Nirgendwo richtig hingehören..., ....wohin mit der Unsicherheit? Einstellungen

[Delphin]

Hallo,

Ich fühle mich seit ein paar Wochen so unendlich einsam, so als ob ich nirgendwo richtig hingehören würde. :unsure: Ich weiß nicht genau, wo das Gefühl herkam, dass ich lesbisch sein könnte, aber auf einmal war es da, und dann hab ich es irgendwann einmal ausgesprochen und seitdem ist das Türchen offen und ich glaub immer mehr, dass es wirklich so ist. Und mir fallen so viele Dinge ein, ich hab mich schon immer anders gefühlt, ich bin Beziehungen aus dem Weg gegangen und ich hab immer gedacht, mit mir würde etwas nicht stimmen, aber ich bin nie auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht lesbisch bin. Ich hab oft gedacht, ich sei asexuell oder beziehungsunfähig. Ich hab zwei Mal ganz zaghafte Versuche einer (heterosexuellen) Beziehung gemacht, da war ich schon über 30 und die gingen noch nicht mal von mir aus. Ich war eher verunsichert, dass jemand Interesse an mir zeigte, aber ich dachte, wenn ich mal über meinen Schatten springen würde und mich darauf einlassen würde, dann sei ich vielleicht endlich wie alle anderen auch, oder würde es zumindest lernen. Nur, dass ich beide Male die Flucht ergriffen habe, als es ernster wurde.

Ich weiß im Moment einfach nicht, wohin mit meinen Gedanken. Ich würde manchmal gerne mit meiner besten Freundin sprechen, aber sie hat schon ziemlich verunsichert reagiert, als ich ihr nur gesagt habe, dass ich ein Lesbenbuch lese und jetzt traue ich mich nicht mehr. Aber jedes Mal, wenn ich ihr jetzt eine Email schicke, denke ich, dass ich ihr eigentlich gar nicht schreibe, was mich wirklich beschäftigt und das entfremdet mich irgendwie von ihr. :unsure:

Und im Forum versuche hier und da etwas zu schreiben, so gut wie ich es jetzt eben kann ohne lesbische Erfahrung, aber ich hab immer Angst, dass ich für eine neugierige Hetera gehalten werde, oder dass mir auf der Stirn geschrieben steht: „gar nicht richtig lesbisch“. Oder dass jemand fragt, wie ich darauf komme, dass ich lesbisch bin, wenn ich noch nicht mal eine Frau geküsst habe, oder in eine Frau verliebt war? Und darauf hab ich keine Antwort. Ich kann nicht sagen wie ich darauf komme, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es so ist. Meistens zumindest und manchmal kommen auch wieder Zweifel, ob ich mir das nicht alles nur einrede und ob ich mir die Hinweise, die mir aus meiner Vergangenheit einfallen, nicht nur passend zurechtbiege. Und ich fühl mich manchmal so, als dürfte ich eigentlich gar nicht hier sein, bevor ich es nicht genau weiß. :unsure:

Es fühlt sich an, als säße ich zwischen sämtlichen Stühlen. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass alle anderen erst in eine Frau verliebt waren und dann erst überlegt haben, ob sie lesbisch sind und nur bei mir ist es umgekehrt und das verunsichert mich. Ist es einer von Euch ähnlich ergangen, und wie seid Ihr damit umgegangen?

Lg amicitia :unsure:

[LadyGodiva]

Nun ja, so ganz gleich zu setzen ist unser beider Ausgangssituation nicht - seit es mich als "mich" gibt, empfinde ich Frauen als das allumfassend attraktivere Geschlecht auf dieser Welt.
Wusste nur 15 Jahre lang nicht, dass meine Geisteshaltung und mein natürliches Streben "lesbisch" ist.
Dann kam die eine erste, Küsse und Herzblut - und es kamen andere...
Anfangs habe ich auch immer versucht, mich irgendwie zu definieren, etwas zu finden, das mich von anderen (als "heterosexuell" empfundenen) unterscheidet. Nun gut, inzwischen weiß ich, dass es da eventuell doch einiges geben könnte - angefangen bei der sehr angenehmen Tatsache, nur geringfügig von Männern abhängig zu sein, was so das eigene Lebensglück betrifft. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich glaube fast, es gehört zu den lesbischen Wachstumsschmerzen, anfangs zu glauben, man sei etwas, das man dann in den eigenen Augen doch wieder nicht ist, ja sein kann.
Aber man ist es vermutlich doch irgendwie, denn von ungefähr werden die Wünsche und Vorstellungen vom Leben mit (einer) FrauEN ja nicht kommen. ;) Manchmal ein bisschen mehr frauenliebend, manchmal unter anderem auch frauenliebend.
Wen interessieren schon Definitionen?
Sie machen nicht mehr aus dir, als du bist - wichtig ist, dass dir bewusst wird, was dir angenehm ist.
Lesbisches Selbstbewusstsein musste auch bei mir erst wachsen. Und ich habe eine Frau kennen und lieben gelernt und verehre sie bis zu heutigen Tage und länger - zum Zeitpunkt unserer Begegnung habe ich sie von ihrem Punkt abholen müssen, Geduld zeigen müssen für das, was für mich so "selbstverständlich", für sie aber noch ein angstbesetztes "du kannst doch nicht..." war.
Ich wünsche dir alles, alles Gute - du findest deine Spur. :rolleyes:

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 08.Mar.2005 - 19:38

[blue_moon]

hallo amicitia,

das, was du beschreibst, ist mir ganz ähnlich passiert. nur mit dem unterschied, dass ich damals noch wesentlich jünger war. während die mädels um mich herum dauernd verliebt waren, hab ich in die röhre geguckt und mich dabei irgendwie 'anders' gefühlt. um mich nicht dauernd wie eine aussenseiterin zu fühlen, hatte ich dann auch mal einen freund - der arme kerl. irgendwann hab ich festgestellt, dass ich diese oder jene frau vieeeel interssanter als alle diese potentiellen freunde fand. ganz langsam hab ich mich an den gedanken herangetastet, dass ich auf frauen stehen könnte. das wort 'lesbisch' war mir damals zwar bekannt, aber einen wirklichen inhalt hatte es nicht. und die erste frau hat mich erst viel später geküsst.

setz dich nicht unter druck. hier gibt es keine vorschrift, die verlangt, dass du bestimmte erfahrungen mitbringen musst. vielleicht kann dir die eine oder andere diskussion oder perspektive ja helfen, für dich klarheit zu bekommen. viel glück und viel spass dabei!

lg
blue

edit: tappfehler

Der Beitrag wurde von blue_moon bearbeitet: 08.Mar.2005 - 19:41

[Delphin]

Hallo Ihr beiden!

Nun fang ich schon zum x-ten Mal an und weiss gar nicht, was ich schreiben soll.

Vielen Dank für Eure Antworten. :blumen2:

Irgendwie bin ich froh, dass ich das alles mal hier aufgeschrieben habe - ich denk mich sonst irgendwann noch mal zu Tode. :wacko:

[Rafaella]

hallo, amicitia (Freundschaft) ;)

mir ging es teilweise ähnlich, zwar habe ich mich als junges Mädchen in Frauen verliebt, konnte das aber gar nicht richtig benennen, geschweige mich postiv als Lesbe identifizieren.

Viel später, mit Anfang 30 hatte ich dann mein "richtiges" CO, nicht über eine konkrete Verliebtheit oder gar Beziehung, sondern in Rahmen... öhöm... einer Therapie.

Für längere Zeit blieb das CO dann eher theoretisch, dh nicht in Beziehung zu einer konkreten Frau gesetzt, aber nichtsdestoweniger unglaublich fruchtbar und beglückend - eine neue Welt tat sich auf (Literatur, Schwofs, Freundschaften)
Vielleicht ist für mich seitdem meine frauenorientierte Identität immer erst sekundär an Liebsbeziehungen gekoppelt gewesen ...aber das ist ein anderes Thema..

Ich wünsche dir alles Gute und viel Spaß hier :)
grüßlis
Rafaella

Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 08.Mar.2005 - 23:29

[regenbogen]

[Delphin]

[Delphin]

Hallo Regenbogen,

[dandelion]

hallo amicitia...

Das Gefühl kenn ich nur allzu gut - "ich stelle diesen Gedanken nicht in Frage, heißt das, daß ich mir wünsche, daß es so ist, und alles darauf hinbiege?" uah. Ungutes Gefühl.

Andererseits, und so blöd es klingen mag - genieß doch einfach die neue Welt, die sich auftut... Kolumbus entdeckte Leben in Amerika, und du entdeckst auch grad Leben auf dem anderen Ufer... ;)

Dann findet sich der "aus"-Knopf sicher auch viel leichter.
Wünsch dir jedenfalls viel Spaß und alles Gute auf der Entdeckungsreise!

[Willow71]

Liebe amicitia,

wie alt bist du jetzt?

Glaub mir, bin 33, mir geht es ähnlich. So eine richtig lange Heterobeziehung hatte ich noch nie, es "passte" irgendwie nicht. Es passte mir nicht. Es passte nicht zu mir?
Ich dachte auch schon, ich sei irgendwie asexuell.

Keine Ahnung. Vor ca. 2 Jahren hab ich mich mal, wie du jetzt, hierein getraut. Über 1000 Links bin ich plötzlich hier gelandet... Zufall? Habe angefangen, Lesbenbücher, ein paar Lesbenfilme zu schauen. Puh. DAS war schon ne Überwindung und irgendwie seltsam.
Ganz plötzlich hat mir meine damalige beste Freundin dann Avancen gemacht. Turbulente Zeit für alle (auch hier ;)). Das Ganze ist zwar seit einem Jahr nach einem Jahr Kampf aus, aber es hat mir gezeigt, dass es wohl kein Wunder war, dass mich Heterobeziehungen bisher nicht "interessiert" haben.
Auch heute noch nicht. Ich denke immer, wenn Frauen von ihren Männern, Freunden erzählen... "na und? Mein Gott, wie uninteressant!"

Ich persönlich lasse mir die Option zwar offen, dass der "Mensch meines Lebens" möglicherweise irgendwann doch mal männlich ist, aber ehrlich gesagt, glaube ich selbst nicht daran. ;)
Wenn ich zurückblicke, habe ich mich bisher nicht SO verliebt wie in eben DIESE Frau.
Und es fühlte sich so "komplett" an, mit einer Frau zusammen zu sein.
Anders kann ich es nicht beschreiben.

LG W71

[shark]

Mag auch mal kurz was aus meinem Leben zu erzählen:
ich habe mit 20 Jahren einen Mann geheiratet, 2 Kinder bekommen und erst 7 Jahre später endgültig sicher gewusst, dass sich immer all meine Beziehungen zu Männern so "merkwürdig" angefühlt haben, weil sie für mich zwar als Freunde infrage kamen, nicht aber als Partner und schon gar nicht als zu mir passende sexuelle Wesen...; mir wurde klar, dass ich wirklich lesbisch bin. Das war schwierig, lebte ich doch so "nett" in meiner Heterowelt mit einem Mann, der mich liebte, Kindern...dieses ganze Familiending war ja auch schön..! Ich wollte nicht lesbisch sein; ich war es aber...und nachdem ich mir das eingestehen konnte, habe ich mich auch nicht mehr gewehrt; schließlich war ich froh, dass ich ES endlich wusste.
Mach Dir also keine Sorgen darüber, Dich "nicht genug zu wehren"; das kann auch ein ganz sicheres Zeichen dafür sein, dass Du angekommen bist.
Und so richtig festzulegen brauchst Du Dich ja auch nicht - schau einfach, was passiert, wenn Du Dich auf dieses Gefühl einlässt.

Was Deine Sorge, hier vielleicht nicht als "richtige Lesbe" zu gelten betrifft, kann ich Dich verstehen; noch lange, nachdem ich mein CO hinter mir hatte, bin ich von anderen Lesben immer wieder als "Frauenliebende" infrage gestellt worden. "Aber Du hast doch auch Kinder...!" kam da oder der Blick, der sagte: eine Frau mit langen Haaren und Lippenstift ist keine Lesbe...!
Sooo tolerant sind Minderheiten dann eben doch nicht; manchmal sogar weit weniger als die Mehrheit...!
Hier im Forum meine ich Dich jedoch beruhigen zu können; Du wirst ganz sicher nicht ausgegrenzt, bist akzeptiert auf Deinem Weg; von mir auf jeden Fall und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch von vielen anderen; Du siehst ja: viele von uns hatten einen weiten Weg voller Irrungen und Wirrungen - und dieses Gefühl vergisst frau nicht...

Entspann Dich, amicitia...alles wird gut!

Liebe Grüße von shark

[Delphin]

Liebe Willow,

Ich bin jetzt 38.

[Delphin]

Hallo Shark,

[Delphin]

Gestern hatte ich kurz mal einen spontanen Einfall, ob der Knopf zum Abschalten des Kopfes vielleicht gar nicht im Kopf sondern im Bauch ist. Wie so ein Kippschalter: Bauch an - Kopf aus. (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)

lg amicitia (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

[shark]

Das klingt gut, amicitia - meist ist der Bauch, also der Instinkt, die Intuition, das Gefühl - ohnehin der bessere Ratgeber. Und Du kannst eine Menge mehr von Deinem "Bauch" lernen, als von Deinem Kopf...
Ist manchmal nicht so einfach "umzuschalten", aber wenn es gelingt, ist frau eben viel näher bei sich selbst, als vorher.
Alles Liebe,
shark

[sja]

Hallo amicita,

[Delphin]

[dandelion]

[Diana]

[Delphin]