dich keine Möglichkeit mehr, ihm mitzuteilen, was er dir angetan hat?

Das würde ich nicht wollen.
Entweder möchte ich den Täter so weit wie möglich weg, oder aber entleibt sehen.
Nun ja, aktive Beteiligung am zweiten Punkt wäre sicherlich keine gute Idee - im Gegenteil.

QUOTE

Und ja, FreundInnen sind unentbehrlich und es tut unheimlich gut, sich in ein starkes Netz fallen lassen zu können. Ich weiss nicht, wo ich ohne dieses Netz heute wäre... :blumen2:

Da kann ich nur zustimmen und mich für Dich ein Stück weit mitfreuen!
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