Ich lese gerade...., ...Bücher, die Euch bewegen... Einstellungen

[malene]

"Todeszauber" von Arthur Upfield.

Einer der zahlreichen Krimis von Upfield, die allesamt in den vierziger und fünfziger Jahren in Australien spielen, mit dem Inspektor Bonaparte – genannt Bony - als Ermittler.

Normalerweise genieße ich Krimis wie ein leidenschaftlicher Raucher seine Zigarette. Während des Lesens verspüre ich Spannung und Behagen, aber einmal ausgelesen, wird das Buch weggelegt und nie wieder hervorgeholt, hat eben „ausgespielt“, wie eine ausgedrückte Zigarette.

Upfields Krimis sind hier die absolute Ausnahme, ich lese sie immer wieder, mit stets erneutem Vergnügen. Zunächst ist da natürlich der Inspektor selbst. Halb Aborigene, halb Weißer, ist er, obwohl verheirateter Familienvater, ein Einsamer, ein Sonderling. Mit zwei unterschiedlichen, unversöhnlichen Kulturen verbunden, spielt er mit deren jeweiligen Vorurteilen und Tabus und löst Rätsel aus seiner leicht ironischen, aber verständnisvollen und selten urteilenden Distanz heraus.

Und dann ist da die Kulisse der unermesslich weiten, wunderschönen Landschaft Australiens und des unerbittlich harten Klimas. Sie verleihen den Erzählungen eine ganz besondere Atmosphäre, bereits nach den ersten Zeilen hat man die halbe Erdkugel überquert und atmet die heiße Luft ein, schreitet über tiefrote Erde und kneift die Augen vor der unbarmherzigen Sonne zusammen.

Mehrere andere Autoren haben nach Upfields Tod im Jahre 1964 versucht, „ethnische Krimis“ zu schreiben. Ich finde, keinem seiner Nachfolger ist es gelungen, ein so in sich abgeschlossenes, einzigartiges Universum zu schaffen.

Der Beitrag wurde von malene bearbeitet: 03.Nov.2010 - 16:15

[malene]

"Zwischen Himmel und Erde" von Hajo Banzhaf.

Das letzte Buch dieses früh verstorbenen Autors, und meiner Meinung nach auch sein bestes. Eine Quintessenz aus seinen Artikeln über Astrologie, Esoterik und Tarot, liest sich wie ein Kriminalroman. Nach dem Lesen bleibt vor allem das Bedauern zurück, dass diesem Autor mit einem Wissen von faszinierender Spannweite nicht noch mehr Zeit geblieben ist, um uns mit weiteren Werken zu beglücken.

Der Beitrag wurde von malene bearbeitet: 11.Nov.2010 - 11:21

[Rafaella]

Hey, cool :-)


"Zwischen Himmel und Erde" habe ich vor einiger Zeit auch gelesen. Was genau findest du daran so faszinierend? Bist du eher Tarot- oder Astro-affin?

[Rafaella]

nein, eigentlich müsste es eher heißen: Ich verschlinge gerade...

"Sonja" von Luise Pusch.

Seit 10 Jahren stand es bei mir im Regal, und nun ziehe ich um und da fiel es mir in die Hände...

So ein wichtiges Buch...Würde gerne darüber diskutieren!

Wer hat es noch gelesen?

june

Hallo, June, "Sonja" ist eines der Bücher,die ich im Leben mehrmals gelesen habe. Eigentlich weiß ich nicht genau, warum (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)
Einerseits: ich finde es ziemlich schlecht geschrieben, z. B. wie schulaufsatzmäßig doch Luise F. Pusch die Handlungsspannung aufbaut..."Aber davon erst später"...: ein Cliffhänger nach dem anderen, der aber sein Versprechen nicht einlöst. Die beiden Figuren fand ich auch ziemlich unsympathisch. weiß nicht, ob beabsichtigt, ich denke eher: nein.
Andererseits: es ist u.a. dadurch sehr authentisch. Und hat viele viele biographisches Identifikationspotenzial, z. B. zeitgeschichtlich, die muffigen Anfang- 60-er Jahre, die verinnerlichte Homophobie. Milieudetails.
Ein Buch, das immer wieder den Spiegel vorhält, manchmal verzerrt. Radikal unkünstlerisch. Ein merkwürdiges Buch.

Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 11.Nov.2010 - 11:40

[malene]

Hey, cool :-)


"Zwischen Himmel und Erde" habe ich vor einiger Zeit auch gelesen. Was genau findest du daran so faszinierend? Bist du eher Tarot- oder Astro-affin?

Wenn ich absolut wählen müsste, eher Astrologie als Tarot. ;-) Aber das faszinierende an dem Buch ist ja gerade, dass der Autor die grossen Zusammenhänge zwischen und hinter diesen Bereichen aufzeigt. Schon beim Lesen hatte ich den Eindruck, dass mein Hirn "anders" funktioniert, weniger "kompartimentiert" :-D.
Wie hast du das Buch gefunden?

[Rafaella]

Meine Tarotlehrerin war Schülerin von Hajo Banzhaf.

[malene]

nein, eigentlich müsste es eher heißen: Ich verschlinge gerade...

"Sonja" von Luise Pusch.

Seit 10 Jahren stand es bei mir im Regal, und nun ziehe ich um und da fiel es mir in die Hände...

So ein wichtiges Buch...Würde gerne darüber diskutieren!

Wer hat es noch gelesen?

june

Hallo, June, "Sonja" ist eines der Bücher,die ich im Leben mehrmals gelesen habe. Eigentlich weiß ich nicht genau, warum (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)
...
Andererseits: es ist u.a. dadurch sehr authentisch.

Ich denke, es ist gerade diese Authentizität, die jene oben beschriebene "Sogwirkung" des Buches bewirkt. Die Art, wie Luise (Judith) ihr Innenleben "schamlos" ausbreitet, ihre Selbstzweifel und ihre Schattenseiten, und wie sie noch genau den Preis für eine Tüte Chips beim Aldi und drei Anfang der siebziger Jahre gekaufte Schallplatten weiß, all dies ermöglicht es der Leserin, jedes Detail ihres Alltags mitzuerleben.

Wie Du fand ich die Hauptpersonen sehr unsympathisch, ich empfand beim Lesen einen fast physischen Widerwillen, nahm aber durchaus auch einen tragischen, anrührenden Zug bei beiden wahr. Das Buch beschreibt eine "abgetriebene" grosse Liebe. Es hat ja se*uell nie so richtig zwischen den beiden geklappt und das Zusammenwohnen endete in einer Katastrophe, trotzdem trieb es die beiden immer wieder aufeinander zu, als seien sie überzeugt, dass sie irgendwie zusammen gehörten.

[Deirdre]

einen Roman nach dem anderen von Joanna Trollope ...

z.B. "Other People's Children"

Ich habe selten eine Schriftstellerin gelesen, die so gut beobachtet, die Menschen mit soviel Einfühlsamkeit beschreibt, alle wichtigen Themen unparteiisch von mehreren Seiten beleuchtet. Außerdem schreibt sie sehr gut, und die Romane sind unterhaltsam und spannend!

[Deirdre]

Genau das Richtige, um es seinem hochfiebernden Kind (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif) vorzulesen: Tove Jansson, Geschichten aus dem Mumintal

Skurril. Tiefgründig. Poetisch. Einfach irre. Hätte ich nie gedacht.

"Was bedeuten wir anderen Trollen, wie unabhängig dürfen wir sein, was machen Beziehungen aus uns?"

[Herzfilz]

"Das andere Geschlecht" von Simone de Beauvoir. Aber es schafft, überfordert, verwirrt und verstört mich. Und ich vermisse darin gänzlich (was an meiner Blindheit liegen mag) die Frauen, die ich aus den Erzählungen meiner Mutter und Großmutter kenne: Menschinnen, die in einer männerdominierten Welt durchaus sie selbst waren und sich in ihr verwirklichten, lange bevor das Wort Selbstverwirklichung gängige Münze der Konversation wurde.
Ich lese dieses Buch, diese Anklage und verstehe sie und sehe, was zu tun war und wieviel noch zu tun und zu ändern bleibt .. und gleichzeitig frage ich mich, wo zum Beispiel meine Urgroßmutter darin bleibt, die von 1898 bis 1923 nicht weniger als 10 Kinder gebar, von denen immerhin sieben überlebten und eigene Familien gründeten, und die, den Erzählungen meiner Großmutter und meiner Mutter nach zu urteilen, alles andere war als eine von Männerdominanz sich selbst entfremdete, entmachtete oder gar machtlose und ausgelieferte Frau. Oder meine Großtante, die mit eiserner Faust in ihrer Familie das Szepter schwang und heute der Schrecken des Altersheims ist, in dem sie den Sonnenuntergang ihres Lebens fristen muss.
Aber vielleicht habe ich auch zuviel Naslund gelesen, um das (noch) verstehen zu können. Manchmal kommt es mir vor, als ob "Ahab´s Wife" eine dringend notwendige Antwort auf de Beauvoirs dringend notwendige (An)klage wäre.
Ging´s einer ähnlich?
Arthur Upfield klingt wie ein Tip (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) . Sagt dir btw der Name "Ngaio Marsh" etwas, Malene?

[Deirdre]

Es ist zwar Jahrzehnte her ... aber mir ging es auch so.

Mit Sicherheit gibt es nicht in Dir ein Manko, das Dich daran hindert, dieses Werk richtig aufzunehmen, sondern das Manko liegt im Buch. Entweder bewusst, weil de Beauvoir eine bestimmte Struktur holzschnittartig und stark darstellen wollte, ohne störende Einflüsse. Oder unbewusst, weil ein Teil der weiblichen Erfahrungswelt (und ihrer Zusammenhänge) de Beauvoir aufgrund ihrer Biografie und/oder Persönlichkeit fehlte.

[malene]

Sagt dir btw der Name "Ngaio Marsh" etwas, Malene?

Nein, überhaupt nicht. Empfehlenswert? Kannst Du mehr erzählen? (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Ach, Simone de Beauvoir...
Herzfilz, ich komme wie Du aus einer Sippe, in der charismatische Frauenpersönlichkeiten dominierten. Es ist aber nicht der einzige Grund, warum ich Simone de Beauvoir nie viel abgewinnen konnte. Heute bin ich etwas müde und mir fehlt daher der notwendige "Biss", um mich weiter über sie auszulassen. Vielleicht eines Tages…;-)

Der Beitrag wurde von malene bearbeitet: 13.Nov.2010 - 11:46

[Schräubchen]

Georg Büchner - "Woyzeck", mit Dank an das Schulministerium (IMG:style_emoticons/default/tongue.gif)

[Mineau]

Für Alle, die es noch nicht gelesen haben, nur weiterzuempfehlen: (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Sven Regener: Neue Vahr Süd

[regenbogen]

Für Alle, die es noch nicht gelesen haben, nur weiterzuempfehlen: (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Ich stehe immer wieder davor und kann mich nicht entscheiden, weil es so dick ist. (IMG:style_emoticons/default/ohmy.gif) Hast du "Herr Lehmann" gelesen? Ist es vergleichbar gut?

[Mineau]

Für Alle, die es noch nicht gelesen haben, nur weiterzuempfehlen: (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Ich stehe immer wieder davor und kann mich nicht entscheiden, weil es so dick ist. (IMG:style_emoticons/default/ohmy.gif) Hast du "Herr Lehmann" gelesen? Ist es vergleichbar gut?

Ich finde, jede einzelne Seite lohnt, gelesen zu werden - auch wenn's gut über 600 sind. Mir jedenfalls macht's richtig, richtig Spaß. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
Herr Lehmann habe ich selbst leider noch nicht gelesen, da die Handlung - obwohl das Buch eher erschienen ist - nach Neue Vahr Süd spielt. Da aber meine Mum Herr Lehmann bereits gelesen hat und genauso gut findet wie ich Neue Vahr Süd - und wir Beide haben einen ähnlichen Geschmack - , würde ich beide Bücher für ungefähr gleich gut befinden. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

[regenbogen]

Da aber meine Mum Herr Lehmann bereits gelesen hat und genauso gut findet wie ich Neue Vahr Süd - und wir Beide haben einen ähnlichen Geschmack - , würde ich beide Bücher für ungefähr gleich gut befinden. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Gekauft, danke! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

[Mineau]

Da aber meine Mum Herr Lehmann bereits gelesen hat und genauso gut findet wie ich Neue Vahr Süd - und wir Beide haben einen ähnlichen Geschmack - , würde ich beide Bücher für ungefähr gleich gut befinden. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Gekauft, danke! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Gern geschehen, freut mich. Viel Spaß damit! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

[Joey]

Gerade angefangen und schon sehr angetan:

Tiziano Terzan, Das Ende ist mein Anfang: Ein Vater, ein Sohn und die große Reise des Lebens

[kawa]

Vicki Baum: Menschen im Hotel