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> Das Verhältnis zwischen Lesben und Psychoanalyse, Ein Spannungsfeld?
nico
Beitrag 06.Jun.2009 - 20:06
Beitrag #1


Gut durch
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Moin werte Gemeinde!

Aus persönlichen und beruflichen Gründen beschäftigt mich schon länger die Frage, wie das Verhältnis zwischen Lesben und der Psychoanalyse bestellt ist.

Dabei soll - meinerseits - nicht die Technik der Analyse ansich infrage gestellt werden, wie z.B. das non-face-to-face setting, sondern meine skeptischen Überlegungen zielen mehr auf die theoretische Basis, auf der gearbeitet wird.
Nicht die Grundannahme, ein Etwas, genannt Unterbewußtsein bestimmt weite Teile unserer Persönlichkeit, soll in Zweifel gezogen werden, auch nicht die freudsche Triade von Ich, Es und Über Ich, sondern die Basis, auf der AnalytikerInnen die (früh-kindliche) menschliche Persönlichkeitsentwicklung sehen, also die Entwicklung von eben jenen genannten drei Instanzen.

Obwohl S. Freud den Menschen als potentiell bisexuell betrachtet hat, setzt er mit seinen Thesen des Ödipuskomplexes den Menschen dennoch in einen eindeutig hetereosexuellen Rahmen. Auch wenn gerade diese Thesen rezensiert (K. Horney) worden und sicherlich auch neue hinzugekommen sind, gehe ich doch davon aus, dass AnalytikerInnen auf dessen Basis weitgehendst (noch) arbeiten.

Wie seht Ihr das als (vielleicht auch feministisch orientierte) Lesben?
Liege ich da vielleicht falsch? Habe ich etwas falsch verstanden oder zu verkürzt gedacht?
Würde ich mich zu Unrecht als Lesbe in ein hetereosexistisches Denk- und Analyseschema gepresst sehen?




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sonnenstrahl
Beitrag 08.Jun.2009 - 06:32
Beitrag #2


verboden vrucht
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ZITAT(nico @ 06.Jun.2009 - 21:06) *
Würde ich mich zu Unrecht als Lesbe in ein hetereosexistisches Denk- und Analyseschema gepresst sehen?


Ich persönlich habe 4 Monate Psychoanalyse als das Unflexibelste, Bewertendste, Normzugrundelegendste, Starrste, Strengste, Kühlste, Nicht-Ressourcen-Orientierteste und zum Teil Absurdeste erlebt, was mir seit 48 1/2 Jahren Lebens-und Selbst- und über 25 Jahren Therapie-Erfahrung und viel therapeutischer Ausbildung in allen möglichen Varianten begegnet ist. Gar nicht mal vordergründig in Bezug auf mein Lesbischsein als v.a. in Bezug auf mein So-Sein, wie ich nun mal bin.
Z.B. wurde mir um die Ohren gehauen, ich habe eine gewisse Instanz, nämlich die der Scham nicht, weil ich nicht vor Schamesröte in den Boden versunken bin, als ich meiner Ex-Analytikerin erzählte, ich habe mich mit 5 noch geweigert, mir den Po alleine abzuwischen - bis meiner Mutter eines Tages (zurecht, wie ich heute finde) der Kragen geplatzt ist. Das sei ja ekelhaft, was ich ihr da erzähle, und ob ich denn gar keine Scham empfinde. Und das Einer, die jahrelang auf der Gastroenterologie gearbeitet und alten Frauen (als auch ihren Patenkindern) als ambulante Betreuerin die Windeln gewechselt hat, und die ihre Patienten heutzutage selbstverständlich auch explizit nach ihrer Verdauung befragt!
Oder das groteske Szenario, als ich ihr, nachdem es in der Stunde zuvor sehr heftig zur Sache gegangen war, und ich mich von ihr bedrängt und bedroht gefühlt hatte, gesagt habe, danach sei mir total übel gewesen und auf der Toilette in ihrer Praxis hätte ich am liebsten den Kopf über die Kloschüssel gehängt. Meine Aggressionen ihr gegenüber seien ihr schier nicht erträglich, hieß es dann - denn unterbewusst habe ich ihre Praxis beschmutzen wollen! (IMG:style_emoticons/default/wah.gif) !!!!

Grundgütige, auf welchem Planeten bin ich denn da gelandet? Soll ich hier mit mehr Defiziten rauskommen, als ich reingekommen bin?
Beam me up, Scotty! Quickly please!

Nun ja ... ich bin um eine Erfahrung reicher. Und zum Glück stabil genug, um nach diesem Intermezzo nicht grundlegend an mir zu zweifeln.

Ich habe, das muss ich fairerweise dazuschreiben, einige Patienten, die von einer Psychoanalyse durchaus profitiert haben. Was all diese Patienten gemeinsam haben, ist, dass sie in einem sehr bürgerlichen Umfeld leben und arbeiten, und zuvor noch keine bis wenig (8 Wochen stationäre Psychosomatik) Therapieerfahrung hatten.

Und jetzt muss ich mich ganz schnell fertigmachen, um zur Arbeit zu gehen. Tschüühüs!





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