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Beitrag
#1
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Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Zwei Passagierflugzeuge steuern in das wirtschaftspolitische Phallussymbol der USA, auf den friedlichen Weiten schottischer Felder liegen kokelnde Flugzeugbauteile, selbst in mediterranen Traditionsbadeorten scheint man sich seines Urlauberlebens nicht mehr sicher sein zu können.
Bildgewaltig und dank transaltlantischer Detailverliebtheit oft recht ungefiltert präsentiert, erreichen uns in immer höherer Frequenz wahre Horrorszenarien menschlicher Verendungskunst - vermehrt zunächst live und überall dabei, als Brennpunkt im Anschluss an die Tagesschau, danach in ebenso zahl- wie tränenreichen Augenzeugenschilderungen und ungeheuerlichen Investigativberichten und schlußendlich als unvermeidlicher Blockbuster auf heimischen Flachbildschirmen, bevorzugt anlässlich ohnehin kaum zu umgehender Gedenktage. Psycho. Täterprofil: freundlicher, unauffälliger Nachbar, Kommilitone, Mitpassagier. Wie kompliziert genug wäre das Leben schon ohne Angst vor der Angst? Keine konstruktive Antwort darauf jedenfalls verspricht der neuerliche Entschluss der Intendantin der Deutschen Oper Berlin, die Neuenfelsinszenierung von Idomeneo auf Empfehlung des Landeskriminalamts hin vom Spielplan zu nehmen. *klick* Abgesehen vom Sujet des Mozartwerks (wiki-IA), in dem es um den Sinn, den Preis und die Macht des Opferns geht: wie gefährlich (politisch, provokativ,... beliebig fortsetzbar) soll Kunst denn sein? Ist es nicht nur ein gewaltiger Beschnitt der Darstellungsfreiheit, sondern auch die Schaffung verderbenbringender Unsagbarkeiten? Eine subtilere und doch wenig intellektuelle Ausdrucksform des Paranoiaterrors? Wie sicher wollen, dürfen wir uns wähnen lassen? |
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Beitrag
#2
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.084 Userin seit: 21.10.2004 Userinnen-Nr.: 633 ![]() |
Mir fällt dazu unser ehemaliger Außenminister Fischer ein, der von sich sinngemäß gesagt hat, er könne noch heute kaum einen geraden Satz sagen, weil er nach wie vor die diplomatische Schere im Kopf habe.
Diplomatie ist eine gute Sache, wenn man sich in einem politischen Spannungsfeld bewegt. Es macht keinen Sinn und hilft keinem der Kontrahenten weiter, wenn ein Konflikt immer weiter eskaliert. Was im normalen Leben eine lockere Floskel oder eine pointierte Meinugsäußerung ist, wird in einer angepannten Situation schnell zur Provokation. Wir erleben diesen Effekt hier im Forum mit schöner Regelmäßigkeit. Sich diplomatisch zu verhalten, bedeutet, Provokationen zu vermeiden, mit dem Ziel, dass sich ein Konflikt nicht weiter aufschaukelt und ein Dialog in Gang kommen kann. Woher ein Konflikt auch immer rührt und wie nachvollziehbar man das Ganze findet – man kann nur konstatieren, das er da ist. Es ist klar, fundamentalistische Scharfmacher suchen nach Anlässen, die sie als Provokation auffassen können. Jede Äußerung zum Thema, die nicht klug und kritisch hinterfragt wurde, kann als Anlass zur Aufregung dienen. Jüngstes Beispiel ist das Papst-Zitat. Ein Papst sollte die Gesetze der Diplomatie kennen und daher verstehe ich nicht, wie er so gedankenlos sein konnte. Aber die Reaktionen gewisser islamistischer Kreise wirkten auf mich aber vollkommen überzogen. Aber so geht das Spiel. Ich glaube, durch Provokation ist nichts gewonnen und diplomatische Vorsicht ist eine gute Sache. Ob es nun etwas ist, auf dem "Kunst" drauf steht, das die Blumenvase mit Schwung vom Vertiko fegt, oder ein Politiker oder ein Kirchenmann, der Effekt ist immer derselbe. Ein Konflikt schaukelt sich auf. Die Absetzung des Idomeneo vom Spielplan finde ich schräg. Nein, dämlich. Dämlich deshalb, weil es mit so großen Medientamtam geschah. Das führt die scheinbare gute Absicht ad absurdum. Ich hätte es noch verstanden, bei der Inszenierung in aller Stille auf ein paar fragwürdige Effekte zu verzichten (der deutschen Kultur wäre kein Stein aus der Krone gefallen, hätte es ein paar abgeschlagene Köpfe weniger zu sehen gegeben). Aber so einen Medienrummel loszutreten und gleich die ganze Inszenierung abzusetzen – das wirkt auf mich wie ne komische Mischung aus Naivität und konfuser Betriebsamkeit. edit: bisschen präziser Der Beitrag wurde von Diana bearbeitet: 27.Sep.2006 - 12:46 |
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Beitrag
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Fürstin Pückler ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 198 Userin seit: 01.08.2006 Userinnen-Nr.: 3.315 ![]() |
Was bringen Taktieren und Hinterfragen, wenn nicht beide Kontrahenten sich daran halten? Die ganze Aufregung entsteht doch um verletzte GEFÜHLE/Ehre u.ä.
Man könnte noch häufiger zur Schere greifen. Man könnte sich dezenter schminken, weniger aufreizend kleiden, die Scharia teilweise dem geltenden Recht gleichstellen, die Dr. Sommerseite in der Bravo abschaffen und was weiß ich nicht alles unternehmen, um Gefühle etc. nicht zu verletzen und somit noch mehr Konflikte zu vermeiden. Jo, und den Rest überlasse ich meiner lebhaften Fantasie. Fehlt nur noch, dass alle Nichtmoslems denn offiziell diese doch sehr einseitige Selbstzensur auferlegt bekommen.
Oder geht es da schon lange nicht mehr um Gefühle, sonder um eine Strategie der Machtausübung? Da bin ich über jeden Medienrummel FROH. Nun ist es mir wohl doch nicht gelungen, sachlich zu bleiben….. Gilt das als Manko? Ja, aber bitte nur ab dem Moment, wenn „Kontrahenten“ anfangen, auf die Sachlichkeit zu setzen. |
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Beitrag
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Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Über den tieferen Sinn rollender und bühnenblutspritzender Köpfe lässt sich glücklicherweise wohl noch ein paar Jahre trefflich streiten; Tatsache ist: nach meiner Kenntnis hat Neuenfels selbst die Überarbeitung seiner Inszenierung abgelehnt. Zu Recht.
Wohl sehe ich einen Unterschied darin, ob nun ein Staats- oder jüngstens eben der eminente Kirchenmann sich als Quasiverkörperung einer Menschgruppierung zu den jeweils mehr oder weniger akzeptierten "anderen" äußert oder ob eben einer meint, Kunst in die Kulturlandschaft zu pflocken oder pflanzen (je nachdem). ...oder irre ich mich, weil das neuerliche Trauerspiel ja im Rahmen staatlich subventionierten Kulturbetriebs aufgeführt wird? (leider habe ich diesbezüglich diverse großbetitelte Blätter noch nicht zu Gesicht bekommen) ...was mich auch so ein wenig bestürzt ist die Tatsache, dass erst durch die Terrorwarnung des LKA hin ein solch kulturpolitisches Stolpern erfolgt. Offensichtlich hatten Entscheidungsbefugte im Vorfeld keinerlei Bedenken diesbezüglich. Generell fraglich ist ja ohnehin, wovon man sich offensichtlich "Sicherheit" verspricht - und wie wenig aktuellen Bezug Libretti (à la Entführung) dann noch nehmen dürfen. Wozu dann noch Neuinszenierungen? |
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Beitrag
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Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.467 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 9 ![]() |
Gut, das wird jetzt ein bisschen Off-topic. Und ein bisschen lang. Ich lade trotzdem ein zum Genaulesen. Danke, ganz lieb. ;)
Ein mir wichtiges Detail, das leider zumindest in den Medien untergeht, ist die Neuenfels'sche Sicht auf Mozarts und Varescos "Idomeneo" als eine Art "Gegen-Hamlet" (O-Ton Regisseur). Ich finde es beklagenswert, dass die Inszenierung vor lauter "Der-Islamismus-ist-an-allem-Schuld" gekippt wird und nicht – Achtung! Jetzt kommt's! – aus künstlerischer Verantwortung vor dem Werk. Was haben wir? Eine Oper, in der der Titelheld lernt, dass seine blinden Versprechungen Konsequenzen haben: Idomeneo gelobt Gott Neptun, wenn der ihn aus Seenot rette – ja, wer hat den für den Sturm gesorgt, wenn nicht der Gott eigenpersönlich? –, wolle er, der kretische König, das Erste opfern, das ihm am Strand begegnet. Hoheit hatten vermutlich an eine Möwe gedacht oder vielleicht eine nicht weiter wichtige Fischermaid. Ein König darf das. Dummerweise begegnet ihm ausgerechnet sein Sohn, Idamante. Und nun sitzt Idomeneo in der Klemme. Das Ganze löst sich natürlich nur via "Deus ex Machina", Neptun verzichtet im letzten Moment auf das Opfer, das Idamante anzutreten bereit ist. Aber Idomeneo muss die Krone an den Sohn abgeben. So. So weit, so so gut, so Aufklärung. Regisseur Neuenfels will aber partout einen "Gegen-Hamlet" (was immer er darunter verstehen mag, für ihn ist jedenfalls unabdingbar, Buddha, Jesus, Muhammad und Neptun auf die Bühne zu bringen und sie in einer Art Epilogszene ihren Kopf verlieren zu lassen). Dass die genannten vier Herren im Opernlibretto gar nicht persönlich vorkommen (auch Herr Neptun lässt sich via Oberpriester und Orakelstimme vertreten und ist vermutlich nach Diktat verreist), macht ja nüscht. Die kann man ja zwecks inszenatorischer Überhöhung und Anwendbarkeit auf unsere heutige Gesellschaft flugs durch ein paar Herren der Statisterie darstellen lassen. Aber für mich, bitteschön, geht das zu weit. Nicht, weil man nicht irgendwelchen dahergeloffenen Statisten um der Kunst willen den Kopf abschlagen darf. Sondern weil genau dieses Kopfabschlagen den Sinn und Geist der Oper nicht trifft. Warum das denn nicht? Loslösen von überkommenen Göttervorstellungen, Machtstrukturen, Eigenverantwortlichkeit, klingt doch alles super! Ja, Kuchen. Wie löst sich den in der Neuenfels'schen Sicht Idomeneo aus den alten Strukturen? Er bringt den Gott (und seine "Kollegen") eben einfach ein bisschen um. Fertig. Gewiss, das ist etwas anderes, als dem Gott (welchem auch immer oder dem Propheten vom Dienst) die Angelegenheit vertrauensvoll zu überlassen. Aber es ist eben doch nichts anderes, im Prinzip. Es ist immer noch Gewalt. Männergewalt, wenn wir so wollen: Kopf ab, das ist auch weiterhin die Lösung. Dass Idomeneo mittlerweile ja entmachtet ist (wir erinnern uns, er hat die Krone abgegeben), tut da anscheinend nichts zur Sache. So gesehen handelt er als Privatmann. Eine kleine, billige Rache. Mehr nicht. Wo ist da die Aufklärung, wo ist die veredelnde Erkenntnis, dass man andere nicht als Pfand und Spielball der eigenen Interessen (oder nun, im Fall Idomeneos, als Symbol des eigenen religiösen Desinteresses) missbraucht? Eben. Und deshalb finde ich es beklagenswert, dass diese Inszenierung zum Kollateralschaden der Islamismusdebatte wird anstatt dass sie als das erkannt wird, was sie – meiner Meinung nach – ist: Ein mieses Spiel. Schöne Grüße von blaustrumpf |
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auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 7.174 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 22 ![]() |
genau das ist meiner meinung nach der Punkt... MACHTAUSÜBUNG... es kann und darf nicht angehen, dass wir immer wieder vermeindlich rücksicht nehem, uns anpassen und schritte zurück machen... aus deeskalationsgründen !!! gerne bin ich bereit auf gefühl und religion meiner mitmenschens zu achten, doch wie weit geht unsere anpssung und rücksichtnahme ? bis wir uns absolut erpressbar gemacht haben ? in wie weit darf/will ich mich moralisch biegen lassen? ist es wirklich nötig, dass zitate die jahrhunderte alt sind, als anlass genommen werden, mit konsequenzen zu drohen ? ist es wirklich nötig das klassische werke, opern oder theaterstücke als anlass genommen werden sich aufzuregen ? müssen wir wirklich, [I]wie ebenfalls gestern in stadtanzeiger gelesen[B] ein konzert von Khaled von ende september auf mitte februar verlegen, weil die moslems gerade ihren ramadan feiern??? ich weiß nicht mehr wohin unsere deeskalationsstrategie und unser schlechtes gewissen noch führen soll... meiner meinung ist es zeit den rücken gerade zu machen...zu signalisieren, dass alles seine grenzen hat... nicht die ganze welt kann sich dem islam anpassen... edit...ich muß gestehen, dass mir diese inszenierung auch ein wenig unrealistisch und zu hart anmutet...ich sah idomeneo im letzten jahr in der kölnner oper, in weitaus weniger brutalen und verzerrten form... jedoch sollte mensch, kunst kunst sein lassen und nicht auch noch zum politikum erklären... immer wieder gab es umstrittene inszenierungen, jedoch erinnere ich mich gerade nicht daran, dass sie aus derart seltsamen gründen abgesagt wurden Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 27.Sep.2006 - 16:49 |
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Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Ein dahingehend kritisches Betrachten "modernerer" (?!) Inszenierungen wünscht man sich doch generell - dann jedoch bitte gerne vor dem Tag, an dem die ersten dramaturgischen Eingebungen in Sängerhand gelangen. Geradezu beliebig erscheinende Effektgeilheit erweckt ein eher generelles Kopfschütteln, Blonde im SM-Puff oder eben jetzt rollende reliöse Häupter. (und auch hier wieder: je drastischer, je medialer, je subventionierter?!) |
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.084 Userin seit: 21.10.2004 Userinnen-Nr.: 633 ![]() |
OT
Ich gestehe, ich habe Probleme mit dem gängigen Kunstbegriff. Viel zu oft wird etwas zu Kunst erklärt, dass nichts anderes ist als ein Aufmerksamkeit erregender Effekt. Die Daseinsberechtigung des Effekts wird damit begründet, dass "die gesellschaftlch-politischen Realitäten" hinterfragt werden sollen. Das fällt aber nur zu oft auseinander und das eine führt mitnichten zum anderen. Meist empfinde ich diese Diskrepanz am größten, je lauter, bunter, greller und "abgefahrerener" der Effekt ist. Daher hält sich mein Respekt vor dem Werk* von Herrn Neuenfels in Grenzen. Es kommt am Ende nur die (verzichtbare) Provokation bei mir an. * edit: Das spezielle (Idomeneo) ist hier gemeint Der Beitrag wurde von Diana bearbeitet: 27.Sep.2006 - 17:03 |
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Beitrag
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Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.467 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 9 ![]() |
Hallo, pandora Khaled ist ein Superstar in der arabischen Welt. Er hat auch in Köln sehr viele Fans – fromme und nichtfromme Muslime sind dabei. Die nichtfrommen Nichtmuslime werden, meiner Meinung nach, einen eher geringen Prozentsatz des möglichen Publikums ausmachen. Nun haben wir einen Veranstalter (Koeln Musik GmbH), der marktwirtschaftlich denken sollte und der – wieder meiner Meinung nach – eindeutig an der Zielgruppe der Veranstaltung vorbeigedacht hat. Die Verlegung ist für mich kein moralisches Verbiegen sondern höchstwahrscheinlich ein sich Beugen. Und zwar ein sich Beugen nicht in Richtung Mekka sondern in Richtung der Marktlage. Die offizielle Ankündigung/Begründung der Kölner Philharmonie kann ich auch lesen als ein Erkennen, dass man wohl nicht weit genug gedacht hat in Sachen Zielgruppe. Mehr nicht. Wie das in schöne Worte gehüllt klingt, findet ihr hier. Dieses Beispiel taugt mir also für die Was-tun-wir-gegen-den-Islamismus-und-was-noch-mehr-gegen-die-Angst-vor-ihm-Debatte nicht sonderlich. Schöne Grüße von blaustrumpf |
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°~Fleckenzwergin~° ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.523 Userin seit: 21.07.2006 Userinnen-Nr.: 3.246 ![]() |
Die ganze Angelegenheit hat eine hoffentlich weitreichende Grundsatzdiskussion über das Thema Selbstzensur enfacht, die selbst den Teilnehmern der Islam-Konferenz in Berlin Anlaß zu Diskussionen und Reaktionen gegeben hat.
Insofern mag sich ja vielleicht etwas Gutes daraus entwickeln. Wie schon Vortposterinnen angemerkt hatten, wäre es sicherlich auch eine sinnvolle Alternative gewesen, die Bildhaftigkeiten des Stückes, an der einen oder anderen Stelle, subtil zu ändern, anstatt eine Absetzung aus gegebenen Gründen überhaupt in Betracht zu ziehen. Kostengünstig werbewirksam für die Berliner Oper im Ganzen war diese Aktion jedoch allemal, möchte ich meinen. -_- Der Beitrag wurde von Corinna Mirja bearbeitet: 27.Sep.2006 - 17:20 |
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I lof tarof! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 15.384 Userin seit: 30.08.2004 Userinnen-Nr.: 198 ![]() |
Warum denn? :unsure: |
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Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.467 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 9 ![]() |
Hallo, robin
Khaled singt in Arabisch. Auch wenn er es in die Mainstream-Charts schafft: Seine größte Zielgruppe sind die Raï-Fans. Mal so als Beispiel: stell Dir vor, es gäbe keinen deutschsprachigen HipHop oder Rap. Glaubst Du, der überwiegende Teil des Publikums bei HipHop- oder Rap-Konzerten bestünde aus Leuten, die kein Fitzelchen Englisch verstehen? Sicher gibt es auch in Köln Schulen, an denen Arabischkurse angeboten werden. Um Arabisch zu sprechen, muss man kein Muslim sein. Aber so rein von der Logik her liegt die Vermutung zumindest nahe, dass die nichtmuslimischen Khaled-Fans (seien sie nun fromm oder nicht) auch in der Kölner Philharmonie nicht den größten Teil des Publikums ausmachen werden. So war das gemeint. Schöne Grüße von blaustrumpf |
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Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.467 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 9 ![]() |
Hallo, Corinna Mirja So sehr ich gegen den Neuenfels'schen Interpretationsansatz in seiner Konsequenz bin, so sehr bin ich auch dagegen, kosmetische Chirurgie an seiner Inszenierung zu versuchen. Eine Regiearbeit, die ihren Namen verdient, ist ein eigenes Werk von – hoffentlich – künstlerischem Rang. Mal abgesehen von Fragen des Urheberrechts: Darin herumzufuhrwerken, kann ja die Lösung nun auch nicht sein – schon gar nicht angesichts einer Intendanz und Dramaturgie, die hinsichtlich dieser Inszenierung ja nicht erst bei der Premiere oder bei der Frage nach der Zulässigkeit einer Wiederaufnahme kläglich versagt hat. Schöne Grüße von blaustrumpf |
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Fürstin Pückler ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 198 Userin seit: 01.08.2006 Userinnen-Nr.: 3.315 ![]() |
@Blaustrumpf
Also Rai war doch mal in Algerien (Heimatland des Rai) eine zeitlang verboten, gerade weil es in den Texten zu oft um Frauen und Alkoholgenuss ging. Da hat der Veranstalter wohl so ziemlich alles falsch gemacht :D . Die frommen Moslems werden sich doch wohl eher in Saudi-Arabien besungenen Kassetten mit Koranversen widmen. |
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°~Fleckenzwergin~° ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.523 Userin seit: 21.07.2006 Userinnen-Nr.: 3.246 ![]() |
Ja, die von Dir genannten Bedenken verstehe ich - irgendwie und auch wieder nicht. Also war die Absetzung des Stückes durch die genannten Gründe die bessere Alternative? Wäre da wirklich kein Spielraum für subtile visuelle Änderungen gewesen, wenn diese geholfen hätten? :gruebel: |
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Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.467 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 9 ![]() |
Hallo, Kommunikationsbestie
So wird das vermutlich sein. Amen. Oder Hamdullilah. Wie's beliebt. :D Schöne Grüße von blaustrumpf * * * Hallo, Corinna Mirja Vielleicht hat es ja sogar Gespräche mit dem Regisseur gegeben, hinsichtlich seiner Interpretation. Kann ja alles sein. Aber die von Dir erhofften "subtilen visuellen Abänderungen" – es genügt im Fall einer Bühneninszenierung wohl kaum, Barbie einen Schleier überzuwerfen und sie Fulba zu nennen. Sachichgezzma. Was Neuenfels auf die Bühne gebracht hat, wollte er wohl so. Da reicht es kaum, Jesus eine Sonnenbrille aufzusetzen oder Buddha ein Schnitzel in die Hand zu drücken. Sachichgezzauchma. Manchmal ist es tatsächlich nötig, sich von einem ganzen Konzept zu verabschieden. Auch wenn das vielleicht ein bisschen nach Kassenrezept aussieht. Schöne Grüße von blaustrumpf |
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°~Fleckenzwergin~° ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.523 Userin seit: 21.07.2006 Userinnen-Nr.: 3.246 ![]() |
Du meinst all die kleinen Änderungen hätten alles im Kontext zu stark verändert oder verzerrt? Ich weiß leider nicht, was als "subtile Änderungen" hätte genügen können. Anscheinend müßte sich das allerdings umfangreicher gestalten, als ich annahm. Wieder etwas über diese Sache gelernt. Danke dafür! :blumen2: |
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Fürstin Pückler ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 198 Userin seit: 01.08.2006 Userinnen-Nr.: 3.315 ![]() |
Ich glaube es wird Zeit für mich, zuzugeben dass ich "Idomeneo" nur vom Hörensagenlesen kenne. :roetel: Ich verlass mich jetzt auf Schilderungen anderer und tue dieses Stück als mies ab. Aber ist es nicht so, dass ein mieses Stück/Neuinszenierung, nachdem es lauter schlechte Kritiken kassiert hat, einfach auf dem Müll landet od. in Lehrbüchern im Kapitel "Wie man's nicht macht"? Um dann in Vergessenheit zu geraten. Absetzung wegen Terrorgefahr ist auf jeden Fall nicht der Normalfall und sollte nie einer werden. Der Beitrag wurde von Kommunikationsbestie bearbeitet: 27.Sep.2006 - 18:41 |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 429 Userin seit: 17.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.497 ![]() |
Wir sollten nicht vergessen, dass viele Menschen gekämpft und gelitten haben, ja sogar gestorben sind, damit wir Grundrechte wie die Meinungsäusserungsfreiheit haben. Ein Recht, bei dem es nicht darum geht, ob uns gefällt, was die anderen sagen, sondern darum, dass sie es sagen können, ganz im Sinne des berühmten Voltaire-Zitates.
Es gibt in unserer Kultur Werte, für die wir einstehen müssen, und ich zweifle keine Sekunde daran, dass einige dieser Werte manchen Menschen auf der Welt nicht passen, aber trotzdem müssen wir es tun, sonst verdienen wir die Freiheit nicht. Immer den einfachsten Weg gehen, führt an einen Ort, an dem es keinen Weg mehr gibt. |
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Beitrag
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.084 Userin seit: 21.10.2004 Userinnen-Nr.: 633 ![]() |
Das kann man sicherlich so nicht verallgemeinern. Heutzutage hat etwas, das "Kunstwerk" heisst, einen geradezu sakrosankten Status. Als ob Kunst einen absoluten Wert darstellen würde. Ich nehme mal an, in vielen Fällen sind die Effekte austauschbar und ohne weiteres (ver)wandelbar. Nach einigem Nachdenken bin ich aber an einem anderen Ende angekommen: Darf Kunst sich selbst zensieren? Die Anwort muss "Nein" lauten. Denn dann kann sie's gleich bleiben lassen. Dummerweise impliziert dieser Erkenntnis alle Erscheinungsformen von Kunst, also den genialen und eindruckvollen Wurf eines hochbegabten Menschen ebenso wie die effektheischenden Plattheiten des mediengewandten Windeis. Ich fürchte, damit werden wir leben müssen. |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 07.07.2025 - 14:15 |