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> Bluttest auf Downsyndrom
Marie18
Beitrag 06.Jul.2012 - 21:25
Beitrag #21


Satansbraten
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Hm ja da hast du recht. Das ist interessant, so einen Einblick zu bekommen. ICh bin ja gerade mal so alt wie deine jüngere (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
Und ich mache mir über alles Gedanken, das blöde ist nur, dass ich in der Tat gern ALLES durchdenken könnte (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)


Ja das verstehe ich. Dass da manche dann nicht dafür kämpfen wollen, weil das bei Gott kräftezwhrend wäre, verstehe ich auch.

Aaaaber irgendwer muss ja mal damit anfangen...ganz salopp ausgedrückt.
Ich bin da glaub ich grad zu stur (IMG:style_emoticons/default/patsch.gif)
Hm. Ich mag auch niemanden beschuldigen, sich direkt gegen ein Leben entschieden zu haben. Aber das ist doch dann nunmal der Fall, oder? Wenn das Kind schon im Bauch heranwächst, egal in der wievielten Woche.
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shark
Beitrag 06.Jul.2012 - 22:37
Beitrag #22


Strösenschusselhai
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Klar ist das der Fall.
Ein Abbruch bleibt ein Abbruch und bedeutet nun mal, dass aus einem Embryo/Fötus kein Kind werden wird.

Aber das gilt für ALLE Schwangerschaftsabbrüche gleichermaßen.

Ob das Paar mit der Verhütung geschlampt hat, ob die Frau sich zu jung oder zu alt fühlt, zu krank ist für eine Schwangerschaft, durch eine Gewalttat schwanger wurde... wie auch immer die Schwangerschaft zustande gekommen ist: für den Embryo bzw. den Fötus bedeutet die Interruptio immer das Ende seines "Lebens" in der Gebärmutter.

Ich bejahe ausdrücklich die Möglichkeit, eine Schwangerschaft abbrechen zu können, wenn eine Frau sich zur Fortsetzung der Schwangerschaft (weshalb auch immer) nicht (mehr) imstande fühlt.
Ich finde es wichtig, dass nur die Frau, die betroffen ist, diese Entscheidung trifft - denn wer außer ihr sollte denn wissen, was für sie richtig ist?

Und eben weil ich "von der Frau her" denke, ist für mich nicht wichtig, was genau der Grund dafür ist, dass eine Frau sich mit der Aussicht darauf, Mutter zu werden, nicht (mehr) gut fühlt - wenn sie Angst hat, wenn sie sich dem nicht gewachsen fühlt, dann kann man ihr - wenn sie das wünscht oder zumindest zulässt - zu helfen versuchen, damit sie einen wirklich freien Entschluss fassen kann, aber letztlich ist es ihre Entscheidung und meiner Ansicht nach auch ihr gutes Recht, als einzige (außer dem Embryo, der sich ja nicht äußern kann) direkt Betroffene zu bestimmen, ob das Ungeborene weiterwachsen darf oder nicht.

Mir steht es nicht zu (und ich finde, es steht niemandem zu), festlegen zu wollen, ob und wann ein Abbruch OK geht und wann nicht. Das ist allein Sache der Frau, die schwanger ist.


Was meintest Du denn mit diesem Satz?

ZITAT(Marie18 @ 06.Jul.2012 - 22:25) *
Aaaaber irgendwer muss ja mal damit anfangen...ganz salopp ausgedrückt.


Dass irgendeine Frau es ja auf sich nehmen muss, "trotzdem" schwanger zu bleiben? Warum, meinst Du, ist das notwendig? Wem bringt das was?

Gruß


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.Jul.2012 - 22:39
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Marie18
Beitrag 06.Jul.2012 - 22:50
Beitrag #23


Satansbraten
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Ja natürlich, Abtreibung allgemein ist ein Thema zum diskutieren. Es kann ja auch sein, dass sich rausstellt, dass das Fortsetzen der Schwangerschaft die Mutter gesundheiltich gefährdet, da ist dann ein Abbruch aber auch etwas anderes. Ich finde es nur so heftig, dass sich die Gesellschaft immer noch teilweise deutlich für Menschen ohne Beeinträchtigung entscheidet und deutlich gegen welche mit.

(IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)

Hm ja mit diesem Satz musste ich meinem Temperament ein wenig Luft machen (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif)

Weil naja, wenn - übertrieben dargestellt - jede sich denkt "Hm das Kind später zu integrieren, sei es in der Schule oder allgemein im Umfeld, ist eh schon schwer genug, da möchte ich das mir und dem Kind nicht antun"

Dann wird sich da aber auch nicht wirklich was ändern. ....
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shark
Beitrag 06.Jul.2012 - 23:12
Beitrag #24


Strösenschusselhai
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Ich verstehe, was Du meinst.

Aber versuch Dir mal vorzustellen, wie es sein könnte, schwanger zu sein und zu erfahren, dass der Fötus in Deinem Bauch nicht gesund ist.
Zu wissen, auf welche Schwierigkeiten Du als Mutter treffen wirst und zwar möglicherweise Dein ganzes restliches Leben lang.
Dazu Ja zu sagen, könnte weniger einfach sein als Du das zu denken scheinst.

Und wenn Du dann noch überlegst, wie viele Frauen/Familien mit ihren Kindern bisher schon am System gescheitert sind, wenn Du dann noch weißt, dass die Rate der zerbrochenen Partnerschaften noch viel größer ist, wenn ein Kind behindert ist, als sowieso schon, dann könntest Du auch Angst kriegen, denk ich.

Und Du könntest Dich vielleicht schon auch fragen, weshalb jetzt gerade DU die sein solltest, die trotz allem (und machen wir uns nichts vor: unsere Gesellschaft inkludiert nicht, sie integriert ja sogar noch nicht mal hinreichend - das haben all die Eltern mit ihren behinderten Kindern, die täglich darum gekämpft habe und noch darum kämpfen, nicht erreichen können), trotz aller Sorge und trotz berechtigter Zukunftsangst mutig Ja sagen sollte zu diesem wahnsinnig großen, schier unermesslichen Cut in Deinem Leben.

Sicher - das ist nicht für alle Menschen gleich "schlimm", da gehts immer auch um psychische Konstitution, um Erfahrungen, die man vielleicht gemacht hat oder nicht usw., aber auch diese Faktoren sind ja keine, die man einer Frau als Versagen oder Schwäche anlasten kann.

Ich weiß zum Beispiel von mir, dass ich damals, als meine Töchter geboren wurden, aus gutem Grund keine Feindiagnostik habe machen lassen - ich hätte die Kinder auf jeden Fall zur Welt gebracht.
Ich war jung, kraftvoll und hatte mein Leben noch vor mir. Und bestimmte Erfahrungen haben mich einen anderen Blick auf Leben und Tod bekommen lassen als das für die meisten meiner Altersgenossinnen galt.

Jetzt bin ich über 20 Jahre älter - ich bin chronisch krank, außerdem psychisch viel weniger belastbar als früher und in vielen Dingen auch deutlich lebenserfahrener. Könnte ich jetzt noch (versehentlich oder absichtlich) schwanger werden, wüsste ich nicht, ob ich nicht diese Blutuntersuchung haben wollen würde.
Vielleicht nur, um vorbereitet zu sein wie Mausi es beschrieben hat.
Vielleicht aber auch, um mich früh gegen die Fortsetzung der Schwangerschaft entscheiden zu können.

Die Wahrheit ist, dass ich heute viel mehr Angst hätte vor dem Leben mit einem Down-Kind. Weil ich weiß, wie's läuft, weil ich nicht mehr fit bin und weil ich auch keine Ahnung habe, ob ich überhaupt so lange leben werde, dass ich zumindest so lange da sein kann, dass mein Kind in irgendeiner Weise "versorgt" ist.
Und wer weiß? Vielleicht hätte ich so viel Angst, dass ich einen Abbruch wählen würde. Ich kann das überhaupt nicht sagen. Nicht mal von mir selbst.

Genau deshalb urteile ich nicht über andere Frauen. Ich stecke in meiner Haut und sie in ihrer. So ist das nun mal. Auch dieser Teil des Lebens kann nicht "ein für allemal und alle Leut'" bewertet werden; dazu gibt es viel zu viele Menschen, die alle ihre ganz eigenen Geschichten mit sich herumtragen...


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.Jul.2012 - 23:16
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Marie18
Beitrag 06.Jul.2012 - 23:24
Beitrag #25


Satansbraten
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Ich verstehe dich da auch.
Ich bin 20 Jahre alt und hatte kurioserweise erst letzte Woche ein Gespräch in einem humangenetischen Institut, "genetische Sprechstunde" wie es so schön heißt. Und nach dem regelrechten Vortrag der Ärztin habe ich mich erkundigt, ob es sein könnte, dass mein Kind, wenn es eine Tochter ist, eine hohe Wahrscheinlichkeit hat, dieselbe Diagnose zu bekommen, die ich im Januar bekam.

Das mag für die meisten völlig übertrieben rüberkommen, aber ich bin nunmal ein fürchterlich neugieriger Zappelphilip. Oder Philipine (IMG:style_emoticons/default/icon4.gif)
Und naja, wie gesagt, ich habe ja noch sehr viel im Leben zu erfahren und zu lernen und durchzumachen. Aber dieses Gespräch bei der humangenetik hat mir dann so einen Hauch von Ahnung verschafft, wie es sich anfühlen könnte, wenn man das alles mit der pränatalen Diagnostik beim eigenen Kind erstmal aufrollt.
Und das ist der reinste Stress.
Jetzt für mich, ganz speziell in meiner Situation gerade, kann ich gut damit umgehen, inzwischen. Aber ich denke nicht, dass ich so eine Diagnostik bei mir oder meiner Frau durchführen lassen wollte.


hmm, und wenn ich weiß, dass ich eine Frau an meiner Seite habe, die das nur unterstützen würde, dass wir ein beeinträchtigtes Kind erziehen, dann kann das glaub ich für alle drei Personen eine wahnsinnige Erfahrung sein. Sowohl wahnsinnig schwierig, als auch wahnsinnig erfüllend. Und das ist doch schön, oder?

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shark
Beitrag 06.Jul.2012 - 23:34
Beitrag #26


Strösenschusselhai
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Ja, das kann auch schön sein. Sicher nicht durchgehend - aber das ist ja auch sonst im Leben nicht so.

Aber es kann genauso gut schön vorgestellt sein und auch ganz ehrlich gemeint - und trotzdem schrecklich werden.

Ich wünsche Dir jedenfalls heute schon ein gesundes Kind, wenn es denn mal soweit ist. Und wenn alles anders kommt als gewünscht, dann wünsch ich Dir die Kraft, einen Umgang damit zu finden, der sich für Dich richtig anfühlt. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Und jetzt muss ich mal langsam ins Bett abschwirren... meine Frau wird mich nach ihrer Nachtschicht um 6 wecken um mit mir "in die Pilze" zu gehen. Da sollte ich dann wenigstens die Augen aufkriegen. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Schlaft alle gut! (IMG:style_emoticons/default/gaehn.gif)

(IMG:style_emoticons/default/wavey.gif)

shark
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Marie18
Beitrag 06.Jul.2012 - 23:38
Beitrag #27


Satansbraten
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Danke (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Für heute oder gestern habe ich auch genug nachgedacht!

Ab ins Bett und Ohren anlegen (IMG:style_emoticons/default/gaehn.gif)

Gute Nacht!
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Leonie
Beitrag 08.Jul.2012 - 10:37
Beitrag #28


Naschkatze
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Ich bin sozusagen absolut nicht beeinflusst, da ich wegen meines jetzt 24 Wochen alten Sohnes nicht viel Zeit zum antworten habe. Ich weiß auch gar nicht, ob meine Antwort noch eine Relevanz hat.

Dennoch, ich kann mich noch ganz genau erinnern, in der 12. Woche, auf dem Stuhl die Frage nach der Nacken-Dingsda-Messung. Ich habe nicht nachdenken müssen. Ich wollte es nicht wissen, eine schöne Schwangerschaft haben und dann mit den Gegenbenheiten umgehen. Mit 36 Jahren ein Wagnis, dennoch. Auch die Ärztin war der Meinung, wenn sie sich nicht jeck machen wollen, dann lassen sie es ganz.

Mein Sohn ist gesund.

ABER, ich habe auch eine Mutter getroffen, die es hat machen lassen und die abgetrieben hätte, weil sie nicht damit klar gekommen wäre. Und ich habe Mütter getroffen, wo dieser test keine guten Ergebnisse gebracht hat (fürchterlich :-(
und diese nicht wussten was sie tun sollten.

Insofern, die Medizin entwickelt sich weiter. Von früher einmal US bis heute x Mal US bis hin zu Feindiagnostik etc pp

Letztlich ist es individuell, nach Stärke und Mut der Eltern...und Mut ist nicht gleich Stärke.

Ob Abtrei*ung oder nicht ist für mich ein komplett anderes Thema.

Leo
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Marie18
Beitrag 08.Jul.2012 - 11:43
Beitrag #29


Satansbraten
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Ja, ich glaube, ich würde auch jegliche Untersuchung während der Schwangerschaft ablehnen, wenn es nicht notwendig sein muss, weil es irgendwie direkt mit meiner Gesundheit zu tun hat oder so....

Hm, wenn es sich Eltern wirklich wirklich nicht zutrauen, das Kind zu erziehen und damit zu leben, ja , mein Gott, dann wird wohl abgetrieben.

Aber weil du das grad erwähnst mit dem Thema Abtreibung oder nicht generell: das ist für mich auch ein komplett andres Thema und ich finde ehrlich gesagt, dass man das eben nicht verallgemeinern kann!

Es geht bei solchen Untersuchungen nicht darum, dass evtl. eine Abtreibung durchgeführt wird, weil die Mutter zu jung ist, weil es ein Versehen war, weil das Kind von dem Mann ist, der sie vergewaltigt hat oder oder oder....

Nein, es geht darum, das Kind nicht auszutragen, weil es eine Beeinträchtigung hat! Und das ist etwas anderes, finde ich. Das ist meiner Meinung nach in der Tat direkte, öffentliche Diskriminierung und Selektion! Und das kann es doch nicht sein!!
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Sägefisch
Beitrag 08.Jul.2012 - 13:02
Beitrag #30


Schlaudegen.
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Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen:

Du schreibst dass Du es verstehst wenn die Mutter zu jung ist, trotz gesundem Kind. Und es ganz schlimm findest wenn es ein behindertes Kind trifft.

Da komme ich nicht ganz mit.

Im übrigen, es gibt ja nicht nur Trisomie 21. In manchen Fällen ist es noch viel schwerwiegender, und die Eltern müssen dazu Stellung nehmen dass ihr Kind, wenn die Mutter es austrägt, wohl keine 3, keine 10, oder keine 15 Jahre alt wird und diese kurze Zeit schwer krank verleben wird. Drittens, die Fernseh-Downies die man manchmal als tolles Beispiel zu sehen bekommt, haben nicht selten Eltern mit Zeit, Kenntnissen und genügend Geld für privates Fördern. Nicht jeder kann, überspitzt gesagt, eine ruhige Umgebung mit eigenem Therapiehund und Pony bieten, und das ganze in der Nähe einer besonders guten Förderschule und guten Fachärzten platzieren. Leider sind sehr gute Angebote, die aus jedem das beste herausholen, überhaupt nicht selbstverständlich, sind sie ja nicht mal für "normale" Grundschüler.

Eine Verkäuferin im 6. Stock mit einem versetzungsgefährdeten Beamtenmann im mittleren Dienst, der nur die 0815-Integrationsklasse bleibt und die 150 km zum behindertenfreundlichen Kardiologen fahren muss, steht da vor einer echten Aufgabe. Natürlich ist ein behindertes Kind für so jemanden nicht das gleiche wie ein gesundes. Wie denn?

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Marie18
Beitrag 08.Jul.2012 - 16:50
Beitrag #31


Satansbraten
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Okay.
Ich kann das nachvollziehen, was du grad beschrieben hast, die Beispiele.
Mh, vielleichte habe ich nicht das ausdrücken können, was ich im Kopf hab.
Auch wenn ein Kind zB abgetrieben wird, weil die Mutter jung ist, das Kind aber ansich gesund, finde ich das auf keinen Fall in Ordnung.

Was nicht in meinen Kopf reingeht ist:

Ehepaar will Kind -> Fau ist schwanger und lässt eine Untersuchung des Fötus machen -> Diagnose: Kind wird beeinträchtigt sein -> Kind wird abgetrieben.

Ich rede von Fällen, wo ein Ehepaar oder Paar sich bewusst für ein Kind entscheidet, einen Kinderwunsch hat und das durchdacht hat.
Und da finde ich, soll man diese Entscheidung dann auch tragen und nicht sagen nach so einer Untersuchung "Hm, ach nee das wär uns zu blöde. Wir treiben ab."

Weißt du, was ich meine?

Wenn ich über Kinderkriegen nachdenke, dann mache ich mir ja bewusst (zumindest wär das bei mir so), dass es sein kann, dass mein Kind von Geburt an eine Beeinträctigung haben wird. Und trotzdem entscheide ich mich dafür. Und dann muss ich das tragen.

Wenn ein Ehepaar einen starken Kinderwunsch hat und, was weiß ich, das Drum herum passt, solides Einkommen usw., wenn man sich also sicher sein kann, dass man ein Kind in die Familie noch mit einbinden könnte und das auch will, dann kann ich so einen Rückzieher nicht verstehen.

Aber ja, da gibts wohl einfach zu viele verschiedene Meinungen (IMG:style_emoticons/default/was.gif)
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Hortensie
Beitrag 09.Jul.2012 - 17:41
Beitrag #32


"Jeck op Sticker"
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Ich habe im wdr in der Serie "Menschen Hautnah" mal zwei sehr unterscheidliche beiträge zu dem Thema "Down Syndrom" gesehen.

In dem einen Beitrag ging es um ein Akademikerpaar mit einem stabilem, finanziellen Hintergrund. Diese haben auch schon während der Schwangerschaft erfahren, dass ihr Wunschkind wahrscheinlich Down-Syndrom haben würde. Diese Eltern sind da geplant rangegeangen und haben sich schon frühzeitig um Fördermöglichkeiten etc. gekümmert.
Als das Kind dann da war und die Diagnose sich bestätigt hat, haben sie es dann von ersten Augenblick an gefördert.

In dem anderen Beitrag ging es dann um eine Frau, deren eigener Chromosomensatz beschädigt war. Die hatte mit ihrem Partner zusammen bereits 2 Kinder mit Down Syndrom.
Bei einer weiteren Schwangerschaft sollte und hat sie dann einen Test machen lassen und sich bei wahrscheinlichem Down - Syndrom für dieses Kind entschieden, weil sie, wie sie es ausdrückte sich ihren anderen Kindern gegenüber zu stark geschämt habe.

Was sich mir selber schwer erschliesst, ist der Widerspruch, dass eine mögliche Adoption der unerwünschten Kindern moralisch/ethisch/gesellschaftlich offenbar schwerwiegender ist, als eine Abtreibung bei sozialen Gesichtspunkten.
letztlich kann ich mich zu der gesamthematik aber nur theoretisch äußern, da ich selber praktisch nie vor einer Entscheidung zu den Untersuchungen oder vor der frage Abtreibung versus Adoption bei bestehender, gerade im Lebensplan ungünstiger Schwangerschaft gestanden habe.

Der Beitrag wurde von Hortensie bearbeitet: 09.Jul.2012 - 17:41
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Marie18
Beitrag 09.Jul.2012 - 18:00
Beitrag #33


Satansbraten
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Ja, das ist natürlich super, wenn das so funktioniert, wenn das Ehepaar die Mittel hat, sich gleich von Geburt an so um das Kind zu kümmern (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif)

Das eine versteh ich nich ganz, wahrscheinlich, weil ich grad hundemüde bin (IMG:style_emoticons/default/morgen.gif)

Du meinst, sie wollte nicht abtreiben lassen, weil sie sich dann mit dieser Entscheidung vor den Kindern geschämt hätte?
Und Adaption wird da noch kritischer gesehen? Das wusste ich gar nich...
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PikSieben
Beitrag 09.Jul.2012 - 21:35
Beitrag #34


ausgewilderte Großstadtpflanze
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Hier hat sich viel getan. Ich konnte in den letzten Tagen nicht noch einmal antworten, hatte aber Gelegenheit, die eine oder andere Zeitung zu lesen.
Klarstellend muss ich sagen, dass es bei der derzeitigen öffentlichen Diskussion NICHT darum geht, den Bluttest als Standarduntersuchung einzuführen. Es war lediglich eine Befürchtung von mir, dass hierfür quasi eine "Testphase" eingeläutet werden wird. Der Bluttest in der derzeitigen Form soll zudem über 1000 Euro, die von der Schwangeren zu zahlen sind, kosten. Er ist wesentlich ungefährlicher als die Fruchtwasseruntersuchung, die ja bisher auch bereits durchgeführt und in vielen Fällen bei entsprechendem Befund zu Schwangerschaftsabbrüchen geführt hat. Bereits jetzt schon haben also Kinder mit Trisomie21 eine prozentual geringere Chance, geboren zu werden, als das bei Kindern ohne diesen Gendefekt der Fall ist.
Ich finde es gut, dass durch den Versuch der Einführung dieser neuen Testmethode die Diskussion über die vorgeburtliche Aussortierung "behinderter" Kinder wieder angefacht wird. "Behinderung" ist aber kein körperliches Phänomen, sondern ein gesellschaftliches. Und genau hier liegt das Problem: Solange die durch die Gesellschaft stattfindende Behinderung (ein körperlich/geistig beeinträchtigtes Kind großzuziehen – shark und Sägefisch haben das schon deutlich beschrieben – ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden) nicht wirksam eingedämmt wird, solange wird auch die Diskussion um die ethische Vertretbarkeit der Pränataldiagnostik und Abtreibung beeinträchtigter Kinder eine scheinheilige bleiben. (Ebenso wie es im Übrigen die Diskussion um die Abtreibung allgemein aus ähnlichen Gründen auch bleiben wird. Dieser ganze Terz ums ungeborene Leben findet in meinen Augen viel zu wenig Entsprechung in einer Politik für das geborene Leben.)
Warum wird nicht mehr dafür getan, die (gesellschaftliche) Behinderung von Menschen aufzuheben? Warum wird stattdessen lieber daran gearbeitet, bestimmte Menschen vorgeburtlich auszusortieren, um sie davor zu bewahren, gesellschaftlich behindert zu werden? Im Fall einer Trisomie21 kann ja nicht wirklich von Gefahr für Mutter und Kind die Rede sein (Gut. Es treten statistisch häufiger z.B. Herzfehler auf, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Hauptgrund für eine Abtreibung bei entsprechender Diagnose ist.)
Ich erlaube mir, über diese gesellschaftlichen Zustände wütend zu sein und sie diskriminierend und menschenverachtend zu finden.
Ich finde den Bluttest ebenso diskriminierend wie ich auch die bisherigen Tests finde. Leben mit Down-Syndrom ist nicht "unwert" und gehört nicht aussortiert.

Aber wahrscheinlich habe ich Sägefisch unrecht getan und dir, @Marie18, geht es tatsächlich eher um die Entscheidung der abtreibenden Frau und weniger um den Test an sich.
Wie ich schon einmal geschrieben habe, möchte ich mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen und finde auch nicht, dass andere es tun sollten. Aber zu deiner Frage, @Marie18,
ZITAT(Marie18 @ 08.Jul.2012 - 17:50) *
Was nicht in meinen Kopf reingeht ist:

Ehepaar will Kind -> Fau ist schwanger und lässt eine Untersuchung des Fötus machen -> Diagnose: Kind wird beeinträchtigt sein -> Kind wird abgetrieben.

Ich rede von Fällen, wo ein Ehepaar oder Paar sich bewusst für ein Kind entscheidet, einen Kinderwunsch hat und das durchdacht hat.
Und da finde ich, soll man diese Entscheidung dann auch tragen und nicht sagen nach so einer Untersuchung "Hm, ach nee das wär uns zu blöde. Wir treiben ab."

möchte ich dringend loswerden, dass ich denke, dass wohl kaum eine Frau eine Abtreibung mal eben so zwischen Tanken fahren und Friseurtermin von der to-do-Liste streicht. Ich finde, es hört sich bei dir so an, als wärest du der Ansicht, dass die Frauen es sich irgendwie zu einfach machen. Das teile ich so nicht.


ZITAT(Marie18 @ 09.Jul.2012 - 19:00) *
Das eine versteh ich nich ganz, wahrscheinlich, weil ich grad hundemüde bin (IMG:style_emoticons/default/morgen.gif)

Du meinst, sie wollte nicht abtreiben lassen, weil sie sich dann mit dieser Entscheidung vor den Kindern geschämt hätte?

Du meinst, du kannst nicht verstehen, warum eine Mutter sich schämt, ihren Kindern mit Down-Syndrom zu erklären: "Ich hab's wegmachen lassen, weil die Ärzte gesagt haben, es wird wie ihr." Ich kann es verstehen.
Und ich kann auch verstehen, warum sich Behindertenverbände so gegen den Test wehren.
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Marie18
Beitrag 09.Jul.2012 - 21:58
Beitrag #35


Satansbraten
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Hey,
ah, danke @ PikSieben. Du hast geschrieben, wonach ich gesucht habe in meinem Kopf, um es genau formulieren zu können.
Und mein Punkt ist also folgender: "Behinderung" ist ein gesellschaftliches Phänomen. Es ist ein Bild, was da vermittelt wird und irgendwie fertig modelliert in die Köpfe der Leute gesetzt wird: Ein Kind mit Beeinträchtigung ist anders. Es ist schwierig. Es ist kräftezehrend, so dass das eigene Leben keinen Spaß mehr macht. Es ist unwert.

Dieses Bild ist doch aber nicht richtig. Das kann man nicht so stehen lassen. Hmm, ja genau, und deswegen geht es mir eben schon speziell um Abtreibungen von Kindern, die eine Beeinträchtigung hätten. Und nicht generell die Tatsache, dass manche Frauen ihr Kind nicht austragen, warum auch immer.

Und ich möchte nun wirklich nicht voreilig urteilen über Personen, da bin ich die letzte die das macht, aber ich bekomme das eben nicht in meinen Kopf.
Dass die Entscheidung pro Abtreibung auch nicht von heute auf morgen Zack! passiert, ebenso wie die Entscheidung zur Schwangerschaft, ist mir klar.

Und ganz ehrlich gesagt: Wenn eine Frau zB weiß, ihr Kind wird eine Beeinträchtigung haben, die aber dem Kind im Grunde ein Leben ermöglichen würde, dass es durchaus auch genießen könnte, wenn das Kind also in der Lage wär, an der Welt teilzuhaben sage ich mal, und sich die Mutter trotzdem entscheidet, dass Kind nicht auszutragen, dann ja, dann finde ich das bequem.

(Und jetzt kommt wahrscheinlich ein Donnerwetter über mich hereingebrochen.)

Nein nein, dass sie sich schämen würde, die Mutter, das habe ich verstanden. War mir nur nich ganz sicher, ob ich den Teil generell verstanden hatte. War da kurz davor, am Schreibtisch einzuschlafen (IMG:style_emoticons/default/morgen.gif)
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meandmrsjohns
Beitrag 09.Jul.2012 - 22:00
Beitrag #36


Gut durch
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Ich gebe zu, das ist für manche ein schwieriges Thema.
Ich persönlich war damals froh gesunde Kinder zur Welt bringen zu dürfen.
Ich hatte mir damals ein perfektes Leben vorgestellt.

Heute, etliche Jahre später, sehe ich alles ein bisschen anders.
Das Leben ist nur dann "perfekt" ( und auch erfüllt und schön), wenn man sich optimal an die Gegebenheiten anpasst und sich entsprechend darauf einstellt und gegebenenfalls umdenkt und auch umplant.

Für mich heißt das konkret, dass ich nicht mehr weit voraus plane. Keinen Lebensentwurf auf Jahre vorfertige der strikt eingehalten werden muss. "Et kütt wie et kütt" wie der Kölsche sagt. Eines vorweg: ich fühle mich körperlich und geistig fit und vertraue auf Gott dass er mir nicht mehr zumutet als ich verkraften kann.

Z.B.
In dem Moment, wo ich "ja" zu meiner Frau sage, Sage ich "ja" in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Armut und Reichtum. Ergo: ich bin an ihrer Seite egal was kommt. Falls sie krank würde, ich wäre da. Brauchte sie je einen Rollstuhl, ich würde ihn schieben usw.

Bei einer Schwangerschaft wäre es genauso: sobald ich mich für ein Kind entscheide (also bei der Zeugung) nehme ich es an mit allen Konsequenzen, egal ob gesund oder krank.

Das ist nur meine eigene persönliche Meinung!
Ich weiß dass viele anders denken, oder meinen anders denken zu müssen weil es scheinbar " gute Gründe" dafür gibt ein Kind abzutreiben.
Der Leute wegen? Weil behinderte Menschen in der Gesellschaft weniger akzeptiert sind?
Schwule und Lesben sind vor wenigen Jahren auch noch ausgegrenzt und verfolgt worden, und geredet wird heute teilweise noch. Hätte es eine Möglichkeit gegeben mit einem Test die sexuelle Orientierung pränatal festzustellen, bin ich davon überzeugt, einige hätten es nicht zur planmäßigen Geburt ihres homosexuellen Kindes kommen lassen. " so zu sein " konnte man seinem Kind doch nicht zumuten, und sich selber schon garnicht.
Sobald der Mensch in irgend etwas pfuschen kann, macht er es. Egal ob es gut ist oder nicht. Da wird an den Genen manipuliert, geklont, selektiert.....
Solange es der Erforschung von Krankheiten und deren Bekämpfung geht, bin ich dafür. Wenn es darum geht, Daumen hoch oder Daumen runter für einen entstehenden Menschen, dagegen.

Das hört sich vielleicht radikal an, aber so verfahre ich nur wenn es um mich selbst geht. Ich habe meine eigenen ethischen und moralischen Wertvorstellungen und bin sehr zufrieden damit. Genauso gut kann ich jedem seine eigene Meinung lassen und akzeptiere deren Lebensentscheidungen.

Wünsche Euch eine Gute Nacht (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)

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Marie18
Beitrag 09.Jul.2012 - 22:09
Beitrag #37


Satansbraten
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Dito.

Wenn pro Partnerschaft, wenn pro Kind usw. dann Ja, und zwar mit allen Konsequenzen, die da so mit bei sein können.
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Hortensie
Beitrag 10.Jul.2012 - 10:33
Beitrag #38


"Jeck op Sticker"
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@maire18:

Der Absatz mit dem adoptieren bezog sich nicht auf behinderte Kinder. Die Mutter der bereits 2 geborenen Kinder mit Down Syndrom hatte nie den Ansatz, ein Kind nicht selber aufzuziehen.

Der von mir nicht geschickt in die Diskussion eingebrachte, aber neuformulierte Denkansatz, war der, dass wenn eine Frau entscheidet, ein Kind (egal, ob behindert oder nicht) "passt" aus welchen Gründen auch immer nicht in ihr Leben, dann frage ich mich halt, warum es dann nicht trotzdem geboren werden und dann zur Adoption gegeben werden kann.

Aber wie schon geschrieben, ich war praktisch noch nie in der Situation, eine Entscheidung zu treffen und in der Theorie ist für mich sehr leicht zu sagen, ja, ich kann mir auch ein behindertes Kind vorstellen.

Aktuell ist in meinem Bekanntenkreis gerade eine langjährige und eigentlich sehr glücklich scheinende Ehe an der festgestellten Körperbehinderung des 3,5 jährigen Sohnes zerbrochen.
Es handelt sich um eine Erbkrankheit, bei der erst mit 3 Jahren festgestellt werden kann, ob sie bei dem betroffenen Kind vorhanden ist bzw. zum Ausbruch kommen wird. das Kind zeigte mit 38 Monaten erste Symptome.
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PikSieben
Beitrag 10.Jul.2012 - 12:48
Beitrag #39


ausgewilderte Großstadtpflanze
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ZITAT(Marie18 @ 09.Jul.2012 - 22:58) *
Und mein Punkt ist also folgender: "Behinderung" ist ein gesellschaftliches Phänomen. Es ist ein Bild, was da vermittelt wird und irgendwie fertig modelliert in die Köpfe der Leute gesetzt wird: Ein Kind mit Beeinträchtigung ist anders. Es ist schwierig. Es ist kräftezehrend, so dass das eigene Leben keinen Spaß mehr macht. Es ist unwert.

Naja. Ganz so hatte ich das nicht gemeint. Ich denke nicht, dass es nur ein Klischee ist, dass man es mit einem "behinderten" Kind schwerer hat, sondern eine Tatsache. Das liegt aber nicht an den Kindern oder ihrer "Beeinträchtigung", sondern an den Umständen, in denen sie leben müssen. Frei nach dem alten Slogan/Buchtitel: "Wir sind nicht behindert. Wir WERDEN behindert." Pflege/ Betreuung/ Unterstützung/ Assistenz als unliebsamer Kostenfaktor, "Inklusion" als verdeckte und schöngeredete Sparmaßnahme - das ist durchaus Realität und kein überzogenes Klischee.
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meandmrsjohns
Beitrag 10.Jul.2012 - 13:52
Beitrag #40


Gut durch
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Hallo zusammen,

Einen pflegebedürftigen Angehörigen zu versorgen ist in der Regel Schwerstarbeit. Egal ob es sich um ein Kind oder einen Erwachsenen handelt. Ich sehe das in meinem Job täglich. Viele sind überfordert. Ich sehe aber auch, dass sich viele liebevoll und so gut sie können um die Angehörigen kümmern. Ich denke da beispielsweise an den Ehemann, der seine, von einem Schlaganfall schwerst beeinträchtigte Ehefrau Zuhause pflegt. Sie kann nicht mehr sprechen, nicht mehr alleine stehen, geschweige laufen. Er kocht, putzt, wäscht, geht einkaufen und ist stets geduldig und liebevoll im Umgang mit ihr, jedenfalls soweit ich das beurteilen kann. Als professionelle Pflegerin gehe ich da nur zweimal in der Woche hin um die Frau zu Duschen. Die übrige Pflege macht der Ehemann.
Wenn ich Feierabend habe kann ich abschalten und die Füße hochlegen. Ein pflegender Angehöriger hat praktisch nie Feierabend. Fast nie Urlaub, und das Geld ist auch oft knapp weil das Pflegegeld die Ausgaben kaum deckt.

Vorbei sind die Tage wo das Paar ganz spontan mal zum Essen oder Tanzen gehen kann. Auch muss der Einkauf zügig gehen weil er seine Frau nicht solange alleine lassen kann. Mitnehmen kann er sie schlecht. Sie wohnen im 2. Stock und da immer die Ehefrau und den Rollstuhl runtertragen ist unmöglich.
Dennoch: der Mann macht einen zufriedenen, ja glücklichen Eindruck. Er ist seiner Frau ein treuer Freund und Kamerad. Er wäre noch jung genug um sich ein eigenes zweites und einfacheres Leben aufzubauen und könnte seine Frau in ein Pflegeheim geben. Ja könnte er....
Für manche Menschen ist es wichtiger ein verlässlicher Partner zu sein als ein bequemes Leben zu führen. Nicht gleich die Beine in die Hand nehmen und fortlaufen sobald es schwierig oder äußerst schwierig wird den Tagesablauf zu meistern.

Kann oder darf ich ein Kind umtauschen, während sich in der "Garantiezeit" Mängel einschleichen? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten.
Wie gesagt, ich bin froh dass meine Kinder gesund und auch sonst wohl geraten sind. Zu keiner Zeit kam ich in den inneren Konflikt entscheiden zu müssen mein " easy going-Leben zugunsten eines "Pflegeaufwändigeren" Kindes aufgeben zu müssen.
Meine Erwartungen an mein Kind, meine Lebenspartnerin und an meine Freizeit, - und Arbeitsgestaltung wären allerdings anders, aber machbar wie ich finde. (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)




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