Gefühls-Chaos pur Einstellungen

[dragonfly]

@Dragonfly

warum Rosinen herauspicken? Es gibt bisher nichts, wofür ich ein schlechtes Gewissen haben müsste und ich sagte ja bereits, dass ich die Konsequenzen ziehen werde, wenn sich wirklich eine Liebesgeschichte anbahnt. Es ist doch meistens so, dass man sich erst von der "alten Beziehung" trennt, wenn man mit einer/m neuen Partner/in zusammenkommt und nicht schon vorher, oder sollte ich mich da täuschen? Zumindest habe ich das im Bekanntenkreis schon zahlreich auf diese Weise erlebt. (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)

Das klingt für mich als könne man deiner Meinung nach eine Beziehung erst dann beenden, wenn ein anderer Mensch als Argumentation dafür herhalten kann. Innerlich hast du meiner Meinung nach längst eine neue Beziehung begonnen, auch wenn die Realität noch nicht dazu passt.

Mit Rosinen herauspicken meine ich, dass du ihn dir warm hältst, damit du am Ende im schlimmsten Fall nicht alleine dastehst. Und wenn ich es zwischen den Zeilen richtig verstanden habe, würdest du ihn wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, sollte dir die Frau, in die du verliebst bist, entsprechende Signale senden.
Wie würdest du dich fühlen, wenn er dasselbe mit dir machen würde? Als Lückenbüßer benutzt zu werden bis "etwas Besseres" kommt, würde mich an seiner Stelle sehr verletzen.

Und warum mutest du dir selbst eine solche Situation zu und bist bereit weitere Jahre in dieser Beziehung "herumzudümpeln"?

[DerTagAmMeer]

Das klingt für mich als könne man deiner Meinung nach eine Beziehung erst dann beenden, wenn ein anderer Mensch als Argumentation dafür herhalten kann.

Ich glaube nicht, dass es um "Argumentation" geht. Malikas Beiträge machen auf mich auch nicht den Eindruck, als würde ein Kalkül oder respektlose Warmhaltetaktik hinter ihrer Unsicherheit stehen. Ganz im Gegenteil. Natürlich wäre es einfacher, sauberer und übersichtlicher, Beziehungen zu beenden, sobald frau genug an ihnen "auszusetzen" hat, um sich anschließend auf die Suche nach einer neuen Partnerschaft zu machen. Manche Defizite lassen sich diesbezüglich auch klar genug fassen. Bei anderen finde ich es durchaus legitim und sinnvoll, sich außerhalb der Lebensgemeinschaft auszuleben. Die wenigsten Heterobeziehungen sind so innig und vertraut, dass frau auf Dauer ohne eine sehr gute Freundin glücklich in ihnen wäre. Das hat mit lesbischer Liebe zunächst recht wenig zu tun und wird in aller Regel auch nicht als Trennungsgrund empfunden. Auch eine romantische Schwärmerei für diese beste Herzenfreundin empfinde ich noch lange nicht als "innere Kündigung" der bestehenden Beziehung.

Trotzdem macht es nachdenklich, wenn die beste Freundin für das eigene Leben und Fühlen so viel wichtiger geworden ist als der Lebenspartner. So kann mit der Zeit die Gewissheit entstehen, dass die eigenen Ansprüche an eine Partnerschaft anders gelagert sind als das Arrangement einer halbgaren Beziehungskiste, in der die Seele keine Gemeinsamkeiten und keinen Gleichklang findet. Im Gegensatz zu Malika konnte ich in einer ähnlichen Situation auf eine lesbische Liebe zurückblicken. Ich wusste, dass es gibt, wonach ich mich gesehnt habe. Ich wusste, was ich wollte. Also konnte ich mich trennen, ohne bereits in eine Frau verliebt zu sein.

Für Frauen ohne diese Erfahrung ist es ungleich schwerer. Ich kann gut verstehen, dass sie lange Zeit brauchen, bis sie sich auf ihre Gefühle verlassen und den Mut finden, alles auf die eine Karte der Hoffnung zu setzten.

Jedenfalls wünsche ich Dir, liebe Malika ein Happy End.

(IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

[sonnenstrahl]

Apropos "Rosinen rauspicken" versus "weiterdümpeln":

Für meine Begriffe wird in diesem Austausch bislang eine mögliche Ebene von allen Beteiligten komplett unerwähnt gelassen:
Die der Idealisierung.
Deren andere Seite für mich Verdrängung heisst.
Verdrängung dessen, was dich, Malika, wirklich an deinen Partner bindet - jenseits von "eigentlich nur in einer Art WG nebeneinander herleben und so gut wie gar nix zusammen unternehmen".

Ich vermute, du hast dir nun nicht umsonst eine Angebetete gesucht, die viel Raum für Phantasie und Projektion lässt.
Andererseits lebst du ein Leben an der Seite eines Mannes, das viel Raum zum Alleinsein bietet - ein Leben zu zweit, obwohl "meinen Partner und mich gefühlsmäßig und interessensmäßig sehr wenig verbindet". Ob du das jetzt als gut oder schlecht wertest, finde ich zweitrangig. Tatsache ist erstmal, dass du so lebst: So oder so suchst du dir viel Raum für dich und deine Träumereien - von einer bestimmten Form der Nähe. Du lebst diese intime Nähe nicht, du träumst nur von ihr. Und nun hast du sowohl einen Mann, als auch eine Herzensfreundin, an deren Seite du jeweils weiterträumen kannst. Immer am Rand des Schmerzes, der sooo schlimm nicht zu sein scheint. Sehr deutlich wird das für mich z.B. in dieser Äußerung von dir:

Ich glaube auch nicht, dass sie für mich nur ein Defizit meiner Beziehung ausgleicht. Sie ist für mich eher DIE Partnerin, die ich mir immer gewünscht habe UND der Mensch an meiner Seite, von dem ich mein Leben lang geträumt habe!

Bist du sicher, dass du eine Beziehung mit mehr Nähe langfristig überhaupt aushalten kannst?
Vielleicht ist das der Grund, warum du bislang weiterdümpelst: Weil du - wenn der Rausch der Verliebtheit und der Reiz des Neuen vorbei ist, und "der Alltag sich einschleicht" - am allerliebsten weitgehend in Ruhe gelassen werden willst, und gleichzeitig die Sicherheit brauchst, dass da jemand Vertrautes im Nebenzimmer ist? Wenn da nur nicht dieses Ideal wäre, dass eine Beziehung gefälligst anders auszusehen hat ... Gekrönt vom Schaum überkochenden Begehrens, das ja auch im Leben von "Näheflüchtern", wie Deirdre sie so schön genannt hat, seine Daseinsberechtigung unter Beweis stellt, und phasenweise für jedes andere eigene Bedürfnis blind machen kann ...
Könnte da eventuell was dransein?

Fragt mit freundlichem Gruß zur Nacht

sonnenstrahl

(IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 07.Jun.2010 - 07:58