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> Vor Schmerz schützen?, Ausweichen, annehmen, mitnehmen..?
DerTagAmMeer
Beitrag 18.Jun.2008 - 12:21
Beitrag #41


Adiaphora
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QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13)
Den Konflickt,den ich für mich beendet habe,stellt auch im Nachhinein für mich kein ungelöster Knoten mehr dar....denn ich habe ihn für mich gelöst! Vielleicht nicht mit der Person,die es betrifft,aber es war mit ihr nicht zu klären,also habe ich es für mich geklärt,denn man kann bei anderen sicher nichts verändern,sondern nur bei sich selbst...und das habe ich getan...

Wie?
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DerTagAmMeer
Beitrag 18.Jun.2008 - 12:22
Beitrag #42


Adiaphora
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QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13)
Also ich kann nicht behaupten alles noch mal genauso machen wollen zu würden...aber darauf kommt es glaube ich auch nicht wirklich an...

Worauf kommt es an?
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DerTagAmMeer
Beitrag 18.Jun.2008 - 12:28
Beitrag #43


Adiaphora
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QUOTE (Amelia @ 18.Jun.2008 - 12:46)
Vielleicht kann nur der Schmerz, dem wir voller Hoffnung, mit offenen Armen und ohne ihn zu erwarten entgegengehen, uns wirklich verändern und unseren Horizont erweitern.

Ich weiß zwar nicht warum ... aber dieser Satz "fühlt sich an", als würde er ins Schwarze treffen. :gruebel:
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Joey
Beitrag 18.Jun.2008 - 13:13
Beitrag #44


Im Frühling.
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QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 11:54)
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 11:51)
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 10:48)


Aber seit gestern überlege ich, ob das nicht auch eine ganz bewusste Entscheidung sein kann... nicht eine, die eine Person trifft, weil sie nicht anders kann....


Wenn es eine bewußte Entscheidung ist,dann hat das ja einen Selbstverletzungscharakter....und ist nicht wirklich gesund....


Vielleicht ist es aber auch ein tieferes Wissen um den Gewinn durch schmerzhafte Erfahrung...?

Das frage ich mich gerade...

Hm... und das wird oder mag es gar sein.

Ich selbst habe an mir bemerkt, dass mich das Wissen um einen zu erwartenden Schmerz nicht davon abhält, diesem entgegen zu laufen. In den jeweiligen Situationen kamen und kommen häufig gut gemeinte Ratschläge von Freunden und Bekannten, dass alles nur schlimmer werden und ich auf der Strecke bleiben würde. Warum ich mir das bloß antäte. In solchen Momenten habe ich gern gesagt, dass ich dennoch auf etwas Gutes hoffe. So habe ich einiges an Schmerzen in Kauf genommen, die ich zwar vielleicht erahnen konnte, aber nicht gewollt habe.

Dennoch kann ich im Nachhinein ehrlich zugeben, dass ich diese Entscheidungen ganz bewusst getroffen habe, obwohl ich wusste, dass es ins Auge gehen könnte. Obwohl ich wusste, dass es mich treffen und zu Fall bringen könnte. Und obwohl die Hoffnung sicher nicht so stark und groß war, wie ich es immerzu behauptet habe. Aber es war eben Hoffnung... und das kleine bisschen Hoffnung in mir wollte ich nicht ersticken, indem ich nach meinem Kopf gehandelt hätte und „geflüchtet“ wäre.

Auch, wenn es wehtat und wehtut - ich für mich kann sagen, dass ich daran gewachsen bin und immer noch wachse. Schmerzen sind nicht schön und ich bin auch sicherlich nicht darauf aus, zu leiden. Dennoch sehe ich oft im Nachhinein, dass diese Tränentäler, wenn sie erst einmal überwunden sind, Wunderschönes hinterlassen können.

Mir kommt gerade ein recht treffender Vergleich in den Sinn:
Ich habe es als Kind immer genossen, durch die umliegenden Wälder zu streifen. Viele schöne Ecken, Lichtungen und Waldläufe habe ich erkundet. Ich bin immer die vorgetrampelten und einfachen Wege gegangen, bis ich irgendwann einmal festgestellt habe, dass man noch viel schönere Waldfleckchen entdecken konnte, wenn man sich die Mühe machte, den Trampelpfad zu verlassen und sich durchs Dickicht zu kämpfen.

Der Mensch, der ich heute bin, bin ich nur, weil ich mich auf diese steilen, holprigen und schmerzenden Wege eingelassen habe. Hätte ich einen anderen Weg gewählt, wäre ich einen einfacheren und sicheren Pfad gegangen, würde nun aber vielleicht eine nicht annähernd so schöne Aussicht genießen können.



Ich hoffe, der Vergleich hinkt nicht zu sehr. Fiel mir nur gerade eben ein und passt zu dem, was ich sagen wollte.
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MrsM
Beitrag 18.Jun.2008 - 15:28
Beitrag #45


der frühe Vogel kann mich mal......und nicht nur der .... :-)
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QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 10:13)


Und vielleicht ist noch nicht "zuende gelernt" in diesem Bereich... Oder ist es dann genug, wenn Eine sagt "Das will ich nicht mehr!"? Ist das dann eine innere Entscheidung oder nur der Versuch, sich vor mehr Schmerz zu schützen? Oder beides?

Tscha, das kommt davon wenn Frau erst Nachmittags den Thread liest... dann muss sie halt von der ersten Seite zitieren ;) ...

Ich denke, manchmal renne ich mit offenen Augen in Situationen, die mir Schmerz zufügen und anschliessend stehe ich da und mache :patsch: ....
ich kannte es, ich ahnte es, ich habe es trotzdem getan.... das verbuche ich für mich meist unter 'noch nicht zuende gelernt'...
eine Vermeidungsstrategie entdecke ich bei mir häufiger wenn mir etwas Angst macht... da versuche ich mehr, eine Sache zu umgehen... bei Schmerz gelingt mir das weniger, da ich anfangs eher auf mein Herz als auf meinen Kopf höre.... bis zu dem Moment, an dem ich fest stelle.... 'oh, zuende gelernt'... jetzt nicht mehr mit mir und nicht so und dann bitte ohne mich.. :unsure:
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LadyGodiva
Beitrag 18.Jun.2008 - 17:13
Beitrag #46


Strøse
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Schmerz ist für mich gleichbedeutend mit jedweder Form von bewusst gewordenem Integritätsverlust.
Schmerz ist möglicherweise Erwachsenwerden, Endlichsein - bei jeder Schmerzerfahrung ein Stückchen mehr:
die erste Brandblase zeigt, dass Eisen tatsächlich zu heiß sein können,
der erste Liebeskummer, dass Mutterliebe ein Ideal ist und war,
der erste Trauerfall begräbt auch die eigene Unendlichkeit.

Und damit die glanzäugig-staunende Schönheit des Kindseins - den Glauben an Allmächtigkeit, an Zauberei - und an ein nimmer endendes Umarmtsein von der Welt.

Aber - jeder Schmerz verleiht uns eine eigene Tiefe und seine Akzeptanz die nötige Gelassenheit des Überdauerns. Und macht uns, unsere Wahrnehmung und Bewertung der Welt wohl nachhaltiger einzigartig als alles andere es je vermag.
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Leah
Beitrag 18.Jun.2008 - 17:22
Beitrag #47


Meer sein
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QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 12:21)
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13)
Den Konflickt,den ich für mich beendet habe,stellt auch im Nachhinein für mich kein ungelöster Knoten mehr dar....denn ich habe ihn für mich gelöst! Vielleicht nicht mit der Person,die es betrifft,aber es war mit ihr nicht zu klären,also habe ich es für mich geklärt,denn man kann bei anderen sicher nichts verändern,sondern nur bei sich selbst...und das habe ich getan...

Wie?

Ich habe lange an mir gearbeitet,andere Meinungen eingeholt....irgendwann für mich begriffen,dass ich mich entweder immer wieder über einiges aufregen kann,oder diesen Menschen aus meinem Leben streiche,weil es gar nicht möglich ist in Konfrontation zu gehn,weil es eben Menschen gibt die immer recht haben... Heute kann ich für mich sagen das Problem gelöst zu haben - für mich,so dass es sich auch gut anfühlt...
Diese Person versucht heute noch irgendeinen Kampf zu gewinnen,aber sie wird nie gewinnen,weil sie mir einfach nichts mehr bedeutet...
So ist der Knoten gelöst....
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Leah
Beitrag 18.Jun.2008 - 17:24
Beitrag #48


Meer sein
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QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 12:22)
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13)
Also ich kann nicht behaupten alles noch mal genauso machen wollen zu würden...aber darauf kommt es glaube ich auch nicht wirklich an...

Worauf kommt es an?

Für mich kommt es auf das JETZT an,dass ich ein Leben führen kann wie ich es mag....denn die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern,auch wenn ich heute manches mit Sicherheit anders machen würde....aber da man die Uhr nicht zurück drehen kann....kommt es darauf für mich heute nicht mehr an....
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robin
Beitrag 18.Jun.2008 - 17:51
Beitrag #49


I lof tarof!
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QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 13:08)
Ihr seid mir einfach zu schnell ... :o

Und irgendwie hab ich Schwierigkeiten, die abstrakte Vorstellung einer "Schmerzvermeidung" zu konkretisieren. Wie sehen solche Entscheidungen denn bei Euch praktisch aus?
...

Wie schmerzvermeidung 'praktisch' aussieht? Habe ich dich richtig verstanden?
Das übe ich ja tagtäglich ... was ich nicht verstehen kann ist den schmerz bewusst ausleben zu wollen.
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robin
Beitrag 18.Jun.2008 - 17:53
Beitrag #50


I lof tarof!
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QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 13:28)
QUOTE (Amelia @ 18.Jun.2008 - 12:46)
Vielleicht kann nur der Schmerz, dem wir voller Hoffnung, mit offenen Armen und ohne ihn zu erwarten entgegengehen, uns wirklich verändern und unseren Horizont erweitern.

Ich weiß zwar nicht warum ... aber dieser Satz "fühlt sich an", als würde er ins Schwarze treffen. :gruebel:

Das finde ich auch, denn diese art von schmerz 'kommt' und darf sich nicht vermeiden lassen, ohne dass uns etwas wichtiges entgeht.
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mandelbäumchen
Beitrag 18.Jun.2008 - 18:26
Beitrag #51


Naschkatze
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Ich wollte mit meinem Satz nicht dafür plädieren, schmerzhafte Situationen bewusst zu suchen, sich blind in irgendetwas zu stürzen oder in furchtbaren Situationen zu verharren.

Auch mein Bestreben ist es, mich von Schmerz fernzuhalten. Ich nehme eine Schmerztablette, wenn ich Migräne habe, lasse mir bei der Zahnärztin ein Spritze geben, wenn es wahrscheinlich wehtun wird. Ich vermeide Arztbesuche, weil sie für mich mit ziemlich fiesen Gefühlen einhergehen. Das das fatal werden könnte ist mir bewusst, und ich finde es auch nicht gut.
Auch ich bin bestrebt, mir Lebensumstände zu schaffen, die mir mehr Freude als Leid bescheren. Einen Arbeitsplatz, an dem ich respektiert werde, Menschen, die mir gut tun. Ich will glücklich sein, unbedingt! Und sollte ich eine tödliche Diagnose bekommen, will ich versuchen in ein Hospiz zu kommen, wo alles dafür getan wird, mir meine letzten Tagen so wenig unangenehm zu machen wie möglich.

Ich halte es für unheimlich wichtig, auf sich zu achten, auf die eigenen Grenzen und Bedürfnisse und natürlich auch Erfahrungen heranzuziehen, um Situationen zu beurteilen.
Aber Schmerzen lassen sich auch bei aller Erfahrung nicht immer voraussehen. Und manchmal verbirgt sich hinter dem, was wie Schmerz aussieht, das große Glück. Da mag es dann so aussehen, als sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass etwas schief geht. Aber wenn es wichtig genug ist, könnte es sich doch trotzdem lohnen, einen Versuch zu wagen. Pawlowsche Reaktionen weniger Ernst zu nehmen und von Schema F abzuweichen, die Dinge mal unter einem anderen Aspekt zu sehen.

Manchmal bringt uns eine riskante Entscheidung, gar eine Grenzüberschreitung dem Glück näher. Und wenn's dann doch nichts wird, sind wir um eine Erfahrung reicher. Oder um etwas anderes, mit dem wir nicht gerechnet haben. Selten enden solche Versuche tödlich. Aber es ist möglich sich zu Tode zu schützen. Ich weiß, wovon ich rede. Mein Schutzbedürfnis ist so hoch, dass ich manchmal sehr um meine Lebendigkeit kämpfen musste und muss.

Sport ist übrigens ein gutes Beispiel, wie Schmerz wohldosiert und vernünftig eingesetzt, die eigenen Möglichkeiten erweitern kann. Das erhöht dann auch die psychische Belastbarkeit im Alltag und es hilft Schmerz als etwas zu begreifen, was vorbeigeht. Schmerz ist dann nicht mehr so absolut, das nimmt ihm viel von seiner Macht.

Wenn wir leben wollen, kommen wir nicht um den Schmerz herum. Um lebendig zu bleiben, müssen wir uns bewegen, doch Bewegung birgt immer das Risiko der Verletzung.
Und eigentlich brauchen wir den Schmerz auch, um unsere Freude besser zu spüren. Als Kontrastmittel. Manchmal kann Schmerz auch sehr süß sein. Besser jedenfalls als Dumpfheit. Manchmal muss ich durch den Schmerz hindurchgehen, um von der Leere zur Freude zu kommen.

Sich auf andere Menschen einzulassen führt zwangsläufig zu Schmerz und Verletzungen. Da können wir einander noch so viel Wohl wollen, es passiert einfach.
Die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Liebesbeziehung am Ende mindestens eine der Beteiligten große Schmerzen leiden wird, ist sehr, sehr hoch. Es ist so gut wie unvermeidlich. Schließlich ist unsere Zeit hier auf Erden begrenzt.

Ich arbeite noch daran, dass mich dieses Wissen immer weniger davon abbringt, mich auf andere einzulassen. Hab aber noch einen weiten Weg vor mir.
Ich gebe mir aber - gelegentlich schmerzhafte - Mühe, auch unterwegs schon so glücklich wie möglich zu sein. :)
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Mausi
Beitrag 18.Jun.2008 - 21:21
Beitrag #52


Mama Maus
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QUOTE (robin @ 18.Jun.2008 - 18:51)
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 13:08)
Ihr seid mir einfach zu schnell ...  :o

Und irgendwie hab ich Schwierigkeiten, die abstrakte Vorstellung einer "Schmerzvermeidung" zu konkretisieren. Wie sehen solche Entscheidungen denn bei Euch praktisch aus?
...

Wie schmerzvermeidung 'praktisch' aussieht? Habe ich dich richtig verstanden?
Das übe ich ja tagtäglich ... was ich nicht verstehen kann ist den schmerz bewusst ausleben zu wollen.

Schmerzvermeidung bei mir:
Wenn ich eine Situation kommen sehe, die ich so oder schon sehr ähnlich durchmachte und für mich "klar" ist, dass ich dies nicht noch einmal möchte, schütze ich mich, wenn es geht. Sei es bzgl. Menschen, sei es bzgl. anderen Situationen - wobei nur Menschen wirklich "verletzen" können (meiner Meinung nach). Seele verletzen - der Körper ist ne ganz andere Sache.
Ein konkretes Beispiel, was ich nun öffentlich machen möchte, habe ich nun nicht zur Hand - im andern Beitrag nannte ich 2.

Wenn ich der Situation nicht ausweichen kann, muss ich mich erneut damit auseinander setzen - versuchen den Schmerz, der mich eben an frühere Erfahrungen erinnert, zu verarbeiten bzw. auszuschalten. Oder eben, besser, die Unterschiede zu der "alten" Situation zu sehen, zu sehen - heute ist anders, ich bin anders als vor 1 Woche, 1 Jahr, 10 Jahren, 20 Jahren usw. usw. (hört sich leicht an, ist es nicht unbedingt!).

Was es angeht, den Schmerz bewusst zu durchleben - erst wenn ich weiß, WAS den Schmerz auslöst - kann ich das "entschlüsseln" - kann ich es unabhängig von mir sehen und kann entschlüsseln, auf was ich so reagierte. Heißt - kann ich mich und meine Einstellung sowie auch mein Verhalten ändern. Reflektieren, was es mit mir macht, wieso es das mit mir macht und was ich machen kann, damit es das nicht mehr macht. Aber dafür muss ich es bewusst durchlebt haben - außer ich habe noch die Erinnerung daran "auf dem Schirm", was es auslöste - und eben was mein Anteil der Situation war. Ist bei mir jedoch bei sehr schmerzhaften Erinnerungen und Situationen erstmal selten der Fall.
Allerdings merke ich durchaus, ob eben eine Situation/ ein Mensch etwas bei mir auslöst - und das bewusste Unterschiede suchen zur Situation, zu der Person macht es mir dann einfach, und lässt mich auch differenzieren. Es gibt zwar ähnliche/gleiche Typ Menschen, jedoch nicht alle haben 1 Charakter - und daran muss ich mich dann halten - wohlwissend, die Distanz zu wahren. Jedoch wird meist, irgendwann, doch das bestätigt, was eben den Typ Mensch ausmacht - und entweder ich warf mein Bauchgefühl über Bord und bin "selbst schuld" - oder eben ich kann anders damit leben und umgehen, hieße, mein Einstellung dazu hat sich geändert.

@mandelbäumchen
Sport ist ein unheimlich gutes Mittel, den Schmerz und die damit zusammenhängenden Gefühle raus zu lassen - frei zu laufen, frei zu schwimmen oder eben sich einfach davon zu befreien.
Ich denke verletzt werden ist das eine - inwieweit es einen trifft, etwas anderes. Und es kommt darauf an, wer verletzt und inwieweit man es sich vorher schon hat spiegeln können. Nein, ich denke ich habe durchaus verstanden was Du meinst, der Satz jedoch hörte sich so "lax" an, eben wenn man nicht in der Situation ist sozusagen. :gruebel: - hoffe es kommt noch richtig rüber?
Ein Leben ohne Schmerz würde bedeuten, es nicht würdigen zu können, das Gute, was man danach eben erreicht.
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sonnenstrahl
Beitrag 18.Jun.2008 - 23:06
Beitrag #53


verboden vrucht
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Je mehr es mir gelingt, Achtsamkeit und Einsicht in meinen erfahrenen Schmerz zu bringen, desto weniger schreckt mich neuer Schmerz, und desto weniger klammere ich mich an etwas, was sich in mir oder äußerhalb von mir zu verändern wünscht.
Ich gehe mit meinem Schmerz nicht immer gleich um: Mal weise, mal kindisch, mal hintenrum, mal überschwenglich ... je nach momentaner Verfassung. Entsprechend offen oder verschlossen bin ich gegenüber seinem Besuch, entsprechend taktisch oder impulsiv, zaghaft oder unerschrocken bin ich in meinem Handeln.
Doch eine Erkenntnis setzt sich allmählich so oder so durch:
Mein Schmerz ist letztlich immer derselbe, immer schon da gewesen, berührt durch die verschiedensten Anlässe.
Einen anderen als diesen wohlbekannten Schmerz wird es in meinem Leben nie geben - mal zeigt er nur mal eben einen Zipfel von sich, mal dauert sein Besuch in meinem Bewusstsein länger als sonst üblich, mal erscheint er in seiner vollen Größe mit Unmengen von Gepäck.
Wenn er da ist, ignoriere ich ihn manchmal erst eine Weile. Das kennt er schon von mir. Dann spielt er den Verschmähten, und bläst sich riesig auf. Und manchmal schmeiss ich mich ihm ohne Verzug in die ausgebreiteten Arme.
Früher oder später jedenfalls heul ich ganz furchtbar, liefere mich ihm aus, und überschwemme mich selbst mit meinen Tränen ... bis ich beschließe, dass ich mich jetzt auch mal wieder um meine anderen Gäste kümmern will.
Ein guter Freund, der manchmal nervt und verdammt lästig, ja geradezu nestbesetzerisch erscheint, und mit dem ich schon das eine oder andere Mal wütend brechen wollte, so sehr fühlte ich mich durch ihn am glücklichen Leben gehindert - aber Hand auf´s Herz: Was wär ich ohne ihn geworden? Wüsste ich überhaupt, was Glück ist? Welch Kreativität hat er in mir geweckt! Welche Wege hat er mir erschlossen! Was für Kräfte in mir hab ich durch ihn entdeckt ...
Unglücklich war ich eigentlich gerade dann, wenn ich versucht habe, Schmerz zu vermeiden.
So weit meine Ode an den Schmerz für heute abend.
(Nein, ich bin keine Masochistin.)
Nächtle.


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Lilly76
Beitrag 19.Jun.2008 - 10:05
Beitrag #54


Satansbraten
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wow...das ist ja ein spannendes Thema!!!!!!!!!!
Und es rattert und rattert in meinem Kopf....

Für mich selber ist mein größter Schmerz meine Kindheit! Und da ich dem so völlig ungeschützt damals ausgesetzt war, komme ich heute in Situationen, wo es mich völlig unvorhersehbar in die Knie zwingt....
Und das finde ich das schwierige daran...es ist ein Abwägen zwischen...das kenne ich schon und brauche es nicht mehr....das kenne ich aber das Risiko will ich eingehen, habe ich doch die Hoffnung, dass es anders wird ( und Hoffnung treibt uns immer an ) oder auch ein anderer Antrieb...nämlich: diesmal schaff ich es, diesmal haut es mich nicht so aus den Puschen!
In manchen Situationen ist es einfach...ich manchen sehr schwer, weil auch andere Gefühle und Konsequenzen eine Rolle spielen!

Und ist der Schmerz denn wirklich so alleine zu betrachten??? Wenn ich es wirklich schaffe, mich vor dem Schmerz zu schützen, was ist mit den anderen Emotionen? Vielleicht plagt mich ein furchtbar schlechtes Gewissen? Vielleicht kann oder möchte ich mit der daraus entstandenen Verantwortung nicht leben???

Und...die Frage: wie kann jemand sich für den Schmerz bewußt entscheiden...das ist doch krank!
Ich habe mal - vor einiger Zeit - gesagt: mit Schmerz kenne ich mich aus, da weiß ich ,was ich fühle!
Das passte in mein Muster Ich konnte mich ( ich sage das mal ganz provozierend ) in meinem Schmerz verziehen, es war die Ausrede für meine Unfähigkeit, darauf konnte ich mich ausruhen! Ich bekam sogar noch Aufmerksamkeit..die arme Lilly..

Natürlich bügel ich meine Wäsche, obwohl ich mich verbrannt habe, natürlich verliebe ich mich wieder, obwohl ich verletzt wurde!
Und natürlich passe ich heute besser auf mich auf! Aber ich merke, wie ich mir viele Dinge genommen habe, indem ich entweder in meinem Schmerz versunken bin oder aber meine Mauer sooo hoch gebaut habe, dass ich ihn erst gar nicht spüren kann!
Davon versuche ich mich gerade zu lösen! Es zuzulassen...auch auf die Gefahr hin, dass ich verletzt werde...dass der Schmerz wiederkommt. Denn ich für mich kann sagen, dass ich nur wirklich leben und lieben kann, wenn ich auch das Risiko zulassen, leiden zu können!
Denn wo fängt das an??? Der Schutz!?
Ich wollte jahrelang so gerne eine Katze! Habe mich aber dagegen entschieden, weil ich es einfach so schlimm finde, wenn dem Tier dann mal etwas passiert.
Nun haben wir 2 wundervolle Katzen..eine absolute Bauchentscheidung...und ja!!! ich hätte das umgehen können, indem ich einfach ins Tierheim nicht mitgefahren wäre...bin ich aber! Und nun sind sie bei uns...ihre Lebenserwartung wird nicht sehr hoch sein, weil sie beide ziemlich angeschlagen sind. Aber! Und ich kann jetzt schon sagen, dass ich es nicht bereut habe und es auch nicht tun werde, denn das, was sie uns schenken...diese Dankbarkeit und das Vertrauen, als wüßten sie, was wir getan haben, das bereichert mein Leben mit soviel Freude und Glück!

Und selbst, wenn ich mich heute davor schütze, meiner Mutter zu nah zu kommen...sie ist in meinen Gedanken...und ich kann nicht abschätzen, was es in mir auslösen wird, wenn ihr was passieren sollte und ich keine Möglichkeit mehr habe, etwas zu klären..nicht, dass ich jetzt wüßte, dass ich was klären will. Aber ich finde einfach, dass der Schmerz nie alleine steht! Und dass wir, selbst, wenn wir wissen, dass uns etwas schmerzen wird, nie sicher sein können, was es anstelle von dem Schmerz mit uns tun wird!
Wißt ihr, wie ich das meine??

Vielleicht sollte die Frage einfach anders formuliert werden ;)
Wie kann es mir gelingen, meine gemachten Erfahrungen und meine eigenen Muster mit meinen Wünschen und Hoffnungen in Einklang zu bringen, und zwar so, dass es MIR damit gut geht :was:

Nein..im Ernst..ich denke, dass unser Unterbewußtsein da schon eine sehr gute Aufgabe macht, es..oder wir..schützen uns eh schon vor vielen Dingen, die uns nicht gut tun! Und am Ende ist es doch auch gut, dass wir manche Dinge bewußt entscheiden können...mit allem, was wir haben..unseren Erfahren..unserem Bauchgefühl...mit dem Wissen, ins offene Messer zu rennen aber es versucht zu haben!
Und auch mit der Möglichkeit, es beim nächsten Mal anders..besser..oder auch schlechter machen zu können!

Liebe Grüße,
Lilly
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dandelion
Beitrag 19.Jun.2008 - 11:01
Beitrag #55


don't care
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QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 11:51)
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 10:48)
Deshalb ist es schwierig und oft unverständlich für mich, wenn ich erlebe, dass Personen, die eigentlich genau wissen, was auf sie zukommen wird, sich trotzdem für den schmerzhaften Weg entscheiden.

Aber seit gestern überlege ich, ob das nicht auch eine ganz bewusste Entscheidung sein kann... nicht eine, die eine Person trifft, weil sie nicht anders kann....

Wenn es eine bewußte Entscheidung ist,dann hat das ja einen Selbstverletzungscharakter....und ist nicht wirklich gesund....

In dem Punkt kommt es, denke ich, darauf an, was sonst noch auf dem gewählten Weg steht.
Die wenigsten Situationen im Leben sind so schwarz/weiß, daß man auf dem einen Weg nur ins Verderben rennt, ohne wunderschöne Blumen am Wegesrand zu finden, auf dem anderen aber geradewegs ins Paradies auf Erden wandeln kann, ohne sich durch diverse Schlammlöcher und Mückenschwärme schlagen zu müssen.

Mal bildlich gesprochen.

Vor einiger Zeit entdeckte ich im Miteinander mit einem Menschen alte, gefürchtete Muster. Letzten Endes habe ich mich darauf eingelassen, und alle meine Befürchtungen traten ein. Ich kam mir unendlich dumm und schwach vor, nachgegeben zu haben.
Andererseits war dieses Gefühl ein starker Motor, um in den darauf folgenden Wochen endgültig etwas ändern zu wollen. In Gebieten, die mit dem zwischen uns Vorgefallenen absolut nichts zu tun hatten.
Und für eine ganze Weile habe ich das auch durchgehalten.

Aktuell ist bei mir auch ein etwas größerer Schmerz zu Gast (danke sonnenstrahl für das Bild :blumen2: ), den ich schon erwartet hatte, als er ankam. Warum habe ich mich dafür entschieden, ihm entgegen zu gehen? Weil ich befürchten mußte, daß er nur weiter wächst, wenn ich versuche, vor ihm zu flüchten. Und daß er mich dann anspringen, umreißen und sich zufrieden auf mich setzen würde wie ein junger Bernhardiner.
Und weil ich hoffte, mein Bauch hat Unrecht, nur dies eine Mal... Tja.

Mittlerweile hat sich aus meinen schmerzlichen und schönen Erfahrungen eine Art Raster im Kopf gebildet, das neue Situationen scannt und sagt "das ist gut, das ist schlecht, was willst du?" und der Bauch grummelt die neue Fahrtrichtung.
Anfangs habe ich nur nach dem geschaut, was schön war, und die Schmerzen ignoriert. Dann wurde es zusehends umgekehrt, die Aussicht auf Leid macht mich ungeduldig und nervös. Ich habe momentan Angst, zu sehr in letztere Richtung zu schwenken. Zu wenig darauf zu achten, was schön ist, und zu sehr darauf, was nicht schrecklich ist. Es führt, so fürchte ich, für mein Empfinden zu sehr in die Abstumpfung und Gleichgültigkeit.

Hinzu kommt, was sonnenstrahl sagte. Ich schreibe gern Gedichte. Das klappt aber nur, wenn ich darunter leide, daß das, was ich leben kann, nicht hinreichend mit dem kongruent ist, was ich leben will.
Ich habe einen unglaublich trägen Charakter. Man muß mir schon mit dem Brenneisen die Katastrophen in den Allerwertesten brandmarken, bis sich eben jener mal aus Jammertälern hinausbewegt... Daher lebe ich Schmerz, der sich entgegen besserer Hoffnungen eingestellt hat, mittlerweile aus. Wenn diese Energie sich schon gegen mich richtet, warum nicht sie als Zugpferd aus der Misere mit-einsetzen?
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LadyGodiva
Beitrag 19.Jun.2008 - 16:10
Beitrag #56


Strøse
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Lebendigsein ist die jahrzehntelange Kunst der Agonie.

Die Anerkennung dieser Tatsache kann ich nicht mit Masochismus assoziieren, eher im Gegenteil. Allein das Wissen um die Möglichkeit des endgültigsten aller Schmerzarten zwingt mich in eine pralle Lebendigkeit. Das empfinde ich als lebensnatürlich, als eine Art kindlichen Trotz wider die Empirie.
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dandelion
Beitrag 19.Jun.2008 - 16:16
Beitrag #57


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wenn ich diesem trotzigen Kind nun Worte in den Mund lege, lauten sie dann folgendermaßen?
"So so, Tod. Du meinst also, ich kann dir nicht entkommen?
Weißt du was? Du kannst mich mal. Ich leb jetzt. Ob's dir paßt oder nicht."

So zirka? (Verständnisfrage, kein Lauern auf Verrißmöglichkeiten, eher im Gegenteil ;) )
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LadyGodiva
Beitrag 19.Jun.2008 - 16:19
Beitrag #58


Strøse
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Ja, in etwa ein globales *nänänänänäää* :newwer:
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dandelion
Beitrag 19.Jun.2008 - 16:55
Beitrag #59


don't care
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:D na denn: "Ällabäääätsch!" :newwer:
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shark
Beitrag 19.Jun.2008 - 17:05
Beitrag #60


Strösenschusselhai
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Nur zwischendurch von shark, die es hasst, einen Thread eröffnet zu haben und dann in der Situation zu sein, ihn aus Zeitmangel gar nicht wirklich begleiten zu können (ich bitte um Entschuldigung :roetel: ): Ich finde Eure Beiträge spannend und vielschichtig, erhellend und "aufklärend". Vielen Dank für Eure Aufrichtigkeit, die persönlichen Geschichten und alle Gedanken zum Thema. :blumen2:

Liebe Grüße,

shark
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