Mütter und andere Sorgen Einstellungen

[sweet-toxic]

Hallo,

ich bin neu hier, wie man vielleicht sieht. Ich bin sechzehn Jahre alt und momentan ein wenig verwirrt, weil ich alles, was ich über mich wusste, über Brod werfen musste. Vor ein paar Tagen habe ich einen Korb von einem Jungen bekommen und ich habe es - obwohl ich der festen Überzeugung war, wirklich verliebt zu sein -überraschend gut verkraftet.

Mein Problem ist, dass ich denke ... lesbisch zu sein...ober bi... oder was auch immer. Erst dachte ich, dass ich es nur der Enttäuschung wegen denke oder es wegen meiner Mutter tue, die der festen Überzeugung ist, dass ich eine Überhete bin. Wie gesagt, habe ich mit ihr darüber gesprochen, weil sie in der Hinsicht sehr aufgeschlossen, ja beinahe ein Fan ist. Und es tat dementsprechend weh, als sie mir nicht glaubte.

Eigentlich war ich bis vor kurzem selbst der Meinung, hetero zu sein, aber ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht und festgestellt, dass ich mich schon immer mehr zu Frauen/Mädchen habe hingezogen gefühlt.

Ich bin in kein Mädchen verliebt, und trotzdem denke ich, dass wenn ich wirklich verliebt wäre, ich es nur in ein Mädchen sein könnte.

Ausschlaggebender Punkt in meiner Verwirrung war der CSD in Berlin vor zwei oder drei Wochen. Ich weiß nicht, aber das hat irgendwas aufgewühlt. Meinen Freunden habe ich versucht, subtile Zeichen zu geben, dass ich nicht so bin wie sie, zumindest nicht in Liebesangelegenheiten, aber alle meinten nur, dass sie das von mir nicht glauben könnten oder hielten es für einen Scherz.

Ich habe kein Problem, es meiner besten Freundin zu sagen, denn ich glaube sie mag mich so sehr, dass sie das akzeoptiert. Aber ich habe Angst, dass sie vielleicht nicht über ihren Schatten springen kann oder angst hat, ich könnte mich in sie verlieben. (Verdammt, warum ist das alles nur so kompliziert?)

Der Grund warum ich schreibe, mich überhaupt angemeldet habe, ist jener, dass ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll und was ich tun soll. Vorallem meine Mutter setzt mir zu und es hat mich tierisch verletzt, ihren Unglauben zu sehen.

Andere Mütter werden vielleicht sauer oder schämen sich, aber weil meine ohnehin schon aufgeschlossen ist, muss ich derweitiges nicht befürchten. Nur, dass sie mir nicht glaubt und es nur für eine Phase hält, ist hart.

Außerdem müsste ich es, wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, auch meinen Freundinnen erzählen und wie die reagieren, kann ich nicht einschätzen. Wir machen ständig Witze (keine bösartigen, keine Sorge) oder albern rum (Vonwegen: ich mag dich, aber auf eine ganz besondere Art und Weise), weil ich eben versuche, es ihnen zu signalisieren, aber was sie im "Ernstfall" tun/sagen...davor habe ich echt Angst.

Eigentlich brauche ich wirklich jemanden, der mit mir darüber spricht/schreibt und mir glaubt. Und vorallem, der weiß, wie das ist und die Verwirrung vielleicht aus eigener Erfahrung kennt.

Das ist alles so neu für mich...

Also wenn ihr mir dazu was sagen könnt, oder mir helfen wollt, so wäre ich euch zutiefst verbunden.

liebe Grüße

sweet-toxic

[sweet-toxic]

Bitte, ich könnte es nicht ertragen, wenn auch hier keiner mit mir darüber reden will...

[shark]

Hallo, sweet-toxic und herzlich Willkommen hier im Forum. :blumen2:

Eigentlich hast Du die besten Voraussetzungen, die frau haben kann, um sich zu outen...
Eine "coole" Mutter, eine gute Freundin und: alle Zeit der Welt.

Daher meine ich, dass Du zunächst Deine Unsicherheit loswerden solltest, damit Du besser "fühlen" kannst, wie Ernst es Dir ist mit der Idee, Du könntest lesbisch sein.

Lass Dich ganz ohne Druck ein auf den Gedanken...und wenn Du jetzt schreibst, dass der CSD Dich aufgewühlt hat und etwas in Dir sagt, dass Du Dich nur in ein Mädchen wirst richtig verlieben können, dann sind das ja schon mal ganz wichtige "Erkenntnisse".

Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, aber: viele von uns sind ähnliche Wege gegangen, ehe sie Sicherheit hatten...manche mit 16, andere mit 36...

Gib Dir Zeit...und wenn Du selbst entschieden dahinter stehen kannst, wird es auch Deine Umwelt (Mutter und FreundInnen) "glauben" können.

Alles Liebe für Dich,

shark :)

[sweet-toxic]

Gut, wenn es einigen mit 36 erst aufgefallen ist (ist ja auch egal wann)... ich dachte ernsthaft, dass es unnormal ist, dass es mir erst jetzt auffällt.

Um meine beste Freundin mache ich mir auch keine Gedanken, um meine Mutter ein wenig, aber das Schlimmste wird wohl mein Vater werden und meine Oma.

Mein Vater hasst "Homos", ja der steigert sich da bis zum Ausbruch hinein. Wenigstens kommt er als Mann damit zu recht, wenn es um zwei Frauen geht...wenigstens den Vorteil haben wir damit.

Und meine Oma wird meine Mutter dafür verantwortlich machen, weil sie mich schon so früh aufgeklärt hat und mir so früh erklärt hat, was zwischen Gleichgeschlechtlichen abläuft und das das auch (nur) Liebe ist.

...ja, Gedanken machen muss ich mir wohl oder übel....ich komme nicht drum herum...

Danke für deine Antwort, das bedeutet mir echt viel.

[shark]

Ich denke, Deine Mutter wird Dir sicher zur Seite stehen und Dich nötigenfalls auch gegen Papa und Oma verteidigen...meinst Du nicht?
Aber ehe Du ein wirkliches Outing in Angriff nimmst, solltest Du Dir erst selbst wirklich klar darüber sein...es ist leichter, Gegenwind standzuhalten, wenn frau in sich sicher ist.
Du schaffst das,


schreibt Dir Eine, die erst mit fast 30 (und verheiratet) gemerkt hat, dass sie lesbisch ist.... :)

[sweet-toxic]

*meine Hände sind echt eiskalt vor Aufregung*



Klar oute ich mich erst, wenn ich sicher bin und stark genug, dafür einzustehen.

Ich bin ein vernünftiges Mädchen, was das angeht. Ja, ich kenne eine Freundin von meiner Mutter, deren Mann ist sich auch erst mitten in der zehnjährigen Ehe klar geworden, dass er eigentlich schwul ist.

[sensus_moriendi]

ich habe anfangs ähnlich gedacht wie du. aber dazu muss ich sagen, auch wenn sich das komisch anhört, daß als ich 16 war, da noch kein schwein über das lesbisch sein gesprochen hat. und dabei ist das grad mal 8 jahre her. da wurde sowas total ausgegrenzt. heute denke ich ist das nicht mehr so, weil die gesellschaft eigentlich eh schon fast metro-sexuell ist.

also ich glaube deinen freunden dass zu sagen, dürfte nicht so schwer sein. was deine eltern angeht. naja, also bei mir war es so, daß ich dachte meine mutter würde es easy auffassen und mein vater eher n aufstand machen. war aber mehr oder weniger genau das gegenteil der fall. mein vater nahm es total easy auf. meine mutter dachte und meitne: finde erst mal den richtigen mann, dann ist die phase auch vorbei. aber nach einer weile hat sie gemerkt, daß es ernst ist und auch, daß es mir eigentlich schnuppe war, was sie davon halten. und das fanden sie okay. sie haben dann beide gesagt: solange ich glücklich sei, wären sie es auch,

mache dir nicht zu viel aus dem, was andere sagen, denken oder von dir glauben zu wissen. es ist am wichtigsten was du selber über dich denkst und du für dich als richtig erachtest, sonst niemand. und wenn du diese einstellung vertrittst, dann werden auch deine eltern auf deiner seite stehen denke ich.

liebe grüße

sensus

[Corinna Mirja]

Hi, Du! :blumen2:

Auch wenn es für Dich spricht, Dir Gedanken um Deine Verwandten zu machen, solltest Du Dich nicht dazu hinreißen lassen, den Umfang Deiner Neigungen von ihnen abhängig werden zu lassen - oder von Befürchtungen, die Du im Vorhinein hegst.

Du allein bist im Moment Dein Horizont, den es zu erkunden gilt. Verwandte sollten weit dahinter stehen.

Nimm Dir soviel Zeit, wie Du brauchst, um Dich zu finden, aber höre nur auf die eigene Stimme - sie ist der einzige Maßstab, den Du wirklich hast, auch wenn Dir manche Leute etwas anderes einzureden versuchen werden.

[sweet-toxic]

Ich denke auch, dass ich es am Besten wissen muss und mein Selbstvertrauen lässt es auch nicht zu, mich von anderen diesbezüglich beeinflussen zu lassen oder mir einreden zu lassen, dass ich so und so zu sein habe, in dem Fall, dass ich hetero bin.

Nein, ich glaube mein Vater wird einige Zeit brauchen und meine Oma wird es ihm wahrscheinlich gleichtun.

Auf meine Mutter bin ich stolz, aber wie gesagt, weiß ich nicht, ob sie es so easy auffassen wird, wie sie immer tut. Sie ist sehr tolerant, speziell in diesem Fall.

Aber wenn es um die eigene Tochter geht?

Vielleicht sollte ich ihr erstmal vertrauen, mehr kann ich ohnehin nicht tun, so lange ich noch so verwirrt bin.

[shark]

Meine ältere Tochter ist so alt wie Du. Und ich bin auch eine coole und lockere Mama, wie sie immer wieder betont...dennoch habe ich sie auch schon mit konservativ-mütterlichen Reaktionen überrascht...erst heute wieder :D
Nichts desto trotz kann sie mir unbedingt vertrauen - auch in Angelegenheiten, die ich nicht so wirklich nachvollziehen kann.

Vielleicht solltest Du das erst mal auch tun...sie ist Deine Mutter und liebt Dich.

[sweet-toxic]

Ja, ich werde es tun. Sie wird ohnehin die erste elterliche Person sein, die es erfährt. Ich weiß, dass sie mich liebt, das zeigt sie mir ständig.

Aber ich muss erstmal selbst sicher sein.

[shark]

:zustimm:

[Corinna Mirja]

[sweet-toxic]

[Corinna Mirja]

Stöber hier im Forum herum! :)
Da gibt es ne jede Menge Irgendwie zu entdecken! :rainbow:

[sweet-toxic]

Manchmal, wie heute, habe ich wieder Tage, an denen ich gar nichts mehr weiß. Weder ob ich eine Hete bin oder lesbisch oder bi oder wieauchimmer.

Richtig gut wäre es, wenn es eine Maschine gäbe, die mir das ganze erleichtern würde. So etwas wie einen Schwangerschaftstest, der anzeigt ob man oder ob man nicht ist.

Gehört das etwa auch dazu, dass man hin- und hergerissen ist?

[McLeod]

[Sin]

@ McLeod :zustimm:

liebe sweet-toxic!

Akzeptier dich doch einfach so wie du bist...
Du musst nicht alles immer sofort wissen!
Es ist doch egal, was du bist, hauptsache du fühlst dich wohl!

Vergiß über deine Grübeleien nicht zu leben!
Und so wie dir, geht es vielen! Bist also nicht allein mit deinen Zweifeln...
Lass es einfach geschehen, lehn dich zurück und warte der Dinge die da kommen!

lg
Sin

[wolke]

hallo sweet-toxic!

was deine ängste vor dem "outen" betrifft- kommt mir irgendiwe bekannt vor ( is auch gar nicht so lang her)....

zumindest das mit deinen eltern. ich wusste auch dass meine mum eigentlich sehr tolerant ist und niemandem sagt wie er zu leben hat, aber bei der eigenen tochter ist das schon was anderes- dacht ich.
aber als ich ihr davon erzählte war ich toooootal überrascht, sie nahm's ganz locker- bzw. tat zumindest mir zuliebe so.
das gleiche gilt für meine freunde usw.- keiner hat irgendwie negativ reagiert, was mich (vor allem bei meinem seeeehr konservativem besten freund) irre überraschte.
ich glaube man unterschätzt seine mitmenschen da oft, auch wenn sie vorurteile oder so haben- wenn sie sehen dass du trotzdem du bist sind diese meist verschwunden!
also nur mut, deine Lieben mögen bzw. lieben ja DICH und nicht deine sexuelle orientierung- wirst sehen, is alles halb so schlimm!
meistens macht man sich selbst nur viel zu viele gedanken, und die anderen sehn das gar nicht so eng...

alles gute! :)

[sweet-toxic]

Ich hoffe du behältst Recht. Ich habe mir erstmal vorgenommen, alles auf mich zukommen zu lassen und mich nicht verrückt zu machen. Außerdem werde ich mit meiner besten Freundin über dieses Thema oder zumindest meine Verwirrung darüber sprechen. Ich bin nicht der Mensch, der gerne alles in sich hineinfrisst.

Probehalber habe ich heute mal nen ziemlich männlichen Witz über Lesben gemacht...sie fand es nicht lustig. Gut, oder?

Das heißt, dass sie Partei für mich ergreifen würde, wenn andere mich attackieren sollten.


*seufz*

Nein, ich werde gaaaaanz langsam angehen.