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> das prinzip klinsmann, übertragbar auf deutschland?
blue_moon
Beitrag 30.Jun.2005 - 07:36
Beitrag #1


strösen macht blau!
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gestern abend hab ich noch ein bisschen von dem fussball-spiel deutschland - mexico gesehen. (nein, ich bin nicht im falschen unterforum gelandet ;)) da gab es guten fussball, am ende einen sieg, die deutschen jungs haben ein transparent mit einem dankeschön ausgerollt und den fans vor die nase gehalten...

jürgen klinsmann hat ein dreiviertel jahr gebraucht, um den ewig pessimistischen deutschen fussball-guckern und von-zuhause-aus-alles-besserwissenden, hoffnung für die zukunft des deutschen fussballs einzuhauchen. es ist ihm gelungen, aus einer truppe, die auf dem platz eher re-agiert als agiert hat, eine zu machen, die an sich glaubt, mit offensichtlicher begeisterung attraktiven fussball spielt und ankommt. allein die presseschau von heute morgen spricht bände: da ist von grosser moral, energieleistungen, lust auf ein wiedersehen, einem spektakel, grossem fussball...
die rede.

jetzt mal ein bisschen rumgesponnen: nicht nur der deutsche fussball, auch die deutsche politik re-agiert. es herrscht pessimismus. jeder weiss es von zu hause besser als die, die es eigentlich richten sollen. und mal ehrlich: aufbruchstimmung im angesicht einer möglicherweise neuen regierung??? - vielleicht fehlt es der deutschen politik an einem, der mit gnadenlosem optimismus an die sache herangeht, die schuld nicht bei anderen sucht, verkrustete strukturen aufzubrechen bereit ist, den leuten beibringt, an sich zu glauben - auch, wenn sie mal einen fehler machen, querdenkt, neue wege sucht und der aus einzelkämpfern ein team zusammenschustert, das funktioniert - auch wenn mal einer ausfällt.

nein, das ist nicht der vorschlag, jürgen klinsmann zum kanzler zu machen. :rolleyes: es geht nur um den geist, der da im team transportiert wird und der auch zu den fans überspringt. lockerheit, offenheit, toleranz, selbstbewusstsein, initiative. fehler nicht bestrafen, sondern daraus lernen, es besser zu machen. und einfach mal die überhören, die in jeder suppe ein haar finden. sollen sie doch! ich gestehe: ich hab spass am derzeitigen deutschen fussball. wär doch schön, wenn man sowas von der politik auch mal behaupten könnte. nein, das ist kein vorschlag, jürgen klinsmann zum kanzler zu machen. aber lasst den mal weltmeister werden... ;)
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Rehauge
Beitrag 30.Jun.2005 - 08:11
Beitrag #2


Gut durch
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ja, Jürgen Kliensmann hat der Aufenhalt ausserhalb Deutschlands in den vergangenen Jahren sehr gut getan. Er kommt mit einer frischen und neuen Sicht von außen auf die Dinge in der deutschen verkrusteten Bundesligastruktur... unsere Politiker und viele von uns - ich einbezogen - schmoren im eigenen Saft, wie es so schön heißt. Das macht eng und blockiert.

QUOTE
es geht nur um den geist, der da im team transportiert wird und der auch zu den fans überspringt. lockerheit, offenheit, toleranz, selbstbewusstsein, initiative. fehler nicht bestrafen, sondern daraus lernen, es besser zu machen. und einfach mal die überhören, die in jeder suppe ein haar finden. sollen sie doch!

Den Geist hatte ich früher immer von den Grünen erwartet, doch das war mein Irrtum. Merkel und Co macht so ein Geist Angst, vermute ich, deshalb werden sie ihn nie für sich annehmen und vorleben. Mei, Angie müsste so etwas von aus ihrer Haut heraus, um aus der Bundesregierung das werden zu lassen, was Kliensi gerade aus der Nationalmanschaft macht... Mir würde das in jedem Fall Spass machen, ich wäre zuversichtlich und aktiv.


edit: kleine Fehlerchen

Der Beitrag wurde von Rehauge bearbeitet: 30.Jun.2005 - 08:14
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DerTagAmMeer
Beitrag 30.Jun.2005 - 10:53
Beitrag #3


Adiaphora
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wie unterschiedlich die welt trotz gleicher pappfiguren vor der nase wahrgenommen kann!
ich komme grade von einem besuch bei meinen eltern, deren christlich reaktionären umfeld zur zeit von derartiger begeisterung, triumpfattitüden und aufbruchstimmung beflügelt wird, dass mein doch eigentlich so abgeklärter alter herr sich nun genötigt sieht, wegen haarsträubender politischer positionen im ohr selbst laut zu werden - wenn nicht gar streiten zu müssen.
je substanzloser sich frau merkel äußert, desto hemmungsloser können ihr lang gehegte wünsche nach einem härteren durchgreifen gegenüber all den unliebsamen schmarotzern, anders lebenden, denkenden, sprechenden und aussehenden kulturen und kritikern der eigenen alleswisserei unterstellt werden.
einerseits bin ich positiv überrascht, mit meinen eltern auf der selben seite zu stehen - andererseits ist unübersehbar, dass es die verliererseite ist.

auf der rückfahrt berichtet mir die neon, dass auch klinsmann der neuerdings rechten "mitte" den rücken stärkt:
QUOTE
die heterosexuellen deutschen mögen zwar über schwulen humor lachen können, allerdings möchten sie selbst nicht in die nähe gerückt werden. so räumte die bild-zeitung jürgen klinsmann in einem interview viel platz für seine ansichten zum thema ein. der hatte es als beleidigung empfunden, von harald schmidt als schwul bezeichnet zu werden - und rückte im interview die etwa sechs millionen in deutschland lebenden homosexuellen in die nähe von werteverfall und dekadenz. klinsmann: "das war eine bitterböse unverschämtheit und hat mich verletzt ... ich komme aus einer sehr gefestigten familie, in der werte noch eine große rolle spielen." wer vom DFB eine auskunft darüber erhalten möchte, was schwulsein mit dem verfall von werten zu tun hat, wird schlichtweg ignoriert.

nicht dass ich glaube, dass union/fdp, union/spd oder gar "union, the one and only" wirklich etwas anders machen und ändern könnten (in welche richtung auch immer). mir reicht es schon, dass sich so viele selbstgerechte deutsche nasen berufen fühlen, störenden que(e)rspieler mal ordentlich über den platz zu jagen, damit sie selbst wieder was zum stolz sein und ausgeben haben.
und ich frag mich, wie all jene, die einen "befreiten wettbewerb" vorfreudig bejubeln, auf die idee verfallen sind, dass ausgerechnet sie dann oben schwimmen, wenn alle sich nach unten besser abstoßen dürfen.
und gröhlende horden auf dem weg zum fussball stimmen mich ehrlich gesagt auch nicht optimistischer als charismatische gebetsmärsche mit wiedergeborener rockmusik open air. erst recht nicht, wenn sogar die gefahr besteht, dass die alle auch noch waldmeister werden.

wenn ich ganz ehrlich bin, fühl ich mich seit der wahl in nrw recht häufig und deutlich als "verliererin", wenn ich die zeitung aufschlage. als frau, als linke, als lesbe, als orientierungslose, als generation, als spätzünderin, als beziehungsmensch ...
doch irgendwie glaub ich immer mehr, dass das ganz gesund für mich ist.
denn nach dem ersten schock, dass es wohl so, wie ich es mochte, nicht weitergeht, stellt sich ganz langsam eine gewisse dankbarkeit ein, dass es ja sehr lange so gewesen ist. viele der chancen und freiheiten, die "die fetten jahre" mir und meiner generation geboten haben, habe ich nutzen dürfen. das ergebnis dieser jahre möchte ich heute nicht missen - auch wenn ich wohl mit ein bisschen mehr disziplin, zielstrebigkeit und konkurrenzdenken eher aussicht auf eine üppige altersversorgung hätte.
und irgendwie wäre es auch zu einfach gewesen, wenn politische parteien, schlagworte, wegen denen ich sie gewählt habe, auch beherzigen würden. es wäre bequem gewesen - aber genauso kurzsichtig und trügerisch wie die hoffnungen derer, die aus angie jetzt eine lichtgestalt machen wollen.
es wird wohl zeit, dass meine eigene politische verantwortung endlich aus den kinderschuhen raus kommt - keine ahnung ob das spaß macht .... mal sehen ;)
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Taxus
Beitrag 30.Jun.2005 - 11:38
Beitrag #4


Suppenköchin
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ein von mir gründlich gehaßter Vorgesetzter teilte seinen fassungslosen Mitarbeitern immer mit, wenn er in seinem Verantwortungsbereich eine - parteipolitisch motivierte - Fehlentscheidung mit unübersehbar negativen Auswirkungen traf: "Wo Gefahr ist wächst das Rettende"

nett

So sehe ich das im Moment aber auch. Der Unmut über wachsende soziale Ungerechtigkeiten und Korruption wächst und biederste Personen machen revolutionäre Äußerungen - zuhause. Vielleicht kommt nun die Zeit, in der es soweit ans Eingemachte geht, dass die Luete sich zu wehren beginnen. Unklar ist natürlich, wen sie sich dabei aussuchen werden, Schwache als Sündenböcke oder die kaum verwundbaren und schwer auszumachenden Strippenzieher

wer ist Kliensmann??
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Diana
Beitrag 30.Jun.2005 - 12:36
Beitrag #5


Gut durch
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Es sind wohl eher reaktionäre denn revolutionäre Töne, die da aus der Biedermann-Ecke kommen...

Ich empfinde diese merkwürdige Wende-Stimmung als sehr gespenstisch.
Und ich bin sehr gespannt auf den Ausgang dieser Wahl.
Diejenigen, die oben schwimmen oder sich noch gerade so in der Mitte halten können, werden "die neue Kraft" (= Merkel) wählen, in der Hoffnung, dass sie sich nicht alsbald ein Stockwerk tiefer wiederfinden werden, sondern dass "es besser wird". Und da vollkommen unklar ist, auf welcher sachlichen Grundlage "es" denn besser werden soll, weicht die Argumentation auf die Reaktivierung altbekannter Ressentiments aus. Denn: Wenn ich schon meines Wertes und meiner gesellschaftlichen Position nicht sicher bin, kann ich mir immer noch etwas suchen, das einen geringeren Wert hat als ich. So stamme ich aus einer "gefestigten" Familie, bin nicht faul, nicht ausländisch und vertrete auch keine unappetitlichen Ansichten über persönliche Freiheiten.
Wir sind wieder wer? Ja, wahrscheinlich.

Die bereits heute auf der Verliererseite stehen, werden die Neue Linke wählen, denn kein Mensch, auch nicht der dümmste und naivste, kann ernsthaft annehmen, dass eine schwarz-gelbe Regierung die ALG II-Gesetzgebung entschärft und den Sozialstaat wiederherstellt.

Bleiben die altgedienten CDU-Wähler, die unglücklich auf Angela Merkel gucken, die sie nun wählen sollen, wo sie doch viel lieber Edmund Stoiber oder einen anderen smarten Herrn mittleren Alters gewählt hätten. Und die traditionellen SPD-Wähler, die ihre Partei nicht wiedererkennen und sich jetzt auf der Seite derer, die "es nicht hingekriegt" haben, wiederfinden.
Vielleicht haben es die Grünen-Wähler hier noch am leichtesten. Den Grünen haftet das Verliererimage nicht so stark an wie der SPD und in der Opposition lassen sich Überzeugungen sowieso viel leichter reaktivieren und vertreten.

Ich denke, die Nicht-Wähler werden diese Wahl entscheiden.
Und die anderen werden eine neue politische Landschaft bilden.

Ja, ich glaube es inzwischen auch: "Die fetten Jahre sind vorbei".

edit: Was krieg ich, wenn ich mal KEINE Tippfehler drinhab?

Der Beitrag wurde von Diana bearbeitet: 30.Jun.2005 - 13:35
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Bilana
Beitrag 30.Jun.2005 - 14:26
Beitrag #6


Capparis spinosa
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Die fetten Jahre sind schon lange vorbei, aber das ist nicht Schuld dieser Regierung. Wir leben in der sog. Postindustriellen gesellschaft, vielleicht schon Post-post....
Der Geist muss sich ändern, das stimmt. Aber ich denke so schnell wird es kein 2. Wirtschaftswunder geben. der Geist muss sich dahingehend ändern, das die Menschen darüber nachdenken was wirklich wichtig ist im Leben, was wirklich gebraucht wird und was nicht. Noch immer bestimmt Materialismus das denken, aber wer so denkt wird immer aufs neue enttäuscht. wer sich andere Ziele sucht hat in Zukunft vielleicht eine Chance sein persönliches Glück zu finden.
Es geht schon lange nicht mehr darum reicher zu werden oder Wohlstand zu halten. Es geht um ein erfülltes Leben, darum wie das Empfinden von Glück und Zufriedenheit in diese Gesellschaft zurückkehren kann.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 30.Jun.2005 - 14:26
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DerTagAmMeer
Beitrag 30.Jun.2005 - 14:45
Beitrag #7


Adiaphora
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QUOTE (Bilana @ 30.Jun.2005 - 14:26)
Es geht um ein erfülltes Leben, darum wie das Empfinden von Glück und Zufriedenheit in diese Gesellschaft zurückkehren kann.

meine uneingeschränkte zustimmung!
(und da freu ich mich jetzt aber mal ganz persönlich drüber!)
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rowan
Beitrag 30.Jun.2005 - 18:07
Beitrag #8


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apropos wirtschaftswachstum, irgendein wirtschaftexperte sagte: ein ständig wachsende wirtschaft ist in einer begrenzten welt utopie (sinngemäss). wohl wahr. und wenn man sich teilweise die lebensfreude der menschen aus verdammt armen ländern anschaut und sie stehen zu ihrem land, wohnen gerne dort. obwohl sie oft nicht wissen, was sie morgen essen sollen.

wird den deutschen nicht viel genommen aufgrund der vergangenheit, die einfach noch nicht lange her ist (hitlers zeiten). wenn wir uns die geschichte anschauen, dann müssen wir uns doch für unsere grosseltern bzw. urgrosselter oder eltern schämen. im ausland kann es durchaus passieren, dass man als nazi beschimpft wird, weil man zufällig die deutsche staatsbürgerschaft hat. im prinzip verbietet uns dieses, stolz auf dieses land zu sein, ein gewisser nationalstolz der in anderen ländern völlig normal ist und den menschen eine art zugehörigkeitsgefühl gibt. wird den menschen dadurch nicht ein stück weit verbundenheitsgefühl mit der heimat genommen und somit fehlt auch etwas die grundlage, zu einem land zu stehen, zu dessen politik und co, wenn nicht alles rund läuft?

ich weiss nicht, ob das nun absoluter unsinn ist, den ich da geschrieben habe, ist eine überlegung. ich denke nicht, dass das der einzige grund ist. aber ich könnte mir schon vorstellen, dass das eine rolle mitspielt. naja, vielleicht sind wir aber auch nur verwöhnt durch die "fetten jahre" :gruebel:
hm, keine ahnung
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Taxus
Beitrag 01.Jul.2005 - 09:49
Beitrag #9


Suppenköchin
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@rowan
in vielen ländern mit größerem nationalstolz als unserem wurden von vorangegangenen generationen völkermorde begangen, zB USA/Indianer, alle europäischen Kolonialmächte, Australien/Aborigines, Türkei/Armenier, usw.

Ich bewerte den geringeren Nationalstolz - wenn er denn wirklich geringer ist - wurde das schon mal "gemessen"? - als positiv in dem Sinne, dass bei uns eine intensivere Auseinandersetzung mit der Vergangenheit stattgefunden hat und evtl. deshalb die Wiederholungsgefahr bei uns geringer ist

bei einer beschimpfung als "nazi" durch ausländer würde ich mir ein passendes beispiel aus dem heimatland des betreffenden suchen und nach seiner verantwortung dafür fragen. Ich finde allerdings sehr wohl, dass der deutsche staat verantwortung trägt und soweit die täter und ihre erben nicht mehr zu belangen sind einstehen muß für finanzielle wiedergutmachung an den opfern

nationalstolz ist aus meiner sicht ein völlig überflüssiges gefühl, ich finde beispielsweise die franzosen haben einen knall mit ihrem nationalgefühl....
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Bilana
Beitrag 01.Jul.2005 - 09:55
Beitrag #10


Capparis spinosa
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QUOTE
und wenn man sich teilweise die lebensfreude der menschen aus verdammt armen ländern anschaut und sie stehen zu ihrem land, wohnen gerne dort. obwohl sie oft nicht wissen, was sie morgen essen sollen.


Das ist so ja nun auch nicht richtig, wirklich nicht.

QUOTE
wird den deutschen nicht viel genommen aufgrund der vergangenheit, die einfach noch nicht lange her ist (hitlers zeiten). wenn wir uns die geschichte anschauen, dann müssen wir uns doch für unsere grosseltern bzw. urgrosselter oder eltern schämen. im ausland kann es durchaus passieren, dass man als nazi beschimpft wird, weil man zufällig die deutsche staatsbürgerschaft hat. im prinzip verbietet uns dieses, stolz auf dieses land zu sein, ein gewisser nationalstolz der in anderen ländern völlig normal ist und den menschen eine art zugehörigkeitsgefühl gibt. wird den menschen dadurch nicht ein stück weit verbundenheitsgefühl mit der heimat genommen und somit fehlt auch etwas die grundlage, zu einem land zu stehen, zu dessen politik und co, wenn nicht alles rund läuft?


Vielleicht wird man von irgendwelchen alten Knochen in der Normandie Nazi genannt oder von verbitterten orthodoxen Israelis, das sind die einzigen Vorfälle dieser Art, die mir passiert sind. Na und, wer lässt sich schon von solchen Menschen beeinflussen?
Ansonsten habe ich aufgrund meiner Staatbürgerschaft immer nur sehr gute Erfahrungen gemacht.
In der Tat gibt es eine umfassende Studie wie Ausländer (Touris, Gastarbeiter usw.) in den einzelnen Länder gesehen werden und Deutsche stehe auf der Beliebtheitsskala ziemlich weit oben. Am unteren Ende waren Briten und Israelis.

Die Deutschen sind die einzigen, die sich noch immer klein und schlecht machen. Aber das ist doch irgendwie auch eine Deutsche Tugend. Nicht umsonst sind Wörter wie Weltschmerz, Angst und Waldschaden sprachliche Exportschlager in alle Welt. <_< Es liegt an uns und damit an jedem einzelnen. Ausreden zählen nicht.

edit: Und ja es gibt Historien, die sind mindestens eben so schlimm und grausam wie das Hitlerdeutschland. Alle wissen das, nur das kollektive Deutsche bewusstsein nicht. Ich will damit nichts schön reden. Man sollte nur die Geschichte in den Kontext setzen. und schlussendlich ist es inzwischen wirklich die Geschichte, der allermeisten deutschen, nicht die Gegenwart. Sich für Dinge zu schämen, für die man nun wirklich nichts kann ist doch völlig unsinnig und vielleicht auch nur eine Flucht.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 01.Jul.2005 - 09:59
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blue_moon
Beitrag 01.Jul.2005 - 10:03
Beitrag #11


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QUOTE (Taxus @ 01.Jul.2005 - 10:52)
jetzt habe ich das aus versehen zwei mal gpostet - kann ich durch editieren meinen 2. beitrag ganz löschen??

du nicht, aber ich! ;)
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Diana
Beitrag 01.Jul.2005 - 10:27
Beitrag #12


Gut durch
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Mich berührt offen zur Schau getragener Nationalstolz eher peinlich.
Ganz offensichtlich lassen sich durch dieses Stichwort große Gefühle erzeugen, auch die dunkelsten Punkte einer "nationalen Seele" lassen sich damit übertünchen.
Die Peinlichkeit entsteht für mich dort, wo sich der Nationalstolz mit kollektiven Erfolgsgeschichten brüstet, aber zutiefst beleidigt reagiert, wenn es gilt, auch die andere Seite der Medaille zur Kenntnis zu nehmen.
So gesehen kann es "integren" Nationalstolz nur da geben, wo beide Seiten wahrgenommen werden, die Tugenden UND die Fehler, die Geschichte UND die Gegenwart.

Für mich bieten die USA ein eindrucksvolles Beispiel.
Dort hat man gleich mehrere Nationalhymnen, das Absingen derselben wird stets als erhebender Moment inszeniert und in diesen Minuten werden alle Singenden auf den Mythos Amerika eingeschworen, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in dem jeder sein Glück machen kann.
Die gesellschaftliche Wirklichkeit zeigt aber das krasse Gegenteil: eine rigide Klassengesellschaft. Tausende, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 70% im Gefängnis landen, weil sie schwarz sind und im falschen Viertel aufwachsen und Hundertausende, die keine Krankenversicherung haben, weil sie sich die auch mit zwei Jobs nicht leisten können.
Unbeirrbar wird die kleine Handvoll derer, denen es trotz allem gelingt, sie Klassenbarrieren zu überwinden, zur Aufrechterhaltung dieses Wunschbildes zitiert. Sonst könnte man die Nationalhymne nicht mehr mit solcher Inbrunst singen...
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blue_moon
Beitrag 01.Jul.2005 - 10:39
Beitrag #13


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*nickt* - und zusätzlich werden auch indianer immer noch behandelt wie der letzte dreck - eine der bürden, die seit jahrhunderten mitgeschleppt werden, und die die guten patrioten nicht interessieren.

mir ist nationalstolz an sich weitestgehend fremd (erstaunlicherweise(?) ist das ausgerechnet beim fussball anders). das schämen ist für meinen geschmack nicht mehr nötig. vergessen dürfen wir nicht, verantwortlich müssen wir uns fühlen, dass wir sensibel gegen menschenverachtende strömungen bleiben.

die homophoben äusserungen des jürgen k. kannte ich nicht. die kratzen natürlich ordentlich an seinem strahlemann-image.
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Leila
Beitrag 01.Jul.2005 - 12:15
Beitrag #14


Fürstin Pückler
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QUOTE (blue_moon @ 01.Jul.2005 - 11:39)
die homophoben äusserungen des jürgen k. kannte ich nicht. die kratzen natürlich ordentlich an seinem strahlemann-image.

Das weicht jetzt ein bisschen vom Thema ab, aber an dem Punkt möchte ich trotzdem nochmal an Frau Schavan erinnern, die zu den Gerüchten um ihr Lesbisch-sein auch meinte :
„Das ist schäbig, das ist absurd, das ist Rufmord!“

Und zum Thema:
Es wird tatsächlich Zeit, dass wir hier in Deutschland mal Menschen in Führungspositionen bekommen, die mal ganz andere Wege einschlagen, sich nicht an Jammerern, Pessimisten und Schwarzmalern orientieren, selbst anpacken und vor allen Dingen 'Vorbild' sind.
Und zum 'Vorbild' sein gehört für mich bei den Problemem der heutigen Zeit:
Authentisch-sein, klare Worte sprechen, auf Machtspielchen verzichten, Luxus und Privilegien abzuschwören und sich den grossen Lobbyisten zu verweigern.

Ob das dem 'Klinsmann-Prinzip' entspricht kann ich nicht sagen - ich kenne sein Prinzip nicht, aber dass er möglicherweise durch sein zeitweiliges 'Fern-von-Deutschland-sein' mal andere Sichtweisen kennengelernt hat, die uns inzwischen fehlen, kann schon gut möglich sein.

Wir schmoren hier doch nur noch im eigenen abgestandenen Saft - da würde ein bisschen 'frisches Blut' mit Sicherheit mal gut tun.

Und wenn sich Nationalstolz mal darauf beziehen könnte, zu was wir durchaus in der Lage sind, schaffen zu können - dann soll ihn bitte jeder hier im Lande haben.

Ein bisschen mehr Genügsamkeit, ein Rückgang des krankhaften Konsumzwangs, ein vor-Augen-führen wie gut's uns trotz allem in unserem Lande gegenüber anderen geht, wäre wirklich wünschenswert.

Leila
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blue_moon
Beitrag 05.Jul.2005 - 09:35
Beitrag #15


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deine worte in verantwortliche gehörgänge, leila! :)

aber, statt mal schritte in die von leila vorgeschlagene richtung zu machen, wird in wahldeutschland munter politik mit der brechstange probiert. oskar, der stammtischredner und bildzeitungsfreund, der vor sieben jahren zurückgetretene minister, ex-kanzlerkandidat, avanciert gerade zu meinem lieblingsfeind. ihm ist ja auch klar, dass es durch den zusammenschluss von wasg und pds keine neuen mehrheiten links von der mitte gibt, also geht es mit äusserst fragwürdigem vokabular munter auf die rechtsaussen zu. um einen bezug zum thema herzustellen: im fussball kann ein gute zusammenarbeit zwischen links- und rechtsaussen ein spiel entscheiden - in der politik hab ich dabei erhebliche zweifel. :angry:
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Diana
Beitrag 05.Jul.2005 - 09:59
Beitrag #16


Gut durch
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Ich glaube auch, dass es uns gut anstehen würde, uns auf Werte zu besinnen, die nichts mit Konsum, Wettbewerb und Wachstum zu tun haben.

Und das noch nicht mal nur aus individualphilosophischer Sicht. Ich hab am Wochenende den "Spiegel" in die Hände bekommen, in der Titelgeschichte geht um die Verschuldung unseres Staates. Und die liegt inzwischen bei 66% des Bruttoinlandsprodukts. Das ist gewaltig, da kann einem nur schwindelig werden. Der Staat steuert mit vollen Segeln auf seinen Bankrott zu. Und ich sehe nicht, wie der noch aufzuhalten wäre.
Denn es scheint keinen wirklich zu interessieren.
Kein Politiker gibt auf diese Fragen eine annähernd adäquate Antwort, denn sie ALLE, durch die Bank, benutzen die sicherste Methode, um Wählerstimmen zu gewinnen: sie bieten ihren Wählern Geld. Geld das sie nicht haben und für das sie neue Schulden machen müssen – aber was soll's.
Steuererleichterungen hier, Zuschüsse da, noch eine kleine Prämie obendrauf, das ist es, was die Leute hören wollen. Also kriegen sie es zu hören.

Ich glaube, ein Politiker, der sich hinstellen würde und sagen würde, wie es ist, der hätte womöglich sogar einigen Zulauf. Einfach, weil die Menschen in einem kleinen verborgenen Winkel ihrer Seele es auch satt haben, beständig getäuscht zu werden. Aber Mehrheiten würde er damit nicht gewinnen. Die lassen sich nun mal am besten erkaufen.
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Taxus
Beitrag 05.Jul.2005 - 11:26
Beitrag #17


Suppenköchin
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sich bescheiden ist gut - aber zu wessen gunsten??

mehrwertssteuer rauf, einkommenssteuer runter, wer profitiert davon

es ist genug geld und besitz da in deutschland, es ist nur merkwürdig verteilt

von einer gerechteren ordnung auf globaler ebene ganz zu schweigen

ich denke statt sich zu bescheiden ist sich zu wehren besser angebracht

wo steht das mit lafotaienes anbiederung an die rechten? würde ich gerne nachlesen; ich denke schon dass lafontaine mit seiner haltung beim anschluss der ddr und mit seinem links schlagenden herz eine rolle auf der politischen bühne spielen sollte - und wenn es nur ist um die spd wieder einzunorden auf einen sozialdemokratischen kurs

dass er den parteivorsitz hingeworfen hat nehme ich ihm auch übel und er weiß natürlich auch dass das ein fehler war. ich denke aber auch, dass er sich zu dieser zeit evtl noch nicht von den folgen des attentates erholt hatte
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Bilana
Beitrag 05.Jul.2005 - 11:48
Beitrag #18


Capparis spinosa
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Was ich meine ich eben nicht Bescheidenheit, ganz und gar nicht.
Ich meine ein Überdenken von Werten. Werte mit denen viele von uns aufgewachsen sind, Werte die Deutschland durchaus mit zu dem gemacht haben was es heute ist. Es sind keine per se schlechten Werte.
Aber ich denke sie sind überholt. So wie es die sexuelle Revolution/Befreihung gab, die Werte auf den Kopf stellte, so muss es vielleicht auch eine materielle Revolution und Befreihung geben.
Jede® sollte schon hohe und auch höhere Anspüche an sienen Lebensentwurf haben. Aber bisher sind diese Ansprüche immer sehr stark materiell geprägt, zumindest bei der Masse der Menschen. Das muss einfach überdacht werden.
Volkswirtschaftlich scheint es nicht mehr zu funktionieren und was das individuelle Glück angeht, nun ja. Eine gewisse Grundversorgung wünscht sich sicherlich jeder. Aber das immer mehr an materiellen Gütern, das die meisten Deutschen seit dem Ende des. 2. Wk konsumieren hat doch auch niemanden glücklicher gemacht. Ich meine tief aus sich selbst heraus glücklich.
Jede® sollte den eigenen Weg finden (dürfen) und sich nicht an dem orientieren was die gesellschaft vorgibt. das ist noch immer nicht ganz einfach für die meisten.
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blue_moon
Beitrag 05.Jul.2005 - 12:27
Beitrag #19


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QUOTE (Taxus @ 05.Jul.2005 - 12:26)
wo steht das mit lafotaienes anbiederung an die rechten? würde ich gerne nachlesen; ich denke schon dass lafontaine mit seiner haltung beim anschluss der ddr und mit seinem links schlagenden herz eine rolle auf der politischen bühne spielen sollte - und wenn es nur ist um die spd wieder einzunorden auf einen sozialdemokratischen kurs

dass er den parteivorsitz hingeworfen hat nehme ich ihm auch übel und er weiß natürlich auch dass das ein fehler war. ich denke aber auch, dass er sich zu dieser zeit evtl noch nicht von den folgen des attentates erholt hatte

zum beispiel hier: link steht was. recht anschaulich ist auch dieser artikel.

du hast vollkommen recht, taxus. lafontaine hat damals als einziger realistisch davor gewarnt, zu glauben, die einheit könne aus der portokasse bezahlt werden. das war eine offenheit in dem sinne, wie diana sie anmahnt. (spätestens) nach seinem abgang aus der bundespolitik hat sich lafontaine allerdings festgebissen. die hetze in der zeitung mit den vier giftigen buchstaben statt auf politischer ebene zu argumentieren, das, was er, wie ich finde, jetzt gerade sehr kalkuliert betreibt... das ist populismus. das zielt auf emotionen und das in einer art und weise, die ich nicht akzeptabel finde.

Der Beitrag wurde von blue_moon bearbeitet: 05.Jul.2005 - 12:28
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Taxus
Beitrag 05.Jul.2005 - 13:28
Beitrag #20


Suppenköchin
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@blue moon
ja nun habe ich die beiden artikel gelesen bzw überflogen

sie hängen sich bei zu 100% an dem Wort "fremdarbeiter" auf - ist das wirklich eine eindeutige nazivokabel? die lafontaine gezielt einsetzt um braune stimmen zu gewinnen? glaub ich eigentlich nicht

und misstände durch zu dumpinglöhnen arbeitende schwarzarbeiter ohne arbeitserlaubnis oder scheinselbständige gibt es mit sicherheit, ganze branchen wie die bauwirtschaft oder zB metzger/fliesenleger haben damit riesenprobleme - was natürlich nicht die schuld der schwarzarbeiter ist die mit ihrem minilohn zuhause eine familie ernähren müssen in vielen fällen

und angst vor dem sozialen abstieg "schüren" - ist das denn überhaupt noch nötig? ich habe den eindruck , die bevölkerung ist informiert über hartzIV. und die folgen dieser aszialen politk zu benennen halte ich für eine politische notwendigkeit und nich tfür eine hetze

(ich bin kein absoluter fan von lafontaine - aber das aus anderen gründen)
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