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> Prinzipien, über Bord oder doch lieber nicht
DerTagAmMeer
Beitrag 20.Jul.2006 - 07:52
Beitrag #21


Adiaphora
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Gruppe: Members
Beiträge: 1.987
Userin seit: 14.10.2004
Userinnen-Nr.: 596



Schwieriges, widersprüchliches Wort. Eine saubere Definition fände ich da wirklich sehr hilfreich und würde mich am liebsten auf die Prinzipien der formalen Logik und Mathematik beschränken - aber die waren ja gar nicht das Thema, oder?
Hm.
Also von vorn, also Horaz:
QUOTE (Das Schaf)
Wer über See geht, wechselt den Himmel, nicht den Charakter

Schöner Satz. "Prinzipien" als Ausdruck von "Charakterstärke", als Form der Treue, den eigenen Grundsätzen gegenüber, die sich gerade dann zeigt, wenn die aktuelle Situation ein anderes Verhalten nahe legt/einfacher erscheinen lässt. Auf der Suche nach Beispielen lande ich allerdings recht zügig in militärischen Zusammenhängen - und das führt zu einem unschönen Beigeschmack: Gehorsam statt Urteilskraft, Vaterlandstreu satt Menschenwürde ...
Und schon wirken "Prinzipien" eher wie ein Ausdruck von "Charakterschwäche" auf mich.

In alltäglichen Zusammenhängen ist "prinzipiell" in meinen Ohren hingegen eher ein ziemlich hohles Nullwort. Jedenfalls verschließt sich mir der "prinzipielle Gehalt", "grundsätzlich" keine rosa Klamotten zu tragen, keine Pop-Musik zu hören, Cola statt Pepsi zu trinken, Müll immer oder nie zu trennen...
Solche Detailfragen der Selbstvermarktung haben für mich weder etwas mit Charakter noch mit Flexibilität zu tun - darum erdreiste ich mich, sie ganz heimlich und vorurteilsbelastet für einen Ausdruck von fehlendem Mut zu Stilbrüchen zu halten ... "Charakterschwäche als Oberfächenphänomen" sozusagen ;)

Bleibt also die eher "pragmatische" Verwendung des Begriffs. Die kommt meinem eigenen Verständnis wohl auch am nächsten. Von Bilanas "das ist eine Regel von mir" bis hin zu "das ist eine Basta-Regel von mir" halte ich klare Regeln auch für ausgesprochen hilfreich. Zu meinen Basta-Regeln gehört es beispielsweise keinen Alkohol zu trinken und kein Fleisch zu essen. "Prinzipiell" ist daran eigentlich nur, dass keine Chance besteht, mich spontan zu einer Ausnahme überreden zu können. Gegen solche Basta-Regeln helfen eben nur "Grundsatzdiskussionen" - und die dauern meist länger als der Braten warm und der Sekt kalt ist.

Zu den "Regeln nieder Ordnung" gehören dann beispielsweise das Küchenverbot für Kater oder das Sofortzahlgebot für Rechnungen und derlei Kleinkram, die ich aber eher als Zugeständnis an meine Umwelt empfinde, denn als "Korsett" meines eher launenhaften Ichs. "Prinzipiell" ist an diesen Regeln lediglich, dass sie eine gewisse Konsequenz erfordern, um den erwünschten Effekt zu erzielen. Natürlicher Gegespieler dieser Regeln ist demensprechend der innere Schweinehund ... und was den betrifft, bin ich besser im ab- als in angewöhnen ...
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Violilli
Beitrag 20.Jul.2006 - 20:30
Beitrag #22


Gut durch
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Ich weiß nicht mal, ob ich sowas wie Prinzipien habe. Würde ich sagen, dass ich mich aus Prinzip nicht anlügen lasse, könnte das aber dennoch passieren, ohne dass ich es beeinflussen könnte. Ich könnte somit – sollte ich dahinterkommen – lediglich die Wiederholung ausschließen, indem ich mich von diesem Menschen distanziere.
Würde ich sagen, dass ich aus Prinzip nicht lüge, wäre das m.E. weniger ein Prinzip als denn ein Anspruch an mich selbst.
Der hier oft gelesene Ausspruch „ich esse kein Fleisch“ wäre für mich auch kein Prinzip. Das wäre Fakt.
Prinzip hat ja etwas mit Anfang und Ursprung zu tun. Somit ist es mir mit Prinzipien möglich, etwas im Keim zu ersticken. Wenn mich jemand z.B. bei der ersten Begegnung schlägt und ich mich aus Prinzip nicht schlagen lasse, wird dieser Begegnung wohl keine weitere folgen. Aber auch hier kann ich das Prinzip nicht beeinflussen, weil das Tun und Handeln anderer mit einbezogen wird. Ich kann nur meine Konsequenzen daraus ziehen.
Ein Prinzip als Regel anzusehen, finde ich untertrieben. Ich würde sagen, ein Prinzip ist mehr als das, denn Ausnahmen bestätigen die Regel. Bei einem Prinzip gibt es so gut wie keine Ausnahmen. Es ist (beinahe) unumstößlich.
Ach ja: ich kaufe Bio-Eier. Aus Prinzip. :)


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hedonistin
Beitrag 21.Jul.2006 - 10:47
Beitrag #23


Satansbraten
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QUOTE (Fledi @ 17.Jul.2006 - 21:50)


Wurden Dinge erst dann prinzipiell, als Ihr ins kalte Wasser gefallen wart?

Fast krankmachender Perfektionismus kann ganz schön anstrengend sein!

Meine neue Gelassenheit :"Darf ich auch mal was nicht können, nicht funktionieren, nicht bereit sein, nicht helfen, nicht nett sein"? Du darfst! :D


Keine Ahnung ob sich das in Prinzipien einordnen lässt, ich würde es auch Lebenserfahrung nennen.

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shark
Beitrag 21.Jul.2006 - 19:10
Beitrag #24


Strösenschusselhai
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Gruppe: Admin
Beiträge: 21.898
Userin seit: 10.11.2004
Userinnen-Nr.: 741



Ich habe mir die Idee Kants zueigen gemacht, die besagt "Handle nur nach der Maxime, von der Du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."

Das Prinzip, das ich daraus mache, lautet "Ich behandle andere Menschen, so wie ich auch behandelt werden möchte" in Kombination mit dem Anspruch, dass andere Menschen meine Grenzen zu akzeptieren haben und ich das Recht habe, mich vor Übergriffen zu schützen.

Aus diesem Prinzip leiten sich die "Regeln" ab, die ich mir auferlegt habe, weil es die "Werte", die ich für mich anerkenne, schützt.
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