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> Bluttest auf Downsyndrom
PikSieben
Beitrag 15.Jul.2012 - 23:05
Beitrag #61


ausgewilderte Großstadtpflanze
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ZITAT(shark @ 15.Jul.2012 - 20:05) *
Und außerdem bin ich sicher, dass nicht mehr Frauen als bisher eine Schwangerschaft mit einem Fötus mit Trisomie21 abbrechen lassen würden, nur weil es nun einen Bluttest gibt, der Sicherheit bringen kann.

Da stimme ich dir zu. Eine Schwangerschaftsabbruchquote bei Trisomie21-Diagnose von derzeit ca. 90% wird sich wohl auch nach Einführung des Bluttests kaum toppen lassen.

Und ich stimme auch im Wesentlichen deinen sonstigen Ausführungen zu, die ich mal hiermit zusammenfassen möchte:
ZITAT(shark @ 15.Jul.2012 - 20:05) *
ZITAT(PikSieben @ 15.Jul.2012 - 16:16) *
Was sagt es denn aus über die gesellschaftliche Wahrnehmung des "Down-Syndroms", wenn ein Riesenaufschrei gemacht wird, wenn es um Bestrebungen geht, Kinder "nach Maß" zu "züchten", aber bei Trisomie21 gewissermaßen eine Ausnahme eingeräumt wird.


Es sagt genau das aus, was ich schon beschrieben habe: dass diese Menschen als Behinderte, als nicht vollwertige Mitglieder der Gesellschaft betrachtet werden.
Und genau deshalb verstehe ich die Frauen, die vor diesem Hintergrund eben kein Kind mit Down-Syndrom gebären wollen, ja auch so gut. Grade weil durch diese Bewertung schon klar ist, dass es überdurchschnittlich wahrscheinlich zu großen Problemen kommen wird, wenn es darum geht, dem Kind zu einem maximal selbstbestimmten Leben verhelfen zu wollen. Dazu ist unsere Gesellschaft noch nicht bereit. Und solange das so ist, kann ich mich einfach nicht über Frauen empören, die diesem Umstand Rechnung tragen mit ihrer Entscheidung.

Ich habe mich in meinen Äußerungen nicht über abtreibende Frauen empört, ganz im Gegenteil.
Aber ich empöre mich über unsere Gesellschaft. Und die Pessimistin in mir, sagt, dass das "noch" in deinem Satz ("Dazu ist unsere Gesellschaft noch nicht bereit.") übertrieben optimistisch ist. Ich habe eher den Eindruck, dass die Entwicklung "gesamtgesellschaftlich" dahin gehen wird, in Kauf zu nehmen, dass aus vielen individuellen Schwangerschaftsabbruch-Entscheidungen faktisch eine "gesamtgesellschaftliche" Selektion entsteht, als in kostspielige "Behinderungs-"/Nachteilsausgleichsmaßnahmen zu investieren.

Nun mag die Medizinerin zurecht einwenden, dass ich dies unmöglich dem Test an sich anlasten kann (der ja in der Tat sicherer ist als die vorherigen Methoden). Aber den von mir genannten Diskussionspunkt aus Anlass der (inzwischen übrigens rechtlich zugelassenen) Einführung dieses Tests noch einmal aufzugreifen, fände ich "gesamtgesellschaftlich" einfach mal wichtig.
Es kann doch nicht das Ende der Diskussion sein, zu sagen: Die Gesellschaft ist eben so. Und deswegen ist es ok, wenn Föten abgetrieben werden. Ich vermisse da irgendwie den Aufschrei der "ungeborene-Leben-Schützer" und ein "Das kann so alles nicht sein. Wir müssen dringend unsere Gesellschaft ändern!" Diese öffentliche Diskussion bleibt aber aus. Und das ärgert mich.


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Hortensie
Beitrag 15.Jul.2012 - 23:26
Beitrag #62


"Jeck op Sticker"
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Ich weiss nicht, ob noch konstruktiv zum Thema beiträgt, aber fällt ein, dass sich in den letzten Jahren die Lebenserwartung von Menschen mit Trisomie 21 verlängert.
Dies ist unter anderem systematisch darauf zurück zu führen, dass in den 50er und 60er Jahren viele Kinder mit Trisomie 21 an fehlender Zuwendung gestorben sind.

Ich selber weiss nicht, ob es eine Norm gibt, aber die meisten Menschen wünschen sich schon Kinder ohne Handy cup bzw. möglichst "gesund" eben.

Klar, kann jedes Kind eine Bereicherung sein, aber irgendwie hat mensch, denke ich, wenn eine Schwnagerschaft besteht, doch die eher die Hoffnung auf ein "gesundes" Kind mit dem es die Alltagsprobleme zu bewältigen gilt, als ein, im Vergleich doch sehr aufwändiges und ein Leben lang zu versorgendes Kind mit Behinderung.

Je mehr ich über das Thema nachdenke, desto weniger kommt mir der Gedanke an eine Selektion. Eine Selektion würde aus meiner Sicht vorraussetzen, dass der Bluttest in Reihenuntersuchungen durchgeführt wird, der Termin und das Ergebnis im Mutterpass (oder sontswo) verzeichnet werden und dann auf die schwangere Frau eingewirkt wird, dass sie einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lässt.

Der Bluttest scheint ja eher eine genaue Diagnostik bei minimal invasiblem Eingriff zu sein. Von daher schont er das Leben der schwangeren Frau und dem Föten.

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Marie18
Beitrag 15.Jul.2012 - 23:29
Beitrag #63


Satansbraten
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@PikSieben

Ich glaube ich komme an deinen Gedankengang mit meinem ran....

Es gibt viele sog. Normen in unserer Gesellschaft, auf den verschiedensten Ebenen.
Und ein "gesunder" Mensch ohne schwere Beeinträchtigung zählt ja dazu, nicht?

Warum ist unsere Gesellschaft denn noch nicht dazu bereit auch Menschen aufzufangen, die anders sind als die Norm?
Wann wird da endlich der entscheidende Schritt getan?
Wahrscheinlich ist eines der Probleme, dass die Menschen, die da wirklich was ausrichten könnten, gar nicht mal wissen, wie denn dieser entscheidende Schritt auszusehen hat, oder?
So kommt es zumindest manchmal rüber, finde ich. So viele wollen etwas verbessern, aber es ist eben schwierig und bedürfte wahrscheinlich große Umstrukturierungen in vielen sozialen Bereichen, das ist mit Aufwand und Kosten verbunden usw.
Aber warum macht es denn keiner? Wär das zu umständlich? Oder weiß die Gesellschaft einfach in der Tat nicht, wie man das Problem der Inklusion zB zufriedenstellend angehn soll?

Und wenn sich Politiker Inklusion auf ihre Fahnen schreiben macht das ja auch nichts besser.....das hatten wir ja auch schon kurz angeknabbert das Thema.
Das missslingt dann aber, die Politiker wollen natürlich die Pluspunkte dafür einfahren, aber an den Schulen läuft da vieles nicht richtig, Pädagogen, sowie Kinder werden da teilweise nur nochmehr gestresst.....

So. Und das wird dann bekannt, sag ich mal. Dass es so was wie Inklusion gibt, man sein bestes tut, aber es eben einfach so kompliziert ist usw ......
Und damit hat's sich dann für einen Großteil der Bevölkerung, so kommt es rüber finde ich.
Dann wird sich erstmal wieder abgewandt von dem Thema. Weil es scheint ja keine Lösung zu geben...
Aber genau das ist doch das falsche Verhalten.
Dann ändert sich in der Gesellschaft ja nichts!

Es wird - wie so oft - unzureichend informiert, spärlich reformiert und halbherzig rumgewerkelt an Projekten, die wichtig wären und große Wirkung hätten, würden sie konsequent und kompetent durchgeführt.

Wie lang müssen wir noch auf diesen Aufschrei warten?
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Hortensie
Beitrag 15.Jul.2012 - 23:51
Beitrag #64


"Jeck op Sticker"
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Ich weiss ja nicht und will mit Sicherheit keine Äpfel mit Birnen vergleichen, aber solange diese Armut in Deutschland
eine Lebensrealität ist.

Und darüberhinaus Menschen, die während ihrer langjährigen beruflichen Tätigkeit nach Erkrungen mit Folgeerscheinungen, die zum Teil berufsbedingt aufgetrten sind, nicht mehr in ihren Arbeitsbereich wiedereingegliedert werden, weil sie angeblich nicht mehr leistungsfähig genug sind.

Behinderteneinrichtungen gerade durch das Schlagwort Inklusion die Mittel gekürzt werden, alles mögliche getan wird, damit Angehörige ihre Pflegefälle selber versorgen statt Pflegeheime in Anspruch zu nehmen.

Letztendlich fehlt der Aufschrei, aber mal andersherum gefragt, wenn wir die bereits lebenden Menschen nicht mehr menschenwürdig versorgen können mittels Transferleistungen oder Einrichtungen, wer sollte denn jetzt aufschreien, ob der Entscheidung von Frauen, egal ob das kommende Kind behindert oder gesund ist, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen?

Wir können von diesem Privileg, nicht Mutter werden zu müssen, nicht abweichen, ohne unsere Demokratie zu gefährden.

Wir können aber auch von unseren medizinischen WissenschaftlerInnen nicht erwarten, die Forschung einzustellen, keine weiteren gering invasiblen Testverfahren zu entwickeln.

Letztlich müssen wir halt wachsam bleiben und aufpassen, dass es nicht tatsächlich zu Reihenuntersuchungen und der befürchteten Selektion kommt.

Der Beitrag wurde von Hortensie bearbeitet: 15.Jul.2012 - 23:55
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regenbogen
Beitrag 16.Jul.2012 - 06:54
Beitrag #65


a.D.
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ZITAT(PikSieben @ 16.Jul.2012 - 00:05) *
Aber ich empöre mich über unsere Gesellschaft. Und die Pessimistin in mir, sagt, dass das "noch" in deinem Satz ("Dazu ist unsere Gesellschaft noch nicht bereit.") übertrieben optimistisch ist. Ich habe eher den Eindruck, dass die Entwicklung "gesamtgesellschaftlich" dahin gehen wird, in Kauf zu nehmen, dass aus vielen individuellen Schwangerschaftsabbruch-Entscheidungen faktisch eine "gesamtgesellschaftliche" Selektion entsteht, als in kostspielige "Behinderungs-"/Nachteilsausgleichsmaßnahmen zu investieren.


Das ist es, was ich schon seit Tagen hier beitragen wollte, aber nicht in Worte gefasst bekam. Danke, PikSieben. Es wird ja gesamtgesellschaftlich eine Wahl getroffen. Grob gesprochen: Wird das endliche Geld, das zur Verfügung steht, zur Förderung der Entwicklung solcher Tests verwendet, oder wird es dazu verwendet, es Behinderten und ihren Angehörigen im Leben leichter zu machen? Ersteres ist - zynisch gesagt - vermutlich ökonomisch gewinnbringender. Eine Frau, die ein behindertes Kind nicht austrägt, kann voll zur Produktivität der Gesamtwirtschaft beitragen, während die Mutter eines behinderten Kindes eher Ressourcen bindet.

Darum habe ich Verständnis für jede einzelne Frau, die das in Anspruch nimmt, was möglich ist. Ich weiß nicht, wie ich entscheiden würde, wäre ich selbst betroffen. Aber das Gesamtbild verursacht mir eher eine unangenehme Gänsehaut.
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shark
Beitrag 16.Jul.2012 - 13:38
Beitrag #66


Strösenschusselhai
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ZITAT(Marie18 @ 15.Jul.2012 - 23:12) *
ZITAT
An dem Tag, an dem es für die Zukunft einer Mutter, eines Kindes, einer Familie wirklich keine Rolle mehr spielt, ob das erwartete Kind der Norm entspricht oder nicht, an diesem Tag kann man meinetwegen anfangen, zu erwarten, dass Frauen, die ein Kind haben wollten, auch einen behinderten Fötus weiterleben lassen. Aber keine Sekunde früher.
Denn damit würde man Frauen dazu nötigen, das Versagen der Gesellschaft auf ihre eigenen Rücken zu laden und voller Demut und in Unfreiheit zu tragen.


Also gibt es eine Norm?
Was ist denn die Norm, der ein Kind entsprechen muss? Heutzutage?


Diese Frage stellst Du im Ernst? Das kann ich kaum glauben. Du bist doch selbst noch jung. Hast Du schon vergessen, wie oft Dir allein in der kurzen Spanne Deines Lebens bestimmtes Verhalten abverlangt worden ist? Bestimmte Fähigkeiten vorausgesetzt wurden? Entwicklungsschritte innerhalb festgelegter Zeitspannen erwartet wurden?
Mindestens in der Schule begegnet dieser "Norm" doch so gut wie jedes Menschenkind. Oft noch früher auch schon im Elternhaus. Und später ist es der Job, sind es die Anforderungen des täglichen Lebens, und immer werden Eigenschaften wie Strebsamkeit, Erfolgsdenken, Eigenständigkeit verlangt, und ganz besonders finanzielle Unabhängigkeit.

Wenn ein Mensch die Möglichkeiten für das alles schon durch seinen Chromosomensatz nicht mitbringt, sich also noch weiter außerhalb der gesellschaftlichen Norm befindet als alle die, die aus eigener freier Entscheidung keine Lust haben, sich anzupassen, dann ist es doch kein Kunststück, sich auszumalen (und es ist ja auch erlebbar, wenn man sich damit befasst oder nur mal genauer hinschaut oder -hört), dass solch ein Mensch in dieser Welt nicht viel zu erwarten hat in bezug auf die Erfahrung von Gleichwertigkeit.

ZITAT
Wenn wir ein Kind also abtreiben lassen, weil es nicht der Norm entspricht, dann beugen wir uns doch somit der Gesellschaft?
Dann ändert sich doch nichts?


Nein. Dann ändert sich vielleicht nichts. Und das ist schlimm. Ich denk, dass das auch meine Haltung dazu ist, habe ich an genügend Stellen klargemacht.
Aber man kann das nicht den einzelnen Frauen anlasten, die sich genau wegen dieser Probleme dagegen entscheiden, eine Schwangerschaft mit einem wie auch immer versehrten Fötus nicht fortzusetzen.

ZITAT
Wenn man sagt, dass es heutzutage wohl noch eine Norm gibt, wer legt das denn fest? Bin ich zB die Norm? Ich bin gesund, kann sehen, sprechen, laufen, hören und kann für mich selber sorgen. Und wenn ja, dann ist das Abtreiben solcher Föten doch sehr wohl Selektion?


Ja, Du hast das Glück, "normal" zu sein. Von Dir ist zu erwarten, dass Du Dich an das bestehende System anpassen und zu einem "nützlichen Mitglied der Gesellschaft" werden wirst.
Ich wünschte, Du könntest verstehen, dass es der einzelnen betroffenen Frau in der Regel nicht darum geht, "Selektion" zu betreiben. Der geht es nicht um Menschenzucht, nicht um das Bestreben, bestimmte Gene weiterzugeben und andere zu unterdrücken. Das ist "Selektion".
Diese Frauen aber "selektieren" nicht - sie sind einfach subjektiv in Not und handeln so, um ihre persönliche Not (bzw. die ihrer ganzen Familie) abzuwenden. Und glaub mir: den wenigsten fällt das leicht.


ZITAT(PikSieben @ 16.Jul.2012 - 00:05) *
Es kann doch nicht das Ende der Diskussion sein, zu sagen: Die Gesellschaft ist eben so. Und deswegen ist es ok, wenn Föten abgetrieben werden. Ich vermisse da irgendwie den Aufschrei der "ungeborene-Leben-Schützer" und ein "Das kann so alles nicht sein. Wir müssen dringend unsere Gesellschaft ändern!" Diese öffentliche Diskussion bleibt aber aus. Und das ärgert mich.


Mich ärgert das auch. Und es ist überhaupt nicht OK, dass sich deswegen Frauen dazu veranlasst fühlen, zu entscheiden, dass ihre Föten sterben müssen, die im Grunde ja oft völlig gesund leben könnten.
Das habe ich auch nie gesagt, nebenbei bemerkt.

Auch ich will gesellschaftliche Änderung.
Ich will echte Inklusion. Ich will, dass das Willkommensein eines Menschen in unserer Welt nicht von seinen geistigen und körperlichen Fähigkeiten und seiner erwartbaren Produktivität abhängt.
Aber selbst ich, die sogar beruflich damit beschäftigt war, Kindern jeder Art und Befähigung dazu zu verhelfen, ihren Platz in dieser Welt bekommen zu können, muss sagen, dass sogar dort, wo sich Inklusion und individuelle Förderung auf die Fahnen geschrieben wird, die Realität ganz, ganz oft haarsträubend anders aussieht als zu erwarten gewesen wäre.
Marie hat das ja schon ein bisschen beschrieben, deshalb kann ich es mir sparen, genauer zu werden, denk ich.

Das Einzige, was ich sage, ist, dass ich unter diesen Umständen jede Frau verstehe, die sich dazu veranlasst fühlt, eine Schwangerschaft mit einem Fötus mit Down-Syndrom nicht fortzusetzen und deshalb froh um einen zuverlässigen, unkomplizierten und risikofreien Test wäre, anstatt wie bisher eine invasive Diagnosemethode vornehmen lassen zu müssen.
Und dass man einfach nicht von diesen Frauen erwarten kann, dass sie sich alleine das aufhalsen, was die Gesellschaft als Ganzes nicht schafft, und damit sehenden Auges auf einen riesigen Pool von Schwierigkeiten zusteuern, den sie ihr Leben lang nicht durchschwimmen werden können.
Dass viele Menschen sich das nicht zutrauen, halte ich für vollkommen nachvollziehbar.

Ich bin aber auch keine "Lebensschützerin" im Sinne von "Embryonen müssen auf Teufelkommraus zu Kindern werden".
Meine Haltung ist, dass jede Frau das absolute Recht zu haben hat, frei und unangefochten innerhalb bestimmter rechtlicher Grenzen (und die haben wir hier ja nun wirklich! Deutschland hat ein sehr strenges Abtreibungsgesetz) zu entscheiden, ob sie eine Schwangerschaft fortsetzen will oder nicht.
Ich will und kann nicht darüber richten, welcher Grund dafür legitim sein könnte und welcher verwerflich.

Meine Erfahrung ist, dass Frauen es sich in aller Regel ganz und gar nicht leicht machen, sich für einen Abbruch zu entscheiden. Und zwar egal, weshalb genau abgebrochen werden soll.
Diejenigen, denen das alles weniger ausmacht, als ihr altes Handy wegzuwerfen, sind wirklich die Ausnahmen.

ZITAT(Marie18 @ 16.Jul.2012 - 00:29) *
Es wird - wie so oft - unzureichend informiert, spärlich reformiert und halbherzig rumgewerkelt an Projekten, die wichtig wären und große Wirkung hätten, würden sie konsequent und kompetent durchgeführt.


Ja. Genau das. Und meiner Ansicht nach ist das deshalb so, weil der Inklusion "Andersartiger" (die allerdings ja ganz häufig nur in einigen Aspekten "anders" sind, was aber so gut wie nie in der Relation gesehen wird, die gut wäre für alle - und das gilt nicht nur für behinderte Menschen) überhaupt keine echte, ehrliche Wichtigkeit eingeräumt wird. Jedenfalls nicht von den Seiten, die durch finanzielle Mittel die Arbeit daran (und da gehört mehr dazu als "nur" entsprechende Kindertagesstätten und Schulen und Arbeitsplätze einzurichten) möglich machen und vor allem und am Allerwichtigsten auf einen Wandel des Menschenbildes unserer Gesellschaft hinwirken sollten.

Das aber - und da bin ich ebenso skeptisch wie Du, PikSieben - wird eher nicht so bald oder vielleicht auch gar nie passieren.
Weil unser Menschen- und Gesellschaftsbild eng mit der Marktwirtschaft verbunden ist und selbst in einer sozialen Marktwirtschaft wird ein Menschenbild es schwer haben, sich durchzusetzen, das wirklich gar nichts mehr mit Produktivität, wie sie heute verstanden wird, und "Normalität" zu tun haben soll, sondern in dem es wirklich um vollumfängliche Teilhabe jedes einzelnen, wie auch immer befähigten, Individuums geht und Abweichungen von der Norm ihre Bedeutung und Besonderheit verlieren.

Natürlich wäre möglicherweise der Druck auf die Gesellschaft größer, wenn es zum Beispiel mehr Menschen mit Trisomie21 gäbe, die selbst (oder durch ihre Fürsprecher) ihren Platz einforderten in dieser Welt.
Aber eben: weil es nicht so ist, versteh ich die Frauen, die sich gegen solch ein Kind entscheiden, absolut.

Diese große Umstrukturierung der gesamten Denkweise der Menschen in Bezug auf das Bild, das sie von sich, ihren Nächsten und der Gesellschaft als Ganzes haben, lässt sich nicht mal eben so wuppen.
Nebenher womöglich, während man sich etwa individuelle Frühförderung regelrecht erstreiten muss, keine Grundschule findet, die das Kind nehmen will und mit irgendeinem unwilligen Beamten um eine Beförderungsbeihilfe kämpfen muss, damit das Kind wenigstens die Schule besuchen kann, die es aufnehmen würde, die aber 30km weit entfernt liegt.
Und das sind nur winzige Auszüge aus dem, was Eltern erleben können, die Kinder haben, die nicht einfach so innerhalb des bekannten Systems aufwachsen und sich ihren Platz erobern können.
Diese Eltern haben wahrhaftig schon genug zu tun - da sollten sie nicht noch gegen Windmühlen kämpfen müssen.

Zum Schluss noch was Persönliches.
Ich bin vor zwei Jahren aus der "produktiven" Phase meines Lebens herauskatapultiert worden. Ich bin schwer chronisch und leider auch nicht heilbar krank und deshalb seit dieser Zeit "voll erwerbsminderungsberentet". Ich werde nie mehr arbeiten können, nie mehr eigenes Geld verdienen. Und weil ich es auch früher schon nicht zu Reichtümern gebracht habe (Kinderpause, Teilzeit, schlecht bezahlter Beruf im sozialen Bereich usw.), ist meine Rente winzig.
Ich krebse am Existenzminimum rum und muss immer hoffen, dass nix "außer der Reihe" fällig wird, kaputtgeht oder sonst irgendwas UNplanmäßiges passiert. Zum Glück habe ich eine Partnerin, die da immer mal wieder die Kastanien aus dem Feuer holt, wo ich es nicht kann und Töchter, die wenig Anforderungen stellen.
Ich fühl mich auch nicht wirklich "arm" - auch wenn ich es objektiv bin. Daheim spielt mein Kontostand keine große Rolle. Wir haben, was wir brauchen und wirklich brauchen tun wir wenig (blöder Satz, aber Ihr versteht schon...(IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ).
Ich bin reich an schönen Dingen, an Glück im Familien- und Freundeskreis und im Grunde geht es mir immer noch ganz gut.
Daheim jedenfalls.

Aber "draußen"... da bin ich nicht mehr so gern.
Wenn man neue Leute kennenlernt, fragen die ganz schnell "Und was machst Du so?". Und sie meinen nicht wirklich das, was jemand irgendwie "macht", sondern sie meinen das, womit jemand sein Geld verdient.
Wenn ich dann sagen muss, dass ich in Rente bin (und ich seh auch noch viel jünger aus als ich bin und meine Krankheit sieht man nicht auf den ersten Blick), dann seh ich nicht selten seltsam hochgezogene Augenbrauen und es kommt vor, dass ich von diesem Zeitpunkt an als Gesprächspartnerin irgendwie nicht mehr so interessant bin.
Wer nicht arbeitet, wer nix verdient, der verdient auch kein tiefergehendes Interesse - das ist, was ich erlebe. Nicht von allen Menschen, aber von vielen.
Und ich habe mal gearbeitet. Ich habe mich ja selbst versorgt und meine Kinder hab ich auch ernährt. Ich war also produktiv. In qualifizierter Arbeit.
Ich bin es nur jetzt - früher als Andere - nicht mehr. Und damit zähl ich nicht mehr richtig.
Das tut weh, ist nicht schön und behindert mich durchaus auch in meinem Menschsein - nicht so sehr oder nachhaltig von innen, aber von außen schon.

Vielleicht kann ich mich unter Anderem deshalb auch so gut in die Nöte der Frauen einfühlen, die, vor die innerliche Frage gestellt, ob sie bestimmte Dinge vorgeburtlich abklären wollen, um ggf. eine Entscheidung gegen die Fortsetzung der Schwangerschaft treffen zu können, Ja sagen und Tests in Anspruch nehmen.

Und da der Test, um den es hier geht, einfach, zuverlässig und komplikationsfrei machbar ist und ja auch nur einen anderen - nicht so einfachen und schon gar nicht komplikationsfreien - Test ersetzen soll, kann ich einfach nicht anders, als ihn gut zu finden und mir zu wünschen, dass Frauen ihn auch durchführen lassen können. Und ich hoffe sehr, dass er bald billiger als 1000 Euro sein wird. Denn diese 1000 Euro nicht zu haben, kann auch bedeuten, weniger frei entscheiden zu können als eine Frau, die die Scheine aus der Portokasse zieht wie Spielgeld.


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 16.Jul.2012 - 13:55
Bearbeitungsgrund: anderer Begriff und einen Fehler berichtigt
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Marie18
Beitrag 16.Jul.2012 - 13:53
Beitrag #67


Satansbraten
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Ich habe diese Frage in der Tat im Ernst gestellt.
Ich bin aber auch nicht auf den Kopf gefallen, natürlich habe auch ich selber in meinem Leben schon erfahren, was heutzutage offensichtlich die Norm ist, und dass ich zB dieser Schablone recht gut entspreche, andere aber weniger!

Ich finde es nur so schlimm, das genau so eine Norm existiert. Damit habe ich ein Problem, und das ist in der Tat ein gesellschaftliches.

Ich werde bei Gott nicht zu jeder Frau rennen, die eine Abtreibung hat durchführen lassen und sie anmaulen "Was fällt Ihnen ein! Sie haben grade Leben vernichtet!" Darum geht es mir wirklich nicht.
Es geht mir um die traurige Tatsache, dass viele Menschen, vor allem die, die eben was tun könnten, so engstirnig auf die Norm des gesunden, fitten, arbeitsfähigen Menschen fixiert sind, dass es so zu sein scheint, dass Menschen, die dann eine andere Geschwindigkeit in allen möglichen Formen der Entwicklung haben, vom System im Grunde nicht akzeptiert werden.

Was ich sagen wollte ist, dass ich es nur so extrem finde, dass unsere Welt so voll gestopft von Normen ist, die jegliche "Abweichler" sofort mit lebenslangen Nachteilen versehen! Das kann es doch nicht sein!

Ist wirtschaftlicher, politischer und ökolgischer Fortschritt wichtiger als menschlicher heutzutage??
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shark
Beitrag 16.Jul.2012 - 14:12
Beitrag #68


Strösenschusselhai
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Naja... Du hast bisher eben nicht nur die gesellschaftlichen Zustände beklagt, sondern durchaus konkret auch den betreffenden Frauen Vorhaltungen gemacht bzw. implizite Forderungen an sie gestellt.

Hier zum Beispiel:

ZITAT(Marie18 @ 10.Jul.2012 - 18:41) *
Aber ich habe das Gefühl, das eben viele Leute da einfach zu, hm, geschlossen sind, keine Ahnung, wie ich das formulieren soll. Nicht offen genug eben.
Wenn ich einem Menschen ein schönes Leben bereiten kann, ein Leben, dass vielleicht für beide Seiten nicht immer leicht ist, aber durchaus auch sehr schöne Momente hat, Freude, Gelächter und Liebe, dann mache ich das doch. Dann bereite ich doch diesem Kind so ein Leben.
Auch wenn ich dann selber nicht mehr oft weg gehen kann, oder in den Urlaub fahren kann, oder ins Kino oder so Sachen...



Und hier:

ZITAT(Marie18 @ 06.Jul.2012 - 23:50) *
Weil naja, wenn - übertrieben dargestellt - jede sich denkt "Hm das Kind später zu integrieren, sei es in der Schule oder allgemein im Umfeld, ist eh schon schwer genug, da möchte ich das mir und dem Kind nicht antun"

Dann wird sich da aber auch nicht wirklich was ändern. ....


Und da:
ZITAT(Marie18 @ 08.Jul.2012 - 12:43) *
Es geht bei solchen Untersuchungen nicht darum, dass evtl. eine Abtreibung durchgeführt wird, weil die Mutter zu jung ist, weil es ein Versehen war, weil das Kind von dem Mann ist, der sie vergewaltigt hat oder oder oder....

Nein, es geht darum, das Kind nicht auszutragen, weil es eine Beeinträchtigung hat! Und das ist etwas anderes, finde ich. Das ist meiner Meinung nach in der Tat direkte, öffentliche Diskriminierung und Selektion! Und das kann es doch nicht sein!!


Und dort auch:

ZITAT(Marie18 @ 08.Jul.2012 - 17:50) *
Ich rede von Fällen, wo ein Ehepaar oder Paar sich bewusst für ein Kind entscheidet, einen Kinderwunsch hat und das durchdacht hat.
Und da finde ich, soll man diese Entscheidung dann auch tragen und nicht sagen nach so einer Untersuchung "Hm, ach nee das wär uns zu blöde. Wir treiben ab."

(...)

Wenn ich über Kinderkriegen nachdenke, dann mache ich mir ja bewusst (zumindest wär das bei mir so), dass es sein kann, dass mein Kind von Geburt an eine Beeinträctigung haben wird. Und trotzdem entscheide ich mich dafür. Und dann muss ich das tragen.


Und das ist es, was ich unfair finde und wogegen ich mich wende. Nur das. Nicht nur, weil Du das hier grad schreibst, sondern weil genau diese Vorhaltungen und Erwartungen etwas sind, dem ich oft begegne bei diesem Thema.

In den anderen Aspekten sind die meisten (und ich ja auch) hier wohl durchaus einer Meinung: Es ist schlimm, dass in dieser Gesellschaft nur wenig Platz ist (und der ist auch noch gesondert umzäunt und geregelt) für Menschen, die von der Norm abweichend zur Welt kommen.

Und dass "Norm" existiert, wird niemals irgendwer auf dieser Welt ändern können. Norm ist für Menschen nun mal zumeist das, was am häufigsten vorkommt. Und das wird immer beobachtbar sein. Klar, man kann den Fokus ändern, auf andere Bereiche schauen, aber in diesem Fall geraten dann halt auch nur wieder Andere aus der Norm heraus.
Ich glaube nicht, dass unsere Gesellschaft, so wie sie jetzt ist, dahin kommen wird, zu sagen "Norm ist, dass alle hier abweichen und da nicht. Norm ist, dass wir alle gleich und genauso auch anders sind".

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 16.Jul.2012 - 23:35
Bearbeitungsgrund: Falsche Formulierung korrigiert und einen Satz zur Präzisierung nachgetragen. Und zum guten Schluss noch ein Zitat repariert...
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Marie18
Beitrag 16.Jul.2012 - 14:49
Beitrag #69


Satansbraten
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Okay.
Ich versuche hier wirklich alle Aspekte in mein Denken mit einzubeziehen, Meinungen von anderen Leuten helfen schließlich den eigenen Horizont zu erweitern. Und ich möchte gerade wirklich herausfinden, was genau meine Meinung zu diesem so großen Thema ist.
Noch ein Versuch:
Vielleicht bin ich ja der Meinung, dass, wenn so eine Norm schon vorhanden ist und so "festgebacken" in der Gesellschaft, dass es doch dann trotzdem möglich sein muss, das zu ändern. Vielleicht ist an diesem Glauben auch mein noch sehr frischer, fast-noch-jugendlicher Opptimismus schuld, ich weiß es nicht!

Aber es kann doch nicht sein, dass auf so vielen Ebenen Fortschritt gemacht wird, nur bei dieser nicht. Hmm.

Und ich habe letzte Nacht noch länger gegrübelt darüber, was das denn heißt, wenn in einer Gesellschaft eine gewisse Norm vorherrscht. Wer ist denn die Gesellschaft? Wir zählen doch dazu? Wir formen diese Normen doch mit oder nicht?
Bis neue Werte geformt und in eine Gesellschaft "importiert" werden, kann sehr viel Zeit vergehen. Deswegen verstehe ich, oder befürchte das auch, dass es hier in diesem Bereich in allzu naher zukunft vielleicht keine großflächigen, positiven Umschwünge geben wird.

Aber irgendwann muss es doch so weit sein? Und wenn es irgendwann einmal so weit sein soll, wenn das möglich sein soll, dann muss man doch früh genug Impulse setzen. In der Gesellschaft.
Und das ist doch unsere Aufgabe oder?
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shark
Beitrag 16.Jul.2012 - 17:53
Beitrag #70


Strösenschusselhai
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ZITAT(Marie18 @ 16.Jul.2012 - 15:49) *
Und wenn es irgendwann einmal so weit sein soll, wenn das möglich sein soll, dann muss man doch früh genug Impulse setzen. In der Gesellschaft.
Und das ist doch unsere Aufgabe oder?


Ja. Unbedingt. Und ich finde es sehr schön, dass Du hier diese Diskussion (die ja letztlich auch ein Nachdenk-Impuls ist oder wenigstens sein kann) "losgetreten" hast.
Es ist wichtig, dass über dieses Thema geredet wird.

Und gerade Menschen, die die Gesellschaft gern in einer Weise verändert sähen, die es (letztlich ja uns allen) möglich macht, dass Menschen, so wie sie sind, anerkannt werden, und das ohne Überprüfung auf irgendeine Normzugehörigkeit, sollten unbedingt den Mund aufmachen. Und vor allem selbst vorleben, was sie sich von allen wünschen.

Ich denk da grad an den Leiter eines Integrationskindergartens, in dem ich eine Weile als Krankheitsvertretung gearbeitet habe... der hat wunderbare Elternabende zum Thema "Integration" und "Gleichwertigkeit" gehalten und große Worte über die "einzigartige Chance für alle" geschwungen - aber als einer seiner "Schützlinge" ihm mal im Vorbeigehen auf dem Flur an die Hose gesabbert hat, musste er würgen.
Kein einziges Mal habe ich gesehen, dass dieser Mann eines der Kinder auch nur in seinen Rollstuhl gehoben hat oder mit einem Kind ein Buch angesehen hat. Er saß immer nur in seinem Büro, hat sich vor den Eltern und der Presse und allen Anderen aufgespielt, aber mit denen, um die es in seinen vollmundigen Reden ging, wollte er offenbar nicht das Geringste zu tun haben.
So gehts halt auch nicht.... wenn nicht mal die "Zuständigen" ganzherzig zu dem stehen, was sie propagieren.

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 16.Jul.2012 - 17:54
Bearbeitungsgrund: doppeltes Wort entfernt
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meandmrsjohns
Beitrag 16.Jul.2012 - 18:42
Beitrag #71


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Die Frau, die einen Test auf Trisomie 21 mit Blick auf " die Gesellschaft" durchführen lässt, muss meiner Meinung erstmal gebacken werden.....
Eine Schwangerschaft ist eine äußerst private Angelegenheit, und Frauen haben ja viel dafür getan über " ihren Bauch" selbst bestimmen zu dürfen. Darum gehe ich davon aus, dass sich jede Frau Gedanken macht, wie sie selbst mit dem zu erwartenden Kind zurecht kommt. Integration und Inklusion des Babys in ihrem eigenen Leben und ihre Familie.
Als ich " gewollt" schwanger wurde habe ich mir bisweilen auch überlegt was sein würde wenn das Kind nicht gesund auf die Welt kommen würde. Ich habe überlegt was auf mich zukommen könnte, doch nicht auf die Gesellschaft. (IMG:style_emoticons/default/patsch.gif)

Einen Abbruch zu rechtfertigen mit der Begründung dass ein nicht gesunder Mensch für die Allgemeinheit untragbar und deshalb nicht erwünscht wäre, halte ich für Quark. Ich habe jedenfalls andere Erfahrungen gemacht.

Wenn eine Frau abtreiben will, dann macht sie es, egal ob gesund oder nicht. Das ist ihre Sache. Mir liegt es fern ihr da reinreden zu wollen. Ich wehre mich aber gegen die Aussage, die "Gesellschaft" dränge eine Frau dazu abzutreiben. Nenee, den Schuh zieh ich mir nicht an! Die Verantwortung liegt einzig und allein bei den Eltern des Babys, bzw des ungeborenen.



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Marie18
Beitrag 16.Jul.2012 - 19:08
Beitrag #72


Satansbraten
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Ich würde auch nicht abtreiben, weil ich denke die Gesellschaft wäre u.U. dafür oder weil ich wüsste, ein Kind mit Beeinträchtigung hochzuziehen wäre schwierig in dieser Gesellschaft, aber ich glaube eben, dass viele Leute so empfinden!

hm, oder aber, noch ein Vorschlag:

Ein Frau ist schwanger und lässt so eine Untersuchung machen, und dann stellt sich eben raus, dass das Kind zB Trisomie21 hat.
Mh, und dann fängt bei der Frau der Kopf zu arbeiten an. Dann rollt sich dieser ganze Gedankengang auf usw. .... und mal angenommen, sie ist wirklich hin - und hergerissen, ob sie das Kind behalten soll oder nicht, wägt dauernd ab, und hört sich deswegen ein wenig um. Bei Familie, Freunden usw. ...
Der Mensch erfährt ja gern andre Meinugen zu einem Thema. Auch wenn es im Grunde natürlich eines der privatesten Themen überhaupt ist.

Und dann wirkt die Gesellschaft aber so auf diese Frau ein, von wegen solche Kinder sind schwieirg und bedürfen Pflege usw und Berufschancen schon gleich ganz schlecht, die ganze Palette halt.

Wenn sich die Frau dann davon (leider) beeinflussen lässt, dann ist das doch der Druck der Gesellschaft, oder?

Das als Grund zu nehmen ist natürlich Quark, aber es machen viele! Oder?
Und das allein sagt doch etwas über die Gesellschaft wiederum aus?

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shark
Beitrag 16.Jul.2012 - 21:59
Beitrag #73


Strösenschusselhai
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ZITAT(meandmrsjohns @ 16.Jul.2012 - 19:42) *
Wenn eine Frau abtreiben will, dann macht sie es, egal ob gesund oder nicht. Das ist ihre Sache. Mir liegt es fern ihr da reinreden zu wollen. Ich wehre mich aber gegen die Aussage, die "Gesellschaft" dränge eine Frau dazu abzutreiben. Nenee, den Schuh zieh ich mir nicht an! Die Verantwortung liegt einzig und allein bei den Eltern des Babys, bzw des ungeborenen.


Ich hoffe sehr, dass Dein Statement sich nicht auf irgendwas bezieht, was ich geschrieben habe, denn wenn das so wäre, dann hättest Du mich gehörig missverstanden.

Selbstverständlich überlegt wohl keine Frau in einer solchen Konfliktsituation, was wohl "die Gesellschaft" dazu sagen wird, wenn sie so oder so entscheidet.
Aber das muss sie auch gar nicht explizit, denke ich.
Sie wird wohl eher darüber nachdenken, ob sie sich zutraut, allen Anforderungen gerecht zu werden, die mit einem versehrten Kind auf sie zukommen werden.
Und wenn sie darüber nachdenkt, spielen automatisch und sicher oft auch unterbewusst die Erwartungen eine Rolle, die sie an ihre Umwelt stellen zu können glaubt oder halt auch nicht.

Wenn eine Schwangere überlegt, dass sie mit ihren - sagen wir mal - 44 Jahren schon über 60 wäre, wenn ein "gesundes" Kind aus dem Haus ginge, dann wird sie mit Sicherheit auch überlegen, dass sie vielleicht 70 oder älter sein wird und ihr Kind womöglich noch immer bei ihr leben wird. Und zwar, weil das, was wir in unserer Gesellschaft erleben, eben recht häufig so ist, dass nämlich behinderte Menschen sehr lange bei den Eltern leben.
Das allein kann sie schon schrecken.

Nicht alle Menschen mögen bis ans Ende ihres eigenen Lebens Sorgende und Pflegende bleiben.
Denkt die 44-jährige Schwangere darüber nach, dann wird sie sich vermutlich auch fragen, ob sie dann noch wird leisten können, was nötig ist, damit es ihrem Kind gut geht oder ob sie es fertig bringen würde, ihr Kind wegzugeben, wenn sie doch überfordert wäre. Wie es für das Kind wäre, in einem Heim zu leben usw.

Die ganze Zeit denkt sie nicht konkret an "die Gesellschaft", aber die Fragen, die sie sich stellt, können sehr damit zusammenhängen, was "die Geselllschaft" bietet oder auch nicht für eine Frau wie sie, für ein Kind wie das, das sie erwartet, für eine Familie mit einem behinderten Kind.

Und natürlich würde es vielen Frauen leichter fallen, sich dafür zu entscheiden, die Schwangerschaft fortzusetzen, wenn sie rundum ganz selbstverständlich erleben würden, dass es genug Förderung, reichlich Unterstützung, keine Ausgrenzungund keine dauernden Kämpfe um alles und jedes gäbe; das ist doch selbstverständlich.
Und klar ist es schwerer, Ja zu sagen, wenn man weiß, wie in unserer Welt mit Menschen umgegangen wird, die nicht ins Normbild passen.

Die Verantwortung haben in der Tat die potentiellen Eltern. Was sie entscheiden, wird geschehen und sie haben es auch zu verantworten.
Aber wie sie entscheiden, hängt eben doch deutlich davon ab, welche Rahmenbedingungen sie vorfinden. Und diese Rahmenbedingungen sind nun mal durchaus auch gesellschaftsabhängig.

Ich weiß für mich, dass ich damals, als meine Töchter unterwegs waren, zu jung und zu unbedarft war um groß darüber nachzudenken, "was wäre wenn". Durch bestimmte Erfahrungen war mir einfach nur wichtig, dass sie nicht zu früh kommen und dass sie ihre Geburt überleben würden.
Ich gehörte auch zu keiner Risikogruppe in Bezug auf Trisomie21 und letztlich war mir einfach wurscht, wie meine Kinder sein würden. Ich wollte sie und ich würde sie nehmen, wie sie nun mal kämen. Ich fühlte mich jung und kraftvoll, stand am Anfang eines Lebens, das ich mir nach allem Schrecklichen vorher wunderbar ausgemalt hatte und hatte das Gefühl, dass es nichts geben würde, das mich wirklich noch umhauen könnte.

Heute weiß ich mehr. Ich weiß, wie es läuft in dieser Gesellschaft. Wer dazugehören darf und wer nicht. Wie schnell man auch dann "draußen" sein kann, wenn man vorher sehr lange "drinnen" war. Wie schwer es sein kann, für ein Kid zu bekommen, was es braucht. und für sich selbst das, das nötig ist, damit man nicht andauernd an der Grenze zum Burn-Out rumschwimmt. Und ich bin viel älter. Würde ich jetzt noch mal schwanger, dann würde ich mir sehr wohl Gedanken um das machen, was mein Kind und auch was mich erwartete. Solche Gedanken wie oben beschrieben und bestimmt noch viele weitere.
Und ich bin wirklich nicht sicher, ob ich nicht diesen Test machen wollen würde. Und ob ich nicht entschiede, diesen Test genau dafür haben zu wollen, um eine Entscheidungsgrundlage in Bezug auf den Fortgang der Schwangerschaft zu haben.

Wäre ich sicher, dass meinem Kind und mir sämtliche Unterstützung (freiwillig und ohne Kampf auf der Grundlage eines verbindlichen Ethos', der auf einem Verständnis der echten Gleichwertigkeit aller Menschen beruht) gewährt würde, die wir brauchten, damit ich keine Angst haben müsste, was aus dem Kind werden sollte, wenn ich mal nicht mehr kann, weil auch auf dieses Kind nämlich ein eigenes Leben warten würde, das es ergreifen könnte, dann - da bin ich sicher - würde ich (wenn ich nicht eh zu krank und zu steril zum schwanger-werden wäre, was ich tatsächlich ja bin) die Schwangerschaft ebenso wenig infrage stellen wie die anderen, die ich hatte.
Weil ich wüsste, dass nicht alles an mir hängt. Dass die Welt, in der ich mit meinem Kind leben würde, uns beide auch willkommen heißt.

Aber so ist die Welt nun mal nicht. Leider.

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 16.Jul.2012 - 22:15
Bearbeitungsgrund: Nachtrag
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meandmrsjohns
Beitrag 17.Jul.2012 - 13:13
Beitrag #74


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Wird das endliche Geld, das zur Verfügung steht, zur Förderung der Entwicklung solcher Tests verwendet, oder wird es dazu verwendet, es Behinderten und ihren Angehörigen im Leben leichter zu machen? Ersteres ist - zynisch gesagt - vermutlich ökonomisch gewinnbringender.
]

Na klar ist der Test gewinnbringend, und zwar für die Pharmaindustrie! Wer glaubt, das geforscht wird um den Menschen zu helfen irrt gewaltig. Geholfen wird dem jeweiligen Pharmakonzern der dieses und jenes Medikament, oder in diesem Fall den Test herausbringt. Das der irgendwann mal preisgünstiger zu haben ist, glaube ich keineswegs. Warum sollte er auch? Erstens wird der privat bezahlt, und zweitens ist er günstiger als ein nicht gesundes Kind großzuziehen.

Der Topf aus dem das Geld für eine Förderung kommt ist ein ganz anderer......


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meandmrsjohns
Beitrag 17.Jul.2012 - 13:38
Beitrag #75


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@ shark:
1. finde ich es nicht gut wenn eine 44 jährige ein Kind bekommt, dazu hat sie vorher zwei Jahrzehnte lang Gelegenheit gehabt. (genauso wenig gut finde ich es wenn 15 jährige schwanger werden, da gehe ich aber von Leichtsinn und Doofheit aus, wobei bei einer Spätschwangeren noch Egoismus dazukommt und die Gleichgültigkeit in einer Wegwerfgesellschaft zu leben. Ich habe mal nachgelesen. Ab 40 steigt das Risiko ein nicht gesundes Kind zu gebähren auf 1:14. Ich gehe davon aus, die meisten für die Tonne gezeugt! " Mal sehen ob es noch gut geht, ansonsten können wir es immer noch wegschmeißen"

2. Thema Förderung, sprich Kindgarten, Schule: jeder weiß doch, dass es zuwenig adäquate Plätze gibt. Egal ob es ein Integrationskind ist oder nicht. Jede, die heutzutage Nachwuchs bekommt muss damit rechnen sein Kind nicht in eine Kita, und schon gar nicht in die Wunscheinrichtung unter zu bekommen. Dazu gibt es einfach zuwenig Erzieher/innen.
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shark
Beitrag 17.Jul.2012 - 15:10
Beitrag #76


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ZITAT(meandmrsjohns @ 17.Jul.2012 - 14:38) *
@ shark:
1. finde ich es nicht gut wenn eine 44 jährige ein Kind bekommt, dazu hat sie vorher zwei Jahrzehnte lang Gelegenheit gehabt. (genauso wenig gut finde ich es wenn 15 jährige schwanger werden, da gehe ich aber von Leichtsinn und Doofheit aus, wobei bei einer Spätschwangeren noch Egoismus dazukommt und die Gleichgültigkeit in einer Wegwerfgesellschaft zu leben. Ich habe mal nachgelesen. Ab 40 steigt das Risiko ein nicht gesundes Kind zu gebähren auf 1:14. Ich gehe davon aus, die meisten für die Tonne gezeugt! " Mal sehen ob es noch gut geht, ansonsten können wir es immer noch wegschmeißen"


Die von Dir angegebenen Zahlen stimmen nicht und Deine restlichen Ausführungen zum Thema Spätgebärende sind hässlich, strotzen vor Selbstgerechtigkeit und Unwissenheit. Mehr mag ich da grad gar nicht sagen. Vielleicht denkst Du ja noch mal drüber nach, ob es fair ist, solch vernichtende Urteile über eine Gruppe von Menschen zu sprechen, von denen Du allenfalls ein paar wenige - wenn überhaupt - kennst.

ZITAT
2. Thema Förderung, sprich Kindgarten, Schule: jeder weiß doch, dass es zuwenig adäquate Plätze gibt. Egal ob es ein Integrationskind ist oder nicht. Jede, die heutzutage Nachwuchs bekommt muss damit rechnen sein Kind nicht in eine Kita, und schon gar nicht in die Wunscheinrichtung unter zu bekommen. Dazu gibt es einfach zuwenig Erzieher/innen.


Und das soll jetzt bitte was heißen?

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 17.Jul.2012 - 15:56
Bearbeitungsgrund: Nachtrag und Formulierung abgewandelt
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meandmrsjohns
Beitrag 17.Jul.2012 - 16:27
Beitrag #77


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..... das bedeutet, wenn ich überlege ein Kind zu bekommen, ich damit rechnen sollte, in den ersten drei Jahren auf öffentliche Einrichtungen eventuell, bzw. sehr wahrscheinlich verzichten zu müssen.


.... und was meine Meinung über Spätgebärende betrifft: ich denke jeder kann seine persönliche Meinung äußern, das gilt für Dich, Shark, aber ebenso wie für mich. Es ist auch überflüssig meine Äußerungen bewerten oder abstrafen zu wollen. Ich denke bei jeder Meinung gibt es sowohl Befürworter als auch Gegner, das solltest Du einfach mal akzeptieren. Zu einer konstruktiven Diskussion gehören nunmal kontroverse Argumente. Meine ist anders als Deine, hat aber ebenso seine Berechtigung wie jede andere Stimme hier auch.

Dies hier ist ein heikles wie auch spannendes Thema. Jede einzelne hat ihre Beweggründe und auch verschiedene ethische Hintergründe. Da musst Du gar nicht so allwissend daherkommen. Im Allgemeinen schätze ich Deine Beiträge, wenn nicht dieser Unterton wäre! ( das fragst du im Ernst,...) als wären alle anderen hier im Forum weltfremd und nur Du weißt wie die Welt tickt. Schade eigentlich!

Falls ich daneben liege, klär mich auf und sag was Du wirklich denkst.
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shark
Beitrag 17.Jul.2012 - 16:31
Beitrag #78


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Ich kann es einfach nicht leiden, wenn auf eine solche Weise über Menschen geurteilt wird. Das dann mit "freier Meinungsäußerung" zu erklären zu versuchen, macht es nicht besser. Und ich bin nicht diejenige, die hier über fremde Frauen mit mir unbekannten Lebensgeschichten urteilt.

Und es ging bei der Frage von Förderung und dergleichen ja durchaus um mehr als die ersten drei Lebensjahre eines Kindes.

Was ich "wirklich" denke?
Dass dieses Thema zu sensibel ist, als dass man so achtlos damit umgehen sollte.

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 17.Jul.2012 - 16:34
Bearbeitungsgrund: Nachtrag
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Marie18
Beitrag 17.Jul.2012 - 18:21
Beitrag #79


Satansbraten
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Okay.
Ich möchte mal ein paar Gedanken festhalten, die mir so im Kopf herum schwirren, wenn ich mir die gesamte Diskussion so betrachte:

Es ist in der Tat ein heikles Thema, manche reden gar nicht drüber und wenn es geschieht, so wie hier grade - was gut ist! - dann kommen einfach grundverschiedene Meinungen zu Tage. Was ja ansich nur normal bei einer Diskussion ist und auch so sein soll, nur daraus kann schließlich Fortschritt irgendwann entstehen, wie ich finde.

Bei diesem Thema kann aber auch keiner allwissend sein oder ähnliches, einfach weil es ein unglaublich emotionales Thema ist, und kein strikt sachliches, wie zB eine Diskussion über Naturwissenschaft oder was weiß ich....

Es geht um Menschen, um Leben, um das Schenken von Leben und auf der andren Seite um das Verhindern von einem Leben und über die Frage, welche Rechte einem Menschen zustehen. Das kann ja nur heikel sein!

Und hier in eine Beurteilung anderer Menschen hinein zu rutschen ist wohl teilweise unvermeidlich, auch wenn ich zB es nicht gezielt und mit Absicht mache.
Und ich bin einfach immer noch, oder erneut, zu dem Schluss gekommen, dass ich zu aller erst so eine Untersuchung gar nicht durchführen lassen würde und selbst wenn ich wüsste, dass mein Kind dann Trisomie21 oder zB Autismus hat, dann würde ich nichts an meiner Entscheidung ändern, dieses Leben auf die Welt zu bringen.

Abtreibung ja oder nein ist ein schwieriges Thema, oder vielmehr eine Diskussion, bei der man wohl zu keiner allgemeinen Lösung kommt. Soll man ja auch gar nicht unbedingt, weil strikt das eine oder strikt das andere hätte wie schon mal erwähnt wenig mit einer demokratischen Gesellschaft zu tun.

Aber - worum es mir eigentlich ging ganz am Anfang - ich sehe es nicht nein und nein, ich kann es nicht nachvollziehen, wenn eine Mutter ihr Kind abtreiben lässt, weil es zB das DownSyndrom hat.
Wer vertritt die Rechte des kleinen Kindes im Bauch, wenn es noch nicht selber für sich sprechen und sich mitteilen kann?
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shark
Beitrag 17.Jul.2012 - 18:36
Beitrag #80


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Das Gesetz. Das Gesetz vertritt, wenn Du so willst, die "Rechte" des Föten.
Da dieser jedoch noch längst kein "Kind" ist und also auch kein "Mensch", hat er aber natürlich keine "Menschenrechte". Er hat in dem Schwangerschaftsalter, zu dem diese Tests stattfinden können, keine Wünsche, er denkt nix, er hat kein Bewusstsein.
Die schwangere Frau aber schon. Und deshalb muss ihr Wille entscheidend sein.
So sieht das ja auch der Gesetzgeber.

Ich find es toll, wenn jemand so sicher von sich sagen kann: "Egal, was kommt - mir ist das erwartete Kind so willkommen, wie es eben sein wird."
Wie gesagt: ich hab das ja auch so empfunden und schon deshalb kamen die damals möglichen Untersuchungen auf den genetischen Zustand meiner Ungeborenen gar nicht erst infrage.

Wär sehr schön und auch gesamtgesellschaftlich mehr als wünschenswert, wenn mehr Menschen sich trauen könnten, sich darauf einzulassen, "zu nehmen, was kommt". Und wenn diese persönliche Entscheidung einen positiven Widerhall in der Umwelt finden würde, der verlässlich trüge und stützte.

Da das aber nun mal nicht der Fall ist, find ich persönlich es eben sehr nachvollziehbar, wenn eine Schwangere das anders sieht als Du jetzt und ich damals.
Mit "Allwissenheit" oder sowas hat das auch nichts zu tun - sondern mit Achtung und ein bisschen doch auch einfach mit Empathie, mit Einfühlungsvermögen.
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