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Vollansicht: Vor Schmerz schützen?
Die gute alte Küche - in neuem Gewand > Allgemeines > Coming-out und andere LesbenLebenslagen
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shark
Hallo, die Damen.

Aus einem anderen Thread stammt diese Aussage von mandelbäumchen, die ich zum Anlass nehmen möchte, um mit Euch in den Austausch darüber zu treten, ob und in welcher Form Ihr möglicherweise schmerzhaften Erfahrungen ausweicht, Euch ihnen durch Entscheidung entzieht oder ob Ihr eine solche vielleicht in dem Bewusstsein trefft, dass Schmerz zum Leben gehört, Euch weiterbringt auf Eurem persönlichen Weg und ein, wenn auch unwahrscheinliches, "gutes Ende" das Risiko wert ist, vermutlich "auf die Nase zu fallen".

QUOTE

Und gelegentlich tut's weh, und am Ende kommt doch etwas Gutes dabei heraus, wenn auch vielleicht nicht das Erwartete. Mit mehr Übung und Erfahrung umso öfter.

Letztendlich sind es die vertanen Chancen, die am schwersten wiegen. Das ist zumindest meine Erfahrung.

Um es mal ganz flapsig auszudrücken: Leben tut gelegentlich heftig weh, so what?  wink.gif


Ich selbst bin nicht sehr risikobereit, wenn mir auch klar ist und ich in dem Bewusstsein lebe, dass Schmerz durchaus Bestandteil des Lebens ist. Allerdings versuche ich, wenn ich erkenne, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Schmerz die Freude überwiegen wird oder nach einer bestimmten Entscheidung unausweichlich kommen wird, mich gegen diesen Weg zu entscheiden, wenn es in meiner Macht liegt.

Wie ist das bei Euch?

Ich freue mich darauf, von Euren Erfahrungen zu lesen,

Viele Grüße,


shark




Alfalfa
hallo shark

wenn ich auf den unterstrichenen Thread klicke offnet sich ein Zitatfenster und kann gleich einen Beitrag schreiben

kann es sein das du einen falschen Link gesetzt hast?
shark
Ja, ich verbessere das sofort. Der Fehler ist wegen des Zitierens entstanden. Danke für den Hinweis.
Leah
Also diese Aussage kann man ja auf alles mögliche beziehen,auf Partnerschaft,oder Familie,oder Freundschaften....ich denke dass ist auch so allgemein gemeint,oder?

Also ich bin durch viele Schmerzen gegangen um für mich klar zu haben,dass eine Person in meinem Leben nur darauf bedacht ist mir Steine zwischen die Füße zu schmeißen und mir weh zu tun.... Hätte ich das früher für mich klar gehabt,hätte ich schon viel früher einen Strich darunter gezogen um mich dem nicht weiterhin auszusetzen...
Es gehört bestimmt dazu,zum Leben,auch mal negative Erfahrungen zu machen,aber wenn ich das vorher weiß,dass ich dabei nur - für mich und mein Leben - verlieren kann,dann muß ich mich dem nicht unbedingt aussetzen,denn es werden im Leben noch genug Situationen kommen,wo ich das nicht von vornherein weiß und reinschlittere...
Ich denke es wird im Leben noch genug Situationen geben wo ich sagen werde "ja,manchmal tut das Leben weh".....also kann ich den Situationen oder Menschen aus dem Weg gehn,wo ich das weiß,dass sie so sind - um mich zu schützen....

Ich hoffe das war jetzt nicht am Thema vorbei und ich habe das richtig verstanden...

sonnenstrahl
Sehr spannendes, wie ich finde wichtiges Thema. Ich war auch schon kurz davor, was zu dem o.g. Zitat zu schreiben. Jetzt muss ich allerdings erst mal zur Arbeit - aber ich werd einstweilen (mal wieder) wohl drüber nachdenken ...
Nordlicht
Ich bin ein Bauchmensch smile.gif

Entscheidungen treffe ich (fast) immer aus dem Bauch heraus. Dabei riskiert frau allerdings auch so mache Fehlentscheidung, manchen Schmerz. Aber den nehme ich dann gerne auf mich.

Hätte ich so manche Dinge vom Kopf her entschieden, wäre ich zwar um einigen Schmerz ärmer, aber auch um manch schöne Erfahrung. Deshalb...ich würde jederzeit den schmerzvolleren Weg gehen, wenn er auch Schönes birgt. Durch ihn findet ja auch immer ein Lernprozess statt, der für Lebensentscheidungen unter Umständen wichtig sein kann smile.gif
Leah
@Nordlicht

Also ich bin auch ein Bauchmensch....und zwar durch und durch....aber trotzdem muß ich mir nicht "absichtlich" weh tun....
Finde ich...
Nordlicht
Leah, nein, absichtlich würde ich mir auch nicht weh tun, aber bei manchen Entscheidungen lässt es sich vorher ja nicht abschätzen, ob es schmerzvoll wird oder nicht. Eine Bauchentscheidung treffen heisst doch auch immer, ein kleines Wagnis eingehen....mit dem Kopf entscheiden heisst, vorher alle Risiken ausschliessen, soweit sich das vorhersehen lässt. Ich möchte mir natürlich auch nicht unnötig Schmerz zufügen, aber bei einer Bauchentscheidung gehe ich doch ein größeres Risiko dessen ein wink.gif
shark
Ja, Leah, Du hast das richtig verstanden.
Mir ist beim Lesen des anderen Threads einfach aufgegangen, dass das, was ich für unabdingbar halte (nämlich ziemlich sicher voraussehbaren Schmerz durch Entscheidung zu vermeiden), womöglich nicht "der Weisheit letzter Schluss" sein könnte. Ich vermeide damit ja auch eine Erfahrung, die vielleicht wichtig für meine persönliche Entwicklung wäre und nehme mir selbst die Möglichkeit, an dieser Erfahrung zu wachsen... gruebel.gif

Eigentlich sehe ich es so wie Du...
Wenn ich kann, vermeide ich Schmerz - weil ich denke, dass Freude, Glück, Zufriedenheit erstrebenswerter ist. Aber ich weiß auch, dass mich großer Schmerz in der Vergangenheit mir selbst näher gebracht hat, ich viel lernen konnte daraus.

Und ich denke gerade auch an einen Beitrag von DTaM im Philosophinnenstammtisch, in dem der Satz "Wir bekommen nicht, was wir wollen, sondern was wir brauchen" zu lesen ist...

Brauchen wir manchmal schmerzhafte Erfahrungen, auch wenn wir sie absehen können? Oder sind wir, wenn wir erkennen, dass Schmerz durch eine bestimmte Entscheidung zu erwarten ist, schon "weiter"?
ToBeAnnounced
Mir ist dieser Satz von @mandelbäumchen gestern auch aufgefallen, und so ein bisschen hat er mich auch zum Nachdenken gebracht.

Wobei damit wohl weniger der körperliche Schmerz gemeint war. Den suche ich nämlich irgendwie sogar, beim Footballspielen geh ich immer direkt und volle Kanne rein, beim Biken kanns gar nicht lang und steil genug sein, beim Joggen will ich nicht wegen ein oder zwei schmerzender Blasen aufgeben... So Sachen.

Aber seelischer Schmerz ist da was ganz anderes. In letzter Zeit stelle ich immer mehr fest, dass ich davor davonlaufe, bzw versuche mich nicht den Situationen auszusetzen, die solchen Schmerz hervorrufen könnten. Sprich, ich versuch bestimmten Leuten, die mein Herz zerrissen haben, auszuweichen, obwohl ich sie vermisse. Geh nicht auf Parties, auf die ich extrem gern gehen würd, weil ich weiß dass diejenige dort ist & ich nach dem Hochgefühl der Party wieder wochenlang nicht davon wegkomme.
Oder, andere Baustelle, ich hab den Kontakt zu meinem Bruder vor kurzem mal für Wochen komplett aufgegeben, weil ich mit seinem Lebenswandel nicht klarkomme. Bei jeder Meldung von einem Autounfall oder einer Schlägerei oder versuchtem Selbstmord hatte ich Angst, dass er darin verwickelt ist, und ich hatte Alpträume Ende nie. Weil Zureden schon die letzten Jahre nichts genutzt hat, hab ich auch hier die Notbremse gezogen, weil ich diesen zusätzlichen Schmerz zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr ertragen hätt.
Und solche Begebenheiten häufen sich in letzter Zeit.

Und ich stell mir auch immer die Frage: versäume ich durch das Ausweichen, Verstecken nicht auch etwas? Geht nicht das halbe Leben ungelebt an mir vorbei? Die Antwort ist leider: natürlich tut es das.
Aber es ist so schwer, zu unterscheiden zwischen Schmerz, der dann von den guten Dingen aufgewogen wird; und Schmerz, dem man sich unsinnigerweise/unnötigerweise aussetzt. So wie @Leah gemeint hat: es werden noch soviele Situationen kommen, in denen der Schmerz nicht vorhergesehen wird, dass ich dem, den ich weiß, doch ausweichen kann.


Aber man kann alles übertreiben, und ich befürchte dass ich jetzt schön langsam soweit bin.
shark
QUOTE (Nordlicht @ 18.Jun.2008 - 10:40)


Entscheidungen treffe ich (fast) immer aus dem Bauch heraus. Dabei riskiert frau allerdings auch so mache Fehlentscheidung, manchen Schmerz. Aber den nehme ich dann gerne auf mich.

Hätte ich so manche Dinge vom Kopf her entschieden, wäre ich zwar um einigen Schmerz ärmer, aber auch um manch schöne Erfahrung. Deshalb...ich würde jederzeit den schmerzvolleren Weg gehen, wenn er auch Schönes birgt. Durch ihn findet ja auch immer ein Lernprozess statt, der für Lebensentscheidungen unter Umständen wichtig sein kann smile.gif

Das hatte ich gemeint, Nordlicht. thumbsup.gif

shark
QUOTE (ToBeAnnounced @ 18.Jun.2008 - 10:47)


Oder, andere Baustelle, ich hab den Kontakt zu meinem Bruder vor kurzem mal für Wochen komplett aufgegeben hab, weil ich mit seinem Lebenswandel nicht klarkomme. Bei jeder Meldung von einem Autounfall oder einer Schlägerei oder versuchtem Selbstmord hatte ich Angst, dass er verwickelt ist, und ich hatte Alpträume Ende nie. Weil Zureden schon die letzten Jahre nichts genutzt hat, hab ich auch hier die Notbremse gezogen, weil ich diesen zusätzlichen Schmerz zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr ertragen hätt.


Danke TBA. smile.gif
das kenne ich auch - bei mir gehts um meine Schwester dabei und um ihr Verhältnis zu meiner Mutter... Lange habe ich versucht, zu vermitteln zwischen den beiden: ohne Erfolg. Und nun habe ich beschlossen, dass ich, wenn ich schon nichts tun kann, um die Situation für alle angenehmer zu machen, wenigstens für mich selbst sorgen muss. Der Kontakt zu meiner Schwester hatte ich eine Zeitlang ganz abgebrochen und inzwischen ist es so, dass ich zwar ab und an mit ihr telefoniere, ihr aber auch klar gemacht habe, dass es Themen gibt, die ich mit ihr nicht mehr besprechen will. Zu meinem Schutz.
Das bedeutet zwar, dass wir nicht mehr so unbefangen miteinander umgehen können, was ja auch schmerzt, aber auch, dass ich mich mit einem bestimmten Schmerz nicht mehr auseinandersetzen muss.
Ich habe abgewogen...
Und genauso habe ich es mit anderen Menschen/Beziehungen/Umständen gemacht: wenn ich weiß, dass ich leiden werde, breche ich Kontakte/Aktivitäten ab.

Du schreibst: "Aber es ist so schwer, zu unterscheiden zwischen Schmerz, der dann von den guten Dingen aufgewogen wird; und Schmerz, dem man sich unsinnigerweise/unnötigerweise aussetzt"

Das geht mir auch so...


shark


edit: wieder mal eine Menge fehlender Vokale...
Liane
Ein sehr kluger Mensch, dem ich viel verdanke, hat einmal gesagt "Man kann nicht nur das Schöne erleben. Wenn man sich dem Schmerz verweigert, kann man auch das Glück nicht empfinden." (vermutlich nicht wortwörtlich wiedergegeben).
Das war in einem etwas anderen Zusammenhang gemeint, es ging um Gefühle, die bereits in einem stecken durch früher Erlebtes. Aber ich denke, es passt trotzdem hierher. Wenn ich ständig mit halbem Fuß auf dem Bremspedal lebe, dann kann ich nicht zur selben Zeit das Glückspedal voll bedienen.

Ich denke, wie weit frau von der Bremse herunter kann, hängt von den Lebensumständen ab. Manchmal ist man stark genug, Negatives zu erleben, manchmal muss man sich schützen und sich vor allem (Schmerz, aber dadurch auch Freude) abschirmen.
Leah
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 09:46)
Ja, Leah, Du hast das richtig verstanden.
Mir ist beim Lesen des anderen Threads einfach aufgegangen, dass das, was ich für unabdingbar halte (nämlich ziemlich sicher voraussehbaren Schmerz durch Entscheidung zu vermeiden), womöglich nicht "der Weisheit letzter Schluss" sein könnte. Ich vermeide damit ja auch eine Erfahrung, die vielleicht wichtig für meine persönliche Entwicklung wäre und nehme mir selbst die Möglichkeit, an dieser Erfahrung zu wachsen... gruebel.gif

Eigentlich sehe ich es so wie Du...
Wenn ich kann, vermeide ich Schmerz - weil ich denke, dass Freude, Glück, Zufriedenheit erstrebenswerter ist. Aber ich weiß auch, dass mich großer Schmerz in der Vergangenheit mir selbst näher gebracht hat, ich viel lernen konnte daraus.

Und ich denke gerade auch an einen Beitrag von DTaM im Philosophinnenstammtisch, in dem der Satz "Wir bekommen nicht, was wir wollen, sondern was wir brauchen" zu lesen ist...

Brauchen wir manchmal schmerzhafte Erfahrungen, auch wenn wir sie absehen können? Oder sind wir, wenn wir erkennen, dass Schmerz durch eine bestimmte Entscheidung zu erwarten ist, schon "weiter"?

Also dazu denke ich,dass Menschen die schon viel ertragen mußten in ihrem Leben....vielleicht irgendwann an einen Punkt kommen,wo sie sagen,dass sie sich schützen wollen/müssen....

Ich bin auch sehr gewachsen an dem was ich erlebt habe...ganz sicher und es ist gut so wie das jetzt für mich ist! Einiges hätte ich mir sicher anders gewünscht,aber ich hatte viele Jahre einen sehr böse Mensch in meinem Leben,der/die mich nur in den Dreck gestoßen hat....ich habe lange gebraucht diese Erfahrung zu verarbeiten....
Nun gehört diese Person nicht mehr in mein Leben und wird da auch nie wieder einen Platz haben....mit dieser Entscheidung habe ich mich geschützt....auch gegen alle Angriffe die jetzt noch kommen,denn sie interessiert mich nicht mehr....

Bei manchen Erfahrungen ist das sicher die Schlußfolgerung,dass man irgendwann im Leben an einen Punkt kommt,wo man sich sagt....okay ich bin daran gewachsen....aber jetzt ist es einfach gut...
shark
Ich denke gerade an Erfahrungen, die sich im Leben von Menschen auf die eine oder andere Weise zu wiederholen scheinen... das immerwiedereinlassen auf einen bestimmten Typ Mensch, der einer noch nie gut getan hat, das immerwiederversuchen von Beziehungen, die einander in wesentlichen Punkten ähneln... Natürlich kann frau da auch sagen "Menschen, Zeiten, Umstände sind anders/können sich ändern" und hat damit nicht unrecht...

Und vielleicht ist noch nicht "zuende gelernt" in diesem Bereich... Oder ist es dann genug, wenn Eine sagt "Das will ich nicht mehr!"? Ist das dann eine innere Entscheidung oder nur der Versuch, sich vor mehr Schmerz zu schützen? Oder beides?
Liane
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 11:13)
Und vielleicht ist noch nicht "zuende gelernt" in diesem Bereich... Oder ist es dann genug, wenn Eine sagt "Das will ich nicht mehr!"? Ist das dann eine innere Entscheidung oder nur der Versuch, sich vor mehr Schmerz zu schützen? Oder beides?

Vielleicht hat man dann abgewogen zwischen Freud und Leid - Leid überwiegt in solchen Situation. Die "Kosten-Nutzen-Rechnung" geht nicht auf.
Ich glaube aber, dass wir solche Entscheidungen später auch widerrufen können, je nachdem, wie unser Leben und Fühlen sich verändert hat.
Leah
Ich denke dass kann auch eine innere Überzeugung sein....

In Bezihungen hatte ich das auch mal,als ich noch mit Männern zusammen war - ohne zu wissen warum... Es war immer der selbe Typ Mann....man kann mich nicht fragen was ich an diesem Typ Mann fand.... Eigentlich mochte ich ihn gar nicht.... Nach der letzten Beziehung habe ich mir auch gesagt "NEIN,dass kann es nicht sein...."

Danach war ich nicht mehr mit einem solchen Menschen zusammen....ich denke dass man das vielleicht einige Male erleben muß,aber dann irgendwann der Punkt kommt,wo man das aus voller Überzeugung nicht mehr will,weil man auch erkennt,dass da eigentlich nichts liebenswertes ist....dass man sich an einer Illussion festhält...
shark
QUOTE (Liane @ 18.Jun.2008 - 11:17)
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 11:13)
Und vielleicht ist noch nicht "zuende gelernt" in diesem Bereich... Oder ist es dann genug, wenn Eine sagt "Das will ich nicht mehr!"? Ist das dann eine innere Entscheidung oder nur der Versuch, sich vor mehr Schmerz zu schützen? Oder beides?

Vielleicht hat man dann abgewogen zwischen Freud und Leid - Leid überwiegt in solchen Situation. Die "Kosten-Nutzen-Rechnung" geht nicht auf.
Ich glaube aber, dass wir solche Entscheidungen später auch widerrufen können, je nachdem, wie unser Leben und Fühlen sich verändert hat.

Das stimmt. Ich war aufgrund mehrerer, ganz mieser Erfahrungen an einem Punkt angekommen, zu dem ich mir sicher war, dass etwas ganz Bestimmtes in einer Beziehung zu einem anderen Menschen nie wieder ohne die sofortige Konsequenz des Beziehungsabbruchs vorkommen durfte. Heute weiß ich, dass ich es mir mit diesem Beschluss zu leicht gemacht hatte und dass es auch andere Wege gibt (was ich natürlich aber auch vorher "wusste", was aber für mich aus eigener Entscheidung und nicht aufgrund von "Erdulden" nie in Frage kam), damit fertig zu werden. Ds hätte ich mir vor ein paar Jahren niemals zugetraut. Aber ob ich mich da weiterentwickelt habe oder ob ich bei der Kosten/Nutzenrechnung bloß auf ein anderes Ergebnis gekommen bin... ich weiß es nicht...
Liane
@shark
Was verstehst Du genau unter der "Weiterentwicklung"?

Für mich ist da nicht so ein großer Unterschied, denn wenn ich mich weiterentwickle, sieht die Kosten/Nutzen-Bilanz auch wieder anders aus.


shark
Das ist mir auch gerade in den Sinn gekommen...
Leah
Ich denke eben,wenn man sich weiterentwickelt,dann merkt man auch was einem gut tut oder was nicht und wenn man dann eine Entscheidung,für sich trifft,die positiver ist,als das was man sonst getan hat....dann hat man wirklich gelernt auf sich und seine Bedürfnisse zu hören.....und vielleicht auch hat man dann ein Stück weit verstanden,warum man vorher so "gegen sich" gearbeitet hat...

Also ich für mich weiß warum das so war....ob ich sonst so denken würde - heute - das kann ich nicht sagen....
Mausi
Hm, vor Schmerz schützen.

Ja - ich tue es, wenn ich es vorraus sehen kann.
Bei bestimmten Typ Mensch weiß ich, wieweit ich gehen kann und inwieweit ich mich darauf einlassen will.
Es gibt einige Typ Menschen, bei denen ich weiß, dass in meinem Leben kein (engerer) Platz mehr ist, aber bestimmte Eigenschaften durchaus ok sind.

Allerdings die Situation aus dem Thread - ich weiß nicht, inwieweit ich da reagieren würde.
Wenn es um Gefühle, Verliebt sein geht ist es nochmal etwas anders. Ich denke da wäge ich ab - bis zu einem bestimmten Punkt - ich setze mir da wohl eine Grenze.
Es war so, dass ich auch in der "Beziehung" zu meiner Ex-"Freundin" sagte "Bis hierhin und nicht weiter" - und sie ging bis dahin - und ich ging nicht weiter - schluss wars - und geschmerzt hat es trotzdem - und wenn sie den Schritt zurück gegangen wäre, weiß ich nicht, wie lange das hin und her gegangen wäre, ob ich nicht auch zurück gegangen wäre. Heute wäre es undenkbar, heute gäbe es aber für mich auch andere Lösungen als zu gehen - so leichtfertig wäre ich bei meiner Frau nicht wink.gif *wär ich ja doof!*

Die letzte wirklich schmerzhafte Erfahrung die ich machte, war bzgl. meiner ehemals besten Freundin - 10 Jahre waren wir befreundet - und von diesen 10 Jahren kann ich 5 wirklich als "vergeudet" ansehen - freundschafstmäßig einfach voll von schmerzhaften Erfahrungen und voll von Mustern aus der Vergangenheit, die sie anrüttelte und ich leider noch drauf ein ging - und in den 10 Jahren fügte sie mir immer wieder den Selben Schmerz zu - mit anderen Darstellern sozusagen.
Jedoch gefangen in einem bestimmten Anspruch und das Offen sein für anderes nicht mehr möglich.

Da brauchte ich lange, um wirklich sagen zu können "Das wars" - und richtig ausgesprochen ist es bis heute nicht - kommt aber noch wink.gif .

Bis ich das so wirklich verarbeitet habe - ich denke bis dahin wird es für mich schwierig sich auf tiefe Freundschaft einzulassen.
Und mit jemanden, die mich an sie erinnert - sowieso nicht.

Was ich sagen will - die Narben aus dem Schmerz den ich erfuhr - sie sind mein Wegweiser zur Schmerzverhütung.
Viele Narben weise ich auf, viele alte - die unter der Oberfläche Bluten und viele die aber eben schon zu sind, wo Narbenschmerzen (wie dandi mal schrieb) aber noch da sind.
Abwägen, was an den Narben Erfahrungsreich war und was eben heute noch Schmerzhaft ist - aber ausweichen, tu ich nur, wenn ich 1. mal kann (nicht auf Arbeit oder so) und 2. wirklich sehe, dass mehrere Punkte in die Selbe Richtung laufen, die eine Verletzung einst auch aufwies.

War das noch verständlich?
Ich bin ein Gefühlsmensch - mit vielen Zweifeln - und doch der Verstand ist noch da um Gefühle zu übertrumpfen - wenn sie nicht zu stark sind.
Und mein Bauchgefühl warnt mich oft, je mehr ich darauf höre um so besser sind die Verletzungen einzugrenzen, und wenn ich nicht darauf höre und mir trotzdem Schmerz zugefügt wird - dann verbuche ich es für mich unter "Selber schuld, ich habs vorher gewusst, hätte ich nur auf mich gehört!" (wenn es wirklich vorhersehbar war) - allerdings passiert es mir heute nicht mehr so oft!

Viele Schmerzen sind auch einfach so "Ich kenne es, kann damit umgehen" und wenn Situationen nicht zu verändern sind - ja gut - dann nehme ich es an - radikale akzeptanz sozusagen wink.gif

edit: wobei der Satz
QUOTE
"Wir bekommen nicht, was wir wollen, sondern was wir brauchen"
eine treffende Wahrheit darstellt - aus der Perspektive, das viele Muster erst durchlebt und entschlüsselt werden müssen, um damit umgehen zu können oder sich zu schützen
shark
Ich schätze, dass meine Denkweise die ist, dass ein Mensch bestimmte Erfahrungen sammelt, um künftig den Schmerz, den er selbst vermeiden kann, rechtzeitig zu erkennen, um ihm entgehen zu können. Dahinter steckt wohl die Idee, dass Schmerz etwas ist, dem man sich nicht freiwillig aussetzt/aussetzen sollte.

Deshalb ist es schwierig und oft unverständlich für mich, wenn ich erlebe, dass Personen, die eigentlich genau wissen, was auf sie zukommen wird, sich trotzdem für den schmerzhaften Weg entscheiden.

Aber seit gestern überlege ich, ob das nicht auch eine ganz bewusste Entscheidung sein kann... nicht eine, die eine Person trifft, weil sie nicht anders kann....
shark
QUOTE (Mausi @ 18.Jun.2008 - 11:47)

Und mein Bauchgefühl warnt mich oft, je mehr ich darauf höre um so besser sind die Verletzungen einzugrenzen, und wenn ich nicht darauf höre und mir trotzdem Schmerz zugefügt wird - dann verbuche ich es für mich unter "Selber schuld, ich habs vorher gewusst, hätte ich nur auf mich gehört!" (wenn es wirklich vorhersehbar war) - allerdings passiert es mir heute nicht mehr so oft!


Das ist bei mir genauso. thumbsup.gif
Leah
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 10:48)
Ich schätze, dass meine Denkweise die ist, dass ein Mensch bestimmte Erfahrungen sammelt, um künftig den Schmerz, den er selbst vermeiden kann, rechtzeitig zu erkennen, um ihm entgehen zu können. Dahinter steckt wohl die Idee, dass Schmerz etwas ist, dem man sich nicht freiwillig aussetzt/aussetzen sollte.

Deshalb ist es schwierig und oft unverständlich für mich, wenn ich erlebe, dass Personen, die eigentlich genau wissen, was auf sie zukommen wird, sich trotzdem für den schmerzhaften Weg entscheiden.

Aber seit gestern überlege ich, ob das nicht auch eine ganz bewusste Entscheidung sein kann... nicht eine, die eine Person trifft, weil sie nicht anders kann....

Wenn es eine bewußte Entscheidung ist,dann hat das ja einen Selbstverletzungscharakter....und ist nicht wirklich gesund....

Menschen die immer wieder das Gleiche tun....es irgendwie wissen,aber denken nicht anders zu können,haben noch nicht verstanden warum das so ist und ich denke sie wissen noch nicht was sie sich wert sein sollten.... Vielleicht suchen sie irgendwas,ohne es benennen zu können und es ist ihnen selbst nicht klar...so schlittert man unweigerlich immer wieder in ähnliche Situationen....
shark
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 11:51)
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 10:48)


Aber seit gestern überlege ich, ob das nicht auch eine ganz bewusste Entscheidung sein kann... nicht eine, die eine Person trifft, weil sie nicht anders kann....


Wenn es eine bewußte Entscheidung ist,dann hat das ja einen Selbstverletzungscharakter....und ist nicht wirklich gesund....


Vielleicht ist es aber auch ein tieferes Wissen um den Gewinn durch schmerzhafte Erfahrung...?

Das frage ich mich gerade...
DerTagAmMeer
Von einem Tag am Meer wird ja schon recht früh erwartet, dass er schwimmen lernt und so ein hübsches "Seepferdchenabzeichen" ergattert. Ich war allerdings von der ängstlichen Sorte und konnte mich nicht überwinden, vom Beckenrand zu springen. Also hab ich den Bademeister gebeten, mich ins Wasser zu werfen. Für das Abzeichen hat es gereicht - meine Angst bin ich so allerdings nicht los geworden. Schließlich fürchtete ich nicht den möglicherweise schmerzhaften Aufprall sondern den Sprung.

Später hab ich Menschen kennengelernt, die genau umgekehrt "tricksten" und ihr Leben damit zubrachten an Gummibändern in jeden verfügbaren Abgrund zu hüpfen, um ihre Angst vor einem wirklichen Aufprall zu besänftigen. Das hat genauso wenig geklappt wie mein "pseudokühner" Fatalismus.

Deshalb glaube ich mittlerweile, dass im Leben nur zählt, was selbst durchlebt - nicht was berechnet/befürchtet/phantasiert/umgangen/herbeigedacht wurde.
Leah
Dann ist es trotzdem selbstverletzendes Verhalten.... Ich tu mir weh um daran zu wachsen???? was.gif

Also gesund is das nicht....

shark
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 12:02)


Deshalb glaube ich mittlerweile, dass im Leben nur zählt, was selbst durchlebt - nicht was berechnet/befürchtet/phantasiert/umgangen/herbeigedacht wurde.

Ich kann nachvollziehen, was Du meinst.

Aber ist nicht vielleicht auch die Erfahrung, etwas nicht zu tun in der Sorge um das eigene psychische oder physische Wohl und dafür eine andere Erfahrung zu machen, ebenso "erhellend"?
DerTagAmMeer
Glaube ich nicht.
Allerdings kann durch eine (aus Trotz, Verzweiflung oder Angst) getroffenen Vermeidung eine Richtung eingeschlagen werden, die eine wirkliche Alternative zum vermiedenen Schmerz darstellt. Die löst das Problem aber nicht, sondern macht eine Lösung überflüssig, weil sich das Problem dort einfach nicht mehr stellt (was ja wunderbar und nicht hoch genug zu schätzen ist). Andernfalls ist das Problem eh ganz schnell wieder da und macht durch Wiederholung deutlich, dass es gelöst - nicht umschifft werden möchte wink.gif
shark
Und was ist - frage ich provokativ - mit Vermeidung (die dann ja eigentlich eher eine bewusste Entscheidung FÜR einen anderen Weg ist) aus Vernunft, Erfahrung, Einsicht?

edit: Gemeint ist:

"Ich werde nicht warten, bis sich diese Frau die nächste Ausrede dafür ausgedacht hat, weshalb sie ihren Mann jetzt nicht verlassen kann. ich habe schon zuviele Ausreden gehört."

"Ich möchte mein Leben nicht zusätzlich durch diese unerquickliche Freundschaft erschweren - ich brauche meine Kraft für andere Dinge und Schmerz raubt mir diese."

"Ich erkenne ein gewisses Muster im Umgang mit dieser Person und möchte diesem nicht weiter nachgehen."
Leah
Ich würde das nicht Vermeidung nennen....ich nenne das Selbstschutz....aber selbst wenn ich schlimme Situationen vermeide....daran ist nichts schlimmes,oder verwerfliches,man achtet auf sich...das ist doch nur positiv zu bewerten!
shark
Ich möchte ja auch gar nichts "bewerten"; einfach verschiedene Wegge nebeneinander stellen, weil ich mireben gewisse Gedanken gemacht habe, die relativ neu für mich sind.
charleene
Eine interessante Dikussion.
Ich versuche, mein Leben nach dem Lustfaktor zu leben. Wenn ich in mir spüre, diese Erfahrung möchte ich leben, dann versuche ich sie zu leben. Vorher berechne ich allerdings alles, was mir passieren könnte. Dann wäge ich ab, hole mir Meinungen von anderen Menschen ein und gehe das Risiko ein. Das Risiko, das mein Bauch wünscht.
Ich denke sonst, vielleicht etwas verpasst zu haben. Nicht ausreichend gelebt zu haben.
So habe ich schon viele Verletzungen empfunden, aber auch sehr viele interessante Menschen und sehr interessante Erfahrungen kennen gelernt.
Aber mit meiner mittlerweile zunehmender "Weisheit", überlege ich mir auch mehr, was andere Menschen für mich wagen, damit ich mein Risiko eingehe. Früher habe ich oft nur auf meine Wünsche geachtet und mich ausprobiert. Mittlerweile möchte ich auch von den Menschen ein Zeichen, dass es sich lohnt...für mich wie auch für sie.

In meiner Berufswelt erlebe ich Menschen, die in vieler Art verletzt worden sind und es trotzdem schaffen, ihr Leben weiter zu leben. Ich bewundere diese Menschen und denke, mit möglichst vielen Erfahrungen bildet sich der Charakter und die eigene Identität aus und macht uns zu den Persönlichkeiten die wir sind.

Es gibt diese interessante Theorie, wo es um den eigenen Sicherheitsbereich geht und die Möglichkeit, diese Komfortzone zu verlassen. Um in eine Risikozone einzutretten. Dann kommt das Gefühl, zu leben...
Danach versuche ich zu leben, nicht nur beruflich sondern vor allem emotional. Ich erinnere mich ab und zu an Verletzungen und schöne Erfahrungen und bin froh, sie eingeganen zu sein. Denn sie machen mich zu der, die ich bin.

Gruß Charleene
Leah
Ich verurteile das auch nicht,denn ich habe solche Phasen auch alle durch,es hat einfach lange gedauert,bis ich sie verstanden habe....ich denke es ist ein Lernprozess,den jeder mehr oder weniger erlebt und durch macht....ich denke das bringt das Leben und das älter werden irgendwie mit sich - auch die Gedanken die man sich macht...
DerTagAmMeer
Mpf ... das kommt davon, erst zu posten und dann zu edieren ... sorry.

Stimmt, ich hatte erst "Entscheidung" geschrieben. In "Vermeidung" geändert hab ich es, weil beim diesem "Entscheiden" vor Augen steht, was NICHT gewollt wird. Frei nach dem Motto der Bremer Stadtmusikanten: Etwas Besseres als den Tod können wir überall finden! Wenn danach die eigentliche Geschichte erst beginnt: Umso besser! Trotzdem entschied sich keines der Tiere für den Traum vom Superstar ... sie sind allesamt ins Ungewisse aufgebrochen.
Leah
QUOTE (charleene @ 18.Jun.2008 - 11:26)
In meiner Berufswelt erlebe ich Menschen, die in vieler Art verletzt worden sind und es trotzdem schaffen, ihr Leben weiter zu leben. Ich bewundere diese Menschen und denke, mit möglichst vielen Erfahrungen bildet sich der Charakter und die eigene Identität aus und macht uns zu den Persönlichkeiten die wir sind.

Es gibt diese interessante Theorie, wo es um den eigenen Sicherheitsbereich geht und die Möglichkeit, diese Komfortzone zu verlassen. Um in eine Risikozone einzutretten. Dann kommt das Gefühl, zu leben...
Danach versuche ich zu leben, nicht nur beruflich sondern vor allem emotional. Ich erinnere mich ab und zu an Verletzungen und schöne Erfahrungen und bin froh, sie eingeganen zu sein. Denn sie machen mich zu der, die ich bin.

Gruß Charleene

Ich finde auch nicht jedes Risiko bedrohlich,oder gefährlich.....ich mag Risikos....es kommt immer darauf an in welche Richtung sie gehen....


Und Deinen einen Satz finde ich wirklich hervorhebenswert....man kann weiter leben und auch viel Spaß am Leben haben....egal wie viel Mist man erlebt hat....dass ist die Kunst daran....die Kurve zu bekommen....zu merken,dass das Leben trotz allen Widrigkeiten auch viele schöne Seiten zu bieten hat....

edit : Fehler behoben
Amelia
Ich finde es wichtig, zu unterscheiden, ob man sich für etwas entscheidet, obwohl man aus Erfahrung weiß, dass Schmerz damit verbunden sein könnte, oder ob man es tut, weil man den Schmerz sucht. Wie wohl fast alle Menschen habe ich schon eine Menge Schmerz verschiedenster Art erfahren, und wo immer möglich, versuche ich, aus der Erfahrung zu lernen, um denselben Schmerz in der Zukunft zu vermeiden. Ich kann und will mich dadurch jedoch nicht vom Leben abhalten lassen. Ich hatte im letzten Herbst einen üblen Unfall mit dem Fahrrad, aber selbstverständlich fahre ich immer noch Rad, obwohl ich weiß, dass es wieder passieren könnte. Und ich habe wirklich, *wirklich* schon schlimm unter Liebeskummer gelitten, aber ich werde mich trotzdem wieder auf eine neue Beziehung einlassen, wild entschlossen und starrköpfig, in der vielleicht naiven Hoffnung, dass diesmal alles anders sein wird.

Schmerz bewusst zu suchen, um daran zu wachsen, das habe ich, glaube ich zumindest, noch nie getan, und ich bin auch nicht sicher, ob das in dieser Form überhaupt sinnvoll ist. Der Schmerz, den man auf diese Weise findet, ist womöglich nicht derjenige, an dem man wirklich wachsen kann. Vielleicht kann nur der Schmerz, dem wir voller Hoffnung, mit offenen Armen und ohne ihn zu erwarten entgegengehen, uns wirklich verändern und unseren Horizont erweitern.
DerTagAmMeer
Ihr seid mir einfach zu schnell ... ohmy.gif

Und irgendwie hab ich Schwierigkeiten, die abstrakte Vorstellung einer "Schmerzvermeidung" zu konkretisieren. Wie sehen solche Entscheidungen denn bei Euch praktisch aus?

In meinem eigenen Leben fällt mir eine einzige Situation ein, in der ich mich ganz bewusst gegen den Schmerz und für den ungelösten Knoten entschieden habe. Mittlerweile ist das etliche Jahre her. Ich bereue weder die forcierte Trennung noch den Zeitpunkt. Trotzdem würde ich - beförderte mich eine Zeitmaschine zurück an den Tag der ersten Begegnung - alles ganz genauso wieder tun - auch im Wissen um den Ausgang. Darum hat der Knoten im Tschentuch für mich seine Berechtigung und erinnert mich daran, dass ein Stück von mir in dieser unabgeschlossenen Geschichte hängen geblieben ist.
Leah
Also ich kann nicht behaupten alles noch mal genauso machen wollen zu würden...aber darauf kommt es glaube ich auch nicht wirklich an...

Alles was passierte gehört wohl irgendwie zu meinem Leben und hat mich sicher zu dem Menschen gemacht,der ich heute bin!

Den Konflickt,den ich für mich beendet habe,stellt auch im Nachhinein für mich kein ungelöster Knoten mehr dar....denn ich habe ihn für mich gelöst! Vielleicht nicht mit der Person,die es betrifft,aber es war mit ihr nicht zu klären,also habe ich es für mich geklärt,denn man kann bei anderen sicher nichts verändern,sondern nur bei sich selbst...und das habe ich getan...

Auch das Problem das ich früher mit beziehungen hatte,dass konnte ich nur mit mir selber klären und für mich verändern....das hing ja mit meinem verquirlten denken zusammen,was man mit sich machen läßt,wie man sich behandeln läßt - das hat ja einen Ursprung....woher das kommt und warum das so ist...
DerTagAmMeer
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13)
Den Konflickt,den ich für mich beendet habe,stellt auch im Nachhinein für mich kein ungelöster Knoten mehr dar....denn ich habe ihn für mich gelöst! Vielleicht nicht mit der Person,die es betrifft,aber es war mit ihr nicht zu klären,also habe ich es für mich geklärt,denn man kann bei anderen sicher nichts verändern,sondern nur bei sich selbst...und das habe ich getan...

Wie?
DerTagAmMeer
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13)
Also ich kann nicht behaupten alles noch mal genauso machen wollen zu würden...aber darauf kommt es glaube ich auch nicht wirklich an...

Worauf kommt es an?
DerTagAmMeer
QUOTE (Amelia @ 18.Jun.2008 - 12:46)
Vielleicht kann nur der Schmerz, dem wir voller Hoffnung, mit offenen Armen und ohne ihn zu erwarten entgegengehen, uns wirklich verändern und unseren Horizont erweitern.

Ich weiß zwar nicht warum ... aber dieser Satz "fühlt sich an", als würde er ins Schwarze treffen. gruebel.gif
Joey
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 11:54)
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 11:51)
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 10:48)


Aber seit gestern überlege ich, ob das nicht auch eine ganz bewusste Entscheidung sein kann... nicht eine, die eine Person trifft, weil sie nicht anders kann....


Wenn es eine bewußte Entscheidung ist,dann hat das ja einen Selbstverletzungscharakter....und ist nicht wirklich gesund....


Vielleicht ist es aber auch ein tieferes Wissen um den Gewinn durch schmerzhafte Erfahrung...?

Das frage ich mich gerade...

Hm... und das wird oder mag es gar sein.

Ich selbst habe an mir bemerkt, dass mich das Wissen um einen zu erwartenden Schmerz nicht davon abhält, diesem entgegen zu laufen. In den jeweiligen Situationen kamen und kommen häufig gut gemeinte Ratschläge von Freunden und Bekannten, dass alles nur schlimmer werden und ich auf der Strecke bleiben würde. Warum ich mir das bloß antäte. In solchen Momenten habe ich gern gesagt, dass ich dennoch auf etwas Gutes hoffe. So habe ich einiges an Schmerzen in Kauf genommen, die ich zwar vielleicht erahnen konnte, aber nicht gewollt habe.

Dennoch kann ich im Nachhinein ehrlich zugeben, dass ich diese Entscheidungen ganz bewusst getroffen habe, obwohl ich wusste, dass es ins Auge gehen könnte. Obwohl ich wusste, dass es mich treffen und zu Fall bringen könnte. Und obwohl die Hoffnung sicher nicht so stark und groß war, wie ich es immerzu behauptet habe. Aber es war eben Hoffnung... und das kleine bisschen Hoffnung in mir wollte ich nicht ersticken, indem ich nach meinem Kopf gehandelt hätte und „geflüchtet“ wäre.

Auch, wenn es wehtat und wehtut - ich für mich kann sagen, dass ich daran gewachsen bin und immer noch wachse. Schmerzen sind nicht schön und ich bin auch sicherlich nicht darauf aus, zu leiden. Dennoch sehe ich oft im Nachhinein, dass diese Tränentäler, wenn sie erst einmal überwunden sind, Wunderschönes hinterlassen können.

Mir kommt gerade ein recht treffender Vergleich in den Sinn:
Ich habe es als Kind immer genossen, durch die umliegenden Wälder zu streifen. Viele schöne Ecken, Lichtungen und Waldläufe habe ich erkundet. Ich bin immer die vorgetrampelten und einfachen Wege gegangen, bis ich irgendwann einmal festgestellt habe, dass man noch viel schönere Waldfleckchen entdecken konnte, wenn man sich die Mühe machte, den Trampelpfad zu verlassen und sich durchs Dickicht zu kämpfen.

Der Mensch, der ich heute bin, bin ich nur, weil ich mich auf diese steilen, holprigen und schmerzenden Wege eingelassen habe. Hätte ich einen anderen Weg gewählt, wäre ich einen einfacheren und sicheren Pfad gegangen, würde nun aber vielleicht eine nicht annähernd so schöne Aussicht genießen können.



Ich hoffe, der Vergleich hinkt nicht zu sehr. Fiel mir nur gerade eben ein und passt zu dem, was ich sagen wollte.
MrsM
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 10:13)


Und vielleicht ist noch nicht "zuende gelernt" in diesem Bereich... Oder ist es dann genug, wenn Eine sagt "Das will ich nicht mehr!"? Ist das dann eine innere Entscheidung oder nur der Versuch, sich vor mehr Schmerz zu schützen? Oder beides?

Tscha, das kommt davon wenn Frau erst Nachmittags den Thread liest... dann muss sie halt von der ersten Seite zitieren wink.gif ...

Ich denke, manchmal renne ich mit offenen Augen in Situationen, die mir Schmerz zufügen und anschliessend stehe ich da und mache patsch.gif ....
ich kannte es, ich ahnte es, ich habe es trotzdem getan.... das verbuche ich für mich meist unter 'noch nicht zuende gelernt'...
eine Vermeidungsstrategie entdecke ich bei mir häufiger wenn mir etwas Angst macht... da versuche ich mehr, eine Sache zu umgehen... bei Schmerz gelingt mir das weniger, da ich anfangs eher auf mein Herz als auf meinen Kopf höre.... bis zu dem Moment, an dem ich fest stelle.... 'oh, zuende gelernt'... jetzt nicht mehr mit mir und nicht so und dann bitte ohne mich.. unsure.gif
LadyGodiva
Schmerz ist für mich gleichbedeutend mit jedweder Form von bewusst gewordenem Integritätsverlust.
Schmerz ist möglicherweise Erwachsenwerden, Endlichsein - bei jeder Schmerzerfahrung ein Stückchen mehr:
die erste Brandblase zeigt, dass Eisen tatsächlich zu heiß sein können,
der erste Liebeskummer, dass Mutterliebe ein Ideal ist und war,
der erste Trauerfall begräbt auch die eigene Unendlichkeit.

Und damit die glanzäugig-staunende Schönheit des Kindseins - den Glauben an Allmächtigkeit, an Zauberei - und an ein nimmer endendes Umarmtsein von der Welt.

Aber - jeder Schmerz verleiht uns eine eigene Tiefe und seine Akzeptanz die nötige Gelassenheit des Überdauerns. Und macht uns, unsere Wahrnehmung und Bewertung der Welt wohl nachhaltiger einzigartig als alles andere es je vermag.
Leah
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 12:21)
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13)
Den Konflickt,den ich für mich beendet habe,stellt auch im Nachhinein für mich kein ungelöster Knoten mehr dar....denn ich habe ihn für mich gelöst! Vielleicht nicht mit der Person,die es betrifft,aber es war mit ihr nicht zu klären,also habe ich es für mich geklärt,denn man kann bei anderen sicher nichts verändern,sondern nur bei sich selbst...und das habe ich getan...

Wie?

Ich habe lange an mir gearbeitet,andere Meinungen eingeholt....irgendwann für mich begriffen,dass ich mich entweder immer wieder über einiges aufregen kann,oder diesen Menschen aus meinem Leben streiche,weil es gar nicht möglich ist in Konfrontation zu gehn,weil es eben Menschen gibt die immer recht haben... Heute kann ich für mich sagen das Problem gelöst zu haben - für mich,so dass es sich auch gut anfühlt...
Diese Person versucht heute noch irgendeinen Kampf zu gewinnen,aber sie wird nie gewinnen,weil sie mir einfach nichts mehr bedeutet...
So ist der Knoten gelöst....
Leah
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 12:22)
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13)
Also ich kann nicht behaupten alles noch mal genauso machen wollen zu würden...aber darauf kommt es glaube ich auch nicht wirklich an...

Worauf kommt es an?

Für mich kommt es auf das JETZT an,dass ich ein Leben führen kann wie ich es mag....denn die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern,auch wenn ich heute manches mit Sicherheit anders machen würde....aber da man die Uhr nicht zurück drehen kann....kommt es darauf für mich heute nicht mehr an....
robin
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 13:08)
Ihr seid mir einfach zu schnell ... ohmy.gif

Und irgendwie hab ich Schwierigkeiten, die abstrakte Vorstellung einer "Schmerzvermeidung" zu konkretisieren. Wie sehen solche Entscheidungen denn bei Euch praktisch aus?
...

Wie schmerzvermeidung 'praktisch' aussieht? Habe ich dich richtig verstanden?
Das übe ich ja tagtäglich ... was ich nicht verstehen kann ist den schmerz bewusst ausleben zu wollen.
robin
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 13:28)
QUOTE (Amelia @ 18.Jun.2008 - 12:46)
Vielleicht kann nur der Schmerz, dem wir voller Hoffnung, mit offenen Armen und ohne ihn zu erwarten entgegengehen, uns wirklich verändern und unseren Horizont erweitern.

Ich weiß zwar nicht warum ... aber dieser Satz "fühlt sich an", als würde er ins Schwarze treffen. gruebel.gif

Das finde ich auch, denn diese art von schmerz 'kommt' und darf sich nicht vermeiden lassen, ohne dass uns etwas wichtiges entgeht.
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