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Beitrag
#1
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°~Fleckenzwergin~° ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.523 Userin seit: 21.07.2006 Userinnen-Nr.: 3.246 ![]() |
Siehe: Diesen Link.
Aber ich bleibe trotzdem Vegetarierin!! :D Blütenzeit Das Einhorn verließ den Schutz der Bäume. Es hatte die Früchte des Waldes satt und war darauf aus, sich an einer saftigen Wiese gütlich zu tun. Alle Instinkte warnten vor einer unbekannten Gefahr, doch dieses Exemplar schien noch einfältiger zu sein, als die meisten seiner Gattung. Zugunsten der Gier nach Abwechslung betrat es den vermeintlichen Weidegrund und senkte den Kopf. Der Boden roch seltsam – anders als gewohnt, doch die Erinnerungen an den Geschmack der leckeren Pflanzen war zu verlockend. Die Zähne des Tieres gruben sich in den weichen Filz, rupften ein Maul voller Triebe heraus und kauten zögerlich darauf herum. Plötzlich bewegte sich der Boden, verwandelte sich in eine weiße Gischt! Gewaltige Horden stürmten pfeilschnell von allen Seiten auf den verwirrten Vierbeiner zu, sprangen in die Höhe, nutzten den Auftrieb des lauen Frühlingswindes. Viele von ihnen drangen selbstmörderisch in Nüstern und Maul, verstopften die Atemwege. Andere bedeckten die panisch geweiteten Augen, sonderten Flüssigkeiten ab, die das Geschöpf innerhalb von Sekunden erblinden ließ. Bedeckt von ätzender Blütenpracht taumelte das Einhorn umher, bäumte sich am Ende ein letztes Mal auf und fiel sterbend zu Boden. Unter großen Verlusten trugen die Blumen ihren Sieg davon. Doch sie waren noch lange nicht fertig mit ihrer grausigen Arbeit. Weitere Horden kamen hinzu, stießen ihre Fußwurzeln in den Leib des toten Tieres. Kulturenhüter mischten sich unter die erschöpften Kampfspringer, öffneten ihreGefäße und injizierten Fermente in das warme Fleisch. Käferhirten geleiteten ihre Lastentiere zum Kadaver. Die gefügigen Aastiere verschlangen ihren Anteil mit großem Appetit. So folgte geduldig Welle auf Welle. Zwei Tage später war der Leib des Huftieres verschwunden – abgesehen vom magischen Horn. Es schien unzerstörbar zu sein. Die Zuchtmeister waren verunsichert. Könnte sich das Material oder die Magie dieses Körperartefaktes als verwertbar erweisen? Es wäre von großem Nutzen für die Weiterveredlung des Erbgutes gewesen, wenn es hätte gelingen können, gewisse Eigenschaften zu assimilieren. Strategin ~NickenNickenStopDoppelnicken~, unumstrittene Herrscherblume ihres Volkes, hegte Zweifel, was den Nutzen des Hornes anbelangte. Sie mißtraute aller Magie. Zuviele Gefahren. Am Ende verkündete sie ein klares „Nein“ an übereifrige Zuchtmeister. Botenblumen trugen es als lautlose Pheromonbotschaft zu jeder Bürgerknospe der stillen Hegemonie. Wenige Tage später kam ein Sturm auf. Gewitterwolken überzogen den Himmel. Regengüsse erfreuten die Gemüter der Artgenossen. Alles war gut! Der Triumph über den Fleischberg Einhorn war der Abschluß einer ganzen Reihe von Siegen über mächtige Wesen. Die Pflanzen hatten vieles gelernt, vieles erreicht, waren allzeit bereit, kommenden Herausforderungen die Stirn zu bieten. Die allumfassende Erkenntnis war klar: Der beste Weg, sich der Gefahren übergroßer, alleszermalmender Fleischberge zu entledigen war, sie alle zu töten und die Leiber zu verwerten. Das Horn indes hatte sich als zu schwer für einen Abtransport erwiesen und wurde statt dessen an Ort und Stelle vergraben, um in einer eigens dafür errichteten Erdhöhle zu verbleiben. An diesem regnerischen Abend begutachtete die Herrscherin das Artefakt erneut, betastete es gedankenverloren mit dem Sonarschwallen iher Unterkopf-Lamellen. War dieses Horn ein Weg zu mehr Macht oder Pfad in den Untergang? Die meisten intelligenten Pflanzenrassen hatten Magie stets von sich gewiesen, sie als zu unzuverlässig abgetan und sich lieber auf die physischen Qualitäten der eigenen Veredlung verlassen. So auch die Gänseblümchen - doch deren Ziele hatten sich im Laufe der Zeit radikal geändert – fort von alter Passivität, hin zu kommenden Feldzügen. Bedeutete dies jedoch, eigene Grundlagen und Wertvorstellungen zweifelhaften Veränderungen preisgeben zu müssen? Zuviele Unwägbarkeiten waren damit verbunden. Plötzlich unterbrach etwas ihre Gedankengänge. Regenwasser quoll durch die Decke und floß in kleinen Rinnsalen die Wände herunter. Der Raum war nicht sorgfältig genug versiegelt worden. Die Herrscherblume sandte just ihren Boten aus, als ein Blitz den Wiesenboden traf. Dessen Energie leitete sich durch den versickernden Regen in die Höhle, vereinte sich mit dem Horn und brachte es zum Glühen. Magie setzte sich frei - ungezügelte Kraft. Ein ätherischer Mahlstrom zog die Herrscherin der Gänseblümchen unerbittlich in sich hinein. Sie verschwand für immer vom Antlitz ihrer Welt... ...Und erwachte... Was war geschehen? Wo war sie? Unaufhörliches Brummen ließ den Boden erzittern. Die Luft war erfüllt von Üblen Dämpfen. Große, vorbeirauschende Brocken mit puffenden Hinterteilen verängstigten die Herrscherblume. Sie verbarg sich zwischen Steinen, senkte ihre Wurzeln in kargen Sand und beobachtete mißtrauisch ihre neue Umgebung. Mehrere Tage lang rührte sie sich nicht von der Stelle, versuchte sich zurechtzufinden. Die Illusion einer Rückkehr in ihre Heimat verblaßte sehr schnell. Eines Nachts dann entschloß sie sich zum Aufbruch. Es machte wenig Sinn, weiterhin an diesem unangenehmen Ort zu bleiben. Die endlosen Karawanen der anorganischen Brocken hatten sich wieder einmal zur Nachtruhe begeben. Mit flinken Schritten ging es dem Unbekannten entgegen. Lange Jahre irrte sie umher, setzte sich vielerlei Gefahren aus; lernte und beobachtete; überwinterte in warmen Verstecken, verbarg sich in dunkelsten Nischen; unabhängig vom Licht der Sonne – das Resultat meisterhafter Veredlung; Tausende Generationen sorgfältigster Zuchtmeisterei hatte sie zu der gemacht, die sie war. Dreimal sah sich die Blume zum Umknospen gezwungen. Exakte Kopien entkeimten dem eigenen, verbrauchten Stiel - bereit für einen kompletten Bewußtseinstransfer. Auf diese Weise hatte die Meisterstrategin schon lange überdauert. Bei allem, was sie in ihrer neuen Umwelt erlebte, dachte sie stets an nur ein Ziel: sicheren Heimatboden finden, Erbgut kreuzen, Populationen bilden – ein neues Volk sollte entstehen, größer, als je zuvor, denn ein gewaltiger Feldzug stand bevor. Die zweibeinigen Fleischberge mußten vernichtet werden. Es gab unzählbar viele von ihnen, ausgestattet mit Messern, rotierenden Sturmklingen, Giften und grabender Vernichtung – Verursacher schrecklicher Verbrechen am gesamten Pflanzenreich – eine furcherregende Pestilenz - und neue Nemesis der Herrscherblume. Doch sie verzweifelte nicht. Geduld war die Mutter ihrer Gedanken. Zu ihrer Erleichterung fand sich Grundmaterial. Von manchen Untaten der Fleischberge übersehen, fristeten viele primitive Bedecktsamerarten ihr wildes Dasein. Sie waren Zeichen der Hoffnung. Irgendwann eines Frühlings dann entdeckte die Strategin eine gute Wiese – potentieller Heimatboden. Verborgen inmitten weitläufiger Waldstücke wirkte das sonnenbeschienene Feld wie eine lockende Oase – doch Vorsicht war geboten. Geduldig sondierte das Gänseblümchen diese Umgebung. Nur selten verirrten sich zweibeinige Fleischberge dorthin. Alles schien wie geeignet – eine Auferstehung nahm ihren Anfang! Die Herrscherin ~NickenNickenStopDoppelnicken~ wurde fruchtbar. Sie lief umher, nahm wahllos Blütenstaub an und verteilte ihren eigenen, darauf hoffend adaptierbares Erbgut zu finden. Doch sie tat mehr als das: Greifblättchen gruben Löcher in den Boden. In jedes legte sie ein weiteres Fünkchen Hoffnung – aufgesparte, über viele Selbsttransfers weitergetragene Kapseln. Es war an der Zeit, neue Zuchtmeister zu säen. Eine Welt wartete darauf erobert zu werden. Wie sich herausstellte, waren viele der heimischen Pflanzenarten kompatibel mit dem Vererbungspool der Gänseblümchen. Schon bald entstanden erfolgversprechenden Kreuzungen. Neue Arten, wie Kampfgräser, Virenmeister und fliegende Prospektoren, mischten sich unter die altbekannten Herdenmeister, Giftprüher, Säurespucker und Kulturenhüter. Das stille Volk erwachte und umarmte die Hoffnungen neuer Vielfalt. Mehr als fünfzig Jahre vergingen. Eine junge Strategen-Blume stellte der Urmutter des noch schlafenden Feldzuges eine bedeutsame Frage. „Königin? Wann werden wir die Fleischberge beseitigen?“ Die Herrscherblume wandte sich ihr zu. „Schwester Zeit ist uns wohlgesonnen; ihre Winde tragen uns. Bald sind wir überall. Dann ist es soweit, dann werden wir uns aus unseren Verstecken erheben, bereit den Fleischbergen ihre eigene Endlichkeit zu schenken. Sie alle sollen durch unsere Taten unfruchtbar werden und sich dann zu den Horden der Vergangenheit gesellen. Das Vergangene ist wie der Tod – doch es soll nicht unser sein.“ -Ende- © 2007 Corinna Mirja Der Beitrag wurde von Corinna Mirja bearbeitet: 01.Sep.2007 - 21:43 |
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