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> Horizont der Küsse, Morgentau
Corinna Mirja
Beitrag 23.Jan.2007 - 23:19
Beitrag #1


°~Fleckenzwergin~°
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Beiträge: 3.523
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Achtung, liebe Frauen: Die Story könnte *triggern*
________

Du hättest sie nicht küssen dürfen.
Daedra versuchte den Vorwurf zu verdrängen, während sie vergeblich auf jene Bewußtlosigkeit wartete, der sie stets anstelle von echtem Schlaf anheimfiel. Ihre Nächte waren anders, so wie vieles anders an ihr war. Und seit jenem Tag, an dem sie Meera getötet hatte, die ihr mit Leidenschaft Küsse abverlangte, war sie nicht nur anders, sondern von Selbstzweifeln an ihren Existenzqualitäten geplagt.
Warum ist Meera tot, Mütter?
Sie hatte sich in dich verliebt, weil du DU bist. Du bist von größter Intensität - für viele Frauen. Deine Zunge kann Tod sein. Sie ist gleichsam ein Spiegel der Stiche und Lebensspenderin. DU hast Meera getötet, Mne.
Ich konnte nichts dafür, Mütter.
Lerne daraus. Lerne Dich zu kontrollieren. Es nützt niemandem, wenn du deine Leidenschaft mitteilst, indem du Gaumen brichst und Gehirne vernichtest.
Aber ich konnte das doch nicht wissen!
Nein.
Habt ihr zugelassen, daß Mutter Meera in den Tod geht, weil ich ich bin?
*schweigen*
Habt ihr?
Es war ihre Entscheidung, ihr Risiko. Sie konnte nicht anders. Wir haben sie nicht aufhalten wollen.
Wußte sie um Risiken?
Nein.
Weil ihr beobachten wolltet, was passiert?
Ja.
Dann sind wir alle schuldig an ihrem Tod, stimmt das?
Ist das wirklich wichtig?
...Nein.
*schweigen*
Mütter?
ja?
Bin auch ich ersetzbar?
Ja. Ist das ein unangenehmer Gedanke für dich?
*schweigen*

Die Mutter mit den schwarzen Augen hatte später gesagt, Deadra sei an einem Punkt angelangt, der ebenso über Leben und Tod entscheidet, wie über die Maßgeblichkeit von Gewissen und Kalkül. Advaita-III darf, was sie dürfen muß, um sich zielkonform zu entwickeln.
Nachdem Deadra das Sprechen für sich entdeckt hatte, begann sie sich einen Namen zu suchen, denn sie fühlte sich individuell. Aus Advaita-Drei wurde Daedra. Als Deadra zum ersten Mal echtes Tageslicht erblickte, gefiel es ihr nicht. Sonne brannte auf der Haut, ließ die Augen tränen. Sonne war ungut. So wurde ein zweiter Name gezeugt: SonneNicht. Daedra konnte nicht wissen, daß ihre Haut Lichteinwirkung einfach noch nicht gut genug zu kompensieren gelernt hatte - weil sie erst drei Jahre alt war. Doch Wissen war ohnehin nicht wichtig. Statt dessen erachtete eine dreijährige Erwachsene die Macht des Sonnenlichtes als persönlichen Angriff gegen sich. Pusteln und Blasen auf der Haut; Schmerzen durch das Draußen. Das was nicht richtig und durfte nicht so bleiben. Schmerzen waren ungut - so wie die Sonne. Ein Sicht der Dinge entwarf sich, die ihr nichts und niemand jemals wieder würde nehmen können: Daedra ist gut, die Sonne böse.

Sie war anders. Daedrea die Eine, die Zeugerin. Die Schwängerin.
Daedra, die küssen durfte.

Die Mütter ließen Advaita-III niemals über ihrer künftigen Aufgaben im Zweifel. Es gab keine Bedenken. Daedra das Kunstprodukt - jene, die eine neue Naturfacette begründen sollte. Anfang und Ende. Das war SIE. Mne Deadra SonneNicht.
Wir geben dir Freiheit. Du wirst in die Welt gehen. Dort wirst du dich etablieren oder vergehen. Hast du das verstanden, Mne?
Was ist Mne?
DU bist Mne. Wir hingegen sind Frauen. Wir sind deine Mütter, sind Weibliche, so wie du, doch wir sind Frauen. Frauen sind Frauen. Frauen sind zur Fortpflanzung an das Nichtweibliche gebunden. Mne hingegen sind Mne. Sie sind nicht vom Nichtweiblichen abhängig und machen Frauen im Endeffekt ebenfalls unabhängig. Es soll nur noch Mne geben. Du wirst sie sein und zeugen. Du bist DIE Mne. Du bist nicht die Einzige. Aber jede von euch ist DIE Mne. Ihr werdet küssen und lieben, werdet Frauen schwängern und Kinder Mne sein lassen. Leben und lieben - gar untereinander. Über Jahrtausende hinweg werden Mne-Generationen das bestehende Menschenkonzept ersetzen. Keine Kompromisse. Bist dir über die Tragweite all dessen bewußt?
Ja, ich denke schon.


Daedra dachte, also war sie. Eines Tages besah sie sich im Spiegel. Sie sah anders aus, als die Mütter.
Wie habe ich mich zu sehen?
Du bist nicht besonders attraktiv. Du hebst dich physisch innerhalb keiner ethnischen Gruppierung von der Masse ab und wirst niemals einen allgemeingültigen Sonderstatus aufgrund auffallend angenehmer Attraktivitätsfaktoren erlangen.
Das hat Meera auch gemeint. Sie sagte ich sähe langweilig aus.
Es hat sie nicht abgehalten, sich in dich zu verlieben.
Ist physische Attraktivität nicht auch Voraussetzung für Liebe?
Manchmal. Attraktivität ist Ermessenssache. Aber das ist für Mne ohnehin irrelevant.
Warum?
Du sollst unauffällig sein, doch für einen bestimmten Prozentsatz aller Frauen von unwiderstehlicher Anziehungskraft. Etwa fünfundzwanzig Prozent aller Frauen auf Erden würden für dich sterben wollen - so oder so.
Müssen sie sterben?
Nein. Nicht wenn du es verhinderst.
Wie meint ihr das, Mütter?
*schweigen*
Was ist mit den anderen Frauen?
Sie werden dich nicht einmal wirklich wahrnehmen. Und übrigens...
Ja?
Was die Nichtweiblichen anbelangt: Diese werden dich überdurchschnittlich meiden.
Auch das sagte Mutter Meera. Aber warum?
Weil du für Nichtweibliche unerträglich stinkst. Du bist sozusagen eine Unberührbare. Das ist der größte Schutz deines Lebens. Dies und deine physische Unauffälligkeit. Wärest du nicht so und die Nichtweiblichen würden merken, was du bist, würdest du in ihren Augen die größte Bedrohung ihrer Existenzberechtigung darstellen - die du ja de facto tatsächlich bist. Sie würden dich töten. Hast du das verstanden?
Ja.
Dann überlebe und sei du.


Die Mne verstand allzu gut. Überhaupt hatte sie einen speziellen Verstand. Dieser war mit ihr geboren worden. Gleichsam ihre Persönlichkeit. Alles sei schon während des dreiundzwanzigmonatigen Heranzüchtens im Gebärtank implementiert worden, sagten die Mütter. Pränatale Rasterstimulation, die die neuronalen Systeme des Gehirnes veränderten - Profilprägung. Danach beschleunigtes Wachstum. Durch verbotenes Wissen, sagten sie, durch verbotene Wissenschaft, als Ausruck einer offensiven Lebensphilosophie.
Daedra selbst durfte solches Wissen nicht erlangen, wußte nicht einmal, wovon die Rede war. Eigentlich wußte sie kaum etwas, doch das war ihr egal. Sie konnte sprechen, lesen, schreiben, rechnen. Konnte Aufgaben verstehen und lösen. Sie war lernfähig. Auch das wurde ihr gesagt. Doch ansonsten blieben die Mütter ebenso kryptisch, wie die Ebenen ihres Wissens.
Wenn du in die Welt hinausgehst, wirst du selbst zusehen müssen, wo du bleibst. Du kannst dir aussuchen, was aus dir werden soll. Potential hast du im Übermaß. Das wirst du draußen herausfinden.
Wo ist draußen?
Das Draußen ist immer eine individuelle Perspektive. Du wirst deinen Weg dorthin finden müssen. Und von Beginn an bedeutet dies zu lernen. Sogar andere Sprachen wirst du zu erlernen haben.
Sprachen?
Die Welt hat abertausende Stimmen, aus abermilliarden Kehlen. Das gilt auch für die Menschen. Du kennst nur unsere Sprache. Dies wird sich ändern.
Ist das Draußen ein schlimmer Ort? Es macht mir Angst darüber zu sprechen.
Wir werden dich beobachten und dir Schutz gewähren, wenn wir meinen, es wäre von Nutzen. Solltest du sterben, sorgen wir dafür, daß dein Leib verschwindet. Solltest du unseren Zielen kein Nutzwert mehr sein, werden wir dich entleiben. Du siehst, nicht nur das Draußen ist Gefahr. Beunruhigt dich das, Mne?
*schweigen*


Als der Tag kam, an dem die achtjährige Erwachsene Daedra SonneNicht in einem fremden Land am Wegesrand stand, war sie einmal mehr schweigsam. Die Mne sah sich um und entschied sich für eine Richtung. Große Veränderungen sollten sie begleiten. Advaita-III durfte küssen...
*
...

© Copyrights reserved (im gesamten Umfang), 2006/ 2007 Corinna Mirja Sapendowski.

Der Beitrag wurde von Corinna Mirja bearbeitet: 31.Aug.2007 - 19:44
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