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Beitrag
#1
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Ich kann mich noch genau erinnern, wie unglaublich albern ich diese stressigen Putzorgien meiner Mutter fand, wenn Besuch anstand. NIE, niemals nie hätte ich für möglich gehalten, einmal selbst von diesem Virus der perfekten Haushaltsführung infiziert zu werden.
Und eigentlich weiß ich auch gar nicht recht, wie das angefangen hat. Vor 15 Jahren kannte ich mit Ausnahme einer einzigen putzfimmeligen Freundin keine einzige Wohnung und keine WG, in der nicht eine gewisse lebensbedingte Unordnung geherrscht hätte. Mit Büchern auf dem Küchentisch, Klamotten über den Stuhllehnen, Abwasch in der Spüle und Zahnpastasprenkeln auf dem Badspiegel. Mit den Jahren sind die Wohnungen dann ganz unbemerkt aufgeräumter und sauberer geworden, unangemeldete Besuche wurden immer unüblicher, "Gästezimmer", "Gäste-Betten" und "Gäste-Toiletten" wurden angeschafft. Einige Freunde gestanden, dass sie eine Haushaltshilfe beschäftigten, andere entwickelten übermenschliche Fähigkeiten in Sachen Hauswirtschaft, manche fühlten sich ebenso überfordert, machten aber trotzdem weiter mit und zeigten guten Willen. Seit wir aufs Land gezogen sind, ist diese Entwicklung durch Nachbarschaft und "Laufkundschaft" nicht unwesentlich verstärkt worden. Mit unverholener Bewunderung sehe ich vis a vie die jahreszeitliche Fensterdeko wechseln, blitzeblanke Bio- Restmüll- und Papiertonnen so pünktlich ein- und ausparken, dass man den Müllkalender nach ihnen stellen könnte, und suche vergeblich nach einem klitzekleinen Löwenzähnchen auf dem lupenreinen Gehwegstück gegenüber. An das Arbeitspensum derer, die neben Haus und Hof auch noch Kinder, Kühe, Äcker und Hofläden bewirtschaften, mag ich ja gar nicht erst denken. Und irgendwie gefällt mir diese Entwicklung an mir ganz und gar nicht. Ich habe eigentlich gern Menschen um mich und mag es Freunde zu umsorgen - diese streifenfreie Spülmaschinenperfektion verhagelt mir meine Lust an der Gastfreundschaft allerdings gewaltig. Kennt Ihr das auch oder genießt Ihr es endlich aus dem Chaoten-Alter raus zu sein? Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 19.Jul.2008 - 12:33 |
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Beitrag
#2
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verboden vrucht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 2.903 Userin seit: 16.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.862 ![]() |
Au weia - das erinnert mich stark an so manche Übergriffigkeit meiner Mutter, bevor ich ihr (zum Teil zugegebenermaßen weniger sanft als vehement, laut und nachhaltig) klar gemacht habe, dass ich mich für sie unerreichbar machen würde (obwohl ich schon 700 km entfernt vom Elternhaus wohnte), wenn sie nicht sofort damit anfinge, mich mit Respekt zu behandeln, und meine Grenzen sowohl räumlich als auch verbal zu achten. Es folgten - mit Mitte 20 von mir ausgehend - ein Umzug an eine für sie unbekannter Adresse, und drei Jahre Funkstille, was mir einerseits ungeheuer schwer fiel, da ich geradezu körperlich spürte, wie sehr sie darunter litt, und mir andererseits, aufgrund meines, zum Glück recht ausgeprägten, Selbsterhaltungstriebes, unumgänglich erschien. Inzwischen haben wir ein recht entspanntes Verhältnis, und können über erstaunlich viele Dinge wirklich gut reden. Aber in meinen Träumen hat sie mich bis vor ca. 2 Jahren noch allzu regelmäßig verfolgt. Zum Beispiel: X. und ich hatten uns mit Decken und Kissen ein Liebesnest auf dem Fußboden gebaut. Die Sonne schien durchs Fenster, es war warm, und wir küßten uns voller Begehren. Da ging plötzlich polternd die Tür auf, und herein kam meine Mutter mit laufendem Staubsauger. Sie steuerte zielstrebig auf unser Nest zu, und saugte vehement um uns herum. Ich fand das gar nicht amüsant. "Geh sofort raus", befahl ich ihr aufgebracht, als sie gerade anfing, die Decken anzuheben, um darunter zu putzen, "Du störst uns, siehst du das nicht?". Meine Mutter saugte unbeirrt weiter, wobei ihr der unglaubliche Satz über die Lippen kam: "Ich bin deine Mutter. Ich habe ein Recht, jederzeit reinzukommen". Die Wut in mir kochte über, ich sprang auf, und zerrte und schob sie, brüllend wie ein angepiekter Stier, samt Putzgerät durch den Türrahmen zurück. Es gelang mir, die Tür hinter ihr gegen ihren heftigen Widerstand zu schließen. Ich konnte sie jedoch nicht daran hindern, von außen wieder und wieder mit der Saugtülle gegen das Holz zu rammen, und zu kreischen: "Ich habe ein Recht! Ich habe ein Recht!" :ph34r: Anders gesagt: In meinen zahlreichen Therapie-Sitzungen ging es um keinen Menschen, ausser mir selbst, bisher so sehr, wie um meine Mutter - und da bin ich sicher nicht die Einzige ... :) edit: sonnenstrahl´sche Komma-Experimente Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 19.Jul.2008 - 16:29 |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 09.05.2025 - 22:06 |