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> "Schwarze Seide" Teil 1, Kommentare und Fragen zu S. 5 - S. 102
blaustrumpf
Beitrag 02.Oct.2008 - 17:21
Beitrag #21


Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM!
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QUOTE (Tereza @ 02.Oct.2008 - 16:55)
QUOTE (blaustrumpf @ 02.Oct.2008 - 09:20)
Das gelbbraune Bier, in dem die Tinte dunkle Schlieren (aha! die Muster) bildet,



Lieber Blaustrumpf,

genau das meinte ich mit Mustern. Tut mit leid, dass dieses Bild dich nicht überzeugt hat. :unsure:

Viele Grüße

Tereza

Hallo, Tereza,

es ist nicht das Bild, sondern das Wort. Ich sehe ja, was Du meintest, das Bild funktioniert also - mit einigem Nachdenken - durchaus. Nur ist eben "Muster" nicht das perfekte Wort in der Situation, meine ich.

Grüssli, blaustrumpf

Der Beitrag wurde von blaustrumpf bearbeitet: 02.Oct.2008 - 17:22
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Tereza
Beitrag 02.Oct.2008 - 17:24
Beitrag #22


Gemüseputzi
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QUOTE (Oldie @ 02.Oct.2008 - 14:23)

Etwas verwirrt hat mich S. 52, Noa berichtet von den Kleidern. Er hat den Namen eines "seltsamen Dings" vergessen. In meinen Gehirnwindungen stöberte ich nach dem Begriff, kam auf die Krinoline.
Die war aber, außer in Spanien, seit dem 17. Jahrhundert außer Mode.
S. 60 erinnert sich Noa entweder wieder an den Begriff, nämlich "Korsett", das verbreitert aber die Hüften nicht :D
( jedenfalls nicht das Korsett, das die feinen Damen des 17./18. Jahrhunderts trugen ;) )

Gestolpert bin ich auch über die Stelle, als Natalja die Bilder davon flogen und ich mir überlegte, ob sie wohl ihren halben Hausstand von London zu den Cavendars geschleppt haben mag.

Ach ja und noch eine Frage, Tereza: Eine berufstätige, selbstständige Frau 1787? Gab es das wirklich? Erstaunte mich sehr.

Hallo,

was den Reifrock betrifft, guckst du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Reifrock

Er war im 18. Jahrhundert bis zur französischen Revolution in etwas kleinerer Form als früher wieder in Gebrauch und hieß Panier. Auf den Bildern haben die Damen ja so breite Röcke. Dazu brauchten sie ein Gestell. Nach der Revolution wurde die Mode schlichter und bequemer, aber nicht für Lange. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Krinoline wieder da, diesmal nicht breit sondern kreisrund.

Korsetts gab es immer. Sie wurden auch von übergewichtigen Männern getragen.

Natalja hat ihre Bilder mitgenommen, weil sie ihr wichtig sind. Zeichnungen sind ja nicht so schwer zu transportieren.

Berufstätige Frauen gab es eigentlich immer, doch meistens war das nur eine vorübergehende Notlösung für mittellose Witwen oder so. Sie verdienten einen Hungerlohn. Einfache Frauen konnten sich als Näherin oder Wäscherin durchschlagen, aber sie mussten schuften bis zum Umfallen, um genug zum Leben zu haben. Näherinnen machten sich dadurch auf Dauer die Augen kaputt. Meistens waren die Frauen daher froh, wenn sich wieder ein Ehemann fand, der sie versorgen konnte.

Irgendwann im 17. Jahrhundert wurden in England Frauen auf der Bühne zugelassen und seitdem versuchten viele junge Mädchen dort ihr Glück. Allerdings standen Schauspielerinnen in dem Ruf, Prostituierte zu sein, und wurden dementsprechend behandelt.

In allen Bereichen gab es aber Ausnahmen. Rose Bertin z.B. war nicht nur Schneiderin, sondern die erste bekannte Modedesignerin der Geschichte, die es zu Ruhm und Wohlstand brachte. Wirklich erfolgreiche Schauspielerinnen, die Stars ihrer Zeit, wie etwa Eliza Farren, verkehrten in adeligen Kreisen und wurden dort mit Respekt behandelt.

Eine Kuriosität am Rande: obwohl Frauen der Besuch von Kaffeehäusern untersagt war, waren die Eigentümerinnen dieser Kaffeehäuser oft Frauen. Einige ehemalige Schauspielerinnen, die zu alt für die Bühne wurden, aber genug gespart hatten, schlugen sich so durch.

Einigermaßen gebildete Frauen versuchten oft, als Malerin oder Autorin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Manchmal ging das auch, obwohl sie sparsam leben mussten. Künstler verdienen ja auch heute meist nicht viel.

Und eine Frau fällt mir noch ein, die hatte ein richtig aufregendes Leben. Aphra Behn (July 10, 1640–April 16, 1689 , war die erste englische Frau, die vom Schreiben leben konnte. Sie galt schon zu Lebzeiten als bisexuell und war sogar mal Spionin im Auftrag des Königs.


Also so langweilig haben unsere Vorfahrinnen garnicht alle gelebt. :)

Viele Grüße

Tereza
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regenbogen
Beitrag 02.Oct.2008 - 18:13
Beitrag #23


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QUOTE (Tereza @ 02.Oct.2008 - 17:48)
Wer der jeweilige Erzähler ist, sollte eigentlich klar sein, denn sie wechseln sich immer gegenseitig ab. Bei Natalja steht immer ein Datum am Anfang. Noas Text kommt im Anschluß, sobald ein neuer Abschnitt auf einer neuen Seite beginnt. Es müsste sich auch aus dem Inhalt ziemlich schnell ergeben, wer da gerade erzählt.

Nein, so meinte ich das nicht - es war schon klar, dass jetzt jemand anders erzählte, und ich hatte auch keine Probleme, die jeweiligen Abschnitte zuzuordnen. Aber als Noa zu erzählen anfängt, heißt es ja am Anfang (zum Glück) nicht "so, und ab jetzt erzählt der Teenie-Bruder der jamaikanischen Sklavin". Das wurde erst nach und nach klar, und das war ja auch gut so.

QUOTE
Eine einfache, mit Fehlern behaftete Sprache wäre wohl glaubwürdig gewesen, aber der Schwarze sollte die Hälfte der Geschichte erzählen, und das gebrochen und fehlerhaft? Ich denke, es hätte bei der Lektüre viele Leute gestört.

Stimmt, hätte es mich auch. Für mich hat Noas Sprache nicht ganz funktioniert, denn auch wenn er schreiben kann, finde ich es doch unwahrscheinlich, dass er sich so gewählt ausdrückt, nachdem er ein paar Bücher gelesen hat. Aber weil der Text an sich so "schön" ist, habe ich irgendwann beschlossen, über diese - für mich - Unstimmigkeit hinwegzusehen.

Und von "Pamela" hatte ich schon mal gehört... ich hab geahnt, dass das irgendeiner von den "alten" Klassikern sein musste. Danke!


@Lucia Brown - das ist ja das Schöne am Forum, alle Beiträge bleiben stehen, und wer wann wie weit liest, ist nicht entscheidend.
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regenbogen
Beitrag 02.Oct.2008 - 20:08
Beitrag #24


a.D.
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Ich blättere in meinen Notizen weiter...

Ich habe gelesen, dass manche Leser/-innen dem Buch Rassismus vorwerfen, weil (so nehme ich an) der Diener Noa als (stereotyp?) primitiv, aber gewitzt dargestellt wird. Mal abgesehen davon, dass ein Autor noch lange nicht rassistisch ist, wenn seine Figuren so agieren oder die Erzählperspektive so gestaltet ist, finde ich aber, dass Noa als Weißer seine Herrschaft auf genau die gleiche Weise beobachten könnte. Allenfalls ist es Standesdünkel, was da zum Ausdruck kommt: Der Diener, auf den herabgeschaut wird - egal, welche Hautfarbe er hat.

Außerdem machen Natalja und die Autorin uns immer bewusst, dass ihrer nur der europäische Blick ist. S. 33: Natalja gibt zu, sie hat “keine Ahnung, was die Männer in Jamaika reizvoll finden”

Was meint ihr, ist Rassismus bei diesem Buch ein Thema?

Auf S. 34 begegnen sich Natalja und Sadie zum ersten Mal. Nataljas Eindruck des "Fremden" prägt diese Szene ganz besonders - interessant, wenn man bedenkt (was man ja vom Klappentext her weiß, dass sich zwischen den beiden etwas entspinnen wird.

S. 35: “Bewegungen, als sei ihr Körper ein sich im Wind wiegendes Gewächs” – welch schöne Beschreibung. Das erinnert mich an meine Bekannte V., die aus der Karibik stammt und der ein so elegantes, fließendes, tänzerisches Bewegen eigen ist. Beneidenswert...

Wie bewertet Noa die Frauenliebe seiner Schwester? Auf S. 49 erwähnt Noa das Zigeunermädchen, mit dem Natalja “später für einige Zeit verschwand”. Er spricht sehr lakonisch und unaufgeregt davon; er weiß vermutlich genau um ihr Verhältnis Bescheid.
Ich stelle mir die Frage, ob ich auch gleich Bescheid gewusst hätte, wenn ich nicht den Klappentext gelesen hätte bzw. wüsste, dass das Buch im Lesbenregal steht.

Ich hätte noch mehr, aber ich bin soooo müde... also morgen weiter - bzw. dann, wenn das Forum wieder rundläuft.



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kawa
Beitrag 02.Oct.2008 - 20:32
Beitrag #25


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QUOTE (regenbogen @ 02.Oct.2008 - 21:08)
Ich habe gelesen, dass manche Leser/-innen dem Buch Rassismus vorwerfen, weil (so nehme ich an) der Diener Noa als (stereotyp?) primitiv, aber gewitzt dargestellt wird.

Wird er das? :was:

QUOTE (regenbogen @ 02.Oct.2008 - 21:08)
Was meint ihr, ist Rassismus bei diesem Buch ein Thema?

Ja, schon. Denn die AfrikanerInnen werden von den weißen Herrschaften nicht als Menschen mit Verstand angesehen, sondern oft als "Wilde" bezeichnet, die sich nur wie Tiere benehmen können. Kein Wunder, da es ihnen nicht ermöglicht wird, sich zu bilden. Und jemand wie Noa, der sich Bildung aneignen konnte, muss dies vor den Weißen geheim halten, weil er sonst mit Repressalien zu rechnen hätte.
Das geht über bloßen Standesdünkel hinaus, das ist Rassismus.

QUOTE (regenbogen @ 02.Oct.2008 - 21:08)
Ich blättere in meinen Notizen weiter...

OT: regenbogen, ich beneide Dich um Deine Notizen! Ich selbst habe dummerweise kaum welche gemacht... :patsch:
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regenbogen
Beitrag 02.Oct.2008 - 20:42
Beitrag #26


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QUOTE (kawa @ 02.Oct.2008 - 21:32)
QUOTE (regenbogen @ 02.Oct.2008 - 21:08)
Ich habe gelesen, dass manche Leser/-innen dem Buch Rassismus vorwerfen, weil (so nehme ich an) der Diener Noa als (stereotyp?) primitiv, aber gewitzt dargestellt wird.

Wird er das? :was:

Find ich, ja. Ich habe mir dazu S. 24/25 notiert, Beispiel: "Der Gast meinte, russische Adelige hielten sich gerne im Ausland auf, also kann dieses Russland ja wirklich kein so besonders schönes Land sein." Das könnte von Noa natürlich ironisch gemeint sein, aber ich glaube, er hat es wirklich so naiv aufgeschrieben, wie er es denkt. Und dann aber wieder die umsichtige Beobachtung, dass er als Diener problemlos ein Gespräch mithören kann, weil die Diener von der Herrschaft einfach übersehen werden.

QUOTE
OT: regenbogen, ich beneide Dich um Deine Notizen! Ich selbst habe dummerweise kaum welche gemacht... :patsch:

*grins* Es kommt noch besser: Ich hab die alle schon abgetippt und kopiere nur noch rein. :P
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kawa
Beitrag 02.Oct.2008 - 20:54
Beitrag #27


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QUOTE (regenbogen @ 02.Oct.2008 - 21:42)
QUOTE (kawa @ 02.Oct.2008 - 21:32)
QUOTE (regenbogen @ 02.Oct.2008 - 21:08)
Ich habe gelesen, dass manche Leser/-innen dem Buch Rassismus vorwerfen, weil (so nehme ich an) der Diener Noa als (stereotyp?) primitiv, aber gewitzt dargestellt wird.

Wird er das? :was:

Find ich, ja. Ich habe mir dazu S. 24/25 notiert, Beispiel: "Der Gast meinte, russische Adelige hielten sich gerne im Ausland auf, also kann dieses Russland ja wirklich kein so besonders schönes Land sein." Das könnte von Noa natürlich ironisch gemeint sein, aber ich glaube, er hat es wirklich so naiv aufgeschrieben, wie er es denkt. Und dann aber wieder die umsichtige Beobachtung, dass er als Diener problemlos ein Gespräch mithören kann, weil die Diener von der Herrschaft einfach übersehen werden.

Ach so. :gruebel: Ich hätte das jetzt nicht mit "primitiv" umschrieben, eher mit "naiv". Und nicht mit "gewitzt", sondern mit "erfahren". :D Nach Deinen Vokabeln hätte ich hinter Noa einen verschlagenen Charakter vermutet, aber so kam er für mich nicht rüber. Daher meine etwas verwirrte Nachfrage. :)

QUOTE (regenbogen @ 02.Oct.2008 - 21:42)
QUOTE
OT: regenbogen, ich beneide Dich um Deine Notizen! Ich selbst habe dummerweise kaum welche gemacht... :patsch:

*grins* Es kommt noch besser: Ich hab die alle schon abgetippt und kopiere nur noch rein. :P

:umkipp: :D :zustimm: B)
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Oldie
Beitrag 02.Oct.2008 - 20:55
Beitrag #28


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Ich finde, dass Noa, gerade in der Beschreibung der "Zigeuner-Affaire" unheimlich naiv wirkt. Oder vielmehr: Ahnungslos, der Zeit angepasst ;)
Ohne Klappentext, hätte ich aus Noas Andeutungen/Beobachtungen noch lange keinen Schluss gezogen ... :roetel:

Der Beitrag wurde von Oldie bearbeitet: 02.Oct.2008 - 20:56
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Tereza
Beitrag 02.Oct.2008 - 21:01
Beitrag #29


Gemüseputzi
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QUOTE (regenbogen @ 02.Oct.2008 - 20:08)

Ich habe gelesen, dass manche Leser/-innen dem Buch Rassismus vorwerfen, weil (so nehme ich an) der Diener Noa als (stereotyp?) primitiv, aber gewitzt dargestellt wird.

Hallo Regenbogen,

nö, an Noa lag es nicht. Der Vorwurf kam auch nur ein einziges Mal bei einer Lesung. Da war Nataljas Perspektive das Problem. Man hat sich darüber aufgeregt, dass es eine rein weiße Perspektive sei und dass die üblichen Stereotypen aufgezählt würden, ohne dass Sadie dem etwas entgegen halten kann, weil sie ja selbst nichts schreibt bzw. erzählt. Das ist ja richtig, aber wenn eine weiße Frau der damaligen Zeit zum ersten Mal auf Schwarze trifft, dann hat sie natürlich eine rein weiße Perspektive. Und dass ihr dabei die Klischees durch den Kopf gehen, die sie bisher gehört hat, schien mir auch ganz natürlich, wenn auch nicht erfreulich.

Ich finde meinen Noa nicht primitiv. Ich habe versucht, durch ihn einen hochbegabten Menschen zu schildern, der keinen Zugang zu jener Bildung haben darf, die ihm eigentlich zusteht und die er braucht, um seinen Platz im Leben zu finden. Das war einer meiner Versuche, gegen Klischés über Schwarze, auch über schwarze Männer anzugehen. Noa ist kein Paket aus Testoteron, das ihn männlich, sexy, aber auch etwas primitiv macht, sondern ein schüchterner Grübler. Zum Krieger ist er nicht geboren, eher zum Philosophen.

Rassismus ist durchaus ein Thema in meinem Roman, aber ich wollte es in Beziehung zur damaligen Standesgesellschaft setzen. Die armen Weißen waren nicht unbedingt besser dran, auch wenn sie frei waren.

Gewitzt mussten Unterprivilegierte immer sein, wenn sie sich durchsetzen wollten. Das galt für Frauen, für Sklaven, für Dienstboten etc. In meinen Augen ist es einfach ein Zeichen von Intelligenz, wenn ein Mensch in einer solchen Lage gewitzt sein kann.

Viele Grüße

Tereza

Der Beitrag wurde von Tereza bearbeitet: 03.Oct.2008 - 07:11
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Tereza
Beitrag 02.Oct.2008 - 21:13
Beitrag #30


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QUOTE (Oldie @ 02.Oct.2008 - 20:55)
Ohne Klappentext, hätte ich aus Noas Andeutungen/Beobachtungen noch lange keinen Schluss gezogen ... :roetel:

Hallo,

jetzt wird es wirklich interessant. Mein Noa sollte schon viel kapieren, aber wenn es um so fremde Länder wie Russland geht, hat er eben keine Ahnung. Er ist intelligent, aber nicht gebildet.

Was seine Schwester betrifft, wird Noas Haltung im Laufe des Textes klarer werden, hoffe ich zumindest.

Tereza
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Oldie
Beitrag 02.Oct.2008 - 21:23
Beitrag #31


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QUOTE (Tereza @ 02.Oct.2008 - 22:13)
QUOTE (Oldie @ 02.Oct.2008 - 20:55)
Ohne Klappentext, hätte ich aus Noas Andeutungen/Beobachtungen noch lange keinen Schluss gezogen ... :roetel:

Hallo,

jetzt wird es wirklich interessant. Mein Noa sollte schon viel kapieren, aber wenn es um so fremde Länder wie Russland geht, hat er eben keine Ahnung. Er ist intelligent, aber nicht gebildet.

Was seine Schwester betrifft, wird Noas Haltung im Laufe des Textes klarer werden, hoffe ich zumindest.

Tereza

Meine Aussage bezog sich nur auf die "Frauenliebe"
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Masi
Beitrag 02.Oct.2008 - 22:09
Beitrag #32


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QUOTE (regenbogen @ 02.Oct.2008 - 19:13)
QUOTE (Tereza @ 02.Oct.2008 - 17:48)
Wer der jeweilige Erzähler ist, sollte eigentlich klar sein, denn sie wechseln sich immer gegenseitig ab. Bei Natalja steht immer ein Datum am Anfang. Noas Text kommt im Anschluß, sobald ein neuer Abschnitt auf einer neuen Seite beginnt. Es müsste sich auch aus dem Inhalt ziemlich schnell ergeben, wer da gerade erzählt.

Nein, so meinte ich das nicht - es war schon klar, dass jetzt jemand anders erzählte,

das sagst DU! ;) ich kam ganz schön ins schwimmen am anfang. :unsure:
aber ich hab generell probleme mit wechselnden erzählerInnen, muss mich immer erst reinlesen.

Der Beitrag wurde von Masi bearbeitet: 02.Oct.2008 - 22:09
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Glühwürmchen
Beitrag 03.Oct.2008 - 11:47
Beitrag #33


Gut durch
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so jetzt geb ich auch mal meinen Senf dazu....ich hab nich wirklich Notizen oder sowas gemacht, sondern mich einfach von der Geschichte mitziehen lassen. Und ich muss sagen, sie ist ehr gut zu lesen :)

Den Perpektivwechsel zu Noa finde ich eigentlich gut, auch wenn er zunächst etwas verwirrend war. Aber seine beobachtende Erzählweise aus der Sicht eines Sklaven bzw. Dieners finde ich sehr interessant, z.b. als er das erste Essen nach Natalijas Ankunft als einen "Hahnenkampf unter Beibehaltung guter Manieren" beschreibt. Da musste ich schon leicht schmunzeln...

Das aus der Sicht Sadies nicht erzählt wird fand ich zunächst schade, mittlerweile bin ich aber recht froh drüber, da man so auch ein bisschen seine eigene Fantasie anstrengen kann und selbst interpretieren kann warum sie ich in diesem oder jenem Moment so verhält.

Erstaunlich finde ich, dass hier noch gar kein Kommentar zu Nataljas Dienerin Jelena gekommen ist. Sie ist zwar nur eine Nebenfigur, aber wir ich finde eine sehr undurchschaubare ohne klare Position (anders als z.b. Sarah Cavender oder Marylouise) :
zum einen begleitet sie Natalja, obwohl sie ja eigentlich keine Lust auf die Reise hat, ist ihr also in gewissem Sinne treu ergeben, auf der anderen Seite setzt sie aber auch immer mal ihren Kopf durch, z.b. anfangs im Gasthaus.
Noa beschreibt sogar, das Jelena Natalja abschätzige Blick zuwirft.
Und es war Jelena, die in Prag versucht Natalja zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu überreden.
Selbst nach dem Tod des Vaters blieb sie bei Natalja und lebte mit ihr in Armut, obwohl sie meiner Meinung nach doch genausogut hätte gehen können?
Obwohl sie, wie man erfährt, quasi Nataljas Mutterersatz ist, scheint die Beziehung zwischen beiden mir eher wie die zwischen zwei Schwestern die sich ziemlich oft zanken aber doch irgendwie nicht ohne einander können.

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Tereza
Beitrag 03.Oct.2008 - 12:53
Beitrag #34


Gemüseputzi
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QUOTE (Glühwürmchen @ 03.Oct.2008 - 11:47)
Obwohl sie, wie man erfährt, quasi Nataljas Mutterersatz ist, scheint die Beziehung zwischen beiden mir eher wie die zwischen zwei Schwestern die sich ziemlich oft zanken aber doch irgendwie nicht ohne einander können.

Hallo,

interessant, dass du das so beschreibst: genauso ein Verhältnis hatte ich sehr lange zu meiner eigenen Mutter, und bei der Beschreibung der pragmatischen, bodenständigen und gänzlich unromantischen Jelena habe ich mich ein bisschen an meiner Mutter orientiert. :D

Viele Grüße

Tereza
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PikSieben
Beitrag 03.Oct.2008 - 18:33
Beitrag #35


ausgewilderte Großstadtpflanze
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Hallo erst mal. :wavey:
Leider komme ich erst jetzt dazu, mich in die Runde zu gesellen, tue das aber sehr gern, denn mein erster Eindruck vom Buch ist ein sehr positiver.

Mir gefällt die Erzählweise ausgesprochen gut, weil sich in ihr nach meinem Empfinden sehr viel Einfühlung der Autorin in ihre Figuren ausdrückt, die mich als Leserin sofort angesteckt und eingesogen hat. (Und im Gegensatz zu sehr vielen anderen Büchern mich bereits nach wenigen Seiten fesseln konnte.)
Im ersten Abschnitt empfinde ich eine sehr große Vertrautheit und Vertraulichkeit zwischen Natalja und Jelena. Sie mögen zwar aneinander herumsticheln, aber die Art und Weise, wie sie das tun, verrät, dass sie sich sehr gut kennen und auch mögen müssen. Dazu gehört auch Nataljas Art, Jelenas russische Herkunft zu benutzen, um ihr anarchisches Verhalten zu rechtfertigen. Das beiderseitige Ausnutzen der Tatsache, dass sich Russland den Engländern gegenüber als „Barbarenhausen“ verkaufen lässt, um so manche „Ungeniertheit“ zu rechtfertigen, finde ich einfach nur köstlich und sehr liebenswürdig. Ich habe da sehr viel gelacht.
Und ich fand es auch eine sehr gute Idee, die ganze Sache im Wirtshaus entstehen zu lassen. So ein Wirtshaus ist ja nun einmal ein Ort, der einlädt, andere Menschen zu beobachten und über sie herumzulästern – ein guter Aufhänger, um die ersten Charaktere vorzustellen – finde ich.

Und Noas Berichte finde ich ebenfalls gut. Gerade, dass er z.B. „Marylouise“ schreibt und dass er überhaupt einen ganz anderen Erzählstil hat als Natalja, finde ich erzählerisch sehr schön und gelungen.
Dass sich hierbei offenbart, dass er einen sehr scharfen Blick hat und auch ein sehr gutes Gespür für Empfindungen und Spannungen, macht seine Berichte für mich sehr spannend. Er scheint mir nicht „nur“ kognitiv, sondern auch emotional sehr intelligent, wie sich in Sätzen offenbart wie
QUOTE
“Ich habe allmählich begriffen, dass es sich weitaus besser lebt, wenn man anderen Menschen die Gelegenheit gibt, manchmal nett zu einem zu sein.” S.21
*lach* Ja, Regenbogen, DEN Satz habe ich mir auch rausgeschrieben und gebe dir absolut Recht. :D
oder auch
QUOTE
[über „Marylouise“] „Eine kurze Abwesenheit von ihrem Gatten und ein bisschen Stadtluft scheinen ihr überaus gut zu tun.“ S.47

“Es waren hauptsächlich Hass und Zorn, die aus meinem Vater sprachen, denn sein Leben war ihm gestohlen worden. Meines aber hat niemals wirklich mir selbst gehört.“ S.50

Letzteres fand ich allerdings fast schon zu viel der Reflektiertheit. Überhaupt erscheint mir Noas seismologisches Gespür für die Befindlichkeiten anderer irgendwie fast - ich weiß, das klingt jetzt blöd :roetel: - weiblich und dadurch etwas unglaubwürdig.
Das tut meiner Spannung aber keinen Abbruch, die genau auch daraus entsteht, dass dieser „Bedienstete“, der von niemandem so richtig wahrgenommen zu werden scheint, so viel Schärfe in Sicht und Ausdruck in sich trägt.

Naja, so weit erst mal meine ersten Eindrücke.
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PikSieben
Beitrag 03.Oct.2008 - 18:40
Beitrag #36


ausgewilderte Großstadtpflanze
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P.S.: Noch etwas hat mich ein klein wenig schmunzeln machen:
Auf S.17 schreibt Noa:
QUOTE
„Für meinen Vater waren die Weißen nicht wirklich Menschen, sondern seltsame Dämonen in menschenähnlicher Gestalt.

Der rassistische Mythos vom „bösen schwarzen Mann“ einmal andersherum :D
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Tereza
Beitrag 03.Oct.2008 - 19:10
Beitrag #37


Gemüseputzi
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QUOTE (PikSieben @ 03.Oct.2008 - 18:33)
Überhaupt erscheint mir Noas seismologisches Gespür für die Befindlichkeiten anderer irgendwie fast - ich weiß, das klingt jetzt blöd :roetel: - weiblich und dadurch etwas unglaubwürdig.

Hallo, es freut mich sehr, dass dir das Buch gefällt. :)

Was Noa betrifft: ich finde, auch Männer können so ein Einfühlungsvermögen haben, doch ist es bei ihnen seltener, vielleicht, weil es ihnen auch durch die Erziehung zum Mann etwas abtrainiert wird. Noa ist ja - sehr zum Leidwesen seines Vaters - alles andere als ein richtiger Kerl. Außerdem ist er behindert und daher ein Außenseiter. Solche Menschen können mehr zum Grübeln neigen und daher auch mehr Einfühlungsvermögen für andere entwickeln.
So habe ich es mir jedenfalls beim Schreiben erklärt.

Viele Grüße

Tereza
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regenbogen
Beitrag 03.Oct.2008 - 21:51
Beitrag #38


a.D.
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QUOTE (PikSieben @ 03.Oct.2008 - 19:40)
Der rassistische Mythos vom „bösen schwarzen Mann“ einmal andersherum :D

Ja, das ist mir auch aufgefallen. :zustimm:

Ich denke übrigens, dass Noa schon recht früh begriffen hat, dass seine Schwester Frauen liebt, mir schienen die Andeutungen recht klar.
Auf S. 51 sagt er über Natalja: “frage mich, wie sie (= Jelena) wirklich zu dieser Gräfin steht”. Vermutet er womöglich, die beiden könnten ein Paar sein?
Hierzu auch S. 88: Warum stiehlt Sadie Nataljas Kamm? “Ich ahne die Antwort, auch wenn sie mir nicht gefällt”, sagt Noa. Er weiß also ganz genau schon, was los ist.

Auf S. 56: “Ja, das ist eine von vielen möglichen Schlussfolgerungen” :D
Herrlicher Schlagabtausch von Natalja mit Master Cavender. Bei Georgette Heyer wäre ein solcher Dialog wohl ein Zeichen dafür, dass aus den beiden am Ende ein Paar wird. :lol:
(/regenbogen, einer der größten Heyer-Fans unter der Sonne B) )


S. 97: “Ich kann immer noch nicht aus Berechnung lügen, aber zumindest im geeigneten Moment die Wahrheit sagen” – schon wieder so ein Aphorissima-Spruch! :blumen2: :D

Dieses war der erste Streich... und hier noch mein Fazit zu Teil 1:

Es werden immer wieder viele Andeutungen gemacht, teils aufgelöst durch die beiden verschiedenen Perspektiven. Das ist dramaturgisch geschickt gemacht und gefällt mir gut - auch wenn ich mich gelegentlich frage, ob Noa mit seiner geringen Leseerfahrung wirklich so sprachgewandt sein kann.
Man wartet allerdings auch auf Andeutungen, was Sadie/Frauenliebe betrifft, weil man den Klappentext bzw. die Verlagsinfo gelesen hat. Wie hätte ich wohl den ersten Teil empfunden, wenn ich das nicht gelesen hätte?
Die Einbindung in den historischen Kontext gefällt mir gut; in Erzählungen werden historische Ereignisse eingefügt, aber es wirkt meist nicht aufgesetzt.

Demnächst mehr in diesem Theater. ;)
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Marsali
Beitrag 04.Oct.2008 - 01:31
Beitrag #39


Satansbraten
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Nachdem ich vorgestern nur kurz in das Buch reingeschnuppert hatte konnte ich mich ihm heute resp. gestern nicht mehr entziehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Erzählart - obschon ich die Zeitenwechsel als gut gelungen und schlüssig empfand - sowie mit dem Perspektivenwechsel (dies aber nicht lange) habe ich in die Geschichte gefunden und Seite für Seite genossen. Leider ist nichts mehr übrig, das Buch ist gelesen und nur das Nachwort habe ich mir als Betthupferl auf dem Kopfkissen liegen lassen, nachdem ich viel zu spät zu einer Geburtstagsfeier kam, weil ich das Buch erst zu Ende lesen wollte. Dieses gönne ich mir jetzt und schaue morgen wieder in die Runde.

Tereza - danke für die schöne Lesezeit! Es ist als hätte man neue Freunde kennengelernt, die man leider wieder ziehen lassen muss und wohl nie wiedersehen wird...

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Tereza
Beitrag 06.Oct.2008 - 20:12
Beitrag #40


Gemüseputzi
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QUOTE(Melancholia @ 04.Oct.2008 - 01:31) *
Tereza - danke für die schöne Lesezeit! Es ist als hätte man neue Freunde kennengelernt, die man leider wieder ziehen lassen muss und wohl nie wiedersehen wird...


Liebe Melancholia,

jetzt komme ich endlich wieder ins Forum rein und kann dir sagen, wie sehr ich mich über deinen Beitrag gefreut habe. Solche Worte sind Balsam für jede AutorInnenseele.

Mir geht es übrigens ähnlich, wenn ich einen weiteren Text beim Verlag abgebe und damit in die Welt hinausschicke. Es heißt Abschied nehmen von Figuren, die mich lange begleitet haben. (IMG:style_emoticons/default/abschied.gif)

Viele Grüße

Tereza
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