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> Habt ihr feste Rollen in eurer Beziehung?
dandelion
Beitrag 01.Nov.2005 - 18:33
Beitrag #21


don't care
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ähm... bilde ich mir das ein, oder ging es gar nicht so sehr um "ich fühle mich als frau", als um "ich katalogisiere Beziehungsverhalten auch dann in 'Mann' und 'Frau', wenn kein Mann an der Beziehung beteiligt ist"?

Zudem bin ich nicht sicher, ob man heute noch sicher sagen kann "ich wurde soundso erzogen" - die Medien, das Umfeld (außerhalb der Familie) haben viel größeren Einfluß als zu ur-patriarchalischen Zeiten. Mittlerweile mag ich nicht mehr beurteilen müssen, wer und was alles zur Erziehung beiträgt... Wo die überhaupt aufhört...
Alles und jedes um uns rum will uns formen, katalogisieren. Einen Dummie der Person erstellen, der aus den relevanten Daten und Eigenschaften besteht, und der berechenbar ist. Anders wären Erfahrungsmuster nicht denkbar. Störende Eigenschaften, die "negative" oder "unproduktive" Querschläger verursachen würden, sollen nach Kräften ausgeklammert werden.
Und naja... Für den Identitäts-Dummie sind die Gene (find ich) wesentlich wichtiger als für den Beziehungs-Dummie... insbesondere für den äußeren - der innere kann ja so viel anders aussehen... :wacko:

Menschen sind verzwickt verwickelt...
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rowan
Beitrag 01.Nov.2005 - 18:50
Beitrag #22


Gut durch
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Gruppe: Validating
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bei uns hat sich in laufe der jahre eine gewisse arbeitsteilung eingeschlichen. allerdings machen wir beide "männer- und frauentypische arbeiten" (mir fällt gerade kein besserer begriff ein, mal unabhängig davon ob anerzogen, genetisch bedingt, traditionell begründet oder sonst was ist.... ich denke, immerhin hat diese beschreibung den vorteil, dass jede ® weiss, welche dinge eher als frauentypisch oder als männertypisch gelten)
wir haben so beide unsere vorlieben und abneigungen fähigkeiten und unfähigkeiten, so hat sich die arbeitsteilung ergeben. zb. ich putze mehr, sie wäscht mehr die wäsche. handwerkliches bleibt eher an mir hängen, ich bin da einfach geübter und geschickter. ansonsten spielt noch der zeitfaktor eine grosse rolle. meine partnerin arbeitet derzeit mehr als ich, daher mache ich auch viel mehr im haushalt. als es umgekehrt war, da hat sie das meisste im haushalt gemacht. ich würde ganz klar sagen, keine geschlechterspezifische rollenverteilung.
ich würde sagen, wir sind gleichberechtigte partnerinnen, menschen, frauen.


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noname2
Beitrag 01.Nov.2005 - 19:02
Beitrag #23


Fürstin Pückler
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QUOTE (alba @ 01.Nov.2005 - 17:01)
@ jellybean: Ich verstehe deinen harschen Tonfall nicht.




Bitte? Ich habe einfach eine völlig legitime Gegenfrage gestellt.

QUOTE
Ich habe hier ein Werk einer Autorin eingestellt, das als Klassiker der Gender Studies angesehen werden kann. Viel zitiert und durchaus ernst zu nehmen. Ich möchte dich bitten, nicht in einer derartigen Weise auf gestandene Bücher zu reagieren, die Du scheinbar noch nicht gelesen hast und die Du deshalb also schwerlich mit einem solchen Kommentar ("Sondern als Neutren oder was?") belegen solltest.


Mein Kommentar bezog sich auf die zitierte These Deines Links (der Satz stammt übrigens von Simone de Beauvoir und war ihrerzeit noch deutlich berechtigter und verständlicher als er es heute ist) , die eigentlich nur den logischen Schluß zuläßt, daß man als Neutrum geboren wird, was ich für eine nicht sehr überzeugende Hypothese halte. Ich habe übrigens in meinem Studium genug mit den ganzen Gender-Theorien gearbeitet, um mir ein Urteil darüber bilden zu können. Ich werde weiterhin bei Behauptungen und Theorien, die ich für überzogen halte, entsprechende Gegenfragen stellen, auch wenn sie von "gestandenen" Protagonisten einer bestimmten Ideologie verfasst wurden. Die Gender-Theorien sind m.E. nur begrenzt brauchbar und wenn sie aus ideologischen Interessen zu einer kompletten Ignoranz biologischer Fakten führen, ist Vorsicht geboten. Es ist ja schön und gut und vor allem gut gemeint, gesellschaftliche Zwänge und Normen zu dekonstruieren, dafür bin ich jederzeit zu haben, aber nicht, wenn es auf Kosten der Wahrheit und Wahrscheinlichkeit geht.


QUOTE
Geschlechtersozialisation beginnt an dem Tag, an dem die Eltern wissen, welches Geschlecht das Kind hat.
Also in den meisten Fällen im Mutterleib.


Ja, die These kenne ich auch. Sie ist aber durch Fälle, in denen einem Menschen von Geburt an irrtümlich ein falsches Geschlecht attestiert wurde, widerlegt. Solche Menschen sind meist zutiefst unglücklich gewesen, weil es ihrer geschlechtlichen Natur widerprach. Diese Geschichte ist vielleicht ganz interessant Ein genetischer Junge, der aufgrund einer anatomischen Fehlbildung für ein Mädchen gehalten wurde, wurde auch dementsprechend als Mädchen "sozialisiert". Ein Desaster. Wenn es keine geschlechtsabhängige Grundausstattung geben würde, hätte er damit genausogut fahren müssen, wie ein Mädchen, das ja angeblich nicht als solches geboren wird. ;) Stattdessen verabscheute er Puppen, verhielt sich wie .... ein Junge. Was er ja auch war.

Geschlechtsidentität ist nunmal nichts völlig Willkürliches, das man einem Wesen ungeachtet seiner Chromosomen einfach anerziehen kann. Eine derartige Vorstellung halte ich für einen sehr leichtfertigen Umgang mit menschlichen Genomen und evolutionärer/biologischer Ausstattung und daher für ethisch höchst fragwürdig. Eine kritische Trennung zwischen angeborener Ausstattung, gesellschaftlicher Inkulturation und - schlimmtenfalls - Normen und Zwängen, die sich gegen das Wesen eines Individuums richten, ist hingegen sinnvoll und not-wendig (im wahrsten Sinne des Wortes). Aber auch hier sollte man bedenken, daß nicht alle kulturellen Phänomene sich grundsätzlich gegen menschliche Bedürfnisse richten, manche spiegeln sie vielmehr wieder, selbst dann, wenn sie nicht angeboren sind. (Mode z.B. u.ähnl.) Manche machen einfach Spaß. :)
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mandelbäumchen
Beitrag 01.Nov.2005 - 20:00
Beitrag #24


Naschkatze
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QUOTE (jellybean @ 01.Nov.2005 - 19:02)
... Stattdessen verabscheute er Puppen, verhielt sich wie .... ein Junge. Was er ja auch war.


Hier stellt sich mir die Frage, wie vielen Mädchen/Frauen es nicht genau so geht? Ich weiß es nicht?

Auch meiner Schwester wurde nachgesagt, an ihr "sei ein Bub verloren gegangen". Meines Erachtens hat auch ihre Magersucht mit der Ablehnung ihrer eigenen "Weiblichkeit" zu tun. Manchmal hat sie sich auch gewünscht ein Junge zu sein. Mittlerweile legt sie großen Wert darauf dem weiblichen Rollenbild zu entsprechen, obwohl sie es äußerlich (groß, athletischer Körperbau) schwer tut. Alle waren ganz neugierig, sie in ihrem weißen Hochzeitskleid zu sehen, niemand konnte sie sich so recht darin vorstellen.

Ich selbst war stiller, Puppen habe aber auch ich gehasst. Da ich sowieso Außenseiterin war (aus verschiedenen Gründen), kratzten mich die weiblichen Rollenanforderungen irgendwann nicht mehr. Aber ich lebe im Deutschland des 21. Jahrhundert, und es ist für mich zumindest nicht lebensgefährlich, mich nicht anzupassen. Den gelegentlich schrägen Blick halte ich aus. Müsste ich mich wie eine "richtige" Frau verhalten, wäre ich auch todunglücklich. Wie viele Frauen/Mädchen sind es, weil sie es versuchen? Wie viele passen tatsächlich ihr biologisches Geschlecht dem "gefühlten" an (OP, Hormone)?

Bei mir finden sich bunt gemischt männlich und weiblich definierte Eigenschaften und Verhaltensweisen. Von meiner biologischen Ausstattung her bin ich ein Vollblutweib, an den Hormonen liegt es also sicher nicht.

Ich glaube nicht, dass die biologischen Gegebenheiten völlig ohne Einfluss auf unsere psychische Verfassung sind. Aber ob sich damit Vorlieben für Barbie-Puppen und geschorene Waden einerseits und Bagger und Kurzhaarschnitte anderseits erklären lassen, halte ich für fraglich. Ebensowenig glaube ich z.B. dass Männern aufgrund ihrer Biologie ein größeres Aggressionspotential haben. Dafür kenne ich mein eigenes viel zu gut, das ich mittlerweile gebändigt habe, das aber früher zu verpügelten Kindern und toten Vögeln geführt hat.

Okay, es sind ganz persönliche, subjektive Erfahrungen. Damit lässt sich diese Frage sicher nicht klären. Aber letztendlich ist es egal, solange wir uns einig sind, dass es Rollenzwänge nicht geben sollte - und das scheint mir doch so, oder?
Den Rest werden wir sehen - das hoffe ich.

Was diese Geschichten über versehentlich - oder mit Absicht - im "falschen" Geschlecht erzogene Menschen angeht, so Frage ich mich manchmal, wie viel "Wissen" - unbewusst beim Kind, bewusst oder unbewusst bei den Erwachsenen - nicht doch da gewesen ist, und wie dieses Wissen gewirkt hat. Ich habe zum Beispiel in einem ganz anderen Bereich die Erfahrung gemacht, was für einen immensen und verheerenden Einfluss ein Familiengeheimnis haben kann. Einem Kind etwas nicht zu sagen, bedeutet nicht, dass das Kind es nicht doch weiß. Ob das bei dem von dir angeführten "Fall" eine Rolle spielt, weiß ich nicht, aber es gibt ähnliche Fälle, bei denen das für mich eine sehr einleuchtende Erklärung wäre.

Mandelbäumchen

Edt: Fehler

Der Beitrag wurde von mandelbäumchen bearbeitet: 01.Nov.2005 - 20:03
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robin
Beitrag 01.Nov.2005 - 20:55
Beitrag #25


I lof tarof!
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@mandelbäumchen: Was diese Geschichten über versehentlich - oder mit Absicht - im "falschen" Geschlecht erzogene Menschen angeht, so Frage ich mich manchmal, wie viel "Wissen" - unbewusst beim Kind, bewusst oder unbewusst bei den Erwachsenen - nicht doch da gewesen ist, und wie dieses Wissen gewirkt hat. Ich habe zum Beispiel in einem ganz anderen Bereich die Erfahrung gemacht, was für einen immensen und verheerenden Einfluss ein Familiengeheimnis haben kann. Einem Kind etwas nicht zu sagen, bedeutet nicht, dass das Kind es nicht doch weiß. Ob das bei dem von dir angeführten "Fall" eine Rolle spielt, weiß ich nicht, aber es gibt ähnliche Fälle, bei denen das für mich eine sehr einleuchtende Erklärung wäre. - :zustimm: super! :)
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noname2
Beitrag 01.Nov.2005 - 21:07
Beitrag #26


Fürstin Pückler
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QUOTE (mandelbäumchen @ 01.Nov.2005 - 20:00)
QUOTE (jellybean @ 01.Nov.2005 - 19:02)
... Stattdessen verabscheute er Puppen, verhielt sich wie .... ein Junge. Was er ja auch war.


Hier stellt sich mir die Frage, wie vielen Mädchen/Frauen es nicht genau so geht? Ich weiß es nicht?


Ich auch nicht. Und jede wäre eine zuviel. Aber ich denke, daß sie hier und heute (wo es ja doch einen größeren Spielraum als bei unseren Großmüttern gibt) doch nicht sooo häufig sind. Die meisten Frauen, die ich kenne, verhalten sich gerne "weiblich", nehmen sich aber auch zusätzlich das, was lange ein Privileg der Männer war.


QUOTE
Ebensowenig glaube ich z.B. dass Männern aufgrund ihrer Biologie ein größeres Aggressionspotential haben. Dafür kenne ich mein eigenes viel zu gut, das ich mittlerweile gebändigt habe, das aber früher zu verpügelten Kindern und toten Vögeln geführt hat.


Ich vermute sehr wohl einen Zusammenhgang zwischen männlicher biologischer Disposition und männlichem Aggressionspotential, sehe das ganze aber noch einmal potenziert durch die gesellschaftlichen Konventionen, die es Männern (im Gegensazu zu Frauen) erschweren, für ihre Aggressionen auch "weichere Kanäle", z.B. Tränen oder Aussprachen, zu finden.

QUOTE
Okay, es sind ganz persönliche, subjektive Erfahrungen. Damit lässt sich diese Frage sicher nicht klären. Aber letztendlich ist es egal, solange wir uns einig sind, dass es Rollenzwänge nicht geben sollte - und das scheint mir doch so, oder?
Den Rest werden wir sehen - das hoffe ich.


Das denke ich auch. Je weniegr Zwänge, je weniger vorgeschriebene "Rollen", desto größer wird die Chance für jedes Individuum, authentisch zu werden. Das beinhaltet aber auch, daß bislang gängige Weiblichkeits- und Männlichkeits-"Mythen" nicht gänzlich verteufelt und beispielsweise als pure Konstrukte abgetan werden. (Btw: Auch ein Konstrukt, auch eine Rolle kann frei gewählt werden, weil man sich darin wohlfühlt oder weil man gerne damit spielt. )


QUOTE
Was diese Geschichten über versehentlich - oder mit Absicht - im "falschen" Geschlecht erzogene Menschen angeht, so Frage ich mich manchmal, wie viel "Wissen" - unbewusst beim Kind, bewusst oder unbewusst bei den Erwachsenen - nicht doch da gewesen ist, und wie dieses Wissen gewirkt hat. Ich habe zum Beispiel in einem ganz anderen Bereich die Erfahrung gemacht, was für einen immensen und verheerenden Einfluss ein Familiengeheimnis haben kann. Einem Kind etwas nicht zu sagen, bedeutet nicht, dass das Kind es nicht doch weiß. Ob das bei dem von dir angeführten "Fall" eine Rolle spielt, weiß ich nicht, aber es gibt ähnliche Fälle, bei denen das für mich eine sehr einleuchtende Erklärung wäre.


Ist alles möglich. Losgelöst von allen anderen Überlegungen zu den grundlegenden unterschiedlichen Voraussetzungen von männlicher und weiblicher Identität (und losgelöst von persönlichen Erfahrungen, die diese Vermutungen überwiegend bestätigen) hielte ich die Frage auch für unentscheidbar.


Aber wie auch immer - ich hoffe, daß uns die Humanwissenschafte da weiterbringen werden - am wichtigsten erscheint mir derzeit die Möglichkeit für alle, aus vorgegebenen Rollen ausbrechen zu können - und zwar auch dann, wenn diese "Rollen" den mehrheitlichen Bedürfnissen entsprechen. Egal ob es sich um Männlichkeits- oder Weiblichkeitsideale oder andere Rollenklischees dreht: Das Klischee, daß in einer homosexuellen Beziehung einer die "Mann-Position" und einer die "Frau-Position" abdecken muß, ist ja weniger ein Beispiel von Männlichkeits- oder Weiblichkeitsidealen, als vielmehr eines von Hetero-Idealen. Idiotisch eigentlich. Genausogut könnte man zu einem gemischtrassigen Paar sagen: "Übernimmt der Schwarze eigentlich die Rolle eines Weißen oder übernimmt die Weiße die Rolle einer Schwarzen?" (IMG:http://www.mainzelahr.de/smile/genervt/platsch.gif)

Der Beitrag wurde von jellybean bearbeitet: 01.Nov.2005 - 21:09
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shark
Beitrag 02.Nov.2005 - 18:04
Beitrag #27


Strösenschusselhai
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Ich bin, wie einige andere hier auch, der Überzeugung, dass das, was uns zu "Frauen" oder "Männern" macht, zum allergrößten Teil anerzogen ist; was aber nicht bedeuten soll, dass ich den biologischen, evolutionären Unterschied zwischen Mann und Frau nicht sähe. Aber da geht´s nicht um "Können" oder "Nicht-Können" im alltäglichen Leben.
In der Beziehung, die ich mit meiner Frau führe, gibt es durchaus "Rollenverteilung". Einfach, weil jeder von uns andere Dinge leichter, bzw. schwerer fallen. So bin ich die Ordentliche von uns und die, die dafür sorgt, dass wir es "schön haben". Meine Frau hingegen ist handwerklich begabter (und es macht ihr auch mehr Freude als mir...); daher erledigt sie Arbeiten dieser Art. Sie kocht auch lieber und (vielleicht auch deswegen) besser als ich - während ich wieder eindeutig geschickter im Organisiern unseres Alltags bin.
Sie ist forscher als ich. Ich bin konsequenter als sie. Sie weiß mehr über Technik, ich kenne mich besser in der Psychologie aus.
Gemeinsam haben wir die Fähigkeit, zu erkennen, wie wir aus dem großen Pott unserer Talente, Gelüste und Eigenschaften so schöpfen können, dass keine in ihrer Entwicklung gehemmt wird, jede sich produktiv einbringen kann und :dass wir ein gutes team sind.
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grenzgängerin
Beitrag 03.Nov.2005 - 00:38
Beitrag #28


Fürstin Pückler
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Ups, ich bin überwältigt. Ich merke schon, ich muss am Ball bleiben, wenn ich eine Frage stelle und dann auch mitreden möchte. Erst einmal Danke für die vielen unterschiedlichen Ansichten und Aspekte. Bin leider gerade in Zeitnot und kann gar nicht so ausführlich auf die vielen Eindrücke antworten. Aber ich kann sagen, dass ich den Dialog sehr spannend finde. Überhaupt finde ich es sehr spannend, mich mehr mit Themen auseinander zu setzen, die mit mir als Frau - als lesbische Frau zu tun haben. Obwohl ich nun schon seit längerer Zeit mit meiner Liebsten zusammenlebe - sie aber keinen Sinn für solche Themen hat - habe ich den Austausch nicht so intensiv gesucht. Jetzt, seitdem ich in diesem Forum herumstöbere merke ich, wie sehr ich das vermisse und wie "isoliert" ich eigentlich lebe. Darum noch mal ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle und ein anderes Mal mehr...
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rebecca
Beitrag 03.Nov.2005 - 15:14
Beitrag #29


Immer noch gut durch
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Auch wenn es sich jetzt wie ein Bruch der Diskussion anhören mag, aber ich möcht in gewisser Weise auf den Ausgangsthread zurückkommen. Die Bezeichnung „Rolle“ halte ich in gewisser Weise für irreführend, weil es impliziert, dass es unbedingt erforderlich in der Beziehung ein bestimmtes, meist tradiertes und gesellschaftlich anerkanntes, Rollenverhalten auszuüben. Dieses Rollenverhalten impliziert in heterosexuellen Beziehungen, dass der Mann der starke Part, die Frau der schwache Part ist. Dabei wird meines Erachtens übersehen, dass es – aus meiner Sicht – mehr auf die Wesenszüge der Einzelnen ankommt, als etwa auf das Verhalten und die Stellung in der Gesellschaft.

Wenn der Mann nun als „Ernährer“ auftritt, dann übernimmt er aus meiner Sicht nicht unbedingt den „männlichen“ Part in der Beziehung, der auch verantwortlich für das Heimwerkern, die Verhandlungen mit der Bank oder die Tätigkeit als Grillmeister ist.

Viel wesentlicher hier ist die Fragte, ob in einer Beziehung eine Person dominanter und „führender“ Auftritt, als es etwa der andere Part tut. Unabhängig von einzelnen Präferenzen, wie Waschen, Bügeln, Kochen, Auto reparieren oder Rasen mähen.

Die Frage hinsichtlich der Geschlechtsidentität stellt sich meines Erachtens in lesbischen Partnerschaften – in der Regel – überhaupt nicht. Denn ich denke, dass beide mit Fug und Recht von sich selbst behaupten, eine Frau zu sein. Selbst in Fragen, wo sich eine Frau als Butch kategorisiert, dürfte sie sich weiterhin als Frau bezeichnen und sich als solche identifizieren.

Den Einfluss von Genen auf die eigene Identität halte ich für weniger stark, als es vielleicht in dem einen oder anderen Thread – wenn ich ihn richtig gelesen habe – herauskommt. So definieren und sehen sich Frauen mit AIS immer noch als Frauen, und Männer mit dem Gendefekt XXY auch noch als Männer.

Sozialisatorische Einflüsse aber auch die Erkenntnis – wie in einem Thread angedeutet – dass das Kind letzten Endes „es“ auch weiß mögen einen gewissen Einfluss haben, aber im Falle von Hermaphroditen, die unerkannt von den Eltern, im „falschen“ Geschlecht gelebt haben, lässt sich aus meiner Sicht, auch sehen, dass sozialisatorische Einflüsse nicht unbedingt einen großen Einfluss haben müssen. Dies gilt auch insbesondere dann, wenn versucht wird, aus einem Jungen „einen richtigen Mann zu machen“. Übrigens ein Druck, der gegenüber Männer sehr viel stärker besteht als etwa gegenüber Frauen, die die stärkere Seite ausspielen können.

Ein Wort noch zu den anerkannten Meinungen: Gerade was den Bereich Geschlechtsidentität angeht, bin ich mit so genannten anerkannten Meinungen sehr vorsichtig, da aus meiner Sicht versucht wird, Erklärungsmuster für Sachverhalte zu finden, die sich nicht zufrieden stellend und abschließend erklären lassen. Die Zahl der Bücher dieser so genannten „Expertenmeinungen“, die ich schon in die Mülltonne geworfen habe, ist enorm.
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alba
Beitrag 03.Nov.2005 - 22:06
Beitrag #30


Gut durch
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QUOTE (jellybean @ 01.Nov.2005 - 20:02)
Mein Kommentar bezog sich auf die zitierte These Deines Links (der Satz stammt übrigens von Simone de Beauvoir und war ihrerzeit noch deutlich berechtigter und verständlicher als er es heute ist) , die eigentlich nur den logischen Schluß zuläßt, daß man als Neutrum geboren wird, was ich für eine  nicht sehr überzeugende Hypothese halte.

Ich bin ganz fürchterbar müde und kann deshalb nicht lang bleiben. Nur dieses eine Posting heute....
Ich hab doch gar keine These zitieren wollen, sondern zunächst einmal den Titel des Buches der Autorin Scheu. Dass der Satz von Beauvoir stammt, sagt sie, glaube ich, selbst in dem Buch und erläutert dann ihre stützenden Argumente. Der Titel schien mir ein Aufgreifen der These Beauvoirs als "AUfhänger" zu sein.... Meine Links sollten so etwas besagen, wie: Ich beziehe mich auf/denke an das und das Buch.

Ich sage übrigens nicht, dass es ausgeprägte Identitäten nicht gibt, ich sage nur, dass die Einteilung in ein dichotomes Geschlechtersystem m.E. unpassend ist. (Und, radikalisiert formuliert, aufgelöst gehört.) Zumal es eben zahlreiche Beweise gibt, dass es ganz schwer ist, ob nach sex oder gender, alle Menschen in diese Kategorien zu pressen.
Um bei dem oft hergeholten "Pole"-System zu bleiben: Belegen wir doch die 100%ige Geschlechterausprägung (egal, ob sex oder gender, frau suche es sich aus) mal mit den Werten 10 und -10 (vollkommen egal, welches Geschlecht welchen Wert erhält). Dann liegen sehr viele Menschen irgendwo im Bereich 9 bis -9. Und mehr als einigen lieb ist vielleicht im Bereich 2 bis -2. Was nun? Sind das dann noch-so-gerade-eben-Frauen/Männer? Ich denke halt nur, dass die Einteilung in zwei Geschlechter unbedacht ist.
(Denn so richtig blöd ist die Hypothese einiger Intersexueller, ihre "Erscheinung" könne den nächsten Schritt der Evolution ankündigen, ja nicht. Woher wissen wir schon, was evolutionstechnisch in einigen hundert Jahren ist? (Wenns die Menschheit dann noch gibt, vorrausgesetzt..)

Ich lege einfach nur Wert auf weniger radikale schwarz-weiß-Thesen. Weils kein schwarz-weiß gibt. Einige hättens nur gern. Schon die Psychologen halten Kategorisierung für einen wichtigen Aspekt im menschlichen Denken. Nur haben viele empirische Studien gezeigt, dass das mit der Zweiteilung nicht so einfach ist.
Dass die meisten Attributzuschreibungen nicht haltbar sind. (Hagemann-White 1984)
Und zu der Fetteinlagerung: Ich kenne ´ne Menge Frauen, die sehr wenig Fett einlagern und kaum Hüfte haben und Männer mit Cellulite und der berühmten "Birnenform". Ich kann nicht so richtig an diese krasse Zuweisung glauben.
Meinetwegen legt Kategorien an. Aber können es nicht eher fünf oder sieben sein, um zumindest ein paar Menschen mehr gerecht zu werden? ;)

In diesem Sinne:
Habt noch einen schönen Abend, und gute Nacht, schlaft schön!!
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noname2
Beitrag 03.Nov.2005 - 22:50
Beitrag #31


Fürstin Pückler
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Ich habe mal eine Frage an die Vertreterinnen der Theorie, daß Männer und Frauen (so wie wir sie heute verstehen) zum Großteil kulturelle Konstrukte sind. Die Frage hatte ich schon früher gestellt, aber ich möchte sie noch ein wenig konkretisieren. Sie ist allerdings nur an diejenigen Frauen gerichtet, die sich selber als ausschließlich lesbisch, also "frauenliebend" begreifen:

Wenn das Geschlecht Frau überwiegend konstruiert ist, was genau ist es dann Eurer Meinung nach, das Euch dazu veranlaßt, "frauenliebend" zu sein? Sind es lediglich die weiblichen Geschlechtsorgane, die Euch mehr ansprechen, bzw. die männlichen, auf die Ihr nicht so steht? Oder ist es mehr? Wenn ja: Ist es dann so, daß Ihr das "Geschlechterkonstrukt Frau" so wie wir es kennen, einfach als gelungener und attraktiver empfindet als das "Geschlechterkonstrukt Mann" und daß Ihr in einer anderen (fiktiven) Kultur, in der die Konstrukte schlichtweg vertauscht wären, also Männer die sog. "Frauenrollen" und Frauen die sog. "Männerrollen" übernehmen würden, nicht mehr "frauenliebend", sondern eher "männerliebend", also heterosexuell wärt? In diesem Fall wäre Homosexualität eine Antwort auf kulturelle Konstrukte, aber genaugenommen keine vorgegebene Identität mehr.

Ich kenne von manchen lesbischen Frauen die Aussage, sie könnten sich zwar Sex mit einem Mann vorstellen, aber eine erfüllende, ergänzende Beziehung sei ihnen nur mit einer Frau möglich. Genau dieselbe Aussage (wesentlich häufiger) kenne ich auch von heterosexuellen Frauen: Körperlicher Sex mit einer Frau ja, keine Frage, für eine Beziehung aber würde es nicht reichen, da fehlt die männliche Komponente. Für solche Fälle wäre es nun sehr interessant, ob das was hier jeweils für eine Beziehung (die ja mehr ist als nur physischer Sex) als nötig erachtet wird, essentieller Bestandteil weiblicher, bzw. männlicher Personen ist, oder es sich um rein gesellschaftliche Konstrukte handelt, die jeweils benötigt werden.

Für diejenigen, die vermuten, daß es nicht nur rein inkulturiertes "Rollenverhalten" ist, das sie zu frauenliebenden Frauen macht, nun die eigentlich interessanteste Frage: Was ist es dann? Gibt es - außer dem auf der Hand liegenden ;) - etwas, das Ihr als essentiell weiblich bezeichnen würdet?



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sonnenstrahl
Beitrag 03.Nov.2005 - 23:06
Beitrag #32


verboden vrucht
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@shark: Dein Beitrag hat mich sehr angesprochen. Schön, wie Du das geschrieben hast.

Auch bei uns gibt es Rollen - aufgrund unserer unterschiedlichen Hintergründe, Charaktere, Körpergrößen, Interessen, Stärken, Schwächen, Behinderungen im allerweitesten Sinne, Ansprechbarkeiten, Prozesse ....
Es gibt durchaus auch mal Rollengerangel: Wir sind nun mal beide im Herzen Piratinnen mit Anführerinnenallüren, die sich nur allzu gerne hingebungsvoll bekochen, bedienen und verwöhnen lassen.
Was wir gemeinsam haben, sind unser humanistisches Denken, fast immer unsere politischen Meinungen, unsere Lust am Austausch, unser Bemühen, immer wieder das Gute zu finden, und überhaupt unsere Liebe zum Leben.
Ein guter Nährboden für ein gesundes Wachstum der Beziehung, Rollen hin oder her .
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noname2
Beitrag 03.Nov.2005 - 23:16
Beitrag #33


Fürstin Pückler
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QUOTE (alba @ 03.Nov.2005 - 22:06)

Ich lege einfach nur Wert auf weniger radikale schwarz-weiß-Thesen.


Ich halte die These, daß Männlichkeit und Weiblichkeit überwiegend konstruiert ist, schon für ziemlich radikal und ideologisch. Bei allem Verständnis für Reformen bezgl. althergebrachter Traditionen und Konventionen, wird hier ein wenig das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Nur weil aus der Geschlechterdifferenz falsche und für manche sehr einengende Konsequenzen gezogen wurden, muß man sie ja nicht gleich ganz verwerfen, es würde reichen, weiter am Abbau von diesen oft unnötigen Grenzen zu arbeiten.

QUOTE

Weils kein schwarz-weiß gibt. Einige hättens nur gern. Schon die Psychologen halten Kategorisierung für einen wichtigen Aspekt im menschlichen Denken. Nur haben viele empirische Studien gezeigt, dass das mit der Zweiteilung nicht so einfach ist.


Es ist zunächst mal (von äußerst seltenen biologischen Abweichungen) der fundamentale Ausgangspunkt: Der Mensch existiert zunächst mal ungeachtet aller anderer Unterschiede entweder als Mann oder als Frau. Das ist in allen Rassen, in allen Kulturen und zu allen Zeiten so gewesen.

QUOTE
Meinetwegen legt Kategorien an. Aber können es nicht eher fünf oder sieben sein, um zumindest ein paar Menschen mehr gerecht zu werden? ;)


Oh, aber das ist doch überhaupt kein Problem: Wer sagt denn, daß alle Männer zu 100% gleich weiblich oder alle Frauen zu 100% gleich männlich sein müssen? Da hast du doch jeweils die gesamte Spannbreite. Nur halte ich es für unmöglich, daß ein Geschlecht das andere gänzlich ersetzen könnte. (Und das nicht nur weil momentan die Reproduktion noch auf männliche und weibliche Zellen angewiesen ist). Eine Welt nur aus Frauen, fürchte ich, wäre unerträglich, ebenso wie eine Welt nur aus Männern. Und bei aller Bereitschaft und - sicher auch vorhandenen - Fähigkeit einer Person, "männliche Rollenfunktionen" oder "weibliche Rollenfunktionen" zu übernehmen: Mir könnte niemals eine Frau die Existenz von Männern ersetzen und niemals ein Mann die Existenz von Frauen. Also muß irgendetwas sein, daß uns fundamental voneinander unterscheidet, auch wenn dieses Etwas ganz sicher nicht aus tradierten Normen wie "ein richtiger Mann weint nicht" (ich habe schon die tollsten, männlichsten Männer weinen sehen) oder "eine richtige Frau hat einen Kinderwunsch" (ich kenne irrsinnig weibliche Frauen, die keinen haben) oder beruflichen Handicaps besteht.

Eigentlich komisch, ich hätte gedacht, daß monosexuelle Menschen sehr viel stärker von der Geschlechterdifferenz überzeugt wären als bisexuelle - und dabei bin ja gerade ich bi und verteidige hier gegenüber Lesben die Geschlechterdifferenz. B) :gruebel:



Edit:
QUOTE

Weils kein schwarz-weiß gibt. 


Die Geschlechterdifferenz ist doch nicht als "schwarz-weiß"-Einteilung zu verstehen, Mann und Frau ist doch kein Prinzip wie "Himmel und Hölle" oder "Gut und Böse".


Der Beitrag wurde von jellybean bearbeitet: 03.Nov.2005 - 23:20
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noname2
Beitrag 03.Nov.2005 - 23:21
Beitrag #34


Fürstin Pückler
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QUOTE (jellybean @ 03.Nov.2005 - 23:16)
Wer sagt denn, daß alle Männer zu 100% gleich weiblich oder alle Frauen zu 100% gleich männlich sein müssen?

Oh. Das ist eine Stilblüte, die lasse ich stehen. :roetel: :lol:
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alba
Beitrag 04.Nov.2005 - 09:54
Beitrag #35


Gut durch
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QUOTE (jellybean @ 04.Nov.2005 - 00:16)
Ich halte die These, daß Männlichkeit und Weiblichkeit überwiegend konstruiert ist, schon für ziemlich radikal und ideologisch. Bei allem Verständnis für Reformen bezgl. althergebrachter Traditionen und Konventionen, wird hier ein wenig das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Nur weil aus der Geschlechterdifferenz falsche und für manche sehr einengende Konsequenzen gezogen wurden, muß man sie ja nicht gleich ganz verwerfen, es würde reichen, weiter am Abbau von diesen oft unnötigen Grenzen zu arbeiten.

..und genau diesen Abbau meine ich doch. Ich würde halt nur sagen, dass es mindestens ein weiteres Geschlecht in der Kategorisierung geben müsste (s.u.) und bin betr. der Benennung so radikal, weil zur Neuordnung auch eigentlich eine Neubenennung gehört, um sie komplett zu machen. :)

QUOTE
Es ist zunächst mal (von äußerst seltenen biologischen Abweichungen) der fundamentale Ausgangspunkt: Der Mensch existiert zunächst mal ungeachtet aller anderer Unterschiede entweder als Mann oder als Frau. Das ist in allen Rassen, in allen Kulturen und zu allen Zeiten so gewesen.

Entschuldige meine Korinthenka**erei, aber:
"Rasse" ist ein Wort, über das der Konsens in der Wissenschaft besteht, es entweder gar nicht oder nur in Anführungszeichen gesetzt in bezug auf den Menschen zu benutzen. Bei rechtsideologischem Vokabular läufts mir immer kalt den Rücken ´runter und ich muss meinen Senf dazugeben.. :roetel:

Das stimmt so nicht. Es gibt zahlreiche Kulturen, in denen es ein Geschlechtersystem mit drei oder mehr Kategorien gibt. In einem südasiatischen Staat nahe Indien etwa werden Intersexuelle sogar als heilige Personen angesehen. In eben dieser geographischen Gegend wird an sich viel mit den bei uns üblichen Kategorien gespielt. Die bestehen da nur sehr locker und dienen lediglich der Fortpflanzung und sonst gar nichts. Heiraten, Zusammen leben etc., dafür kann man/frau sich suchen wen er/sie will. Auch Intersexuelle. Die sind als Partner/in verständlicherweise sehr beliebt. :)
Es gibt gerade in der Gegend viele Beispiele für solche Art Kategorisierung.

Einzelbeispiele wie das von Bruce Reimer übrigens (der Junge, der wg. einer schief gelaufenen Beschneidung zum Mädchen umoperiert wurde und sich mit Anfang Zwanzig umbrachte, weil das nicht seiner Geschlechtsidentität entsprach) sind für mich keine Argumente für die Widerlegung meiner These. Schauen wir uns mal die ganze Spannbriete der Femininisierungen und Maskulinisierungen an, so entdecken wir viele verschiedene operierte, mit dem Ergebnis des "100%-Geschlecht" mehr oder weniger zufriedene Menschen und mittendrin Birgit Michelle Reiter, der/die seit Jahren versucht, in seinen/ihren Personalausweis den Eintrag "Zwitter" zu bekommen. (Traurig, dass ich ihr/ihm mit unserer Sprache nicht gerecht werden kann..) Eine bunte Palette von Ausprägungen der Geschlechtsidentität, allein hier.

QUOTE
Eigentlich komisch, ich hätte gedacht, daß monosexuelle Menschen sehr viel stärker von der Geschlechterdifferenz überzeugt wären als bisexuelle - und dabei bin ja gerade ich bi und verteidige hier gegenüber Lesben die Geschlechterdifferenz.   B) :gruebel:

Der Witz ist: 'schwul' und 'lesbisch' sind Vokabeln, die gesellschaftlich entstanden sind. Vor dem Hintergrund der dichotomen Geschlechterordnung. Deshalb bezeichnet frau sich eben des Verständnisses darum halber als lesbisch. Das hat letztlich was mit den sprachlichen Konventionen zu tun.

QUOTE
Die Geschlechterdifferenz ist doch nicht als "schwarz-weiß"-Einteilung zu verstehen, Mann und Frau ist doch kein Prinzip wie "Himmel und Hölle" oder "Gut und Böse".

Leider doch. Es gibt zahlreiche auch neuere Publikationen, die Mann-Frau als Pole begreifen. Und auf die spielte ich an und dachte, du stützt sie. :roetel:

Ich glaube mittlerweile aber echt, so weit sind wir gar nicht aoneinander entfernt! :) Mir scheint das jedenfalls in diesem (hier zitierten) Beitrag von Dir zu dämmern.
Btw.: Was hast du studiert? Mich würde auch 'mal interessieren, was Du so zu den Gender Studien gelesen hast. Vielleicht fehlt mir ja nur Dein Verständnis an einigen Stellen und das ließe sich ganz einfach klären. :)

QUOTE
Wer sagt denn, daß alle Männer zu 100% gleich weiblich oder alle Frauen zu 100% gleich männlich sein müssen?

:D gefällt mir. :lol:

edit: Antwort vergessen und Quotierung gerichtet und einige entdeckte Fehler korrigiert.

Der Beitrag wurde von alba bearbeitet: 04.Nov.2005 - 10:01
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noname2
Beitrag 05.Nov.2005 - 14:10
Beitrag #36


Fürstin Pückler
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Hi Alba,


vorweg: Ich halte nicht soviel von dem (sicher meist gutgemeinten und beflissenen) politisch korrekten Sprachgebrauch. Das Wort "Rasse" wurde von unsäglichen, menschenverachtenden Idologien mit falschen Konnotationen und Wertungen belegt, meint aber, sofern es nicht im Zuge einer dieser Ideologien verwendet wird, auch nichts anderes als das politisch brave "ethnische Gruppe". Ich verwende auch den schon weitaus problematischeren Begriff "Selbstmord" (problematischer deswegen, weil wir einen Mord ja konsensfähig als Verbrechen, als Rechtsverletzung verstehen) umgangssprachlich, obwohl ich sehr viel von dem Recht des Einzelnen halte, seinem Leben ein selbstbestimmtes Ende zu setzen und das niemals mit einem MOrd gleichsetzen würde. Begriffe wie "Selbsttötung" oder "Selbsterlösung" sind sicher korrekter, aber klingen irgendwie auch so "bemüht", so gutmenschenhaft. An dem Begriff "Rasse" sehe ich nun wirklich gar nichts Anrüchiges, solange keine menschenverachtenden, rassistischen Wertungen folgen. Und da würde dann auch ein politischer korrekterer Begriff nicht viel helfen. Man kann auch über "ethische Gruppen" rassistischen Dreck schreiben. Aber das nur am Rande.

Du fagst, mit welchen Gender-Theorien ich mich beschäftigt habe und in welchem Rahmen. Ich habe Theaterwissenschaft und Film studiert und mich im Rahmen einiger Hauptseminare mit feministischer Filmtheorie beschäftigt, bei denen Gender-Theorien oder "Gender-Bewußtsein" auch mit eine Rolle spielen, aber nicht unbedingt hauptsächlich. Mein Magistervater war allerdings sehr auf diesem Gebiet engagiert und hat mir, basierend auf einer Hauptseminarbeit über gewalttätige Frauen im Film, dann ein MA-Thema zum Zusammenhang zwischen Genre und Gender vorgeschlagen. Ich müßte die meiste Literatur, die ich dazu gelesen habe, wieder aus dem Keller kramen (falls ich sie nicht weggeschmissen habe): ich konnte nicht viel damit anfangen. Judith Butler fand ich geradezu unerträglich und unlesbar. Die feministischen Filmtheoretikerinnen hatten einige brauchbare Trivialitäten n die gesamte Filmwissenschaft beizusteuern, aber den Umfang rechtfertigte es m.E. nicht und den Anspruch auf einen eigenen Zweig der Filmwissenschaften auch nicht. Ich habe nach zwei Monaten Recherche, Lektüre und Konzeptionsversuchen für meine Arbeit dann das "gender" darin gestrichen und mich lieber den in meinen Augen sehr viel weniger konstruierten und gekünstelten Genre-Theorien alleine zugewandt. Für ein paar Hauptseminare konnte mich feministische Wissenschaft durchaus noch fesseln, aber auf Dauer war mir vieles zu "bebrillt", zu tunnelartig und zu aufgeblasen.


Was mich an Gender-Theorien vor allem stört, ist, daß ich das Gefühl habe, daß es sich um keine ergebnisoffene, unbestechliche, von Wunschdenken freie, objektive Herangehenswese handelt, sondern daß (persönliche) Wertungen der Vertretrinnen eine nicht unerhebliche Rolle dabei spielen. Auch wenn ich dafür Verständnis habe: Das ist keine Wissenschaft, sondern Politik, bzw. Ideologie und sollte dann auch als solche verstanden werden.

Wir haben einfach noch viel zu wenig Evidenzen, um behaupten zu können, daß Männer und Frauen zu einem Großteil kulturelle Konstruktionen, also Erfindungen sind. Studien mit Menschen, die man in einem kulturellen Vakuum aufzieht, sind nicht möglich (zum Glück) und wären wohl auch unbrauchbar, Studien über Menschen, die aus Irrtum nicht gemäß ihres biologischen Geschlechts erzogen wurden, sind aufgrund der wenigen Fälle nicht aussagekräftig genug. Auch wenn ich persönlich die Argumente für eine genetisch vorhandene Geschlechterdifferenz, die nicht durch Dressur, Inkulturation oder Erziehung willkürlich aufgehoben oder ausgetauscht werden kann, für sehr überzeugend halte (Die Macht der Gene ist nachweislich enorm, das IST derzeitiger wissenschaftlicher Konsens, wenn auch vor allem inden Naturwissenschaften, die Auswirkungen der Evolution auf die menschlichen Grunddispositionen ebenfalls und über hormonelle Auswirkungen auf menschliches Verhalten wissen wir auch schon einiges), würde ich nicht einfach so voreilig oder weil es mir persönlich besser gefällt, drauflosbehaupten, daß dem auf jeden Fall so sein muß. Ich sehe hier durchaus noch Forschungsbedarf und - von meiner derzeitigen Position als Privatmensch, der ja auch von eigenen Erfahrungen geprägt ist abgesehen - würde ich als Wissenschaftlerin (die ich nicht bin, ich habe keine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen nach meinem Studium) derzeit auf diesem Feld immer ergebnisoffen und unparteiisch arbeiten.

Eines aber steht sicher fest (ich glaube da sind wir uns alle einig): Es gibt mit Sicherheit Anteile an dem jeweils in einer Zeit und Kultur aktuellen Männer- bzw. FRauenbild, die nur im Zusammenhang mit dieser Zeit und Kultur zu erklären sind. Und diese zu erforschen ist durchaus sinnvoll, wenn man humanwissenschaftliches Interesse hat. Nur: Man sollte nicht den Fehler machen und daraus ein falsch oder richtig ableiten, denn dann wird es schnell zur Ideologie. Falsch ist ein kulturelles Konstrukt nämlich nur dann, wenn es Menschen schadet, es gibt aber jede Menge kuturelle Konstrukte, die - sofern man sie zwanglos anwendet - der Natur vieler Menschen entsprechen, ihnen entgegenkommen. Kultur kann auch Antwort auf vorgegebenes Sein sein. Ein schönes bildliches Beispiel: Häuser sind menschliche Konstrukte, Erfindungen. Sie unterscheiden sich auch in verschiedenen Zeiten und Kulturräumen. Und dennoch könnten Außerirdische, die unsere Erde erst nach dem Aussterben der menschlichen Rasse besuchen würden, aus den Häusern die sie vorfinden, einige Schlüsse auf die Natur der Spezies Mensch ziehen. Es ließen sich Bedüfnisse erkennen, sowohl biologischer (Heizungsbedarf) als auch sozialer Natur (Kommunikationselektroik, Hausbar, evt. Sportraum, etc.) Natürlich sähen diese Schlüsse nicht in jeder Epoche und jedem Kuturraum gleich aus und es käme vermutlich, wenn es sich nicht um wissenschaftlich hochspezialisierte Aliens handeln würde ;) , zu entsprechenden Fehlschlüssen, aber: Nicht alles was sich aus einem Haus (also dem "Konstrukt") ableiten ließe, wäre nur als ein Produkt menschlicher Erziehung deutbar, sondern einiges davon könnte man durchaus als Antwort auf naturgegebene menschliche Bedürfnisse, eine menschliche Grunddisposition annehmen, ohne falsch zu liegen.

Auch die Ehe ist z.B. so ein menschliches Konstrukt, aber sie ist auch eine Antwort auf menschliches Zusammenleben. Die Art und Weise wie sie sich durch die Jahrhunderte geändert hat (zum Glück!!!) , ist zugleich ein schöner Beweis dafür, daß sich diese Bedürfnisse ändern, daß es auch eine soziokulturelle und nicht nur eine biologische Evolution des Menschen gibt.

Ich halte es nun nicht für falsch, eventuelle kulturelle Konstrukte näher unter die Lupe zu nehmen, aber was ich für falsch halte, ist, aus der Tatsache, daß nicht jedes vermeintliche (!) Konstrukt allen Menschen zusagt, das Ganze in Bausch und Bogen als ungeeignet zu verwerfen. Und dies scheint mir gelegentlich bei manchen Gender-Theoretikernnen der Fall zu sein, bei denen man das Gefühl hat, sie würden Männlichkeit und Weiblichkeit am liebsten gänzlichen elimieren, alles, was sie dabei als "Rolle" empfinden (vielleicht, weil es für sie selber eine wäre?) auslöschen und Männer und Frauen fast unterschiedslos gleichmachen. Ohne diese Bewertungen und ohne dieses (oft nur zwischen den Zeilen zu spürende) Ziel, würde ich wneiger Unbehagen gegenübder diesen gender-studies empfinden.




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Die Geschlechterdifferenz ist doch nicht als "schwarz-weiß"-Einteilung zu verstehen, Mann und Frau ist doch kein Prinzip wie "Himmel und Hölle" oder "Gut und Böse".



Leider doch. Es gibt zahlreiche auch neuere Publikationen, die Mann-Frau als Pole begreifen. Und auf die spielte ich an und dachte, du stützt sie.


Ja, das tue ich auch, ich sehe in einer Mann/Frau-Polarität nichts "Böses" oder Falsches. Die gesamte Heterosexualität (und ich hoffe, daß wenigstens hier Einigkeit besteht, daß es sich nicht um eine bloße Erfindung handelt, sondern daß es das auch in der Natur gibt ;) ) basiert darauf, denn Mann/Frau-Erotik ist weitaus mehr als nur die Erregbarkeit durch gewisse Geschlechtsteile, die man selber nicht hat. Es ist allerdings nur eine Art von Polarität, daneben gibt es sicher noch andere. Und sie muß auch nicht auf 100% der Menschen zutreffen, was der Anteil von Homosexuellen ja zeigt. Aber sie ist mit der Evolution eigentlich ganz gut zu erklären, da die gegenseitige Anziehung der Geschlechter (die ohne ihre Verschiedenartigkeit ja aufgehoben wäre) einen evolutionären Vorteil bei der Arterhaltung geboten hat. Daß dies sich auch auf manches sog. "Rollenverhalten" und Männer- bzw. Frauenbild auswirkt, ist doch klar: Heterosexuelle Frauen z.B. "stehen" erwiesenerweise auf erfolgreiche, selbstbewußte, erfahrene Männer, was sich gut damit erklären läßt, daß diese besser für die Aufzucht der Nachkommen geeignet sind. Wir sind halt nunmal biologische Wesen. Aber die Natur und die Evolution ist nie hundertprozentig, Abweichungen und Normvarianten haben ebenfalls einen evolutionären Vorteil.

Also, Zusammenfassung: Bei aller momentanen Unentscheidbarkeit darüber, was uns Menschen (oder der Mehrheit von uns Menschen) durch unser biologisches Geschlecht unaufhebbar in die Wiege gelegt wurde und was Folge der Sozialisierung ist, finde ich Bewertungen, Normen und vor allem die Aufstellungen von Idealen unangebracht, und zwar in beide Richtungen. Ganz zu schweigen von wissenschaftlichen Thesen, die sich momentan bestenfalls als Theorien bezeichnen dürfen, bis sie verifiziert oder falsifiziert wurden. (Nein halt, eine verifizierte Theorie ist keine mehr, sondern ist Fakt, eine falsifizierte Theorie ist immer noch eine Theorie, allerdings nur noch eine falsche. ;) ).


So, Schluß für Heute.

Gruß,

jb


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shark
Beitrag 05.Nov.2005 - 21:03
Beitrag #37


Strösenschusselhai
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Die Essenz des Frau-Seins, das Konzentrat der Frauenliebe....

Ich gestehe ehrlich, dass ich mir bislang darüber nur wenig weitergehende Gedanken gemacht habe...

Doch wenn ich versuche, mich meinem Frau-Sein, meiner Homosexualität auf anderer als emotionaler Ebene anzunähern, so will mir scheinen, es müsse die Essenz wie das Konzentrat geben, und zwar weitab von allem, was unsere Gesellschaft oder welche Kultur auch immer an Rollenmodellen "anbietet".

Unstrittig ist wohl, dass biologisch die meisten Menschen entweder als Frau oder Mann klassifiziert werden können.
Daneben gibt es eine beschränkte Anzahl anderer, durch Gene festgelegter, "Kombinationsmöglichkeiten".
Ich bin biologisch eine Frau, verfüge über die entsprechenden Chromosomen. So ganz "nackt" betrachtet, darf ich mich also erst mal auch als das, was wir "Frau" nennen, verstehen.
Als Säugling fehlte mir das Bewusstsein, ein weiblicher Mensch zu sein, noch völlig. Selbst ein Empfinden für mein "überhaupt-Einzelperson-sein" hatte ich (wie alle Säuglinge) nicht. Mit der Zeit (gegen Ende des ersten Lebensjahres) wurde mir "klar", dass ICH existiere. Später, im Lauf des "Kleinkindalters" ist mir aufgefallen, dass es neben dem, was an mir als Mensch so "dran ist" auch noch "anderes" gibt - Jungs nämlich; die sahen anders aus; aber sah meine Mutter nicht auch anders aus, als ich? Und mein Vater anders als der Nachbarsjunge? Irgendwann hatte ich genug Jungen und Männer, Mädchen und Frauen jeden Alters gesehen, um für mich erst einmal festzustellen, dass es wohl zwei Geschlechter geben müsse.
In der Zwischenzeit allerdings wurde ich von meinen Eltern, die ja bereits "wussten", dass ich ein Mädchen war, auch wie eines behandelt. Mir wurden Puppen geschenkt, Kleidchen angezogen, ich wurde belehrt, wie ein Mädchen (zu meiner Kinderzeit in Deutschland) "zu sein hatte". Ehe mir also klar war, dass ich ein Mädchen war, war ich schon "rollengeprägt" worden.
Diese "Rolle" war eine Einschränkung, aber wie alle Einschränkungen bot sie auch Sicherheit und Orientierung. Mit dieser lebte ich einige Jahre recht "selbstverständlich": Jungen waren irgendwie "fremd"; das war eben so...(und all die Jungs waren in derselben Weise wie ich "vor-erkannt" worden)
Als ich in die Pubertät kam und der Einfluss der Geschlechts-Hormone in meinem Körper eine vorläufige Klimax erreichte, die mir das bescherete, was wir "Geschlechtsreife" nennen, bekam mein "Frau-Sein" eine neue Bedeutung: ich war (für mich erkennbar nur) für männliche Wesen "interessanter" als zuvor. Und zwar auf eine Weise, die eng mit Sexualität und den Phantasien darüber zusammenhing.
Ich entwickelte eine große "Neugier" auf "männliche Menschen", die - wie ich denke- vor allem Neugier auf das "Andere" war. Lange genug war ich "Mädchen" gewesen, um erst einmal weiterhin diese "Rolle" auszufüllen. Es war, als gäbe es keine Alternative.
Gleichzeitig geschahen Dinge, die mich Angst vor Männern und ihrer Sexualität haben ließen. (Und da meinen viele meiner Freunde, Familienmitglieder und auch Andere den "Ursprung" meiner Frauenliebe zu sehen; ich teile diese Meinung nicht, noch verwerfe ich sie: es ist mir schlicht nicht wichtig)
Ob ich nun durch die "Prägung", die ich erfahren hatte bis zu diesem Zeitpunkt oder durch einen "biologischen Motor" weiter an "Männern" festhielt, weiß ich nicht; das spielte auch nur dann eine Rolle, wenn ich meine Homosexualität mit ebendiesen Erfahrungen begründen wollte, was ich ja nicht zu tun wünsche...und auch nicht kann..
Männer blieben jedenfalls für mich zu jener Zeit die Menschen, die ich als potentielle Partner ansah; in emotionaler, wie auch körperlich-sexueller Weise.
Ebenso blieb ich meiner "Mädchen-/Frauen-Rolle" treu. Dass das "normal" war, stellte ich nicht in Zweifel - schließlich war es bei anderen Mädchen ähnlich genug, um sozusagen eine "Gesetzmäßigkeit" ableiten zu können. Nichts störte also mein Bewusstsein, eine Frau zu sein - bis ich auf eine andere Person traf, die ich als "Frau" einordnete", die aber - anders als alle anderen weiblichen Personen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt kannte - aus einem mir sich auch nicht erschließbaren Grund Frauen liebte und begehrte. In mein Leben war eine Lesbe getreten. Ich war fasziniert; vermutlich erneut vom nun "anderen"...
Es ergab sich, dass ich mit dieser Frau Sex hatte und es ergab sich, dass sie mich auch auf emotionaler Ebene "berührte" - ihr "Anders-Sein" wurde zu etwas "Neu-Vertrautem", das ich als bereichernd, aber nicht "ersetzend" empfand. Nach wie vor verstand ich mich als heterosexuelle Frau; als Frau, die also den Wunsch nach einem Zusammenleben (und ja , auch nach Kindern) mit einem Mann hatte.
Diese Zeit war vielleicht gerade deshalb so verwirrend, weil die Alternative, "lesbisch zu werden" nicht wirklich eine war. (Trotz tiefer innerer Zuneigung und "Erfülltheit"...) Nach wie vor - und auch durch die einengenden (und da auch zum ersten Mal wirklich als "eng" empfundenen) "Rollen"- WOLLTE ich eine Frau MIT Mann sein.
Kurz darauf entschloss ich mich, einen Mann zu heiraten; ich bekam Kinder, "vergaß" meine Erfahrung mit dieser Frau. Mitten drin war ich in dem, was ich für eine Frau als "natürlich" betrachtete. Aber nicht lange...
Nach einigen Jahren - auch der Ruhe nach sehr verstörenden, vergangenen Erfahrungen mit "Mann", die ich nicht näher erläutern möchte- stellte ich aber fest, dass da "etwas" in mir sehr nach "Frau" verlangte. Ich fühlte mich erotisch und emotional zu Frauen hingezogen - und bekam erneut die "Chance", diese Wünsche auch zu leben. Zunächst "neben" der Ehe, dann aber wurde die Sehnsucht nach einer Frau an meiner Seite so stark zu, dass ich anerkennen musste, dass dies das war, was ich wirklich WOLLTE. Ich trennte mich von meinem Ehemann und fand mich in einer neuen - von der Gesellschaft nicht eben "natürlich" betrachteten- Rolle wieder: in der der "lesbischen Frau".
Inzwischen; durch den Drang, kapieren zu wollen, WAS da mit mir vorging; hatte ich auch eine Menge darüber erfahren, was es außer Frauen und Männern (in unseren Rollensystemen) noch gab. Ich lernte eine transsexuelle Frau kennen, war mit einer intersexuellen Person befreundet.
Die Frage, WESHALB ich plötzlich (?) Frauen lieben und begehren konnte, habe ich mir aber einfach nicht gestellt - und eigentlich (wohl auch aus Trotz) auch zu keiner Zeit. Und stelle ich mir diese Frage heute - an der Seite einer auf den ersten Blick wenig der "Rolle" einer "Frau" entsprechenden Partnerin- diese Frage, so kann ich sie auch nur insoweit beantworten, als dass ich den weiblichen Körper anziehend finde, den männlichen - zumindest erotisch- nicht (dasselbe gilt für die Stimme, Gesichter, Gerüche); dass es mir nach wie vor ein "Mysterium" ist, was diese "Essenz" des "Weiblichen" sei...
Ich weiß es nicht und werde es wohl auch nie wissen - und frage mich, ob es denn erstrebenswert sei, diese Frage beantworten zu können...

Wenn ich heute über "Rollen" nachdenke, spüre ich sie deutlich als einschränkend, weil ich erlebt habe, dass es sie nicht braucht, um mich als weiblichen Menschen begreifen zu können;

Die Eizelle meiner Frauenschaft ist ein Geheimnis und darf es auch bleiben.
Die Gebärmutter meiner Homosexualität darf von allem geprägt sein: von Genmaterial, vom "Milieu", vom Herz, durch Synapsenverknüpfungen..... wovon auch immer..

Ich bin es zufrieden, eine lesbische Frau zu sein; es "passt", so schlicht das klingen mag.

Nun habe ich, fürchte ich, zu viel und vermutlich auch wenig "analytisch" geschrieben - doch auch das darf so sein.

Gruß,

shark

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dandelion
Beitrag 06.Nov.2005 - 10:10
Beitrag #38


don't care
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Frage: wie wäre es, den Thread zu splitten in "Gefühl als Frau" und "Rollenverhalten in der Beziehung"?
Langsam blicke ich nicht mehr durch... :unsure:
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shark
Beitrag 06.Nov.2005 - 10:52
Beitrag #39


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QUOTE (jellybean @ 04.Nov.2005 - 00:16)
Also muß irgendetwas sein, daß uns fundamental voneinander unterscheidet, auch wenn dieses Etwas ganz sicher nicht aus tradierten Normen wie "ein richtiger Mann weint nicht" (ich habe schon die tollsten, männlichsten Männer weinen sehen) oder "eine richtige Frau hat einen Kinderwunsch" (ich kenne irrsinnig weibliche Frauen, die keinen haben) oder beruflichen Handicaps besteht.

Eigentlich komisch, ich hätte gedacht, daß monosexuelle Menschen sehr viel stärker von der Geschlechterdifferenz überzeugt wären als bisexuelle - und dabei bin ja gerade ich bi und verteidige hier gegenüber Lesben die Geschlechterdifferenz. B) :gruebel:




@ dandelion:

Ich bezog mich mit meiner Antwort auf diesen Teil von jellybean´s Beitrag.
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dandelion
Beitrag 06.Nov.2005 - 11:51
Beitrag #40


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eben - und den finde ich eine schöne Basis für eine andere Diskussion. :)
Da gab's doch mal den Thread zum Thema Treue... der dann zerfranste, weil es letztendlich mehr um "Liebe" ging als um "Treue" - und das ist eine Tendenz, die ich hier auch sehe.
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