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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Gesperrt Beiträge: 2.216 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 72 ![]() |
Sind Nationalbewusstsein und Nationalstolz nicht unmittelbar miteinander verknüpft? Ich finde schon! Aus dem Bewusstsein gemeinsamer Abstammung, Sprache, Kultur oder Heimat erwachsendes Zugehörigkeitsgefühl zu einer bestimmten Nation und dem damit verbundenen Stolz auf die "erbrachten Leistungen" der Nation. Tja, damit kann ich nicht dienen. Ich verspüre diese Zugehörigkeit nicht, habe keine Wurzeln in dieser Nation. Ich könnte in jedem Land leben, in dem eine Demokratie herrscht und ich mich verwirklichen könnte. Wobei ich wenn von Wurzeln die Rede wäre, diese eher im mediterranen Bereich finde. Der Beitrag wurde von Rieke bearbeitet: 09.Nov.2004 - 09:37 |
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Capparis spinosa ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.143 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 97 ![]() |
Finde ich überhaupt nicht. Sicher kann Nationalstolz nicht ohne Nationalbewusstsein existieren. Aber kann nicht Nationalbewusstsein auch ohne Nationalstolz existieren. Ich denke ja! Führt Nationalbewusstsein immer zu Nationalstolz? Ich denke nein! Es haben sich ja hier schon einige bemüht das zu differenzieren. |
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strösen macht blau! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 12.621 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 12 ![]() |
ich kann mit den beiden begriffen nationalbewusstsein und nationalstolz nicht allzuviel anfangen, für mich sind beide negativ besetzt. das heisst nicht, dass ich nicht froh bin, deutsche zu sein und in deutschland zu leben. ich bin aber auch nordrhein-westfälin und ruhrgebietlerin - und das genauso gern. und einen gewissen lokalpatriotismus kann ich gelegentlich auch entwickeln. ich bin in einer zeit grossgeworden, in der sich deutsche zum ersten mal auf breiter ebene kritisch mit dem 3. reich auseinandergesetzt haben, und ich bin ziemlich sicher, dass dies ein grund ist, warum mir das 'national' so fremd geblieben ist. es ist nicht so, dass ich die geschichte immer noch als belastung empfinde. ich hab mich zur genüge damit auseinandergesetzt und finde, es gibt verdammt viele gründe, sich als deutsche nicht mehr darauf reduzieren zu lassen. wenn ich etwas als gelungen finde, dann die empfindlichkeit weiter teile der deutschen bevölkerungen gegenüber rechten idiologen, dumpfen stammtisch-parolen und hetzerischer kriegstreiberei.
die idee 'europa' gefällt mir - und das gar nicht nur aus wirtschaftlicher sicht, sondern wegen des gemeinsamen, das entsteht. grenzen habe ich immer schon als unnatürlich empfunden. und der abbau derselben ist in meinen augen was sinnvolles und versöhnliches. kulturell find ich es fast durchweg bereichernd, wenn sich nationale identitäten kennenlernen und ein miteinander entwickeln. und das gilt nicht nur für currywurstessende italienerinnen ;) und deutsche pizza-, döner-, sushi- oder gyros-liebhaberinnen. allerdings sehe ich auch, dass viele chancen, sich anderen kulturen zu nähern, zwar im urlaub gern genutzt werden, vor der eigenen haustür allerdings zum erliegen kommen. dabei wäre hier die kommunikation und die chance, zu verstehen, hier viel eher gegeben als im urlaub. Der Beitrag wurde von blue_moon bearbeitet: 09.Nov.2004 - 13:01 |
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 775 Userin seit: 16.10.2004 Userinnen-Nr.: 609 ![]() |
hallo ,
ich kann einfach auch nicht mit einem bezug zu nationalbeswußtsein dienen, war nicht in meiner muttermilch drin. hängt sicher damit zusammen, dass in unserer familie die folgen des 2.wk jeden tag präsent waren (mein vater wurde damals schwer verwundet.schädel-hirn-trauma) von daher herrschte ein kritischer dialog. und ich vermisse da auch gar nichts. ich halte es für sinnvoll über die zuneigung zu seinem Geburtsland hinaus einen liebevoll kritischen abstand zu halten. was suchst du in einem begriff wie nationalbewußtsein bilana, denn wenn ich dich richtig verstanden habe ist es auch für dich eine neue seite und ein weg, den du gerne beschreiten würdest, ihn aber noch nicht kennst. ich benötige diese haltung "nationalbewußtsein" nicht, und was ich eben verstäkt denke ist, dass in einer multikulti gesellschaft eben nicht dinge wie nationalbewußtsein zählen sondern die gemeinde, diegemeinschaft, offenheit gegenüber fremdem und so weiter. ich habe mich immer unheimlich gefreut wenn ich im ausland war und geraten wurde woher ich komme. es kamen alle möglichen nationalitäten als möglichkeitne in frage. und jemand brachte es mal auf den punkt und sagte zu mir: "you look international". ich erwähne das nur, weil ich darauf hinaus will, dass nationales denken einfach nicht mehr zeitgemäß ist, die menschen sind aufgefordert, meine ich, sich weltoffen zu entwickeln. wie auch schon in meinem letzten beitrag will ich deutlich machen, dass wir nicht ein bewußtsein zu unserer heimat aufbauen müssen, um uns von anderen nationalitäten abzugrenzen. im gegenteil, ich liebe andere sprachen meine kirschbäumlein und ich würde das alles gerne auch teilen mit jemand, der ne dunkle hautfarbe hat oder woher auch immer kommt. und würde gern anteil nehmen an den werten anderer. janis Der Beitrag wurde von janis bearbeitet: 09.Nov.2004 - 13:53 |
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#25
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I lof tarof! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 15.384 Userin seit: 30.08.2004 Userinnen-Nr.: 198 ![]() |
@janis: 'ich erwähne das nur, weil ich darauf hinaus will, dass nationales denken einfach nicht mehr zeitgemäß ist, die menschen sind aufgefordert, meine ich, sich weltoffen zu entwickeln.' - es klingt schön, aber ich bin der meinung, dass man sich erstmal im klaren über die eigene nationalität sein müsste, bevor man sich als 'weltbürger' empfindet... ich habe angefangen, meine tiefe bindung zum land meiner geburt erst richtig zu spüren, nachdem ich nach D gekommen war. Vorher wollte ich nur weg, ich fand mein land von vorne bis hinten sch...., die menschen primitiv, die küche langweilig und die politik neo-faschistisch (ich war damals 19). Dann saß ich in der provinz von kiel und fing an, den kaffee, die zigaretten, die nahrung, die luft und va. die sprache und die menschen zu vermissen.
Es war EINE QUAL, ich träumte noch in meiner sprache und wachte manchmal nachts auf mit dem gesicht nass von tränen... ich verstand mich nicht, ich hasste mich dafür, für meine sehnsucht, mein beinahes schmachten. Bis heute, 27 jahren später, will ich meinen pass nicht ändern, wenn ich die wahl habe, kaufe tomaten aus MEINEM land, ... weine ich ein paar tränchen, wenn die mannschaft MEINES LANDES schon wieder die fußballweltmeisterschaft wegen eines elfmeters verliert... und frage mich, WARUM??? Es geht mir nicht um den kopf! Ich hasse nationalismus aus vollem herzen! Und ich bin absolut ehrlich, aber es geht mir um den bauch!! Und das bedeutet, dass beide wichtig sind, und das bindende tiefe gefühl zum geburtsortes für mich etwas 'ur-menschiches' darstellt. Etwas, was ich bei den meisten menschen in D vermisst habe und vermisse. Es wird mir nicht das gefühl vermittelt, dass meine damalige qual sich groß gelohnt hat, es wird mir 'keinen ersatz' angeboten, sondern hauptsächlich verdrossenheit, unverständnis und sogar die regelrechte anbiederung gegenüber anderen ländern und anderen sitten, eine mythologisierung der fremde! (ich bin einmädchen aus pyräus... wenn die sonne über capri... 3 kleine italier.... :unsure: ) |
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#26
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 775 Userin seit: 16.10.2004 Userinnen-Nr.: 609 ![]() |
Entschuldige robin, aber ich kann nicht glauben, dass die menschen in D dies nicht besitzen, möglicherweise für dich nicht spürbar, aber es ist garantiert eine täuschung anzunehmen die deutsche bevölkerung empfinde keine liebe zur heimat.
mit südlichem temperament verglichen kommt dieses gefühl wahrscheinlich daher wie ein trockener trollinger ;-) dtschänis |
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#27
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I lof tarof! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 15.384 Userin seit: 30.08.2004 Userinnen-Nr.: 198 ![]() |
nein, es kommt in der tat nicht rüber. Auch nach über 2 jahrzehnte nicht, aber vielleicht hat schon mit der vorigen generation zu tun... ich begegne nicht sehr viele junge menschen! Keinesfalls denke ich, dass ich es mir nur einbilde, nicht nach so langer zeit!
PS: 'Südliches temperament' - hier schon ein mystifizierendes bild... und nein, es geht nicht nur mir so, sondern seeehr vielen immigrantInnen, die ich kenne. |
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#28
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
@robin:
dein vorletzter beitrag hilft mir, mehr zu verstehen, welche emotionen du bei deutschen vermisst. allerdings kommt es mir so vor, als wäre diese "bewusstheit" der eigenen verbundenheit zum heimatland vor allem ein phänomen der distanz. ähnlich "verliebt" habe ich gegenüber meiner "heimatstadt hannover", der angeblich "langweiligsten hauptstadt deutschlands" fühlen gelernt, als ich mich mit sack und pack im "vor heimatliebe trunkenen köln" wiederfand, das mir so gar nicht heimisch werden wollte. wahrscheinlich würde eine ähnliche sehnsucht nach "deutscher heimat" mich befallen, wenn ich nach italien ziehen würde. bis dahin allerdings bleibt der wald mir hinter lauter bäumen verborgen. @bilana: bei der unterscheidung zwischen nationalbewusstsein und nationalstolz würde ich es gern genauso halten wie mit der unterscheidung zwischen selbstbewusstsein und stolz (hochmut?). erstes entspringt einem gefühl der sicherheit, zweites einem gefühl der unsicherheit und kränkung. darum stimme ich deiner vehemenz zu, mit der du diese beiden begriffe unterschieden haben willst. edit: nix wichtiges Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 09.Nov.2004 - 22:16 |
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#29
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 775 Userin seit: 16.10.2004 Userinnen-Nr.: 609 ![]() |
@bilana: ich denke, dass die Notwendigkeit der Differenzierung von ...bewusstsein und... stolz klar zum ausdruck gekommen ist.
allein das wort "national" ist vielleicht die Krücke an der Thematik an sich. Einfach deshalb weil der Zusammenhang und die Assoziation, die damit in Verbindung stehen negativ behaftet sind. Nationales Bewußtsein setzt voraus, dass ich mich mit der Bedeutung, dem Stellenwert, meinem eigenen Standpunkt als Mensch einer bestimmten Nation bewußt auseinander gesetzt habe. Bedeutet,einen eigenen Standpunkt zum Heimatland gefunden zu haben, der sowohl die Stärken als auch die Schwächen vereint. Das weicht insgesamt, so glaube ich, völlig ab von dem gängigen Denken in Bezug auf nationale Einstellung. Ich finde das nach wie vor interessant, wenn auch äußerst schwierig, darüber Klarheit zu erlangen. @robin: die Sehnsucht nach deiner Heimat kann ich sehr gut nachvollziehen und sie zeigt sich selbst dann, wenn man bloß die Region wechselt.Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, dass du als du noch dort warst jede Menge Kritik auf Lager hattest. Mein Vergleich mit dem südländischen Temperament und dem trockenen Trolinger wollte nicht das eine mystifizieren und das andere als weniger reizvoll darstellen. Denn der trockene Trollinger hat durchaus seinen Reiz .Für die die ihn kennen, kennenlernen wollen und ihn mögen. Ich glaube, dass die Mentalität von Bedeutung ist. Der Zugang, damit meine ich die Möglichkeit der Annäherung gegenseitig ist wahrscheinlich auch davon abhängig inwieweit sich verschiedene Mentalitäten überhaupt mögen können. Inwieweit die Bereitschaft besteht sich gegenseitig kennen zu lernen, zu akzeptieren, zu verstehen. Du schreibst über deine Eindrücke und berichtest von Missmutigkeit "der Deutschen". Ich weiß nicht, aber ich erlebte in allen Ländern, in denen ich war Menschen, die unzufrieden oder froh sind. Und auch hier erlebe ich Menschen anderer Nationen manchmal als sehr sehr nett und manchmal eben auch nicht oder weniger. Ich kann wenig mit Pauschalisierungen anfangen. In dieser Diskussion sehe ich zum Einen die Frage nach dem Nationalbewußtsein: Was ist das und warum brauchen wir das ? Zum Anderen die Frage nach der Gestaltung des Lebens, auf allen Ebenen: politisch, sozial, kulturell, etc innerhalb Deutschlands als Einwanderungsland. Gestern erst sah ich einen Bericht über die Abschottung islamistischer Föderationen in D. Die in D eingewanderten Volksgruppen kochen quasi ihr eigenes Süppchen und bauen sich ihre eigne Welt auf. Dies dient nun keinesfalls der Integration in ein anderes Land. Im Gegenteil, das ist ja gerade überhaupt nicht beabsichtigt. Und wahrscheinlich ist schon viel zu viel Zeit vergangen ohne, dass eine Integration stattgefunden hat. Es wurde gesagt, dass noch vor 10 Jahren die Aussicht bestand verschiedene Volksguppen hier mit uns zu verbinden. Heute jedoch sieht es so aus, als ob dies völig gescheitert wäre. Was also ist der Weg? janis |
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Gesperrt Beiträge: 2.216 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 72 ![]() |
Diese Meinung kann ich gar nicht teilen, aber vielleicht liegt es eben daran, dass ich zwar in D geboren bin, aber in meiner "Prägungsphase" in der Welt unterwegs war, d.h., ich bis zu meinem 18. Lebensjahr fast alle 2 Jahren die Stadt wechselte, in der ich lebte, alle 4 Jahre dazu sogar noch das Land, in dem ich lebte. Jedes Mal eine neue Kultur, eine neue Sprache, neue Menschen... Vielleicht könnte man mich auch als "wurzellos" bezeichnen. Sicherlich kenne ich auch das Gefühl, mit der Fußballmannschaft "meines" Landes mitzufiebern oder mit anderen Sportlern. Auch war für mich die Wiedervereinigung Deutschlands ein sehr einschneidendes Erlebnis, welches auch heute noch zu hitzigen Diskussionen führt. Aber im Zeichen der multikulturellen Entwicklung gerade in einer Großstadt wie Berlin mit ihrem vielfältigen Angebot auf jeglichen Ebenen (Kultur, Restaurants, sozialen Kontakten), sehe ich mein Bewußtsein doch eher als multinational an! Der Beitrag wurde von Rieke bearbeitet: 10.Nov.2004 - 14:34 |
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Capparis spinosa ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.143 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 97 ![]() |
Hallo allerseits.
Das mag sein! Mir erging es zwar nicht wie robin, das sozusagen die Trennung vom Mutterland eine so emotionale Reaktion hervorgerufen hat. Aber ich habe erfahren, wie befremdlich die Menschen auf mein nicht vorhandenes Nationalbewusstsein regiert haben. Am 3. Oktober wollte man mir gar eine Ersatzparty bieten für die mir entgangene grandiose Nationalfeier in Deutschland. Dabei hatte mich der Tag nicht interessiert und in Deutschland gibt es ja auch keine Feier wie in den USA. Ich hatte bei Diskussionen irgendwann das Gefühl ich müsste mich entscheiden: Weltbürgerin mit Deutschem Pass zu sein oder Deutsche mit einer multikulturellen Weltanschauung. Bemerkenswert fand ich auch die Begründung, mit der man mir nahe legte die Sprache zu lernen. Nicht (wie in Deutschland) du lebst hier, also musst du unsere Sprache sprechen...warum sollen wir für euch Ausländer immer Englisch sprechen....du willst schließlich mit uns klar kommen, nicht wir mit dir... Sondern weil die Sprache so schön und interessant ist, so liebenswürdig. Ich sah jedesmal das Leuchten in den Augen der Menschen, wenn ich Sprechversuche gemacht habe. Man lobte mich über den grünen Klee, ermutigte mich, jede® wurde freiwillig und gerne zum Sprachlehrer. Ich wurde „genötigt“ an religiösen und gesellschaftlichen Zeremonien teilzunehmen ohne das von mit erwartet wurde, dass ich die Werte der Gesellschaft übernehme, dass ich an die Religion glaube. Einfach weil man/frau mir seine/ihre Welt zeigen wollte. Weil man es für etwas sehr gutes hält, ohne es meiner Kultur und meinen Werten überzuordnen. Das war neu für mich.
Ich will nur einige Sachen dazu anreißen. Wie ich in dem anderen Thread schon sagte heißt es ja multikulti und nicht einheitskulti. Was ich damit genau meine: Die Idee des Multikulturalismus sollte nicht mit der Ideologie des melting pot verwechselt oder gleichgesetzt werden. Ich denke viele Deutsche verwechseln das und handeln auch danach. Deshalb halte ich unsere Gesellschaft nicht für multikulturell. Aber um Multikulturalismus erfolgreich zu leben (ob das erstrebenswert ist, ist sicher streitbar) muss jede kulturelle (ethnische, religiöse) Gruppe ein Bewusstsein über sich als Gruppe haben. Deutschland ist ja stark föderalistisch. Auch wenn wir es so nicht nennen. Untereinander (also Menschen der einzelnen Regionen zueinander) behandeln wir uns schon multikulturell. Manifestiert politisch (Ländervertretungen in den einzelnen Ländern und gar in der EU), medial (mit den bundesweit ausgestrahlten Regionalsendern im TV, regionale Radiosender haben deutlich größere Marktanteile als, bsp. Die Deutsche Welle). Dieser Föderalismus trägt natürlich zu dem nicht vorhandenen Nationalbewusstsein bei. Aber gegenüber Ausländern wird die Ideologie des melting pot vertreten. Und ich denke das funktioniert nicht. Für uns als Deutsche funktioniert es nicht und für die Einwanderer auch nicht, aus all den Gründen, die robin genannt hat. In Deutschland bleibt doch jeder unter sich. Weil es kein Multikulti gibt und weil der melting pot nicht funktioniert. Es ist doch überhaupt nicht so, dass sich Menschen wirklich kulturell begegnen. Ich meine jetzt nicht die kommerziellen Angebote. An der Tür manches italienischen, türkischen, iranischen Kulturvereins steht ausdrücklich, das nur Mitglieder Zutritt haben. Genau so oder weil Einwanderer von der Deutschen Kultur auch ausgegrenzt werden. Herzliche Grüße Bilana |
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
janis, nun bist du also nicht mehr die einzige, die sich - statt zu schlafen - gedanken über ein unzureichendes nationalbewusstsein macht ... ob wir uns nicht besser das zu denken geben sollte? :huh:
wie auch immer ... bilana und robin haben deutlich machen können, dass in deutschland etwas fehlt, was in anderen nationen gegeben ist. beide haben darauf hingewiesen, dass durch dieses "fehlen" auch der austausch, die kulturelle begegnung erschwert und mitunter verbaut wird. das erscheint mir einleuchtend. auf der bunten party der nationalitäten würde deutschland wohl wirklich eher zu den "abseitsstehern" und "spielverderbern" gehören, die jedem unterhaltsamen und zweifellos brückenschlagenden kulturvergleich mit einem "so einfach lässt sich das für deutschland nicht sagen, denn ..." das wasser abgraben. aber ist es denn so einfach? gibt es denn diese matrix angefüllt mit feiertagen, brauchtum und sitten, die es ermöglicht, kulturen international vergleichbar zu machen und in den dialog zu bringen? lassen sich religionen, werte und traditionen so einfach übersetzen, vergleichen und in die eigene sprache einspeisen? geht das überhaupt? und wenn ja - ist das sinnvoll? oder ist es auch ignorant und gefährlich? macht es mitunter genau diese "weltoffenheit" möglich, mit der die usa der welt in den letzen jahren gegenübergetreten sind? im wunsch nach einer multikulturellen gesellschaft geht möglicherweise unter, dass die kultur selbst erst sinn und identität schafft, indem sie ab- und ausgrenzt. sie ist einfach kein medium zur verständigung mit dem fremden, sondern ermöglicht in erster linie das wiedererkennen der eigenheit auf kosten des fremden. das ist gut und wichtig, aber es eignet sich nicht sonderlich zum internationalen gespräch. das muss meiner meinung nach eigene verbindlichkeiten und rituale entwickeln, die als basis für eine globale gemeinschaft dienen können. und in diesem prozess erlebe ich deutsches selbstverständnis als ausgesprochen produktiv und greifbar. da erlebe ich gerade diese wiederkäuende starrköpfigkeit angesichts der "deutschdeutschen vereinigung" als angebracht und sehr viel tragfähiger als eine sentimentale einheitsseeligkeit, die möglicherweise von uns erwartet wird. deutschland nach '45 kann meiner meinung nach mut machen zum kulturellen kahlschlag. auch wenn vieles auf der strecke und unverstanden geblieben ist. und auch zur scham gehört mut - und ich finde, dass dieser mut in der welt mehr gebraucht wird als nice feeling made in germany. gleichzeitig haben viele menschen begriffen, dass der heimatliche boden, der sie nährt und schützt eine nachhaltigkeit fordert, die weit über die nationalen grenzen hinausgeht. eine am naturschutz orientierte perspektive begreift "kultur" für mein verständnis in einer sehr viel geeigneteren weise als der religiös-/geisteswissenschaftliche vergleich. an anderer stelle hab ich geschrieben, dass der dosenpfand eine deutsche eigenheit sei, die mich mit etwas wie stolz erfüllt. nun fällt mir auf, das das wirklich eine entwicklung beschreibt, die ich mir sehr für deutschland wünschen würde. so ... nun ists auch zeit, "guten morgen" zu sagen. hoffe, bin nicht zu weit vom thema weg 'utopiesiert' und wünsche allerseits einen angenehmen tag! :) |
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I lof tarof! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 15.384 Userin seit: 30.08.2004 Userinnen-Nr.: 198 ![]() |
@dtam: du bringst etwas sehr gut auf den punkt, zitat: 'im wunsch nach einer multikulturellen gesellschaft geht möglicherweise unter, dass die kultur selbst erst sinn und identität schafft, indem sie ab- und ausgrenzt. sie ist einfach kein medium zur verständigung mit dem fremden, sondern ermöglicht in erster linie das wiedererkennen der eigenheit auf kosten des fremden. das ist gut und wichtig, aber es eignet sich nicht sonderlich zum internationalen gespräch.' - darum geht es mir auch. Wichtig finde ich, genau diesen aspekt nicht zu vernachlässigen, denn wenn der 'bauch' sich meldet, kann es brenzelig werden... es geht mir, um einen positiven umgang mit der eigenen kultur bzw nation, der zb. in dem kindischen verhalten sichtbar wird, wenn ich lieber 'meine' tomaten kaufe als 'ausländischen'!!! In diesem fall ist noch eine relativ harmlose form, aber ich könnte es auch anders! Mein problem hier in D ist eher, dass die meisten menschen oft auch die 'harmlosen' aspekte unterdrücken, es ist überhaupt sehr schwierig darüber zu reden, es herrscht fast ein tabu... (änlich wie positiv über männer zu reden mit verbohrten sogenannten 'feministinnen'). Ich glaube, dass der 'deutsche bauch' viel zu melden hätte, aber sich es verbietet, und das kann m.e. gefährlich werden...
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#34
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
das ist allerdings ein ganz neuer aspekt! beschreibt er das allgemeine unbehagen, dass deutsches nachkriegsgefühl so schwer zu greifen ist? die welt glaubt dem frieden nicht und befürchtet national-naRzistische rückfälle? schlummert tief innern deutschlands möglicherweise noch immer der typisch deutsche größenwahn? sowas lässt sich doch gar nicht verarbeiten? erst recht nicht über nüchterne und kopfgesteuerte auseinandersetzung? tritt an dieser stelle wirklich ein deutsches problem zutage? oder ist dies nicht vielmehr ein problem mit deutschland? findet sich dieses festhalten am bild des narzistisch gekränkten größenwahnsinnigen deutschen vornehmlich in den köpfen der deutschen oder ist denen lediglich bewußt, dass das bild des völkerhetzendes kleinen mannes nun einmal des erbe ist, das sie angetreten sind? ich glaube nicht, dass dieses klischee einer kollektiven triebverdrängung deutsche wirklichkeit zutreffend abbildet. nationalstolz ist kein menschlicher trieb - er ist eine möglichkeit von vielen. und nicht gerade die beste. ddr und brd haben über jahrzehnte die letzten früchte des faschismus im jeweiligen land hinter der mauer gemeint ausmachen zu können. 15 jahre begegnung auf deutschem boden haben diese erklärungsmuster auf beiden seiten als billige propagandamittel enttarnt. noch einmal musste aufgeräumt werden mit dem doppeldeutschen mythos einer gelungenen "entnazifizierung". wieder die erkenntnis, dass es gar nicht so einfach ist, die "seite der guten" auszumachen. mit einer solchen vergangenheit fasst vor allem der 'bauch' kein echtes zutrauen mehr zum national definierten selbstwert. ich halte das für gesund und überlebenswichtig. und ich glaube, dass es die mehrzahl der deutschen geschafft hat, ein stabiles und tragfähiges selbstwertgefühl jenseits völkischer mythen zu entwickeln. aaaber... dieses unser gesellschaftliches wertgefühl ist ein intellektuell definiertes und wohlstandunterfüttertes, das zunehmend menschen ausschliest. immer mehr kommen gar nicht erst zu wort. sie sind lediglich das "thema" von kulturveranstaltungen eines angestaubten bildungsbürgertums, verfügen allerdings nicht über die materiellen mittel und den vorausgesetzen bildungsstand, um an dieser ausprägung gesellschaftlichen lebens teilzunehmen. daran muss sich etwas ändern. allerdings möchte ich an dieser stelle lieber sägefisch wiederholen als ein deutsches nationalgefühl zurückzufordern:
meta-text: danke @ robin für die chance zu diesem exemplarischen tabubruch, deinem kommentar "anitideutsche" vorurteile unterschieben zu können, die vielerorts spürbar sind aber nur selten geäußert werden :) Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 12.Nov.2004 - 12:29 |
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 775 Userin seit: 16.10.2004 Userinnen-Nr.: 609 ![]() |
ot@dtam: du nun also auch?! willkommen im club :gruebel:
zum thema heute leider nix beitragen kann.... :think: Der Beitrag wurde von janis bearbeitet: 12.Nov.2004 - 16:33 |
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Capparis spinosa ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.143 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 97 ![]() |
Ich finde es wirklich sehr spannend, wie sich das hier entwickelt. Mir schwirrt schon einiges im Kopf rum, aber ich brauche noch Zeit.
Schönes WE euch allen. Bilana |
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 775 Userin seit: 16.10.2004 Userinnen-Nr.: 609 ![]() |
hey bilana das wünsch ich dir und den anderen natürlich auch :sleeping:
Der Beitrag wurde von janis bearbeitet: 12.Nov.2004 - 16:46 |
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Beitrag
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I lof tarof! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 15.384 Userin seit: 30.08.2004 Userinnen-Nr.: 198 ![]() |
@dtam: :huh: kannst du mir bitte deinen 'meta-text' erklären? -_- Danke! :)
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Beitrag
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
erlärungsversuch ist via pm unterwegs ... der metatext sollte missverständnisse vermeiden, keine neuen schaffen ... ist also nicht weiter interpretationswürdig ... hach :blink:
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Beitrag
#40
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I lof tarof! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 15.384 Userin seit: 30.08.2004 Userinnen-Nr.: 198 ![]() |
*geklärt! :)
@dtam: du schreibst. dass nationalstolz kein menschlicher trieb sei, :unsure: Vielleicht ist es auch ein begriffsproblem, aber wie wollen wir den wohl menschlichen trieb nennen, der 'die eigene sippe' vor gefahren schützt, ein bestimmtes areal für sich beansprucht, usw? |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 12.05.2025 - 02:26 |