strösen macht blau!
           
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QUOTE | 6000 Unterschriften gegen Kinderheirat in Afghanistan
Mit einer landesweiten Kampagne gegen Kinderheirat machte die Frauenrechtsorganisation medica mondiale in den letzten Monaten in Kabul, Herat und Mazar-i-Sharif von sich reden. Unter anderem sammelten die Mitarbeiterinnen der Frauenrechtsorganisation 6000 Unterschriften gegen diese menschenverachtende Praxis. Am Donnerstag (26. Januar 2006) übergeben sie die Unterschriften an Präsident Hamid Karzai. Auch in Deutschland wird eine medica mondiale-Mitarbeiterin morgen die Liste an einen Vertreter des Auswärtigen Amtes übergeben. Köln, 25. Januar 2006. "Der Kampf gegen Zwangsverheiratung von Frauen und Kinderheirat ist eine unserer wichtigsten Aufgaben in Afghanistan", sagt Monika Hauser, Gründerin und Geschäftsführerin von medica mondiale. Denn Zwangsverheiratung von Mädchen sei in Afghanistan weiterhin "an der Tagesordnung". Nach Schätzungen der Afghanischen Unabhängigen Kommission für Menschenrechte, der unter anderem die ehemalige afghanische Frauenministerin Sima Samar vorsteht, werden 60 bis 80 Prozent der Mädchen und Frauen in Afghanistan immer noch gegen ihren Willen verheiratet - oft bereits im Kindesalter. Sie dürfen dann nicht mehr in die Schule gehen und haben daher keine Chance auf Bildung geschweige denn darauf, sich später einen eigenen Lebensunterhalt sichern zu können. Aber auch die gesundheitlichen Konsequenzen sind verheerend: Die Mädchen und jungen Frauen gebären ein Kind nach dem anderen, ohne die dafür erforderliche körperliche und seelische Reife zu haben. Viele Fehlgeburten und enormer Blutverlust bei jeder Entbindung schwächen die Mädchen zusätzlich. Gegen diese "Ehe" wehren können sie sich nicht - dann werden sie ins Gefängnis gesteckt, geschlagen, gefoltert, verstoßen und geächtet. Lebenslange Traumatisierungen sowie körperliche und seelische Behinderungen sind die direkten Folgen dieser menschenverachtenden, unvorstellbar brutalen Praxis. Mit vielfältigen Aktionen suchten die medica mondiale-Aktivistinnen in den letzten Monaten UnterstützerInnen im Kampf gegen die Zwangsverheiratung von Mädchen: In Kabul und in den Provinzen Mazar-i-Sharif und Herat gab es Konferenzen am Runden Tisch, einen Schreibwettbewerb für Studierende zum Thema Kinderheirat und verschiedene politische Tagungen. Eine Unterschriftenkampagne brachte 6000 Unterschriften gegen Kinderheirat zusammen. Das Ziel: Ein landesweites Gesetz gegen Kindes- und Zwangsheirat. Gleichzeitig dienten die Aktivitäten zur Sensibilisierung von Dorf- und Gemeinderäten, StudentInnen sowie Mitarbeitern aus Regierung, Justizwesen, Verwaltung und Hilfsorganisationen. Monika Hauser brachte Ziel und Charakter der Kampagne auf den Punkt: "Wir haben eine große Herausforderung angenommen in einem Land, in dem jede halbe Stunde eine Frau an den Folgen ihrer zu frühen Schwangerschaft stirbt." Manifest des Obersten Gerichtshofes einmütig verabschiedet Ein erster Meilenstein auf diesem Weg wurde bereits am elften Oktober 2005 in Kabul gelegt: Nach einer eintägigen Veranstaltung medica mondiales mit dem Obersten Gerichtshof des Landes unterzeichneten alle Richter einmütig ein Manifest, das die Abschaffung der menschenverachtenden Kinderheirat und die zukünftig offizielle Registrierung von Eheschließungen vorsieht. Die 6000 Unterschriften, die in drei Provinzen in den folgenden Wochen gesammelt wurden, werden in Afghanistan am Donnerstag (26.1. 2006) von medica mondiale-Mitarbeiterinnen an Präsident Hamid Karzai übergeben. Auch auf deutscher Seite übergibt am 26. Januar eine medica mondiale-Mitarbeiterin in Berlin die Unterschriften und das Manifest an einen Vertreter des Auswärtigen Amtes. Dies geschieht zusammen mit der Aufforderung, sich auf der Geberkonferenz in London Ende Januar intensiver als bisher für die Rechte afghanischer Frauen und Mädchen einzusetzen. Monika Hauser dazu: "Zwar waren die Versprechungen der deutschen Regierung groß, auch ist einiges an Entwicklungszusammenarbeit finanziert worden. Auf höchster politischer Ebene jedoch spielen die Menschenrechte von Frauen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Warum binden die Geberländer nicht endlich konkret die Vergabe jeglichen weiteren Geldes an Afghanistan an die Umsetzung von Menschenrechten für Frauen? Offensichtlich ist auch unseren Politikern dazu das Schicksal von Frauen doch zu unwichtig!" Der vollständige Bericht zur Kampagne "Prävention von Kinds- und Zwangsheirat - Die Rolle der Dorf- und Gemeinderäte", kann auf der website von medica mondiale abgerufen werden (in englischer Sprache).
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