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> Weibliche oder männliche Bezeichnungen, ist das wichtig für Euch?
Verwendet Ihr bewusst und gezielt weibliche und männliche Bezeichnungen?
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H_Golightly
Beitrag 06.Jun.2006 - 16:45
Beitrag #161


Naschkatze
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QUOTE (Joule @ 06.Jun.2006 - 13:43)
Ich persönlich fühle mich eher angegriffen als angesprochen, wenn ich sowas lese wie SchülerInnen/StudentInnen. Das hat für mich so den Klang, als würde der Schreiber damit ausdrücken wollen: "schau her, ich sprech auch euch Frauen an und wehe ihr macht noch nen Mucks"...

Genauso sehe ich das auch!
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mandelbäumchen
Beitrag 06.Jun.2006 - 17:35
Beitrag #162


Naschkatze
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QUOTE (H_Golightly @ 05.Jun.2006 - 21:01)
Ich glaube auch nicht, dass man sich im englischsprachigen Raum darüber Gedanken macht, eine weibliche Form für "teacher" zu finden, oder etwa doch?  :o

Wenn du meinen Beitrag genau gelesen hättest, müsstest du diese Frage eigentlich nicht stellen.

Und ich glaube kaum dass Rogers, als er kapitelweise abwechselnd von Klientinnen und Klienten bzw. vom Klienten und der Klientin gesprochen hat, daran gedacht hat, "feministisch" zu sprechen. Er wollte vermutlich schlicht und einfach der Tatsache Rechnung tragen, dass die Erde von Männern und Frauen bevölkert ist und Männer eben nicht der Nabel der Welt sind (damit fallen natürlich alle die wieder unter den Tisch, die sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zurodnen lassen können und wollen, ich weiß).

Von Verweiblichung zu sprechen, wenn das, was weiblich ist auch erwähnt wird, finde ich ziemlich übrigens schräg.

Was das schöne Wörtchen "man" angeht so versuche ich es zu vermeiden. Ich halte es für vernebelnd. Lieber ist mir zu benennen, wer konkret gemeint ist. Ich wundere mich immer wieder, wie viele Menschen nicht "ich" sagen, wenn sie über persönliche Erfahrungen und Gefühle sprechen, sondern das unpersönliche "man" vorziehen. Was "man" denkt, fühlt, tut - wer weiß das schon?

Wenn es wirklich angebracht ist, scheue ich mich nicht "man" zu verwenden. Aber es ist durchaus möglich, dicke Romane und umfangreiche Sachbücher zu schreiben, ohne es ein einziges Mal zu verwenden, glaub mir, und es macht nicht mal besonders Mühe.
Ich gebe zu, hin und wieder bringt mich im Alltag auch die Faulheit dazu, es doch zu verwenden. Ich habe auch meine unachtsamen Sprachphasen. Aber ich ersetze "man" nicht durch "frau".

Ein kreativer Umgang mit Sprache schult übrigens auch unser Denken und bringt unser Sprechen letztendlich mehr in Fluss als alles bequeme Festhalten an Konventionen es jemals könnte.

Mandelbäumchen

Edit: viele Fehler

Der Beitrag wurde von mandelbäumchen bearbeitet: 06.Jun.2006 - 17:43
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H_Golightly
Beitrag 06.Jun.2006 - 17:50
Beitrag #163


Naschkatze
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QUOTE (mandelbäumchen @ 06.Jun.2006 - 17:35)
Von Verweiblichung zu sprechen, wenn das, was weiblich ist auch erwähnt wird, finde ich ziemlich übrigens schräg.




Es ist auch gar nichts gegen die Verwendung von weiblichen Formen zu sagen, sofern diese auch existieren. Nur halte ich eine übertriebene Verwendung weiblicher Schreibweisen, oder sogar Wortneuschöpfungen wie "frau" für schlichtweg lächerlich. Man kann auch alles irgendwie übertreiben. So sehe ich das jedenfalls.
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mandelbäumchen
Beitrag 06.Jun.2006 - 18:27
Beitrag #164


Naschkatze
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Wie ich's mit dem Wörtchen "man" halte, habe ich ja bereits geschrieben.

Ansonsten weiß ich nicht, was du gegen Wortneuschöpfungen hast. Es gibt sie Hülle und Fülle - auch ganz ohne feministischen Anspruch. Und immer fängt jemand damit an - ich würde sagen, in der Regel bei vollem Bewusstsein.

Ich kann mir vorstellen, dass sich irgendwann niemand mehr über "frau" ereifert - abgesehen von mir vielleicht, die dann immer noch lieber "ich" hören möchte ;-).

Was uns ja noch fehlt sind sprachliche Formen für Menschen, die nicht oder nicht eindeutig weiblich oder männlich sind oder sein wollen. Keine Ahnung, wie sich unsere Sprache noch entwickeln wird, um dem Rechnung zu tragen. Ich merke, wie schwer es mir fällt, diese Passage zu formulieren, betrete ich damit doch eine sprachliche Brache.

Mandelbäumchen
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Violilli
Beitrag 06.Jun.2006 - 18:42
Beitrag #165


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QUOTE (two-hearts @ 06.Jun.2006 - 17:19)
was ich ebenfalls nicht verstehe:
wieso fühlen sich lehrerinnen bei der bezeichnung lehrer nicht mit angesprochen, aber umgekehrt soll es so sein?

Hm, wie wäre es stattdessen mit "Lehrkörper"? Oder geht das auch wieder nicht, weil es DER Körper heißt? Dann vielleicht Lehrkraft?

QUOTE
wieso gibt es eigentlich die neutrale bezeichung "baby", wenn doch jede mutter weiss, welches geschlecht ihr kind hat?

Baby klingt nun mal süß und entspricht m.E. viel eher dem optischen Erscheinungsbild als die Bezeichnung "Säugling". Vielleicht kommt es daher, dass man ein Baby nicht zwangsläufig als Junge oder Mädchen identifizieren kann - ausser man macht die Windel auf oder vertraut den Eltern, die sich vollstens auf blau oder rosa eingeschossen haben :) Und da es schon wieder DER Säugling heißt, finde ich die neutrale Bezeichnung gar nicht so schlecht.
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Willow71
Beitrag 06.Jun.2006 - 18:49
Beitrag #166


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QUOTE (Violilli @ 06.Jun.2006 - 19:42)
QUOTE (two-hearts @ 06.Jun.2006 - 17:19)
was ich ebenfalls nicht verstehe:
wieso fühlen sich lehrerinnen bei der bezeichnung lehrer nicht mit angesprochen, aber umgekehrt soll es so sein?

Hm, wie wäre es stattdessen mit "Lehrkörper"? Oder geht das auch wieder nicht, weil es DER Körper heißt? Dann vielleicht Lehrkraft?

Jau, so isses.
Ich persönlich mag "Lehrkraft" und so wird es auch im Schriftdeutsch (Verträge, Erlasse, Gesetze...) verwendet. Ich glaube, eine Zeitlang stand über all "Lehrerinnen und Lehrer" bzw. dieses m.E. unglückliche "LehrerInnen".
Inzwischen heißt es überall "Lehrkraft" bzw. "Lehrkräfte". Meiner Meinung nach vereinfacht es schlicht und ergreifend das Lesen von z.B. irgendwelchen Erlassen im Schulbetrieb, die sowieso schon immer aus ellenlangen Sätzen bestehen.

Übrigens habe ich beim Grübeln festgestellt, dass die meisten (hier) im Singular die eindeutige Geschlechterbezeichnung benutzen: also Freund oder Freundin. Im Plural hingegen neigt man zu "Freunde".

Frage am Rande: Benutzen einige (hier) eigentlich ernsthaft "frau" statt "man"?
Ich habe das immer für einen Gag gehalten.

Der Beitrag wurde von Willow71 bearbeitet: 06.Jun.2006 - 18:50
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H_Golightly
Beitrag 06.Jun.2006 - 18:57
Beitrag #167


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QUOTE (mandelbäumchen @ 06.Jun.2006 - 18:27)
Ansonsten weiß ich nicht, was du gegen Wortneuschöpfungen hast.  Es gibt sie Hülle und Fülle - auch ganz ohne feministischen Anspruch. Und immer fängt jemand damit an - ich würde sagen, in der Regel bei vollem Bewusstsein.

Ich habe nichts gegen Wortneuschöpfungen. Aber wenn man will, kann man wohl alles in die falsche Kehle bekommen, was ich schreibe. :rolleyes: Ich mag lediglich Wortneuschöpfungen, die für ein ohnehin schon geschlechtsneutrales Indefinitpronomen gefunden werden müssen, nicht! :patsch: Ich hoffe nur, es fühlt sich niemand angegriffen, weil ich nur "man" in meinen Texten verwende... . ;)
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Violilli
Beitrag 06.Jun.2006 - 19:00
Beitrag #168


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QUOTE (Willow71 @ 06.Jun.2006 - 19:49)
Frage am Rande: Benutzen einige (hier) eigentlich ernsthaft "frau" statt "man"?
Ich habe das immer für einen Gag gehalten.

Hier im Forum tu ich das hin und wieder. Sonst nicht. Wäre ja viel zu kompliziert, da müsste ich beim Reden ja auch noch soviel denken und noch mehr aufpassen, was ich sage :P

Nochwas Reformbedürftiges: es heißt "Herr Meier", aber "Frau Schulz". Sollte man dann nich von "Dame" reden, wenn man ganz konsequent sein will? Ich glaub, da hat sogar mal ne Frau geklagt, weil sie so angeredet werden wollte...aber was daraus geworden ist...keine Ahnung...aber vermutlich nüscht, sonst wüßte man's ja...
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Co-Mom
Beitrag 06.Jun.2006 - 19:23
Beitrag #169


Naschkatze
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QUOTE (rebecca @ 06.Jun.2006 - 08:33)
mein eindruck ist, dass wir sehr unbewußt mit dem medium sprache umgehen. ein ausdruck hierfür ist meines erachtens ist verwendung von männlichen sprachformen, wenn frauen über sich selbst sprechen. dies ist gerade dann der fall, wenn ein frau sich als "arzt" bezeichnet und komplett männliche formulierungen verwendet. dies sind - aus meiner sicht - ausdrücke einer sehr angepaßten lebensweise, wobei ich mit "angepaßt" nicht meine, dass sich diese person selbst aufgibt. bloß ordnet sie sich in ein bestimmtes system ein.

Ich gehe sehr bewußt mit Sprache um, nicht zuletzt, weil ich mit einer Linguistin zusammen bin, die auch noch ihr Geld mit eigenen Texten verdient. Da ist Sprache fast täglich Thema. Und ich verwende auch ganz bewußt "komplett männliche" (von der Grammatik her) Gruppenbezeichnungen bei Berufen. Bei mir ist der Begriff "Ärzte" die Bezeichnung für eine Gruppe von Menschen (als Menschen verstehe ich trotz des grammatikalisch männlichen Geschlechts von "Mensch" Männer und Frauen), die den Beruf "Arzt" haben. Für mich ist auch eine "Person" trotz des grammtikalisch weiblichen Geschlechts nicht weiblich, sondern bezeichnet Männer und Frauen. Wenn ich von einer einzelnen Person sprechen würde, würde ich wohl je nach Geschlecht Arzt oder Ärztin sagen, aber eine Aussage wie "ich bin von Beruf Arzt" fände ich nicht so schlimm, da Berufsbezeichnungen als solche eben neutral sind, auch bei grammatikalisch männlichem Geschlecht.

In ein bestimmtes System ordne ich mich deswegen aber noch lange nicht ein. Ich entziehe mich damit eher einem System, nämlich dem der geforderten politischen Korrektheit in der Sprache. So wichtig mir manche feministischen Belange und Ziele sind, ich sehe nicht ein, warum ich ihnen alles unterordnen sollte. Bei der Sprache z.B. habe ich einfach andere Prioritäten, die mir wichtiger sind. Ich sehe in einem generischen Maskulinum kein Problem, solange es keinen Grund gibt, den weiblichen Anteil der angesprochenen Gruppe gesondert zu behandeln. Wenn ich sage, "die Ärzte in diesem Klinikum streiken die ganze Woche wegen der Gesundheitspolitik", dann spielt das Geschlecht doch gar keine Rolle dabei, es geht um einen streikenden Berufsstand, vielleicht um die Ursache des Streiks, die Dauer, die Umstände und so weiter. Wenn ich aber sage "die Ärztinnnen streiken allesamt, weil die männlichen Kollegen besser bezahlt werden", ist das Geschlecht relevant. (Obwohl natürlich auch männliche Ärzte eingeladen wären, in so einem Fall zu streiken, finde ich ja. Gell, meine lieben männlichen MitbürgerInnen? ;) )

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Co-Mom
Beitrag 06.Jun.2006 - 19:35
Beitrag #170


Naschkatze
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QUOTE (Willow71 @ 06.Jun.2006 - 18:49)

Ich persönlich mag "Lehrkraft" und so wird es auch im Schriftdeutsch (Verträge, Erlasse, Gesetze...) verwendet. Ich glaube, eine Zeitlang stand über all "Lehrerinnen und Lehrer" bzw. dieses m.E. unglückliche "LehrerInnen".
Inzwischen heißt es überall "Lehrkraft" bzw. "Lehrkräfte".

Hey, man könnte die Studenten ja in "Studierkräfte" und die Schüler in "Lernkräfte" umbenennen. :D
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Willow71
Beitrag 06.Jun.2006 - 20:39
Beitrag #171


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QUOTE (Co-Mom @ 06.Jun.2006 - 20:35)
QUOTE (Willow71 @ 06.Jun.2006 - 18:49)

Ich persönlich mag "Lehrkraft" und so wird es auch im Schriftdeutsch (Verträge, Erlasse, Gesetze...) verwendet. Ich glaube, eine Zeitlang stand über all "Lehrerinnen und Lehrer" bzw. dieses m.E. unglückliche "LehrerInnen".
Inzwischen heißt es überall "Lehrkraft" bzw. "Lehrkräfte".

Hey, man könnte die Studenten ja in "Studierkräfte" und die Schüler in "Lernkräfte" umbenennen. :D

;)
Damit liegst du gar nicht so falsch. Studenten werden einfach als "Studierende" bezeichnet, Schüler als "Lerngruppe".
In unserem Schulgesetz heißt es übrigens durchgehend "Schülerin oder/und Schüler" *braaaav*

*lach* Ich zitiere mal was aus unserem Schulgesetz...
§ 35 Zeugnis Leistungsbewertung
(2) Die Bewertung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler obliegt der Beurteilung durch die beteiligten Lehrkräfte und - im Rahmen ihrer oder seiner Aufgaben - durch die Schulleiterin oder den Schulleiter in pädagogischer Verantwortung. Die Ministerin oder der Minister für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur kann nähere Beurteilungsgrundsätze festlegen.

Das klingt doch super! *haha* *aufdembodenkugel*
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DerTagAmMeer
Beitrag 07.Jun.2006 - 08:37
Beitrag #172


Adiaphora
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QUOTE (riona @ 06.Jun.2006 - 13:40)
ich finde es sehr schade, dass es im Deutschen kein neutrales Wort für ´man´ gibt ...

Mir passt das eigentlich ganz gut in den Kram, weil mir Sätze, die mir erzählen, was "man" zu tun und zu lassen hat, sowieso nicht sonderlich gefallen. Es wäre doch ganz schön, wenn schwammige Verallgemeinerungen aussterben würden und wir statt dessen genau bezeichnen, über wen wir sprechen.

Ich finde es gut, dass Rebecca Sprache so deutlich als Herrschaftsinstrument beschrieben hat. Dazu gehören für mich gerade diese "man"-Sätze. Auch weil sie mir selbst immer wieder "passieren" - gerade bei Themen in denen ich unsicher bin und es umso nötiger hätte, genau nachzufragen.

Vertrackt finde ich, dass die "politisch korrekte Minderheitenberücksichtigung im Gebrauch einer deutschen Amtssprache" innerhalb dieser Diskussion (und leider nicht nur hier) selbst zu so einem Totschlagargument *) geworden ist.
Ich finde es schade, dass sich zunehmend Frauen von feministisch motivierten Bemühungen um die Sprache verarscht statt verstanden fühlen.
Und ich finde es erschreckend, wen uns nichts anderes einfällt als Literaturhinweise, sprachkompetentes Powerposing oder Resignation.

Vielleicht wäre es wirklich an der Zeit, einfach ehrlich Bilanz zu ziehen und zuzugeben, wo der Feminismus nur Worthülsen und Quotenregelungen durchsetzen konnte und an den realen Bedürfnissen vieler Frauen gescheitert ist.

QUOTE (Willow zitiert Behörde)
Die Bewertung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler obliegt der Beurteilung durch die beteiligten Lehrkräfte und - im Rahmen ihrer oder seiner Aufgaben - durch die Schulleiterin oder den Schulleiter in pädagogischer Verantwortung. Die Ministerin oder der Minister für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur kann nähere Beurteilungsgrundsätze festlegen.

Solange ein System ungerecht und unverantwortlich mit Lehrern wie Schülern verfährt, kann ein solcher Passus doch nur wie eine Satire wirken, oder?

Und es ist aus meiner Sicht tatsächlich so, dass eine auffallend politisch korrekte Ausdrucksweise heute oft eher als Ausdruck politischer/akademischer/bürgerlicher Anpassung verstanden wird denn als Zeichen von Sensibilität und Rücksicht.

Dass ich mich in diesem Dunstkreis persönlich wohl und "unter meinesgleichen" fühle, ändert nichts an meinem Erschrecken, wenn reflexartig die Deutschnote, diverse erworbene Hochschulabschlüsse, die Partnerschaft mit einer Linguistin oder vorhandene Fremdsprachenkompetenz erwähnt werden. Irgendwas läuft da verdammt schief.

Geht es hier um eine neue Rechtschreibreform oder über den Wunsch, ALLE Menschen gleichberechtigt an der Kommunikation zu beteiligen?


*) schöner Wikipedia-Beitrag zu Beharrungs-Killerphrasen, Autoritäts-Killerphrasen, Besserwisser-Killerphrasen und Bedenkenträger-Killerphrasen ...

edit: punkte und links

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 07.Jun.2006 - 08:45
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reisende
Beitrag 07.Jun.2006 - 08:37
Beitrag #173


Gut durch
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QUOTE (Willow71 @ 06.Jun.2006 - 21:39)
*lach* Ich zitiere mal was aus unserem Schulgesetz...
§ 35 Zeugnis Leistungsbewertung
(2) Die Bewertung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler obliegt der Beurteilung durch die beteiligten Lehrkräfte und - im Rahmen ihrer oder seiner Aufgaben - durch die Schulleiterin oder den Schulleiter in pädagogischer Verantwortung. Die Ministerin oder der Minister für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur kann nähere Beurteilungsgrundsätze festlegen.

Das klingt doch super! *haha* *aufdembodenkugel*

So find ich das auch....einfach nur zum Lachen. Und das soll ja wohl net das Ziel sein, oder? Und das hat man dann davon, dass alles in doppelter Art ausgedrückt werden muss...ganz toll. *kopfschüttel*
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kahikatea
Beitrag 07.Jun.2006 - 09:23
Beitrag #174


Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin
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[Denkanstoß] In der Geschichte mangelt es nicht an Dingen, die wir heute selbstverständlich finden, die früher einmal für lächerlich gehalten wurden. Und Dinge, die viele von uns selbstverständlich finden, werden auch heute noch in anderen gesellschaftlichen Kontexten für lächerlich gehalten. [/Denkanstoß]

Bemerkenswert finde ich, daß mit schöner Regelmäßigkeit ohnehin umständlich formulierte Gesetzestexte herangezogen werden, um zu illustrieren, wie unleserlich doch geschlechtsneutrale Formulierungen seien. Daß den Verfasser(-innen? :gruebel: ) solcher Texte Lesbarkeit und Verständlichkeit ihrer Formulierungen wichtige Anliegen wären, ist doch sonst genausowenig zu erkennen - was sollen solche Beispiele also zeigen? Daß Gesetzestexte im Bereich geschlechtsbezogener Sprache auch nicht verständlicher sind als das gern zitierte Wertsack-/beutel/-sackbeutel-Merkblatt der Bundespost? Sich mit dem Thema Geschlecht und Sprache ernsthafter als lediglich aus der Motivation der Vorschriftenerfüllung heraus auseinanderzusetzen, kann sehr wohl zu verständlichen Formulierungen führen - allerdings ist gezieltes Mitdenken je nach Kontext auch durchaus beabsichtigt und die Bedeutung eben nicht notwendigerweise die gleiche wie bei "Frauen sind mit-gemeint"-Formulierungen.

Der Beitrag wurde von kahikatea bearbeitet: 07.Jun.2006 - 09:38
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robin
Beitrag 07.Jun.2006 - 18:49
Beitrag #175


I lof tarof!
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Ich möchte mich diesem @mandelbäumchen: "Ein kreativer Umgang mit Sprache schult übrigens auch unser Denken und bringt unser Sprechen letztendlich mehr in Fluss als alles bequeme Festhalten an Konventionen es jemals könnte" - und diesem @dtam: "Vertrackt finde ich, dass die "politisch korrekte Minderheitenberücksichtigung im Gebrauch einer deutschen Amtssprache" innerhalb dieser Diskussion (und leider nicht nur hier) selbst zu so einem Totschlagargument *) geworden ist.
Ich finde es schade, dass sich zunehmend Frauen von feministisch motivierten Bemühungen um die Sprache verarscht statt verstanden fühlen"
ganz herzlich anschließen! :zustimm: :zustimm:
Sehr gut getroffen :)
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Willow71
Beitrag 07.Jun.2006 - 18:58
Beitrag #176


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QUOTE (DerTagAmMeer @ 07.Jun.2006 - 09:37)
*) schöner Wikipedia-Beitrag zu Beharrungs-Killerphrasen, Autoritäts-Killerphrasen, Besserwisser-Killerphrasen und Bedenkenträger-Killerphrasen ...

1001 Dank dafür! Göttlich!
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Co-Mom
Beitrag 07.Jun.2006 - 19:04
Beitrag #177


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QUOTE (robin @ 07.Jun.2006 - 18:49)
Ich möchte mich diesem @mandelbäumchen: "Ein kreativer Umgang mit Sprache schult übrigens auch unser Denken und bringt unser Sprechen letztendlich mehr in Fluss als alles bequeme Festhalten an Konventionen es jemals könnte"

Jetzt finde ich das O-Post von Mandelbäumchen nicht mehr, um direkt daraus zu zitieren, deswegen zitiere ich Robin.

Der Satz bringt mich geradewegs auf den Punkt, weswegen ich dieses, wie ich es immer nenne, "Frauensprech" vielleicht so unattraktiv und uncharmant finde: Ich empfinde diese eingebauten "weiblichen Sprachformen" nämlich als alles andere als kreativ und unkonventionell, eher im Gegenteil, es erscheint mir alles sehr vorgegeben, abgeschrieben, brav angelernt, ernst, bemüht und konventionell.
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leslie
Beitrag 08.Jun.2006 - 14:09
Beitrag #178


Miau
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Wollte nur kurz von meinem "Experiment" mit meinen Drittklässlern berichten, das ich angeregt durch diesen Thread heute durchgeführt habe (wobei ich ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass jedes Kind nur auf sich achten und nicht berücksichtigen soll, was die anderen machen, und auch kein Kind korrigieren soll, falls es seiner Meinung nach etwas "falsch" macht - sonst hätte ich nämlich eine Gruppendynamik gehabt, die ich nicht wollte...)
Also:
1. Frage: "Alle Schüler mit Brille stehen bitte auf."
Ergebnis: Alle KINDER mit Brille sind aufgestanden.
2. Frage: "Alle Schülerinnen mit Brille stehen bitte auf."
Ergebnis: Alle MÄDCHEN mit Brille sind aufgestanden.
3. Frage: "Alle Schüler mit blonden Haaren stehen bitte auf."
Ergebnis: Alle blonden KINDER sind aufgestanden.
4. Frage: "Alle Schülerinnen mit blonden Haaren stehen bitte auf."
Ergebnis: Alle blonden MÄDCHEN sind aufgestanden.
Ich habe dann noch zwei oder drei weitere Beispiele dieser Art durchgezogen - und plötzlich, bei der 4. oder 5. Aufforderung dieser Art blieben zwei Mädchen sitzen, als ich von Schülern sprach.
Ich habe dann ganz "verdutzt" nachgefragt, warum sie denn sitzen bleiben, wo ich doch von "allen Schülern" gesprochen habe - und dann kam die Antwort:
"Aber mit Schülern meinst du doch die Jungen, bei den Mädchen sagst du immer "Schülerinnen". (Während die Jungs sich immer noch fragten, was wir da wohl die ganze Zeit treiben, war dann bei den Mädchen allmählich der Groschen gefallen und sie stellten selbst fest, dass sie ganz oft einfach "mitgemeint" sind, wenn die männliche Form verwendet wird - und es wurden sogar Proteste laut: "Das ist doch ungerecht" (wohlgemerkt, ohne dass ich irgendwie Stellung zum Thema bezogen hatte!)) Meine Schulleiterin, mit der ich mir die Klasse "teile", war ganz begeistert von diesem "Experiment" und meinte, es könne nicht schaden, wenn die Kinder mal über Sprache und ihren Gebrauch nachdächten und dafür ein wenig sensibilisiert würden - sprach´s, und wollte dieses Thema gleich in ihrem Unterricht weiterführen :)


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shark
Beitrag 08.Jun.2006 - 18:15
Beitrag #179


Strösenschusselhai
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Toll, Leslie! :blumen2: :blumen2: :blumen2:
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marietta
Beitrag 08.Jun.2006 - 18:23
Beitrag #180


Gut durch
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QUOTE (shark @ 08.Jun.2006 - 19:15)
Toll, Leslie! :blumen2: :blumen2: :blumen2:

Dem möchte ich mich anschließen :) :blumen2:
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