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Beitrag
#1
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a.D. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.380 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 5 ![]() |
Diese Rezension ist allein sprachlich schon eine Herausforderung. Versucht es mal: Schreibt über einen Menschen, ohne ihn als "sie" oder "er" zu bezeichnen, weil sich der Mensch selbst weder als "Frau" noch als "Mann" definiert.
Und wenn ihr das schon schwierig findet, dann stellt euch vor, wie dieser Mensch in unserer binären Geschlechterwelt zurechtkommen mag: Aus der Herrentoilette rausgeschmissen, von der Damentoilette runtergejagt, im öffentlichen Raum ständig angestarrt. Genauso lebt Max Rabinowitz, icherzählende Hauptfigur in Leslie Feinbergs neuem Roman "Drag King Dreams"/"Drag King Träume" (ich habe auf Englisch gelesen, kann über die Qualität der Übersetzung daher nichts sagen). Auf der Suche nach einer brauchbaren Buchbeschreibung bin ich wieder mal bei Books to watch out for gelandet: ZITAT(Books to watch out for - Lesbian edition - April/May 2006) Leslie Feinberg, author of the much-loved Stone Butch Blues, returns to the world of fiction (at last!) with Drag King Dreams. Life in post-9/11 New York City has taken its toll on butch FTM Max Rabinowitz. Max works nights as a bouncer, trying to keep it together day-to-day. It's hard to tell who makes hir life more difficult: the day timers who try to pound hir into their binary-gender-scheme or the post 9/11 "security measures" and the growing governmental harassment. But the murder of a sister cross-dresser, Vickie, forces Max to relinquish hir isolation and reconnect with hir activist past, as cross-dressers, drag queens and kings, and queers of all kinds find new allies across the many cultures being affected by the post 9/11 crackdowns. Together they face down Vickie's death and Max, for the first time in years, finds hir activist heart opening. I daresay it's a mid-life crisis story that hasn't been told before. Seit dem Erstling Stone Butch Blues (deutsch: Träume in den erwachenden Morgen) hat sich Leslie Feinberg schreiberisch erheblich gemausert. Drag King Dreams liest sich nicht mehr wie ein teilweise holpriger Dokumentarbericht, sondern wie ein richtiger Roman, der trotzdem ebenfalls das Gefühl der Authentizität vermittelt. Man merkt: Leslie Feinberg kennt die Nachtwelt der Transgender-Menschen und kennt die Welt der AktivistInnen unter ihnen, die sich gegen ihre Isolierung durch die Gesellschaft auflehnen und nicht nur für ihre eigene Sache, sondern solidarisch auch für die Beseitigung aller anderen politischen Missstände marschieren. Anfangs hatte ich Mühe, mir die Figuren des Romans vorzustellen. Max ist biologisch eine Frau, beantwortet die Frage nach seiner sexuellen Orientierung mit "lesbisch", lebt als FzM-Crossdresser. Vickie stirbt gekleidet und zurechtgemacht als Frau, hat aber einen Teil ihres Alltags auch als der Mann Victor gelebt, der sie biologisch war. Wie sehen sie aus, diese ungewöhnlichen Menschen? Leslie Feinberg beschreibt sie kaum, und ich fühlte mich ein bisschen verloren. Bis ich kapierte: Besser keine Bilder. Besser Max, Vickie, Ruby und wie sie alle heißen über ihre Handlungen und Gedanken als Menschen kennen lernen und sie nicht über ihr Äußeres, das ich ja doch wieder mit den handelsüblichen Geschlechterrollen vergleichen würde, in eine Schublade stopfen, aus der ich sie dann mühsam wieder herausholen müsste. So wurden es für mich nämlich ganz normale Menschen, um die sich die Handlung dreht. Einer von ihnen freut sich im Gerichtssaal, als das Sorgerecht für sein Kind dem "Vater" zugesprochen wird - bis ihm einfällt, dass er selbst für das Gericht nicht der Vater, sondern die Mutter ist. Ein anderer bleibt völlig zwischen den Welten; Leslie Feinberg verwendet (wie übrigens für sich selbst) die Pronomina "ze"(= "he/she") und "hir" ("his, him/her"). Ein dritter, der sein Leben als Frau lebt, muss sich im Krankenhaus mit männlichen Pronomina bezeichnen lassen. Bei der Polizei, festgenommen nach einer Demonstration, werden alle Queers getrennt von den "normalen" Frauen und Männern in eine Extra-Zelle gesteckt. Das Buch ist ein Einblick in die moderne Welt der Transgender, und bei allen Problemen, die der Freundeskreis um Max auch heute noch hat, werden die großen Fortschritte seit Stone Butch Blues deutlich, das im Wesentlichen zu Stonewall-Zeiten, also Ende der 1960er Jahre spielt. Dennoch bleibt nach dem Lesen ein bitterer Beigeschmack: Wer nicht in die Geschlechterrollen der Gesellschaft passt, wird in eine Nachtwelt gedrängt, kann nur in ganz begrenztem Rahmen so leben, wie es für ihn/sie authentisch ist. Wer sich für Transgender-Fragen interessiert, sollte das Buch unbedingt lesen. Leslie Feinberg ist in diesem Bereich nun einmal eine der wichtigsten Stimmen. Zwei Vorbehalte habe ich trotzdem: Der politische Aktivismus wird mir zu sehr als Allheilmittel dargestellt; er nimmt mir einen zu großen Raum sowohl im Buch als auch in seiner Bedeutung für Max' Entwicklungsprozess ein. Und zunächst einmal ist der Vorläufer Stone Butch Blues als Einstiegslektüre Pflicht. Es vermittelt die existenziellen Kämpfe der Transgender noch viel eindringlicher und erzählt einen ganz wichtigen Teil ihrer Geschichte. Obwohl sprachlich besser, reicht Drag King Dreams da nicht heran. Wer mehr über Leslie Feinberg erfahren möchte, findet umfassende Infos auf der Website Transgender Warrior. Weitere Infos zu Drag King Dreams finden sich ebenfalls dort. |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 02.05.2025 - 19:29 |