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> Ein neuer Sinn des Lebens
Marsali
Beitrag 25.Jan.2011 - 21:59
Beitrag #1


Satansbraten
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Beiträge: 589
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Seit jeher habe ich den Sinn des Lebens darin gesehen eine Beziehung zu führen und im Idealfall mit Kindern in einer Familie zu leben. Bereits mit 15 wünschte ich mir nichts mehr als das. Seit ich 16 bin versuche ich nun also, diesen Traum zu verwirklichen. Natürlich hatte ich langjährige Beziehungen, führte nicht zuletzt mit dem Vater meiner Tochter sogar eine Ehe, aber keine meiner Beziehungen war jemals einfach. Hat viel damit zu tun, dass ich nicht einfach bin...

Vor zehn Jahren zog ich aus dieser Ehe aus um mein Glück zu finden und seit zehn Jahren suche ich danach. Verliebte mich direkt nach der Trennung zum ersten Mal bewusst in eine Frau während einer Mutter-Kind-Kur und wurde schon nach fünf Tagen wieder "entsorgt", sicher auch, weil ich immer sofort ganz tief eintauchte in jede Beziehung, auch in diese, mit aller Hoffnung, aller Liebe und ganzer Seele, also mit allem, was ich zu geben hatte.

Die folgenden Jahre verbrachte ich aufgrund meines Kinderwunsches weiter mit Männern, zu den Jahren gibt es nicht viel zu sagen, außer, dass die Männer oft verheiratet waren. Ich glaub, das funktionierte ganz gut, weil diese Männer (also, es waren derer zwei) oft ein ähnlich großes Bedürfnis nach Nähe hatten und tatsächlich in ihren Ehen unglücklich. Ein Vorteil war aber, dass ich ihnen natürlich nie zu nah kommen konnte. Ich träumte mir die Dinge schön und natürlich hatte ich kein Glück und war nach ein paar Monaten wieder allein.


Irgendwann zog es mich zu meiner wahren Bestimmung: Der Liebe zu Frauen. Kaum hatte ich mich mit Haut und Haaren dafür entschieden, fand ich hier im Forum bereits meine erste Freundin, manch eine erinnert sich vielleicht noch. Und auch wieder - mit Haut und Haaren und aller Hoffnung und aller Liebe und ganzer Seele stürzte ich mich hinein in diese Beziehung und wurde direkt erstmal verlassen. Sie erholte sich von dem Schreck, kam zurück und blieb ein Jahr, bis ich sie verließ, weil ich in eine Andere verliebt war.

Mittlerweile hatte ich schon eine Weile Therapie hinter mir, sah die Dinge klarer, konnte sie benennen, mich verstehen und einordnen. Was für mich eigentlich hieß, mich immer wieder zu kontrollieren, zurechtzurücken, den Verstand über die Gefühle zu stellen (was mir nicht gelang) - weil ich natürlich und trotz allem Wissen mich wieder hinein stürzte. Mit aller Hoffnung, aller Liebe - und - was man aus meinem Text sicher schon erkannt hat - auch mit einem gewissen Anspruch, einer Erwartungshaltung, alles zu teilen, das Leben gemeinsam zu führen, mich nicht allein zu lassen, vielleicht die Nr. 1 zu sein, ich weiß es nicht (nicht bewusst). Als diese Liebe - einseitig wie sie war - zerbrach, war ich tief- tief- tiefunglücklich (auch hier erinnert Ihr Euch vielleicht). Aber immer noch war mein Wunsch sehr groß, mit jemandem zusammen zu sein, Radtouren zu machen, Gemeinsames zu erleben, zusammen zu tanzen, zu lachen, auf Geburtstage zu gehen, miteinander kuschelnd Filme zu schauen - eben zu Zweit zu sein.

Und so kam es, wie es vorauszusehen war - trotz der von mir empfundenen großen Liebe zu der letzten Freundin, verliebte ich mich nach relativ kurzer Zeit erneut. "Diesmal", so dachte ich, "diesmal passt alles" und ich hoffte, "die Frau für's Leben" gefunden zu haben. Trotz besseren Wissens stürzte ich mich wieder in diese Beziehung - mit aller Hoffnung, aller Liebe, allem Enthusiasmus und meiner Erwartungshaltung, dass auch sie - wie sie es mir anfänglich suggerierte - mit mir gern Zeit verbringen wollte, Freunde besuchen, irgendwann zusammenziehen (am liebsten sofort) etc., was sie anfangs tatsächlich ebenfalls euphorisch phantasierte - aber nach nur ein paar Wochen eben nicht mehr. Mir fiel es schwer zu verstehen, dass sie auf einmal so viel weniger Nähe wollte, nicht mehr von der gemeinsamen Zukunft träumte, nicht mehr in der Öffentlichkeit meine Nähe suchte wie am Anfang und viel, viel weniger Zeit mit mir verbringen wollte wie in den ersten Wochen.

Nach dreieinhalb Monaten ist nun also auch diese Beziehung am Ende. Ich weiß, es liest sich so, als könne ich nicht allein sein. Dem ist nicht so, ich bin nicht ungern allein, aber ich glaube, ich sehe - oder sah - es als vergeudete Lebenszeit an, weil ich mir nichts Schöneres vorstell(t)e, als zu Zweit sein Leben zu teilen. Nun ist es aber so, dass es mein letzter Versuch war, dass es auch für mich immer sehr anstrengend ist, eine Beziehung zu führen, weil ich mich eben immer kontrollieren muss, weil man mir die Unzufriedenheit anmerkt, wenn es nicht so läuft, wie ich es mir erträume. Wenn meine Freundin doch - oh Wunder - ein von mir unabhängiges Leben führen möchte und mich nicht immer am Schlapp haben will. Natürlich besuche auch ich mal meine Freundinnen, aber im Großen und Ganzen ist die Partnerin mir immer die oder das Wichtigste, möchte ich die Zeit, die sie für mich hat mit ihr verbringen - und stelle ich mich immer in die Position der Wartenden und Hoffenden. Das ist anstrengend, für beide. Und das klingt alles so unsympathisch, ich hoffe nur, dass es das nicht ist.

Was wollte ich damit sagen? Ach ja, also, ich möchte keine Beziehung mehr. Ich habe zwei lesbische Freundeskreise vergeigt. Den einen, weil die Freundin vorher meine Erwartungshaltung nach der Trennung (auf Freundschaft, Anerkennung, dem Wunsch, ein besonderer Mensch in ihrem Leben zu bleiben) nicht mehr ertragen konnte und den zweiten, weil ich nicht der aktuellsten ehemaligen Freundin begegnen möchte. Einmal, um nicht den gleichen Fehler zu machen - und ich weiß, ich würde sie beobachten und es würde mich treffen, dass es ihr ohne mich gut oder sogar besser geht und außerdem, weil ich selber diese Eigenkontrolle, diese ständige Anspannung, die mich immer hat überempfindlich reagieren lassen, nicht mehr aushalte. Das hört ja nach der Beziehung nicht auf, wird eher schlimmer, weil die Verunsicherung größer ist und ich immer noch lieb gehabt werden will. Klingt kindlich, ist es auch.

So, jetzt suche ich also einen neuen Sinn des Lebens. Klar, der sollte in mir liegen, ich sollte mit mir selbst zufrieden sein, mir selbst reichen. Das will ich auch. Ich fühle mich mit dieser Entscheidung sehr gut, befreit, erleichtert. Endlich ist sie also um, die Suche nach der Erfüllung in der Liebe und ich kann auf meinem Sofa sitzen und nichts tun, wenn ich mag, ich kann Castingshows gucken oder ins Dschungelcamp, ohne mich erklären und rechtfertigen zu müssen. Ich guck sowas, ich weiß, das ist furchtbar, aber es zerstreut mich. Mein Gott, es gibt sicher Schlimmeres. Und so bin ich nicht am Boden zerstört, wegen der aktuellen Trennung, sondern schaue tatsächlich nach vorn. Ohne mich selbst zu betrügen, wie es meine große Liebe zuvor neulich öffentlich behauptete..., mit etwas Wehmut, weil ich wirklich dachte ich hätte "SIE" gefunden, aber mit dem Wissen, dass es tatsächlich nicht passte.


Nun die Frage an Euch - kennt jemand von Euch diese Gefühle in einer Beziehung, geht es einer von Euch ähnlich, fühlt sich eine von Euch, als sei sie die anstrengendste Partnerin der Welt und hat es eine von Euch geschafft, da raus zu kommen? Wer von Euch ist überzeugter Single und kann mir Tipps geben, mir selbst zu reichen? Klar, in einem Chor singen, Yoga machen und Malkurse - das wären Dinge für mich, aber die sind zur Zeit entweder nicht finanzierbar oder zeitlich nicht möglich. Meine Therapie ist bald um, ich bin klüger geworden, sehe meine Unzulänglichkeiten, die natürlich über die innerhalb einer Beziehung hinaus gehen und im alltäglichen zwischenmenschlichen Bereich ebenfalls spürbar sind, aber an der Umsetzung der Erkenntnisse in andere Verhaltensweise hapert es noch.

Viele von Euch wirken so wahnsinnig reflektiert und ich bewundere, wie Ihr Euch einfühlen könnt, deshalb schreibe ich hier, denn nirgendwo anders gibt es so gute Antworten.

Danke Euch für's Lesen und evtl. Antworten. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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